Mission 4: Die Tentakeln der Famossa

Starbase Mamori - Die Chronik
Januar 2009, Gesamt-Züge: 100
Montag, 21. Juli, ca. 7:00 Uhr
Sternzeit 57.555,4

Kapitel 74: Das machte dir schon gestern Sorgen

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*** Am nächsten Morgen ***


--- Starbase Mamori, Quartier Meyer

Meyer räkelte sich noch genüsslich in den Kissen und ahnte von dem Betrieb im "Hot Spot" gar nichts. Es hätte ihn auch nicht wirklich interessiert, wenn es ihm jemand mitgeteilt hätte. Heute schließlich war sein großer Tag. Er würde endlich wieder einmal die Gelegenheit haben, sich auf dem Laufsteg, und damit eines seiner größten Talente präsentieren zu können. Ja, geschmeidig wie eine Raubkatze mit eben diesem gewissen Funkeln in den Augen und einem Lächeln, das kein Licht brauchte, um sternengleich zu strahlen...

Aber noch war es nicht soweit und viel Zeit blieb ihm nicht mehr, um rechtzeitig im "Hot Spot" aufzutauchen. Zwar würde er später an dieser Modenschau teilnehmen, doch bis dahin - und da kannte sein Boss kein Pardon - war sein Platz im "Hot Spot". Nun, als gerechten Ausgleich hatte er sich bis zur letzten Minute mit dem Aufstehen Zeit gelassen und das Joggen ausfallen lassen. Vielleicht ergab sich später eine Gelegenheit.

Aber es wurde allmählich wirklich Zeit. Schwungvoll sprang er auf, nahm das Bad ein paar Minuten für eine schnelle Dusche und notwendige andere Arbeiten in Anspruch und trat dann - nackt, wie er erschaffen wurde - vor den großen Spiegel, der dominierender Mittelpunkt der Wand war, an der er hing. Er war groß, mit glattgeschliffenen Konturen und straffer Oberfläche... was auch auf den Spiegel zutraf. Meyer war zufrieden mit dem, was er sah. Scheinbar willkürlich griff er zu einigen Dingen, die sich in seinem Kleiderschrank befanden und warf sie sich über. Eine tiefschwarze Hose, ein blütenweißes Hemd, das bis zum zweiten Knopf geöffnet blieb und als Highlight ein rot-schwarzer, extravagant aus mehreren Lederstreifen geflochtenen Gürtel, der die Blicke auf seine Hüftgegend und hoffentlich auf seine durchaus wohlgeformte Rückseite lenken sollte.

Das neue Haarpflegemittel war einfach ein Traum. Locker-fluffig fiel die blonde Mähne um den Kopf und musste einfach Lust darauf machen, wenigstens einmal durchzustreicheln. Meyer jedenfalls konnte der Verlockung nicht widerstehen.

Eine dezente, herb-männliche Duftwolke zurücklassend, verließ Meyer das Quartier. Er machte sich auf den Weg und betrat kurze Zeit später seinen Arbeitsplatz.


--- SB Mamori, Deck 11: Lounge "Hot Spot"

Francois Lecomté stand in seinem Restaurant und sinnierte vor sich hin. Er rückte ein paar Körbchen mit frischen Brötchen zurecht und verteilte Servietten auf den Plätzen. Verzückt lächtelte er und strich über seinen Bart. Es war ein wunderschöner Tag!

Matti Sola betrat das "Hot Spot" und sah ziemlich gerädert aus. Er schlurfte zur Theke und schaute sich nach einer Bedienung um. Er brauchte jetzt superdringend erst einmal einen Rieseneimer Kaffee. Er hatte die halbe Nacht noch an seiner Tarnidentität sowie anderen wichtigen Bestandteilen der Undercovermission gefeilt und hatte nun einen recht anständigen Plan zusammen. Er hoffte, dass er den beim Commander durchbekam.

Die Vier vom Wartungsteam 2 hatten das Gefühl, als hätten sie erst gerade das "Hot Spot" verlassen. So schnell konnte eine Nacht vergehen.

"Gähn", riss Rico seinen Mund weit auf. "Kaffee!" rief er zur Theke, noch bevor er sich hingesetzt hatte.

"Vier 'Große Frühstücke', bitte", bestellte Robert wie jeden Morgen. Zum 'Großen Frühstück' gehörte ein Kännchen Kaffee, zwei belegte Brötchen und ein Frühstücksei.

In der Küche bereitete Hob Sing schon alles für das Mittagsessen vor, denn mit den Frühstücksvorbereitungen war er schon lange fertig.

"Was steht denn heute so an?" fragte Pavel seinen Vorgesetzten. "Ich habe gehört, dass wir bei der Reparatur eines romulanischen Shuttles behilflich sein sollen."

Robert holte den Dienstplan hervor. "Also, wenn es keine Änderungen gibt, dann sollen wir eine Bühne auf dem Promenadendeck aufbauen."

"Ach ja, der Ferengi-Friseur veranstaltet eine Modenschau", wusste Randy mehr, weil er gestern noch mit dem Frisörlehrling Ulk und mit dem Sicherheitsoffizier Qual geredet hatte.

"Öde", winkte Rico gelangweilt ab. "Nur eine Bühne aufbauen? Keine Action heute?"

"Warte es ab, Rico", beruhigte Robert ihn. "Irgendein Offizier wird dafür sorgen, dass wir jede Menge Arbeit erhalten."

Francois rieb sich die Hände, als das Wartungsteam wieder eintrudelte. Die 4 waren schon gestern hier gewesen und anscheinend hatte er eine neue Stammkundschaft gewonnen. Das lag sicher auch an den tollen Drinks, die Meyer serviert hatte. Das musste man dem Barkeeper lassen, davon verstand er zumindest soviel wie von Föhnwelle und Nagelfeilen.

Aber wo war er jetzt? Ein Blick zur Uhr zeigte, dass es einfach zu früh für den Schönen war, er hatte, anders als der Franzose selbst, ja nur eine Anstellung und - auch wenn es Francois nicht für gut befand - er konnte die Angestellten nicht länger als tariflich festgelegt hier arbeiten lassen. Als er das Wort 'Modenschau' hörte, schwante ihm nichts Gutes.

Der Chinese jedoch...- Francois stattete diesem eifrigen Mitarbeiter einen Besuch ab und sah zur Schwingtür hinein. Er schuftete schon für das Mittagessen, genauso sollte es sein.

Rasch glitt Francois zurück ins Restaurant und während er die Tablette bestückte, fragte er: "Wie wollen Sie die Eier haben?"

Die Wartungstechniker gaben ihren Eierwunsch nacheinander ab. Rico wollte sein Ei fast steinhart haben. Er wollte nur seinen neuen Hammer an dem Ei ausprobieren.

Über den Trubel, den die Wartungsleute mitbrachten, hatte Francois einen recht zerdeppert aussehenden Mann an der Theke glatt übersehen. Ein Farn stand zuerst zwischen Standort und dem Mann, und erst jetzt hatte er ihn gesehen. Na, der sah ja völlig durch den Wind aus. "Mein Herr, pardon...", fast hätte er 'Mon dieu' gesagt, "wie kann ich Ihnen helfen?"

"Einfach nur einen großen, sehr großen Kaffee und den möglichst schwärzer als schwarz!" sagte Matti und verkniff sich gerade noch ein Gähnen. "Und vielleicht ein kleines Frühstück, muss nichts Ausgefallenes sein."

"Kommt sofort", nickte Francois dem müden Mann zu und richtete bereits ein weiteres, viel kleineres Tablett her. Vor ihm standen nun die georderten Tabletts und im Vorübergehen drückte er die Espressomaschine runter, ehe er in die Küche wuselte.

Durch die Schwungtür huschte er hinein, bestellte bei Hob Sing dreimal 4-Minuten-Ei und einmal das 10-Minuten-Ei. Danach war Lecomté wieder draußen und holte die Halbliterkanne Espresso Exdremadura für Matti Sola.

Frohgemut platzierte er die Tasse auf dem kleinsten Tablett mitsamt einem Brötchen, sowie einer Portion Butter und klingonischer Blutbeerekonfitüre. "Das wird Sie wieder ein wenig aufmuntern." Francois stellte das Tablett vor den Herrn auf die Theke und schob den Farn etwas zur Seite.

"Och, danke sehr!" meinte Matti und war glücklich, endlich etwas zu Essen zu bekommen. Er hörte seinen Magen knurren. "Haben Sie auch etwas Zucker für mich?" fragte er die Bedienung.

Also doch Zucker und nicht nur schwärzer als schwarz. "Naturellement, Monsieur", antwortete Francois und griff sich einen Zuckerstreuer, der unterhalb des oberen Tresens vor ihm stand.

