Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Juli 2006, Teil 1: Gesamt 60 Züge
Spielzeit: 2. Juli 2380, ca. 11:00 Uhr vormittags

Kapitel 24: Ungeahnte Besichtigungen

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*** 07:30 morgens. 21 Lichtjahre entfernt von Starbase Mamori ***


--- Klingonisches Schiff "IKS Tik Tah"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Hört Hört, Ferengi - Ihr redet hier von einer Sternenbasis, die
> uns unbekannt war, UND von einem Auftragsmord auf selbiger. 100
> Barren sind aber nicht viel für eine Profiarbeit. Den Frachter
> hätten wir so oder so im einwandfreien Zustand eingesackt. Aber
> sprecht weiter - ich bin so gnädig und erlaube es Euch", verkündete
> seine Freibeuter-Lordschaft Nortan der Erste gebieterisch.
> Die Brückencrew zeigte ihr breitestes Lächeln in dem Moment.
> Sie verehrten ihren Captain besonders, wenn er so hochtrabend sprach.


--- Ferengi Marauder der D'Kora-Klasse

"Eure Lordschaft Nortan", sprach Bractor unterwürfig, als würde er es mit Ulis zu tun haben. Es hatte mehrere Gründe, dass Bractor sich bei Nortan 'einschleimte'. "Es ist mir eine Ehre Sie, Eure Lordschaft, kennenzulernen. Die Föderations-Raumstation liegt 21 Lichtjahre von hier zwischen zwei Planeten-Systemen. Der Frachter kommt aus der Richtung, wo die Starbase liegt. Sie brauchen nur deren Logbücher zu lesen, damit Sie wissen, dass ich die Wahrheit sage. Der Ferengi, um den es geht, heißt Krem. Er ist Friseur auf der Starbase. Ein leichtes Spiel für ein Profikiller. Ich bin bereit, jetzt Ihnen die 100 Barren auszuhändigen. Wenn Krem in den nächsten 48 Stunden getötet wird, dann gibt es weitere 200 Barren."

Bractor musste das goldgepresste Latinum nicht aus seiner eigenen Tasche zahlen. Ulis hatte ja selbst gesagt: Koste es, was es wolle.

   -- Klingonisches Schiff "IKS Tik Tah"

Mentak reagierte sofort und ließ die Scanner die Ionenspur des gekaperten Föderations-Frachters ausfiltern, um die Richtung zu extrapolieren.

Galep musste laut lachen, als sie hörte, dass ein Ferengi als Friseur arbeitete.

Nortan beendete mit einer Handbewegung das Gelächter der Cardassianerin. "Sagen wir, 250 Barren jetzt und 350 Barren nach dem ersten Blutstropfen!" antwortete Nortan. Der Nausikaaner wollte die Ferengi für ihre Unverschämtheit bluten lassen. Bis jetzt hat noch keiner ungestraft die IKS Tik Tah bei ihrem Beutezug gestört.

   -- Ferengi Marauder

Bractor war sofort einverstanden, und ohne zu zögern sagte er: "Abgemacht. Die 250 Barren werden in einer Ferengi-Sonde zu Ihnen geschickt." Er schnippte einmal mit den Fingern, und zwei Ferengi verließen im Hintergrund die Brücke. "Ich übermittle Ihnen ein Bild von Krem."

Das Bild wurde übermittelt und Bractor fügte hinzu: "Nicht erschrecken. Krem trägt immer solche farbenfrohe Kleidung." [NRPG: siehe Homepage]

   -- Klingonisches Schiff "IKS Tik Tah"

Galep erschrak erst, ehe sie erneut in Gelächter ausbrach. Sie legte es Nortan auf den kleinen Display in der Armlehne.

Nortan schaute kurz darauf, um dann wieder Bractor in die Augen zu schauen. "Ein Glatzkopf von Muschelohr als Friseur - was für eine Lachnummer. Sollen wir den Rest von ihm gegen Aufpreis beseitigen, oder wollen Sie das übernehmen?" fragte er amüsant. während er eine Strähne seines langen schwarzen Haares beiseite schob.

"Kein Feuerwerk... schade", ließ der Nausikaaner an den Waffen enttäuscht verlauten.

Mentak ging rüber und nahm ihn freundschaftlich an die Brust, dass die Nackenwirbel knirschten, um ihn symbolisch zu trösten.

"Darf ich den Typ erledigen, nachdem er mir die Haare frisiert hat?" fragte Galep. "Somit hätte ich wenigstens noch einen geprellten Haarschnitt", fuhr sie fort und lachte danach.

   -- Ferengi Marauder

Es dauerte nicht lange und es wurde eine größere Sonde vom Ferengi- Marauder abgeschossen.

"Zählen Sie nach, großer Lordi", sagte Bractor. "Wir werden schon auf unsere Weise erfahren, ob Krem von einem Ihrer Leute getötet wurde."

   -- Klingonisches Schiff "IKS Tik Tah"

Nortan mochte es gar nicht, wenn man seinen Titel verunglimpfte. Mit einer Geste bedeutete er Galep, auf "stumm" zu schalten.

"Mentak - Hole alles aus der Sonde raus, was brauchbar ist, und lasse die Barren zählen. Danach sollen die Ferengi ihre Sonde als Knallkörper vor den Bug bekommen", instruierte er den Klingonen.

Dann deutete er Galep, wieder den Audiokanal zu öffnen. "Wir werden ja gleich sehen, wie zuverlässig Ferengi sind", antwortete er.

Einen Augenblick später hatte Mentak das ganze Latinum und alles an Bauteilen herausgebeamt, was verwertbar war. Danach ließ er einen alten Sprengkörper reinbeamen, der auf Ferengi-Lebenszeichen getrimmt wurde. Somit konnte er die Sonde getrost zurückschicken.

Schnell waren die 250 Barren goldgepresstes Latinum durchgezählt. "Die korrekte Summe ist angekommen. Den Rest bekommen wir so oder so", meldete er und lachte höhnisch.

Galep unterbrach die Verbindung zu den Ferengi.

Mittlerweile kamen auch die Vollzugsmeldungen vom Föderations-Frachter. Die Frachträume waren annähernd leer, aber dafür war der Frachter an sich neu. Die Logbücher konnten auch noch rechtzeitig gesichert werden, ehe der Föderations-Captain sie löschen konnte.

Die Crew des Frachters hatte man in einen Frachtraum eingesperrt, bis man einen besseren Platz gefunden hatte.

Somit flog die IKS Tik Tah zusammen mit dem Frachter in Richtung Sternenbasis Mamori, während im Hintergrund die Sonde gegen den Ferengi Marauder krachte und explodierte.

Der Nausikaaner an den Waffen musste lachen. "Sowas nenne ich Abschied nehmen inklusive Wertminderung", brachte er zwischen den Lachern hervor.

Nortan wusste, das es nur minimale Schäden am Ferengi-Schiff gegeben hatte, aber er wollte ihnen ja auch nur einen kleinen Denkzettel verpassen.

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*** Logbuch von 2nd Lieutenant Kerrig Saghi, Tochter von B'Enar ***

Ich befinde mich nun einen knappen Monat auf Starbase Mamori, und langsam wird mein Dienst Routine. Bei einem Holodeckaufenthalt zu meinem Geburtstag konnte ich meine Vorgesetzten Lieutenant Colonel Kirah Vaughn und Captain Viqi Alidar besser kennenlernen, zusammen mit Ensign Jirrida el Tharanir, die ihre kleine Tochter mitgebracht hatte, und Doktor Davey Tavington.

Die Ärztin schien Colonel Vaughn recht interessant zu finden. Recht kurios finde ich, dass Captain Viqi ihre ganze Akademiezeit durchlaufen hat, ohne Beachvolleyball gespielt zu haben. Sie meinte zwar, man hätte sie wegen ihrer Krallen außen vor gelassen, aber sie trägt Schutzkappen bei Spaßkämpfen. Nun ja, ich habe schließlich auch nichts für Soccer übrig.

