Mission 4: Die Tentakeln der Famossa

Starbase Mamori - Die Chronik
Juni 2008, Gesamt: 92 Züge
Spielzeit: 17. Juli 2380, ca. 18:30 Uhr
Sternzeit 57.545,8

Kapitel 66: Die Unruhe nach dem Sturm

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--- Starbase Mamori, Deck 21: Sicherheitsagentur V-III

Soren und seine beiden Begleiter waren wieder in den Räumen der Agentur angelangt.

Es war mal wieder Zeit für ein Gebet, dieses Mal für den gefallenen Sonnengott Izizi. Dieser war von Kelan dem Großen verdrängt worden und war nun eine der oberen Nebengottheiten.

Soren überprüfte erst noch kurz das Nachrichtenfach der Agentur. Aber bisher war nichts dort eingetroffen. Also suchte er als nächstes den kleinen Schrein der Agentur auf und begann damit, die Gebetszeremonie vorzubereiten.


--- SB Mamori, Gänge

> Was der sarkassianische Polizeichef Jakon Legan zuhause
> jetzt tun würde, wusste er sehr genau, aber das hier war
> nicht sein Zuhause.
> "Wie geht man hier bei Ihnen jetzt weiter vor?"

"Die Geiselnehmer und das Mädchen werden medizinisch versorgt. Ob es danach eine Gerichtsverhandlung an Bord der Station gibt, oder wir Ihnen Ihre Leute ausliefern muss der Commander entscheiden", erklärte Charles Anderson Jakon Legan.

'"Sie gehört zu meinem Volk", lächerlich', dachte Charles. 'Dann hat er mich nur aus lauter Fürsorge beiseite gestoßen und riskiert, dass ich die Geisel treffe.'

Der Sicherheitschef blickte zum ermordeten Fasa und veranlasste auch seinen Transport auf die Krankenstation. Anschließend sollten sich die Crewmen McDougall und Pester dort melden und die Sarkassianer bewachen, so man etwas für sie tun konnte.

Schließlich meldete der Marine-Captain an die OPS: "Anderson an OPS. Die Situation ist unter Kontrolle. Einer der Geiselnehmer wurde getötet, der andere erlitt einen Phasertreffer am Kopf. Beide befinden sich wie die Geisel auf der Krankenstation."

Wieder wandte Charles sich an den sarkassianischen Polizeichef. "Begleiten Sie mich auf die Krankenstation?" fragte er ihn.

Noch einen Augenblick musterte Legan Anderson skeptisch, der Mann schien nicht verstanden zu haben, war vielleicht auch besser so. Da Anderson allerdings schon mit der OPS sprach, blieb Jakon ruhig und wartete, bis Anderson den Kommruf beendet hatte. Er hatte auch das Gefühl, das es sich bei dessen Frage keineswegs um eine Einladung handeltet, sondern vielmehr um eine Anweisung. Aber da konnte er sich natürlich auch irren, denn erstens kannte er Menschen nicht so gut und zweitens war eine stressige Situation gerade erst zu Ende gegangen, und auch wenn er erfahren war, konnte der Sarkassianer noch das Adrenalin fühlen.

So nickte er kurz auf die Frage. "Ja, sehr gerne."

"Dann folgen Sie mir bitte", antwortete Charles höflich, aber trocken. Er führte Legan - mal wieder - in einen Lift und fuhr mit ihm zur Krankenstation.


--- Planet Sarkass, Hauptstadt Asef: Klinik

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Das waren weniger gute Neuigkeiten. Wenn so ein Brocken wie
> der Tra völlig stoned war und durchdrehte, konnte es kompliziert
> werden, ihn ohne Waffengewalt dingfest zu machen.
> Auf die Frage des sarkassianischen Arztes hin antwortete Matti:
> "Ja, Medikamenten- und Drogenmissbrauch gibt es in der Föderation
> fast gar nicht mehr. Während des Dominion-Krieges war die Zahl
> zwar kurzfristig steigend; aber jetzt ist sie auch wieder
> rückläufig. Aber genaue Zahlen kann ich Ihnen nicht nennen, das
> muss Ihnen Lt. Tavington beantworten. Ich bin nur ein einfacher
> Sicherheitler."

"Müssten Sie dann nicht besser als ich wissen, wie viele Fälle von Drogenkriminalität es durchschnittlich in einem Föderationssektor gibt?" fragte Davey Tavington schmunzelnd.

Der erste Patient, zu dem Doktor Tavington von ihrem Kollegen geführt wurde, war ein Lafo, der von Trümmern verschüttet worden war. Seine Brust war eingedrückt und seine Beine gebrochen.

Davey wusste nicht, ob sie ihm mit ihrer Feldtasche würde helfen können, obwohl sie sich in einem Krankenhaus aufhielten. Allerdings konnte sie den Mann auf alle Fälle stabilisieren.

Der Fasa meinte zur Ärztin und dem einfachen Sicherheitler: "Sie beide haben hier gute Arbeit geleistet. Ich würde den Doktor gerne im OP einsetzen. Kümmern Sie sich weiter mit um die Patienten hier, Sergeant?"

Davey konnte sich denken, dass Sola sie nicht gern würde alleine lassen. Vorauseilend meinte sie zu ihm: "Wir bleiben in Funkkontakt."

"Verstanden, Frau Doktor! Ich kümmere mich inzwischen darum, dass hier etwas Organisation reinkommt. Das hier ist ja ein schlimmes Durcheinander." Er zeigte auf den behelfsmäßigen Behandlungsraum. "Melden Sie sich bitte alle 10 Minuten bei mir!" Er lächelte die Ärztin an.

"Einverstanden, Sergeant", meinte Tavington augenzwinkernd.

Der sarkassianische Arzt verschränkte die Arme vor der Brust und meinte kühl: "Wir haben genug Logistikgenies, danke, Mister. Wenn Sie sich nützlich machen wollen, kümmern Sie sich um die Patienten!" Der Mann war gut, wollte eine totale Überlastung organisieren.

"Helfen Sie bitte einfach den Patienten", bat der Fasa-Arzt Matti Sola. Was glaubte dieser Typ wer er war, in einem überlasteten Krankenhaus organisieren zu wollen? Das Chaos war ja erst entstanden, weil es nicht genug Platz und Personal gab, Sola hatte einfach keine Ressourcen, die er organisieren konnte.