Er stellte ihn vor Sola und um etwas Smalltalk zu machen, bis der chinesische Koch fertig war, fragte er: "Seit wann sind Sie denn hier auf Mamori, wenn ich fragen darf?"

"Erst ein paar Wochen; aber es kommt mir manchmal vor wie eine halbe Ewigkeit. Und ja, den Zucker, den hatte ich vergessen. Der soll mich zusammen mit dem Koffein wach halten." Matti nahm einen kleinen Schluck von dem Gebräu und kippte dann noch etwas Zucker nach. Dann begann er, sein Brötchen zu halbieren.

Für einen kurzen Moment blieb Meyer in der Tür stehen und ließ seinen Blick über die Szenerie schweifen. Für diese Tageszeit war der Laden schon gut besucht und so ließ es sich offenbar nicht vermeiden, dass sogar der Boss selbst mit anpackte. Lächelnd, mit einem unignorierbaren Hüftschwung, durchquerte er dann das Geschäft, bis er in Francois' Hörweite gelandet war. "Guten Morgen, Monsieur. Es gibt doch sicher etwas für mich zu tun, bevor ich nachher verschwinde, richtig?" erkundigte er sich noch immer lächelnd.

Francois wollte eben Mister Sola erwidern, dass auf Mamori die Zeit seltsame Anomalien anzunehmen liebte, da trat Meyer ein, frisch wie der junge Morgen und gar seltsam gewandet. Was er dann zum Besten gab... der Franzose hatte es gefühlt. In jeder Faser hatte er gespürt, dass es niemals eine Modenschau ohne Meyer geben würde auf Mamori. Da musste Model Meyer schon sterbenskrank sein, damit er seiner Umwelt diesen Anblick verbieten würde.

Mit bitterer Miene sagte Francois: "Guten Morgen. Holen Sie bitte die Eier für die Herren dort vorne und dann müsste ich noch eine Kleinigkeit mit Ihnen bereden." Zwar bemühte der Oberkellner wie immer seine offizielle Nettigkeitsfassade, aber sie war heute etwas dünn anzusehen. Er warf noch ein Auge auf die Zorro-Montur seines Barkeepers und wandte sich dann an Sola: "Zusammen mit diesem Espresso und dem Zucker wird Ihnen heute der Tag nicht genügend Stunden bieten, soviel Energie werden Sie haben."


--- SB Mamori, Deck 4: Krankenstation

Kirahs Verstand weigerte sich standhaft, Kirah aufwachen zu lassen. Sie hatte die Veränderungen in ihrem Körper registriert, nicht die Folgen der Operation, nachdem man Andrej aus ihrem Bauch entfernt hatte, nein, allein die Tatsache, dass Andrej nicht mehr da war versetzte Kirahs Verstand so in Panik, dass er sich weigerte aus der Dunkelheit wieder aufzutauchen.

Poxsan trat an das Bett ihrer Patientin heran. So langsam musste diese aufwachen, denn die Wirkung des Betäubungsmittels hatte schon in der Nacht nachgelassen. Sie kam gerade aus dem Bio-Labor, wo sie sich das Ungeborene im Klontank angesehen hatte. Das Ungeborene war kerngesund und für das Stadium der Schwangerschaft normal entwickelt und es wies zur allseitigen Beruhigung keinerlei Anzeichen einer Infektion mit den Xeno-Parasiten auf.

"Hallo, können Sie mich hören?" fragte Poxsan ihre Patientin und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.

Kirah zuckte leicht zusammen, als Poxsan sie berührte und sie ansprach. Sie hielt weiterhin die Augen geschlossen, denn so ließe sich am ehesten verdrängen, was gestern passiert war und dem wollte und konnte Kirah sich nicht stellen.

"Kirah, Sie müssen aufwachen! Ihr Sohn braucht Sie, auch wenn Sie ihn jetzt nicht spüren können. Sie müssen mit mir kommen." Poxsan hatte die medizinischen Eigenheiten dieses Volkes studiert und war darauf gestoßen, dass selbst schon Ungeborene telepathische Fähigkeiten hatten. Und so war es wichtig, dass die Mutter wieder telepathisch mit ihrem Sohn in Kontakt trat. Aber das ging nur mit Hilfe der Patientin.

Kirah schlug schlussendlich doch die Augen auf. "Mein Sohn lebt?" krächzte sie leise. Sie konnte ihn nicht mehr spüren, doch auch Suvan spürte sie im Moment nicht. Fast schon reflexartig setzte Kirah sich auf und krümmte sich fast augenblicklich zusammen. "Was haben Sie mit mir gemacht?" fragte sie Poxsan böse, so zog es momentan in ihr.

"Natürlich lebt Ihr Sohn, was dachten Sie denn? Wir mussten ihn zwar in Sicherheit bringen, weil die Xeno-Parasiten schon den Uterus angegriffen hatten, daher war es uns nicht möglich, ihn in Ihnen zu belassen. Tut mir leid! Momentan befindet er sich in einem Klontank in einem Bio-Labor nebenan. Es geht ihm soweit hervorragend. Sie können ihn dort jederzeit besuchen. Wenn Sie wollen, kann ich Sie gleich dort hinbringen lassen, dann können Sie nach ihm sehen. Es geht Ihrem Sohn wirklich gut. Schwester Paerha wird Sie gleich rüberbringen, wenn Sie wollen. Aber jetzt beruhigen Sie sich erst mal, ich sehe gleich wieder nach Ihnen!"

Während Kirah Vaughn-Talvert sich doch dazu entschloss aufzuwachen, brachte Chanvi Paerha eine Pilotin der Marine-Kommandantin herein, 2nd Lieutenant Kerrig Saghi. Die andorianische Krankenpflegerin hatte gestern noch die Krankenakten nach Frauen und gebärfähigen Wesen anderen Geschlechts durchsucht, die in Frage kamen das Kind der Lieutenant Colonel aufzunehmen und auszutragen. Als enge Kollegin und Untergebene Vaughn-Talverts war Kerrig gleich die zweite Wahl Chanvi Paerhas gewesen, nach Captain Alidar. Der vom Wesen her sehr klingonischen Pilotin war es eine Ehre das Kind ihrer Kommandantin zu retten. Ihre bajoranische Biologie machte sie dazu besonders geeignet, hatte Paerha gestern noch mit den Doktoren Knight und Poxsan herausgefunden. Nun wollten sie Colonel Vaughn-Talvert diesen Plan unterbreiten.

Respektvoll hielt Kerrig Saghi einen gewissen Abstand zum Bio-Bett mit Kirah, während Chanvi Paerha direkt zu Doktor Poxsan ging. "Madam, Lieutenant Kerrig ist hier", informierte die Andorianerin die Denobulanerin.

"Ah, danke Schwester! Würden Sie die Patientin bitte zu ihrem Sohn bringen, sobald Sie das möchte. Und Sie, Lt. Kerrig, hätte ich gerne unter vier Augen gesprochen. Wir müssen ein paar Sachen besprechen."

"Und sonst ist alles in Ordnung? Wenn Sie sagen meine Gebärmutter war befallen, was ist noch passiert?" fragte Kirah skeptisch. Sie musterte Kerrig finster, ahnte sie doch, weshalb diese hier war.

Poxsan drehte sich wieder zu ihrer Patientin um. "Ähm ja, leider, wir mussten ihre Gebärmutter sowie beide Eierstöcke entfernen; außerdem noch einen Teil Ihres Dickdarms. Dieser war stellenweise auch zu angegriffen. Außerdem müssen Sie Diät halten, bis sich Ihr Verdauungstrakt an die veränderten Umstände angepasst hat. Es kann sonst zu schweren Durchfällen beziehungsweise Verstopfungen und Koliken kommen und das wollen wir beide ja wohl nicht. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch erst eine Kleinigkeit zu Essen bringen lassen. Sie haben immerhin seit gestern morgen nichts mehr gegessen, wenn ich richtig informiert bin."

"Sie haben was getan?" meinte Kirah laut, schrie fast. Als sie Poxsans Worte verdaut hatte, wurde Kirah kalkweiß im Gesicht. Das hieß, sie und Suvan würden keine weiteren Kinder haben können. Suvan schon, aber nicht mehr mit ihr. Es versetzte Kirah einen Schock nicht mehr die Wahl zu haben, ob sie noch weitere Kinder wollten oder nicht.

"Weiß mein Mann davon?" fragte sie Poxsan schließlich, nachdem sie Sprache wieder gefunden hatte. "Was für eine Diät meinen sie? Und wie lange muss ich noch hier bleiben?" fragte Kirah die Ärztin. Sie rechnete damit, noch ein paar Stunden, wenn nicht sogar Tage auf der KS bleiben zu müssen. "Nein, ich hatte gestern Abend noch etwas gegessen, bei diesem Minorytaner", widersprach Kirah leicht geistesabwesend.

