Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
November 2005, Teil 2: Gesamt 76 Züge
Spielzeit: 1. Juli 2380, ab ca. 10:15 Uhr [NRPG: Uhrzeiten abgeschafft]

Kapitel 9: (Ver)Handeln

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--- Minory Prime, Gänge des Senatorengebäudes

"Jetzt will man auch noch die Zusammenarbeit der Minorytaner mit dieser Föderation", spottete Kosah Narunangh, einer der Mitglieder der Wirtschaftskommission."Senatorin Tanaqua wurde als offizielle Botschafterin unseres Volkes auf diese neue Station entsendet, um mit den Offiziellen der Föderation entsprechende Kontakte zu knüpfen."

"Hm, wir haben so viele Probleme auf unserer Welt zu bearbeiten, und der Kanzler wünscht die Zusammenarbeit mit dieser Föderation. Es wird höchste Zeit, dass sich etwas ändert", erwiderte Narunanghs Gesprächspartner.

"Es wird sich schneller etwas ändern, als es der Föderation lieb ist. Und wenn alles funktioniert, dann sind wir diese lästige Tanaqua gleich mit los, dann wird sie uns zukünftig keinen Strich mehr durch die Rechnung machen. Und um den Kanzler kümmern wir uns, wenn wir Tanaqua beseitigt haben", meinte Narunangh und verschwand mit seinem Gesprächspartner in seinem Büro.


--- SB Mamori, Quartier Kadahn

Das Licht über ihrem Bett ging an, und im gleichen Moment ertönte ein hoher penetranter Ton. Marra'scha öffnete gequält ihre Augen, schaltete den Wecker genervt ab und setzte sich auf die Bettkante. Die Narkani brauchte immer eine Weile, bis sie sich erheben konnte. So auch heute. Nach einigen Augenblicken raffte sie aber dann ihre müden Glieder auf und bahnte sich ihren Weg unter die Schalldusche. 'Wenigstens beginnt meine Schicht heute erst später und ich kann die Station vorher mal ein wenig ablaufen', war bisher der einzige Gedanke, der Marra durch den Kopf ging.

Kurze Zeit später entstieg die Narkani der Schalldusche, nahm sich ihre Fellbürste und ging ins Wohnzimmer, wo sie sich einen starken Kaffee replizierte. Dann machte Marra es sich auf der Couch gemütlich, hielt in der einen Hand den Kaffee und nippte von Zeit zu Zeit daran, während sie mit der anderen begann ihr Fell zu bürsten.

"Computer? Musik...spiel mir etwas Instrumentelles", waren auch heute, wie so oft, ihre ersten Worte des Tages.

Es war ihr festes Morgenritual. Marra'scha konnte sich schon nicht mehr an die Zeit erinnern, in der es anders war. So bürstete sie sich bei seichter Hintergrundmusik etwa eine halbe Stunde das Fell und cremte es zum Abschluss noch ein wenig ein, damit es einen gesunden Glanz erhielt.

Im Anschluss an ihr Ritual zog Marra dann ihre Uniform an und überlegte kurz, ob sie sich noch ein Frühstück genehmigen sollte. "Ach was solls. Vielleicht habe ich ja Glück und auf dem Promenadendeck findet sich schon was", sprachs und machte sich auf den Weg in Richtung Promenadendeck.


--- SB Mamori, Quartier Kimon

Andschana saß auf dem Fußende eines Bettes und sah Tariki beim Auspacken zu. Sie spielte mit einem Kamm, den sie gerade noch benutzt hatte; die langen Flechten ihres blonden Haares hingen ihr wie ein Vorhang über dem Rücken. "Tariki, wann bist Du endlich fertig? Wir wollten uns doch auf der Station umsehen!"

Die Angesprochene drehte sich um. "Warum hast Du es so eilig? Wie anders soll es hier schon aussehen? Was soll hier neu sein? Ich bin mir sicher, hier sieht es genauso aus wie auf der Erde. Menschen, Klingonen, Vulkanier... wer weiß, was noch für Leute, und alle auf einem Haufen zusammengesperrt."

"Aber das ist doch aufregend! Ich will sie sehen, Tariki! Ich will wissen, wer hier ist und wo wir die nächste Zeit leben werden. Findest Du nicht, daß wir so etwas wissen sollten? Du kannst Dich nicht ewig in diesem Zimmerchen aufhalten."

Tariki seufzte und verstaute die letzten Kleinigkeiten in einem Schrank. Sie wandte sich um und musterte die Jüngere eingehend. "Also gut, gehen wir eine Runde spazieren. Aber zuvor... Sieh Dich an! So kannst Du unmöglich vor die Tür gehen."

Eine Viertelstunde verging, bis Andschana sich umgezogen und neu frisiert hatte. Ähnlich wie Tariki trug sie eine hochgeschlossene Tunika zu ihrem Kleid, die ihre Figur nur ansatzweise erahnen ließ. Murrend hatte sie sogar ihre Schuhe wieder angezogen, die in ihren Augen völlig unnötig waren.


--- Minory Prime, Büro Senatorin Tanaqua

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Das Checken hatte nicht lange gedauert. Alle Angaben stimmten überein.
> Der Zugeordnete holte den Sturmator Leondos Klasikjos aus seiner Sitzung.
> Der Sturmator informierte den Kanzler und empfahl die Entsendung von
> Aufklärern.
> Nur wenige Minuten später stiegen 3 minorytanische Aufklärer in die
> Luft und hielten auf Aquaara zu.

"Ist für meine Abreise alles vorbereitet worden?" wandte sich die Senatorin an ihren Assistenten.

"Ja, Ihr Gepäck ist bereits auf die Senatorenyacht gebracht worden, und mein Gepäck ist gerade auf dem Weg dorthin. Wir können also gleich aufbrechen", erwiderte Seth Sadonaij.

Ein Piepton kündigte einen Kommruf an, der von Sadonaij entgegengenommen wurde. "Büro Senatorin Tanaqua... ja, Kanzler... Ja, sie ist noch da. Einen Augenblick bitte."

Serillia sah überrascht auf und übernahm das Kommgespräch. "Guten Morgen Kanzler, was gibt es?"

Erstaunt hoben sich ihre Augenbrauen, als der Kanzler kurz berichtete, was gerade vorgefallen war: Fremde Raumschiffe über Aquaara, vermutlich Schiffe der Föderation.

"Ich... war gerade auf dem Weg nach Mamori", seufzte sie erschüttert und ließ sich wieder in ihren Sessel fallen. "Was sind denn das für Sitten?" fragte sie deutlich empörter, und ihre schmalen roten Augenbrauen zogen sich zusammen. "Gab es irgendwelche Kontaktversuche, von denen ich nichts weiß?"

"Ich weiß auch von keinen, Botschafterin. Wir haben eine Drillingsstaffel zur Aufklärung losgeschickt. Ich wollte, dass Sie Bescheid wissen, bevor Sie Mamori erreichen. Ich halte Sie auf dem Laufenden."

"Warten Sie, Kanzler, bitte... Meinen Sie wirklich, ich sollte jetzt aufbrechen? Wer weiss, wie die Begegnung unserer Schiffe ausgeht? Was sie vorhaben? Sie haben keine Genehmigung eingeholt... das wirkt nicht sehr diplomatisch, nicht wahr? Kanzler, wenn Sie einverstanden sind, werde ich hier bleiben, bis die Situation geklärt ist."

Der Kanzler nickte bedächtig. "Sie haben Recht. Die Situation ist zu brenzlig. Wir warten ab, wie sie sich entwickelt. Ich halte Sie auf dem Laufenden." Damit beendete er die Verbindung.

Serillia starrte noch eine Weile auf den leeren Bildschirm.

"Lauwarmer Würztee, Senatorin?" bot ihr Assistent schließlich an.

"Ja, gern, Mr. Sadonaij, danke."


--- SB Mamori, Wissenschaftslabor

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
>"Mit Menschen komme ich im allgemeinen gut klar, bis sie erfahren, wo
> ich herkomme, und dass ich telepathisch veranlagt bin. Aber mit
> einigen anderen Rassen, darunter Ferengie und Klingonen, habe ich so
> meine Probleme.

