Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
April 2006, Teil 1: Gesamt 78 Züge
Spielzeit: 2. Juli 2380, morgens ab ca. 6:45 Uhr

Kapitel 18: Früh-Stücke

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--- Planet Sarkass, Insel der Kol, mitten in der Nacht

Ein Schatten fiel über Antschirch, und er schwamm von dem untergehenden Wrack fort. Diese Perle des Ozeans mit ihren 3 Masten sank, und der steil aufstehende Heckteil des Kreuzers über ihm drohte ihn zu erschlagen. Doch so schnell der Magro auch schwamm, er schaffte es nicht von dem drohenden Unheil fortzukommen. Wasser drang in seine Lungenbläschen und er prustete, doch immer weniger Luft füllte seinen Brustkasten. Ächzend sog er fester, und Schweiß rann in seine Augen...

Prien tätschelte den Rücken ihres Gatten. "Schon wieder ein Alptraum?" fragte sie schlaftrunken in die Finster- nis, die im Schlafzimmer herrschte.

Der Magro öffnete seine Augen und hob seinen Kopf aus dem Polster... endlich LUFT... und drehte sich auf den Rücken.

"Ja, Prien... die Neuigkeiten am Abend zeigen ihre Auswirkungen. Ich... ach, Prien, ich sorge mich, ob ich die Visitation durchstehen werde." Mit fahrigen Handbewegungen rieb sich Kras die Augen und lehnte sich an die Schulter seiner Gattin. "Was, wenn ich das Prumkai enttäusche, und ich die Erwartungen nicht erfüllen kann. Wenn ich einen Punkt der Lomtara übersehe....?" nuschelte er.

"Mach dich nicht lächerlich, Gemahl. Wann hast du jemals etwas übersehen? Wärest du dann Protokollchef geworden?" widersprach ihm Prien sanft, aber bestimmt.

"Du hast Recht, Prien. Es ist nur... Botschafter Quaipol kann jederzeit den Beschluss geben zu Mamori aufzubrechen", meinte Antschirch.

Prien öffnete ihre Hand und presste ihre Finger auf die ihres Mannes. Zwischen den Fingern strafften sich die Schwimmhäute, als sie die Hände hin und her bewegte. "Weißt du, Kras, dann lass uns die verbleibende Zeit noch nutzen", kicherte sie leise. Sie spürte, wie ihr Gatte nun in den Rhythmus der wogenden Bewegungen ihrer Hand mit einfiel, und gleich dem wogenden Meer tänzelnden die aneinander geschmiegten Handflächen in einem bekannten Takt.


--- Asteroid Stroia, Sarkassianische Botschaft

Garretragh saß hinter seinem Schreibtisch und hielt sich den Kopf. Andere Lafo, Wissenschaftler, hatten ihm mehrere Stunden lang Vorträge über Subraumtheorie gehalten. Das war etwas, womit er sich nie enger befasst hatte, und so hatte er auch wenig davon verstanden. Was er verstanden hatte war, dass die Minorytaner nichts mit dem phänomenalen Vortex zu tun hatten, der bei der Raumstation entstanden war. Mit der Station sah das anders aus. Der Beobachtungskreuzer der Kol hatte jedoch heraus gefunden, dass die Energiesignatur des fremden Schiffes und der ausgeschleusten Beiboote denen der Station recht ähnlich war.

Handelte es sich bei der Station um einen Forschungsposten für Waffensysteme? Warum so lag sie dann so weit außerhalb des von der Föderation kontrollierten Raums? Wegen der Geheimhaltung, oder waren die Waffen, die dort getestet werden sollten, so verheerend? Zudem wusste man nichts Genaues über den Entwicklungsstand der Föderation: Es konnte durchaus sein, dass sie Versuche unternahmen, die sowohl Sarkass als auch Minory gefährden konnten.

Die Situation war heikel... und Garrethrag Quaipol bot sich die Gelegenheit, zum Mann der Stunde zu werden. Es wurde Zeit, eine offizielle Visite zu vereinbaren.


--- SB Mamori, Quartier al Misri, 5 Uhr morgens

"Allahu akbar, Allahu akbar, Allahu akbar, Allahu akbar. Aschhadu an la ilaha illAllah. Aschhadu an la ilaha illAllah. Aschhadu anna Muhammadan rasulAllah. Aschhadu anna Muhammadan rasulAllah. Hayya 'ala al-salat Hayya 'ala al-salat Hayya 'ala al-falah Hayya 'ala al-falah al-salatu khayrun min-a-naum al-salatu khayrun min-a-naum Allahu akbar Allahu akbar La ilaha illAllah La ilaha illAllah", dröhnte es in bestem Arabisch aus den Quartierlautsprechern.

Al Misri erhob sich zum Fadschr (Morgengebet). Sie beschloss, die rituelle Waschung mit der Schalldusche zu verknüpfen. Unter der Dusche entfernte sie sorgfältig alle Körperhaare und dachte über den vergangenen Abend nach.

Die Rekonstruktionen waren nicht sondetrlich erfolgreich gewesen. 'Kein guter Einstand', dachte sie. Sie war nicht bis zum Schluss geblieben, sondern hatte sich um die Protokolle gekümmert und hatte dann noch das Nötigste ausgepackt.

Nach der Dusche zog sich al Misri an, Galauniform und Kopftuch, und befahl dem Computer, die zur Erde ausgerichtete Wand zu beleuchten. Dann rollte sie ihren Teppich aus und betete.

Zuerst überlegte sie, in ihrem Quartier zu frühstücken, beschloss dann aber, erst noch etwas zu arbeiten: Sie frischte ihr Wissen über die regionalen Spezies auf.


--- Planet Minory Prime, Botschaft, Tanaquas Büro, ca. 7 Uhr morgens

Müde und entnervt starrte Serillia Tanaqua vor sich hin. Seth stellt ihr rasch einen lauwarmen Würztee hin und sah zu, dass er wieder aus ihrem Büro verschwand.

Die halbe Nacht hatten sie beide noch in ihren Büros verbracht, denn nachdem sich der Kanzler, der Sturmator und Serillia gerade wieder beruhigt hatten, und es keinerlei Anzeichen für einen Kontakt mit den Sarkassianern gab, hatte sich der nächste Vorfall ereignet: Durch einen plötzlich auftretenden Vortex war erst ein riesiges Schiff erschienen, und dann eine ganze Flotte kleiner Schiffe.

Die Diplomatin hatte sich den Mund fusselig reden müssen, um den Sturmator davon abzuhalten, Aufklärer loszuschicken, und zwar diesmal eine ganze Flotte, schwer bewaffnet. Der Kanzler und er waren sehr besorgt. Das fing ja gut an, kaum war diese fremde Raumstation hier, tauchten mächtige Schiffe aus dem Nichts auf!

Auch Serillia war sehr besorgt und fragte sich, inwiefern man dieser Föderation überhaupt vertrauen sollte. Den ganzen Tag und die halbe Nacht hatte sie auf eine Kontaktaufnahme Mamoris gewartet, auf eine Erklärung, eine Einladung, irgend etwas... aber nichts war gekommen.

Sie stand in den Startlöchern, nach Mamori zu fliegen, aber zuvor brauchte sie erst noch die Informationen von Ehani über die sarkassianischen Kontaktpersonen sowie die explizite Genehmigung des Kanzlers. Der hatte spät in der Nacht empört verfügt, dass er erst die weitere Entwicklung abwarten wollte, bevor sie selbst Kontakt aufnehmen sollten. Seiner Meinung nach war es nun an Mamori, zuerst Kontakt aufzunehmen, und Serillia konnte und wollte ihm nicht wirklich widersprechen. Dennoch hasste sie es, so untätig und im Ungewissen herumzusitzen.


--- Minory Prime, Minorytanische Botschaft, Shahins Büro

Noch etwas müde, da sie in der Nacht kaum geschlafen hatte, betrat Ehani Sahin ihr Büro. Sie legte nur ihre Sachen ab und überprüfte eingegangen Nachrichten. Es war eine von ihrer Quelle auf Stoia dabei.

Mit einem zufriedenen Grinsen begab sie sich zum Büro von Tanaqua.

   -- Minorytanische Botschaft, Botschafterin Tanaquas Büro

"Guten Morgen, Botschafterin", wünschte Ehani und ließ sich dann auf dem angebotenen Sessel nieder.

"Guten Morgen, Frau Shahin", grüsste Serillia zurück und setzte ihre Teetasse nach einem Schluck wieder ab. "Lauwarmen Würztee?" bot sie an. "Wir müssen noch warten, auf einen Kontaktversuch der Raumstation. Befehl von ganz oben."

Die Botschafterin verdrehte leicht die Augen bei diesem Satz und machte damit deutlich, was sie davon hielt. "Haben Sie denn etwas über die sarkassianischen Kollegen herausfinden können?"

"Ja, gerne", antwortete Ehani auf die Frage nach dem Tee. Vielleicht würde der Tee helfen, dass sie etwas wacher wurde. "Oh je, da können wir unter Umständen aber lange warten", warnte Ehani. "Meine Quelle konnte es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, doch es sieht so aus, zumindest sind diese beiden Männer kontaktiert worden, dass es Quaipol und Antschirch sein werden, welche Sarkass nach Mamori entsendet", antwortete Ehani und nahm einen Schluck von dem Tee.

"Quaipol", seufzte Serillia tief, "das hätte ich mir ja denken können. Also wenn der nach Mamori fliegt, werde ich auch fliegen müssen. Und wer? Antschirch? Was wissen wir über Antschirch?" fragte sie nach- denklich, und ihre schwarzen Augen bohrten sich geradezu in Ehanis Miene, als ob sie dadurch ihre Gedanken lesen könnte.

"Im Moment deutet nichts Gegenteiliges darauf hin, dass jemand anderes geschickt wird. Quaipol ist der heißeste Kandidat", erklärte Ehani."Über Antschirch wissen wir nicht viel. Er gehört zu den Kol und ist seit 5 Jahren Protokollchef. Das ist so ziemlich alles", meinte Ehani und hielt Tanaquas Blick ohne mit der Wimper zu zucken fest.

Serillia nahm noch einen Schluck Tee und nickte nachdenklich. "Das ist nicht viel. Na gut. Auf Quaipol können wir uns ja schon mal einstellen. Das bedeutet, dass wir beide nach Mamori müssen. Und zwar schnell. Haben Sie schon gepackt?" fragte sie beiläufig und rief per Knopfdruck Seth herbei.

"Ja, Botschafterin?" steckte der Assistent den Kopf zur Tür herein. "Holen Sie mir den Kanzler an die Komm. Und zwar rasch. Sagen Sie ihm, es gibt etwas Neues", befahl sie. Und mit einem gespannten Blick zu Ehani fuhr sie fort: "Ich hoffe, Ihre Quelle ist zuverlässig."