"Wären wir nicht in der Lage sie wiederherzustellen und die befallenen Organe zu klonen, hätten wir diese niemals ohne ihr Einverständnis entfernt", wand Schwester Paerha schnell ein. Da Doktor Poxsan anwesend war, war das zwar etwas forsch, doch die Andorianerin wollte Vaughn-Talvert beruhigen.

Durch den düsteren Blick ihrer Kommandantin sah sich Kerrig Saghi dazu veranlasst an ihr Bio-Bett zu treten. "Darf ich sprechen, Madam?" bat sie überkorrekt, in typischer klingonischer Manier.

"Wollen Sie sagen, dass Sie meine Gebärmutter und die Eierstöcke klonen wollen und mir wieder einsetzen? Geht so etwas?" fragte Kirah verwirrt und hoffnungsvoll zugleich. Fragend blickte sie Paerha und Poxsan an. Dann trat Kerrig vor. Nach wie vor blickte Kirah die Pilotin finster an. "Sicher." antwortete sie barsch. 'Es wird sich ja doch nicht vermeiden lassen', dachte sie.

"Sie sind meine Kommandantin. Ich bewundere und respektiere Sie. Ich wünsche Ihnen, dass Sie einen gesunden, kräftigen Sohn bekommen. Sie sollen ihn zu dem Mann heranziehen können, der zu werden Sie sich für ihn wünschen. Es wäre mir eine große Ehre, Ihnen dabei zu helfen. Ich bin nicht hier, um Ihnen etwas wegzunehmen", nahm Kerrig Saghi Abstand davon, Andrej mehr als ein natürlicher Brutkasten zu sein. Die junge Lieutenant kannte nur die cardassianische Besatzung Bajors, die rüde und für sie nicht erfolgreiche Ausbildung an der Krieger-Akademie auf Q'onos, und die Sternenflotte bzw. das Marine Corps. Sie hatte keinerlei Interesse an einer Mutterschaft, dafür war sie noch viel zu unreif.

Fragend blickte Petty Officer 1st class Paerha zu Doktor Poxsan. Die Pflegerin wollte der Ärztin nicht schon wieder vorgreifen.

Poxsan blickte ihre Patientin an. "Sicher können wir diese Organe ersetzen, wenn Sie das wünschen. Nur ist die Funktion der Eierstöcke nicht garantiert und auch die Funktion der Gebärmutter könnte eventuell nicht 100%ig hergestellt werden. Zwar wäre es ein geklontes Organ, das dem Original entspricht; allerdings wären dann Schwangerschaften immer mit einem hohen Risiko behaftet. Tut mir Leid! Das Stück Darm, das wir Ihnen entfernen mussten, können wir allerdings nicht ersetzen. Sicher, wir könnten es klonen. Allerdings besteht dazu kein medizinischer Grund. Sie haben immerhin noch knapp 8,90 Meter davon; da kommt es auf die 65 cm, die wir entfernt haben, nicht wirklich an."

Poxsan zog es vor, ihre Patientin gleich mit den medizinischen Fakten zu konfrontieren, als hinterher großartige Erklärungen aus dem Hut ziehen zu müssen, warum das nicht funktionierte. Dann wandte sie sich an den jungen Klingonen-Bajoraner-Mischling. "Nun mal langsam mit den jungen Tribbles! Sie kommen zwar als Leihmutter in Frage, da Sie genetisch am nächsten dran sind; aber wir müssen erst noch ein paar Tests machen, um wirklich den Weg des kleinstmöglichen Risikos zu gehen."

Kirah war von Kerrigs Worten beeindruckt. "Ich danke Ihnen, Lieutenant, für Ihre ehrlichen Worte", erklärte Kirah doch bewegt. Es schmerzte sie zwar sehr, dass Andrej in einem anderen Körper heranwachsen würde, doch vielleicht konnte sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dass dieser Körper Kerrigs sein würde. "Ich danke Ihnen ebenfalls, Doktor, für Ihre offenen Worte. Ich werde darüber nachdenken", erklärte Kirah und wusste, dass sie das mit den geklonten Organen wohl nicht machen würde. Das hatte zwar die Konsequenz, dass sie keine Kinder mehr würde haben können.

"Keine Ursache, es ist ja schließlich meine Aufgabe. Wollen Sie Ihren Sohn kurz sehen oder soll ich Sie mit Ihrer Untergebenen allein lassen?"

"Was für eine Diät meinen Sie genau, Doc? Und wie lange wollen Sie mich noch hier halten?" wollte Kirah von der Ärztin wissen. "Lassen Sie mich erst mit Lieutenant Kerrig reden", sagte sie. Kirah fühlte sich im Moment noch nicht geistig fit genug dafür, ihren Sohn im Klontank zu sehen.

"Das ist nur eine leichte Schonkost mit möglichst wenig Fett, damit sich Ihre Darmflora erholt. Außerdem gebe ich Ihnen ein paar Kapseln mit, die Sie bitte vor jeder Mahlzeit nehmen, sonst könnte es zu unangenehmen Blähungen kommen. Ich denke, heute Mittag können Sie nach Hause. Und jetzt lasse ich Sie mit Lieutenant Kerrig allein. Ich bin in meinem Büro, wenn Sie mich brauchen."

"Doc, was ist mit den Parasiten? Sind die alle weg?" fragte Kirah Poxsan nervös. Heute nachmittag konnte sie zurück in ihr Quartier. Kirah wusste nicht, wie sie nach dieser Sache Suvan unter die Augen treten sollte. Diese Gedanken waren reiner Schwachsinn, da von Suvan nichts Negatives kommen würde, doch es würde lange dauern, bis Kirah für sich selbst mit dieser Sache klar kommen würde. "Gehen Sie, Lieutenant. Ich würde gerne eine Kleinigkeit essen, bevor ich zu meinem Sohn gehe", erklärte Kirah tapferer, als sie sich in Wirklichkeit fühlte.

"Die habe ich, soweit ich sie finden konnte, entfernt. Ich habe Ihnen in die Bauchhöhle ein kleines Wirkstoffreservoir eingesetzt. Das gibt drei Wochen lang eine tägliche Dosis des Anti-Parasiten-Medikaments ab. Damit müssten wir auch den Letzten erwischen, egal wo er sich versteckt hat. Ich muss Sie aber bitten, einmal in der Woche zur Kontrolle zu kommen, um zu sehen, ob das Medikament auch richtig wirkt."

"Gut", meinte Kirah teilweise beruhigt. "Ok, nach einem kleinen Imbiss können Sie mich zu meinem Sohn bringen", erklärte sie dann.

Chanvi Paerha biss sich auf die Unterlippe, um mit Poxsan keinen Streit anzufangen. Da tat die Andorianerin Alles, um Kirah Vauhn-Talvert Mut zu machen, und die Denobulanerin erzählte eiskalt und gnadenlos von Erfolgs- und Misserfolgsaussichten. Dabei konnte man die unzureichenden, geklonten Organe immer noch nachbehandeln. Wenn selbst ein Klingone und eine Trill ein Baby haben konnten, musste die Peregrine-Kommandantin doch mit Organen zu helfen sein, die nach ihrer eigenen DNS nachgezüchtet wurden.

"Darf ich Sie bitten, sich nun auch auszusprechen? Wir müssen den Lieutenant noch genau untersuchen und ihren Körper auf die Schwangerschaft vorbereiten, so Sie, Colonel, tatsächlich einverstanden sind."

"Was bleibt mir anderes übrig, wenn ich nicht meinem Sohn den Rest der Schwangerschaft in einem Klontank antun möchte?" rief Kirah bitter und ballte die Hände zu Fäusten. Der Gedanke, dass Andreij die nächsten vier Monate in Kerrig verbringen würde, schmerzte Kirah, als würden Messer sie treffen.

"Ihnen ist hoffentlich klar, dass Ihre Flugstunden rapide gekürzt werden", meinte sie zu Kerrig. Kirah würde nun kein Risiko mehr eingehen, was ihren Sohn anging und wenn sie dafür vier Monate auf ihre beste Pilotin verzichten musste.

Kerrig Saghi verdaute langsam, dass Colonel Vaughn-Talvert sie vom Flugplan nehmen wollte. Einen kurzen Moment glaubte die Klingobajoranerin, dass ihre Kommandantin sie dafür bestrafen wollte, dass Saghi ihr das Kind stahl. Allerdings machte diese Vorsicht der Marine-Pilotin durchaus Sinn, und sie selbst hatte der Idronianerin erklärt, dass sie es als Pflichterfüllung der Lieutenant Colonel gegenüber sah ihren Sohn auszutragen. Saghi schluckte ein missbilligendes Knurren herunter und meinte zu Vaughn-Talvert: "Aye, Madam. Ich werde mich also wörtlich um die Leibwache ihres Sohnes kümmern." Lieutenant Kerrig hatte ein Wortspiel daraus gemacht, dass sie Colonel Vaughn-Talverts Kind in ihrem eigenen Körper beschützen würde.