Auch konnte ich wenigstens ein Besatzungsmitglied kennenlernen, mit dem ich so wenig wie möglich zu tun haben möchte: Ensign Wrad Kaan. Der Andorianer wollte mir doch tatsächlich eine Waffe aufnötigen, weil ich eine Frau bin, damit irgendeine fiktive Chancengleichheit besteht. P'tagh! Ich bin Klingonin! Ich brauche keine Waffe, ich bin von Kahless' Geist beseelt! Solange Kaan dafür kein Verständnis hat, fehlt ihm Kahless' Geist, und ich besiege ihn ohne Waffe, ohne Augenlicht und ohne Arme... - ich höre besser auf, bevor ich auf meine Beine verzichte, ohne die wird es doch schwierig.

Auf der OPS sind unsere Kommandanten ziemlich aufgeregt, da die Minorytaner - eines von zwei örtlich dominierenden Völkern - eine diplomatische Delegation geschickt haben, nachdem Colonel Vaughn mit Captain Alidar und mir unbeabsichtigt - und unvorsichtig - in deren System eingeflogen war. Die Minorytaner scheinen uns das nicht nachzutragen, nur sind ihre Rivalen, die Sarkassianer, ebenfalls mit einer Abordnung erschienen, und die Botschafter und Protokollchefs sind sehr bissig zueinander. Bei den carnivoren Sarkassianern überrascht mich das nicht.

Für uns Piloten bedeutet die Anwesenheit der Diplomaten, dass wir einen Kunstflug darbieten sollen. Zu dumm, dass mein Peregrine-Jäger einen Defekt hat, und ich ein Wartungsteam, das sich darum kümmern wollte, verjagt habe. Nicht, dass ich die Ingenieure bräuchte, ich bin schließlich selbst eine, doch ich bin ein wenig unter Zeitdruck. Andererseits wären sie mir kaum eine Hilfe, wenn sie mit bloßen Fingern nach isolinearen Chips suchen. - So, da ist das defekte Mistding! Jetzt ein neues replizieren und hoffen, dass Vaughn solange nicht auftaucht, bis ich es eingebaut habe...

*** Ende des Logbucheintrags ***

*** Am gleichen Tag, um 11:00 Uhr vormittags auf Starbase Mamori ***


--- SB Mamori, Peregrine-Hangar

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Viqi ließ es auf sich beruhen. Kerrig hatte sich da in etwas
> hineingesteigert, wo sie sich nicht einmischen wollte.
> "Nein, diese el Tharanir habe ich auf dem Holodeck zum ersten Mal
> gesehen", erklärte Viqi.

"Das ist kein Wunder, die Station ist im Bau, es kommen täglich neue Crewmitglieder an Bord", fand Kerrig Saghi. "Kennen Sie denn die Ärztin etwas besser?"

"Ich habe sie schon mal gesehen, doch näher auch wieder nicht. Ich bin zumindest noch nicht von ihr behandelt worden, bisher", antwortete Viqi.

"Es schien so, als schiene Colonel Vaughn sie gut zu kennen, von daher dachte ich daran, der Doktor könnte zur Einheit gehören", spekulierte Saghi. Da Kirah Vaughn nun jeden Moment herein kommen und einen Kunstflug anordnen konnte, arbeitete Saghi nahezu hastig daran, den Fehler an ihrem Peregrine-Jäger zu finden und zu beheben.

"Die Colonel kennt Tavington bestimmt aufgrund ihrer Schwangerschaftsuntersuchungen", mutmaßte Viqi.

"Eine Schwangerschaft würde nur schwer mit dem Eindruck zu vereinbaren sein, den ich von beiden hatte", wunderte sich Saghi. "Wenigstens Doktor Tavington war recht zärtlich zu Vaughn." Im nächsten Moment musste sie sich korrigieren. Ihr Gedanke galt nur bei einer natürlichen Schwangerschaft, mit ärztlichem Beistand konnte ein Kind auch zwei biologische Mütter haben.

Dann hatte die Halbklingonin auch den Hardwarefehler gefunden. Sie isolierte das Aggregat, entnahm das defekte Bauteil und stieg von ihrem Jäger herunter, um ein Ersatzteil zu replizieren.

"Ja, aber die Colonel schien davon nicht sonderlich begeistert zu sein", erwiderte die Khashtay. "Außerdem denke ich, dass der Commander Talvert davon nicht sonderlich begeistert wäre", fügte sie an.

"Was hat denn Commander Talvert damit zutun?" fragte Saghi, während sie wieder auf ihr kleines Schiff kletterte und mit Werkzeugen nach dem defekten Aggregatsteil nestelte. "Es tut mir leid für das Fräulein Doktor. Schließlich ist Colonel Vaughn eine hübsche Frau, und Tavington scheint sich für hübsche Frauen zu begeistern", meinte Kerrig aufrichtig. Sie gönnte niemandem unerfüllte Liebe, zumal sie selbst auf Q'onos einen Mann zurückgelassen hatte, der - wenn auch nur für kurze Zeit - in ihrer bajoranischen Seite, in ihrer unvollkommenen Herkunft keinen Makel gesehen hatte, und ihrer Exotik etwas abgewinnen konnte. Nur hatte diese Affäre sie nicht die Kriegerakademie bestehen lassen, und sie hatte ihren Lover auf der Heimatwelt zurückgelassen.

"Sag mal, kriegst du gar nichts mit?" fragte Viqi und war unwillkürlich zum "Du" übergegangen. "Talvert ist mit ihr verheiratet, und daher zu 99,9999% auch der Vater des Kindest, trumpfte Viqi auf. "Das mag sein, doch es fällt mir schwer nachzuvollziehen, warum sie sich gerade eine Frau dafür aussucht. Männer sind in manchen Dingen einfach besser", erklärte die Khashtay.

"Ich erinnere mich dunkel, das in Vaughns Akte gelesen zu haben... vor über einem Monat", erwiderte Saghi. "Wenn Tavington Dinge bevorzugt, in denen Frauen besser sind, ist das ihre Sache. Eine Frau würde ich, zum Beispiel, einem Hologramm vorziehen." Kerrig lachte spottend auf und blitzte die Khashtay neckend an. Dann ersetzte sie schlussendlich das defekte Bauteil und brachte die Abdeckung wieder an. Nun konnte Vaughn kommen, einen Kunstflug ansetzen, oder die Station konnte angegriffen werden, oder man brauchte Kurzstreckenscans eines Phänomens in mehreren Lichtjahren Entfernung: Die "Sompec" und ihre Pilotin waren einsatzbereit.

"Das mag sein, doch Hologramme haben auch ihre Vorteile", sagte Viqi. 'Man kann sie nicht verletzen und nicht von ihnen schwanger werden', dachte sie grinsend, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Kerrig zuwandte.


--- SB Mamori, Valerius' Laden "Die Oase"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Und nun versteckt sie sich hinter ihren Pflichten, weist jede Nähe
> zurück, bevor sie verpflichtend wird", erklärte Andschana Valerius.
> "Aber erlauben Sie mir die Bitte, jetzt nicht aufzugeben. Sie mag Sie
> wirklich, glauben Sie mir."

Noch einmal ruckelte Valerius an der Statue und drehte sie um ein paar Zentimeter weiter nach links. Dann hob er die Vörhänge auf und ging zu dem Torbogen. Die Worte von Andschana ließen ihm eigentlich gar keine Hoffnung mehr übrig.

Bei dem Bogen drehte er sich wieder zu der jungen blonden Frau und sagte: "Wenn Tariki, wie Sie sagen (hier fiel er wieder auf das Sie zurück, da es Andschana als angebrachter erschienen war), immer schon so war... ehrlich gesagt, komm ich mir doch wie ein Trottel vor."

Er legte den Vorhang einfach auf den Boden und kam etwas näher zu Andschana, da er nicht gerne durch den ganzen Raum schrie. "Ich gebe zu, ich hab diese Frühstückseinladung zum Teil nur wegen ihr gemacht. Sicher auch wegen der neuen Bekanntschaften, die leider nicht sehr viel gebracht haben, befürchte ich. Gestern war sie wirklich nett, aber heute war diese Frau fast schon angewidert von mir. Entschuldigen Sie den Ausdruck, aber da Sie sie besser kennen, verstehen Sie das vielleicht."

Valerius hob eine Schraube auf und sah sie an, dann sagte er noch: "Legen Sie bei Kimon ein gutes Wort dafür ein, dass er Tariki zu dem Abendessen gehen lässt. Einmal versuche ich es noch, mit ihr zu reden, falls sie aber wieder so....so ist, wie heute teilweise, gebe ich mich geschlagen."