Ireihvae schluckte. Was Shay so nebenher sagte, war für manchen mit Sicherheit ein ernstes Problem. Ireihvae konnte das gut nachvollziehen. "Ich habe keinen Grund, der Captain irgendetwas zu petzen", sagte sie lächelnd und fuhr ernster und nachdenklicher fort: "Ist es nicht eine ständige Belastung für Sie, als Telepathin unter Nichttelepathen zu leben? Ich denke, dass telpathische Gesellschaften gelernt haben, mit dieser Fähigkeit umzugehen. Nichttelepathische Gesellschaften haben es nicht gelernt. Ich kann mir vorstellen, dass man Ihnen entweder mit Misstrauen bis hin zu offener Feindschaft begegnet, oder Sie mit einer Fülle von belanglosen privaten Gedanken überschwemmt. Wie halten Sie das aus?"

"Danke", meinte Shay schlicht. Denn Ireihvae hätte das gerade Erfahrene auch direkt an Captain Fischer weiter sagen können, und dann wäre Shay wahrscheinlich in hohem Bogen aus der Sternenflotte geflogen. "Da haben Sie Recht", stimmte Shay der Romulanerin nachdenklich zu. "Es ist anstrengend, die ganze Zeit seine Abschirmung so stabil zu halten, dass man von den Gedanken der anderen nichts mitbekommt. Zumal ich bei weitem nicht alles mitbekommen möchte. Aus diesem Grund habe ich im meinem Quartier einen Generator installiert, der eine Art Kraftfeld um mein Quartier bildet, so dass ich dort meine Abschirmung fast ganz herunterfahren kann. Außerdem bin ich kein so starker Telepath wie zum Beispiel die Betazoiden. Ich bin sogar eher nur mittelmäßig begabt", erklärte sie. "Das mit dem Mißtrauen und der Feindschaft hält sich in Grenzen, da meine Rasse nicht so bekannt ist. Aber Sie haben Recht. Es kann manchmal recht ungemütlich werden, wenn Leute das herausfinden, auch wenn ich meine Fähigkeiten unter der Decke halte", meinte Shay leicht betrübt.


--- SB Mamori OPS

Wrad betrat die OPS und liess sich von Max auf den neuesten Stand bringen. Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch, als er erfuhr, warum die Captain gerade mit Kirah sprach. "Drei fremde Schiffe? Wow! Minorytaner oder Sarkassianer?"

"Ich weiss es nicht", zuckte Max die Schultern, "Sehen Sie selbst...", wies er auf den Monitor.

Sie sahen es beide gleichzeitig. "Noch ein Schiff!" rief Wrad zuerst aus. "Ein... Kreuzer, würde ich sagen... während diese Dinger hier eher Jäger sind... Es ist zwar eine völlig andere Art von Schiff, aber die Architektur ist SO verschieden... ich schätze mal, das sind 'die anderen'..."

"Captain Fischer spricht gerade", seufzte Max, dem klar war, dass er sofort eine Meldung machen musste. "Kein Problem, machen wirs schriftlich", murmelte Wrad und war schon am Tippen. Sekunden später erschien das Signal einer dringenden Nachricht auf Berenikes Terminal im Bereitschaftsraum.

"Sie können jetzt ruhig Pause machen, denke, Mr. Riese", meinte derweil der Andorianer. "Danke... das ging ja schnell", erwiderte der mit einem neugierigen Lächeln, "Ist alles in Ordnung, Sir?" "Ja, und ob", nickte Wrad zufrieden, und Max hob einen Daumen hoch, zwinkerte ihm zu und ging.


--- SB Mamori, Büro des Counselors

Eine kurze Suche über den Computer hatte ergeben, daß sich Marra'scha in ihrem Quartier aufhielt. Kimon überlegte kurz, ob er sie dort stören oder eine kleine Pause einlegen sollte. Eine Pause erschien ihm reizvoll, doch andererseits reizte es ihn, Marra'scha persönlich kennenzulernen - jene, die Wrad so rätselhaft um den Verstand gebracht hatte. Der Gedanke daran, wie sie dies wohl fertiggebracht hatte, ließ ihn nicht wirklich los und so entschied er sich letztlich doch dazu, die Pause noch zu verschieben. "Kimon an Ensign Kadahn. Ich würde gern ein Gespräch mit Ihnen führen. Können Sie jetzt Zeit dafür erübrigen?" Gespannt wartete er auf die Antwort.

   -- SB Mamori Gänge

"Können wir gerne machen. Da ich jedoch auf dem Weg zu meinem Frühstück bin, hoffe ich, dass Sie ein vereinzelt knurrender Magen nicht stört", antwortete die Narkani dem neuen Counselor. Sie hatte sie eh schon gefragt, wann dieser auf sie zukommen würde. Das Thema Khan würde Marra'scha also auch weiterhin siedend heiß beschäftigen. "Wo sollen wir uns treffen?"

Ein Lächeln glitt über seine Mine, als Kimon sich zurücklehnte und Marra'scha antwortete: "Nun, wenn Sie nichts dagegen haben, lade ich Sie gern zu einem Frühstück ein. Kommen Sie einfach in mein Büro und ich werde sehen, was ich tun kann; ich warte hier."

Marra'scha hätte zwar ganz gerne noch in Ruhe gefrühstückt und sich nicht am Morgen direkt wieder mit diesem Thema befasst. Die Narkani hoffte inständig, dass der Tag nicht schon im Eimer war, bevor er richtig begonnen hatte. Aber da sie wohl eh nicht mehr rauskam, antwortete sie: "Dann stellen Sie doch schon mal eine warme Milch mit Honig sowie zwei reich belegte Truthahnsandwiches bereit. Ich mach mich direkt auf den Weg", und beendete die Verbindung.

Ein paar Gänge und eine kurze Turboliftfahrt später stand Marra'scha vor der Tür des Counselors und betätigte den Türsummer.

   -- Büro des Counselors

Als Marra'scha vor der Tür stand, stand Kimon noch immer etwas ratlos vor dem Replikator. Sicher wußte er damit umzugehen; Sandwiches und Milch standen bereits auf dem Tisch. Doch für sich selbst fiel ihm die Wahl noch schwer, weil er sich bis heute mit exotischen Speisen bisher noch nicht hatte anfreunden können. Ihm fehlte die frische, reich gewürzte Küche Ta'Unas, die verschiedenen herben und süßen Aromen, die sie auszeichneten. Der Türsummer unterbrach seine gedankliche Schwärmerei, und spontan ließ er sich einen zweiten Sandwichteller und einen weiteren Pseudo- jacori replizieren. Erst, als er alles zum Tisch gebracht hatte, ging er selbst zur Tür und öffnete sie. "Kommen Sie herein. Ensign Kadahn, nehme ich an? Das Frühstück steht bereit." Mit einer Geste unterstrich er seine Aufforderung und trat einen Schritt zur Seite, um Marra'scha hereinzulassen.

"So ist es", sagte Marra mit einem schüchternen Lächeln und trat in Ensign Kozures Büro. Schon direkt erreichte sie der Geruch des Frühstücks auf dem Tisch, und Kimon bedeutete der Narkani auch sich zu setzen, was sie dann auch sogleich tat. Marra'scha wartete jedoch aus Höflichkeit sowohl mit dem Essen als auch mit dem Beginn eines Gespräches. Schließlich war der Counselor an sie heran getreten.

Schwungvoll ließ sich Kimon wieder in seinen Stuhl fallen und zog seine Tasse näher an sich heran. "Ich habe mir erlaubt, dasselbe auszuwählen.", deutete er auf seinen Teller, "Das Aroma ist vielversprechend, doch muss ich gestehen, noch kein Truthahnsandwich gegessen zu haben. Doch immerhin weiß ich, wie ein Truthahn aussieht." Mit einem Grinsen lehnte er sich zurück und nahm eines der Sandwiches in die Hand. Während er auf seinem ersten Bissen herumkaute, musterte er sein Gegenüber in aller Ruhe. Auf den ersten Blick war nichts Ungewöhnliches festzustellen - trotz ihrer relativen Nähe verspürte Kimon nichts von Wrads unkontrollierter Lust, die er beschrieben hatte. Marra'scha war die Vertreterin einer recht exotischen Spezies mit faszinierenden Katzenaugen. Er konnte sich gut vorstellen, wie Angriffslust in ihnen glitzerte, und diese Vorstellung kam einem angenehmen Kribbeln im Nacken gleich.... Durchaus anregend. Doch damit stieß Kimons Faszination auch schon auf ihre Grenzen. "Wissen Sie, warum ich Sie hierher gebeten habe?", fragte er sie.

