Mission 3: Attacke der Freibeuter

Starbase Mamori - Die Chronik
Juni 2007, Teil 1: Gesamt 80 Züge
Spielzeit: 3. Juli 2380, ca. 10:30 Uhr
Sternzeit 57.506,7

Kapitel 46: Wiedersehen

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*** Starbase Deep Space 5, 2 Tage zuvor: 01.07. 2380 ***

   -- Unterkunft John Harris

John saß mit gekreuzten Beinen auf seinem Bett, er lehnte sich gegen die Wand und schloß die Augen. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Das Oberkommando hatte ihm einen neuen Posten zugewiesen, eigentlich hätte er bereits auf der Mamori Station eintreffen sollen, doch sein Transport hatte unerwartete Schwierigkeiten bekommen und hatte seinen Flug hier unterbrechen müssen.

Nun saß er hier fest. Natürlich hatte Harris sofort das Oberkommando informiert und zur Antwort bekommen, bei dem ihm zugedachten Posten solle es doch kein Problem für ihn darstellen eine Lösung zu finden, und das schnell.

'Eine Lösung', überlegte John, und dann fiel ihm wirklich eine Möglichkeit ein. Rasch erhob er sich, trat an sein Terminal heran und fragte den Computer: "Computer, befindet sich hier im Augenblick ein Schiff, das zur Mamori Starbase weiter reisen will?"

"Ja", bekam er zur Antwort: "Hangar drei, ein Frachter der Sydneyklasse, der Kapitän ist Marcus Stone."

'Gott sei Dank!' Erleichtert atmete John auf, seine Situation war vielleicht doch nicht so hoffnungslos, wie er geglaubt hatte. Er verließ sein Quartier, um sich auf den Weg zu Hangar drei zu machen.


--- DS5, Hangar drei

'Nicht gerade vertrauen einflößend!' John betrachtete zweifelnd den alten Frachter.

"Was wollen Sie!"

John zuckte zusammen und drehte sich in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete. Ein Mann stand vor ihm. Freundlich sagte Harris: "Verzeihen Sie, ich suche Mr. Marcus Stone."

"Das bin ich", lautete die alles andere als höfliche Antwort des Mannes: "Was wollen Sie?"

"Verzeihen Sie mir", begann John höflich: "Mein Name ist John Harris, ich bin Lieutenant der Sternenflotte und auf Grund technischer Schwierigkeiten hier gestrandet, wenn man so will. Nun habe ich gehört, Sie reisen weiter zur Mamori und hoffe, Sie werden mich mitnehmen."

"Ah, ein Sternenflottenoffizier!" Plötzlich äußerst freundlich kam Stone auf ihn zu: "Es ist mir ein Vergnügen. Allerdings sind Sie nicht mein einziger Passagier, ein Rha'hiera'khem wird ebenfalls dabei sein.Er befindet sich bereits an Bord. Sie sollten sich etwas beeilen und Ihre Sachen holen, denn in dreißig Minuten brechen wir auf. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte." Damit drehte sich Stone um und verschwand, ohne auch nur einen weiteren Blick für den Lieutenant übrig zu haben.

John war etwas verblüfft, fing sich allerdings sofort wieder und beeilte sich sein Gepäck zu holen. Gerade rechtzeitig erreichte er das Schiff wieder, verstaute sein Gepäck und blickte sich nach einem Platz um.

-- Frachter "S.S. Hamburg", Sydneyklasse

Ein Ferengi betrat den Frachter und ging zielstrebig auf Stone zu: "Mein Name ist Flynk. Mir wurde gesagt, dass Sie für wenig Latinum auch Personen transportieren und Sie nach Starbase Mamori fliegen. Das wäre ganz gut wenn das so wäre. Ich habe wenig Latinum und ich, und meine Gepäckstücke, müssten geschäftlich nach Starbase Mamori. Wissen Sie, der frühe Ferengi verdient das meiste Latinum. Mein Geschäft auf der Starbase wäre das einzige seiner Art. Ich habe auf der Starbase die einzige Lizenz zum Verkauf von seltenen Blumen." Er streckte Stone ein kleinen Beutel mit Latinumstücken entgegen. "Das ist alles was ich noch an Latinum besitze. Aber in ein paar Wochen werde ich bestimmt in Latinum baden. - Möchten Sie eine Rose kaufen?" fragte Flynk freundlich Harris, der im Begriff war sich zu setzen.

Stone musterte den Ferengi von oben bis unten. Ein wenig Latinum zu verdienen konnte nie schaden, und wenn er bedachte, dass der Sternenflottenangehörige rein gar nichts zahlte...

"Ja, das ist richtig", entgegnete er schließlich freundlich: "Und ich denke, was Sie mir bieten ist akzeptabel. Ich heiße Sie an Bord der S.S. Hamburg herzlich willkommen. Doch nun entschuldigen Sie mich, bitte. Ich habe noch einiges zu erledigen und die Zeit wird knapp." Damit wandte sich der Captain von dem Ferengi ab.

John war gerade dabei es sich ein wenig bequem zu machen. Er hatte sein Gepäck verstaut und sich einen Platz gesucht. "Nein, vielen Dank!"

Harris betrachtete den Ferengi mißtrauisch: "Ein weiterer Passagier?" erkundigte er sich.

"Ja, auf dem Weg nach Mamori um dort meine wundervollen Blumen zu verkaufen. Ich heiße übrigens Flynk." Mit diesen Worten streckte ihm der Ferengi die Hand entgegen.

John ergriff sie kurz: "John Harris, die Freude ist ganz meinerseits." Seinen Rang verschwieg wie üblich wenn er sich vorstellte. "Sie reisen also geschäftlich nach Mamori?" hakte er noch nach.

"Eine Ferengi reist immer geschäftlich", erwiderte daraufhin Flynk flink. Seine Gepäckstücke wurden währendessen an Bord gebrach. Er fand es nett von diesem Stone, das er fürs Gepäck keine extra Gebühren nahm. Denn es waren nicht wenige Gepäckstücke, die der Ferengi besaß. "Dort drin sind ein paar der kostbarsten Blumen dieses Universums. Für viele Personen auf der Starbase bringe ich ein Stück Heimat auf die Station. Sie kommen von der Erde?" fragte Flynk, obwohl er es schon längst wusste. "Vom welchen Teil der Erde?"

John, der es sich inzwischen bequem gemacht hatte, musterte den Ferengi. Er hatte nicht vor, sein ganzes Leben vor diesem Mann auszubreiten. "Ja, von der Erde", stimmte er zu, die zweite Frage allerdings ließ er unbeantwortet und versuchte das Thema in eine andere Richtung zu lenken.

"Sie verkaufen also Blumen?" erkundigte er sich freundlich und versuchte dabei interessiert zu wirken: "Damit können Sie Gewinn erzielen?"

"Besonders an Feiertagen", antwortete der Blumenhändler und rieb sich die Hände. "Sie kommen also von der Erde. Sie sind sicherlich Japaner", lenkte er das Gespräch wieder in die andere Richtung. "Ich habe Bonsai-Bäume, die nicht viel Pflege brauchen und nicht viel Platz im Quartier eines Sternenflotten-Offizier wegnehmen. Sie sind doch Offizier von der Sternenflotte, oder?"

John konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, der Ferengi begann ihn wirklich zu amüsieren. "Japaner?" hakte er belustigt nach: "Das nun wirklich nicht, nein." Und immer noch gut gelaunt fügte er hinzu: "Doch ich werde Sie enttäuschen müssen, denn ich werde Ihnen nichts abkaufen. Also währe es furchtbar freundlich von Ihnen, wenn Sie die Angebote diesbezüglich unterlassen könnten. Pflanzen haben in meiner Unterkunft nichts zu suchen." Und nach kurzem Zögern fügte er noch scherzhaft und mit einem Zwinkern hinzu: "Nicht dass ich Sie noch wegen unredlicher Geschäftspraktiken in Gewahrsam nehmen muss!"

John hatte bei seinem übereilten Aufbruch darauf verzichtet seine Uniform anzulegen und auch Rang und den Grund seiner Reise hatte er bisher für sich behalten.

Er wollte noch etwas hinzu fügen, doch in diesem Moment kam Captain Stone herein: "Meine Herrschaften, ich habe gerade die Starterlaubnis erhalten. Also sollten Sie noch etwas zu erledigen haben, ist jetzt zu spät. Ich warte auf niemanden." Und mit einem Schmunzeln fügte er noch hinzu: "Einen angenehmen Flug wünsche ich Ihnen allen!"

Stone setzte sich an seinen Platz und traf die letzten Vorbereitungen für den Start. Er schaltete alle nötigen Konsolen ein, die auch sofort zu blinken begannen um ihre Aufgaben zu erfüllen. Doch nur einen Augenblick später versank das gesamte Schiff in Dunkelheit.

"Brauchen Sie vielleicht Hilfe?" rief John von hinten.

"Oh nein!" bekam er fröhlich zur Antwort und meinte zu erkennen, wie der Kapitän einige Male kräftig mit der flachen Hand auf die Konsole schlug: "Sie ist halt nicht mehr die jüngste!"

'Vielleicht sollten wir alle schieben', ging es Harris durch Kopf, doch behielt er das lieber für sich.

Eine gewaltige Erschütterung ließ den Frachter erbeben. Und John kamen erste Zweifel über die Wahl seiner Mitreisegelegenheit.

Einige Zeit später war die Station bereits aus ihrem Blickfeld verschwunden. "Na, was habe ich Ihnen gesagt! Kein Problem!" Richtig glücklich klang Stone dabei.

Doch John spürte einen leichten Anflug von Panik, was bei ihm äußerst selten vorkam. 'Wenn der sich schon über einen gelungenen Start derart freut,..'