Durch Kerrigs Worte wurde Kirah bewusst, wie die Klingonin ihre Worte auffassen mußte. "Ich will einfach kein weiteres Risiko eingehen", erklärte sie daher knapp und hoffte Kerrig würde sie und ihre Beweggründe verstehen.

"Das verstehe ich sehr gut, besonders nachdem Ihr Kind bereits einem Risiko ausgesetzt gewesen ist", erwiderte Kerrig, "und ich habe die Absicht, Ihren Sohn so gut ich es vermag zu beschützen."

Kirah verspürte bei Kerrigs Worten plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Sie wollte Kerrig noch danken für ihre Worte, doch Kirah hatte Mühe den Kloß runterzuschlucken und nickte daher nur und hoffte Kerrig würde es verstehen.

Paerha hatte Kirah Vaughn-Talvert ein einfaches Frühstück repliziert. Es bestand aus Fruchtsaft, Kaffee und Haferbrei. Letzterer war immer noch das Non-plus-Ultra bei Patienten, die einen empfindlichen Magen und keinen Appetit hatten. "Entschuldigen Sie bitte, dass ich so was serviere, aber es ist genau das Richtige, um ihre geschundene Verdauung wieder in Gang zu bringen", meinte Chanvi, um Verzeihung bittend.

"Es mag sein, dass das meiner Verdauung hilft, aber meinem Appetit verpasst es einen ordentlichen Dämpfer", erklärte Kirah mit säuerlicher Miene. Sie setzte sich gerade hin, ignorierte das ziehen im Unterleib und schaufelte mit angewidertem Gesicht den Brei in sich hinein.


--- SB Mamori, Quartier von Azara Pihto

Santura hatte die Nacht meditierend in Azaras Quartier verbracht. So langsam hörte sie, wie sich Leben im Nebenzimmer rührte. Sie wollte warten, bis sich ihre junge Klientin angezogen und für den Tag fertig gemacht hatte, bevor sie ihr guten Morgen sagte. Vielleicht konnten sie ja heute den Tempel in der Holo-Suite aufsuchen, da sie gestern den Besuch auf Grund eines "Notfalls" hatten abbrechen müssen.

Azara hatte die Augen aufgeschlagen und hätte sich am liebsten wieder unter der Decke verkrochen. Doch das ging nicht. Sie wäre ihren Job in der Botschaft sofort los. Seufzend stand die junge Frau auf und verschwand im Bad. Nach einer Dusche konnte sie zumindest schon mal die Augen aufhalten. Rasch zog Azara sich an. Schwarze Hose, weiße Bluse, roter Gehrock und nicht zu vergessen, die Anstecknadel in Form und Farbe der sarkassianischen Flagge. So taperte sie in den Wohnbereich.

"Morgen", raunte sie Santura zu und marschierte schnurstracks auf den Replikator zu. Erst als sie einen Schluck von ihrem Kaffee genommen hatte, meldeten sich so langsam ihre Lebensgeister wieder.

"Guten Morgen, meine Gute! Haben Sie gut geschlafen?" fragte Santura freundlich und streckte sich. Dabei richtete sich die Echsenfrau zu ihrer ganzen Körpergröße auf. "Kann ich etwas für Sie tun, heute morgen?"

"Nein, habe ich nicht. Wir kann man morgens nur so munter sein?" fragte Azara kopfschüttelnd. "Wenn Sie etwas von Massagen verstehen, komme ich da heute Abend noch mal drauf zurück", meinte sie.

"Och, das ist alles reine Übungssache!" meinte Santura lachend. "Könnte ich einen Tee bekommen?"

"Klar, kein Problem", meinte Azara und wunderte sich, dass Santura nicht auf ihren Kommentar mit der Massage eingegangen war. 'Offensichtlich kann sie das nicht', dachte Azara bedauernd, während sie im Menü des Replikators nach einem vegetjanischen Tee suchte und diesen dann replizierte. "Hier, bitte. Ich hoffe, es ist der richtige Tee", meinte sie schließlich und reichte Santura die Tasse.

Santura nahm die Tasse entgegen, diese hatte sogar einigermaßen die richtige Größe für sie. "Danke sehr, meine junge Dame! Und ja, ich kann Sie heute Abend massieren, wenn Sie das wünschen. Wie sieht eigentlich Ihr Tagesablauf aus?" Sie nahmen einen kleinen Schluck von dem Tee, der ihr gereicht worden war. "Eine sehr gute Wahl!"

"Es freut mich, dass ich den richtigen Tee ausgesucht habe", meinte Azara ehrlich erfreut. "Und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich heute Abend massieren könnten", fügte sie hinzu. "Tagesablauf? Arbeiten in der Botschaft, wie immer", sagte Azara verwundert.

"Ich frage nur, es hätte ja sein können, dass Sie eventuell noch etwas Anderes vorhaben. Das müsste ich halt wissen, damit ich auf Sie aufpassen kann." Santura versuchte sich an einem freundlichen Lächeln.

"Nein, soweit ich weiß, steht nichts Besonderes auf meinem Plan für heute", meinte Azara überlegend. Fragend sah Azara Santura an. Es hatte sich für sie so angehört, als würde Santura sie in der Botschaft abliefern und dann verschwinden.


--- SB Mamori, Quartier Pha Kwa Swadesh

Silan rekelte sich nach bester Katzenart und streckte alle Viere von sich, um sich gleich wieder zusammenzurollen und an Desh zu kuscheln. Sie gab ihm einen Stupser mit ihrer weichen Nase. "Morgen, du Langschläfer, aufstehen!"

"Nicht wecken, viel zu früh", stöhnte Desh und zog sich die Decke wieder über die Nase. Jedoch war Silan mit ihrem Nasenstüber schneller. "Wieso bist du denn schon so munter?" fragte Desh gähnend. Er wäre liebend gern noch im Bett geblieben, wenn nicht dieser Termin wegen der Modenschau wäre.

Silan stupste ihn noch mal mit der Nase an und wackelte dabei mit ihrem feinen Bärtchen, um ihn zu kitzeln. "Och, das weiß ich auch nicht so genau. Es ist ein so schöner Morgen, da muss ich einfach früh aufstehen. Und du, sei nicht so ein Faulpelz." Sie biss ihn sanft in sein Ohr.

"Nach so einer Nacht darf ich ein Faulpelz sein", murrte Desh. "Hey!" entfuhr es ihm, als Silan ihn in sein Ohr zwickte und setzte sich ruckartig auf. "Ich muss unbedingt was habhaftes Essen, sonst übersteh' ich diesen Ferengi Friseur nicht", stöhnte Desh. "Wollen wir hier frühstücken oder im 'Hot Spot'?" fragte er Silan auf dem Weg ins Bad.

'Ja spinnt der denn?' dachte sich Silan. Erst kam er nicht aus dem Quark und jetzt rannte er wie aufgescheucht durch die Gegend. Silan stand auf und eilte ihm hinterher ins Bad. "Wir können hier frühstücken oder im 'Hot Spot', das ist mir egal! Hier wäre schöner!" Sie grinste.

"Gut, dann frühstücken wir hier. Solange ich bis neun im Laden bin", meinte Desh und grinste zurück. Er ahnte, woran Silan dachte.

"Dann müssen wir uns aber beeilen! Wenn ich schon mal jemanden hab, der mich trocken rubbelt, will ich das auch auskosten!" Sie schubste Desh weiter in Richtung Dusche.

"Ich muss dich leider enttäuschen. Ich dachte eher an eine Schalldusche, da ich vor 9 Uhr im Geschäft sein muss, um alles für die Anprobe vorzubereiten", bremste Desh Silans Elan. "Hey, was hältst du davon, ebenfalls als Modell mitzumachen?" fragte er Silan begeistert.

"Hmpf! Das ist ja doof!" maulte Silan und schubste Desh weiter in Richtung Dusche. "Dann muss ich aber erst mein Bauchfell stutzen lassen. Das ist viel zu lang so, so sehe ich viel zu pummelig aus!"

"Ich weiß, das ist nicht das, was du wolltest. Aber es lässt sich leider im Moment nicht ändern. Sorry, Süße", meinte Desh und gab Silan einen Kuss auf ihr süßes Näschen. "Nun, dann sieh zu, dass du das geregelt bekommst, denn die erste Anprobe ist um 9 und recht bald danach geht es los", erklärte er ihr und stieg in die Dusche.

"He, das kitzelt!" schnurrte sie und huschte mit unter die Schalldusche. "Dann werde ich den Ferengi-Friseur um Hilfe bitten müssen, denn alleine geht das nicht." Sie grinste Desh an und wackelte mit den Öhrchen.