Marra hatte gerade kurz an ihrer Milch genippt, stellte die Tasse dann aber lieber wieder ab. "Ich kann es mir denken", antwortete die Narkani recht reserviert. Mit einem Mal war ihr Appetit wie weggeblasen. Marra hatte sich ja von vorneherein denken können, dass es keine gemütliche persönliche Vorstellung des Counselors werden würde, aber jetzt, wo das Thema Kahn endgültig aufkam, merkte Marra, wie sich in ihr wieder alles zusammen- zog. "Ich denke, wir werden über Ensign Kahn sprechen", sagte Marra'scha. Dabei setzte sie sich ein Stück weiter zurück, verschränkte ihre Arme vor der Brust und wartete darauf, dass Kimon beginnen würde.

"Nun, wir können über Ensign Kahn sprechen, durchaus." In einer exakten Kopie Marra'schas legte auch Kimon seine Arme zusammen und lehnte sich entspannt zurück. "Aber da er gerade schon hier war und ich schon mit ihm gesprochen habe, würde ich jetzt viel lieber über Sie reden, das wäre interessanter. Ich bin erst seit kurzer Zeit hier auf dieser Station und ich habe gerade erst angefangen, mich mit diesem... ich nenne es mal Zwischenfall zu beschäftigen, und schon habe ich viel mehr Fragen als Antworten, und es wäre mir mehr als recht, die fehlenden Antworten zu finden. Um mit der einfachsten Frage anzufangen: Was ist passiert? Ensign Kahn hat ausgesagt, dass er sich absolut nicht erklären kann, was ihm in diesem Moment widerfahren ist, und er bedauert es, was mich wiederum zu dem Schluss brachte: Wenn er sich absolut nicht erklären kann, wie er sich selbst dazu gebracht haben könnte, seine Kontrolle über sich zu verlieren, bleibt nur noch eine alternative Möglichkeit übrig und die hieße, dass Sie dieser unerklärliche Einfluß waren."

Nach diesem Satz stoppte Kimon und biss in aller Ruhe von einem Sandwich ab, bevor er fortfuhr: "Hm, das ist gut, wirklich. Was sagen Sie dazu?"

Marra'scha lachte in sich hinein. 'Natürlich wusste der miese kleine Andorianer nicht, was da passiert ist. Kosmische Strahlungen, die ihn gezwungen hatten, waren sicher der Grund', waren die ersten, sarkastischen, Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen. Sie merkte, wie sowohl Puls als auch Blutdruck merklich anstiegen, verschränkte ihre Arme noch fester ineinander und musste sehr viel ihrer Selbstbeherrschung aufbringen, um ruhig zu bleiben. 'Wie oft muss ich diesen verfluchten Mist eigentlich noch erzählen??' fragte sich die Narkani.

Die beiden hatten sich sicher einige Augenblicke einfach nur gegenüber gesessen, bevor Marra das erste Mal sprach. "Was passiert ist?" begann sie in einem Ton, der ihre Erregung durchaus ableiten ließ. "Da Sie ja schon mit Ensign Kahn gesprochen haben, wissen Sie, dass wir während den Begrüßungsfeierlichkeiten kurz zu meinem Quartier waren. Als wir uns auf dem Rückweg befanden unterhielten wir uns ganz normal, und plötzlich fand ich mich durch seine Hände an die Wand genagelt wieder, und er wollte mich küssen. Das ist passiert. Hätte ich mich nicht gewehrt, wären vielleicht noch andere Dinge passiert." Blitzende, funkelnde Augen schauten Kimon wachsam an.


--- Promenadendeck, Salon Krem

Valerius war vor einigen Stunden auf Marmori angekommen und hatte sich von dem langen anstrengenden Flug erholt. Auf einer Bank im Erholungs- bereich verbrachte er einige Zeit mit Dösen und in einem Buch schmökern. Nun ging es ihm schon etwas besser, und er fühlte sich etwas erfrischter, wenn auch noch immer nicht ganz.

Wohin sollte er nun gehen? Zuerst ins Büro, um sich eine Unterkunft zuweisen zu lassen, oder doch etwas essen? Aber es war für eine Mahlzeit noch zu früh, und an seiner zukünftigen Unerbringung war er noch nicht so brennend interessiert. Seine Sachen lagen im Hangar verstaut, und er konnte sie später holen lassen. Also schlenderte Valerius über das Promenadendeck und betrachtete die wenigen Geschäfte, die es hier schon gab. Plötzlich fiel ihm ein Friseursalon ins Auge.

Durch die Frontscheibe konnte er einen Ferengi und eine Frau im Gespräch beobachten. Abschätzend fuhr Taspar mit den Fingern durch die langen braunen Haare. Eine Kürzung hätte denen sicher mal gut getan. So machte er auch gleich ein besseres Bild zum Einstand bei der Leitung von Marmori, und das konnte sich nur zu einem Vorteil für ihn auswirken.

Er trat also ein und schlenderte zu einem der Sessel und wartete, bis man von ihm Notiz nahm.

Ulk sah langsam mit offenen Mund an Davey Tavington vorbei und sah einen großen Mann, der sich auf eine Kiste gesetzt hatte. Bevor der junge Ferengi-Lehrling etwas zu Valerius sagen konnte, kam endlich der Geselle Oggie mit dem beladenen Antigraven an. Bei der zweiten Lieferung war das dabei, was auch dringend gebraucht wurde: Regale und die Schränke.

"Verzeihung", sagte Oggie freundlich zu Valerius. "Darf ich bitte die Kisten gleich hier abstellen?" Oggie wollte die Kisten, in denen die Schränke und Regale waren, gleich neben der Tür abstellen und da, wo schon ein paar Kisten standen.

Valerius schaute zu dem Ferengi, der mit einer Ladung an Kisten eingetroffen war und stand auf dessen Aufforderung hin auf. "Natürlich dürfen Sie das." Nachdem er nun genauer in dem Laden herumgeschaut hatte, war er sich nicht mehr so sicher, dass er jetzt schon einen Haarschnitt bekommen würde. Die Ferengis hatten den Salon noch nicht eingerichtet, und nur Parfüm war auch nicht nach dem Geschmack von Valerius. Hilfsbereit schnappte er sich gleich eine der Kisten und stellte sie zum dem Stapel neben der Tür. "Wann gedenken Sie den Salon zu eröffnen?" fragte er den kleinen Kerl und streckte ihm die Hand hin, "Wir werden uns öfter sehen. Ich möchte auch einen Laden hier aufmachen."

Als Valerius aufgestanden war und vor Oggie immer größer wurde, sah Oggie ihn staunend mit offenen Mund an. Seine Gesichtszüge änderten sich auch nicht, als Valerius durch den Raum ging. Erst als Valerius wieder vor ihm stand und die Hand ausgestreckt hatte, schnappte Oggies Mund zu und er mußte schlucken. Kurz sah er Valerius und wühlte dann in seine Innentaschen nach etwas. Gesucht und gefunden. Oggie drückte Valerius ein Stück Latinum in die Hand und sagte: "Eigentlich bezahlen wir niemanden, den Krem nicht vorher eingestellt hat. Bitte keine weitere Kiste mehr anpacken. Ich hab kein Latinum mehr um Sie zu bezahlen. Den Laden machen wir erst am Nachmittag auf..."

Aus Ulks Richtung kam ein ferengitypisches Fauchen. Ulk hatte auch kein Latinum mehr, und solange Krem nicht im Laden war, war es die beste Gelegenheit, Latinum in seine eigene Tasche zu verdienen.

Erstaunt hatte Davey verfolgt, wie der große Humanoid sich durch den Laden bewegt hatte. Viel mehr erstaunte sie, dass einer der Ferengi den Humanoiden freiwillig bezahlte! Immerhin hatte ihn niemand darum gebeten eine Kiste mit abzustellen. Die junge Ärztin hatte an verschiedenen Proben gerochen, ein oder zwei hatte sie auf den Knöchel aufgetragen und geschnuppert, wie sie auf der Haut dufteten. Der Flieder hatte scheußlich gestunken, wenn sie es hätte vergleichen sollen, würde sie auf kalten Warnok gemischt mit ausge- presstem Tribbel schließen. Allerdings hatte ein Fläschchen gefunden, dass mit 'Evora- Vanille' beschriftet war. Vanille mochte Tavington ansonsten nicht, das Aroma war ihr zu süß, nur hatte der Evora- Extrakt eine herbe Note.

Sie nahm einen Flakon und ging damit zu Ulk. "Was kostet dieser Duft, Mister?" fragte Davey den Ferengi.

Ulk war alles andere als zum Lächeln zumute, nachdem Oggie sich wie ein Dorf-Trottel verhalten hatte. Aber ein bevorstehender Geschäfts- abschluss mit Davey Tavington zauberte ihm ein Lächeln auf sein Gesicht. "Eine sehr gute Wahl, Madam", sagte Ulk höflich. "Der Duft passt genau zu Ihnen. Der Duft dieses Pafüms wird den Preis in den Schatten stellen. Das Fläschchen kostet 25 Stücke Latinum."