   -- S.S. Hamburg, Quartier Jhirrean'ka'Fhiom

Jhirrean spürte die Erschüterung nur zu deutlich. Das Schiff startete also. Gut so, es hatte lange genug gedauert.

Jhirrean hatte nichts von seinem Gepäck in seinem Quartier, von einem kleinen Beutel mit Nahrungskonzentrat abgesehen. Während der Reise hatte er nicht vor, etwas anderes zu tun als zu warten und für seine Ernährung zu sorgen.

*** Donnerstag, 3. Juli 2380 (Mamori-Zeit) ***


--- Planet Saxon, altes Kraftwerk, morgens (ca. 06:30 Mamori-Zeit)

Je'Van Fe und Pettoch Dhanal saßen zusammen im alten Kraftwerk auf Saxon und gingen die Bücher ihres Bezirks durch. Der Tra und der Fasa waren die Anführer einer kleinen Zelle von Eintreibern. Sie kontrollierten für die Famossa einen zufällig ausgewählten Personenkreis, der über das ganze Sarkass-System verteilt war. Auch hatten die Personen keine Verbindungen, weder geografisch, noch ökonomisch, noch genealogisch. Sie alle schuldeten der Famossa Verbindlichkeiten, waren erpressbar oder waren als tributpflichtig ausgewählt worden. Je'Van Fe und Pettoch Dhanal erledigten die schmutzige Arbeit mit ihrer Zelle. Ihr rohes Handwerk konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass wenigstens die beiden Anführer ebenso gerissen und brillant, wie auch skrupellos und brutal genug für ihre Arbeit waren. Das machte den Tra und den Fasa zu zuverlässigen Famossi. Auch das alte Kraftwerk hatte man nicht umsonst ausgesucht. Es stammte aus der ersten Invasion des Konflikts mit Minory Prime. Es war ein alter Fusionsreaktor auf U238-Basis. Mit Ausnahme der abgeschirmten oder dekontaminierten Bereiche des Kraftwerks war das Strahlungsniveau so hoch, dass niemand eine Funknachricht oder Transportersignatur hier hin würde verfolgen können. Ebenso maskierte die Strahlung die Lebenszeichen der Anwesenden.

Zu den Anwesenden gesellten sich in diesem Moment zwei junge Lafo. Die Jungs waren einfache Botenläufer und entbehrliche Schläger, solche die man mit Drogen bei der Stange hielt. Sie hatten eine kleine zierliche Gestalt dabei, deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Sie hatte eine Kapuze über dem Kopf, um nichts zu sehen. Das war der Auftrag der Lafo gewesen.

"Ist sie das?" fragte Je'Van. "Mighan Pihto?"

Unter der Kapuze war ein bestätigendes Schluchzen zu hören, und der Kopfüberzug knickte ein als das Mädchen mit dem Kopf darunter nickte.

"Wir haben sie ihrem Vater aus den Armen gerissen, sie ist die Richtige! Wofür hältst du uns?" fragte der Lafo, der gerade nicht zugedröhnt war.

"Für einen dämlichen Booze-Süchtigen, der chronisch zwei Unzen davon entfernt ist sein letztes bisschen Verstand wegzuschniefen! Hol dir deine Dosis und lass dir den Ausgang zeigen!" erwiderte Fe. "Mister Dhanal..." forderte er seinen Partner auf.

Dieser deligierte es an einen höherwertigen, und daher nicht abhängigen Boten die Lafo zu bezahlen.

"Geht doch Trapassark!" murmelte der zugedröhnte Junge.

"Wie war das!?" fragte Pettoch. "Hast du mit Mister Fe gesprochen, du tote Schwuchtel?!" Er klang nicht wütend, nicht erbost. Er klang gar nicht... einfach nur kalt.

"Er sagte 'Danke, Roár'!" half ihm sein Kumpel aus der Patsche.

"Sprichst du nochmal so undeutlich, brenne ich dir mit meiner EM-Kanone deine Zunge als Memo an die Stirn! Ihr seid entschuldigt und dürft gehen", meinte Dhanal.

Die drogensüchtigen Lafo wurden unsanft hinaus getrieben. Langsam ging Je'Van Fe zu dem Mädchen, mit dem die beiden Eintreiber nun alleine waren. Der Tra zog der kleinen Lafo-Sarkassianerin die Kapuze über den Kopf und öffnete ihre Fesseln. "Alles in Ordnung? Tut dir etwas weh?" fragte er mit leiser, sanfter Stimme.

Die junge Mighan Pihto spürte trotzdem, dass es ein lauernder Ton war. Sie schüttelte ängstlich mit dem Kopf.

"Ich möchte mich für die derbe Sprache von Mister Dhanal entschuldigen. Sark wie diese beiden verstehen keinen anderen Ton."

Der Fasa Pettoch Dhanal lehnte an Fes Tisch und meinte devot tuend: "Verzeih mir bitte... oh bitte verzeih mir... Lanira..."

Je'Van Fe registrierte den Namen. Dass Dhanal ihn benutzt hatte änderte die Situation. Routiniert überlegte Fe, welchen Einfluss er noch auf die Geschehnisse nehmen konnte, und mit welchem Verhalten ihm, der Famossa und seiner Zelle am besten gedient war, in exakt der Reihenfolge. Mighan Pihto kam in dieser Überlegung nicht vor. "Mighan... weißt du, wieso du hier bist?" fragte er das Mädchen leise.

Sie war keine 10 Jahre alt. Sie mochte in dem Alter sein, in dem man klug genug war zu begreifen was man sah, in dem man aber noch so behütet und unschuldig war, dass man sich der Erkenntnis verweigerte, wie lebensfeindlich das Universum im Grunde war; wie vor allem die Mitmenschen darin waren. "N- ... nein...", antwortete Mighan mit zittriger, heller Stimme.

"Nun... dein Vater hat uns ein Versprechen gegeben, und es nicht gehalten. Wir möchten, dass du ihn für uns daran erinnerst", erklärte Je'Van Fe geduldig.

"W-... was habe ich damit zutun?" erkundigte sie sich verzweifelt.

"Oh Lanira... wie mutig bist du...", schwärmte Pettoch Dhanal und begann verträumt durch den Raum zu wandern.

Fe hatte keine Zeit zu verlieren. Er redete mit der Kleinen weiter und ließ Dhanal nicht aus den Augen. "In einer Familie steht man füreinander ein, man steht füreinander gerade. Dein Vater hat sein Versprechen nicht gehalten."

"Auf dich kann man sich doch verlassen? Du bist ein gutes Mädchen? Ein hübsches, braves Mädchen, eine Lanira...?" verfiel Dhanal in einen säuselnden, schwärmerischen Tonfall.

"Ich... ich bin... bin doch noch ein Kind...!" rief sie verzweifelt. Sie zitterte immer heftiger.

Dezent schob sich Fe zwischen Pihto und Dhanal. "Aber du bist doch schon groß... du verstehst doch, was wir sagen?" fragte Fe.

Mighan Pihto nickte zögernd. Trotz dass Fe sie abschirmte, hatte Dhanal sie nun erreicht. Er stand hinter ihr, legte behütend die Hände auf ihre Schultern. Mighan zuckte heftig zusammen und wimmerte. Sie spürte die bedrohliche Aura, die von dem Fasa ausging.

"Oh kleine, liebliche Lanira... ich sehe dich... ich höre dich... ich höre dich zu mir sprechen!" jubelte Pettoch Dhanal verzückt.

Es war vorbei, Je'Van Fe hatte nun keine Zeit mehr mit dem kleinen Mädchen zu reden, nun musste er Dhanal ein Frieden lassen. Die letzten Augenblicke musste Fe noch lenken, etwas Produktives aus Dhanals Kontrollverlust herausschlagen. "Du siehst, Mister Dhanal kann dich gut leiden", sprach Fe beruhigend auf sie ein. "Wir wollen eine Videonachricht für deinen Vater aufnehmen, indem du ihn daran erinnerst sein Versprechen einzulösen. Danach nimmst du ihm die Nachricht mit nach Hause. Alles klar?" fragte der Tra.

Wieder nickte Mighan Pihto, doch ihr schlotterten die Knie so heftig, dass sie jeden Moment zusammenbrechen musste.

Dhanal Pettoch betrachtete sie immernoch verzückt und massierte ihre schmalen Schultern. Aufmunternd tätschelte Je'Van ihre Wange. "Geh nun mit Mister Dhanal mit, er macht das Video. Wir sehen uns später, wenn wir dich nach Hause bringen."

Dhanal jubelte und murmelte vor sich hin: "Oh ja, süße Larina, du hast so recht... - oh, du weißt, was mir gefällt...- sicher, dass du das aushälst? - Ah, natürlich, du bist so tapfer... - Oh! Hihi, was bist du verdorben...!" Damit schulterte der kleine Fasa die junge Lafo und huschte mit ihr durch einen weiteren Ausgang in den 'Käfig'.

Hastig ging Fe zu seinem Schreibtisch und drückte ein Schaltelement. Schwere Schotten rastete im 'Käfig' ein und versiegelten ihn. Dhanal konnte nicht heraus, und das war gut so.

Je'Van Fe fürchtete den Fasa nicht, aber er brauchte ihn noch. Daher konnte der Tra ihn nicht töten. Wenn Dhanal jedoch zu 'Lanira' sprach, konnte nichts anderes ihn aufhalten. Pettoch Dhanal war skrupellos und brillant, aber genauso schizophren und pädophil. Bevor beide Partner geworden waren, hatte der Fasa noch nicht für die Famossa gearbeitet, sondern für sich alleine. Ihn hatten Restsignaturen von gefälschten Überweisungssignaturen und Scheingeschäften umgeben, genau wie vermisste Kinder; zu dutzenden, zu hunderten. Seit beide zusammen für die Famossa arbeiteten, beseitigte Je'Van Fe die Spuren. Während seiner Einzelgängerzeit hatte die kleine Lanira eine Zäsur bedeutet: ihre kindliche Seele war bereits so verstümmelt, ihr Empfinden derart verzerrt, dass sie die endlose Zeit mit Pettoch Dhanal genossen hatte. Seitdem erschien das Mädchem dem Fasa immer wieder, beteuerte ihm seine Liebe, und schlug ihm immer bösartigere, ekelerregendere Foltermethoden vor, feuerte ihn dazu an sich gehen zu lassen. Wenn das passierte hatte Dhanal keine Gewalt über sich.