"Ja, Frau Botschafterin. Ich habe schon gepackt und mein Gepäck unten beim Pförtner zur Aufbewahrung abgegeben", antwortete Ehani. Ehanis Blick verdüsterte sich, als Tanaqua die Zuverlässigkeit ihrer Quelle in Frage stellte. Sie kannte die Person zwar selber nicht, hatte sie aber sorgfältig ausgewählt. "Ja, meine Quelle ist zuverlässig. Sie hat mir schon oft gute Dienste geleistet", sagte Ehani.


--- Minory Prime, in den Gassen von Minoras

Nachdem er Shahin seine bisherigen Informationen gegeben hatte, verließ die Quelle, genannt "der Rabe", die Nische in einer Hauswand und setzte ihren Weg zu ihrem Haus fort.

Unterwegs zückte er wieder seine mobile Kommunikationseinheit mit dem eingebauten Zerhacker, welcher auch eine Ortung seiner Person ver- hinderte, und baute eine Verbindung nach Stroia auf. Sein dortiger Kontaktmann nahm das Gespräch sofort an.

"Ich brauche weitere Informationen. Über Antschirch, wann sie auf- brechen, wer alles mit von der Partie sein wird", gab er durch.

"Das wird aber seine Zeit brauchen", wandte der Informant ein.

"Dann beeil dich besser. Meine Auftraggeber werden schon nervös", antwortete der Rabe scharf.

"Ich werd versuchen was sich machen lässt", war die Antwort, bevor die Verbindung unterbrochen wurde.

Mit einem verärgerten Grunzen setzte der Rabe seinen Weg fort.


--- Minory Prime, Minoras, Oscheewas Zimmer

Haffamüde, aber geduscht und ordentlich gekleidet, füllte Doran heissen starken dunklen Würztee in eine Thermoskanne. Auch ein paar belegte Brote sowie ein Tablee mit Lektüre packte er ein, sowie den Ausdruck seines Auswanderungsantrags und dessen Ablehnung. Er richtete sich auf eine lange Wartezeit in der Botschaft ein. Behörden waren schließlich nicht gerade für ihre Schnelligkeit berühmt.


--- SB Mamori, Hangar, im Runabout U.S.S. Amazonas - 07:00 Uhr

Eine Stunde vor Dienstantritt. Qual war schon lange wach. Ein Ferengi brauchte nicht viel Schlaf, schon gar nicht ein geschäftstüchtiger Ferengi. Der Captain hatte sich noch die halbe Nacht mit Schreibkram um die Ohren geschlagen, ehe er die 'Amazonas' aufsuchte. Ein Quartier wollte er mitten in der Stationsnacht nicht beziehen. Die 'Amazonas' musste eh in den Hangar geflogen werden, und die Reisetaschen der beiden waren auch noch in der 'Amazonas'. So also hatten sich Mike und Qual im Wohnmodul des Runabouts einquartiert und auf den ausklappbaren Wandbetten geschlafen.

"Guten Morgen, Captain", sagte der junge Ferengi zu seinem Vorgesetzten, der gerade im Begriff war aufzustehen. Qual stellte ein Tablett mit Kaffee und Brötchen auf einen Tisch ab, der sich mitten im Wohnmodul befand.

"Wie spät haben wir es überhaupt, Ensign?" fragte Mike und rieb sich die 'Sandkörner' aus den Augen.

Qual schenkte aus eine Kanne Kaffee in eine Tasse und antwortete: "Wir haben jetzt ein paar Minuten nach Sieben, Sir. Haben Sie gut geschlafen, Sir?"

Mike richtete sich auf und blieb auf der Bettkante sitzen. Seine Antwort paßte nicht zu sein körperlichen befinden: "Wunderprächtig, Ensign. Ich hab noch nie so gut geschlafen wie in den letzten 3 oder 4 Stunden."

"Es waren 2 3/4-Stunden, Sir", korrigierte Qual und reichte dem Captain eine Tasse.

"Oh, doch so lange", sagte Mike und nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse. "Seit wann sind Sie denn schon wach?"

Qual überlegte kurz: "Seit 30 Minuten, Sir. Ich hab mich frisch gemacht und anschließend das Frühstück repliziert."

Mike sah in die Kaffeetasse und fragte: "Wissen Sie, wo wir jetzt wären? Wenn nicht..."

"Ja, Sir", seufzte Qual. "Wenn die Glory Maximum Warp fliegt, davon gehe ich aus, dann müsste die Glory jetzt gut den halben Weg nach DS-Five zurückgelegt haben. Sie kommen dem Landurlaub jetzt immer näher, und wir..." *seufzt*

Während die beiden deprimiert in ihre Kaffeetassen starrten, waren schon woanders auf der Starbase sprichwörtlich 'die Lichter' angegangen. Zum Beispiel in den Quartieren von drei Ferengis, die einer Einladung zum "Frühstücksdinner" folgten.


--- SB Mamori, Quartiere 41 bis 43 - 07:00 Uhr

Eine Stunde vor Ladenöffnung. Krem, Oggie und Ulk waren zu unter- schiedlichen Zeiten wach geworden. Sie waren am Vorabend auch zu unterschiedlichen Zeiten schlafen gegangen. Der eine Ferengi früher und der andere später.

Nachdem Krems Koffer gestern abend im Büro des Friseursalons deponiert worden war, hatten sich die drei Ferengis mit einem mulmigen Gefühl im Bauch in ihre zugeteilten Quartiere 41 bis 43 zurückgezogen, um eine mehr oder wenige gute Nacht zu verbringen.

Krem hatte sich die ganze Nacht im Bett hin und her gewälzt. Dass der Erste Offizier der Starbase ein Bombenattentäter sein könnte, ging ihm nicht auf dem Kopf. Er machte sich Gedanken: Bleiben und Profitmachen auf der Starbase, und Sterben auf der Starbase? Oder einfach abreisen?

Am Morgen hatte er sich fürs Bleiben entschieden. Großes Risiko bedeutete nun mal größeren Profit. So einfach abreisen konnte er auch nicht, weil er seit gestern nicht nur einfacher Geschäftsmann war, sondern auch Sonderbotschafter der Ferengi Allianz.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Replimat

Nach einer für ihn ruhigen Nacht hatte Valerius sich wirklich erholt gefühlt, und das Wort der Frau Doktor war richtig gewesen. Sein Knie machte keinerlei Beschwerden mehr. Nachdem er am Vorabend noch mit dem französischen Beherrscher des Replimats gesprochen hatte über die interne Kommunikation, war das kleine Separee einfach in dem Zustand geblieben, den es noch am Vorabend hatte. Und Valerius war mittlerweile eingetroffen, um als Erster vor Ort zu sein.

Er hatte Kimon und seinen Begleiterinnen eine Botschaft zukommen lassen, damit er nochmals darüber informiert war, und sogar dem geschäftigen Krem und seinen Handlangern hatte er eine Mitteilung zukommen lassen. Lediglich von Shay und Wrad war bis dato keine Antwort eingetroffen. Wahrscheinlich hielt sie das Eintreffen der Unbekannten vom Vortag an der Kette. Taspar hatte keine genauen Informationen erhalten, aber seine Beziehungen zur Sternenflotte so gut spielen lassen, wie es gerade ging. Damit wusste er nur, dass außer einem grünen Pelzmonster auch 4 weitere Personen ziemlich ungewöhnlich auf der Starbase angekommen waren.

Er lenkte seine Schritte gerade zum Eingang des Nebenzimmers und zuckte die Achseln. Was sollte er machen, wenn Jahari und ihr Andorianer beschäftigt waren. Er hatte ja immer noch Zeit, die beiden mal in sein Geschäft einzuladen, sobald es fertig war.


--- SB Mamori, Quartier Jahari

Shay wurde aus tiefstem Schlummer gerissen, zwar durch leise Musik, aber trotzdem. Verschlafen räkelte sie sich im Bett und verzog das Gesicht angesichts der Arbeit, die noch im Hangar auf sie wartete.

Doch erst einmal taperte sie ins Bad und freute sich auf das Frühstück im Replimat und auf das damit verbundene Wiedersehen mit Valerius.

Um Punkt Sieben verliess Shay ihr Quartier und begab sich auf den Weg zum Replimat.

   -- SB Mamori, Promenadendeck, Replimat

Nach einigem Suchen entdeckte sie Valerius. Shay zupfte ihre Uniform zurecht, bevor sie zu ihm trat. "Guten Morgen, Valerius", begrüßte sie ihn lächelnd.

"Das ist aber schön, dass du Zeit dafür hast, Shay", erwiderte Valerius ehrlich erfreut, als er die Stimme der Ingenieurin erkannte. Er drehte sich zu ihr um und streckte seinen Arm nach ihr aus.


--- SB Mamori, Quartier Kimon

Das Wecksignal ertönte pünktlich und erfüllte den Raum mit seinem disharmonischen Klang. Noch bevor Kimon die Augen aufschlug, ließ er es abstellen und dämmriges Licht einschalten. Er ließ die Augen weiterhin geschlossen und seufzte.

Die Nacht war nicht allzu lang gewesen, doch er bereute es nicht. Zunächst hatte er den Untersuchungen auf der Krankenstation beigewohnt und sich die Patienten eingeprägt. Er war sich sicher, noch mit ihnen zu tun zu bekommen, daher war es ihm wichtig, ihre Reaktionen, Einwände und Verhaltensweisen zu beobachten. Irgend etwas stimmte da nicht, da war er sich sicher. Sie waren an Bord gekommen mit einem fehlenden Gedächtnis, doch hier und da erinnerten sie sich plötzlich, ohne Zusammenhang, ohne Anlass. Ging es da mit rechten Dingen zu? Er bezweifelte es, konnte es bisher aber nur mit einem unbestimmten Gefühl begründen und hatte es vorerst für sich behalten. Nach den Untersuchungen hatte er sich verabschiedet und war in sein Quartier zurückgekehrt. Er hatte dort festgestellt, dass Andschana und Tariki an diesem Abend gar nicht ausgegangen waren und sich ihr Gast auf die Krankenstation verabschiedet hatte. Erwähnt hatte er es nicht, doch eigentlich war es ihm Recht - es war ihr erster Tag auf dieser Station, er wusste überhaupt nichts über Valerius, und eigentlich war ihm noch sehr unwohl bei dem Gedanken, die beiden Frauen irgendwo in Gesellschaft eines Fremden zu wissen an einem Ort, der ihnen allen noch nicht vertraut war.

Neben Kimon bewegte sich jemand leise. Er öffnete die Augen und blinzelte in das abgedunkelte Licht. Die Sonne! Was würde er nicht dafür geben, wieder mal richtiges, wirkliches Sonnenlicht zu sehen, das durch die farbigen Fenster fiel und helle Muster auf den Fußboden zeichnete!