Auf Minory Prime konnte man sich zum selben Preis im Stadion einen leckeren 'Kalte Katze'-Snack leisten.

   -- SB Mamori Gänge

So verließen die beiden Ta'Una-Frauen ihr Quartier und erforschten die Korridore in ihrer Nähe. Als sie dabei auf einen Turbolift stießen, stiegen sie ein und standen einen Moment ratlos darin. "Und wo wollen wir hin?"

Andschana sah sich um. Die kleine Kabine gab keinen Aufschluß darüber, wohin sie fahren könnte. Nach einem weiteren Moment fragte Andschana zögernd: "Computer, wo verbringen die Anwesenden für gewöhnlich ihre Freizeit?" "Auf dem Promenadendeck, im Holodeck-" "Gut! Promenadendeck! Bring uns hin!"

Trotz der etwas ungewöhnlichen Befehlsweise schloß sich die Tür, und die Kabine setzte sich in Bewegung. "Anschana? Woher weißt Du, wie dieses Ding hier funktioniert?"

Die Jüngere grinste. "Ich hab aufgepaßt, wie andere das tun. Und ich hab unseren Herrn gefragt, wie man ohne Stufen woanders hinkommen kann. Falls ich allein sein sollte."

Schon öffnete sich die Tür wieder vor ihnen. Zwar konnte keine von ihnen die Schriftzeichen an der Wand lesen, die ihnen verkündete, dass sie sich auf dem Promenadendeck befanden, doch das war auch völlig unnötig.

   -- SB Mamori Promenadendeck

Geschäfte und Restaurants - die meisten von ihnen leerstehend - reihten sich dicht aneinander und einige wurden unzweifelhaft gerade eingerichtet. Es dauerte nicht lange, bis Andschana ein vertrautes Gesicht durch eines der Schaufenster erblickte. Sie lief zu ihm und blieb in der Tür des Geschäftes stehen. "Herr Oggie! Es ist schön, Sie so bald wiederzusehen", sprach sie den Ferengi an und lächelte.

Oggie sah verwirrt zu Tür und sein Mund ging langsam auf. "Wiedersehen", sagte Oggie langsam zu Tariki und Andschana. "Beehren Sie uns bald wieder." Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass die Frauen gerade hier im Laden waren. 'Oder waren sie es gar nicht...?' dachte Oggie verzweifelt nach.

Mindestens ebenso verwirrt wie der Ferengi blickte Tariki Oggie an und überlegte, ob sie sich versehentlich in der Sprache geirrt oder Oggies Antwort einfach falsch übersetzt hatte. Doch seltsamerweise mußte er sie gerade verabschiedet haben, sie kam auf keine andere Möglichkeit. Kurz blickte sie die übrigen Anwesenden in dem kleinen Laden an, dann wieder den Ferengi. "Herr Oggie, geht es Ihnen gut? Oder komme ich unpassend?" fragte sie ihn. "Komban vanis", hörte sie Tariki hinter sich belustigt flüstern. Kichernd warf sie der Älteren einen amüsierten Blick zu.

Oggie war sich in diesem Moment auch nicht sicher, ob die beiden Frauen ihn vor gut einer Stunde mit der geschwollenen Zuge gesehen hatten. Anscheinend ja, sonst würden sie nicht fragen, dachte Oggie und so antwortete er: "Danke der Nachfrage. Meiner Zunge geht es wieder viel viel besser." Oggie streckte seine Zunge heraus. "Sehen Sie. Nicht mehr geschwollen." Als seine Zunge wieder da war, wo sie beim Sprechen eigentlich hingehörte, sprach er wieder deutlich. "Krem hat Recht. Ranzige 200 Jahre alte Slug-o-Cola sollte man nicht trinken. Den Tipp sollten Sie sich auch merken. Schauen Sie immer auf's Verfallsdatum." Oggie lächelte verlegen. "Kann, kann ich was für Sie tun?" Dass Valerius Taspar noch neben ihm stand, hatte er völlig vergessen.

Ulk konnte nicht fassen, das Oggie wieder so eine Nummer abzog und dachte sich im Stillen: 'Großer Heiliger Fiskus, erschlag Oggie mit einem Barren Latinum, damit er es hinter sich hat.'

"Ähm... können Sie das Parfüm nicht mit dem Crew- Fond der Station verrechnen?" fragte Davey. Sie hatte noch nie irgendwelches Hartgeld in den Fingern gehabt. - Doch, schon in der Schule, aber noch nie um damit zu bezahlen. Als die Ta'Una eintraten war Tavington wieder fasziniert. Wieder so hochgewachsene Lebewesen, genau wie Taspar. 'Wow, die lokalen Spezies scheinen die Station gut anzunehmen... - und ich bin von Anfang an dabei. Wie aufregend!' freute sich die junge Ärztin.

Ulk hasste 'Föderierte' die kein anständiges Zahlungsmittel bei sich trugen. Wie sollte man da anständig die Mehreinnahme in seine eigene Tasche wirtschaften? Innerlich grummelte Ulk, weil er umdenken mußte. Er griff zweimal in seine Jacke. Links aus der Innentasche holte er ein Ferengi-Padd heraus, Rechts aus der Innentasche holte er ein Ferengi-Padd heraus und gab etwas in beide ein. Das erste Padd war die Geschäftskasse und das zweite Padd gehörte Ulk selbst. Beide legte er Davey Tavington vor und erklärte: "Bitte geben Sie auf beiden Padds ihren Daumenabdruck. Das erste Padd 200 Föderation-Credits und zweite Padd 50 Föderation-Credits. Dazu kommen bei beiden 20 Föderation-Credits Devisen-Bearbeitungsgebühren. Insgesamt werden 290 Föderation-Credits abgebucht."

Valerius betrachtete den Streifen Latinumin seiner Hand und war verblüfft.Wie um alles in der Welt kam der Ferengi darauf ihn zu bezahlen? Er schüttelte den Kopf und hielt ihm das Zahlungsmittel vor die breite Nase. "Nein, nein. Ich will doch kein Geld dafür! Um Himmels willen, ich wollte mich doch nur vorstellen. Wir sollten das doch nochmals machen." Nach einem kurzen Seitenblick zum Urheber des Grunzens schaute er wieder runter zu dem Kleinen und betrachtete danach auch die eintrudelnden Damen.

Eine war hübscher als die andere, und es waren endlich mal nicht so kleine Mädels, die ihm nur bis zum Bauchnabel reichten. Augenblicklich hatte er den Ferengi vergessen, aber anstandshalber widmete er sich wieder ihm und drückte ihm den Streifen Latinum in die Faust.

Oggie sah Valerius Taspar verwirrt an, als er ihm das Stück Latinum wiedergab. Er fragte sich, was Valerius für ein Typ Mann war, der erst eine Kiste bewegte und dann nichts dafür haben wollte. Bevor ihm jemand das Stück Latinum nehmen wollte, steckte er es schnell in seine Brusttasche und sah dann wieder die hüschen Ta'Una-Damen an.

Andschana war gründlich verwirrt. Was war das für ein seltsames Gerede von Slug-o-Cola und geschwollener Zunge und Verfallsdatum? Der Ferengi sprach, als könne sie wissen, worum es ging, doch ihr kam das alles seltsam vor. Und so beugte sie sich zu Oggie hinunter, befühlte seine Stirn und strich sanft über dessen haarlosen Kopf. Diesmal ignorierte sie Tarikis scharfen Kommentar, den sie noch immer in der Tür stehend einwarf. "Herr Oggie, jemand sollte etwas für Sie tun. Arbeiten Sie zu schwer? Sie sollten unbedingt eine Pause machen."

Tariki vollführte eine Geste, die imaginär ein resigniertes Seufzen zum Ausdruck brachte. Ihr Blick fiel auf Valerius, und mit einem zurückgekehrten Lächeln nahm sie zur Kenntnis, dass sie sich gar nicht bücken musste, um mit ihm auf einer Höhe zu sein. Sie sagte nichts, zu sehr war ihr Gebaren von den Grundfesten ihrer Erziehung durchwoben; die es einer Dienerin nicht gestatteten, das Wort an einen Mann zu richten, solang er sie nicht zuerst angesprochen hatte.