Der 'Käfig' war ausbruchsicher und mit Schwarzlichleuchten ausgestattet, damit man alle Spuren Pettoch Dhanals Drang leichter ausmachen und entfernen konnte. Je'Van Fe nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und goss sich einen Longdrink ein. Dhanal würde sich Zeit lassen, das tat er immer. Auch würde er nicht zulassen, dass Mighan starb, dazu war er zu geschickt.

Je'Van hätte lieber etwas Anderes getan, seine Gedanken von den Abartigkeiten seines Partners abgelenkt, aber er musste aufpassen. Er brauchte die letzten Sekunden, die Mighan Pihto noch leben würde. Mit einem weiteren Griff auf ein Schaltelement ließ er sich die Biowerte der kleinen Lafo anzeigen.

Ihre Neurotransmitter reichten fast bis zum Anschlag, und doch war sie laut Enziphalogramm bei Bewusstsein. Sicher hatte Dhanal ihr ein Aufputschmittel verabreicht. Sie würde alles spüren, bis zum Ende.

Je'Van empfand wenig dabei. Nüchtern überlegte er, dass Dhanals Labilität die Zelle eines Tages in Gefahr bringen würde. Sie war eine zu große Unbekannte. - Oder noch schlimmer: Sie würde Je'Van Fe persönlich in Gefahr bringen! Wenn das passieren würde, würde Pettoch Dhanal sterben. Bis dahin war er eine große Hilfe, war er ein Partner. Wenn es eine Mighan Pihto mehr oder weniger brauchte, um ihn zu kontrollieren, bedeutete das Fe herzlich wenig.

*** Morgens, ca. 10:30 Uhr (Mamori-Zeit) ***


--- Starbase Mamori, Wellnessladen "Die Oase"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Neugierig sah sich Kirah den Massageraum an.

Der Besitzer der Oase war inzwischen zu Kimon hinausgegangen, der sein Gespräch sicher schon beendet hatte.

Der Massageraum, in dem sich Kirah befand, war angenehm warm und eine verstellbare Liege lud ein, darauf Platz zu nehmen. Als Kirah eingetreten war, fing leise Musik zu spielen an. Dumpfe Töne im Rhythmus des Herzschlages der Frau bildeten den Hintergrund und Wellengeräusche mischten sich allmählich darunter.

Nachdem Kirah sich umgesehen hatte, ließ sie sich auf der Massageliege nieder, die sich sofort ihren Körperkonturern anpasste. So entspannte sich Kirah und dämmerte langsam weg.

   -- Eingangshalle der "Oase"

Kimon wirkte erleichtert, als Valerius wieder zu ihm herauskam. Er wollte dieses Gespräch endlich hinter sich bringen und seine Dienstzeit hatte er eigentlich anders geplant, als hier in diesem Laden herumzustehen. Obwohl er ein sehr angenehmes Ambiente bot... Der höhlenartige Charakter gefiel Kimon und er hatte den Eindruck, dass er hier sehr gut würde entspannen können. Unwissend, dass Tariki daran gearbeitet hatte, musterte er den bestickten Vorhang neben der Tür. Aber dazu war er jetzt nicht hier und so wandte er sich Valerius zu: "Haben Sie jetzt ein paar Minuten Zeit für mich? Es wird nicht lange dauern."

Valerius wies auf eine der beiden Couchen, die in der Eingangshalle aufgestellt waren, und bewegte sich darauf zu. Da Kirah wohl von selber auf die Liege gefunden hatte, konnte er jetzt beruhigt mit Kimon sprechen. Obwohl... ganz wohl war Valerius immer noch nicht in seiner Haut. "Was möchten Sie denn mit mir besprechen, Kimon?" fragte er auch etwas neugierig.

Dass Kimon den Vorhang betrachtet hatte, war ihm auch aufgefallen und Tariki hatte ihm gesagt, sie mache das öfters. Hatte Kimon bemerkt, dass Tariki hier sozusagen schwarz gearbeitet hatte... und durfte sie das nicht ohne seine Genehmigung? War Valerius nun ein illegaler Auftraggeber?

"Möchten Sie auch was zu trinken?" fragte Taspar schließlich und schlug einen Haken zu der Saftbar.

Kimon lehnte dankend das angebotene Getränk ab, nahm aber auf der Couch Platz. Allmählich musste er in seinem Büro auftauchen und er wurde allmählich ungeduldig, nachdem sich der Gesprächsbeginn so lange herausgezögert hatte. Als Valerius dann zu ihm zurückkehrte, begann er ohne große Umschweife: "Es geht mir um Tariki und darum, welchen Umgang sie mit Ihnen pflegt. Ich habe bemerkt, dass sie nicht ohne Interesse an Ihnen ist und gestern abend hegte sie Hoffnung, Ihnen näherkommen zu können. Allerdings waren Sie... anderweitig beschäftigt. Verstehen Sie mich recht, Ihre anderen Beziehungen gehen mich nichts an und zumindest in meiner Welt wird kein großes Aufheben darum gemacht, und auch Tariki wird sich damit arrangieren. Aber sie und ihr Wohlergehen liegen mir sehr am Herzen, weil sie..."

An dieser Stelle stockte er kurz, als er sich fragte, wie sehr er ins Detail gehen sollte. Doch dann entschied er, dass die Natur der ursprünglichen Bindung zwischen ihm und Tariki zu dieser Zeit nicht hergehörte. Und so fuhr er fort: "Nun, sie bedeutet mir sehr viel. Ich kann nicht tatenlos zusehen, wenn sie unglücklich ist. Und deshalb möchte ich zumindest, dass Sie sie vor klare Tatsachen stellen, damit Tariki eventuell falsche Hoffnungen gleich erspart bleiben. Sind Sie an ihr interessiert?"

Kimon sah Valerius mit seinen letzten Worten fest an und war gespannt auf dessen Antwort. Wie offen würde die Antwort ausfallen? Würde er verlegen sein?

Kimon ließ die Katze aus dem Sack, Valerius, der sich gerade einen frisch gepressten Orangensaft runterließ, verschüttete fast sein Glas. Die anderweitige Beschäftigung... nun, sie war die halbe Nacht über seine Beschäftigung gewesen. Er war froh, dass Kimon nicht auch noch das genau auswalzte, vielleicht wusste er das ja noch gar nicht...

Mit dem Glas in der Hand ging er zu der Couch, auf der Kimon saß. Valerius war nun eher danach, sich das kalte Glas an die Stirn zu drücken... schließlich kannte er Tariki einen geschlagenen Tag und schon wurde er von ihrem 'Papa' auf Herz und Nieren geprüft. Trotzdem nahm der Mann einen Schluck seines Saftes und setzte sich neben den Ta'Una.

"Ich...", fing Valerius an und schon wusste er, dass nichts Gescheites raus kommen würde, "bin an ihr interessiert, oh und wie. Aber ..." Nun stockte er. Natürlich an der besten Stelle, nach dem 'aber'. "Tariki hat sich bis jetzt mehr als zurückgehalten. Mir kam es beinah so vor, als wäre sie froh, wenn ich sie nicht anrede." Er hielt sein Glas zwischen den Händen und beugte sich vor, mit den Ellbogen auf die Knie gestützt. Er sah zu Boden.

"Und Sie sagen, sie wollte mir näher kommen?" Als er auf Kimons Seite sah, war er erstaunt, verblüfft und peinlich war es ihm eigentlich auch, mit dem Counselor der Station über diese emotionalen Belange zu sprechen. Obwohl... mit wem sonst hätte er sowas besprechen sollen?

Ein mildes Lächeln huschte über die Züge des Counselors. Offenbar gab es hier durchaus die Möglichkeit für Tariki, ihr Leben mit einem Freund zu bereichern, doch noch gab es Hindernisse, bei deren Überwindung Valerius ein wenig Hilfe brauchen konnte. "Das wollte sie, ja. Ich weiß nicht immer, was in ihr vorgeht und auch das wäre mir allein entgangen, aber Andschana scheint es sich über die Jahre zur Aufgabe gemacht zu haben, Tarikis ausgesprochener Gedanke zu sein. Der Umgang mit ihr... mit ihnen beiden ist manchmal nicht einfach. Andschana ist impulsiver, als es angemessen wäre, Tariki dagegen... nun, sie achtet die Traditionen ihrer Familie und ihre Stellung als Dienerin. Ich habe das Gefühl, umso mehr, seit wir Ta'Una verlassen haben. Andschana formuliert es gern so, dass sich um Tariki - unabhängig davon, wo sie ist - immer ein Stück Ta'Una befindet. Und von einer Dienerin wird auf Ta'Una erwartet, dass sie zurückhaltend ist."