"Ich kann Sie wohl kaum zwingen, sich auf Tariki einzulassen, das will ich auch gar nicht. Ich glaube nur, dass unsere... unsere Kulturen sehr unterschiedlich sind und wir es uns manchmal sehr schwer machen." Andschana seufzte und machte sich in Richtung Ausgang auf, als sie zögerte und sich noch einmal umdrehte. "Bitte, es gibt eines, das Sie unbedingt wissen müssen. Tariki hat das Recht, ihr eigenes Leben zu führen, Beziehungen einzugehen. Daran müssen Sie denken, wenn Sie sie abholen wollen. Für die meisten Männer ist dies nur schwer zu verstehen. Und nun werde ich mich in unser Quartier zurückziehen. Ich wünsche Ihnen... euch alles Gute."

Mit diesen Worten verschwand sie durch die Tür und ging eilig davon.


--- SB Mamori, Gänge

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Och, dann habt ihr also Angst, euch könnte hier etwas passieren?"
> fragte Ehani unschuldig Kras Antschirsch. "Wir hingegen vertrauen
> auf die Sicherheit, die von der Crew dieser prächtigen Station
> aufrechterhalten wird", meinte sie freundlich zu Kimon.
> 'Wer´s glaubt wird selig. Ihr wollt doch nur euren Vorteil
> rauschlagen', dachte Ehani abfällig.

Kimon war versucht, resigniert zu seufzen. Das konnte ja noch heiter werden! Ein gemeinsames Protokoll ausgerechnet mit den beiden zu finden, würde sich sicher noch als spannend herausstellen. Spannend und... nun, nervenaufreibend, wenn man es auf den Punkt brachte.

"Nun, in meinen Augen spricht nichts dagegen, an seinen Traditionen festzuhalten.", antwortete er, Ehanis Unterton bewusst ignorierend. "Sie beide und die jeweiligen Delegationen, die Sie hierher begleitet haben, repräsentieren schließlich Ihre Welt mit Ihrer Kultur, Ihren Umgangsformen, Ihren Ansprüchen. Genau aus diesem Grund wurde eine Raumstation der Föderation für dieses Treffen ausgewählt - es ist ein neutraler Grund, der keinem der anwesenden einen Bonus bieten soll. Sollten die Verhandlungen scheitern, kann jeder auf seine eigene Welt zurückkehren und alles ist so, wie es zuvor war. Aus diesem Grund bin ich auch sehr darum bemüht, diese Begegnung so zu gestalten, dass sich niemand der Beteiligten beleidigt fühlen muss. Dazu muss ich allerdings eine gewisse Kompromissfähigkeit beider Seiten voraussetzen. Wir können es uns nicht leisten, Partei zu ergreifen, noch bevor sich alle drei Seiten überhaupt kennengelernt haben. Deshalb ist meine große Hoffnung die, dass Sie mit mir und nicht gegen mich arbeiten."

Er hoffte, dass die indirekte Botschaft bei den beiden ankam. Seit sie gemeinsam die Delegationen verlassen hatten, brachten sie mit jedem Satz eine derart deutliche Antipathie für die jeweilige Gegenseite auf, dass Kimon sich fragte, ob die Ausbildung zu einem diplomatischen Mitarbeiter auf diesen beiden Welten überhaupt Kontakte zu anderen Spezies vorsah. In diesem Moment kamen sie direkt vor der Tür des Konferenzraumes an.

Kras schnaubte nur kurz und folgte dann Kimon, bis sie vor der Tür angekommen waren. Es stand unter seiner Würde, mit der Frau der Minotitaner hier herumzustreiten. Und dieser Herr Kimon behandelte ihn wie ein Schulmeister, kam ihm vor. Als sie nun zu dritt vor der Tür standen, fiel dem Sarkassianer nicht ein, diese zu öffnen, da er ja nicht wusste, wohin sie führen würde.

Es folgten ein paar Sekunden, die alle drei vor der verschlossenen Tür verbrachten.Kras sah Kimon und Ehani unsicher an, ob nun etwas zu passieren hatte oder nicht. "Ähem....?" setzte er ein fragendes Räuspern in den Raum... äh, Gang.

Dann nahm er Bezug auf die lehrreichen Worte des [NRPG: vermeintlich] irdischen Delegierten und sagte: "Ich kann Ihnen versichern, dass Sarkass ebenfalls offen ist für neue Kontakte und bedaure auch gleichzeitig, dass die bisherigen wichtigen Zusammentreffen meines Planeten mit Nicht-Sarkassianern bis jetzt nicht so nüchtern betrachtet erfolgten."

Wenn Kimon die Geschichte der Sarkassianer auch nur rudimentär kannte, wusste er, was das bedeutete.

Kimon zögerte nicht länger und betrat noch vor einer Antwort den Raum.

--- SB Mamori, Deck 19, Konferenzraum Omega-2

Er sah sich kurz um, den Atem angehalten. Und bereute seine Entscheidung, noch vor den beiden diplomatischen Delegationen den Raum zu kontrollieren, nicht.

Den farbenfrohen Wandschmuck, der irgendwo zwischen abstrakt und naiver Malerei schwankte, konnte er ja noch irgendwie tolerieren. Unverschämter fand er da schon die Werbung für den Friseursalon Krem, die gemeinsam mit einem grellbunten 'Willkommen' auf mehrere Monitore verteilt war. Doch das wirkliche Schaudern kam erst, als er einen Blick auf den langen Tisch warf. Teller, Gläser, Besteck - soweit alles in Ordnung. Kimon war sich allerdings sicher, dass niemand außer den Ferengi Freude am Inhalt der verteilten Schalen und Kannen gefunden hätte. Die zahlreichen Inhalte schwankten farblich zwischen grau, grün, braun und rötlich und wiesen sämtlich eine breiige bis flüssige Konsistenz auf.

Für einen langen Augenblick starrte Kimon auf eine Preisliste für den Friseursalon, die fröhlich blinkend über einen der Monitore lief, um seine Fassung wiederzugewinnen und nichts zu tun, was er einen Augenblick später wieder bereuen würde. Nachdem er dann einigermaßen tief durchgeatmet hatte, wandte er sich zu seinen Begleitern um. "Nun, mir scheint, der Friseurkongress, der vor kurzem hier stattfand, ist noch nicht ganz aus diesem Raum verschwunden. Ich nehme an, Sie stimmen mir zu, wenn ich vorschlage, dies alles ein wenig... angemessener zu gestalten."

Wenn Kimon gewusst hätte, dass Qual nie und nimmert etwas für Krem machen würde, dann hätte Kimon gewusst, dass er möglicherweise in den falschen Raumlichkeiten war, oder wieder hatte jemand, ein Ferengi, etwas getan, wovon er nichts wusste.

Als die Sensoren Personen im Raum registrierten, startete ein Computerprogramm von Krem.

Auf den Monitoren war Krem zu sehen, wie er eine Hipecat-Dose präsentierte. Frauenstimmen, die sangen: "Happy Hipecat, Happy Hipecat, Happy Hipecaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaat." Krem, der sagte: "Happy Hipecat, eine Creme, die Ihre Haut noch schöner macht. Zweimal tägliche Anwendung von Hipecat-Creme, und Ihre Haut sieht jünger aus." Frauenstimmen, die sangen: "Happy Hipecat, Happy Hipecat, Happy Hipecaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaat." Krem, der sagte: "Happy Hipecat gibt es jetzt in der Vorteilspackung. Die ersten 10 Kunden, die Happy Hipecat kaufen, erhalten zudem einen Frisur-Gutschein im Werte von 20 sggl." [Anmerkung: sggl steht für "Stücke goldgepresstes Latinum"] Frauenstimmen, die sangen: "Happy Hipecat, Happy Hipecat, Happy Hipecaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaat." Krem, der sagte: "Kommen Sie zu Krems Friseur & Kosmetik-Salon, und holen Sie sich schnell eine Happy Hipecat-Vorteilspackung. Solange der Vorrat reicht." Frauenstimmen, die sangen: "Happy Hipecat, Happy Hipecat, Happy Hipecaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaat."

Kras Antschirch folgte Kimon dicht nach und lugte über den Raum. Es war eine gar seltsame Anordnung für ein Bankett. Die Schalen waren interessant. Sie wirkten aber eher wie Kostproben, denn wie ein richtiges Essen. Manche Fischeier hatten dieselben Farben, und Kras fühlte sich wehmütig an die Kol erinnert. Die dauernd aufblinkenden Werbezeilen für Krem waren etwas enervierend, da hatte Kimon recht, aber im Großen und Ganzen waren die Tische aufgestellt und sogar gedeckt.