"Ist ja auch nur 'ne Schalldusche", erklärte Desh und drehte sich, damit der Schall jedes nur so kleine Fitzelchen Dreck würde entfernen können. "Dann gehst du am besten direkt zum Friseur und kommst dann nach. Ich werd dich dann bei Krem schon mal anmelden, wenn dir das recht ist", meinte Desh und machte schon wieder Anstalten die Dusche zu verlassen.

"Was, du bist gar nicht eifersüchtig, dass ich jemand Anderen mein Bauchfell stutzen lasse?" frozzelte Silan Desh an. "Ja, das war ein kurzes Vergnügen!" maulte sie, als er schon wieder aus der Schalldusche verschwand.

"Nein, warum sollte ich auf einen Friseur eifersüchtig sein?" fragte Desh verwundert, während er sich vor dem Spiegel rasierte. "Wärst du eifersüchtig, wenn ich einer schönen Frau ein Kleid anpassen würde?" fragte er im Gegenzug grinsend. "Tut mir leid, aber da das Ganze in meinem Laden stattfinden soll, muss ich pünktlich sein", entschuldigte sich Desh und verließ das Bad, um sich anzuziehen und das Frühstück vorzubereiten.

"Naja, wenn sie sich erst vor dir nackig macht, dann schon!" Silan gab ihm einen Klaps auf den noch nackten Hintern. Dabei fuhr sie ihre kleinen Krallen aus.

"Du weißt doch, andere Frauen interessieren mich nicht mehr. Nur du leuchtest vor meinem Auge", meinte Desh grinsend. "Jiau...", rief er erschrocken, als Silans Krallen leichte Striemen auf seinem Po hinterließen. "Oh, das wirst du mir büßen. Beim nächsten Mal seif ich dich ein", drohte Desh grinsend und schlüpfte rasch in seine Klamotten. "Was möchtest du frühstücken?" fragte er Silan.

"Och, da freue ich mich schon drauf!" Silan grinste und legte die Öhrchen an. "Och, nur ein leichtes Frühstück und ein großes Glas Milch, bitte!" Silan schlüpfte in ihre Kleidung vom Vortag. "Ich glaub, ich muss mich erst noch mal umziehen, bevor ich zum Friseur gehe!"

"Kein Problem", meinte Desh und replizierte die bestellten Speisen, nachdem er sich angezogen hatte. Für sich selbst replizierte er Rühreier mit kross gebratenem Speck, Toast und Kaffee. "Es ist angerichtet, Ma´am", meinte er grinsend. "Warum willst du dich denn noch vor dem Friseur umziehen? Dann sind die frischen Klamotten doch auch voller Haare. Also, ich würde mich erst danach umziehen", meinte Desh und fuhr sich mit der Hand durch seine wieder länger gewordenen Haare. 'Ich könnt' auch noch mal wieder zum Schneiden gehen', dachte er bei sich.

"Stimmt auch wieder! Ich geh halt nur nicht sehr oft zum Friseur. Aber ich denke, du hast recht!" Silan nahm einen großen Schluck von der Milch. "Ahh, viel besser!" meinte sie. "Hast du denn schon irgendwelche speziellen Klamotten, die ich auf dieser komischen Modenschau anziehen soll, oder erfahre ich das erst, wenn ich da bin?"

Jetzt wo Silan die Mode ansprach, fielen Desh sofort ein paar Modelle ein, die ihr bestimmt gut stehen würden. "Hm, ein paar Ideen hätte ich schon, was du tragen könntest", meinte er vage und futterte seinen knusprigen Speck mit Rührei und Toast.


--- SB Mamori, Quartier Kimon

"Nein, Du wirst nicht allein losziehen. Das kommt gar nicht in Frage!"

"Was soll mir hier denn passieren? Es ist langweilig, solange darauf zu warten, bis Tariki endlich fertig ist. Sie mag es spannend finden, aber ich nicht."

"Das ist mir egal und das weißt Du. Ich werde Dich hier nicht herumstreunen lassen. Du wirst wohl oder übel auf sie warten oder hier bleiben, bis sie fertig ist."

"Alle dürfen hier auf sich selbst aufpassen, nur mich behandelst Du wie ein Kind. Das ist nicht fair. Ich bin erwachsen."

"Und doch benimmst Du Dich wie ein Kind, warum sollte ich Dich dann nicht wie eines behandeln?"

Unglücklich sah Tariki zwischen den beiden Streitenden hin und her. Alles hatte mit einem friedlichen Frühstück begonnen... bis Andschana erwähnte, daß sie doch schon einmal auf das Promenadendeck gehen könne, solange Tariki im Kuppelpark beschäftigt war. Es war klar gewesen, dass Kimon es ihr nicht erlauben würde; das war jedoch kein Grund für Andschana, es nicht doch anzusprechen.

Und Kimon, der bereits am Abend davor skeptisch gewesen war, weil Andschna sich seiner Ansicht nach zu gut mit Wrad verstanden hatte, war weniger als je zuvor bereit, nur um Haaresbreite nachzugeben. Er stand mit verschränkten Armen vor ihr und drückte mit seiner gesamten Haltung Ablehnung aus. Seufzend bückte sie sich und hob ein paar Scherben auf, die Andschana versehentlich vom Tisch gefegt hatte, als sie aufgesprungen war.

"Tariki läßt Du auch allein zu Valerius gehen!"

"Weil sie nicht Du ist! Sie ist vor allem nicht meine kenseirapa - was Du zu vergessen scheinst." Dieser letzte Satz, im Gegensatz zu den vorausgehenden ruhig und beherrscht gesprochen, verfehlte seine Wirkung trotzdem nicht.

Andschana, die bisher mit geballten Fäusten dagestanden hatte, verlor ihre Körperspannung. Wenn sie es auch akzeptierte und sich mit ihrer Stellung arrangierte, regierte sie verletzt, wenn man sie in einer solchen Situation daran erinnerte. Bevor sie jedoch in Tränen ausbrechen konnte, zog sie sich ohne ein weiteres Wort in das gemeinsame Schlafzimmer zurück und schloß die Tür hinter sich.

"Das war unnötig", stellte Tariki fest.

"Aber es ist die Wahrheit. Wie oft soll ich mich noch an die Leine nehmen lassen von ihr? Es gibt Regeln, die sie zu befolgen hat. Die schon immer galten und sich nicht geändert haben." Kimon wirkte verärgert, darüber hinaus aber vor allem der ewigen Diskussion müde.

Tariki versuchte deshalb lediglich ein letztes Mal, Verständnis zu wecken. "Sie weiß das. Doch ebenso ist es für eine junge Frau wie sie nicht einfach, hier zu leben, ohne viel mehr als Langeweile zu empfinden. Sie braucht Freunde und Beschäftigung, um ihre Zeit zu füllen, wie sie es zu Hause gekonnt hat. Ich kann das nicht sein. Nicht nur ich."

"Was soll ich tun, hm? Soll ich sie hier irgendwo arbeiten schicken, damit sie nicht auf die falschen Gedanken kommt? Wer wäre ich denn dann? Sie ist meine kenseirapa. Sie hat keine andere Aufgabe."

"Dann gib ihr eine. Ich weiß, dass es den Traditionen widerspricht, doch wir leben in einer Welt, die so viele andere Arten zu leben beinhaltet... vielleicht braucht es hier einen Kompromiss zwischen Tradition und anderen Kulturen. Andschana will kein Freiwild werden, wenn sie allein durch diese Tür will. Sie will nur ihre Zeit, in der sie Dir nicht zur Verfügung steht, nutzen, um nicht der Langeweile zu verfallen."

"Und offenbar hat sie Dich bereits vereinnahmt", murrte Kimon. Ihm fiel kein Argument ein, das zweifellos gegen das ihre ankommen konnte. Seine Missstimmung wuchs. "Ich denke später darüber nach. Jetzt muss ich los."

Ohne Abschied verließ er das Quartier und rief den nächsten Turbolift. Nichts als Ärger mit Andschana! Natürlich, gefügig war sie noch nie gewesen, doch früher hatte es ihm gefallen...

   -- SB Mamori, Turbolift

Als die Türen sich öffneten und den Blick auf den Turbolift freigaben, trat Kimon ein. Unentschlossen stand er eine Weile in der kleinen Kabine. Wohin nun? Letztendlich entschied er sich für ein Ziel, das Ablenkung, Entspannung und eine Begegnung versprach, die weder Kompromisse, noch Komplikationen herausforderte. "Deck 26", gab er sein Ziel an.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS-Konferenzraum

Lieutenant Commander Suvan Talvert betrat als erster den Konferenzraum der OPS, der sich wohl bald füllen würde. Über den Einsatz Sergeant Solas im Sarkass-System sollten der ganze Stab der Station informiert werden.