Andschana schmiegte sich im Schlaf enger an ihn. Es hatte ihn schon immer gewundert, wie gut sie das Wecksignal überhören konnte. Sie folgte noch immer ihrem eigenen Schlafrhythmus, erwachte von allein etwa eine Stunde später als Kimon.

Für einen langen Moment betrachtete er die junge Frau, die schlafend neben ihm ruhte. Sie hatte einen Arm um sich selbst geschlungen, der andere lag auf seiner Hüfte. Wie ein Kokon hüllte die Decke ihre schmale Gestalt ein, nur undeutlich zeichneten sich die Formen darunter ab. Er ließ sie schlafen und erhob sich leise. Unbekleidet wie er war, verschwand er für einen kurzen Moment im Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu schütten, und begrüßte dann Tariki, die wie aus dem Nichts im Türrahmen erschienen war.

Sie half ihm in seinen Morgenmantel und deutete dann vage hinter sich. "Ich habe alles bereitgestellt; Er ist im Wohnraum."

Dankbar nickte er ihr zu und folgte der Richtung, die Tariki ihm angedeutet hatte. Dort standen auf einem kleinen Schrank das aufklappbare Bild, das er seit dem Verlassen seiner Heimat bei sich trug und die bekannten Attribute eines Ta'Una-Gottes zeigten: Die geöffnete, helfend ausgestreckte Hand, die Pflanzhacke und eine helle, strahlende Sonne. Und Kimon ließ sich auf einem Knie davor nieder, wiederholte die immer gleichen Gesten, wie er es schon als Kind getan hatte, richtete ein kurzes Gebet an das Bild und bedauerte einmal mehr, dass er Avereso keine Kerze anbieten konnte - offenes Feuer war an Bord einer Raumstation zumeist verboten.

Er erhob sich, verbeugte sich und war nun bereit, seinen Tag zu beginnen. Und der begann mit einem Blinken des Computerterminals - eine Nachricht wartete auf ihn. Mit einem Tastendruck ließ er sich den Inhalt anzeigen - sie stammte von Valerius, seinem gestrigen Gast. Nun, das traf sich doch gut, mit der erneuten Einladung konnte er den Abend zumindest improvisiert nachholen, und Frühstück gab es auch gleich dazu.

Tariki brachte ihm in diesem Moment ein Kleiderbündel - für einen Moment verstimmt bemerkte er, daß es seine Uniform war, keine Zivilkleidung wie am Vortag. "Wecke Andschana. Wir holen nach, was euch gestern nicht vergönnt war."

Nur für einen Augenblick sah Tariki ihn an, dann zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht, und sie verschwand.

Eine murrende Andschana erhob sich - wie immer, wenn sie vor ihrer Zeit geweckt wurde - ließ sich von Tariki helfen und stand kaum zwanzig Minuten später fertig angekleidet im Wohnraum. Auch Tariki hatte die Gelegenheit genutzt, sich anzuziehen. Beide Frauen trugen enganliegende Tuniken und Hosen, die überwiegend von den langen Mänteln in gleicher Farbe - Blau bei Andschana und helles Grün bei Tariki - verdeckt wurden.

Kimon geleitete sie nach draußen und informierte sie unterwegs, welchen Inhalts die Nachricht gewesen war und wo ihr Weg sie nun hinführte. Andschanas Mine erhellte sich, doch es war schwer zu sagen, ob der Grund hierfür in der Aussicht auf ein Frühstück oder im Wiedersehen mit Valerius lag.

   -- SB Mamori, Promenadendeck, Replimat

Die Drei betraten das Replimat in dem Moment, in dem Valerius seinen ersten Gast begrüßte. Kimon wollte ihn nicht unterbrechen und legte stattdessen seinen Arm besitzergreifend um Andschanas Taille.

"Dafür habe ich immer Zeit. Mein Dienst fängt erst um 8 an", meinte Shay und dachte an die Arbeit im Hangar, die noch auf sie wartete. Shay ergriff seinen Arm und trat näher heran.

Hinter Kimom räusperte sich Krem. Neben ihm standen die Herren Oggie und Ulk. "Guten Morgen, Mister Kimon", grüßte Krem höflich. "Ich hoffe, Sie hatten wenigstens nach dem Tumult vom Vorabend eine schöne Nachtruhe gehabt." Krem würdigte Kimons weibliche Begeleitung keiner Beachtung. Anders Ulk, der die 'Fahrgestelle' der beiden Frauen wollüstig studierte.

Oggie hatte einfach nur Hunger und schaute auf Zehenspitzen, was es zu Essen gab. "Ob es auch Käferpüree zu essen gibt?" fragte Oggie und machte einen 'langen Hals'. Käferpüree wurde bei den Ferengis überlicherweise zur ersten Mahlzeit des Tages gegessen. Dazu trank man Jooble-Wurzelsaft oder, wie Oggie es bevorzugte, Tausendfüßler-Saft.


--- SB Mamori, Hangar, im Runabout U.S.S. Amazonas

"Ensign Qual. Es hilft uns nicht weiter, wenn wir nur in Kaffeetassen schauen", sagte der Captain und stand auf. "Das wird heute ein sehr interessanter Tag, Ensign. Die Minorytaner und Sarkassianer werden sicherlich heute ihre Nasen in die Starbase stecken." Mike stellte die Kaffeetasse auf dem Tisch ab und ging zum kleinen Waschraum.

"Sir, wenn es erlaubt ist zu fragen", sah Qual den Captain hinterher. "Wissen Sie schon mehr über diese vier Leute und das Kind?"

"Fragen dürfen Sie immer, Ensign", sagte Mike und verschwand im Waschabteil. "Aber manche Fragen bleiben unbeantwortet. Aber so wie es aussieht, werden Sie vier neue Kollegen erhalten." 'Mal sehen', fügte Mike in Gedanken hinzu.

Qual nahm ein Brötchen und fragte: "Welche Posten werden die Vier übernehmen, Sir?"

"Darüber und über andere Personalangelegenheiten muss ich noch mit dem Ersten Offizier reden, Ensign", hörte man Mikes Stimme und ein Plätschern aus dem Waschraum.

"Auch über meinen Posten auf der OPS, Sir?" fragte Qual und biss ins Brötchen.

"Ja, Ensign. Auch über ihren Posten auf der OPS", antwortete Mike. "Wo ist die Seife?"

Qual antwortete mit vollem' Mund: "Neue Seife ist links, zweite Schublade, Sir."

"Ah ja, danke Ensign", bedankte sich Mike und wusch sich weiter. "Ihr Organisationstalent wird nicht nur auf der OPS beschränkt sein. Sie werden Counselor Kimon helfen... Wo ist...? Ah, ja, da. Schon gefunden."

Qual wäre beinahe das Brötchen im Hals stecken geblieben. Eine quiekende Frage brachte er heraus, während er sich auf die Brust klopfte: "WIE BITTE?! Counselor? *hust* Was?!"

"Genaue Details Ihres Auftrages erhalten Sie zum Dienstantritt im Bereitschaftsraum", sagte Mike und kam wieder heraus. "Ich hoffe, diese Station ist heute morgen nicht so chaotisch wie am Vorabend. Aber der Job bei der Sternenflotte ist nun mal unberechenbar."

Mike zog sich eine frische Uniform an, und Qual fragte sich, was er mit einem Counselor anfangen sollte. Oder anders gefragt: Was für einen Auftrag sollten ein Sicherheitsmann und ein Counselor erledigen?


--- SB Mamori, Quartier Kaan

Gähnend räkelte Wrad sich mit verwuschelten Haaren in seiner Pyjama- Hose vor dem Replikator und überlegte, was er heute morgen frühstücken wollte, als er ganz am Rande wahrnahm, dass eine blinkende Anzeige eine eingegangene Nachricht signalisierte. Beunruhigt ging er die paar Schritte zum Terminal.

Eine mitten in der Nacht verschickte Nachricht konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten. Wollte Shay ihm sagen, dass sie ihn nie wieder sehen wollte, nachdem sie die Nacht mit Valerius verbracht hatte? War einem Familienmitglied auf Andor etwas zugestossen?

Weder noch, glücklicherweise, aber der Inhalt der Nachricht ließ ihn perplex auf den Monitor starren und sie gleich noch mal lesen. Valerius lud ihn zu einem Frühstück ein! Eine gute Nachricht, eine fantastische sogar, aber auf jeden Fall sehr überraschend. Wrad hatte gedacht, er würde Valerius erst zu seiner Geschäftseröffnung wieder- treffen, aber so war es natürlich viel schöner. Tolle Idee!

Erfreut eilte der Andorianer unter die Dusche und stand anschliessend unschlüssig vor seinem Kleiderschrank. Die Zeit bis zum Dienstbeginn war sehr knapp bemessen... da wäre wohl doch bereits eine Uniform empfehlenswert. Er hasste es, außerhalb des Dienstes mit dem Ding herumzulaufen, aber in diesem Fall... Nachdem er gestern schon dem neuen Captain in verschwitztem Sportzeug gegenüber gestanden hatte, wollte er heute lieber korrekt auftauchen.

Er schloss gerade den Reißverschluss seiner Uniformjacke, als ihm eine Idee kam. Was, wenn er die Jacke wegliess? Prüfend posierte er vor dem Spiegel, die Jacke mit dem Kommunikator lässig über die Schulter geworfen. Das ärmellose Shirt brachte seine wohldefinierten Armmuskeln durchaus vorteilhaft zur Geltung, und auch die Hose, obwohl keine Lederhose, saß eigentlich gar nicht schlecht. Er nickte seinem Spiegelbild ein zufriedenes Grinsen zu und checkte aus reiner Routine vor dem Aufbruch noch mal den Ort der Verabredung. Ups. Das war ja gar nicht Valerius' Quartier, sondern der Replimat.

Gut, dass er noch mal nachgesehen hatte, er war ohnehin spät dran. Wie schade, der Replimat... das schloss wahrscheinlich erotische Intimitäten von vorneherein aus. Vielleicht wollte Valerius genau das vermeiden, schoss Wrad durch den Kopf. Vielleicht wollte er nur mit ihm reden. Ihm womöglich mitteilen, dass er hetero sei. Oder ihn über Shay ausfragen. 'Schluss jetzt', ermahnte Wrad in Gedanken schliesslich sich selbst, nicht weiter ins Blaue zu spekulieren. Er hatte schlicht und ergreifend nicht die leiseste Ahnung, was ihn erwartete. Das würde er sehen. Gespannt wie ein Flitzebogen verließ er sein Quartier.


--- Asteroid Stroia, Sarkassianische Botschaft

Die Formalitäten waren geklärt. Beauftragte des Prumkai hatten Quaipol, auf die eigene Empfehlung des Ersten Außensekretärs hin, den Auftrag erteilt, der fremden Raumstation einen offiziellen Besuch abzustatten. Garrethrag hatte veranlasst, dass die benötigten Beteiligten sich einfanden: Antschirch, sein Protokollchef, ein Kol-Offizier, der die Yacht des Außensekretärs fliegen sollte, und ein Tra-Offizier, der die zeremonielle Leibwache der beiden Diplomaten vertrat.