"Vielleicht wurde nur das Unterhaltungsprogramm falsch eingstellt. Fragen Sie lieber die Technik, Herr Kimon", riet ihm Kras und machte einen weiteren Schritt an dem Sternenflottenabgeordneten vorbei in den Raum. Am ersten Tisch blieb er stehen und schnupperte an einer der Schalen. Sie duftete nach frisch gemahlenen Algen.

Krem wurde ausgeblendet, und eine Flasche Slug-o-Cola erschien auf den Monitoren. Eine männliche ferengische Stimme sagte: "Diese Werbsendung wurde von Slug-o-Cola, der schleimigsten Cola der Galaxis, gesponsert.' Frauenstimmen, die sangen: "Slug-o-Cola, Slug-o-Cola, schluck Slug-o-Cola, die schleimigste Cola der Galaxiiiiiiiiiiiiis."

"Sie!!!!!!" Ein Ferengi mittleren Alters erschien auf den Monitoren und zeigte mit seinem Zeigefinger auf die Leute, die vor den Monitoren standen. "Ja, SIE! Sie sehen nicht gesund aus, weil sicherlich Ihre Geschäfte schlecht laufen. Sie benötigen sicherlich einen neuen Frinx. Einen Frinx, wo man bequem seine Geschäfte machen kann." Der Ferengi stellte sich neben eine Kloschüssel. "Das ist Frinx-3000. Hier können Sie bequem Ihre Geschäfte Ihres Lebens machen. Auf Frinx-3000 kann kein gesunder Geschäftsmann verzichten. Frinx-3000." Frauenstimmen, die sangen: "Frinx, Frinx dreitauseeeeeeeeeeeeeeeeend. Hier muss jeder mal darauuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuf." Eine männliche ferengische Stimme sagte: "Diese Werbsendung wurde von Slug-o-Cola, der schleimigsten Cola der Galaxis, gesponsert." Frauenstimmen, die sangen: "Slug-o-Cola, Slug-o-Cola, schluck Slug-o-Cola, die schleimigste Cola der Galaxiiiiiiiiiiiiis."

"Bei Avareso! Das darf nicht wahr sein. Nein, das kann auch nicht wahr sein." Kimon hatte sich wieder einigermaßen gefangen, doch die Werbespots, die aufdringlicher nicht sein konnten, taten ihr Schlimmstes, um Kimon in die Verzweiflung zu treiben. Nein, hier stimmte etwas nicht. Selbst wenn Ensign Qual alles versaut haben sollte, das traute Kimon ihm nicht zu.

Er trat zu einem Computerterminal und verschaffte sich einen Überblick über die Raumreservierungen. Als er die Reservierungen für diesen bunten, verwirrenden Raum gefunden hatte, hätte er beinahe erleichtert aufgelacht. Er war schlicht und einfach in einen falschen Raum gestolpert! Für einen Moment stellte er sich grinsend vor, wie es gewesen wäre, wenn er den Raum umgestaltet hätte und die Ferengi hier auf die Delegationen getroffen wären....

Erleichtert drehte er sich um. "Nun, ich muss gestehen, dass hier ein Irrtum meinerseits vorliegt. Dieser Raum erwartet offensichtlich ja andere Gäste als Ihre Begleiter. Wir werden den Raum, der für Ihre Begleiter bestimmt ist, ganz woanders finden. Bitte, folgen Sie mir ein weiteres Mal und entschuldigen Sie dieses Chaos." Er ließ die Tür öffnen und trat erneut auf den Korridor hinaus.

Kras wurde von den aufdringlichen und lauten Werbungen fasziniert. Sicher gab es auch auf Sarkass Werbungen, doch eher welche, die sachlich und ruhig gehalten waren. Das "Slug-o-Cola" sagte ihm gar nichts, und ein Frinx... das war nicht unbedingt der Gegenstand, für den sich ein Protokollchef am meisten interessiert.

Obwohl ihn das Gesinge und der Ferengi einerseits fesselten, stieß ihn aber der Inhalt teilweise wieder ab, und so folgte er dem menschlichen [NRPG: Fehleinschätzung, Kimon ist kein Mensch] Protokollchef aus dem Raum. Aber Kras hatte sich schnell noch eine Fingerspitze der Creme genommen und rieb sich nun damit ein. Der Erfolg davon war, dass die eingeriebene Wange sofort zu jucken anfing wie die Hölle. So viel zur Faltenminderung.

Mit einem triumphierenden Gefühl beobachtete Ehani, wie die Wange des Sarkassianers rot anlief, und sich kleine Pöckchen bildeten.

Kras sah sich um und erblickte die lächelnde Minotitynerin, weswegen er sich sofort wieder wegdrehte und einen Schritt weiter auf Abstand zu ihr ging. Er schnaubte verächtlich und folgte Kimon.

Kimon bemerkte nichts von der Cremegeschichte, weil er viel zu beschäftigt damit war, den Weg zum jetzt eingeprägten Raum zu finden. Die OPS, er mußte einfach nur die OPS finden, und das sollte eigentlich nicht allzu schwer sein. Ein Turbolift! Erfreut führte er seine Begleiter hinein und gab das Ziel an. So war es doch sehr einfach - man überließ sich einfach einem ausgeklügelten Stück Technik und konnte sich darauf verlassen, dass das Ergebnis schon richtig war. Wie mühsam behalf man sich in einer Welt, die so etwas nicht kannte...


--- SB Mamori, in einem anderen Turbolift, unterwegs zum Promenadendeck

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Und wenn ein Nicht-Mitlgied die Föderation um militärische Hilfe
> gegen ein anderes Nicht-Miglied ersucht?" fragte Serillia Tanaqua
> gespannt. Ganz sicher war es das, was Quaipol hatte wissen wollen.
> Ihr Lächeln war nur noch Fassade, innerlich kochte ihre Wut gegen den
> Sarkassianer hoch. Wehe der Föderation, wenn die sich als nicht
> neutral erweisen sollte.

"Die Föderation verhandelt nicht mit Terroristen", erwiderte Suvan womöglich eine Spur zu bissig. Daher erklärte er etwas hastig weiter: "Die Föderation schließt vielfältige Abkommen mit Nichtmitgliedern, dazu kann auch eine militärische Kooperation gehören. Wie Captain Johnsen erwähnte, ist das oberste Dogma unserer Außenpolitik die Nichteinmischung in fremde Kulturen und die Achtung souveräner Staaten. Die Föderation wahrt die Souveränität ihrer Bündnispartner, sie schützt zivile Einrichtungen, aber sie führt keine Kriege für ihre Partner, und sie entlastet auch nicht die Einheiten, die ein Partner benötigt, um seine Nachschubbasen zu sichern. Meistens sieht eine militärische Intervention der Föderation so aus, dass sie ein militärisches Patt erzwingt und sich gleichzeitig als Schlichter des Konflikts anbietet."

"Die Föderation tritt also als galaktische Polizeimacht auf, die keine Kampfhandlungen zulässt? Wie ist das mit der Achtung staatlicher Souveränität zu vereinbaren?" fragte Quaipol unzufrieden. Allein der erste Satz des Ersten Offiziers hatte davon gezeugt, dass Quaipol nicht der erste wäre, der eventuell versuchte die Föderation zu benutzen, um einen Rivalen auszuschalten.

"Botschafter Quaipol, ich bezog auf Bündnispartner. Will ein souveräner Staat unbedingt eine militärische Entscheidung herbeiführen, stellt sich die Föderation nicht mit Gewalt dagegen. Allerdings wird dieser Staat als Bündnispartner durch diese Entscheidung nicht gerade attraktiver", erklärte Suvan Talvert.

"Sie sanktionieren also", stellte Garretragh Quaipol fest.

Der sarkassianische Botschafter machte der Föderation ihre Nicht- einmischungspolitik zum Vorwurf. Suvan Talvert bemühte sich, diesem Vorwurf nicht noch mehr Gewicht zu geben, indem er sich gegen ihn verteidigte: "In gewissem Sinne schon. Die Föderation ist ein Zusammenschluss von mehreren Völkern, die Krieg als Lösungsweg für Konflikte ausschlossen. Es ist für uns von existenzieller Bedeutung, kriegerische Handlungen abzulehnen."