Zudem wälzte der Erste Offizier Mamoris eigene Gedanken. Er grübelte über die Informationen, welche die USS Glory über die Sas'Nok gesammelt hatte. Sie waren eine lokale Macht, mit einer kleinen Flotte von höchstens ein- oder zweihundert Schiffen. Die Sas'Nok wurden als xenophob und isolationistisch beschrieben, also warum lieferten sie Bomben an Fremde? Selbst wenn es diese Ungereimtheit nicht gegeben hätte, wäre Talvert für eine diplomatische Mission zu dieser Spezies gewesen. Die Sas'Nok mussten wissen, gegen wen ihre Bomben eingesetzt wurden. Also würde der Halbvulkanier eine Kontaktaufnahme mit den Sas'Nok mindestens zur Sprache bringen.

Kurz nach Talvert traf Shay Jahari ein. Durch diese Konferenz würde sich ihre Anprobe im Fashion etwas verschieben, aber sie hatte bereits Krem und Pha Kwa eine Nachricht hinterlassen. "Guten Morgen, Commander", begrüßte Shay Talvert und nahm Platz.

Wenig später betrat Viqi Alidar den Raum. Da Colonel Vaughn für einige Zeit ausfallen würde, waren solche Konferenzen im Moment ihre Aufgabe. Danach war zu entscheiden, inwieweit und wie schnell die Colonel wieder ins Geschehen eingreifen konnte und durfte. "Commander", grüßte Viqi. "Wie geht es dem Colonel?" fragte sie freundlich.

Ahi'Maun betrat den Konferenzraum. Er hatte noch etwas Zeit bis seine Schicht begann. Aber auch er war zu dieser Konferenz geladen worden. Er hatte den halben Morgen damit zugebracht, Sam zu suchen. Dieser hatte sich in einem Winkel unter dem Bett im Quartier versteckt gehabt. Ahi hatte im ersten Augenblick Panik bekommen, da er dachte, sein Kiwi hätte sich mal wieder verselbständigt und machte die Station unsicher. Aber zu seiner Erleichterung war dies diesmal nicht der Fall gewesen. "Guten Morgen, Commander!" Er nickte dem Ersten Offizier zu und grüßte die noch anwesende Offizierin mit einem knappen Nicken.


--- SB Mamori, Turbolift

Vasu hatte sein Sich-frisch-Machen beendet und rückte seine Uniform zurecht. Dann verließ er seine Kabine, um den Arbeitstag zu beginnen. Bei dem Marsch zum Turbolift ging er noch mal die Daten auf seinem PADD durch und übersah fast eine Frau, die vor der Turbolifttür wartete. "Guten Morgen", grüßte er sie kurz, ohne sie weiter zu beachten.

Aber so was war ja Pi'ko-kan gewöhnt und sie grüßte höflich zurück, erwartete aber kein Gespräch während der kurzen Fahrt zur OPS.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

Die Kol-Sarkassianerin Priema war schon in der OPS, da ihre Schicht bereits um 8 Uhr angefangen hatte, und las Vasus Terminplan für den heutigen Tag durch. Sie ging jeden einzelnen TOP durch. Zuoberst hatte Talvert eine Konferenz einberufen. Jedoch hatte es eine kleine Verschiebung gegeben. Priema sah sich die Anwesenheitsliste an. Es waren noch nicht alle Ressortleiter gekommen und nicht mal der Commander war bereits eingetroffen. Nervös knetete sie ihre Flossen.

Fleißig wie ein geschäftstüchtiger Ferengi war Qual schon wieder an der Arbeit. Ihm ging das Gespräch zwischen Ulk und Randy vom Vorabend nicht aus seinem Kopf. "Guten Morgen, Sir", begrüßte Qual den Stationskommandanten und reichte ihm ein PADD. "Commander Vasu. Der Frisör hat drei Orionerinnen für die Modenschau eingekauft, die in der nächsten Stunde erwartet werden. Es gibt da ein paar Unstimmigkeiten mit der Aufenthaltsgenehmigung der drei hübschen Damen."

Vasu fehlten die Worte, aber fremde Planeten, fremde Sitten sagte er sich. Also nahm der das PADD: "Danke. Kommen Sie mit, ich habe da schon eine Idee für dieses delikate Problem."

Und Pi'ko-kan beauftragte er, Kimon zur Besprechung einzuladen.

Diese tat wie ihr befohlen und blieb kurz zurück, um ihren Kommunikator zu aktivieren und rief Kimon in den Konferenzraum: "OPS an Mister Kimon. Bitte kommen Sie in den Konferenzraum auf der OPS. Der Commander wünscht Sie zu sprechen. Pi'ko-kan Ende."

Dann beeilte sie sich der Gruppe in den Konferenzraum zu folgen.

   -- SB Mamori, Turbolift

Nicht auch noch das! Kimon ließ sich nach hinten gegen die Kabinentür fallen und seufzte. Erst Andschanas inakzeptables Verhalten heute Morgen und nun würde er seinen Tag auch noch ohne Ehani beginnen müssen. Offenbar missgönnte ihm jemand die kleinen Alltagsfreuden... Aber es hatte ja doch keinen Sinn, hier zu stehen und es zu bedauern. Kurz bestätigte er Pi'ko-kans Ruf und änderte dann das Ziel des Turbolifts.

   -- SB Mamori, Konferenzraum

Dort wartete schon einige. Vasu entdeckte Priema und da Pi'ko-kan schon beschäftigt war, trat er auf sie zu und deute eine höfliche Verbeugung an. "Einen guten Morgen wünsche ich." Dann ging er an ihr vorbei und befahl ihr noch: "Ach ja, bringen Sie mir doch bitte einen starken Kaffee und einen jacori für Kimon. Er wird ihn gleich brauchen."

Dann begrüßte Vasu die anderen Anwesenden und ging zu Talvert um ihn zu begrüßen. "Warum so früh, sagte ich nicht etwas von erst nach 10 Uhr!"

Damit setzte er sich und legte das PADD von Qual vor sich auf den Tisch. Nun endlich konnte er die Präsentation von seinem PADD auf den Hauptbildschirm im Konferenzraum laden. Das Wappen der Sternenflotte erschien. Genauer, das Wappen der Minenkolonie auf Janus VI. Vasu fluchte innerlich.

Sogleich sprang Priema auf und bugsierte ihren tonnigen Leib in Richtung Replikator. Für frische Ware blieb bei Konferenzen einfach keine Zeit. Sie hörte, was Vasu und Co inzwischen sagten und tippte die Bestellung des Commanders manuell ein.

'Schwarzer Kaffee Marke 'Morgenfrische', 250 ml. Extra drei Tütchen Zucker.'

Der Replikator ließ eine bauchige braune Tasse mit rosa Blümchen erscheinen mit ebenso geschmackvoll rosa eingewickelten Zuckerstückchen. Anschließend tippte sie ebenso den jacori für Kimon ein. Mit den beiden Sachen ging sie zu Vasus Platz und stellte es neben ihn. Der Counselor hatte keinen festen Sitzplatz, aber neben dem Commander war noch frei und vielleicht nahm er gleich dort Platz. "Bitte schön." sagte sie breit lächelnd und zog sich hernach neben den Eingang zurück.

Hoffentlich kam jetzt nicht gleich noch wer darauf und ließ sie etwas bringen, dachte Priema. Schließlich war sie Vasus Sekretärin und nicht gemeinnütziges Dienstpersonal.

"Guten Morgen, Sir. Ensign, Petty Officer...", grüßte Suvan Talvert den Commander und seine Begleiter. "Commanders, Captain...", wandte er sich auch an Ahi'Maun, Shay Jahari und Viqi Alidar. Die Frage der Khashtay nach seiner Frau versetzte ihm einen Stich. Suvan wusste selbst noch nicht, wie sie ihre OP überstanden hatte. Er hoffte, dass Doktor Knight oder eine ihrer Stellvertreter im Verlauf des Morgen-Meetings darüber informieren würden. Den Stich verdankte er dieser Ungewissheit, wie auch Schuldgefühlen. Er hätte bei Kirah sein und ihr beistehen müssen. Allerdings wäre sie die Erste, die ihn zurück auf die OPS geschickt hätte bzw. in diesen Konferenzraum. Sie dienten beide in der Sternenflotte bzw. dem Marine Corps. Sie hatten beide ein entsprechend großes Pflichtbewusstsein, dass Talvert sich darauf verlassen konnte, dass Vaughn-Talvert ihn genau hier haben wollte. Allerdings waren sie zum Morgen- Meeting noch nicht vollzählig, die Krankenstation und die Sicherheit fehlten noch.