Davey und der Fasa machten sich auf den Weg in einen der OPs.

Matti schüttelte nur den Kopf über den Kommentar des Arztes. Er würde dem Mann schon zeigen, dass man selbst in einer Notlage nicht in so ein Chaos verfallen musste.

Nachdem die beiden Ärzte gegangen waren, suchte er sich als erstes etwas Pflegepersonal zusammen. Er erklärte den vier Krankenschwestern und den zwei Pflegern, worum es ging und was er vorhatte.

Eine der Schwestern klopfte ihm auf die Schulter und versicherte Matti: "Genau deshalb sind wir hier, schön, dass Sie mit anpacken."

Dann begannen sie damit, die Verletzten zu sortieren: Die Leichtverletzten kamen auf die eine Seite des Saals, die Leute mit mittelschweren Verletzungen kamen in die Mitte des Saals und die schweren und hoffnungslosen Fälle auf die andere Seite, denn momentan lagen noch alle Verwundeten kreuz und quer durcheinander.

   -- Sarkass, Klinik, OP

Im Operationsraum streifte Davey einen Overall über, vor allem um ihre Haare zu bedecken. Nicht, dass sie welche verlor. Zwar mochten die sarkassianischen Bio-Betten noch nicht über sterilisierende Kraftfelder verfügen, aber es sah auch nicht gut aus, wenn eine Ärztin einen OP kontaminierte. Damit sie nicht alle zehn Minuten unterbrechen musste stellte Tavington ihren Kommunikator ein, im geforderten Intervall ein Signal zu senden.

Dann führte sie der Fasa-Arzt zu ihrem ersten Patienten. Doktor Tavington hatte einen Kol mit Verbrennungen ersten und zweiten Grades vor sich. Für den auf Feuchtigkeit angewiesenen Sarkassianer waren diese Verletzungen besonders schlimm. Konzentriert machte sich Davey an die Behandlung.


--- Planet Sarkass, Hauptstadt Asef: Bomben-Anschlagsort

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Helfen?" fragte der geschockte Wirt Kimon tonlos, als würde er
> die Bedeutung des Wortes gar nicht verstehen. Dann fixierte er
> Kimon einen Moment, sah ihn aber gar nicht wirklich.
> "Ich kenne Sie doch gar nicht", erklärte er ihm dann.
> Sein Blick wanderte wieder über die Zerstörung, er konnte das
> alles nicht verstehen, nicht begreifen und würde sicher
> niemandem eine Hilfe sein.

Nun, dieser Mann war offenbar viel zu weit weg, um wirklich hilfreich zu sein.

Kimon änderte seine Taktik. Er zog den Wirt weiter ins Innere des Ladens. Auch hier waren die Spuren der Zerstörung unübersehbar; was nicht dem Anschlag zum Opfer gefallen war, war von einer dicken Staubschicht bedeckt.

"Nein, wir kennen uns nicht. Aber das ist ja nichts, was wir nicht ändern könnten. Mein Name ist Kimon." Er fügte seiner Vorstellung eine kurze, informelle Verbeugung hinzu. "Diese Männer dort draußen stammen aus einem Planetenbündnis, die sich mit der Regierung dieser Welt zusammengeschlossen hat, um Hilfe zu leisten. Und Sie wären ihnen zur Zeit ebenfalls eine große Hilfe, wenn sie heiße Getränke bekommen könnten. Ist es Ihnen möglich, welche zuzubereiten?"

Vasu legte seine Tasche ab und holte eine Kugel hervor. Er aktivierte sie und ein Falke erschien an ihrer Stelle. Der kleine Vogel sah sich aufgeregt um und krähte.

Sanft streichelte er das Brustgefieder des Falken. Dann schleuderte er den Vogel kraftvoll in die Luft, um ihn fliegen zu lassen. Wie ein Blitz raste der Vogel in den Himmel.

Vasu beobachtete den kreisenden Falken und befestigte ein Federspiel am Ende einer Schnur und ließ es langsam um seinen Kopf kreisen.

Doch der Vogel kreiste weiter über Vasu und gewann dabei an Höhe. "Verdammt, der ist ZU realistisch. Der alte hätte sich schon herunter gestürzt."

Der Wirt starrte Kimon noch immer vollkommen verwirrt an, das war alles zuviel für ihn. Dieser Fremde tat so, als wäre es selbstverständlich, dass er hier so einfach auftauchte und etwas zu Trinken bestellte, obwohl doch überall das Chaos herrschte. "Ich bin Marjan", gab er Kimon mit zur Antwort, denn das erschien ihm richtig.

Dann schwieg er erneut einen Augenblick, strich sich durch die Haare, atmete tief durch und sein Blick wurde etwas klarer. "Keine Ahnung, sehen wir mal, wie viel noch von meinem Bistro übrig ist. Nur was macht der Mann da? Das kommt sehr eigenartig vor." Er deutete auf Vasu, der sich immer noch mit dem Vogel beschäftigte.

Kimon folgte dem Blick des Wirtes und sah dem Falken ratlos hinterher. Machte es irgend einen Sinn, ausgerechnet jetzt und hier einen Vogel spazieren fliegen zu lassen? Und noch etwas ganz anderes: Wo hatte der Kommandant den Vogel bei seinem Herflug versteckt? Bestimmt nicht in der Hosentasche...

Aber war das jetzt wichtig? Kimon beschloß, Falke Falke sein zu lassen und wandte sich dem Wirt wieder zu. "Nun... die Welt, von der Captain Vasu stammt, bietet sehr vielfältige Kulturen. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht gehört dies... irgendwie zu der seinen. Aber ich bin mir sicher, dass er Ihnen damit nicht schaden will. Wie gesagt, wir sind an der Aufklärung der vergangenen Ereignisse und zur Hilfestellung hier. Also, wie war das mit den heißen Getränken, Marjan? Glauben Sie, dass Sie zunächst uns weiterhelfen können?"

Vasu suchte sich einen freien Platz und lockte den Vogel mit Rufen. Dabei ließ er den Köder langsam kreisen. Endlich reagierte der Falke und begann einen Anflug, wobei er den Köder verfehlte.