Als Andschana Oggies Kopf berührte, kribbelte es ihm im ganzen Körper, vom Kopf bis in die Zehenspitzen. Um seine Ohren wurde es ihm warm zumute. Ein Lächeln kam über sein Gesicht, und er sagte ohne rot zu werden: "Meine Ohren... es..." Nein, das konnte er nicht machen. Nicht bei einer neuen Kundin und nicht im Laden voller Kunden. Schnell ruderte er zurück und sagte: "Meine Ohren... Profit. Ich kann keine Pause machen. Ich muss Profit machen. Ich hab nur noch ein Stück Latinum. Und ein Ferengi, der kein Latinum verdient, ist kein Ferengi. Möchten Sie etwas kaufen? Dann wird es mir bestimmt besser gehen. Ganz bestimmt." Und mit einem verliebten Lächeln sah er Andschana an.

"290 Einheiten??? Dafür kann ich in einem öffentlichen Replimat auf Bajor 4 kleine Mahlzeiten kriegen!" erklärte Davey. Auf der Academy hatte ihr ein Professor geraten, mit einem Ferengi zu feilschen, sobald er zuviel Geld haben wollte. "Muss ich dieses Fläschchen zu einer Analyse in die Wissenschaft reichen? Wer weiß, wann der Geruch abläuft? Machen Sie mir einen zumutbaren Preis, aber bitte", versuchte sie ihr Glück.

'Typisch Mensch, haben kein realen Bezugsinn zum Warenwert', dachte Ulk zähneknirschend. Ulk blieb höfflich und holte ein drittes Padd aus der Jackeninnentasche und zeigte Davey Tavington wie die Preise zustande kamen: "Schauen Sie bitte mal. Auf Bajor ist erstens die Wirtschaft noch im Wachstum, daher sind die Preise dort noch nicht so hoch wie auf anderen Planeten. Zweitens entfallen auf Produkte weniger Transportkosten, wenn sie am Produktionsort verkauft werden. Die gleiche bajoranische Mahlzeit würde hier auf der Starbase das 5-fache kosten. Die Starbase Mamori liegt nunmal weit ab von der Föderation. Mit hohen Warenpreise müssen Sie ab jetzt immer rechnen. Nun ich kommen Ihnen nur heute entgegen und verlange für dieses Parfüm nur 250 Einheiten inklusive Devisenumtauschgebühr."

"Transportkosten? Meinen Sie, der Geruch ist nicht synthetisch? Haben Sie das auf dem Flacon angegeben? Haben Sie eine entsprechende Transporterlaubnis? Sind die Düfte fachgerecht gelagert? Weiß die Stationsleitung davon?" machte Davey das Handeln bald richtig Spass. Nur hoffte sie, sie trieb es mit Ulk nicht zu weit, schließlich wollte sie das Parfum noch erwerben.

'Noch mehr Fragen und das Parfüm kostet gleich das Doppelte,' dachte Ulk. Auf Ferenginar kostete jede Frage ein Streifen Latinum. Alles auf Ferenginar kostete irgend etwas und das Leben dort war sehr kostspielig. Alleine die Benutzung eines Turboliftes in einer Behörde kostete 7 Streifen Latinum. Deswegen war jeder Ferengi so besessen auf Latinum, um sein Leben auf Ferenginar zu finanzieren.

Ulk blieb freundlich, schließlich wollte er irgendwann mal wieder auf Ferenginar leben, und das bedeutete Latinum verdienen. So sprach er schnell und ohne Luft zu holen zu Davey: "Das Parfüm wurde nicht synthetisch hergestellt und wurde auf dem Transportweg immer fachgerecht gelagert. Eine Transporterlaubnis haben wir sowohl von der letzten Raumstation als auch von der Ferengi- Handelsbehörde erteilt bekommen. Bevor das Transportshuttle in den Hangar der USS Glory geschleppt wurde, wurden alle Waren inspiziert und als ungefährlich eingestuft. Eine Abschrift liegt der Mamori Stationsleitung vor. Die Verkaufslizenz auf der SB Mamori wurde uns vom Starfleet Kommando erteilt, und wir haben sie bei der Ferengi- Handelsbehörde erworben. Meine Verkaufslizenz habe ich ebenso bei der Ferengi-Handelsbehörde erworben. Möchten Sie noch etwas wissen?" Auf Ferenginar hätte Ulk jetzt mit seiner Hand auf ein Latinum-Kästchen geschlagen.

'Ich glaube, ich übertreibe genau in diesem Moment', stellte Davey fest. "Wenn das so ist, stimme ich den 250 Credits zu", erklärte die Ärztin, allerdings aus taktischen Gründen nicht ohne Vorbehalt. "Es wird Ihnen sicher nichts ausmachen, wenn ich Ihre Angaben bei den Stationsbüchern überprüfe, wenn sie, wie Sie sagen, ihre Richtigkeit haben." Sie hielt Ulk gegenüber die Daumen hoch. "Wo darf ich meinen Dermal- Scan abgleichen?" fragte Tavington und lächelte gewinnend.

Verdammt, hatte der Ferengi doch einfach das Latinum eingesteckt und Valerius dann kalt abserviert und ihn einfach stehen lassen. Unhöflich bis ins Mark waren diese Wichte, nicht einmal anständig vorstellen konnte man sich hier. Wären nicht die netten Mädels dagewesen, hätte Valerius den Knirps geschnappt und ihn gebeutelt, bis ihm in den Sinn gekommen wäre, was sich gehört. Zumindest in zivilisierteren Gegenden als auf Ferenginar! Und jetzt kraulte ihm die jüngere Frau auch noch den Kopf. Was sollte das werden? Nachdem die Frau beschäftigt war mit Köpfchen kraulen und die bereits anwesende Frau mit dem anderen, anscheinend intelligenteren Zwerg, feilschte auf Teufel komm raus, drehte sich der große Mann zu der an der Tür stehenden Frau.

Die war offensichtlich vom Verhalten ihrer Begleiterin nicht angetan. Er raunte ihr zu: "Finden Sie die nicht auch....etwas seltsam?" Sie hatte so wie Valerius braunes Haar und er fand sie apart.

Ulk hatte kein schlechtes gewissen gegenüber Davey Tavington. Der einzige der Ulk auf den gefälschten Parfüm-Preis auf die schliche kommen könnte war Krem. Aber auch nur dann wenn Krem von Davey Tavington direkt erfuhr, wieviel sie für das Parfüm bezahlt hatte. Anscheinend gab es hier zwei Personen, die sich als Gewinner fühlten. Ulk lächelte ebenso gewinnend und antwortete: "Hier und hier bitte."

Davey drückte ihre Daumen auf die Sensorfelder und nahm das Parfum an sich. "Es war ein Vergnügen einzukaufen", meinte Tavington höflich und sich verabschiedend. Sie ging grüßend an den doch recht exotischen Wesen vorbei und blickte sich draußen auf der Promenade um.

Oweh! Statt dass es dem Ferengi besser ging, machte er einen noch viel verwirrteren Eindruck - würde er sonst an seine Ohren, Profit und Verkäufe denken? Andschana hielt diesen Zeitpunkt für den richtigen, sich wieder zurückzuziehen. Was auch immer der Grund für Oggies Verwirrung war, sie wollte auf keinen Fall, daß es durch sie noch schlimmer wurde. Mal abgesehen davon, daß Oggies Blick ihr eine Ahnung davon gab, wovon Tariki gerade gesprochen hatte. Und so richtete sie sich langsam wieder auf, zog ihre Hand zurück, lächelte allerdings noch immer. "Sie müssen nichts überstürzen, Herr Oggie. Dieses Geschäft ist doch noch nicht einmal eröffnet. Ich werde später wiederkommen und dann möchte ich alles sehen, was Sie anzubieten haben." Sie war sich der möglichen Doppeldeutigkeit ihrer Worte nicht bewusst, als sie sich nun nach Tariki umsah.

"Später", sagte Oggie traurig und seufzte. "Wer weiß was später ist. "Vielleicht bin ich dann schon gefeuert, weil ich nichts verkauft habe. Wenn ich jetzt nicht mal Ihnen etwas verkaufen kann, sind wohl meine Ohren wirklich zu klein um Geschärfte zu machen." Oggie holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und schneuzte in dieses einmal kräftig hinein. *tröt* "Ich werde wohl immer der Kofferträger von Krem bleiben." *schnief* "Wenn ich schon in mein ganzen Leben keine Geschäfte mache, hoffe ich wenigstens, dass der 'Große Heilige Fiskus' mir einen letzten Wunsch erfüllt bevor ich eines Tages sterbe, und er lässt zu, dass ich von einem Barren Latinum erschlagen werde." *schnief* *tröt*

Tariki deutete eine Verbeugung in Valerius' Richtung an, bevor sie ihm antwortete: "Bitte, verzeihen Sie ihr ihr Verhalten, sie ist noch jung, und Neugier ist eine ihrer größten Schwächen. Man nennt mich Tariki." Sie musterte ihr Gegenüber - das Alter ließ sich nur schwer einschätzen. Viele Spezies lebten viel länger oder kürzer als sie selbst, und so sah sie lediglich einen jungen Mann vor sich, der augenscheinlich in seinen besten Jahren stand. Seine Offenheit gefiel ihr, wenn sie auch nicht genau wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Umso erleichterter war sie, als Andschana sich nach ihr umsah, als sie unsicher wurde. Sie hatte sie gewarnt...