Fragend blickte Quaipol in die Runde: "Wann können wir aufbrechen?"

Kras sah zerstreut auf: "...äh, ja, Vorsitzender (oder so ähnlich), wir können aufbrechen..." Das "wann" hatte er geflissentlich überhört, da er gerade im Stillen den 163. Vers der Lomtara rezitiert hatte. Nach der unzureichenden Antwort blickte er die beiden Offiziere an, und erst nach einer weiteren Sekunde fiel ihm der beharrliche Blick Quaipols auf, der anscheinend noch auf etwas wartete. "Jetzt sofort", hängte er deswegen noch an, da ihm die Frage doch noch im Gehörgang nachschwang.

Die Hände Antschirchs umklammerten eine riesige Umgängetasche, in der er 2 verschiedene Ausgabe ihres Gesetztestextes im Original bei sich hatte. Im Fall eines Erstkontaktes konnte man sich nicht auf eine simple elektronische Widergabe verlassen, war sich Kras sicher.

Ein bösartig spöttisches Funkeln war in den Augen Garrethrags zu sehen. "Sehr gute Idee, Kras", lobte er den Protokollchef. "Die Föderation und Minory werden keine Gelegenheit haben, eine Ablehnung unseres Besuchs zu verfassen, die sie ihr Gesicht wahren lässt, wenn wir Stunden nach unserer Mitteilung bereits an der Station eintreffen. Kras, bitten Sie um den Empfang unserer Delegation, sobald die Yacht auf Warp ist. An Bord wünsche ich nicht gestört zu werden, ich werde mich zur Recherche zurück ziehen. Gehen wir!"

"Sehr gerne, geehrter Quaipol", pflichtete Antschirch dem ersten Außensekretär bei und legte seine Hände zusammen, die Fingerspitzen nach unten gewandt, wie es Brauch war. Er verneigte anschließend sein Haupt bis fast zu den Knien und ging rückwärts einige Schritte, bevor er sich wieder aufrichtete. Diese traditionelle Verabschiedung von ranghöheren Personen war für einige Lafos antiquiert, aber besonders für den Protokollchef war es eine Pflicht, die heutzutage am Leben gehalten werden musste. Die Tasche, die um seine Beine schlackerte, richtet er danach wieder gerade, und etwa 5 m hinter Garretagh folgte er ihm nach, in Richtung zur Yacht.


--- Minory Prime, Botschaft, Tanaquas Büro

"Gut", erwiderte Serillia reserviert, als Seth durch die offene Tür rief: "Der Kanzler, ich verbinde!"

Der Monitor über dem Schreibtisch der Botschafterin sprang an und zeigte den müde und genervt dreinblickenden Kanzler Aleksej Qwieroi. "Was gibt's?" fragte er kurz.

"Guten Morgen, Kanzler, danke, dass Sie sich Zeit nehmen. Ich habe soeben erfahren, dass die Sarkassianer Quaipol nach Mamori schicken werden", teilte die Botschafterin erwartungsvoll mit.

Der Kanzler sah nicht erfreut aus und nickte nur. "Ja, das passt doch zu den Sarkassianern. Und zu Quaipol."

"Ich bitte um Erlaubnis, sofort nach Mamori aufzubrechen", fuhr Serillia fort.

Qwieroi überlegte kurz, dann nickte er. "In Ordnung. Wen nehmen Sie mit?"

"Frau Shahin", deutete Seriallia auf die Diplomatin ihr gegenüber.

"Und wen noch?" hakte der Kanzler nach. "Sie brauchen Schutz. Ich werde jemanden dafür abstellen."

"Oh. Ja, gut. Ich... habe gute Erfahrungen gemacht mit dem Oberprimat von letztem Mal... wie hiess er noch..."

"Kalos Ketara. Gut. Ich schicke ihn zu Ihnen."

"Ich danke Ihnen, Kanzler", sagte Serillia zufrieden und lächelte liebenswürdig.

"Bitte. Und viel Erfolg. Ich muss Ihnen nicht erklären, welche Bedeutung die Anwesenheit der Föderation hier für uns hat. Sorgen Sie für gute Beziehungen zu ihnen."

"Ja, Kanzler."

Ohne ein weiteres Wort beendete das minorytanische Oberhaupt die Kommverbindung. Der Bildschirm schaltete sich wieder ab.

   -- Minorytanische Botschaft, Eingangsbereich

Nachdem Doran dem Pförtner seinen Bescheid von Frau Shahin gezeigt hatte, hatte der ihm den Weg zu Shahins Büro gewiesen. Dort hatte er höflich an die Tür geklopft, aber keine Antwort erhalten. Er wartete kurz und klopfte noch einige Mal, immer ohne Antwort, bevor er schließlich die Tür öffnete - und das leere Büro erblickte.

Na großartig. Nun saß er missmutig unweit des Büros in einer Warteecke des Korridors und wartete.

Eine ältere Dame kam aus einem anderen Büro, blieb stehen und musterte den Besucher. "Worauf warten Sie?" rang sie sich schließlich zu einer Frage durch und klang dabei gar nicht mal unfreundlich.

"Oh, guten Tag", schrak Doran zusammen und erhob sich höflich. "Ich... warte auf Frau Shahin."

"Haben Sie einen Termin bei ihr, junger Mann?" fragte die Dame, und ihre wachen Augen bohrten sich in sein Gesicht.

Doran räusperte sich verlegen. "Hähem. Nein, eigentlich nicht. Aber sie hat mir einen Bescheid geschickt, über den ich mit ihr sprechen muss."

Die Dame nickte verständnisvoll. Der junge Mann erschien ihr glaub- würdig. "Frau Shahin ist bei Senatorin Tanaqua. Aber das wissen Sie nicht von mir", verriet sie mit einem leichten Augenzwinkern.

Doran staunte. "Oh, natürlich nicht", erwiderte er schnell, "Können Sie mir denn auch sagen, wo ich Senatorin Tanaqua finde?"

"In ihrem Büro", schmunzelte die alte Dame. "Im Westflügel, oberster Stock."

"Danke sehr." Doran unterstrich seine Dankbarkeit mit der entsprechenden höflichen Geste: Er legte kurz seine linke Hand auf seine rechte Brust, dem Platz des Herzens, und deutete eine Verneigung an.

"Bitte sehr", lächelte die Dame und kehrte in ihr Büro zurück.

   -- Minorytanische Botschaft, Vorzimmer Büro Tanaqua

Auf Dorans Klopfen hin warf Seth einen Blick auf den Monitor, der ihm den Besucher vor der Tür zeigte. "Wer ist das denn", murmelte er übellaunig, aber dann öffnete er per Knopfdruck die Tür.

"Guten Tag", grüsste Doran höflich, als er eintrat. "Ich möchte bitte mit Frau Ehani Shahin sprechen."

"Mit Frau Shahin?" wiederholte Seth verblüfft. "Dies ist das Büro von Senatorin Tanaqua."

"Ich weiss", erwiderte Doran ruhig und blickte den Assistenten ernst an. "Ist Frau Shahin nicht hier?"

Keine ungeschickte Frage. Seth musste einen Moment überlegen. "Wer sind Sie denn?" fragte er schließlich.

"Doran Oscheewa", stellte er sich vor.

Seth nickte und musterte den Besucher mit erwachter Neugier. Dies war also der Mann, der zur Föderation überlaufen wollte. "Frau Shahin ist nicht zu sprechen."

Dorans Miene verfinsterte sich leicht, aber er bemühte sich darum, dennoch höflich zu bleiben. "Dann werde ich hier warten", erwiderte er und sah sich nach einer passenden Sitzgelegenheit um.

Seth war empört und erhob seine Stimme. "Das geht nicht. Das hier ist doch kein Wartesaal! Und ohne Termin ist da sowieso nichts zu machen."

"Dann geben Sie mir bitte einen Termin."

"Ich bin der Assistent der Botschafterin, nicht von Frau Shahin!" polterte Seth laut.


--- SB Mamori, Quartier al Misri

Kurz nach sieben entschloss sich Nasmat, zum Frühstücken in den Replimat zu gehen. Sie ließ sich vom Computer den Weg weisen.

   -- SB Mamori, Replimat

Nach dem Eintreten wandte sie sich an den Replikator und bestellte Apfeltee und zwei Croissants. Dann sah sie sich nach einem freien Tisch um.

Überrascht wandte Kimon sich um, als Krem ihn ansprach. Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass die drei Ferengi hinter ihm den Raum betreten hatten. Kurz ließ er seinen Blick über die drei schweifen und blieb für einen langen Moment an Ulk hängen. Es war nichts freundliches in diesem Blick, und für einen Augenblick lang war Kimon versucht, den Ferengi zurecht zu weisen. Doch dann schwieg er und sah erneut Krem an. Als er diesen ansprach, versuchte er heiter zu klingen und sich von seiner Mißstimmung nichts anmerken zu lassen. "Nun, ich kann mich über die letzte Nacht nicht beschweren. Sehen Sie doch: Die Station ist noch keinem Anschlag zum Opfer gefallen, und wir erfreuen uns noch immer bester Gesundheit. Ich hoffe, Sie können dasselbe von sich behaupten." Sein Lächeln geriet nicht ganz so locker wie beabsichtigt, und unbewusst zog er Andschana enger an sich.

Valerius war schon dabei, Shay an sich ziehen zu wollen und ihr einen zarten Kuss auf die Backe zu hauchen, als ihm gewahr wurde, wie voll es in dem eigentlich nicht so kleinen Replimat auf einmal geworden war. Gerade noch in der richtigen Entfernung zu der Haliianerin stoppte er die Bewegung seines Armes und ließ seinen Arm an dem Unterarm der Ingenieurin runtergleiten, fand schließlich ihre Hand und schüttelte sie. Mit einem Lächeln meinte er: "Schau mal, anscheinend haben noch mehr Leute Zeit gefunden", und nickte mit seinem Kopf zum Eingang.

Er drehte sich zu den eingetroffenen Gästen um, wobei die Ferengis hinter den großgewachsenen Ta'Una fast versteckt waren. So konnte er Ulks und Oggies gierige Blicke nicht sehen, wohl aber, dass Kimon mit Krem sprach, worüber auch immer. Außerdem war eine Frau mit einer ordentlichen Kopfbedeckung ebenfalls zwischen die Leute geraten. Sie stach schon alleine dadurch hervor. Dass es die zukünftige neue Chefärztin war, wusste Taspar jedoch noch nicht. Aber es hielt ihn nicht davon ab, seine Begrüßung durchzuziehen.

"Es freut mich, dass Sie alle Zeit gefunden haben, heute zu so früher Stunde hierher zu kommen. Dank unvorhergesehener Ereignisse sah ich mich gezwungen, das Dinner zu einem frühen Brunch umzuwandeln. Wie gesagt, einen herzlichen Guten Morgen und ...treten Sie ein."