Jarreth hatte sich einfach auf den Stuhl sinken lassen, diese Leute waren seltsam, ob sie nun helfen wollten oder nicht, irgendwie waren sie seltsam. Er beobachtete Vasu interessiert und verständnislos zugleich. Er vermochte in dessen Handlung keinen Sinn erkennen, ein Vogel kreiste über ihnen, aber Jarreth hatte so einen noch nie zuvor gesehen und hatte auch keine Idee, zu welcher Gattung er gehören könnte oder welchem Zweck er diente.

Aber er schwieg lieber, doch John Harris entging dessen Erstaunen nicht, aber ihm ging es auch nicht viel anders. "Verzeihen Sie, bitte, Sir", versuchte er Vasus Aufmerksamkeit zu bekommen. "Der Falke..."

Den Satz ließ er unbeendet, sah allerdings Vasu fragend an. Harris hatte sich nicht gesetzt, sondern stand immer noch neben Jarreth.

Vasu lockte den Falken auf seinen Arm, und im Sturzflug landete dieser auch. "Ja, bitte?"

Vasu streichelte das Brustgefieder des Falken, der verspielt nach dem Finger schnappte. Dabei ließ der Falke einen Klecks fallen. Vasu sah verwundert die Hinterlassenschaft auf dem Boden an. "Und das bei einer Simulation? Wie haben die das den jetzt geschafft? Jetzt übertreiben die es aber mit dem Nachahmen der Realität."

Vasu setzt sich und beschäftigte sich dabei weiter mit dem Vogel. "Eins schönes Tier, nicht wahr? Ist eine Nachbildung meines ersten Wanderfalken, den ich bekommen habe."

"Ja, Sir", erwiderte Harris etwas ungläubig. 'Wie um alles in der Welt soll uns das jetzt helfen? Was bezweckt er nur damit?' wunderte sich Harris und bemerkte den verwirrten Blick Jarreths, der noch immer nicht verstand was der Mensch da trieb.

Jarreth mischte sich nun auch in das Gespräch ein, ehe Harris zu Ende sprechen konnte. "Könnten Sie wohl die Freundlichkeit haben, mir zu erklären, warum Sie hier in all dem Chaos einen Vogel fliegen lassen? Wie kann uns das denn helfen?"

Er bemühte sich um einen sehr höflichen Tonfall, denn es konnte gut sein, dass er einfach eine Wissenslücke hatte, Jarreth hatte schließlich nur wenig, eigentlich gar keinen Kontakt, zu Menschen oder anderen Völkern gehabt, seine Aufgabe war es, hier auf Sarkass dem Polizeichef zur Hand zu gehen.

John warf dem Sarkassianer einen leicht wütenden Blick zu, er mochte es nicht, wenn man ihn unterbrach, aber dann ging er etwas zur Seite, zog sich einen der Stühle heran und setzte sich auch erst einmal. 'Auf die Erklärung bin ich gespannt' dachte er dabei, hatte Jarreth doch unwissentlich genau die Frage gestellt, die auch ihn brennend interessierte.

Vasu war das egal, er konnte sich endlich mal wieder austoben. "Warum? Weil ich es kann." Damit schmiss er den Vogel wieder in die Luft. "Und weil ich gerade nichts zu tun habe."

Der Vogel zog einige Kreise und erreichte dabei erstaunliche Höhen. Vasu sah ihm gedankenverloren hinterher. Dass der Vogel nun Daten sammelte, das brauchte er ja nicht jedem zu erzählen. Nebenbei war es mal wieder schön, etwas anderes zu tun.

Den ausgedehnten Flug des Vogels nutzte Vasu, um sich über den Forschritt seiner Leute zu informieren. Wie zu erwarten, die Opfer waren abtransportiert und es gab kaum noch verwertbare Daten. Aber immerhin, etwas gab es doch noch. Irgend etwas gab es immer.

Sara Ginelli beobachtete konzentriert die Meßwerte, die ihr Scanner kontinuierlich ausspukte. Mittlerweile musste sie ganz in der Nähe des Zündungsortes sein. Es gab ein paar kleine, aber nicht unbedeutende Abweichungen zu den Erkenntnissen, die ihre Vorgänger über die Bomben des Mamori-Anschlags gewonnen hatten.

"Weil Sie es können?" Jarreth starrte den Menschen fassungslos an und verlor, trotz Legans Warnung auch ja gastfreundlich mit den Fremden umzuspringen, langsam die Geduld. "Weil Sie es können?" fragte er erneut und erhob dabei die Stimme. "Was glauben Sie denn, wen Sie hier vor sich haben?"

"Beruhigen Sie sich", mischte sich John Harris ein, denn zwar fand auch er das Verhalten des Vorgesetzten mehr als sonderbar, aber das würde er für sich behalten.

Jarreth starrte Harris voller Zorn an. "Sie sind auf meinen Planeten gekommen, um uns zu helfen, das rechne ich Ihnen ja auch hoch an, aber das hilft uns nicht. Es hilft niemandem, wenn der Commander einer Raumstation mit seinem Vogel spielt!"

Jarreth hatte sich so in Rage geredet, dass ihn sicher alle im Bistro vernehmen konnten.

"Ich bin sicher...", versuchte es Harris mit leiser Stimme, brach dann aber ab und blickte Vasu fragend an. Denn was sollte er auch sagen? Das es sicher eine einfache Erklärung dafür gab? 'Das soll er mal schön selbst erklären', überlegte Harris.

Bei dem plötzlichen Geschrei Jarreths zuckte Marjan heftig zusammen und blickte alarmiert in die Richtung. Jarreth war auf Sarkass ein wichtiger Mann, die rechte Hand Jakon Legans, wenn man so wollte, und wenn der sich so aufregte, gab es auch immer einen guten Grund, denn sonst war der eher leise und stets höflich. Aber das Verhalten des Menschen schien ihn sehr irritiert zu haben.

'Gut dass ich nichts damit zu tun habe', dachte Marjan erleichtert und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Kimon zu. Es gelang ihm sogar Kimon anzulächeln. "Wenn Sie mir helfen, ein wenig von dem schlimmsten Schutt und Dreck zur Seite zu räumen und versuchen, ein paar heile Becher in all dem Chaos zu finden, dann werde ich gerne ein paar heiße Getränke bereiten. Und wenn Sie schon dabei sind, auch glaich noch die Teedose bitte."

Marjan schmunzelte sogar, Galgenhumor hätte man das auf der Erde wahrscheinlich genannt, und schon ging der Mann ein paar Schritte zur Seite und begann den Herd abzuwischen.