Kimon lehnte sich zurück. Er war sich noch immer nicht sicher, wie weit er mit Erklärungen gehen sollte und was er besser Tariki überlassen sollte. Ja, er war für sie verantwortlich, doch hier ging es nicht um die Verhandlungen, die einer Heirat vorausgingen. "Es war nicht einfach für sie, auf der Erde zurechtzukommen und ich fürchte, das liegt zum Teil in meiner Verantwortung. Ich hätte wissen müssen, dass ihre Stellung auf Unverständnis trifft. Aber wie hätte ich sie sonst vorstellen sollen? Ich glaube nicht, dass es besser gewesen wäre, beide als meine Partnerinnen auszugeben, weder für sie noch für mich. Nun, um auf das zurückzukommen, was ich eigentlich sagen wollte: Tariki ist durch ihren Hintergrund, durch ihre Herkunft außerstande, die Initiative zu ergreifen. Das mag auf Sie durchaus abweisend und distanziert wirken, ich verstehe Sie. Aber es gibt nichts, was sie in ihrem privaten Leben einschränken würde - sollte sich zwischen Ihnen und ihr mehr entwickeln, bin ich bereit, ihr die Freiheit zu geben, die sie dazu brauchen wird."

Erneut richtete er sich gerade auf. "Aber ich stelle weiterhin die Bedingung, dass Sie ehrlich mit ihr umgehen. Was auch immer sich entwickeln wird, sie soll nicht letztlich entdecken, dass sie betrogen wurde."

Zuerst blieb Valerius einmal sprachlos. Kimon hatte ihm hier Tariki auf einem Tablett serviert, sozusagen.

Kimon unterstellte ihm mit seinen Worten so einiges, fand Valerius, obwohl sich die beiden durch das gestrige Saufgelage nicht so viel näher gekommen waren. Er kannte den großen Ta'Una nicht und der kannte ihn nicht, doch wollte er von ihm so etwas wie ein Absichtversprechen hören.

Valerius blickte auf die Wand gegenüber, um nicht völlig entgeistert den Counselor anzusehen. Es durften jetzt nicht viele Augenblicke verstreichen bevor er antwortete, denn das würde Zweifel nach sich ziehen, doch es war schon viel zu verkraften. Dass Tariki zum Beispiel auf der Erde gewesen war, musste er total überhört haben. Aber sie gehörte zu Kimon, wenn der sie doch gleich als Partnerin ausgeben hätte können. Dadurch wurde die Situation aber auch nicht klarer. Diese Dreiecksbeziehung zwischen Kimon - Tariki - Andschana erschien Valerius zusehends verzwickter und undurchschaubarer. Und letzendlich unterstellte ihm Kimon, dass er ihn eines Betruges für fähig hielt. Auch nicht schlecht.

"Kimon", begann Valerius, "wenn Sie Tariki mehr Freiheiten einräumen und ihre Zügel locker lassen, wäre ich Ihnen dankbar. Ich habe keine Ahnung, ob Sie dieses Gespräch schon einmal geführt haben. Ich meine mit einem Freund von Tariki... wie kommen Sie darauf, dass ich es mit ihr nicht ehrlich meinen würde? Meinen Sie das wegen gestern Abend? Wegen Miss Jahari? Das würde mich nicht wundern, denn Shay ist das genaue Gegenteil von Tariki in punkto Zurückhaltung."

Valerius machte eine kleine Pause und sah dann Kimon an: "Ich kann keine Versprechungen über meine Absichten machen, weil ich Tariki noch viel zu wenig kenne, Mr.Kimon. Ich kann Ihnen jedoch das Versprechen geben, dass ich sie nicht ausnützen werde, denn das habe ich noch nie getan. Ich nehme Beziehungen nicht auf die leichte Schulter. Aber ich weiß nicht, ob Tariki lockere Zügel überhaupt möchte. Sie... gibt es da irgendwetwas, dass ich wissen muss über ihre Vergangenheit?"


--- SB Mamori, Promenadendeck, Salon Krem

Im Frisörladen stand Oggie vor Chaos und Zerstörung. Splitter vom Schaufenster und Splitter von Parfümflaschen lagen auf dem Boden. Das einzige positive war, dass der Inhalt aus den zerbrochenen Parfümfläschen einen neuen, angenehmen frischen Duft abgaben.

"Ich sollte diesen neuen Duft Krem widmen", dachte Oggie laut. "Wie wäre es mit 'Krem Fresh'?"

Da hatte Oggie mal eine Geschäftsidee, aber sie scheiterte an der Analyse der Duftsorten und dem Mischverhältnis. Es waren verschiedene Fläschchen zerbrochen.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Replimat

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Chanvi lächelte höflich und erklärte Sheena: "Ich bin Petty Officer
> First Class. Das ist ein Mannschaftsdienstgrad. Ich stehe unter den
> beaufsichtigenden Unteroffizieren und den kommandierenden Offizieren.
> Also gehöre ich zu dem Gros der Sternenflotte, das tatsächlich
> arbeitet."
> Paerha kicherte etwas. "Medizin stimmt, gut erkannt. Ich bin Kranken-
> schwester", wiederholte die Andorianerin. Dann zog sie wieder an
> ihrem Strohhalm, und spielte ein wenig lasziv damit. Ob die Trill
> darauf anbiss?

Die lachte glockenhell über Chanvis Beschreibung der Arbeitshierarchie. Das Spiel mit dem Strohhalm empfand sie nicht als lasziv. Bei Frauen kam sie gar nicht auf die Idee, Signale in dieser Richtung zu interpretieren. "Krankenschwester, wow. Das ist bestimmt ein harter Job", meinte sie anerkennend. "Ist es nicht deprimierend, den ganzen Tag Kranke und Verletzte um sich herum zu haben? Oder kannst Du Ihnen gut helfen?"

"Ich komme aus einer Kolonie mit einer großen Klinik, auf Toss III", erzählte Chanvi. "Während des Dominion-Krieges war die Klinik so ausgelastet, dass ich dort ausgeholfen habe. Wir Schüler haben mit Pflegetätigkeiten übernommen: Waschen, Betten machen, Patienten versorgen, Füttern. Während meiner ganzen bisherigen Zeit in der Sternenflotte habe ich nicht mehr so hart gearbeitet." Sie hörte mit ihren Gesten auf, da Sheena nicht darauf ansprach. "Auf der Krankenstation sorge ich dafür, dass die Anweisungen der Ärzte beachtet werden, und kümmere mich auch um Patientenpflege. Deprimierend ist es nur, wenn man nichts tun kann, nichtmal Schmerzen lindern", schilderte Paerha ihre Arbeit.

Sheena nickte verständnisvoll und beendete ihr Frühstück. "Das kann ich mir gut vorstellen. Und? Hast Du jetzt gleich Dienst oder bist Du gerade fertig?"

Sie begann zu überlegen, was sie als nächstes tun sollte. Ob Floyd ihre Hilfe brauchen würde? Jedenfalls musste sie bald mal ins "Ramona".

"Ich habe gerade frei... ich habe mir Tandemschichten angewöhnt", erklärte Chanvi der Trill. "Wieso fragst du, willst du mir deinen Laden zeigen?" fragte sie. Chanvi Paerha hatte keine Ahnung, ob man 'RAMONA' schon vorzeigen konnte oder nicht.

Sheena lachte auf. "Oh... auch 'ne Idee. Er ist noch nicht ganz fertig. Wir eröffnen heute abend. Du bist herzlich eingeladen", lächelte sie. "Also, nur um das klar zu stellen, es ist nicht wirklich MEIN Laden - er gehört Floyd, meinem Bruder. Aber Du bist natürlich trotzdem willkommen, so oder so. Ich denke, ich sollte mal rübergehen und Floyd zur Hand gehen. Wenn Du willst kannst Du mitkommen - du darfst halt nur noch nichts Fertiges erwarten."

Sie erhob sich und griff nach ihrem Tablett mit den Frühstücksresten. "Oder aber, wenn Floyd mich nicht braucht, können wir auch... Musik machen." Gespannt musterte sie die junge Andorianerin, die von sich behauptete, so viele Instrumente zu spielen. Das wollte sie auf jeden Fall sehen. Wenn nicht heute, dann später. Aber sie würde nicht locker lassen.

"Du meinst also, du hast zutun? Dann schlage ich vor, du meldest dich einfach, wenn du spielen möchtest", schlug Chanvi vor. Freundlich richtete sie ihre Fühler auf die Trill.

"Das mache ich", erwiderte Sheena munter und ließ ihr Tablett im Replikator verschwinden. "Garantiert. Also willst Du jetzt nicht mitkommen? Kommst Du nachher zur Eröffnung?"

"Ja sicher, ich bin doch jetzt eingeladen, oder?" lachte Chanvi. Sie stand ebenfalls auf und verabschiedete sich von der Trill: "Bis später, Sheena."

   -- SB Mamori, Promenadendeck

Mit schnellen Schritten eilte Desh über das Promenadendeck. Er ärgerte sich über sich selber, dass er in seinem Quartier zu lange über neuen Entwürfen gebrütet hatte und so völlig die Zeit vergessen hatte. Nun würde der Laden etwas später aufmachen bzw. die neue Dekoration musste noch etwas warten. Desh hoffte nur, dass er dadurch keine Kunden verloren hatte.

"Bis nachher", lächelte Sheena und schlug den Weg zum Plattenladen ein. Sie rannte fast in Desh hinein, der eilig das Promenadendeck durchquerte. "Hi - guten Morgen", grüsste sie den Bajoraner im Vorübergehen. Sie hatte ihn ja gestern abend auf der Händlervereinigung kurz kennengelernt. Das war der mit der Modeboutique...

'Modenschau', assoziierte sie innerlich. Sie wollte gern für die musikalische Untermalung der Modenschau sorgen. Aber noch war die ja nicht spruchreif. Und auf jeden Fall musste sie vorher auch seinen Stil kennenlernen. 'Ich könnte sowieso mal neue Klamotten gebrauchen', grinste sie in sich hinein, während sie ihm nachsah. Etwas unschlüssig hielt sie inne. 'Erst in den Plattenladen', schoss ihr durch den Kopf, aber eigentlich hatte sie viel mehr Bock auf einen kleinen Modebummel.