Neben Kimon, leicht schräg hinter ihm wie es sich gehörte, stand Tariki in einer wunderschönen grünen Kombination, die mit ihrem dunklem Haar trefflich harmonierte.

Valerius begrüßte zwar die Leute mit der durch seine Geschäfte gewohnten lässigen Freundlichkeit, doch als er Tariki und auch Shay, deren Hand er wieder losgelassen hatte, hier neben sich wahrnahm, wurde ihm doch heiß und kalt auf einmal. Weil so abgebrüht war er nicht, und auch nicht so aufgeschlossen wie der Andorianer Wrad Kaan, der inzwischen hierher unterwegs war.

Er trat nun endlich zu dem Eingang zum Separee, und die Tür tat ihren Job und öffnete sich. Dahinter lag nun der Raum, so wie ihn Valerius am Vorabend mithilfe seiner Berufsgerätschaften vorbereitet hatte.

Mit großen Schritten betrat Wrad den Replimat. Angesichts des "Andrangs" dort blieb er abrupt und erstaunt stehen. Die waren alle hier von Valerius eingeladen? Das war eine völlig andere Veranstaltung, als er sich so vorgestellt hatte. Wrads Augen wanderten über die beiden hübschen Ta'Una-Frauen in ihren farbigen Gewändern und Kimon, den er mit einem Nicken grüsste, über die Ferengi und Shay, der er ein erfreutes Guten-Morgen-Lächeln schenkte, zu einer unbekannten jungen Frau in Gala-Uniform mit Kopftuch. Wie ungewöhnlich. Ihr nickte er ebenfalls grüssend zu.

Schliesslich hatte er sich genug gefangen, um ein lautes und freund- liches "Guten Morgen" in die Runde zu werfen, und sich dann an allen vorbei zu Valerius durchzulavieren, wobei er nur Shays Rücken kurz streifte. "Vielen Dank für Ihre Einladung, Mr. Taspar", sprach er den Magna Romanier an. "Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, ich habe sie gerade erst entdeckt. Ähm - die Einladung", fügte er noch erklärend mit einem leicht verlegenen Grinsen hinzu, und schüttelte Valerius' Hand.

Shay war schon etwas enttäuscht, dass Valerius sie plötzlich auf Armlänge Abstand hielt. Mit einem schelmischen Gesichtsausdruck erwiderte sie Wrads Lächeln. Gespannt linste sie zur offenen Tür des Separees.

Nasmat staunte nicht schlecht über das Gewimmel und die formelle Begüßung. Offensichtlich war dies eine besonders gesellige Raum- station. Wie immer, wenn sie einen Raum voller Menschen trat, zupfte sie unbewusst ihr Kopftuch zurecht. Für einen Moment fragte sie sich, ob dies hier wirklich ein normales Frühstück sei, oder ob sie in irgendeine Veranstaltung geplatzt war. Daher zögerte sie einen Moment, peinlich darauf bedacht, in dem Gewimmel keine Teeflecken auf ihre Uniform zu bekommen.

Kimon warf einen Blick über die Menge, die sich mit der Zeit im Replimat angesammelt hatte. Er wandte sich an Andschana, die sich in seiner Umarmung an ihn schmiegte. "Sag mir... wusstest Du, dass dies zu einem halboffiziellen Empfang werden würde?"

"Nein. Es war nur die Rede von einem Abendessen, nicht von all dem hier. Doch vielleicht... vielleicht gefällt mir das so auch besser."

"Tatsächlich?"

"Ja. Es war Tarikis Wunsch, zu diesem Dinner am letzten Abend zu gehen. Meiner war es, die Leute hier kennenzulernen."

Er gab ihr einen zarten Kuß auf die Stirn und musterte Tariki. Sie stand neben ihnen, betrachtete flüchtig die Ansammlung um sie herum und konzentrierte sich dann offensichtlich auf Valerius. Ihr Blick war schwer zu definieren, doch ein sanftes Lächeln erhellte ihre Züge.

Kimon streckte eine Hand nach ihr aus und berührte sie an der Schulter. Tariki wandte sich eine Idee zu schnell nach ihm um und ließ sich ebenfalls einen Arm um die Taille legen. Zu dritt betraten sie das Separee und sahen sich neugierig um.

Drinnen war das Licht zuerst gedimmt, da es nicht auf automatische Beleuchtung gestellt war, wie z.B. der Replimat. Wannimmer jemand in so einen Raum trat, ging automatisch das Licht an, hier eben nicht.

Taspar seinerseits begrüßte eben den Andorianer, der es durch die Menge geschafft hatte, ohne jemanden zur Seite zu schubsen, eine beachtliche Leistung. Wenn Valerius die Leute anschaute, fragte er sich, ob er sich vielleicht verschätzt hatte, denn in seinen Gedanken waren es nicht so viele Personen gewesen, aber nun waren sie hier und es war gut so. Wie sonst hätte er so viele Leute auf einmal zusammen bringen können? Er lächelte auf Wrads Bemerkung und meinte: "Sagen Sie ruhig Val zu mir. Seit ich nicht mehr bei Starfleet bin, brauche ich Mr. Taspar nur mehr sehr selten."

Dass Shay dem blauen Mann zulächelte, entging ihm nicht, aber dazu hatte sie ja durchaus Recht. Er selbst wiederum versuchte einen Blick auf Tariki zu erhaschen, aber Kimon sprach mit ihr oder veranlasste sie anders, ihn zu umarmen. Daraufhin wandte er seinen Blick wieder auf die anderen Leute.

Valerius ließ Kimon, Andschana und Tariki an sich vorbei und trat dann zusammen mit Shay ein. Die drei Ta'Una versuchten offensichtlich etwas zu erkennen, und Valerius wollte ihnen in der Dunkelheit keine Blendung versetzten, deswegen gab er Kommando: "Computer, Beleuchtung auf 50%."

"Gern, wenn Sie mich Wrad nennen", hatte der Andorianer nur kurz Gelegenheit zu einer Antwort gehabt. Schon wandte sich alles dem Separee zu. Im Stillen nahm sich Wrad vor, den Magna Romanier allerdings mit "Valerius" anzureden, nicht mit "Val", was für einen stattlichen Mann wie Valerius viel zu weiblich klang.

Dort, wo am Vortag noch die blanken Tische gestanden waren, breiteten sich weiße Tischtücher aus schwerem Atlasgewebe aus, und statt der Sessel hatte Val seine Massageliegen aus dem Lagerraum heraufgeholt und sie aufgestellt. Auf niedrigster Höhe ergaben sie so durchaus brauchbare Sitzgelegenheiten für mehrere Personen. Und außerdem waren diese Ledertische angenehm gepolstert.

Links und rechts neben der Tür standen Repliken magna-romanischer Bildhauerkunst, und die Tische waren mit langlebigen Blumenarrangements verschiedenster Farben geschmückt. Das Geschirr bestand aus traditio- neller Terracottakeramik, und auf jedem der Tische war außerdem eine Glasschale mit verschiedenen Früchten plaziert worden.

Beinahe erfürchtig betrachtete Shay die Blumenarrangements. "Sie sind wunderschön", meinte sie leise und berührte vorsichtig eine der Blüten. Shay ließ sich auf einer der Liegen nieder und war gespannt, wer neben ihr sitzen würde.

Wrad liess den anderen Gästen den Vortritt in das sehr schön geschmückte Separee und wartete ab, wo sich ein Platz für ihn ergeben würde, während seine Augen über die kunstvollen Statuen am Eingang wanderten.

Die drei Ta'Una nahmen den Raum interessiert in Augenschein. Schnell waren sie nicht mehr zu dritt; Andschana schlüpfte aus dem Arm, der sie umfing, und zog Tariki mit sich. Ihr Weg führte sie zunächst zu den Repliken, die sie gemeinsam betrachteten und schon bald in eine leise Unterhaltung vertieft waren. Zwar hatte Andschana nie die Gelegenheit gefunden, ebenfalls Skulp- turen zu entwerfen, doch ließ sie sich nie nehmen, die Kunstfertig- keit anderer anzuschauen und zu studieren. Die magna-romanische Kunst unterschied sich in Details sehr von der Ta'Unas, dennoch war Andschana fasziniert. So sehr, dass sie gar nicht mitbekam, wie sich die ersten Gäste an den Tischen niederließen. Es war Tariki, die sie schließlich in die richtige Richtung lenkte.

Kimon stand derweil noch immer da, wo ihn die beiden Frauen verlassen hatten. Die Arme auf dem Rücken verschränkt, schaute er sich ruhig um und brachte ein sanftes Lächeln zustande. Die Dekorationen waren andere, es gab keine Sitzkissen und die großzügigen Fenster fehlten, doch abgesehen davon hatte sich dieser Raum in eine kleine, gemütliche Nische verwandelt, die ihn beinahe vergessen ließ, daß er sich auf einer hochtechnisierten Raumstation ohne einen festen Boden befand, auf der ihn nur ein paar Zentimeter Metall und Kunststoff davon abhielten, ins Vakuum gesaugt zu werden. Eine kurze Flucht aus der Realität, die ihn noch früh genug einholen würde. Ein wenig bedauerte Kimon, dass er bereits seine Uniform übergezogen hatte - sie wirkte auf eine seltsame Weise unpassend in der Szenerie um ihn herum. Als er bemerkte, dass Andschana und Tariki langsam zurück kamen, löste er sich aus seiner Starre, suchte eine noch unbesetzte Bank aus und nahm darauf Platz.

Krem holte aus seiner Brusttasche einen Handscanner heraus und scannte die magna-romanischen Statuen-Repliken. Bei einigen Ferengi- Familien war es Sitte, dass der Gastgeber am Ende des Dinners eine kleine Versteigerung durchführte. "Ich hoffe der will uns das hier nicht andrehen", flüsterte Krem zu Ulk. "Die Statuen sind Repliken."

Oggie war schon weiter in den Raum gegangen und stand vor einen geschmückten Tisch. Die Früchte in der Glasschale hatte er noch nie gesehen, und so fragte er: "Woher kommen die Früchte?"

Den Instinkt hatte Oggie noch nicht verloren, denn bei einer Spezies konnte ein Apfel genießbar und für eine andere Spezies ungenießbar sein.

Nachdem al Misri eine Weile lang beobachtet hatte, wie einige Leute in einem offensichtlich festlich dekorierten Nebenraum verschwunden waren, wurde ihr klar, dass sie in irgendeine private Feier gestolpert war. 'Peinlich, peinlich', dachte sie, stellte ihr Tablett möglichst unauffällig in den Recycler und bewegte sich wie zufällig Richtung Ausgang.