Vasu hörte das Gezänk und dachte sich seinen Teil. "Schreien Sie nicht so laut, der Vogel macht gerade seine Scanneraufzeichnungen. Sie lenken ihn noch ab."

Vasu setzte sich an den Tisch und wartete auf was zu Trinken. Dabei beobachtete er seine Leute. "Holen Sie lieber Stühle, damit wir gleich alle sitzen können bei der ersten Sichtung der Daten."

"Sie haben mir keine Befehle zu erteilen!" stellte Jarreth kalt fest und funkelte Vasu zornig an. "Offizier oder nicht, ich bin ein angesehener Vertreter meines Volkes und Sie schulden mir den nötigen Respekt. Auch wenn Sie gekommen sind um zu helfen, Ihr Verhalten meiner Person gegenüber brauche ich mir nicht bieten zu lassen."

John war aufgestanden und hatte sich vorsorglich vom Tisch entfernt. Er wollte aus der Schusslinie sein und begann sich, etwas umständlich, nach Stühlen umzusehen. Denn Harris wollte lieber erst wieder an den Tisch zurück kommen, wenn die beiden ihr Problem geklärt hatten.

Vasu überraschte die Reaktion von Jarreth und er rief den Vogel über seinen Tricorder zurück. Dieser landete und deaktivierte sich dann. "Wie haben Sie sich das hier vorgestellt? Haben Sie einen Wunsch?" Dabei sah er nur auf sein PADD, mit dem er die gesammelten Daten des Vogels las.

Allmählich war sich Kimon nicht mehr sicher, ob die Situation draußen vor dem Bistro aus dem Ruder lief. Kurz überlegte er - sollte er bleiben oder erst nach draußen gehen und nachschauen, ob er etwas tun konnte? Nun, es war seine Aufgabe, für Verständnis auf beiden Seiten zu sorgen. "Bitte, warten Sie kurz auf mich. Ich möchte sicher gehen, dass alles in Ordnung ist. Ich bin gleich wieder da und helfe Ihnen suchen", entschuldigte er sich bei Marjan mit einem Lächeln und verließ das Bistro wieder.

Dort wandte er sich an Jarreth: "Ich musste bemerken, dass es hier zu einigen Unstimmigkeiten gekommen ist. Was ist der Grund?"

Jarreth sah kurz zu Kimon, der sich dem Tisch genähert hatte und sich für Jarreth etwas besorgt anhörte. "Gar nichts!" erklärte er kühl und wandte sich dann wieder zu Vasu. "Ich erwarte nur, dass Sie mich mit dem nötigen Respekt behandeln, wie man eben einem Gastgeber gegenüber treten sollte, also gewiss nichts Unmögliches." Er musterte Vasu eindringlich. "Ich möchte Sie nicht beleidigen, wir sind für Ihre Hilfe dankbar, nur verstehen Sie, bitte, auch, dass so ein Verhalten als sehr unhöflich gewertet werden könnte. Sie lassen da einfach ein Hologramm fliegen, wie soll ich ahnen, das es Ihnen dazu dient Daten zu sammeln? Dann wollen Sie mich wie einen Handlanger davon schicken um Ihnen Stühle zu besorgen."

Jarreth schwieg erneut, hätte gerne noch mehr gesagt, doch fürchtete er, später dafür einiges von Legan zu hören zu bekommen.


--- Starbase Mamori, Deck 4: Krankenstation

Auf der Sternenflotten-Krankenstation wurden die drei sarkassianischen Patienten von Pflegern und je einer Projektion des MHN betreut.

Charles Anderson rief eine vierte Darstellung auf und fragte diese: "Wie ist der Status der Patienten?"

"Das Mädchen leidet unter Stress und diversen Frakturen ihrer Finger. Ihre Behandlung ist fast abgeschlossen. Dem Fasa- Sarkassianer wurde das zentrale Nervensystem am sechsten Nackenwirbel unterbrochen. Sein Nervensystem reagiert aus uns unbekannten Gründen nicht auf jegliche Reaktivierungsversuche. Für den Tra-Sarkassianer können wir ebenfalls nichts tun. Durch den Phasertreffer am Kopf ist sein Gehirn mit Nadionpartikeln kontaminiert", berichtete das Hologramm.

Legan ließ sich nichts anmerken, wollte sich vor dem Menschen keine Blöße geben, aber er war wütend und enttäuscht, dass es so gekommen war. Damit würde es kein Verhör geben, das bedauerte er gerade zu. Denn eines durfte man nicht vergessen, geredet hätte keiner von ihnen, aber das hieß ja nicht, dass er nicht versucht hätte sie dazu zu bringen. "Da haben die beiden ja richtiges Glück gehabt, könnte man sagen", meinte er kalt auf die erklärenden Worte des MHN.

"Kann ich zu ihr?" fragte er dann noch und meinte Azara, denn Jakon wollte sich gerne selbst überzeugen, ob es der jungen Frau wieder gut ging, er sorgte sich um sie.


--- SB Mamori, Deck 11: Lounge "Hot Spot"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Ihr Dekorationsvorschlag ist .... mon dieu... was stellen Sie
> sich denn da vor?" sagte Francois zu Meyer.
> Der Franzose rang seine Hände in der Luft. "Seien Sie doch ein
> wenig fortschrittlicher, mein Junge!"

"Nun, ich versuche nur, mich den Gegebenheiten anzupassen. Und ja, mir ist es suspekt, Mahlzeiten aus Tierleichen und... und... Grünzeug zuzubereiten, das in allem wächst, was auf dem Boden herumliegt. Nur weil das mal üblich war, müssen wir doch nicht die Technik von heute ignorieren, die jederzeit sauberes Essen herstellen kann." Meyer schüttelte sich angewidert und atmete dann tief durch. "Aber es ist Ihr Laden, Boss. Wenn Sie Ihren Gästen das Zeug zumuten wollen, nur zu. Ich geh dann wohl mal Rezepte lesen."

Nachdem er zwei Schritte gegangen war, drehte er sich noch einmal um, musterte Francois und grinste dann bis zu den Ohren hinauf. "Obwohl mir das mit dem Tierfell gefallen würde... Was halten Sie von einem Kostümabend? Irgendwas historisches."