Man mochte meinen, das Bündnis der Föderation mit den recht gewaltbereiten Klingonen zu erwähnen wäre ein Beispiel dafür, dass auch Abkommen mit solchen Völkern möglich waren, wenn auch in sehr begrenztem Umfang. Allerdings ließ das die Ablehnung der Föderation von Konfliktlösung durch Waffengewalt beliebig aussehen, so vermied es der Erste Offizier, das anzusprechen.

Serillias Augen blitzten voller unverhohlener Empörung auf, als Suvan auf ihre Frage zunächst mit Terroristen antwortete. Setzte er die Minorytaner etwa damit gleich?! Aber im weiteren Verlauf des Gesprächs beruhigte sie sich wieder. Die pazifistische Grundhaltung der Föderation gefiel ihr. Auch dem Kanzler würde das sicher gefallen - dem Sturmator allerdings weniger. Aber das war nicht ihre Sorge. Es lag auf der Hand, dass Quaipol es nicht leicht haben würde, die Föderation gegen Sarkass aufzuhetzen. Dem entsprechend hellte sich ihre Miene wieder auf.

Die Turbolift-Tür glitt auseinander und gab den Blick frei auf ein winziges Stückchen Promenadendeck, das zunächst nicht weiter auffiel.

   -- SB Mamori, Promenadendeck

"Sehr sympathisch. Sie sind also geübt in der Rolle des Vermittlers?" fragte die Botschafterin lächelnd und richtete einen sehr prüfenden Blick zuerst auf Suvan und dann auf Captain Johnsen.

Da Tanaqua ihre Frage nicht direkt an Talvert gerichtet hatte, und Captain Johnsen ranghöher als der Lieutenant Commander war, fand Suvan es höflicher, den Captain der Botschafterin antworten zu lassen. Talvert ging so weit auf das Deck hinaus, bis er eine Stelle erreichte, an denen er den Delegierten alle Geschäfte zeigen konnte.

Interessiert wartete Garretragh Quaipol auf eine Beantwortung von Serillia Tanaquas Frage. Was wollte die Sternenflotte hier vermitteln? Der Sarkassianer war an Bord, um die Minorytaner bei der Föderation auszustechen, nicht um sich den Minorytanern gegenüber in irgend einer Weise zu verpflichten. 'Es sei denn, diese Leute schaffen es Tanaqua zu vermitteln, dass Minorytaner im Sarkass-System und auf Stroia unerwünschst sind', meinte er ironisch.

Der Captain hatte gar nicht bemerkt, dass Serillia eine Frage an ihn gestellt hatte. Erst als er ein leichtes Räuspern von Qual hörte, kam der Captain aus seinen Tagtraum von Risa heraus. "Oh ja", antwortete Mike und musste sich erst mal orientieren, wo sie angekommen waren. "Die Föderation hat schon oft die Rolle des Vermittlers übernommen."

Etwas weiter weg von der Besichtigungsgruppe standen Krem und Oggie immer noch am Geschäftseingang des Friseur-Salons.

"Nun sieh mal, was ich sehe", sagte Krem zu Oggie.

Oggie sah sich orientierungslos um und erwiderte voller Freude: "Oh, Klasse. Kundschaft." Oggie hatte einen Bolianer gesehen.

"Nicht den Bolianer. Schau in die Richtung", zeigte Krem ihm die Blickrichtung an.

"Oh, Klasse!" rief Oggie. "Das müssen die Fremden sein."

"Richtig", bestätigte Krem. "Ulk, die Werbetour der Sternenflotte hat schon begonnen. Etwas früher als geplant, aber besser als gar nicht."

Ulk stellte sich neben Krem. "Wie, jetzt schon? Meinen Informationen nach [NRPG: Quelle von Qual] sollte die Führung erst viel später stattfinden."

"Macht nichts", sagte Krem mit einen breiten Lächeln. "Ich habe schon in der letzten Nacht alles vorbereitet..."

Oggie und Ulk sahen Krem verwirrt an: Krem hatte mal was ohne sie gemacht?

Serillia nickte zufrieden und sah sich interessiert um. Der Hangar war zwar nicht hübsch gewesen, aber sehr geräumig. Und dieses Promenadendeck wirkte ebenfalls sehr großzügig, unter anderem auch durch seine lichte Höhe. Viel war noch kahl und leer, aber ganz in der Nähe befanden sich ein paar Geschäfte, die schon geöffnet zu haben schienen. Ein breiter, freundlich gepflasterter Weg zwischen den Läden lud zum Flanieren ein und endete weit hinten anscheinend im Grünen. Es gab eine taghelle Beleuchtung und viele schmucke Pflanzkübel. Und es war nicht sonderlich voll. Wenn dieser Ort fertig war, würde er sicher attraktiv sein. Ein schöner Ort, um zu shoppen und sich zu erholen.

Serillia war durchaus beeindruckt. Auf diesem Promenadendeck vergass man, dass man sich im Weltraum aufhielt, es hätte ebensogut ein Einkaufszentrum auf einem zivilisierten Planeten sein können.

Mit großen Augen betrachtete sie einen groß gewachsenen, blauhäutigen und glatzköpfigen Passanten. Dann wandte sie sich Lt. Cmdr. Talvert zu. "Wie viele Spezies gehören der Föderation an? Bitte erzählen Sie mir etwas über sie. Beginnen Sie mit Ihrem Volk."

Suvan lachte leise und erwiderte Tanaqua: "Botschafterin, die Föderation hat über 150 Mitglieder. Ihnen in einem Rahmen von ihnen allen zu erzählen, der den Mitgliedern gerecht wird, sprengt die Führung. Ich hoffe es ist Ihnen Recht, wenn ich mich vorerst auf die Gründungsmitglieder beschränke."

Talvert räusperte sich und begann einen Monolog: "Die Vereinte Föderation der Planeten wurde 2161 gegründet, von Andorianern, Coridanern, Denobulanern, Rigelianern, Tellariten, Terranern und Vulkaniern. Ich selbst entstamme den letzten beiden Völkern: Mein Vater ist ein vulkanischer Akademiker, meine Mutter ein terranischer Starfleet-Captain. Vulkanier sind eine sehr alte und sehr beherrschte Kultur: Von Kindheit an trainieren sie verschiedene Meditationen, die Ihnen erlauben, Gefühle zu unterdrücken. Absolute Meister darin nehmen ihre Gefühle nicht einmal mehr wahr. Terraner hingegen sind neugierig, kontaktfreudig, und wohlwollend. Da sie eine bewegte Geschichte von nationalen Konflikten auf ihrem Planeten hinter sich haben, sind sie sehr darum bemüht mit allen Völkern, denen sie begegnen, in friedlicher Koexistenz zu leben. Dieses Streben ergibt sich für die Vulkanier aus reiner Vernunft, Terranern ist es sogar ein Bedürfnis. Dieses Volk lebt seine Gefühle offen aus, solange sie niemanden damit brüskieren, aber sie lassen ihre Entscheidungen nicht vom Gefühl beeinflussen. Aufgrund meiner kulturellen Neigung entspricht meine Persönlichkeit eher einem Terraner, denn einem Vulkanier. Haben Sie, Miss Tanaqua, bis hierher Fragen, oder soll ich fortfahren?"

"Hundertfünfzig Mitglieder!" rief Serillia überrascht aus und folgte interessiert Suvans Ausführungen. Am Ende zog sie jedoch unwirsch ihre Brauen zusammen. "Mein Titel lautet Botschafterin, Herr Talvert. - Sie sind also ein Mischling? Das ist interessant. Dann gibt es sicherlich ausserordentlich viele Kombinationsmöglichkeiten - noch mehr Mischlinge anderer Völker... Was mich interessieren würde, Lieutenant Commander, wenn Vulkanier ihre Gefühle nicht wahrnehmen und Terraner so emotional sind - wie ist es gekommen, dass Ihre Eltern zusammengefunden haben? Müssten sie sich nicht gegenseitig unsympatisch sein?"

Schon allein, wenn sie nur an die Unterschiede zwischen Wahren und Ersten dachte, schien ihr die Überwindung so großer Gegensätze nahezu unglaublich.