"Sehr gern, Wrad", antworte Valerius erst dem Andorianer und ließ ihn eintreten, wo er sich anschließend mit den anderen Gästen die Statuen ansah. Die Ferengis stachen wieder einmal durch ihr eher seltsames Benehmen hervor. Als Valerius sah, wie Krem mittels seines Scanners die Repliken taxierte, musste er grinsen.

Kimon hatte sich mit Tariki und Andschana bereits einen Platz gesichert und stebte zu einer Bank, ebenso wie Shay, die den beiden gegenüber saß.

Auf die laute Frage eines weiteren Ferengis, Oggie war sein Name, antwortete der Magna-Romanier: "Die Früchte kommen aus den Beständen der Sternenflotte. Ungefährlich für Ferengis, wenn Sie das wissen möchten."

Dass sich die kopftuchbedeckte Frau hinter seinem Rücken aus dem Replimat entfernte, bemerkte Taspar nicht. Er sah vielmehr zu der Tür hinter dem Tresen im Replimat und gab Francois, der mit gefalteten Händen darin stand, ein Zeichen. Worauf sich dieser umdrehte, in den Lagerraum hinein winkte und sofort drei Crewmember des Versorgungsstabes mit großen Tabletts heraus kamen.

"Huit, huit, alors enfants", näselte er den Dreien zu, als sie in das Frühstückszimmer gingen.

Die an der Spitze gehende junge Frau verdrehte ihre Augen und ging zu dem Tisch, an dem die Ta'Una und Jahari saßen und stellte ihr Tablett zwischen ihnen auf.

Valerius selbst trat zu Krem und Kaan, die noch am Eingang ausharrten: "Es sind natürlich nur Repliken bekannter Statuen von Magna Roma. Die Originale sind unerschwinglich." Er warf einen Blick auf Krems Scanner, der noch blinkte. Nachdem auch die beiden anderen Kellner inzwischen eingetreten waren, sagte er: "Suchen Sie sich einen Platz."

Wrad nickte und sah den beiden Ta'Una-Frauen hinterher, die anscheinend Gefallen an den Statuen gefunden hatten. Er überlegte, wo er Platz nehmen sollte. Zwar hätte er gern neben Shay gesessen, aber vermutlich wollte die sich eher auf Valerius konzentrieren... das hielt ihn davon ab. Nach kurzem Zögern ließ er sich schließlich neben den Ta'Una nieder, lächelte freundlich in die Runde und sah der Kellnerin beim Servieren zu.

Francois hatte gerade seine Mannen in das Separee gescheucht, als ihm die Dame auffiel, die anscheinend in die falsche Richtung unterwegs war. Er stürzte ihr nach, hatte nicht gesehen, dass sie ein Tablett schon recycelt hatte: "Madame, Sie irren sich. Das ist die falsche Tür." In seiner zuvorkommenden und besserwisserischen Art hakte er ihren Arm bestimmt seinem unter und zog sie zu dem Nebenzimmer. Lecomté achtete nicht darauf, dass sie ihm, sagen wir, ziemlich widerstrebend folgte.

"Monsieur Taspar, Sie haben doch noch jemanden vergessen", flötete er zu dem Magna Romanier, der zusammen mit anderen an der Tür stand.

Al Misri wäre am liebsten im Boden versunken. Erst uneingeladen aufgekreuzt und dann auch noch erwischt. Sie lächelte tapfer und hoffte, dass dies eine allgemeine Einweihungs- party und nicht irgendein Familienfest war. Die bunte Rassenmischng ließ hoffen. Als sie sich verstohlen umsah bemerkte sie, dass zumindest niemand Geschenke dabei zu haben schien. Wie ein erstarrtes Kaninchen blieb sie stehen.

Zuerst wollte Valerius diesem Lecomté einfach sagen, er solle sich in seine Küche trollen und die arme verängstigte Frau sein lassen. Aber ein zweiter Blick auf das Gesicht der menschlichen Frau ließ ihn etwas ganz anderes sagen und tun. "Danke, Francois. Sehr nett von Ihnen."

Der Franzose blähte seine Brust und stolzierte mit gesträubtem Gefieder von dannen.

"Verzeihen Sie, Miss..", er machte eine kurze Pause und wies dann auf den Nebenraum, in dem schon alle in Fahrt zu sein schienen. "Es wäre sehr nett von Ihnen, uns ebenfalss Gesellschaft zu leisten bei diesem zwanglosen Frühstück." Er zwinkerte der betuchten Frau amüsiert zu und ließ sie ein.

Oggie hatte sich am Tisch hingesetzt und nahm einen Apfel. Krem und Ulk waren noch unschlüssig, ob sie sich neben Oggie setzten.

Krem fiel eine kleine Geschichte ein, die er unbediengt Ulk erzählen mußte: "Die Menschen hatten im 20. Jahrhundert ähnliche Sitten wie wir. Nur ein wenig brutaler und unzivilisierter. Sie nannten es Butter- fahrten und Verkaufsveranstaltungen. Sie stopften alte senile Frauen und Männer in stinkende Fahrzeuge und brachten sie zu den Verkaufslagern, wo sie erst wieder frei kamen, wenn sie etwas gekauft haben. Die Lager waren meist weit abgelegen von jeglicher Zivilisation."

Ulk hatte ähnliches gehört und sagte darauf: "Ja, ihre Tuppa-Partys waren der Hit bei ihren Weibchen. Sie feierten die ganze Nacht durch und kauften Plastik-Behälter. Die Menschen früher wussten, wie man seine eigne Party finanzierte. Die Menschen heute sind einfach nur dämlich. Sie laden ihre Gäste kostenlos ein und sind schon mit billigen Geschenken zufrieden."

Krem flüsterte jetzt, damit es nicht alle mitbekamen: "Dieser Valerius Taspar hat bis jetzt keine Geschenke gefordert. Also gehe ich davon aus, dass er nach dem Dinner eine Verkaufsveranstaltung durchführen wird. Ich hab aber bis jetzt noch nicht Wertvolles hier im Raum gesehen."

Shay war schon etwas enttäuscht, als Wrad sich doch einiges entfernt von ihr niederließ. Er schien einen Blick auf die Ta´Una-Frauen geworfen zu haben. 'Soll er doch', dachte Shay und richtete ihr Hauptaugenmerk auf Valerius. Vielleicht würde er sich ja neben sie setzen, falls er nicht auch auf die Ta´Una-Frauen abflog. Abwartend blickte Shay ihn an.

Ferengi schienen ein seltsames Völkchen zu sein... Nachdem sich Tariki und Andschana voneinander getrennt und sich links und rechts neben Kimon niedergelassen hatten, beobachteten sie die drei neugierig. Dass sie die Repliken gründlich untersucht hatten, war ihnen nicht entgangen - anscheinend waren sie die einzigen, die mit ganz anderen Erwartungen zu diesem Ereignis eingetroffen waren.

Nachdem Tariki eine Weile zugehört hatte, beugte sie sich leicht in die Richtung der Ferengi und mischte sich in die Unterhaltung mit ein: "Ist Ihnen vielleicht auch schon der Gedanke gekommen, dass dies hier wirklich nur eine freundliche Geste sein könnte? Ohne gegenseitige Verpflichtungen, ohne Verkäufe und ohne Erwartungen? Ich bin mir sehr sicher, dass dies lediglich dem Kennenlernen, vielleicht zur Werbung dient. Nur dass Sie nicht dazu gezwungen werden, die Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Entspannen Sie sich. Und wenn es doch noch Verkäufe oder Versteigerungen gibt, sind Sie doch bestens darauf vorbereitet." Lächelnd zog sie sich wieder zurück, nahm sich beiläufig eine exotisch wirkende Frucht aus dem Korb vor sich und betrachtete sie von allen Seiten. Fragend blickte Kimon sie an, doch sie vertiefte sich weiter in die Betrachtung der Frucht, die sie in den Händen hielt - krampfhaft bemüht, nicht zu kichern. Die Ferengis waren einfach zu seltsam.

Wrad schmunzelte über die Unterhaltung der Ferengi, die er gut hören konnte, und beobachtete, wie Tariki die Frucht beäugte. "Das ist eine andorianische Alsca", erklärte er lächelnd, "Sie schmeckt sehr süß."

Sein Blick fiel ebenfalls auf die Fruchtkörbe, und er griff hinein: Dies war tatsächlich eine Bashrani Frucht. Mit einem Lächeln hob er sie hoch und präsentierte sie Shay. Wie gut er sich noch daran erinnerte, unter welchen verführerischen Umständen er diese Frucht kennengelernt hatte, konnte sie deutlich an seinem Blick und seiner Mimik erkennen. Mit leisem Lächeln legte er die Frucht auf seinen Teller. Anscheinend hatte Valerius die Fruchtkörbe sehr bewusst zusammen- gestellt. "Eine haliianische Frucht", wandte er sich anschliesend an seine Platznachbarn, in erster Linie Andschana. "Ist auch eine Frucht von Ta'Una dabei?"

Shays blaue Gesichtsfarbe wurde eine Nuance dunkler, als Wrad seine Bashrani hoch hielt. Sie senkte den Blick auf den vor ihr stehenden Obstkorb und entschied sich für eine Mango.


--- Minory Prime, unweit der Botschaft vor einer Kaserne

"Haltung annehmen!" rief Kalos Ketara den zwanzig in Paradeuniform gekleideten Soldaten vor ihm zu. "Heute ist ein wichtiger Tag! Nicht nur für Minory Prime, sondern für ganz Minory! Alle Augen werden auf unsere Botschaft gerichtet sein, wenn der erste direkte Kontakt mit der Sternenflotte hergestellt wurde." Kalos sprach langsam und war einige Schritte vor den fünf Reihen von Soldaten auf und ab gelaufen. "Heute ist Ihre Disziplin gefragt. Nicht nur, dass Sie Haltung bewahren, wenn Sie auf Ihrem Posten sind, sondern dass Sie Ihre Finger von der weißen Uniform lassen! Ich will keine Flecken oder Fingerabdrücke sehen! Keiner lehnt sich irgendwo an! Keiner fällt hin! Keiner isst oder trinkt etwas, dass nicht aus einem Schlauch kommt! Verstanden!?"

"Jawohl, Herr!" schallte es ihm entgegen.

Zufrieden stellte sich Kalos vor seinen Soldaten auf. Alles, was er gesagt hatte, wussten sie schon, und bei den meisten war er sich auch sicher, dass sie es schon verinnnerlicht hatten. Aber einige schwarze Schafe würde es sicherlich noch geben, und auf diese müsste er noch achten. "Also nun zum Zeitplan. Hauptprimate Genada und Helo, Sie werden am Haupttor der..."

"Herr Oberprimat! Herr Oberprimat!" Eine hastig und keuchende Stimme unterbrach Kalos' Ansprache abrupt. Unerfreut über diesen Störenfried drehte er sich um und erwiderte harsch: "WAS?!"