Francois würde wohl gleich wieder seine Ader platzen, das spürte er kommen. Jawoll, es war sein Laden! Die Kommentare von Meyer waren unterirdisch.

Lediglich der Vorschlag eines besonderen Events, das war gar keine so schlechte Idee, fand der Franzose. Die letzte Eventveranstaltung war zwar geplatzt und es hatte damals keinen italienischen Abend gegeben. Was auch gut so gewesen war.

Themenabende schwebten Francois ohnehin vor.... "Ein Themenabend ...das könnte ich mir vorstellen... Kostüme.. Ob das nicht doch zuviel des Guten ist? Schließlich ist das 'Hot Spot' kein Holodeck. Jedoch Dekoration und so fort..."

Francois strich über seinen Bart und überlegte eventuelle Möglichkeiten. "Irdische Folkore kenne ich ausreichend, aber ob das den nicht terrestrischen Kunden nicht zu einseitig wäre?"

Meyer strengte seinen Kopf an, um jedes Bisschen Kreativität zu aktivieren. Francois war auf seine Idee eingegangen; da war er doch glatt mit Begeisterung dabei. "Es muss ja nicht zwingend etwas Terranisches sein. Wissen Sie, wie viel Platz irgendwelche Szenarien von der Erde des 20. und 21. Jahrhunderts in der Liste der verfügbaren Holodeckprogramme einnehmen? Das wird zunehmend langweilig; viel zu kommerziell mittlerweile. Entweder gehen wir viel, viel weiter zurück - da gab's doch auch Barock und Antike und Mittelalter und sowas - oder wir orientieren uns an etwas ganz anderem. Bajoranische Tempelszenen? Oder eine vulkanische Strandparty. Oder wie wäre es mit einem echt klingonischen Restaurant? Ich hab da mal was in einer Holoserie gesehen... allerdings sollten wir den Tag danach für Reinigungsarbeiten freihalten."

Dass ihm gerade das Thema "Betazoidische Hochzeitsgesellschaft" vorschwebte, verschwieg er lieber - er konnte sich seinen Boss nur schwer inmitten einer nackten Gästeschar vorstellen.

Francois zupfte an seinem Bärtchen und riss sich dabei ein Haar aus. Er zuckte mit den Mundwinkeln und ließ es dann sein. "Ja, und dann kommen Sie am Ende noch mit der Idee eine betazoidischen Hochzeitszeremonie, *hahaha*"

Der Ober lachte beinahe schallend über seine gelungene Humoreske, wie er meinte und fuhr dann fort. "Ein klingonisches Restaurant gibt es hier doch in Wirklichkeit... der Besitzer würde nicht begeistert sein, nicht wahr? Aber diese Idee der bajoranischen Tempelszenerie... mein guter Meyer, das gefällt mir schon deutlich besser. Und ist auch sicherer. 'Drehkörper in der Dämmerung...' Wobei.." Francois machte eine Pause und sagte dann: "Ein Abend auf Ferenginar wäre auch nicht schlecht."

Meyer staunte nicht schlecht über Francois' Begeisterung zu seinem - ja, seinem! - Vorschlag, obwohl er eigentlich recht schräg gewesen war. Und dann schaffte er es auch noch, seine Gedanken zu erraten - oder wie sollte ausgerechnet der steife Besenstiel auf eine betazodische Hochzeit kommen? Aber irgendwo in diesem geschniegelten und polierten Äußeren mußte wohl das Äquivalent zu einem Mann stecken - zu einem Mann, nicht einem männlichen Exemplar eines Menschen. "Ferenginar? Sie meinen... das ist doch die Spezies, die ihre... ihre Weibchen nackt herumlaufen läßt, oder?" forschte er nach.

Der Franzose schmunzelte mitleidig. Darauf hätte er wetten können, dass Meyer diesen ausserirdischen Ritus kannte, obwohl er sonst höchstens das Friseurverzeichnis jedes Planeten kannte. Ferenginar und Bolus wären aus ebendiesem Grund ausgenommen von Meyers Top 100 Liste. "Genau. Aber ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie glauben, dass ich mit einem Abend auf Ferenginar nackte Damen gemeint habe... Ich dachte dabei an eine Dauerberegnung auf große Regenschirme, Miniteiche und überbordernde Flora ringsumher. Sie doch auch, mein Guter." Francois lächelte Meyer auffordernd zu und schloss dann: "Ich möchte gerne, dass Sie für einen dieser Themenabende, über die wir gesprochen haben, die Vorbereitungen treffen. Ich vertraue Ihrem Spürsinn!"

Er legte Meyer wieder seine Hand auf die Schulter. "Sobald Sie fertig sind mit den Planungen, werden wir das 'Hot Spot' im neuen Glanz erstrahlen lassen. Sie haben eine Woche Zeit dafür. Das schaffen Sie doch mit Leichtigkeit, nicht?"

Meyer schaffte es beinahe, nicht enttäuscht auszusehen. Da fiel dem Franzosen etwas so delikates wie Ferenginar ein und dann dachte der nur an... Wasser! Er hätte sich es wahrscheinlich denken können, aber dank seiner Euphorie war es ihm zunächst gar nicht eingefallen. Da standen ihnen alle Möglichkeiten dieses Universums zur Verfügung und der wollte unbedingt das Restaurant unter Wasser setzen!

Nun, Francois hatte ihn wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt und er widerstand der Versuchung, nicht resigniert zu seufzen. Stattdessen schaltete er sein Zahnpasta-Lächeln wieder ein und schlug seinem Boss herzlich auf die Schulter. "Klar doch. Mach ich. Gerne, wirklich. Sie sollen das nasseste Ferenginar bekommen, das Sie je gesehen haben. Mit Sumpfblumentopping."

"Dann sei es so, Meyer!" Francois zuckte etwas unter dem Schlag von Blondie, den man ihm nicht zu getraut hätte, nicht mit dieser Fönwelle. "Ich werde die neue Karte arrangieren und dann geht es ans Brotbacken. Und damit Sie sehen, dass ich Sie nicht übermäßig belaste, werde ich Ihnen heute dabei helfen, damit der Laden nicht steht. Was täte ich nur ohne Sie, Meyer", fragte Francois rhethorisch und ging ein paar Schritte abseits zu einem Tisch, um die Karte zu programmieren. Er rieb sich dabei verstohlen die Schulter.