Sie waren währenddessen ein paar Schritte weitergegangen, und nun standen sie in der Nähe eines der Geschäfte. Die beiden Schaufenster mit großen Puppen darin zogen Serillias Aufmerksamkeit auf sich. Sie trat näher darauf zu und musterte neugierig die Kleidung, die diese Puppen trugen.

Während Talvert mit Serillia sprach, schenkte Mike Johnsen seine Aufmerksamkeit Garretragh Quipol und dessen Anhang: "Das Promenadendeck steht im Mittelpunkt des geschäftlichen und gesellschaftlichen Lebens auf unseren Raumstationen. Hier finden Sie zahlreiche Läden, Büros und Restaurants. Die Betreiber der Geschäfte stammen von Mitgliedsplaneten und auch von Nicht-Mitgliedsplaneten. Natürlich kommt es auch bei so einer Zusammenballung von verschiedenen Kulturen zu Konflikten. Das lässt sich nicht vermeiden. Jede Kultur hat schließlich ihre eigenen Meinungen und Vorstellungen, wie man leben sollte. Der größte Feind an Bord einer Raumstation ist das Missverständnis. Mit ein paar sachlichen Erklärungen sind diese aber meist beseitigt. - Dieser Mode-Laden gehört Pha Kwa Swadesh. Ein Bajoraner, der Mode auf der Erde studiert hat", hatte der Captain noch die 'Info' im Hinterkopf.

"Verzeihung, Frau Botschafterin", entschuldigte Talvert sich für die 'Miss'. "Ich möchte nochmal betonen, dass Vulkanier ihre Gefühle aufgrund von Konzentrationsübungen ignorieren, und nur Meister dieser Meditation ihre Gefühle nicht mehr wahrnehmen. Längst nicht jeder Vulkanier ist ein Meister darin. Zudem sorgt diese Meditation für ein neurochemisches Ungleichgewicht, das in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von sieben Jahren dazu führt, dass Vulkanier ihre Selbstbeherrschung verlieren, und in Gewalt- oder Sexualexzessen genug Stresshormone und Adrenalin aufbauen, um ihre Neurochemie auszugleichen. Meine Mutter bekommt sieben Jahre lang nur höfliche Gesten aus meinem Vater raus, und für ein paar Wochen ist er ein romantischer Liebhaber, wie es ihn sonst nur in Legenden gibt."

Suvan ließ wieder eine Pause und setzte dann seinen Bericht fort: "Die Andorianer sind an Bord durch unseren OPS-Offizier Ensign Wrad Kaan vertreten. Sie besitzen eine recht impulsive Mentalität, wenn sie nicht sogar gewaltbereit sind. Zugleich sind sie sehr kreativ.Ein sehr populäres andorianisches Erzeugnis ist die Flabjellah, eine Waffe, auf der man Musik spielen kann. Bis zur Mitte des 22sten Jahrhunderts waren sie mit den Vulkaniern stark verfeindet. Es waren Terraner, die zwischen den beiden Völkern vermittelten. Die Coridaner und Rigelianer hatten bereits vor Gründung der Föderation Handelsbeziehungen mit Vulkan. Die Denobulaner unterhielten ebenfalls Handelsbeziehungen und nahmen an gemeinschaftlichen Projekten teil, die von den Vulkaniern initiiert wurden. Zum Beispiel war um 2151 ein Austauchprogramm für Ärzte recht populär, und es gab schon um 2130 vulkanische Lehrer an terranischen Schulen."

   -- SB Mamori, Promenadendeck, Stationssicherheit

Als die Stationsführung mit den Botschaftern das Promenadendeck betrat, hatte Crai Dervon gemacht, dass er nicht auffiel. Es war ein historischer Moment, und bei dem hatte ein Starfleet-Captain aus einer 500 Jahre entfernten Zukunft nichts verloren. Nur, wo konnte er hin?

Die Delegation begab sich in Richtung eines Modegeschäfts. Wenn die Botschafter die Geschäfte besichtigten, war der Hakanianer wohl vorerst in einer Stationseinrichtung sicher. Also machte er sich auf, sich in der Sicherheit zu verstecken.

   -- Promenadendeck, vor dem Laden "Fashion"

"Sind Bajoraner dafür bekannt, mit Stoffen und Kleidungsstücken umzugehen?" fragte Garretragh, nachdem Johnsen das Modegeschäft vorgestellt hatte. Was der Erste Offizier über die Andorianer erzählt hatte, machte dem Lafo-Sarkassianer diese Wesen sympathisch. Nicht, dass seine Art aus jähzornigen Kriegern bestand, allerdings die Begeisterung für Musik und etwas anderes. Quaipol selbst hatte sein Wraquigo - ein Musikinstrument, in das man blies, den Luftstrom durch Ventile regulierte, und einen Klangkörper durch Seitenzupfen bediente - selbst geschnitzt. 'Liegt das daran, dass ich das hoch gestrichene E nicht treffe?' fragte er sich.

'Ein Bajoraner muss ja mit Stoffen und Kleidungsstücken umgehen können, sonst würden ja alle Bajoraner nackt herumlaufen', dachte Johnsen, lächelte, winkte nicht und antwortete: "Die Bajoraner sind bekannt für ihre Improvisation, handwerkliches Geschick und Religiosität." - 'Glaub ich.'

Als Desh gewohnheitsmäßig aufsah, erblickte er eine Gruppe, angeführt von Captain Johnson, vor seinen Schaufenstern und eine Frau, die sich interessiert seine Auslagen ansah.

Er stand auf und trat auf die Promenade heraus. "Guten Tag, schöne Frau. Mein werter Name ist Pha Kwa Swadesh, und mir gehört dieser bescheidene Laden", stellte er sich vor. "Treten Sie ein und erblicken Sie Mode, wie Sie sie noch nie gesehen haben", forderte er Serillia Tanaqua auf einzutreten, ohne zu wissen, wer sie war.

Serillia schenkte Desh ein geschmeicheltes Lächeln. Anscheinend hatte sie einen talentierten Verkäufer vor sich. Sie gab Kalos per Blick zu verstehen, dass sie den Laden zu betreten wünschte und er sich um die Sicherheit kümmern sollte.

Mode war immer interessant, besonders außerminorytanische. Sie würde so viel Material wie möglich heranziehen müssen, um die Föderation auch nur halbwegs kennenzulernen. Was für eine Menge Arbeit auf sie zukam! Bisherige diplomatische Kontaktaufnahmen hatten sich immer nur auf ein Volk beschränkt - und das war schon kompliziert genug. Und nun hatte sie es mit einem Gemisch aus 150 verschiedenen Kulturen zu tun!

"Gern", nickte die Botschafterin Desh freundlich zu und sah anschließend Suvan fragend an. "Dafür ist sicher noch Zeit, oder nicht? Das ist sehr interessant, von den verschiedenen Völkern zu hören. Ist denn auch ein Terraner an Bord?" Sie senkte ihre Stimme zu einem leisen Flüstern und erkundigte sich: "Und welcher Spezies gehört der Captain an? Den Vulkaniern oder den Terranern?" Die übereinstimmende Ohrform und unterschiedliche Hautfarbe von Suvan und Mike war ihr aufgefallen.

Desh war erfreut, dass die Frau seinen Laden zu betreten wünschte. Er hatte weißgott noch nicht viel zu tun gehabt seit der Eröffnung. Vor Aufregung strich er über seine geriffelte Nase, und als er dies bemerkte, ließ er die Hand möglichst unauffällig wieder sinken. "Dann nichts wie rein in die gute Stube, Ma´am. Mein bescheidener Laden und ich stehen Ihnen vollstens zur Verfügung", erklärte Desh lächelnd.

"Der Captain hat romulanische Ahnen", erwiderte Suvan leise. "Die Romulaner stammen von Vulkaniern ab, die sich nicht einer so radikalen mentalen Disziplin unterwerfen wollten. Das geschah vor ungefähr 2000 Jahren. Heute haben die Romulaner ein mächtiges Sternenimperium im Beta-Quadranten errichtet, dass... schwierige Beziehungen zur Föderation unterhält." Einen Terraner an Bord einer Starfleet-Station zu finden sollte leicht sein, mochte man meinen. Doch Johnsen schied aus, Talvert ebenfalls, Rem Kuran sowieso, Shay Jahari war eher eine Borg, Kirahs Volk war nichtmal Föderationsmitglied, Marra'scha Kadahn hatte zwar eine verwandte Spezies auf der Erde, aber die meinte Tanaqua sicher nicht. Doktor al Misri war Terranerin, Doktor Tavington ebenfalls, ebenso wie der Sicherheitschef David Cane. Aber Al Misri war tendenziell extremistisch und Davey ihre Stellvertreterin. Die Botschafterin mochte es seltsam finden, wenn er Tavington vorstellte. "Der Sicherheitsoffizier unserer Station, Lieutenant David Cane, ist ein Terraner", antwortete der Erste Offizier der minorytanischen Botschafterin.