Viqi sah Suvan an, dass ihm ihre Frage zu schaffen machte und sie hätte sich am liebsten in den Schwanz gebissen, wenn sie denn einen gehabt hätte. "Entschuldigen Sie meine Frage, Commander", bat sie Talvert daher höflich.

Da stand er nun, der Ensign aus der Sicherheit im Konferenzraum und wusste nicht so ganz, was er hier sollte. Er hatte doch nur eine Meldung über Krems Machenschaften gemacht. Nun stand Qual mitten in einer Konferenz der 'hohen Tiere'. Wo sollte er sich hinsetzen? Durfte er sich hinsetzten oder musste er als Junior Offizier stehen bleiben?


--- SB Mamori, Deck 11: Lounge "Hot Spot"

Bemüht und bestrebt, heute einen guten Eindruck zu machen, damit seinem Glanzauftritt nichts in die Quere kommen konnte, machte Meyer sich flugs auf den Weg, hielt sich unterwegs nur kurz auf, um den Sitz seiner Frisur zu kontrollieren. Die saß schließlich ganz oben, war quasi das Sahnehäubchen auf einem wohlgeratenen Vorzeigekörper und musste deshalb der Vollendung des Gesamterscheinungsbildes dienen.

Schwungvoll brachte er die geforderten Eier an den Tisch, wünschte dort einen guten Appetit und machte sich schon wieder auf den Rückweg zu seinem Boss. Der hatte etwas davon gefaselt, dass er etwas bereden müsse... Was konnte das nur sein? Irgendwas war dem Franzosen doch wieder über die Leber gelaufen heute morgen, er hatte es gesehen. Hatte sein Frühstücksei nicht strammgestanden oder das Croissant nicht den richtigen Bogen gehabt?

Captain Anderson betrat das "Hot Spot", um Sergeant Sola abzuholen. Sie hatten sich zwar nicht verabredet, dafür hatte der Computer dem Sicherheitschef verraten, wo sich Sola aufhielt. "Guten Morgen, Mister Sola. Sind Sie bereit sich mit der Stationsführung anzulegen?" begrüßte Charles Matti. Mit einem Blick auf dessen Frühstück stellte Anderson fest, dass der andere Marine noch Appetit hatte und wertete das als gutes Zeichen.

"Ich immer Sir, ich immer! Der Offizier, vor dem ich kneife, der muss erst erfunden werden", meinte Matti schief grinsend und trank seinen Kaffee aus. "Ich möchte dann zahlen!" rief er der Bedienung zu. "Und wie steht's mit Ihnen, Sir? Sind Sie bereit, unseren verrückten Plan in die Realität umzusetzen?"

Meyers Gedankengang wurde aufgehalten von einem Gast, der just in diesem Moment etwas zu deutlich darauf aufmerksam machte, dass er gehen wollte. "Selbstverständlich, Sir, ich bin gleich bei Ihnen."

Bevor Francois an irgendetwas auch nur etwas zu meckern finden konnte, schnappte er sich ein PADD, brachte es an den Tisch und hielt Matti es fröhlich unter die Nase, damit dieser quittieren konnte. "Ich hoffe, es hat geschmeckt? War alles in Ordnung?"

Was hatte Meyer da wieder die Frechheit zu fragen, ob alles in Ordnung wäre... nachdem der Chef selber serviert hatte, was sollte da denn nicht stimmen? Lautlos schnaubte Francois und nahm sich die Frühstückstabletts der Wartungsleute, die er nun an den Tisch zu bringen hatte.

"Hier der Rest, meine Herren", lächelnd stellte er die Tabletts zu den Männern und machte eine Kehrtwende zurück zu der Bar.

"Beehren Sie uns bald wieder, Captain Anderson, Mr. Sola." Lecomté verneigte sich und wischte die Theke ab.

Matti quittierte die Rechnung und sagte: "Ja, das Frühstück war wunderbar. Nur nächstes Mal nehme ich normale Erdbeermarmelade. Dieses klingonische Zeug klebt mir zu sehr an den Zähnen. - Na dann, auf in die Höhle des Löwen, Captain Anderson!"

"Ein klingonischer Brotaufstrich der klebt... wieso denke ich bei klingonischem Brotaufstrich automatisch an geronnenes Blut?" zog Anderson Sola auf. Bei Gerichten wie Bregit-Lunge, Targ-Herz und Rokeg-Blutpastete war der Gedanke allerdings gar nicht so abwegig. "Auf Wiedersehen, Mister Lecomté." verabschiedete sich der Marine-Captain vom Wirt und nahm seinen Sergeant mit aus dem "Hot Spot" in den nächsten Turbolift.

   -- SB Mamori, Turbolift

"Deck Eins", nannte Charles dem Computer das Ziel der beiden Sicherheitler. Ansonsten sagte der Sicherheitschef nichts, schon gar nicht über den Operationsplan. Matti Sola hatte sich eine sehr riskante Aufgabe ausgesucht, und diese lang und breit zu bereden mochte den Sergeant Major nur verrückt machen.

Matti kramte sein PADD aus der Hosentasche und reichte es seinem Chef. "Wenn Sie bitte kurz ein Auge auf den Plan werfen würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden, Sir!" Matti kam die Fahrt mit dem Turbolift irgendwie verdammt lang vor.

"Danke", nahm Charles das PADD entgegen und blickte es durch. "Gibt es einen Grund, weswegen Sie mir den Plan noch einmal zeigen? Sind Sie irgendeinem seiner Punkte skeptisch gegenüber, Sergeant?" fragte Anderson neugierig. Wenn es jetzt noch dringenden Änderungsbedarf gab, war wirklich die allerletzte Gelegenheit dazu. Doch diese Gelegenheit verschwand mit den sich öffnenden Türen des Lifts.

   -- SB Mamori, Deck 1: OPS

Um nicht auch noch unpünktlich zu sein setzte sich Captain Anderson in Bewegung zum Konferenzraum, und blickte fragend zu Sergeant Major Sola.

"Ich wollte nur sicher gehen, dass Sie denselben Plan haben wie ich, Sir! Ich bin während meiner Zeit beim Geheimdienst nämlich auch mal böse auf die Nase gefallen. Da hatte irgend so ein Scherzkeks meinen Plan zur Sprengung einer White-Fabrik abgeändert und hatte diesen Plan den Admirälen vorgelegt, und ich bin prompt ins offene Messer gelaufen, weil ich von den Änderungen nichts gewusst habe." Sie beraten den Konferenzraum und nahmen augenblicklich Haltung an.

"Beim Geheimdienst also...", wiederholte Charles Anderson gedehnt und mit Abscheu in der Stimme. Er wollte gar nicht wissen, wer sich da auf Solas Kosten hatte profilieren wollen. Vielleicht war Matti auch einem Doppelagenten aufgesessen. Immerhin schien er durch die Aktion in Lebensgefahr geraten zu sein. "Sergeant, bei der Sternenflotte und dem Marine Corps arbeiten wir anders!" meinte der Captain trocken und betrat mit Sola den Konferenzraum.

   -- SB Mamori, Konferenzraum

Kimon war längst nicht der Erste, im Konferenzraum befanden sich schon andere Leute inklusive dem Kommandanten. Offenbar handelte es sich nicht um eine kurze Unterredung, sondern um eine wirkliche Konferenz mit mehr als zwei Teilnehmern. Na, der Tag fing ja heiter an. Er grüßte in die Runde, um niemanden in den kleinen Gesprächen zu unterbrechen, die hier und da bereits begonnen hatten.

Dann schnupperte er. Doch, er hatte richtig wahrgenommen. Der herbe Duft eines jacori lag in der Luft und die Quelle lag ganz in der Nähe. Tatsächlich, da stand eine ganze Tasse voll und da niemand an diesem Platz saß, ging er davon aus, dass der für ihn gedacht war. Das machte die ganze Angelegenheit doch schon wieder ein klein wenig besser. Ungeniert ließ er sich auf seinem Platz nieder, zog die Tasse zu sich heran und genoss den ersten Schluck.

Vasu bemerkte Kimon erst, als dieser sich setzte. "Ach, schon da! Gut! Einen schönen guten Morgen wünsche ich. Mir hat Ensign Qual gerade etwas Interessantes mitgeteilt. Bitte kümmern sie sich darum." Vasu reichte Kimon das PADD, das er von Qual erhalten hatte. "Offenbar hat jemand einige Frauen 'eingekauft'. Bitte erklären Sie demjenigen, dass so was in der Föderation nicht erwünscht ist. Wenn es Probleme geben sollte, beschlagnahmen sie die 'Wahre' einfach. Sollte es dabei Ärger geben, können Sie sich auf mich berufen." So, jetzt brauchte Vasu seinen Kaffee. Dankbar lächelte er dabei Priema an.