--- SB Mamori, Turbolift

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Talvert berichtete dem Romulaner Jaron so bereitwillig darüber
> weil er vermutete, Colonel Jaron wüsste bereits soweit Bescheid.
> Da er überhaupt von dem Vorfall wusste war das anzunehmen.
> "Während des ganzen Manövers hat sich das Schiff einer
> Kontaktaufnahme verweigert. Es war demzufolge wohl kaum ein
> Schiff der Föderation", wiegelte der Erste Offizier ab.

"Kein Föderationsschiff", zweifelte Jaron und ging nicht weiter darauf ein. "Die Föderation hat auch schon genug Schiffe im Beta-Quartanten. Überall da, wo wir hinfliegen, da war oder ist schon die Föderation. Wann stoppt die Föderation ihre Ausweitung ihrer Grenze? Nun, ich sehe in der Stationierung der Starbase Mamori eine Bedrohung des romulanischen Imperiums. Noch eine Starbase der Föderation, die uns am Erforschen des Universums behindert. Noch eine Starbase, die unsere Entwicklung unserer Kultur behindert."

Jaron sagte nicht direkt, dass die Föderation die Pläne der Romulaner hinsichtlich Erweiterung ihrer eigenen Grenzen behinderte.

"Die Föderation wird die Erforschung der Galaxis niemals aufgeben", meinte Suvan knochentrocken. "Und wir werden unsere Bemühungen, friedliche Kontakte mit neu entdeckten Völkern zu schließen auch nicht einstellen. Mamori wurde in Übereinkunft mit den lokalen Nationen errichtet. Dass Ihr Sternenimperium immer wieder in Interessengebiete der Föderation eindringt, halte ich wiederum für... aggressiv."

Der Halbvulkanier musste über Colonel Jarons Missbilligung fast schmunzeln. Das Sternenimperium traf überall auf die Föderation. Die Romulaner waren also zu langsam. "Weiterfahren!" befahl der Erste Offizier dem Lift.

Die Kabine fuhr weiter zur OPS. Als sich die Türen öffneten bat Talvert den Romulaner: "Bitte nach Ihnen." -- SB Mamori, Deck 1: Ops

Silan G'Marrna wäre fast zu spät zum Dienst erschienen. Sie hatte sich mit dem bajoranischen Inhaber der Modeboutique sehr gut verstanden und darüber fast die Zeit vergessen. Also hatte sie die Hinterpfoten in die Vorderpfoten nehmen müssen und sich sputen. Aber schließlich hatte sie es doch noch geschafft, sich umzuziehen und pünktlich zum Dienst zu erscheinen.

Sie betrat die OPS und blickte sich um. Ihr passte es zwar nicht, dass sie gleich am ersten Tag eine Doppelschicht schieben musste; aber einige der Offiziere waren auf einem der benachbarten Planeten, um bei einer Katastrophe zu helfen. Also suchte sie sich den diensthabenden Offizier, machte Meldung und fragte, ob es irgendwelche besonderen Vorkommnisse gegeben hatte.

"Willkommen, Lieutenant", grüßte Max Riese die Caitianerin. Es war ihm sehr recht, dass sie nun die OPS quasi übernahm, da sie ranghöchster Offizier war. Er berichtete ihr über die Anwesenheit der Romulaner und die Geiselnahme auf Deck 13.

G'Marrna hatte den Bericht von Riese entgegengenommen und wollte gerade noch ein paar weitere Erkundigungen einholen, als die Turbolifttür aufschwang und ein Romulaner und der Erste Offizier diesen verließen. "Achtung! Offizier an Deck!", rief sie laut und nahm Haltung an.

Colonel Jaron betrat die OPS, ging ein paar Schritte und blieb stehen. Es sah sich um und sagte: "Das also ist die Kommandobrücke der Starbase Mamori. Das nennen Sie Fortschritt? Sie sollten sich auf die Entwicklung von Technologie konzentrieren und sich weniger Feinde im Universum schaffen."

Damit bezog sich Jaron auf das Dominion und die Borg, auf die die Sternenflotte getroffen war, noch bevor ein Romulaner auf die beiden Kriegstreiber getroffen war.

"Weitermachen!" erlöste Suvan die OPS-Crew aus ihrer durch G'Marrna veranlassten Hab-Acht-Stellung. "Wenn das Ihre aufrichtige Meinung ist, Colonel, wieso unterhalten wir uns da nicht über die Erzeugung, Stabilisierung und Eindämmung von künstlichen Singularitäten? Eine Ihrer interessantesten Technologien", schlug Talvert dem Romulaner vor. Die caitianische Lieutenant fragte der Erste Offizier: "Wie ist der Status der Geiselnahme?"

"Die Geiselnahme ist beendet, einer der Geiselnehmer tot, der andere verwundet! Geisel befreit, lebendig, allerdings verletzt und ohne Bewusstsein. Sie und der Geiselnehmer wurden auf die Krankenstation gebracht. Zusätzliches Sicherheitspersonal ist auf dem Weg zur Krankenstation bzw. ist schon vor Ort. Die Lage ist unter Kontrolle!" Bei diesen Worten richteten sich ihre Öhrchen auf und neigten sich leicht nach hinten. Silan traute der ganzen Sache noch nicht über den Weg. "Ich werde Sie informieren, sobald es etwas Neues gibt, Commander!"

"Danke, Miss G'Marrna. Informieren Sie Ensign el Tharanir, dass ich Commander Lovek und Mister Krem sprechen möchte", bat Suvan die Caitianerin.

"Verstanden, Sir!" Silan nickte und ging dann zurück an ihre Station. Dort aktivierte sie ihren Communicator und sprach hinein: "Ensign el Tharanir! Hier OPS! Bringen Sie bitte Commander Lovek und Mister Krem in das Büro des Ersten Offiziers. Der Commander möchte mit beiden sprechen."

   -- SB Mamori, Deck 19: vor der Lounge

"Verstanden. Hoffe die störts nicht, wenn ich deren Besprechung störe", antwortete Jirri und betrat die Lounge.

   -- SB Mamori, Deck 1; Ops

Silan nahm die Antwort zur Kenntnis und rief dann einen allgemeinen Situationsbericht von ihrer Station ab.

Die Situation schien sich zu klären und auch die zurückliegende Geiselnahme hatte für keine größeren Störungen im Betrieb gesorgt. Jedenfalls lagen momentan keine Meldungen über weitere Probleme vor.