'Frauen...', dachte sich Kalos Ketara, als Tenaqua sich den Schaufenstern näherte. Er blieb ständig leicht versetzt hinter ihr, um einen Sicherheits- abstand zu den Sarkassianern zu wahren, und sie sah sich nach neuen Kleidern um. Kalos hatte sich so gut wie möglich auf seine Arbeit konzentriert um, nicht von der Flut von neuen Reizen überschwemmt zu werden. So viele neue Spezies, die unter anderem recht hässlich waren, wie er meinte. So große Ohren, und die schiefen Zähne! 'Hässlicher als ein Gallak', dachte er. [NRPG: Gallak = Minorytanisches Tier, das aussieht wie ein Ferengi, bloß mit vier Pfoten, einem Schwanz, einer Schnauze. Vielleicht etwa in der Form eines Tasmanischen Teufels mit größeren Ohren.]

Auf dem Fuße folgte Ketara seiner Botschafterin in das Geschäft. Er war nicht erfreut über diese Situation, aber er tat sein Bestes, um das nicht nach Außen zu kehren. Mit einem Schritt stand er seitlich vor Tanaqua und somit zwischen ihr und dem - für Kalos Geschmack - etwas zu aufdringlichen Swadesh. Normalerweise sollte das ausreichen, um ihn für längere Zeit auf Distanz zu halten, denn der bulligen Eindruck, den Kalos machte, war ausreichend imposant, um Konflikte vermeiden zu wollen.

Desh blickte Kalos ungerührt an. Er kannte solche Typen von seiner Militärzeit auf Bajor, es beeindruckte ihn keineswegs. "Entschuldigen Sie, aber ich glaube, die Lady möchte sich hier umsehen", sagte Desh mit einem ironischen Unterton. 'Und das kann sie nicht, wenn du Gorilla im Weg stehst', dachte er sich. "Bitte sehen Sie sich um. Rufen Sie nach mir, wenn Sie Beratung wünschen. Ihr... Begleiter scheint ja etwas dagegen zu haben", meinte er schließlich und ging in Richtung Theke.

"Danke sehr", erwiderte Serillia, und ihrem Unterton war nicht klar zu entnehmen, ob sie das nun ironisch oder ernst meinte. "Herr Ketara tut nur seine Arbeit. Und zwar sehr gut."

Damit betrat sie den Laden und sah sich neugierig um. Ihre Blicke huschten über die Regale und die Infoterminals und blieben an der Trendmode in der Mitte des Raumes hängen. Interessiert trat sie näher und befühlte den Stoff einer langen, bunten Damenbluse.

"Wenn Sie meinen, dass er das tut", gab Desh achselzuckend zurück und setzte seinen Weg zur Theke und seinem Stuhl fort.

"Ihnen danke ich ebenfalls", wandte Serillia sich dabei wieder Suvan zu, "für diese interessanten Informationen. Ich habe noch so viele Fragen - es gibt viel zu lernen über die Föderation und ihre Völker. Können Sie mir vielleicht Informationsmaterial zur Verfügung stellen?

Quaipol interessierte sich nicht für Bajoraner und nicht für Mode. Ihn interessierte, wie Sarkass möglichst viel Präsenz an Bord der Station zeigen konnte. "Captain, darf ich fragen, wieviele freie Geschäftsräume es an Bord Ihrer Station gibt? Wie ist das Kaufverhalten an Bord, welche Branchen laufen erfolgreich?" fragte der Lafo-Sarkassianer.

Jetzt kamen Fragen, die einem Raumschiff-Captain selten gestellt wurden, da es auf Sternenflotten-Raumschiffen keine Läden gab. Aber da musste Mike jetzt durch und antwortete: "Es gibt noch viele freie Geschäftsräume auf der Starbase Mamori, und über das Kaufverhalten an Bord kann man noch nichts sagen, weil die meisten Geschäfte erst heute morgen offiziell eröffnet wurden. Auf Raumstationen sind meist die Geschäfte gefragt, die Erholung und Gastronomie anbieten. Diese Geschäfte nutzen Raumschiffbesatzungen, die lange Deep-Space-Missionen hinter sich haben. Wenn Sie sich über das Kaufverhalten auf Raumstationen informieren möchten, empfehle ich Ihnen: Fragen Sie einen Ferengi." Der Blick des Captains ging in Richtung Krems Laden.

Qual räusperte sich wieder. 'Hallo, ich bin auch noch da, Sir. Ich bin auch ein Ferengi, Sir.'

Der Captain blickte zurück zu Qual und sagte: "Und da haben wir ja auch schon einen Ferengi, wenn man einen benötigt. Engsin Qual."

"Nun, Ferengi Ensign Qual", blickte Garrethrag Quaipol zu Qual hinunter und lächelte amüsiert, "Wie ist das Kaufverhalten an Bord der Station? Können Sie Captain Johnsens Aussage noch etwas hinzufügen, dass Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe am erfolgreichsten sind? Diese Branche scheint mir reichlich vertreten. Und was macht Ihre Spezies so prädestiniert dafür, unternehmenstechnische Dinge zu besprechen?"

Suvan Tavert antwortete der Botschafterin Tanaqua: "Möchten Sie ein Gästequartier an Bord der Station beziehen, oder einen Uplink zu Ihrer Yacht eingerichtet bekommen? Ich denke, Sie wollen keine Stunden im Info-Center der Station verbringen." Dieses Center war die Bibliothek der Schule.


--- SB Mamori, OPS

Die OPS war zwar nicht verlassen, doch sehr bevölkert war sie auch nicht. Kimon grüßte die wenigen Anwesenden knapp. "Dies sind Ehani Shahin von Minory und Kras Antschirch von Sarkass. Sie sind die Protokollvertreter ihrer jeweiligen Welten und werden mir zur Seite stehen, um den Empfangsraum für die Delegationen vorzubereiten. Captain Johnsen wird jene Delegationen nach einem Rundgang hierher bringen."

Er hoffte, dies ohne großes Vorstellungsprozedere hinter sich bringen zu können, die Zeit drängte.

Der Sarkassanier Kras Antschirch war brav hinter Kimon hergewatschelt, obwohl er sich Sorgen machte, große Sorgen sogar. Der Protokollchef wusste anscheinend nicht genau, wo der Empfang stattfinden sollte, sonst hätte er sie nicht in den Friseur-Meetingsraum geführt. Eine Besprechung mit ihm schien sehr von Nöten zu sein. Er war zwar turmhoch, aber sein Wissen....? Da war sich Kras nicht so sicher. Er würde sicher ein paar Anweisungen missverstanden haben. Diese Zweifel behielt er aber für sich, wie es ihm auch gebührte, und machte eine gute Miene bei der neuerlichen Vorstellung mit dem Sternenflottenpersonal.

Ihm fiel auf, dass Proktokollchef Kimon 6 Finger an der Hand hatte und überlegte, welche Vorteile es für diese Rasse geben mochte, die die Evolution zu einem 6. Finger hatte sich entwickeln lassen, wenn so viele andere Rassen nur 5 hatten. Ein Extrafinger zum Nasebohren? Seine pochende und gerötete Backe unterbrach die Gedankengänge.

Wrad Kaan nickte den Neuankömmlingen freundlich zu. Über Kras Antschirch schweifte sein Blick nur kurz - an Ehani hingegen blieb er deutlich länger hängen. Er musterte sie regelrecht, mit unverhohlener Neugier.

Sara zuckte zusammen, als sie Leute reinkommen hörte - es gehörte sich nicht direkt, was sie tat, und sie hatte nicht mal einen guten Grund, hier oben auf der OPS-Empore zu sein. Nach einer kurzen Schrecksekunde straffte sie ihre Haltung und ihre Galauniform und schritt fast majestätisch die Treppe hinab.