Völlig außer Atem und mit den Händen auf den Oberschenkeln berichtete der Soldat: "Sie sollen zur *keuch* Botschaft. Botschafterin *keuch* Tanaqua wartet auf Sie." Kalos war sichtlich überrascht. "Ich bin gerade dabei, meine Männer einzuweisen."

"Befehl vom Kanzler. Sie sollen mit zur Sternen-*keuch*-Flotte."

Nun entglitten ihm die Gesichtszüge. Er durft mit zur Sternenflotte! Endlich wieder ein richtiger Auftrag. Die Arbeit für die Botschaft war mehr Schein als Sein. Immer nur Wache stehen und jeden Feiertag in Galauniform marschieren. Dafür hatte er kein Sondertraining gemacht. Er fühlte sich in seinem Posten unterfordert und beschäftigte sich in seiner Freizeit fast ausschließlich mit Krafttraining, um bei der vielen Büroarbeit nicht außer Form zu kommen.

Der Oberprimat (OP) war so geistesgegenwärtig und entdeckte ein offenes Militärfahrzeug, das gerade an ihm vorbei fahren wollte. Er winkte es heran und sprang hinein.

"Schnell zur Botschaft!" befahl er dem überraschten Fahrer, der aber gleich auf das Gaspedal trat.

Der OP war schnell aus dem Blickfeld seiner Soldaten verschwunden. Sie standen immer noch stramm in Reih' und Glied. Ohne seinen Kopf zu wenden, flüsterte Genada seinem Nachbarn zu: "Was sollen wir jetzt machen?"

"Keine Ahnung. Warten bis jemand kommt..."

Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten und Kalos stand vor der Botschaft. Die Frühschicht grüßte ihn, und er ging in den obersten Stock des Westflügels.

   -- Botschaft, Tanaquas Büro

Ketara klopfte an die Tür und nahm Haltung an.

Serillia hatte die Stirn gerunzelt, als Seths Stimme so laut in ihr Büro gedrungen war, und erhob sich nun. "Kommen Sie, da schauen wir mal nach", meinte sie zu Ehani und betrat das Vorzimmer mit den Worten: "Herr Sardonaij, was ist los?

Seth blickte gerade auf den Monitor und verkündete: "Herr Ketara ist eingetroffen", und betätigte den Türöffner. "Das ist...", wollte er anschliessend der Botschafterin erklären, als Doran ihm zuvorkam.

"Guten Morgen, Senatorin, ich grüsse sie", sagte Oscheewa höflich, sofort diese bekannte Persönlichkeit erkennend, und nickte dabei respektvoll. "Mein Name ist Doran Oscheewa, und ich wollte gern mit Frau Shahin sprechen."

Überrascht wandte sich die Senatorin ihm zu und überlegte, woher ihr dieser Name bekannt vorkam.

Mit unbewegter Miene sah Ehani Doran an. Lediglich in ihren Augen war ein Anflug von Überraschung zu erkennen. "Der Auswanderunsantrag", raunte sie Tanaqua zu. "Ich bin Ehani Shahin", sagte sie. "Sie brauchen gar nichts zu sagen. Über Ihren Antrag gibt es nichts zu diskutieren. Sie haben meine Antwort bereits erhalten", erklärte Ehani nüchtern.

"Sie machen das schon", raunte Serillia zurück und begrüsste den eingetretenen Offizier mit einem freundlichen "Hallo, Herr Ketara."

Ketara nickte höflich. "Es ist schön Sie wiederzusehen, Senatorin Tanaqua."

Dann drehte sich die Senatorin wieder zu Seth um: "Die Senatoren-Yacht ist startbereit, Herr Sardonaij?"

Seth nickte und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Serillia fortfuhr: "Gut, dann gehen wir schon mal an Bord. Wir treffen uns dort, Frau Shahin. - Kommen Sie, Herr Ketara."

Damit verliessen die Senatorin und der Oberprimat das Büro.

Doran hatte auf Ehanis abweisende Antwort hin kurz nach Luft geschnappt. Nun fand er seine Stimme wieder: "Stimmt, über meinen Antrag will ich auch gar nicht diskutieren. Sondern über Ihre Antwort, Frau Shahin. Mit welcher Begründung lehnen Sie ihn ab?" Mit blitzenden Augen musterte er die attraktive junge Frau.

Ehani ertrug Dorans Blick einen kurzen Augenblick, dann wandte sie sich an Seth. "Bitte sorgen Sie dafür, dass mein Gepäck an Bord der Yacht gebracht wird. Es ist beim Pförtner deponiert", bat Ehani Seth, bevor sie sich wieder Doran zuwandte.

"Folgen sie mir", sagte sie und rauschte aus dem Büro zu ihrem Büro, wo sie sich hinter ihrem Schreibtisch niederließ.

   -- Minorytanische Botschaft, Shahins Büro

"So, und nun zu ihrem Antrag", meinte Ehani und betonte das Wort "Antrag" auf ironische Weise. "Er wurde abgelehnt aus mehreren Gründen. Zum einen gibt es keinerlei gesetzliche Vorschriften, welche einen Antrag wie den Ihren regeln. Aber was noch schwerwiegender ist, dass wir gerade erst den Kontakt zu der Föderation aufgenommen haben und erst weitere Verhandlungen abwarten müssen, bevor wir die Anfrage stellen können, ob sie Sie auf ihrer Station willkommen heißen würden", versuchte Ehani zu erklären.

Doran lehnte sich in dem Stuhl gegenüber von Ehanis Schreibtisch, in dem er unaufgefordert Platz genommen hatte, nach vorn. Seine Augen blitzten noch immer. "Na also, das klingt doch schon ganz anders. Warum schreiben Sie das denn nicht? Ok, warten wir also die Verhandlungen ab. Alles, was ich will ist, DASS sie die Anfrage an die Station stellen. Ich tue es auch gern selbst, wenn Sie mir sagen, an wen ich mich wenden muss. Und wenn ich dafür 35 Formblätter ausfüllen muss, dann geben Sie sie mir. Ich fülle sie aus." Seine Stimme war ebenso entschlossen wie sein Gesichtsausdruck.

   -- Minorytanische Botschaft, Gänge

Nach einigen Gängen traute sich der Oberprimat eine Frage zustellen. "Der Befehl, Sie hier zu treffen und zur Sternenflotte zu begleiten, kam sehr überraschend. Wieso, wenn ich fragen darf, sind wir so in Eile?"

Serillia überlegte einen langen Moment, bevor sie antwortete. "Dafür gibt es mehrere Gründe", erklärte sie endlich, "Zum einen haben wir erfahren, wer von den Sarkassianern mit der Föderation Kontakt aufnehmen wird: Es ist Quaipol. Sie können sicher sein, der fackelt nicht lange. Ich möchte ungern später eintreffen als er, Sie verstehen."

Sie legte eine Pause ein, um ihre Worte zu betonen und einen prüfenden Blick in sein Gesicht zu werfen. "Zum anderen... was wissen Sie über die Vorfälle gestern nacht?"

Sie verliessen die Botschaft und begaben sich zum Helikopter-Flugplatz im Hof, wo bereits ein Helikopter darauf wartete, sie zum Raumhafen zu bringen.


--- SB Mamori, Quartier Talvert/Vaughn

Nach einer mehr als unruhigen Nacht erwachte Kirah. Verschlafen reckte sie sich kurz, bevor sie sich wieder schlaftrunken in das warme Bett kuschelte und weiter döste.

Als sie sich umgedreht hatte, hatte Vaughn auch ihren Arm um Suvan gelegt. Ihr Mann drehte sich zur Idronianerin um und küsste sie auf die Wange. Es war kein Wunder, dass Kirah noch schlafen wollte. Schließlich hatten sie beide den Abend beendet, so wie sie ihn begonnen hatten: nackt und wild. Talvert kuschelte sich wieder näher an Kirah, legte ihr den Arm um die Seite und streichelte innig ihren Rücken. "Ich LIEBE dich!" betonte er seine Gefühle für sie, wo er sie so bewusst wahrnahm. Dieser Moment war perfekt: Er war Kirah einfach nahe, sie war für ihn da, sie war bei ihm und sie beide fühlten sich sehr, sehr wohl beieinander.

Kirah rieb sich die müden Augen und sah Suvan verschlafen an. "Ich liebe dich auch", flüsterte sie, und in ihrem Blick war nichts außer ihrer Liebe zu erkennen. Wohlig seufzend genoss Kirah den Moment. Sie lag in ihrem warmen Bett, und der Mann, den sie am meisten liebte, streichelte sie sanft. Plötzlich mußte Kirah kichern. "Vorsicht, da bin ich kitzelig", kicherte sie.

Kirahs Blick verursachte einen warmen Schauer auf Suvans Rücken, und schon hatte er sich erneut in Vaughn verliebt. "Entschuldige", bat er. Die Fingernägel auf ihre Haut setzend fuhr er fort sie zu kraulen. Talvert bewegte seine Hand ihren Rücken hinauf, zwischen die Schultern, und weiter in den Nacken.

"Ist doch nicht schlimm. Aber du weißt doch, was passiert wenn du mich kitzelst", meinte Kirah immer noch leise kichernd. Kirah entrang sich ein wohliger Seufzer, als Suvans Hand ihren Nacken streichelte. Sie drehte ihren Kopf so, dass er besser dran kam.

"Oh ja...", seufzte Suvan. "Das weiß ich sehr gut", meinte er und drückte gefühlvoll die Muskelstränge in Vaughns Nacken. Als Idronianerin war Kirah sehr kräfig und besaß trotzdem noch eine feminine Statur. Die dichten Muskelstränge seiner Frau konnte Talvert kneten soviel er wollte, sie würde es genießen. Sogar ein Nervengriff würde nur wenige Minuten wirken. 'Und wieder hat sie mich mit etwas beeindruckt', schwärmte der Halbvulkanier verliebt.

"Dann sei lieber vorsichtig", meinte Kirah und schmiegte sich wohlig gegen Suvans Hand in ihrem Nacken. Kirah spürte eine Wärme in sich aufsteigen, und ihr Körper entspannte sich zusehens. "Oh, Suvan, das ist himmlisch. Göttlich", schwärmte Kirah seufzend.


--- SB Mamori, Replimat

Noch hatte keiner der Gäste die ebenfalls gut gefüllten Tabletts, welche die drei Kellner hereingebracht hatten, angerührt. Valerius runzelte die Stirn, als er nun näher an die Tafel trat. Es war... naja... überall ziemlich besetzt. Die drei Ta'Una hatten sich zusammengesetzt, und neben ihnen saß nun Wrad und auf der anderen Seite mitten auf der Bank Oggie. Seine beiden Rassenangehörigen feilschten wohl noch über irgendetwas und tapsten unschlüssig herum.