Valerius lachte kurz und meinte dann zu Tariki: "Nein, ich meinte natürlich nicht Ihre... Freundin, sondern die Ladenbesitzer. Ferengis sind eine witzige Rasse? Ihr Faible für das Ohrenkraulen ist berüchtigt. Das wussten Sie doch, oder?" Er streckte auch ihr die Hand hin, und zur Sicherheit sagte er gleich: "Ich bin Valerius Taspar, auch Geschäftsmann. Freut mich, Sie kennen zu lernen." Er lächelte die Frau offen an und schätzte sie auf sein Alter, höchstens Anfang der Dreissiger. Die Blonde war sicher wesentlich jünger.

Bei dem Gefühlsausbruch der Ferengis stimmte das Timing perfekt, und Valerius konnte kaum an sich halten vor so viel offensichtlichem Mitleidheischen. Einfach traumhaft. Er sah noch immer in das Gesicht von Tariki, und mit einem kleinen Blick zu Oggie, wie ihn die junge Frau genannt hatte, sagte er: "Ich kaufe Ihnen auch ein Fläschchen Parfüm ab. Ob das allerdings was zu Ihrem Todeswunsch beiträgt, glaube ich nicht recht." Er zwinkerte Tariki zu.


--- Peregrin-Jäger "Eryri Gwyn", vor SB Mamori

(Letzter Zug aus voriger Chronik:) >"Ganz ruhig, Kerrig. Es wäre leichtsinnig von den Minorytanern, etwas
> anderes zu tun als zu scannen, und unvernünftig von uns ihnen etwas zu
> unterstellen. Das steht uns nicht zu. Das müssen Colonel Vaughn,
> Captain Fischer und euer Chef", mischte sich Viqi in das Gespräch ein
> und blickte auf den Bildschirm, der sowohl Kerrigs als auch Delonas
> Gesicht zeigte.

   -- Peregrin-Jäger "Sompec"

"Nun, Sir, Sie sind ebenfalls recht zielstrebig auf uns zugekommen, als wir unangemeldet in Ihr Heimatsystem einflogen. Bitte haben Sie Verständnis, wenn wir Sie nun mit ähnlicher Aufmerksamkeit bedenken", erwiderte Saghi mit dezenter Skepsis. Sie wusste nicht, wie sie den Anruf der Minorytaner provoziert haben könnte. Der sarkassianische Kreuzer verhielt sich weiterhin abwartend.

   -- Minorytanischer Aufklärer "Blau 2"

Fasziniert betrachtete der Minorytaner die attraktive Frau auf seinem Monitor. Offenbar eine interessante Rasse, diese Föderation... "Natürlich verstehe ich das", lächelte er freundlich, "hey, wir sind beide Soldaten, oder? Piloten. Und führen unsere Befehle aus. Ich meine ja nur: Keine Sorge, dies ist ein Erkundungsflug. Kein Angriff. Sie werden es merken, wenn wir angreifen sollten."

"Wo wir unter uns Piloten sind: Wenn ich merke, dass Sie angreifen, sorge ich dafür, dass es das Letzte ist was Sie tun", versicherte die Klingobajoranerin. Irgendetwas irritierte sie daran, wie Delona sie musterte. Fand er sie attraktiv? Auch an der Academy hatte manch anderer Kadett sie anziehend gefunden, auch auf Q'onos hatte sie einen Freund gehabt. Die hochgewach- sene Statur der Minorytaner wirkte schon auf Kerrig Saghi, die knappe 1,70 Meter maß. Selbstbewusstsein schien er auch zu haben - nur welcher Pilot hatte das nicht? Saghi konnte sich nicht vorstellen etwas mit einem neutralen, also latent feindlichen Piloten anzufangen... nur mochte seine Schwärmerei für sie, so es denn eine war, womöglich nochmal nützlich sein.

Über das Gesicht des Minorytaners huschte ein entzücktes Grinsen. "So spricht ein würdiger Gegner. Aber dafür müssten Sie erstens überleben und mich zweitens auch noch kriegen." Selbstsicher strahlte er sie an. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle mit einem kleinen Flugmanöver überrascht, aber er war sich sehr sicher, dass der Oberprimat das gar nicht gern sehen würde.

Auch Saghi juckte es in den Fingern Delona zu zeigen, dass allein die Tochter von B'Enar eine Entscheidung zwischen minorytanischen Jägern und denen der Sternenflotte herbeiführen konnte. Gerade sein selbstgefälliges Grinsen lud dazu ein, mit ihrem Hauptphaser seinen Bug anzusengen. Schließlich mahnte sie sich zu gebotener Sternenflottenprofessionalität, mehr noch zu Marine- Pilotenprofessionalität. So antwortete sie ihm: "So Sie denn mit Ihrer offiziellen Delegation eintreffen wird es mir ein Vergnügen sein, darauf zurückzukommen, Sir."

"Du kannst zurückkommen, auf was immer Du willst, Carima", lächelte Delona sanft, "Ich bin Galador Delona. Merk Dir diesen Namen. Wir werden uns wiedersehen." Er beendete die Verbindung, denn er wurde gerade von seinem Vorgesetzten gerufen. Sie hatten Mamori einmal komplett umrundet.

"Bereit zur Heimkehr, Blau 2?" fragte Ketara. "Alles im Sack?" "Ja, Herr", seufzte Delona leicht. Zu gern wäre er noch geblieben und hätte weiter mit dieser Pilotin... wasauchimmer.

   -- Peregrin-Jäger "Sompec"

'Was zum Fek'Ihr heißt 'Carima'?' wollte Saghi dann doch gerne wissen. "Galador Delona", merkte Kerrig sich tatsächlich den Namen des minorytanischen Piloten. "Der erste Mann, den ich töte seit ich Sternenflottenoffizier bin." Als der minorytanische Flügel sich daran machte die Station zu verlassen, wartete Kerrig gespannt auf die Anweisungen Colonel Vaughns. Würden sie eine weitere Erkundungstour machen oder auf der Station landen?

   -- SB Mamori, Bereitschaftsraum des Captains

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Hier Vaughn. Wir haben ein nahes System zum Ziel gehabt und
> vergessen anzuklopfen. Die drei Jäger stammen von den Minorytanern und
> wollen sich davon übezeugen, dass es Mamori wirklich gibt, und sich
> die Station von außen ansehen", erklärte Kirah und bereitete sich auf
> das Donnerwetter von Fischer vor.

"Sie haben vergessen anzuklopfen!? Ist Ihnen klar, das so schon Kriege begonnen wurden? Melden Sie sich nach Ihrem Einsatz sofort bei mir!" Berenike war entsetzt. "Nun zu den Minoritanern. Wie ist die Stimmung. Agressiv? Neugierig? Konnten Sie ihre Besorgnis, gegebenenfalls ihren Zorn, besänftigen?"

   -- Peregrin-Jäger "Zodiac"

"Ja, Ma´am", sagte Kirah nur und seuftze im Stillen. Das würde bestimmt kein Kaffeekränzchen werden. "Soweit ich das einschätzen kann, war das kein Zorn. Eher Neugierde über die Leute, die da in ihr System eingedrungen sind. Für ihre Neugier spricht auch, dass sie uns sofort hier her gefolgt sind, um sich Mamori einmal näher anzusehen. Ein Besuch das Station ist aber von ihren Vorgesetzten verboten worden", erklärte Kirah.