Der Zusammenstoss mit Sheena riß Desh aus seinen Gedanken. "Guten Morgen", grüßte er allerdings erst einige Meter weiter zurück, da sein Gehirn so lange brauchte, um von den komplexen Entwürfen wieder umzuschalten.


--- SB Mamori, Krankenstation

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Während Doktor Tavington die ambulante Station durchquerte sah sie
> Doktor al Misri.
> "Madam, die Untersuchung hat keine akuten Beschwerden der Gefangenen
> oder eine Gefährdung der Station ergeben. Allerdings klagt ein
> Andorianer über Kopfschmerzen. Ich würde zudem gerne eine plastische
> Rekonstruktion vornehmen. Ein Anticanerin scheint heftig Prügel
> bezogen zu haben. Sie wurde zwar behandelt, aber relativ
> oberflächlich", berichtete Davey der Chefärztin.

Nasmat al Misri überlegte einen Moment. "In Ordnung", stimmte sie schließlich zu. "Aber machen Sie eine extra Sicherheits-Kopie Ihrer Scanergebnisse dieser Patienten, BEVOR Sie sie behandeln. Nicht dass sonst irgend ein Winkeladvokat uns irgendwelche Vorwürfe machen kann. Konnten Sie schon eine Ursache für die Kopfschmerzen ausmachen?"

"Verstanden, Doktor. Ich habe noch keine Ursache feststellen können, ich muss hier eine Analyse seines Scans starten", erklärte Davey ihrer Chefärztin. Sie nahm sich die Sachen, die sie für Ashanas Behandlung brauchen würde und richtete den Computer so ein, dass er sie informieren würde, sobald die Auswertung abgeschlossen war.


--- SB Mamori, OPS

Auf der OPS hatte Suvan Talvert wenig zutun. Gerade sendete er eine Systemnachricht über das LCARS ab, die für Kirah gedacht war. Sie hatte den Inhalt: 'Ich liebe dich. Ich kann kaum abwarten dich zu sehen'. Das war nun die dritte Nachricht dieser Art, die ungeöffnet auf die Idronianerin wartete. Der Erste Offizier fragte die Stationen ab: "Commander Kuran, gibt es Berichte von der Sicherheit über die Befragung der Gefangenen?" Die nächste Frage ging an Wrad Kaan. "OPS, haben Sarkassianer und Minorytaner schon auf unsere Warnung vor den Piraten reagiert? Hat die Auswertung der Sondentelemetrie etwas ergeben?" erkundigte der Halbvulkanier sich bei dem Andorianer.

"Nein, Sir, noch keine Reaktion", meldete Wrad. Er langweilte sich ein wenig, nachdem er die Zusammenstellung sämtlicher Belege für die Piraten-Anwesenheit von gestern fertig hatte.

"Danke, Mister Kaan", meinte Suvan. Er stellte sich zum Andorianer an die Station und fragte leise: "Was machen die Counselor-Sitzungen? - Antworten Sie nur, wenn Sie wollen. Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Allerdings gibt es in meinem Leben ein ähnliches Ereignis. Es gibt vermutlich niemanden auf dieser Station außer uns beiden, die wissen wovon Sie sprechen."

Wrads Fühler erstarrten etwas. "Laufen", erwiderte er kurz angebunden und fixierte seinen Bildschirm.

Er mochte Suvans Vertraulichkeit nicht, genauso wenig, wie er seinen ersten "Kommentar" zu diesem Thema geschätzt hatte. Der Erste Offizier hatte ganz recht - es ging ihn nichts an. Es stimmte, jetzt wo Marra'scha Mamori verlassen hatte, war der Kreis der "Mitwisser" noch kleiner geworden - aber der Counselor selbst gehörte nun auch dazu. Und der war der Einzige, mit dem Wrad weiter darüber zu reden gedachte. Wobei er die Hoffnung hegte, dass die Gespräche nicht allzu langwierig werden würden, und er bald wieder würde Alkohol trinken dürfen.

Suvan Talvert nickte langsam. "Okay. Weitermachen", meinte der Erste Offizier und ließ den ungefähr gleichaltrigen Andorianer in Frieden.

Suvan wollte sich nicht aufdrängen, aber wenn die gerichtlich angeordneten Sitzungen beendet waren, dann würde Counselor Kimon darüber einen Bericht verfassen, mit einer Beurteilung Ensign Kaans, ob der Therapeut es für wahrscheinlich hielt, dass der OPS wieder eine Frau angriff. Nur konnte der Counselor die Eindrücke und Gefühle Kaans im besten Fall erahnen, kaum nachempfinden oder gar verstehen. Wie sollte so ein Mann den Andorianer beurteilen? Lieutenant Commander Talvert kannte den Gemütszustand, in dem die Selbstbeherrschung nicht mehr vorhanden war. Für Suvan war das keine angenehme Erinnerung, auch daher weil er sich klar darüber war, was er seiner damaligen Frau angetan hatte. Bevor der Halbvulkanier mit Commander Vasu über die Beurteilung durch den Counselor würde reden können musste er wissen, ob Ensign Wrad Kaan sich dessen genauso bewusst war.

"Aye", nickte Wrad und überprüfte konzentriert seine Anzeigen. Es gab nichts Neues. Ein kleines Schiff hielt weiterhin Kurs auf Mamori. Der Counselor hatte ihm noch keinen Termin gegeben. Wenn er nicht bald einen bekam, würde er noch mal schriftlich nachfragen. Aber garantiert nicht, solange Suvan ihm über die Schulter blickte. Er schaltete durch seine diversen Anzeigen und meldete: "Die Reparaturen sind jetzt endgültig abgeschlossen."

"Danke sehr... - was ist das für ein Schiff?" fragte Suvan Talvert und hielt einen Finger unter die Anzeige.

Der Erste Offizier begab sich an seine Arbeitsstation und rief die erwarteten Ankünfte von Schiffen auf. Erwartungsvoll blickte der Halbvulkanier zu Wrad Kaan, da dieser die Informationen über das Schiff an der OPS gewöhnlich schneller parat hatte.

"Die 'S.S. Hamburg', ein kleiner alter Frachter, Sydney-Klasse, mit Kurs auf Mamori", antwortete Wrad. "Geschätzte Ankunftszeit etwa 16:00 Uhr."

Er war irgendwie erleichtert, dass Suvan zu einer anderen Konsole ging und ihm nicht länger über die Schulter sah. Er vermied es über die Ursachen dafür nachzudenken. Sein Blick fiel auf den Jem'Hadar an der Taktik. Hatte der etwas über das kleine alte Schiff hinzuzufügen?

Rem hatte die Ruhe genutzt, um sich genauere Informationen über fast jede Person an Bord der Mamori anzueignen. Insbesondere auch über den neuen Kommandanten und die Zivilisten. Sein Ziel Unregelmäßigkeiten und Hinweise auf Zeitterrorismus zu finden konnte er aber nicht erreichen. Alles schien normal. Keine Anzeichen für Eingriffe in das Zeitgefüge. Abgesehen von der Anwesenheit des Jem'Hadar und seiner Kollegen. Normalerweise sollte eine Zeitreise nur wenige Stunden dauern, aber bei diesem Auftrag, wobei es gar nicht sicher war ob überhaupt ein Auftrag existierte, verging Stunde um Stunde ohne jeden Fortschritt. Es ärgerte den Jem'Hadar, dass sich diese Mission hinzog.

Nichtsdestotrotz musste Rem damit zurecht kommen und sich auf die 'jetzt Zeit' konzentrieren. Die Reperaturen waren abgeschlossen, ein Zivilschiff näherte sich und die Sonden hatten immer noch keine Spur der Tik Tah. "Lt. Cmd. Talvert, ich schlage vor, wegen der besonderen Ereignisse der letzten Zeit, genauere Informationen über die S.S. Hamburg einzuholen und das Schiff vor dem Andocken zu scannen", sagte Rem und bereitete bereits die nötigen Anfragen an die behördlichen Stellen vor.


--- SB Mamori, Holodeck 3: Sicherheitsübung

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Vasu überlegte, was er bisher über das Promenadendeck wuste. Leider
> gab es da ein Realitätsproblem bei ihm, er hatte noch keine
> Gelegenheit gehabt es zu besuchen.
> Am besten würde er sich im Hintergrund halten und hoffen, dass die
> Baupläne, die er gesehen hatte auch der Realität entsprachen.

Aus dem Replimat hörte man, wie einer der Separatisten eine Geisel beschimpfte und ihr mit dem Tode drohte, wenn sie nicht bald ruhig wäre. Fünf Sekunden später hörte man einen Phaserschuß. Der Aufschrei einer verletzten Person blieb aus. Was man hörte waren die Stimmen von verängstigte Personen.

Darauf folgte abrupte Stille, die nicht lange währte. Eine tiefe, harte, rauhe Stimme von einen anderen Separatisten ergriff das Wort: "Ihnen wird nichts passieren, so lange Sie mit uns kooperieren und das tun, was wir Ihnen sagen."

Vasu zuckte zusammen bei dem Geräusch des Phaser-Schusses. Da kamen ganz üble Erinnerungen hoch. Im Geiste war er noch die Möglichkeit einer Mimisonde durchgegangen um aufzuklären, doch es blieb wohl keine Zeit für so was. Er war gespannt, wie seine Befehle lauteten. Ein Frontal-Angriff mit Trompeten vielleicht? Damit würde man bei Födis als Letztes rechnen. He he he...

Anderson beobachtete, wie das Team sich nun verhalten würde. Bislang hatte die Gruppe noch nicht viel unternommen. Er wartete immernoch, ob sie den Plan von Ensign Qual umsetzen würden oder nicht. Er dachte darüber nach, die Übung kurzfristig zu unterbrechen, um weitere Instruktionen zu geben.

Es herrschte Stille. Alle starrten Jirrida el Tharanir an, was sie zu Quals Vorschlag sagte.