Kimon musterte noch amüsiert das niedliche Blümchenmuster auf der Tasse des Nebenplatzes, da sprach ihn der offensichtliche Besitzer auch schon an. Er nickte dem Kommandanten zu, hatte aber keine Gelegenheit mehr, etwas auf den Gruß zu antworten, weil er gleich ein PADD in die Hand gedrückt bekam. Er überflog den Inhalt, während Vasu etwas von Problemen und Ärger erwähnte. Kimons Augenbrauen brachen zu einer Gipfelstürmung auf, als er erkannte, worum es ging. Er hatte noch nie eine Orionerin gesehen, aber schon eine Menge von ihnen gehört... über gewisse Talente und Neigungen... im Gegensatz zu ihm schienen seine Kommilitonen in der Beziehung bestens informiert zu sein. Und ihn sah man schief an, wenn er zu erklären versuchte, was Andschana und Tariki für ihn waren!

"In Ordnung, ich kümmere mich darum. Ich hätte nur eine Frage: Wo bringe ich die Mäd-... ähm, Frauen unter, wenn ich sie... nun, beschlagnahmen sollte? Ich kann sie schlecht bei anderen beschlagnahmten Gütern in einem Frachtraum unterstellen."

Priema traute ihren Ohren nicht, nicht dass man die überhaupt sehen konnte. Was war denn das für ein Gesprächsthema über modernen Sklavenhandel? Sie räusperte sich und sah, nachdem ihr Vasu so nett zugelächelt hatte, nun wieder den Boden des Konferenzraumes an.

Dann notierte sie sich 'Orioner', um über diese Volk genau nachzulesen, warum diese ihre Frauen einfach verkauften.

Vasu nippte an seiner Tasse und betrachtete das Muster. Was hatte sich der Programmierer des Repikators dabei nur gedacht. Aber egal, der Kaffee war gut. "Sollte das beschlagnahmen der Wahre wirklich nötig werden, denke ich, werden wir beide schon eine Unterbringungsmöglichkeit finden." Dabei dachte Vasu an die eine Orionerin, der er bisher begegnet war. Damals, ...

"Ich schlage vor die Damen in einem Gästequartier unterzubringen und den Händler zu verhaften", formulierte Suvan Talvert keinen Befehl, um nicht die Autorität von Vasu zu untergraben. Dieser war der ranghöchste anwesende Offizier. Ob hier tatsächlich ein Fall von Menschenhandel vorlag musste noch von der Sicherheit ermittelt werden. In einigen bekannten Fällen hatten Orionerinnen Sklavenhändler mit Hilfe von Pheromonen unter suggestiven Einfluss gebracht, und sich verkaufen lassen, um eigene Zwecke zu verfolgen.

'Toll', dachte Qual und grinste. 'Besser wäre noch, die drei Frauen zwischen Randy, Ulk und mir aufzuteilen, und im "Hot Spot" eine große Fete veranstalten.' "Soll ich Mister Krem verhaften lassen, Commander Vasu?" fragte Qual und freute sich schon auf Krems dämliches Gesicht, wenn er ihn in eine Arrestzelle führte. "Und wir riskieren dann auch eine Schadensersatzforderung von Mister Krem, wenn er zu unrecht inhaftiert wurde?" 'Erst erschießen, dann verhaften und dann Fragen?'

Kimon sah alle, die etwas beizutragen hatten, der Reihe nach an. Es war spannend zu sehen, dass sie alle bereits eine eigene, individuelle Meinung zu der Angelegenheit hatten. Und das, wo jeder von ihnen kaum wusste, worum es überhaupt ging und die Orionerinnen überhaupt nicht zu Gesicht bekommen hatte. Nun, er würde sich die Entscheidung für diesen Fall aufsparen, bis er sich persönlich eine Übersicht verschafft hatte. Sich persönlich davon zu überzeugen, dass es den drei Frauen gut ging, konnte nun wirklich nicht schaden und war vielleicht eine kleine Entschädigung dafür, dass er Ehani heute noch nicht sehen konnte. "Ich werde mich gern darum kümmern, wenn dies hier vorbei ist. Bis dahin werden sie wohl nicht verhungern. Wo ich gerade dabei bin... ist das der einzige Grund, warum wir heute hier sind?"

Vasu wandte sich an Qual "Nein, warten Sie noch. Die Strafe für ihn handeln wir nach alter Tradition später aus. Und es gibt noch etwas heute, über das ich Sie informieren muss. Üben Sie sich also noch etwas in Geduld." Vasu sah sich um, ob alle da waren. Sein Blick wanderte über eine murmelnde Masse von Leuten.

Shay erwiderte Vasus Blick ungeniert. Ihr wurde langsam langweilig und sie verstand beim besten Willen nicht, was sie hier sollte. Die Sache mit den Orionerinnen ging sie sowieso nichts an.

Suvan mischte sich nicht weiter in die Menschenhandelgeschichte ein, zumal die Sicherheit gerade in Gestalt Captain Andersons und Sergeant Major Solas den Raum betrat. Ebenfalls eingetroffen waren Doktor Tavington von der Krankenstation und Ensign Voran Kai aus der Wissenschaft.

Nickend begrüßte der Erste Offizier die vier zuletzt Eingetroffenen und fragte Commander Vasu: "Ich würde gerne beginnen, und die anderen Abteilungsleiter über die Sas'Nok informieren."

"Gut, fangen Sie an. Ich brauch eh noch etwas um die Daten zu sortieren." Vasu hatte sich ablenken lassen und beeilte sich nun das richtige Wappen auf den Schirm zu bringen."

"Danke, Sir", erwiderte Talvert und erhob sich. Am großen Sichtschirm rief er die Daten auf, welche die USS Glory gesammelt hatte. "Wie Sie wissen, unterstützt die USS Glory zur Zeit unseren Forschungsauftrag in diesem Sektor. Dieses Schiff hat das Volk der Sas'Nok entdeckt. Diese Wesen haben eine fremdenfeindliche und militante Kultur entwickelt. Ihre Staatsform ist die Monarchie. Technologisch stehen sie zwischen den Sarkassianern und der Föderation, wenn sie uns nicht ebenbürtig sind. Ein Produkt ihrer Technologie ist uns bekannt: die Sas'Nok haben die Bomben hergestellt, die auf Mamori gefunden wurden, und deren Bombentyp in den vergangenen Wochen auf Sarkass explodiert ist", gab der Halbvulkanier die Informationen wieder.

Er machte eine Pause, um einen rhethorischen Bruch zwischen der Information und der Analyse zu erzeugen. "Trotz ihrer Fremdenfeindlichkeit unterhalten die Sas'Nok offenbar Kontakte zum sarkassianischen organisierten Verbrechen. Da sie indirekt für die Bedrohung von Mamori verantwortlich sind, halte ich eine unverzügliche Kontaktaufnahme mit diesem Volk für erforderlich."

Priemas Augen wurden größer, als sie Sarkass hörte. Sie selbst war weit ab der Schicki-Micki-Gesellschaft der Lafo aufgewachsen und organisiertes Verbrechen gab es auf den Kol-Inseln kaum. Es rentierte sich einfach nicht so sehr für die Famossa, bei den Kol zu viel Arbeit und Personal zu investieren, wenn die dicken Fische dann doch bei den Lafo zu holen waren. Aber gut, man munkelte dann doch hin und wieder über die Perlenzüchter und dass bei denen nicht alles ganz sauber lief. Obwohl Priema den TOPP in der Tagesordnung gelesen hatte, weberte sie nun auf ihrem Sessel hin und her.

Qual hätte sich in diesem Moment gewünscht Krem zu verhaften, als sich wieder mit den Sas'Nok zu beschäftigen. Er tat so als wäre er nicht anwesend. Als wäre sein letzter Einsatzort nicht die USS Glory gewesen und er auch nie einem Sas'Nok begegnet wäre. 'Kelch, geh an mir vorbei', dachte Qual. 'Jetzt weiß ich warum Captain Johnsen mich hauptsächlich hier gelassen hat. Wegen den Sas'Nok. Toll. Danke, Captain. Vielen herzlichen Dank auch. Ich bin nicht hier. Nein, mich geht das hier alles gar nix nimmer-nix an.'

Matti hielt erst einmal die Klappe und hörte zu. Momentan war noch das Vorgeplänkel im Gange und das ging ihn noch nicht so wirklich etwas an. Es enthielt zwar auch wichtige Informationen für ihn; aber er kannte diese schon zum größten Teil, da er sich in der Vorausplanung damit befasst hatte. Er hoffte nur, dass er sich die richtigen Infos rausgesucht hatte und jetzt nicht irgendeine böse Überraschung erlebte.

Vasu horchte auf und sah Talvert an. Dann schnappte er sich den Tagesplan und suchte die Tagesordnungspunkte.
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