Den Romulaner neben ihm forderte der Halbvulkanier auf: "Darf ich Sie in mein Büro bitten?"

"Ich hoffe Ihr Büro ist besser eingerichtet als Ihre OPS", folgte so Jaron Talverts Bitte und ging zur Bürotür. "Sie werden von mir keine Informationen über den künstlich erzeugten Quantensingularitäts-Antrieb erhalten. Diese Technologie ist so ausgereift, dass unterentwickelte Kulturen nicht mal die Baupläne verstehen, sollten diese mal welche erhalten."

'Antrieb? Die künstliche Quantensingularität ist die Energiequelle romulanischer Einheiten. Oder nutzen die Romulaner die Verzerrung auch, um Warp-Felder zu erzeugen beziehungs zu lenken?' wunderte sich Suvan über die Kombination von Hauptreaktor und Antrieb.

Umgangssprachlich war das beim Warp-Antrieb und Warp-Kern auf Starfleet-Schiffen ebenfalls so, allerdings weil der Materie/Antimaterie-Fusionsreaktor hauptsächlich vom Warp- Antrieb genutzt wurde. Allerdings sprach niemand im Umkehrschluss von einem Materie/Antimaterie-Fusions-Antrieb. 'Seltsame Redensart', befand Suvan Talvert über Jarons Kommentar. 'Und dabei müsste ich ihn besser verstehen als sonst jemand an Bord von Mamori. Ich bin halber Vulkanier.'

   -- SB Mamori, Deck 1: Bereitschaftsraum des Kommandanten

Im Büro angekommen bot der Erste Offizier seinem romulanischen Gast einen Stuhl an und setzte sich hinter den Arbeitstisch des Commanders. "In wenigen Minuten werden Commander Lovek und Mister Krem hier sein. Ich gehe davon aus, dass Mister Krem den Commander dann umfassend informiert haben wird. Gibt es weitere Gründe für Ihr Hiersein, Colonel?" fragte Talvert, ohne dem Romulaner etwas zu Trinken anzubieten. Wahrscheinlich würde er eh ablehnen, aus Angst vergiftet zu werden.

Der Romulaner vom Tal'Shiar sah sich wieder um und gab auch wieder Worte von sich, die Talvert verwirren würde. "Nein, ich habe keine weitere Gründe für mein Hiersein." Er bezog sich auf dem Bereitschaftsraum. "Sie haben mich ja schießlich in Ihr Bereitschaftsbüro geführt. Wäre es der Hauptmaschinenraum, hätte ich sicherlich einen Grund."


--- SB Mamori, Deck 19: Lounge

"Es tut mir leid Sie zu stören, doch Commander Talvert möchte Sie beide sprechen", erklärte Jirri und blickte den Romulaner Lovek ohne Spur von Respekt in den Augen an.

Es war alles erledigt. Krem hatte seine Aussage gemacht und bekam später von Lovek das versprochene Latinum.

"Nein, Sie stören nicht. Wir sind gerade fertig geworden", sagte Lovek freundlich zu Jirri und ging zum Ausgang.

Der Ferengi-Frisör folgte dem Romulaner. "Sie müssen unbedingt meinen Laden besuchen. Ich habe da Kosmetika, die auch Ihre Frau interessieren würden. Welche Duftnote bevorzugt Ihre Gattin?"

Lovek antwortete bereitwillig: "Sie bevorzugt den Duft einer Fruchtart auf Romulus. Die Frucht nennen wir H'Rrotth."

"Davon habe ich schon gehört", sammelte Krem so nebenbei Kundeninformationen, und das nächste Opfer war Jirri. "Der Duft würde Ihnen auch gut stehen. Sobald Sie Ihren Dienst beendet haben, sollten Sie mich mal aufsuchen."

Jirri kniff angesichts von Loveks deutlicher Freundlichkeit die Augen zusammen. Sie traute dem Braten nicht. "Der Commander möchte auch Sie sprechen, Mr. Krem", erklärte Jirri auf dem Weg zum Turbolift, bevor der Ferengi sich dünne machen konnte. "Ich benötige kein weiteres Parfüm. Meines reicht mir durchaus", erklärte Jirri und betrat den Lift.

"Ich kann mir nicht vorstellen, was der Commander von mir möchte", stand auf Krems Stirn ein Fragezeichen. "Geht es um ein lukratives Geschäft?"

"Denken die Ferengis immer nur an Profit?" fragte Lovek den Ferengi und betrat ebenfalls den Turbolift.

Krem folgte dem Romulaner und antwortete: "Ich sage mal so. Latinum bedeutet Leben. Wer kein Latinum hat, lebt nicht. Das war schon das Motto von meinem Großvater."

"Das kann ich ihnen leider nicht sagen, Mr. Krem. Da müssen Sie Commander Talvert schon selber fragen", erklärte Jirri knapp, und kurz darauf erreichte der Lift die OPS.


--- SB Mamori, Deck 1: OPS

"Folgen Sie mir, bitte", sagte Jirri und geleitete Lovek und Krem zu Talverts Büro. Dort betätigte sie den Summer und als das 'Herein' von drinnen kam, führte Jirri den Romulaner und den Ferengie in Talverts Büro und machte sich selber daran, das Büro wieder zu verlassen. Lovek und Krem betraten den Bereitschaftsraum.

Der Ferengi hatte auch gleich eine Frage an Talvert. "Commander Talvert", hob Krem seinen rechten Zeigefinger. "Ich würde gerne mein Ladenlokal erweitern."

Da seine Sicherheit nicht mehr durch radikale Romulaner gefährdet war, störte ihn jetzt das Sicherheitslokal neben seinem Salon. "Ich würde gerne die Räumlichkeiten des Sicherheitslokales dazu mieten. Was verlangen Sie an Miete? Ich dachte da an zwei Streifen Latinum pro Monat."

"Mister Krem, von der Stationsbesatzung genutzte Räume sind nicht zu vermieten", antwortete Suvan Talvert mit diplomatischem Bedauern.

Abwechselnd blickte er Lovek, Jaron und Krem an. "Sie haben angedeutet, dass die Konferenz zwischen Vertretern des Sternenimperiums und der Föderation bedroht wird. Da Föderationsdiplomaten betroffen sind, möchte ich dieselben Informationen erfahren, die Commander Lovek erhalten hat", bat Talvert den Ferengi und die Romulaner.