Wrad riss seine Augen von Ehani los und warf einen Blick auf Rem, erstaunt, dass er, als ranghöchster anwesender Offizier noch nicht geantwortet hatte. "Willkommen", nickte er schließlich selbst Kimon zu. "Ähm - Die offizielle Vorstellung wird ja später stattfinden. Jetzt haben Sie sicher viel zu tun. Viel Erfolg." Und er wies mit ausgestreckter Hand den Weg die Treppe hinauf zum Konferenzraum.

Jene Treppe, die Sara soeben verließ. "Hallo", sagte die Wissenschaftlerin mit freundlichem Lächeln und hoffte, dass man ihr ihre Unsicherheit nicht allzu sehr anmerkte. Sie gesellte sich hoch aufgerichtet zu ihren Kollegen, die Hände auf dem Rücken zusammengelegt. "Willkommen", wünschte sie den beiden Fremden mit der leichten Andeutung einer Verbeugung.

Ehani hatte Antschirschs Faux Pas bald wieder vergessen, als sie die OPS betraten. Neugierig sah sich die Minorytanerin um. Ihr fielen besonders die Blicke eines blauen Mannes auf, dessen Spezies sie nicht kannte. Freundlich lächelnd erwiderte dessen Blicke. Einige Meter von dem Mann stand eine ebenfalls blaue Frau, doch sie schien einer anderen Spezies anzugehören als der Mann. Und sie warf ihm nicht gerade schmeichelhafte Blicke zu. 'Ob es an der Art lag, wie er mich ansah?' grübelte Ehani nach.

Das Nicht-Einmischen in geschichtlich relevante Ereignisse konnte Rem endgültig vergessen. Lächeln und nicken war etwas zu wenig für diese Situation. Selbstbewusst trat Rem einige Schritte nach vorne. "Mein Name ist Rem Tal'a'lb Kuran. Ich bin der Zweite Offizier dieser Station und erfreut Sie kennenzulernen", sagte Rem und streckte ihnen nach menschlicher Tradition die Hand entgegen. Zuerst der Dame. "Heute wird ein großer Tag für Ihre beiden Völker und die Sternenflotte werden. Die Sternenflotte wird alles tun, um Ihnen bei der Beilegung Ihrer Differenzen zu helfen und in einer für beide Völker vorteilhaften Koexistenz zu leben", floskelte er mit einer leichten Erhebung der Stimme, die etwas Feierliches darstellen sollte.

Jem'Hadar waren selbst im Jahre 2869 nicht für ihre Ausstrahlung bekannt und nur selten bei diplomatischen Empfängen an forderster Front. Rem war nicht geübt im freundlichen Umgang mit fremden Völkern. Oft fehlte ihm auch dieser freundliche Umgang mit seinen Mitmenschen. Trotzdem legte er ein Lächeln auf, welches bei Jem'Hadar oft bedrohlich aussah und mit seinem momentanen menschlichen Hautüberzug fast lächerlich wirkte.

"Ehani Shahin, Protokollchefin der Minorytaner. Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen, Herr Kuran", antwortete Ehani und schüttelte die Hand dieses doch recht imposanten Wesens.

Während Sara steif weiter geradeaus blickte und versuchte, einen guten und unauffälligen Eindruck zu machen, streifte Wrads Blick Shay. Täuschte er sich, oder machte sie einen unwirschen Eindruck? Wieso denn, was passte ihr denn nicht? Seine Miene geriet etwas fragend.

Shay bemerkte Wrads fragenden Blick, doch sie beschloss diesen zu ignorieren. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, eifersüchtig zu reagieren? Es stand ihr beleibe nicht zu, denn Wrad war Andorianer, und sie hatten sich keinerlei Exklusivrechte aneinander versprochen. Doch irgendwie bekam Shay Magenschmerzen bei dem Gedanken, Wrad wäre mit jemand anderem intim, als mit ihr. Dabei spielte Shay doch selbst mit dem Gedanken, sich Valerius zu angeln. Shay schloss kurz ihr verbliebenes Auge und versuchte ihre Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu bringen, bevor sie es wieder öffnete.

Kras fand das Lächeln des großen Mannes Kuran auf Anhieb sympathisch. Es erinnerte ihn an zuhause. Und er wünschte sich auch, dass Kurans Worte Wirklichkeit werden würden. Nachdem sich Shahin vorgestellt hatte, trat nun auch Antschirch vor und verbeugte sich mit aneinandergelegten Handflächen. "Kras Antschirch, erster Magro von Sarkass." Vom Händeschütteln nahm er Abstand, da es sich nicht geziemte.

Dann stand er wieder gerade und nickte zu den anderen Personen auf der OPS. Darunter waren zwei blaugefärbte, die Kras ein bisschen an den Ozean erinnerten. Vor allem der Mann mit den Antennen, wie sie Krabben auch hatten. "Die Freude des Kennenlernens liegt auch auf meiner Seite." Danach blickte er Kimon an und fragte: "Ist dies jetzt der richtige Ort? Wir sollten die letzten Besprechungen rasch erledigen. Frau Shahin denkt sicher so wie ich."

Kimon hatte sich im Hintergrund gehalten, als sich die Leute gegenseitig vorstellten und begrüßten. Bereit, jederzeit einzugreifen, beobachtete er beruhigt, dass es zu keinen Schwierigkeiten kam. Dann aber erinnerte ihn Antschirchs Frage, dass sie nicht zu lange hier verweilen sollten. "Nein", antwortete er ihm, "Zumindest noch nicht ganz. Der Raum, den wir in Anspruch nehmen können, liegt... dort oben."

Er hatte sich noch kurz orientieren müssen; ein zweidimensionaler Deckplan war nun einmal etwas anderes, als selbst davor zu stehen. Doch nur das konnte es sein, und so deutete er auf die kleine Treppe neben sich. Es wunderte ihn ein wenig, dass der Zugang zu diesem Raum über die OPS führte - immerhin der sensibelste Bereich der Station. War dies ein besonderer Vertrauensbeweis für die Gäste? Nun, vielleicht war Captain Johnsen auch besonders sorglos... Er hatte ohnehin nicht sehr sicher auf Kimon gewirkt. Nun, es war seine Entscheidung, also blieb es auch dabei. Er bedeutete seinen Gästen, ihm zu folgen und stieg die Treppe hinauf.

   -- SB Mamori OPS, Konferenzraum

Als sich die Tür öffnete, war Kimon fast versucht, die Augen zu schließen, um nicht zu sehen, was ihn hier erwartete. Und er hätte es besser getan.

Nein, keine grellbunte Dekoration zierte die Wände, und von den aufdringlichen Werbefilmen war auch nichts zu sehen. Dafür war Ensign Qual gedanklich offenbar bei seinem nächsten Strandurlaub gewesen, als er den Raum eingerichtet hatte. Zuerst zog ein riesiger, roter Sonnenschirm den Blick auf sich, der wahrscheinlich dazu gedacht war, die graue Decke ein wenig zu verstecken. Darunter standen kleine Tische mit hohen Stühlen, die nett mit Früchten dekoriert waren. Erst auf den zweiten Blick fiel Kimon die improvisierte Bar auf, die im Hintergrund installiert worden war. Flaschen mit buntem Inhalt tummelten sich auf einem Regal gemeinsam mit Kokosnüssen, Bananen und Ananas, Gläser und anderes Zubehör stand bereit. Und Palmen! Tatsächlich, es gab sogar Palmen. Sie standen an den Wänden, um nicht zu sehr in den Raum hineinzuragen, und als Kimon den Arm ausstreckte, um sie vorsichtig zu berühren, stellte er fest, dass sie aus einer dünnen, flexiblen, luftgefüllten Hülle bestanden. Wahrscheinlich genau wie die willkürlich verteilten bunten Bälle, die die Einrichtung komplettierten. Das Großohr hatte sogar daran gedacht, Meeresrauschen und dezente Musik in den Hintergrund zu legen.

"Nun..." Kimon suchte nach angemessenen Worten, doch es wollten ihm keine einfallen. Stattdessen ergänzte er: "Werbefrei ist dieser Raum immerhin. Und es ist der richtige, wie ich zugeben muss."

"Er ist angemessener als der letzte", erklärte Ehani. "Ja, ausnahmsweise muss ich meinem sarkassianischen Kollegen einmal zustimmen", meinte sie.

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