Betty McDougall fand, dass Quals Vorschlag sehr vernünftig klang. Gefährlich zwar, aber machbar. Es war eine Chance, ihrem neuen Chef zu demonstrieren, dass sie dieser Situation gewachsen waren. Sogar zwei neuen Chefs: Dem neuen Sicherheitschef und dem neuen Kommandanten von Mamori. Dass Jirrida nicht nur ein vorgesetzter Offizier, sondern seit eben auch noch die Stellvertretende Sicherheitschefin war - also ihr dritter neuer Chef - hatte Betty noch gar nicht mitbekommen.

Aber Jirrida el Tharanir sagte nichts, und die neuen Chefs guckten gespannt. "Aye, Sir", bekundete Betty schon mal Qual eifrig ihre Zustimmung. "Ich melde mich freiwillig für Team 3."

Ein ablenkendes Friede-Freude-Gespräch. Das musste doch zu schaffen sein. Prüfend blickte sie an ihrer Uniform herunter. Sie könnte ja auf ahnungslose Zivilisten machen, die das Promenadendeck betreten wollte. "Ich... könnte in Zivil gehen", schlug sie vor und öffnete schon mal ihre Haarspange und schüttelte ihre langen roten Haare in einer lockere Mähne. "Als harmlose Touristin betrete ich das Promenadendeck und seh mir die Lage an."

Anderson stutze kurz, als er den Vorschlag von McDougall hörte. "Und was meinen Sie, was die Terroristen tun werden, wenn Sie als unbewaffnete Zivilistin allein auf das Promenadendeck gehen? Die sind wohl kaum hier um zu plaudern. Also wäre das Ergebnis wohl nur eine Geisel mehr. Durch Verhandlungen Zeit zu gewinnen ist sicher richtig, aber Sie können davon ausgehen, dass auch der Geiselnehmer wissen, dass Sie einen Plan B haben", mischte sich Anderson nun doch in die Debatte ein. "Bedenken Sie das bei Ihrem Vorgehen."

Vasu versuchte es mit einem Klassiker. "Ich könnte mit einer kleinen Gruppe gegen über den Geiselnehmern Präsenz zeigen und mit ihnen Verhandlungen beginnen. Um sie zu beschäftigen und uns Zeit zu verschaffen?"

Jirri überlegte fieberhaft, was für Methoden sich für die Zeitperiode eigneten. In ihrer Zeit hätte sie gar nicht lange überlegen müssen, zum einen wäre sie als CING sowieso nicht direkt betroffen gewesen und zum anderen gab es in der Zeit effektive Methoden. Aber nicht hier. Und daher zögerte die Halbklingonin was zu sagen.

"Das hört sich zwar gut an, doch es birgt die Gefahr, die Geiselnehmer zu reizen. Damit wäre das Leben des Geiseln und das der Parlamentäre in Gefahr", entgegnete sie. "Alle auf einmal rausbeamen und die Leute und die Waffen separat wieder rematerialisieren steht wohl nicht zur Debatte, oder?" fragte sie.

Betty musterte erstaunt Vasu. Wiederholte der ihren Vorschlag? Genau das hatte sie doch gemeint. Dann gab auch noch Anderson seinen kritischen Senf dazu, und schließlich hatte offenbar sogar die Klingonin ihre Sprache wiedergefunden.

Mit routiniertem Griff fasste sie ihre Haare wieder zum Pferdeschwanz zusammen. Ihre Idee war anscheinend nicht gefragt. "Ich dachte die Sensoren wäre gestört?" hakte sie bei Jirrida nach. "Die Transporterfassung etwa nicht?"

Ein leichtes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. DAS wäre ja wohl eindeutig zu einfach gewesen.

Was Betty dachte sprach Qual aus: "Eindeutig einfach wäre schnell wirkendes Betäubungsgas." Aber schnell kam er selbst darauf. "Na gut, jede Spezies reagiert anders schnell auf Betäubungsgase. Ein Trill würde schneller umfallen als ein Klingone."

Einer musste die Initiative übernehmen und Qual tat drauf dies. "Also gut. Ich übernehme das Einsatzkommando." 'Freiwillig. Was tu ich mir da wieder an? Ich bin doch Urlaubsreif.' "Commander Vasu, Sie und Crewmann McDougall nehmen als Team 3 Kontakt mit den Geiselnehmern auf. Finden Sie heraus was sie wollen. Schaffen Sie für Team 1 so viel Zeit, dass das Team die Lage checken kann. Crewman Süß und Crewman Pester geben sowohl Team 2 und Team 3 Feuerdeckung. Sollten die Geiselnehmer als erstes das Feuer eröffnen haben Sie Befehl zu schießen. Ensign el Tharanir und ich werden versuchen, die Anzahl der Geiselnehmer und Geiseln herauszufinden und um welche Art Sprengstoff es sich handelt. Wenn wir genug Informationen gesammelt haben, treffen wir uns hier zu einer zweiten Lagebesprechung. Hat noch jemand etwas zu sagen?"

Qual sah Anderson. So ganz wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut. Auch wenn es eine Simulation war, er hatte schon viele Sicherheitssimulationen hinter sich, aber noch nie als Einsatzleiter.

"Verstanden", bestätigte Vasu und machte sich auf. Das Gewehr nahm er mit, ohne das fühlte er sich nicht wohl. Er gab Betty McDougall ein Zeichen ihm zu folgen. Eilig hatte er es ja nicht, als Ablenkung.


--- Planet Minory Prime, Hauptstadt Minoras, Botschaft

   -- Büro Serillia Tanaqua

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Aha, also gehobener minorytanischer Stil. Elegant, ansprechend,
> einladend, aber doch mit dem gewissen Etwas", rekapitulierte Ehani
> Shahin. "Ok, das sollte zuschaffen sein. Wieviel Zeit habe ich?"
> fragte sie.

"Sie kennen doch Kanzler Qwieroi", seufzte Serillia, "er wollte die Botschaft auf der Starbase bereits gestern eröffnen..." Deprimiert nahm Sie einen Schluck Würztee. "Die Botschaft wird sein neues Lieblingsbaby. Das hießt, am Moss wird es nicht scheitern [NRPG: Moss ist auf Minory Prime ein umgangssprachlicher Ausdruck für Geld]. Und Sie können alle Leute kriegen, die Sie haben wollen. Designer, Tischler, Innenarchtekten... machen Sie es teuer und spektakulär."

"Wenn es aber so sein soll, dass es dem Kanzler gefällt, braucht es seine Zeit", gab Ehani zu bedenken. "Gut, ich werde eine Liste der Leute anfertigen, die ich unbedingt benötige und werde dann morgen direkt wieder zur Starbase fliegen. Ist das in Ordnung?" fragte sie Tanaqua.

Serillia schüttelte den Kopf. "Es gefällt ihm nur, wenn es schnell geht. Machen Sie heute draus. Schnappen Sie sich einen Innenarchtitekten und fliegen Sie mit ihm zur Besichtigung oder sowas. Hauptsache, heute tut sich noch was. - Gibt es sonst bei Ihnen noch etwas Neues? Haben sich schon interessierte Händler gemeldet?"

Ehani blickte Tanaqua verwundert an. "Heute schon?" fragte sie. "Gut, ich werde mich gleich direkt darum kümmern", erklärte sie. "Ja, ein Händler hat sich bis jetzt gemeldet. Er möchte ein gastronomisches Etablissement eröffnen", erklärte sie und machte sich im Kopf eine Notiz, dass sie Doran Oscheewa von dem Abflugtermin Bescheid geben musste.

"Klingt gut", schmunzelte Serillia nach einem weiteren Schluck Tee, "hoffentlich hat er einen guten Würztee auf der Karte. Kennt man ihn schon? In der Branche?" Während sie noch einen Schluck nahm, fiel ihr noch etwas ein: "Und haben Sie auch diese Piraten-Suchmeldung gesehen? Das geht ja gut los. Der Sturmator hat allerdings noch nichts von einem solchen Schiff gehört. Das wäre dem MIZ sicher aufgefallen."

"Ob man ihn schon in der Branche kennt, kann ich nicht sagen. Aber laut seiner Aussage hat er Erfahrung auf diesem Sektor", antwortete Ehani. "Ja, ich habe die Meldung gesehen. Was gedenkt der Sturmator diesbezüglich zu unternehmen?" fragte sie die Botschafterin.

Serillia zuckte die Schultern. "Wer weiß das schon so genau? Hoffen wir, dass er die Piraten nicht vor's Visir bekommt. Das wäre kein guter Anfang für die neue Raumstation. Es würde sofort heißen, die Föderation ist Schuld, dass sich jetzt hier so ein Gesindel rumtreibt. Die sollen bloss weg bleiben."

Sie überlegte einen Augenblick. "Sie haben recht. Wir sollten uns schon mal auf diesen Fall vorbereiten. Ein Statement für den Fall der Fälle. Wir dürfen nicht riskieren, dass sich die öffentlich Meinung gegen die Föderation wendet. Irgenwas in der Art... Überall gibt es böse und gute Leute... es wäre gut, wenn die Raumstation diesbezüglich selbst etwas unternehmen würde. Ihnen zeigen würde, wo's langgeht, was sie machen mit den bösen Jungs. Die dürfen sie nicht davon kommen lassen. Die müssen demonstrieren, dass sie ein Rechtsstaat sind... Es würde einen guten Eindruck machen, wenn sie die Piraten schnappen. Ich bin gespannt, wie sie mit denen umgehen. Wir... sollten vielleicht kooperieren. Unsere Hilfe anbieten. Die Piraten gemeinsam zur Strecke bringen. Das demonstriert Partnerschaft. Und gemeinsame Stärke. Minory Prime und Mamori gemeinsam gegen das Verbrechen."