Berenikes Nackenhaare sträubten sich. Ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken. 'Sie ist eine Marine', sagte sie sich in Gedanken: 'Sie ist eine Marine, keine Diplomatin!' Sie zwang ihre Stimme zur Ruhe: "Sie haben die minoritanischen Aufklärungspiloten in die Station eingeladen? Noch bevor deren Botschafter hier waren? Wissen Sie, wie mimosenhaft Botschafter sein können, wenn das Protokoll und besonders ihre eigene Person übergangen werden? Mindestens genau so mimosenhaft wie Militärs sein können, wenn man in ihr Territorium hineinfliegt, ohne vorher um Erlaubnis gebeten zu haben. Colonel Vaughn, was Sie da machen ist kein Spazierflug mehr. Sehen Sie zu, dass der Zwischenfall friedlich zuende geht. Nicht nur ohne Blutvergießen, sondern auch, ohne dass die Minoritaner sich in irgend einer Weise brüskiert fühlen können. Schaffen Sie das?"

"Ja, das habe ich, aber ihr Chef ist mit schon zuvor gekommen, indem er es ihnen verboten hat", erklärte Kirah und versuchte ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, da Fischer sie auf ihrem Bildschirm sehen konnte. "Ich weiß selbst, dass dieser Flug nicht mehr den Status eines Spazierfluges hat, Captain", verschärfte Kirah ihre Stimme. "Natürlich schaffe ich das, Captain. Falls Sie mir das zutrauen, Sir", schob Kirah noch trotzig hinterher und warf einen Blick auf die anderen Jäger.

Kirah bemerkte die Veränderung bei den Minorytanischen Jägern. Kirah schaltete Fischer auf Warteschleife und öffnete einen Kanal zu Ketara. "Vaughn an Ketara. Sind Sie fertig? Haben Sie alle Daten, die Ihr Vorgesetzter haben wollte?" erkundigte sich Kirah.

   -- Minorytanischer Aufklärer "Blau 1"

Ketara beendete die Verbindung zu Delona und nickte. "Ja, wir haben soweit erstmal alles. Danke. Wir werden zurückkehren", kündigte er an und blickte ihr dabei neugierig ins Gesicht.

"Gut, dann wünsche ich Ihnen einen guten Heimflug, und auf baldiges Wiedersehen", erklärte Kirah und sah zu, wie die minorytanischen Jäger Richtung Heimat davon flogen.

"Zodiac an Staffel. Wie fliegen zurück zur Station", befahl Kirah und landete kurz darauf ihren Jäger wieder im Hangar.


--- SB Mamori Hangar

Nachdem Kirah ein paar mal tief durchgeatmet hatte, verließ sie ihren Jäger und marschierte in ihrer Pilotenkluft zum Captain.

Auch Saghi landete ihren Jäger. Doch anstatt sofort im leichten Raumanzug loszugehen, zog sie ihre reguläre Uniform an. Dann machte sie sich auf, die Station zu erkunden.

   -- SB Mamori Hangar, Ferengi-Shuttle

Wie zwei Barren Goldgepreßtes Latinum strahlten die beiden Planetarensysteme von Minory und Sarkass auf dem Display der Navigationsanzeige. Die Ferengi Schiffssensoren waren die sensibelsten im ganzen Universum. Noch weit entfernt von einem Planetensystem konnten sie feststellen, ob sich Leben in diesem System befand. Solche Sensoren waren für Fliegende Händler sehr wertvoll. Krem hatte sie sich für sehr viel Latinum einbauen lassen.

Während Krem ein Plan schmiedete, wie er den Ersten Offizier 'entschärfte', sah er immer wieder auf die Computer-Displays. Immer mehr Informationen bekam Krem. Laut Ferengi-Datenbank war noch nie ein Ferengi-Schiff in dieser Region gewesen. Laut Sensoren befand sich in beiden Planetarensystemen je eine Warpzivilisation. Bestätigt wurde das von der Anwesenheit unbekannter Schiffestypen im Sektor. Krem aktivierte das Subraumkommunikationsabhörsystem. Wie bei einem Radio oder TV-Gerät, suchte das System automatisch nach starken ungeschützten Kommunikationssignalen. Von Minory Prime wurde diverse Fernseh- und Radioübertragungen ausgestrahlt. Bei einem Sportsender blieb er hängen und sprach das Wort aus: "Sportwetten! Riskant aber schön."


--- Minory Prime, Büro Senatorin Tanaqua

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Ehani beschloss, dies der Senatorin Tanaqua vorzulegen, damit diese
> über das weitere Vorgehen entscheiden konnte. Ehani druckte die
> Mitteilung aus und begab sich zum Büro der Senatorin.
> "Senatorin, darf ich Sie kurz stören? Hier ist etwas, dass Sie sich
> ansehen sollten", betrat Ehani das Büro.

Seth hob abwehrend die Hände und bedeutete Ehani, leise zu sein. Durch die offene Tür konnte man Serillia in ihrem Büro ein Kommgespräch führen hören.

"Herr, ich kann meinen Männern schlecht verbieten, sich die Station näher anzusehen, nun, da sie schon mal davon wissen und gerade dort sind", erklärte der Sturmator, gerichtet an den Kanzler.

"Aber das sind keine Diplomaten, bei Calderus!" rief Serillia empört. "Wer weiss, was ihre Männer dort oben anstellen! Piloten der minorytanischen Garde sind nicht gerade berühmt für ihre Freundlichkeit, Sturmator!"

"Es ist jetzt gerade nicht günstig", flüsterte Serillias Assistent Ehani zu. "Geben Sie es mir, ich sehe es mir an."

"In Ordnung. Hier bitte", sagte Ehani und reichte Seth den Ausdruck. Dann drehte sie sich um und ging wieder in ihr Büro zurück.

Mit einem leicht schlechten Gewissen sah Seth der attraktiven jungen Frau hinterher, bevor er sich in seinen Schreitischsessel plumpsen liess und sich das Schriftstück ansah.

Seine Augen weiteten sich überrascht beim Lesen. So etwas hatte er noch nie gesehen - so etwas hatte es seines Wissens noch nie gegeben!

"Moment bitte", tönte der Sturmator in der Zwischenzeit durch den Kommkanal in Serillias Büro, da er sich seinem eigenen Assistenten zuwandte. Sein Bild auf dem Monitor verdunkelte sich.

"Das fängt ja gut an", seufzte Serillia zum Kanzler, und der nickte nur nachdenklich.

"Gute Nachrichten", meldete sich der Sturmator zurück, "die Jungs sind auf dem Heimweg. Es ist alles glatt gegangen. Sie haben die Station gescannt, sind eingeladen worden, sie zu besichtigen, was sie abgelehnt haben - glücklicherweise - und konnten unbehelligt abfliegen. Sie müssen jeden Augenblick landen."

Die drei Führungskräfte wechselten noch ein paar Worte und beendeten dann schnell das Gespräch. Müde rieb sich Serillia den Hals. Dabei hatten sie gerade mal Vormittag, ihr Arbeitstag hatte eben erst begonnen, und schon fühlte sie sich erschöpft. Unwillig schüttelte sie den Kopf über sich selbst, das konnte ja wohl nicht wahr sein! So schnell sollte sie sich einfach nicht umhauen lassen...

"Senatorin", unterbrach Seth ihre Gedanken und brachte ihr den Antrag. "Hier ist etwas Besonderes, auf das Sie bei Gelegenheit mal einen Blick werfen sollten." "Was ist es?" fragte die Botschafterin unwirsch. "Ein Auswanderungsantrag." "Ein... was?" "Hier, lesen Sie selbst. Frau Shahin hat ihn gerade vorbeigebracht."

Serillia las und war nicht weniger überrascht als ihr Assistent. "Rufen Sie Frau Shahin", befahl sie.

Seth öffnete einen Kanal. "Frau Shahin, die Botschafterin wünscht Sie zu sprechen."

"Hier Shahin. Ich komme sofort", antwortete Ehani Seth und machte sich auf den Weg.

Ehani ging direkt ins Büro von Tanaqua durch, nicht ohne Seth ein freundliches Lächeln zu schenken. "Sie wollten mich sprechen, Senatorin", meinte Ehani und wartete, was Tanaqua von ihr wollte.

"Guten Morgen, Frau Shahin", begrüsste Serillia ihre Stellvertreterin freundlich und bot ihr per Geste einen Sitzplatz an dem kleinen runden Besprechungstisch an, in den ihr Schreibtisch mündete. "Haben Sie es schon mitbekommen? Heute morgen gab es Neues von der Föderation." Und sie berichtete, was sich ereignet hatte. Als sie endete, blickte sie sie gespannt an. "Was sagen Sie dazu?"

"Nein, davon habe ich noch nichts mitbekommen", antwortete Ehani und hörte der Senatorin gespannt zu. "Wow, dazu gehört schon Mut, einfach so in ein System zu fliegen. Zum Glück ist nichts passiert", erklärte Ehani erleichtert. "Wird die Regierung Kontakt mit der Station aufnehmen?" fragte sie neugierig.