Die wie immer bezaubernde Shay saß auf der letzten der Liegen. Für einen Moment spielte Taspar mit dem Gedanken sich neben den Ferengi zu setzen, aber dann entschied er sich für einen Platz neben Shay, mit Blick auf Tariki. Der neu eingetroffenen Frau ließ er nun Zeit, sich selbst einen Platz zu wählen, und als er neben Shay trat, die gerade nach einer Mango griff, grinste er sie an: "Vitamine sind gut für den Teint, aber es gibt auch Handfesteres." Damit war das Essen auf den Tabletts gemeint, auf denen jeder etwas finden sollte.

Eines aber hatte Valerius absichtlich nicht mitgebracht: nämlich die Wünsche der Ferengis, weil sich sonst wahrscheinlich jeder den Appetit verdorben hätte. Die Glatzenträger mussten heute exotisch frühstücken. Er sah noch Krem an und schickte ihm einen auffordernden Blick, dass er sich auch endlich entschließen sollte, sich zu setzen. Valerius breitete seine Hände aus in einer Geste, dass ihnen der Tisch offen stehen würde. Aber vielleicht interpretierte der Friseur das anders?

Nasmat errötete, dankte und folgte dem Gastgeber in den Raum. Das Durcheinander so vieler verschiedener Spezies ließ sie jedoch ihre Schüchternheit vergessen. Als sie dann noch Tuschani auf dem Tisch entdeckte, setzte sie sich und nahm eine der leckeren gelben Früchte. Bevor sie hineinbiss achtete sie jedoch darauf, eine Serviette vor sich zu falten, um sich die Uniform nicht zu bekleckern. ''Zwanglose Party', das scheint ja ein fröhlicher Ort zu sein. Naja, lieber Magenverstimmungen und Geschlechtskrankheiten als Knochenbrüche und Disruptor-Verbrennungen', dachte sie sich.

Mit einem strahlenden Lächeln wandte sich Shay Valerius zu. Sie freute sich, dass er sich neben sie gesetzt hatte. "Ich esse morgens eigentlich nie sehr viel. Sonst pass' ich irgendwann nicht mehr in eine Jeffriesröhre hinein", erklärte Shay. doch dann liess sie ihren Blick über die Tabletts schweifen und entschied sich dann für ein knusprig gebratenes Stück hellen Fleischs. "Aber es gibt für alles ein erstes Mal, und was versäumt man nicht alles, wenn man nicht ab und zu etwas Neues ausprobiert?" meinte sie keck grinsend zu Valerius.

Tariki hatte nicht damit gerechnet, daß sie jemand ansprechen würde, während sie auf eine eventuelle Antwort der Ferengis wartete. Und so schaute sie ziemlich überrascht drein, bevor sie eine Antwort gab. Kurz überflog sie den Inhalt des Obstkorbes vor ihr, schüttelte dann aber den Kopf und kam Andschana zuvor. "Nein, ich sehe keine. Aber ich erkenne einige von der Erde... Äpfel und Trauben. Und dort sind Stücke einer Melone. Wir haben eine Frucht, die ähnlich schmeckt. Sie wird Barna genannt."

Andschana lächelte. "Es gibt selten... Teile von Tieren zu essen, überwiegend ernähren wir uns vegetarisch. Barna-Früchte sind sehr schmackhaft, deshalb wird sie das ganze Jahr gezüchtet und gegessen. Aber jemand wie Tariki verzichtet im Sommer gern auf ihre vercones zum Frühstück, um Platz zu lassen für viele Barnas." Andschana, die sich mittlerweile ein reich belegtes Sandwich von einem der Tabletts genommen hatte, grinste Tariki an.

"Nun, ich muss mich ja bemühen, so viel wie möglich zu bekommen. Sonst isst Du mir doch alles weg!" lachte Tariki.

"Solange noch irgendetwas für mich übrig bleibt, sollt ihr zwei euch gern um die letzte Barna streiten", kommentierte Kimon heiter. Allmählich gefiel ihm das Arrangement, das Valerius getroffen hatte. Auf diese Weise war es ganz einfach, die verschiedenen Leute zu beobachten und sie quasi ganz nebenbei analysieren zu können. Besonders hielt er dabei Wrad im Auge - eigentlich bedauerlich, dass Marra'scha nicht dabei war, denn er hätte gern die Reaktion der beiden aufeinander mitbekommen.

Krem kam Valerius' aufforderndem Blick nach. Ulk hatte sich den Platz neben Tariki ausgesucht und wollte sich gerade setzen. Aber Krem hielte Ulk am Oberarm auf und zeigte auf den anderen freien Platz neben Oggie. Die beiden Ferengi setzten sich, und Oggie schnupperte immer noch am Apfel.

Krem wandte sich zu Tariki. Bevor er etwas sagen konnte, quatschte Oggie dazwischen: "Krem. Schau mal, das ist ein Apfel. Wir hatten doch auch mal welche verkauft. Die waren aber brauner als diese hier. Die hier sind grün und glänzen."

"Oggie, Schnauze", gab es einen Rüffel von Krem. "Wir haben keine Äpfel verkauft. Das waren Kokosnüsse. Und nun steck dir den ganzen Apfel in den Mund." Krem wandte sich erneut Tariki zu: "Um auf Ihre Frage zurück zu kommen..."

Weiter kam Krem nicht, weil ihm jemand auf die Schulter tippte. "WAS?!" Krems Kopf schnellte um und er sah, wie Oggie nach Luft rang. "Du Trottel. Nimm den Apfel aus den Mund. Musst du denn alles wörtlich nehmen? Das ist ja richtig peinlich, mit dir irgendwo hinzugehen."

Ulk und Krem klopften auf Oggies Rücken, und der Apfel flutschte aus seinen Mund. Das war der Grund, warum sie ungern neben Oggie Platz nahmen.

Oggie atmete drei mal tief durch und bedankte sich: "Danke."

Gut gelaunt amüsierte sich Wrad über den Barna-Frucht-Wettstreit der Ta'Una-Frauen, während er genüsslich seine Bashrani aß. Die Ferengis entlockten ihm ein Grinsen.

Zwischenzeitlich hatte sich die unbekannte junge Frau mit Kopftuch zu ihm gesellt, die sehr manierlich eine Frucht verspeiste. Wrad lächelte ihr zu und musterte ihre Gala-Uniform mit den Rangpins. Das musste wohl die neue Ärztin sein, die gestern an Bord gekommen war. "Hallo", begrüsste er sie freundlich lächelnd, "Wir kennen uns noch nicht." 'Das war ja genial. Du Idiot!' beschimpte er sich innerlich, kaum dass er diese Plattitüde ausgesprochen hatte, 'Sie kennt hier wohl kaum einen!' Rasch redete er weiter. "Ich bin Wrad Kaan, OPS-Offizier. Sie müssen die neue Ärztin sein." Er putzte sich seine "saftigen" Finger an einer Serviette ab und hielt ihr die Hand hin.

Nun setzte sich auch Valerius neben die Haliianerin und bediente sich selbst von den dargebotenen Speisen. Er nahm sich Toastbrot mit Butter und Marmelade, einige Erdbeeren und eine große Tasse Früchtetee.

Als Oggie fast an dem ganzen Apfel erstickte, den er sich in den Schlund gewürgt hatte, wollte Valerius schon aufspringen, aber die Fürsorge seiner Geschäftspartner hatte ihn nur zu bald von dem 'Knebel' erlöst, und so lehnte sich der Magna Romanier wieder etwas beruhigter zurück. "Shay, wie ging es mit deiner Arbeit heute nacht voran?" fragte er die Ingenieurin neben sich, während er seinen Toast bestrich.

Tariki auf der anderen Seite schien sich prächtig zu amüsieren, und Wrad versucht die zuletzt angekommene Ärztin in ein Gepräch zu verwickeln. Dass die Ta'Una noch gar nicht zu ihm hergesehen hatte wurmte Valerius ein bisschen, er tauchte sein Messer in ein Schälchen mit Marmelade und gab den Klecks schwungvoll auf einen Toast.

"Musstest du mich daran erinnern? Ich hatte es gerade so schön verdrängt", meinte Shay gespielt beleidigt und knuffte Valerius dabei leicht in die Seite. "Wir sind letzte Nacht doch schon recht weit gekommen. Die beschädigten Segmente der Hangarverkleidung haben wir entfernt und fangen heute damit an, neue Verkleidungen anzubringen und ein neues Tor zu installieren. Du siehst also, es wird ein ganz entspannter Tag", erklärte Shay. "Richte dich schon mal darauf ein, heute abend einiges zu tun zu bekommen", fügte sie an und freute sich schon auf ihren abendlichen Termin in Valerius' neuem Laden.

Valerius war auf den leichten Knuff nicht vorbereitet und patzte so ein Messer voll Marmelade auf das schöne Tischtuch anstatt auf seinen zweiten Toast. Er lächtelte zu Shay und spachtelte den Klecks auf seinen Teller.

"Heute abend...", fing er etwas geistesabwesend an. "Ach, du meist, damit ich deine verspannten Muskeln wieder etwas auf gleich bringe. Ich verstehe, und du wirst heute den ganzen Tag nichts anderes tun, als jedes Stück Verkleidungssegment, das du in die Finger bekommst, eigenhändig an den vorgesehenen Platz zu tragen."

Shay konnte sich ein Lachen kaum verkneifen, als Valerius' Marmelade daneben flog. "Habe ich dich etwa auf dem falschen Fuss erwischt?" fragte sie Valerius leise kichernd. "So in etwa. Es muss sich doch heute abend lohnen. Du sollst es nicht allzu einfach haben", erklärte sie, und an ihrem Blick konnte Valerius erkennen, dass sie sich dabei nicht nur auf heute abend bezog.

Die hellblaue Frau ließ ihn schon wieder nicht die Ruhe bewahren. Valerius wischte den letzten Rest der Marmelade mit seinem kleinen Finger auf und leckte ihn ab. Obwohl ihn Shay ziemlich offensiv anschaute, tat er so, als bemerkte er nichts. "Ach, ich hab schon an schlimmeren Muskeln arbeiten müssen. Solange du nicht 150 Kilo reinstes Muskelgewebe hast", er zuckte die Achseln, "schaff ich das schon. Also iss schön brav auf und dann ran an die Arbeit, Kleines." Er biss herzhaft in seinen Toast und sah Shay grinsend an.

Für den Bruchteil einer Sekunde blickte Shay Valerius sprachlos an. Dann lachte sie. "Das war gut. Fast hätte ich geglaubt, du wolltest mich loswerden. Du Schlimmer", meinte sie leise schimpfend. "Tut mir leid, mit so viel Masse kann ich leider nicht dienen. Aber mit anderem", sagte sie. "Hör' bloß auf. Wenn ich den in die Finger kriege, der meinen Hangar so zugerichtet hat..."

Shay beendete den Satz nicht, aber ihr Blick war mörderisch geworden, und mit Energie riss sie das Fleisch in ihrer Hand in Stücke und schob sie sich in den Mund.

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