"Ich kann mir vorstellen, dass die Föderation auf der Station versucht hat, ihre Rechtsstaatlichkeit bei den Piraten durchzusetzen, aber anscheinend ist da etwas schief gegangen, so dass wir nun da draussen ein Piratenschiff haben. Aber ich halte es für eine gute Idee, der Föderation unsere Kooperation in dieser Sache anzubieten", erklärte Ehani.

Serillia nickte. "Gut. Ich werde eine entsprechende Botschaft verfassen. Sie haben jetzt Dringenderes zu tun. An die Arbeit. Und bitte halten Sie mich auf dem Laufenden. Am besten Sie melden Fortschritte und Pläne an Herrn Sardonaij, er wird dann auch den Kanzler informieren. Der wartet ja schon gespannt."

"Werde ich machen", erklärte Ehani und erhob sich. "Frau Botschafterin", meinte sie und verließ den Raum.

Seth Sardonaij warf sie ein Grinsen zu und verschwand dann wieder in ihrem Büro.

Dort verfasste sie eine Nachricht an Doran Oscheewa, dass er sich in drei Stunden am diplomatischen Flugfeld am Raumhafen einfinden solle, wenn er mit nach Mamori wollte.

Anschließend überredete, manipulierte, köderte und umschmeichelte Ehani die besten Architekten und Inneneinrichter, damit diese ebenfalls in drei Stunden bereit standen.

Schließlich war nur noch eine Stunde Zeit, die Ehani damit zubrachte, nach Hause zu fahren, eine kleine Tasche zu packen und sich wieder auf den Weg zum Raumhafen zu machen.


--- Klingonischer Kreuzer "IKS Tik Tah", ca. 12 Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori

   -- IKS Tik Tah, Frisierzimmer

(Letzter Zug aus voriger Chronik:) >"Bractor seine Torpedos scheinen aber uns gegenüber eher mit Latinum
> geladen zu sein - immerhin bekommen wir für Deinen Leichnam eine
> beachtliche Restsumme gezahlt", eröffnete Nortan dem Ferengi Krem.

Krem erwiderte nichts drauf. Er nahm einen Handspiegel und hielt ihn 40 Zentimeter von Galeps Hinterkopf, so dass sie das Spiegelbild ihres Hinterkopfes im großen Spiegel sah. "Nun, ich hoffe Sie sind zufrieden", sagte er zu ihr. "Eine Frisur kostenlos von einem Ferengi."

Galep hatte die ganze Zeit still zugehört, aber nun wurde ihr das Gequatsche zu öde. Darum war sie froh, dass Krem sie wieder in den eigentlichen Mittelpunkt rückte. Mit cardassianischer Genauigkeit musterte sie das Werk des Friseures. "Das sieht doch gleich wesentlich besser aus und rückt meine Schönheit noch mehr in den Vordergrund", antwortete sie und zeigte ein zufriedenes, wenn auch zahnloses Lächeln.

Nortan verschlug es für den Moment die Sprache, weil Galep mal wieder ihre kaum vorhandene Schönheit so in den Mittelpunkt stellte, als wäre sie eine Schönheitskönigin.

   -- IKS Tik Tah, Brücke

Mentak hatte stellenweise das Gespräch im Friseurzimmer mitbekommen und schaltete nun gelangweilt endgültig ab. "Das Gespräch ist ja schlimmer als eine Schlaftablette. Navigator - bring uns ganz schnell an unser Ziel", befahl er, um die Stimmung etwas zu heben.

Der Freibeuter am Steuer zeigte sich erleichtert über diese Entscheidung und beschleunigte das Schiff zunehmend mit dem Ferengi Marauder im Fadenkreuz.

Rogh hatte die Füße hochgelegt, da mit einem Feuergefecht wohl so schnell nicht zu rechnen war.

"Wir erreichen nun den Marauder in wenigen Augenblicken", meldete sich der Navigator nach ein paar momenten zu Wort.

Einen Augenblick später verlangsamte das Schiff wieder, um den Marauder nicht über den Haufen zu rennen.

"Mentak an Nortan - Wir haben unser Ziel erreicht", informierte er seine Lordschaft.

"Nortan an Mentak, ich komme mit unserem Gefangenen auf die Brücke", antwortete er und packte etwas grob den Ferengi am Arm und zog ihn so mit auf die Brücke, während Galep hinterher stolzierte.


--- Ferengi Marauder der D'Kora-Klasse, ebenfalls 12 Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori

Die Ferengi auf der Brücke des Marauders hatten geduldig auf die Ankunft der "IKS Tik Tah" gewartet. Die Schilde des Marauders waren immer noch aktiviert. Bractor hatte sein Plan erneut abgeändert. Erst wollte er wissen ob Krem von den Piraten eliminiert worden war, und dann würde man das Feuer auf den klingonischen D7-Kreuzer eröffnen.

"Bractor an Nortan", rief der Daimon über die Schiff-zu-Schiff- Kommunikation. "Machen wir es kurz und schmerzlos. Geben Sie mir einen Beweis, dass Krem von Ihnen eliminiert wurde und ich gebe Ihnen die Belohnung."

   -- IKS Tik Tah, Brücke

Nortan und Krem betraten gerade die Brücke, als Bractor sich meldete. Nortan gab Mentak den Ferengi an die Hand und widmete sich dem Hauptschirm. "Lord Nortan an den Ferengi Bractor: Wir sahen uns gezwungen, die Mission etwas abzuändern und die noch lebenden Überreste mitzubringen", antwortete er bewusst mit harten Worten.

In Bractors Gesichtsauszug konnte man Verärgerung ablesen und in seinen Worten hörte man selbige: "Der Vertrag wurde nicht erfüllt, Nausikaaner. Daher werde ich Ihnen 20 Prozent von der Belohnung abziehen. Senken Sie Ihre Schutzschilde, um das zu erhalten, was Sie verdient haben."

"Mit anderen Worten, du willst die Tik Tah zerstören", sprach Krem im Hintergrund. "Der Lord wird nicht so dumm sein und sein Schiff wegen ein paar läppischer Latinum aufs Spiel setzen."

Mentak zog hörbar die Luft ein bei soviel Frechheit.

Nortan ließ den kleinen Ferengie reden, da ihn das eh wenig berührte. Er zeigte sich nicht beeindruckt von den Worten des Ferengi. "Wir haben eine feste Summe ausgemacht, und da wird nichts abgezogen sondern noch etwas dazu getan. Immerhin habe ich unerwartet eine Handvoll guter Leute verloren. Legen Sie 40 Prozent der Gesamtsumme bei der Restzahlung dazu und wir lassen Ihr Schiff für diesmal unbeschadet abziehen", antwortete er Bractor.

"Was weißt du schon von Latinum, Krem", fuhr Bractor ihm ins Wort. "Ein Haareschnippsler, der noch nie mehr als 5 Barren besaß und auch nie mehr als das besitzen wird."

Krem entgegnete Bractor nur mit einem müden Lächeln. "Wollen Sie es ihm sagen? Oder soll ich es tun?" fragte der Friseurmeister Nortan.

"Wir sagen nicht mehr als schon gesagt wurde für's erste, Haareschnipsler", antwortete Nortan darauf.

Mentak war in dem Moment klar, dass ein Gefecht vor der Tür stand. Breit grinsend wandte er sich an den gelangweilten Rogh. "So, Nausikaaner - jetzt sieht es so aus als ob Du Deine Feuerorgel bald wieder spielen dürftest", frohlockte er.

Rogh war schon längst aufgestachelt, da er die Wortwahl seiner Lordschaft genauso schnell interpretiert hatte wie Mentak. "Wird ja auch Zeit - das Chrom der Rohre wirkt schon ganz stumpf", antwortete Rogh und aktivierte das volle Spektrum der Möglichkeiten seiner Feuerorgel.

Mentak war beruhigt und besorgt zugleich. Er hatte wie die meisten anderen absolut keine Ahnung, wie stark die Bewaffnung der Tik Tah war, da Rogh den Teil der Aufrüstung damals unter Verschluss halten lassen ließ. Gerüchten zufolge sollte das Arsenal reichen um einen kleinen Mond in seine Bestandteile zu pulverisieren.

Das war nicht was Krem hören wollte. Das war kontraproduktiv, was Nortan gesagt hatte. Kontraproduktiv in den Sinne, dass Nortan dafür sorgte, dass er nicht schnell von der Tik Tah kam. Aber da spielte Krem nicht mit und sagte in einem nüchteren Ton: "Gut, dann sage ich nicht, dass wir mit Ulis über ein Waffengeschäft verhandeln wollen."

Er legte seine Arme zusammen und sah gelangweilt in eine andere Richtung.

Nortan ruckte rum und riss seinen Mund auf als wollte er Krem fressen. Mit einem gezielten Tritt traf er das linke Schienbein des Ferengie. "Wenn hier einer redet dann bin ich das, Ferengi, merk Dir das!" raunzte er Krem an.

"Waffengeschäft?" wurde Bractor neugierig. "Was für ein Waffengeschäft?" Er konnte sich nicht vorstellen, dass Piraten mit Waffen handelten. Für ihn waren Piraten keine Geschäftsleute.

Von Krem erhielte Bractor keine Antwort.

Nortan wandte sich wieder dem Hauptschirm zu. "Dieser kleine Wurm meinte es gäbe hier so was wie Rebellen, die man sicherlich mit Waffen und ähnlichem versorgen könnte. Da die Föderation eine Station hier im System unterhält wäre ein Schiff mit Tarnvorrichtung wohl die einzigste sichere Möglichkeit", antwortete er.

"Ein Ferengi sagt vieles, um am Leben zu bleiben", sagte Bractor darauf skeptisch, weil er mit der Antwort nicht viel anfangen konnte. "Haben Sie einen schriftlichen Plan erstellt? Einen Plan, in den man am Ende die Gewinnspanne für jede beteilige Person herauslesen kann?"