Serillia zog überrascht die Augenbrauen hoch. "Ja, Miss Shahin, natürlich, genau heute. Gestern abend ist die Starbase hier angelangt. Ich war eigentlich gerade auf dem Weg nach Mamori, als der Kanzler mich mit der Hobbsbotschaft erreichte." Um ihre Lippen spielte dabei ein leicht eingebildetes Schmunzeln. Sie genoss es immer, mehr zu wissen als andere, und natürlich besonders, mit ihren Kontakten zu wichtigen Personen anzugeben. "Die Frage ist nur, wie was jetzt machen. Inwiefern wir unsere Pläne vielleicht ändern sollten, aufgrund dieses Vorfalls. Und natürlich müssen wir auch berücksichtigen, was die Sarkassianer wohl tun werden. Zweifellos stehen sie ebenso in Kontakt mit der Föderation wie wir."

Verwunderung über diese Wendung zeigte sich auf Ehanis Gesicht, doch schnell hatte sie sich wieder unter Kontrolle und zeigte eine neutrale Miene. "Ach ja, das muss mir wohl irgendwie entgangen sein", erklärte Ehani mit einem entschuldigenden Schulterzucken. "Ich denke nicht, dass wir unsere Pläne ändern sollten. Dieser Vorfall zeigt doch deutlich das Interesse der Station an unserem System. Schließlich haben sie unser System angeflogen und nicht das der Sarkassianer. Diesen Umstand sollten wir für uns ausnutzen, Senatorin", erklärte Shahin vehement.

"Interessante Sichtweise, das positiv zu beurteilen", erwiderte die Senatorin überrascht, lehnte sich in ihrem Schreibtischsessel zurück und presste nachdenklich ihre Finger gegeneinander. "Es besteht doch auch die Möglichkeit, dass die Föderation den Sarkassianern zugeneigt ist und bei uns eher spionieren wollte. Oder uns in falscher Sicherheit wiegen. Es bereitet mir Kopfzerbrechen, dass sie ihren Besuch bei uns nicht angekündigt haben. Und dann ausgerechnet zuerst Aquaara besuchen..."

"Man kann nicht immer alles negativ sehen." antwortete Shahin. "Wenn die Föderation den Sarkassianern zugeneigt ist, was durchaus sein kann, meinen Sie nicht, dass die Jäger dann zuerst ins Sarkass- System geflogen wären?" fragte Ehani. "Vielleicht ist es bei ihnen nicht üblich, sich anzumelden, wer weiß das schon? Ich schätze, es war Zufall, dass sie gerade im Orbit um Aquaara waren, als die Garde sie abfing. Wahrscheinlich haben sie die Energiesignaturen unserer Fabriken dort geortet und waren neugierig", mutmaßte sie.

"Möglich", nickte Serillia nicht so recht überzeugt. "Jedenfalls werden wir mit der Föderation reden müssen. Heute noch. Und dabei deutlich machen, dass ihre Jäger unserer Genehmigung bedürfen."

Sie blickte Shahin irgendwie auffordernd an. "Und herausfinden, wie, wann und durch wen die Sarkassianer Kontakt mit ihnen aufnehmen. Haben Sie vielleicht einen Vorschlag?"

"Heute noch? Aber was haben Sie vor?" fragte Ehani Tanaqua verwirrt. "Ich denke mal, dass wir dies nicht unbedingt deutlich zu machen brauchen. Der Staffelleiter wird von seinem Vorgesetzten wahrscheinlich auch in aller Deutlichkeit darauf hingewiesen werden. Aber wir sollten es ansprechen, ja", entgegnete Ehani.

Ehani gestattete sich ein kleines Blinzeln, bei Tanaquas auffordernden Blick. "Das dürfte schon kniffeliger werden. Auf normalem Wege sind diese Informationen nicht zu beschaffen", wies Ehani die Senatorin drauf hin. "Ich könnte höchstens meine... Quellen anzapfen", sagte sie und blickte Tanaqua wachsam an.

"Ich bitte darum", nickte Serillia zufrieden. "Hätten Sie denn Interesse, nach Mamori zu fliegen und mit der Föderation zu verhandeln?" fragte sie nach.

"Gut, ich werde mich gleich direkt darum kümmern. Es kann aber eventuell etwas dauern, bis ich die Informationen habe", warnte Ehani Serillia vor.

Nun konnte Ehani ihren neutralen Gesichtsausdruck nicht mehr halten. Ihre Verwunderung sprang ihr fast aus jeder Pore und sie blickte Tanaqua mit großen Augen an. "I..ich? Wäre das nicht eher etwas für Leute Ihres Kalibers?" fragte Ehani.

Ein geschmeicheltes Grinsen huschte kurz über Serillias Gesicht. "Nun, die letztendlichen Verhandlungen schon. Aber die Vorverhandlungen über die Umstände und Bedingung der Verhandlungen eher nicht. Natürlich wird es auch davon abhängen, welche Gesprächspartner die Föderation akzeptiert - und welche die Sarkassianer aufbieten."

Ehani musste einmal tief durchatmen, bevor sie antworten konnte. "Ich würde mich geehrt fühlen, diese Vorverhandlungen führen zu dürfen, Senatorin", erklärte Ehani ernst.


--- Asteroid Stroia, Büro Quaipol

Als die Meldung vom Beobachtungskreuzer kam, dass die Jäger der Minorytaner die Station der Föderation nach wenigen Minuten wieder verließen, atmete Garrethrag auf, zusammen mit den Mitgliedern des Außen- und Verteidigungsministeriums. Ohne dass die Piloten an Bord gingen und nur im Zeitrahmen von Minuten konnte man keine Konspiration gegen die Sarkassianer durchführen. Allerdings, so fand Quaipol, war es Zeit, die eigenen Kontakte zur Raumstation und damit zur Föderation der Vereinten Planeten enger zu knüpfen. Fast schon rechnete er damit, dass man ihn damit betrauen würde.

Eine halbe Stunde nachdem die minorytanischen Jäger die Station verlassen hatten, saß Garrethrag vor dem Kommunikationsbildschirm in seinem Büro und zählte runter: "12, 11, 10, 9, 8, 7, 6 ,5, 4, 3, 2, 1..." Allerdings blieb der erwartete Anruf aus dem Verteidigungsministerium aus. Für weitere zwanzig Minuten.


--- SB Mamori, Promenade

Nichts hatte sich geändert, nur war eine Klingonin im Replimat erschienen, seit Davey den Ferengi- Salon betreten hatte. Der Pastor, die Therapeutin und die Sicherheit waren weiterhin, wo die Ärztin sie zuletzt gesehen hatte. Da die Klingonin sich vermutlich bewusst alleine im Replimaten aufhielt überlegte Tavington es sich, sich neben sie zu setzen. Zudem war sie von dem sehr selbstbewussten Auftreten von Klingonen und anderer Spezies wie Brikar oder Nausicaaner leicht eingeschüchtert. Sie betrat den Raum, in dem sich der Pastor aufhielt und hörte ihm zu.

   -- SB Mamori, Öffentlicher Tagungsraum

Daiano McFly berichtete von der Weltansicht eines alten Volkes, dass es so schon lange nicht mehr gab. Sie glaubten sich von einem Gott beschützt, weil sie nicht ständig mit dem Tod konfrontiert waren, weil sie nicht ständig von Überlutungen, Großbränden und Stürmen gepeinigt wurden. Die Situation, aus der dieser Glaube entstanden war, war so unendlich weit weg für Davey Tavington, die wusste, dass die Sonne schien oder es regnete, weil ein Computer das Wetter steuerte.


--- SB Mamori OPS

Kirah warf einen kurzen Blick über die OPS, bedachte Wrad mit einem grüßenden Nicken und ging dann zu Fischers Büro, wo sie den Türsummer betätigte.

"Hi", lächelte Wrad Kirah aufmunternd zu und zeigte ihr als Geste, wie er ihr für das kommende Gespräch mit der Captain die Daumen drückte.

Er war sehr erleichtert, sie so wohlbehalten zurück zu sehen, nach dieser brenzligen Situation.

Kirah bedachte Wrad mit einem dankbaren Lächeln angesichts seiner Aufmunterungsversuche. Dann ertönte aus Fischers Büro ein "Herein."

   -- SB Mamori, Bereitschaftsraum des Captains

Kirah atmete noch mal tief durch und trat dann in die Höhle des Löwen, wo sie mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor Fischers Schreibtisch zum Stehen kam. "Sie wollten mich sprechen, Captain", sagte Kirah.

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