Die Frage hätte Bractor gerne Krem gestellt, aber leider wurde Krem durch Nortan Muttod gemacht.

"Nein, schriftlich wurde noch nichts festgehalten, da ja der Waffenhändler an sich noch nicht sicher war. Immerhin brauchen wir einen schnellen und guten Lieferanten", antwortete Nortan Bractor.

"Sie suchen also solch einen Waffenhändler bei uns?" fragte Bractor vorsichtig nach. Eine Frage, die eigentlich schon von Nortan beantwortet worden war. "Wozu brauchen Sie in der Sache Krem? Eliminieren Sie ihn, und ich werde Sie gegen eine kleine Provision an einen seriösen Waffenhändler vermitteln."

Krem schnappte wütend nach Luft und sah Nortan an. Da wollte einer seine Idee klauen! Anscheinend wusste Bractor nicht, dass Krem noch weitreichende Kontakte in diesem Sektor für Ulis knüpfen konnte.


--- SB Mamori, Sternenflotten-Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Auf der Stirn des Franzosen Francois Lecomté zeigten sich ein paar
> Sorgenfalten. Scheinbar konnte er bei Gefahr für eine seiner
> Köstlichkeiten Erinnerungen an sein früheres Ich zurückgewinnen.

Hätte Francois das mit dem Korken erwähnen müssen? Ein leichtes Zittern schlich sich in die makellose gepflegten Finger, als Meyer die Flasche Wein entgegennahm. Er wusste, wie pingelig sein Boss - der von gestern - mit seinen Weinen war und dies klang gerade sehr nach ihm. Eigentlich hatte Meyer kein Problem damit, eine Weinflasche zu entkorken; völlig unabhängig davon, welchen Ursprungs der Korken war. Doch als er jetzt das Tuch um den Flaschenhals wickelte, erschien ihm der Korkenzieher wie ein furchtbar komplexes, exotisches Instrument, von dessen Anwendung er nicht einmal eine Ahnung hatte. Mit übertriebener Vorsicht und aller Konzentration, die er aufbringen konnte, setzte er den Korkenzieher an und begann viel zu zaghaft mit der Prozedur.

Quälend langsam arbeitete sich der Öffner vor... "Dann treten Sie schon einmal einen Schritt beiseite, damit der gute Tropfen atmen kann", lächelte er gezwungen und griff damit in dieser Streßsituation auf einen Witz solcher Tiefe zurück, dass man schon ein Stockwerk tiefer fahren musste, um dessen Niveau zu treffen.

Meyer schaffte es tatsächlich fast, dass Francios diesen Samariter- Tag, den er einlegen wollte, gleich am Morgen wieder in die Schublade trat. Aber Francois hatte sich vorgenommen, heute NICHT der Griesgram und Arbeitswütige zu sein, der er nun schon seit - er denken konnte - war. Schon im Kindergarten war ihm zuwider gewesen, wenn eines der anderen Kinder keine Manieren hatte.

Der halbherzige Witz des blonden Schönlings war unterirdisch, aber Francois lächelte wieder und drückte seine Zornesader hübsch dorthin zurück, wo sie hingehörte. Meyer war leider der personifizierte Blondinenwitz. Er konzentrierte sich auf die Gläser und polierte sie mit einem Tuch, obwohl sie schon spiegelblank waren. "Nur schön langsam, Meyer. Dabei fällt mir auch ein Witz ein. Warum hat eine Blondine eine leere Flasche Wein im Kühlschrank?"

Als er sich das sagen hörte, erkannte sich Francois kaum wieder.

Meyer bekam das ungute Gefühl, in die falsche Richtung vorgeprescht zu sein. Lag es an seinem Witz oder an der unsicheren Art, wie er die Flasche gerade geöffnet hatte? Er hypnotisierte für einen Moment den Korken, um herauszufinden, ob er auch noch heil war. Schien im ersten Moment so, aber er hatte bei weitem auch nicht Francois' scharfen Blick für die winzigsten Details. Etwas ähnliches brachte er lediglich fertig, wenn er auf dem Holodeck sein Surfbrett neu wachste. Nun, wie auch immer. Er glaubte jedenfalls nicht, dass es der schwache Witz gewesen war - sein Boss fing ja sogar an, selbst Witze zu reißen. Und sogar einen, der Meyer neu war. Nein, das konnte es nicht gewesen sein... dann musste es mit der Entkorkungsmethode zu tun haben. Um von einem eventuellen Fehler dabei abzulenken, legte er den Korkenzieher schnell zur Seite, ohne den Korken daraus zu entfernen und schnupperte kurz an der Flasche, bevor er erwiderte: "Eine leere Flasche Wein, sagen Sie? Im Kühlschrank?"

Er sparte sich genialerweise die Frage, ob es sich dabei um eine Weißwein- oder eine Rotweinflasche handelte, um die Geduld des Franzosen nicht zu strapazieren. Die Stirn angestrengt in Falten gelegt, dachte er wirklich einige Sekunden darüber nach. "Vielleicht... ist sie Anti-Alkoholikerin und hat auf diese Weise keinen Alkohol im Haus?" mutmaßte er.


--- SB Mamori, Krankenstation, Operationssaal 1

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Gut", nickte das MHN zufrieden zu Vurtuss, "ich sehe dann später
> wieder nach Ihnen." Damit entschwand es aus dem OP.

Vurtuss sah verschwommene Gestalten mit vielen Tentakeln, die auf den ersten Blick wild um sich pendelten, aber der zweite Blick zeigte, dass diese Tentakeln gezielt unterschiedliche Tätigkeiten ausübten.

Auf einmal spürte er ein Ziehen an seinem Körper, als wollte irgendwas aus seinem Körper an mehreren Stellen heraus. Ein Ruck ließ seinen Körper sich kurz krampfhaft zusammenziehen und unter einer Welle des Schmerzes stöhnte er auf.


--- SB Mamori, Wissenschaft

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Nachdenklich betrachtete Shay den Kristall. "Vielleicht ist es mit
> einer Möglichkeit verschlüsselt, die wir gar nicht besitzen, oder es
> reagiert nur auf Kelvaner und gibt ihre Daten nur einem Mitglied
> dieser Spezies Preis", vermutete Shay.

Sara nickte seufzend. "Offenbar. Nach dem bisschen, das wir wissen, sind Kelvaner uns technisch weit voraus. Hm... das nur auf Kelvaner reagiert? Eine biologischer Schlüssel sozusagen? Das... wäre kompliziert. Es... müsste eine Art Scanner haben, der die Rasse erkennt... und dann auch einen Kelvaner! Das sind Gestaltwandler! Also unsere Sensoren sind nicht in der Lage, einen Kelvaner in anderer Gestalt zu identifizieren! Aber... Kelvaner werden das wohl können. Es wäre doch sehr unpraktisch, ein Gerät zu entwicklen, für das man eine bestimmte Gestalt annehmen muss, um es zu benutzen." Kurz huschte ein Schmunzeln über ihr Gesicht - aber eher ein resigniertes. "Vurtuss konnte bisher mit dem Kristall wohl nichts anfangen. Das scheint nicht funktioniert zu haben."

Nachdenklich musterte sie die Ingenieurin und hoffte, dass die noch irgend eine geniale Idee aus dem Ärmel schüttelte.


--- Planet Saxon, altes Kraftwerk

Vier Stunden! Pettoch Dhanal hatte das junge Mädchen vier Stunden lang gequält. Er hatte sie vier Stunden lang sterben lassen.

Alarmiert von den Sensoranzeigen überwand Je'Van Fe sich und verletzte Dhanals Privatsphäre: Er drang in den 'Käfig' ein.

"Oh, wunderschöne, tapfere Lanira!" betörte Dhanal das Mädchen.

Schnaubend ließ sich Je'Van auf die Arme runter. Der Tra nahm Anlauf und teckelte den Fasa gegen die schalldichte Wand des 'Käfigs'.

Pettoch Dhanal gurgelte und blieb liegen, es hatte ihn ausgeknockt.

Die Aufputschmittel wirkten, Mighan war noch ansprechbar. Allerdings war ihr Gesicht, wie auch ihr ganzer Körper, derart aufgeschwollen, derart blutverschmiert und deformiert, dass man sie kaum wiedererkennen konnte. Sie sah sogar kaum noch aus wie eine Lafo oder ein anderes Sarkassvolk.

"Hör mich an, Mighan! Hörst du mich!" fuhr er sie an.

"-a...", war leise zu hören.

Je'Van war sich durchaus bewusst, dass sie keine Konsonanten mehr betonen konnte. Fe hielt die Kamera auf die kleine Mighan, die unnatürlich überstreckt in einer Art arretiertem Harnisch steckte. "Dein Vater ist daran Schuld, allein er! Er hat uns betrogen, deshalb bist du hier! Dein Vater ist schuld! Sag es! Dein Vater ist schuld! Dein Vater ist schuld!"

Mighan Pihto erhob ihre Stimme, als könnte sie sich so befreien: "-a -e... ih... uh! Uh i uh!" brachte sie guttural die Vokale heraus.

Hart erklärte Je'Van Fe in die Kamera: "Pihto, du hast noch eine Frau und 2 Söhne. Denke die nächsten zwei Wochen sehr gut an sie, und vergiss dein jüngstes Kind nicht! Und wenn dir eine Lösung für deine Schulden eingefallen ist, dotier die Lebensversicherung hoch genug, sonst müssen wir uns um den Rest kümmern!"

Damit war die Sache für Fe erledigt. Dhanal würde die Aufzeichnung versenden, sobald er wieder zu sich kam. Die Kamera war weiter auf den unförmig entstellten Körper im Harnish gerichtet. Sie schaltete sich erst Minuten später ab, als die Lebenszeichen erloschen.
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