"Ich habe damit nichts mehr zu tun," winkte Krem ab. Für ihm war das Kapitel abgeschlossen. Nun konnte er wieder ruhig schlafen.

"Ihre Diplomaten sind auf Romulus sicherer aufgehoben als auf Ihrer Starbase," antwortete Jaron arrogant.

"Ihre Regierung wird nur so viel erfahren, wie wir es für nötig halten", fügte Commander Lovek hinzu. "Das sind ja die Gründe, die die radikalen Rihannsu suchen, um einen Anschlag zu begründen. Die Föderation hat schon in der Vergangenheit zu viel Einfluss auf die romulanische Kultur genommen. Es gib viel Romulaner, die Angst haben vor Veränderungen."

Jaron legte eine böses Gesicht auf und sagte schroff: "Wir! Romulaner sind immer noch da und werden immer da sein." Mit diesen Worten wollte Jaron den Raum verlassen.

"Auf Romulus steht es Ihnen natürlich frei, jedwede Sicherheitsvorkehrungen nach bestem Wissen und Gewissen allein auszuführen", betonte Suvan seinen Respekt vor romulanischem Hoheitsgebiet. "Wenn Sie uns allerdings keine Informationen geben, um unsere Diplomaten zu zu schützen, können wir sie nur vor Schaden bewahren, indem wir die Konferenz absagen. Sie beide, Commander, Colonel, müssen jetzt für sich entscheiden, ob das im Interesse des Sternenimperiums ist."

Krem gestattete er zu gehen und verabschiedete sich: "Ihre mangelnde Hilfsbereitschaft empfinde ich als bedauerlich; ist aber Ihr gutes Recht. Guten Tag, Mister Krem."


--- SB Mamori, Deck 4: Krankenstation

Langsam kam Azara Pitho wieder zu Bewußtsein. Als erstes fiel ihr auf, dass sie nicht mehr im Würgegriff des Mannes war und dass sie auf einem Bett zu liegen schien. "Wo bin ich? Was ist passiert?" fragte sie verwirrt.

Das MHN registrierte, dass Azara erwacht war. "Wie es aussieht benötigt Sie keine Ruhe mehr. Sie können zur ihr", gestattete es den beiden Sicherheitsleuten und begleitete sie zu Pihtos Bio-Bett.

"Ich grüße Sie, Miss", meinte es zu seiner Patientin. "Ich bin Ihr Arzt, Sie befinden sich auf Mamoris Krankenstation. Meine Begleiter sind von der Stationssicherheit und haben ein paar Fragen an Sie."

"Ich bin Captain Anderson", stellte Charles sich vor und überließ Jakon Legan, für sich selbst zu sprechen. Tatsächlich waren die Geiselnehmer und das Mädchen mehr Legans Angelegenheit als seine, Anderson versprach sich mehr davon den Sarkassianern zuzuhören, als sich in das Gespräch einzuschalten.

"Auf der Krankenstation? Aber wieso?" fragte Azara, immer noch völlig verwirrt. "Captain. Was haben Sie für Fragen an mich?" fragte Azara neugierig und unsicher.

"Ganz ruhig", versuchte Jakon sie etwas zu beschwichtigen und trat näher an das Bett der jungen Frau heran. "Ich bin Jakon Legan", stellte er sich dann, vollkommen überflüssig, vor. "Es ist alles vorbei, Sie sind in Sicherheit, Azara. Können Sie mir ein wenig erzählen?" erkundigte er sich vorsichtig.

Auch wenn die Zeit drängte, er wollte Azara nicht drängen oder überfordern, hoffte sie würde von sich aus so viel berichten, wie es ihr gerade möglich war. 'Immerhin ist sie hier das Opfer.' "Ich meine", wurde Legan dann etwas genauer, "Was mit Ihnen passiert ist, nicht nur seit Sie hier auf Mamori angekommen sind, sondern auch davor?"

Trotz ihrer Unsicherheit blickte Azara Legan wachsam an. Sie zögerte, bevor sie anfing. Es schmerzte Azara, über die Verfehlung ihres Vaters zu sprechen, doch ihm konnte sie damit nicht mehr schaden. "Mein Vater hatte... hatte Probleme mit der Famossa. Er schuldete ihnen wohl Geld. Nachdem sie meine Schwester... getötet hatten, schickte mein Vater mich fort, hier hin. Er selbst wollte mit dem Rest der Familie den Planeten verlassen. Ich verstehe nicht, warum er in diese Wohnsiedlung gegangen ist", erzählte Azara stockend. "Dann bekam ich heute eine Nachricht von meinem Vater. Jetzt weiß ich, dass die Famossa dahintersteckte, doch zu diesm Zeitpunkt hoffte ich... hoffte ich, dass mein Vater der Explosion doch irgendwie entkommen war und machte mich auf den Weg in den Hangar. Da waren dann diese beiden Männer...", erzählte sie weiter.

Legan höre der jungen Frau aufmerksam zu, sie hatte eine schreckliche Zeit hinter sich. "Schon gut", versuchte er sie etwas zu beruhigen. "Es tut mir sehr leid, was Ihnen da geschehen ist, Azara. Und ich wünschte wirklich, ich könnte es Ihnen ersparen, davon reden zu müssen."

Die Sorge um die junge Frau war seiner Stimme an zu hören, rasch strich sich Legan durch die Haare. "Können Sie uns noch etwas sagen, Azara?" fragte er sie vorsichtig, wollte nicht zu viel von ihr verlangen, aber sie war ihre einzige Zeugin, es ging nicht anders.

"Noch mehr? Das ist eigentlich alles, was passiert ist. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch erzählen könnte", meinte Azara verwirrt.

"Bitte versuchen sie sich an Details zu erinnern", wandte sich nun Charles Anderson an die junge Frau. "Haben Ihre Entführer irgendwelche Namen oder Orte erwähnt, die mit ihnen in Verbindung stehen?"

"Ich versuche ja mich zu erinnern." rief Azara gequält auf. "Sie erwähnten meine Vater und meine Schwester. Aber mehr nicht", fügte sie hinzu.

"Schon gut", versuchte sie Legan etwas zu beruhigen und warf Anderson einen raschen Blick zu. Natürlich war es nötig einige Informationen von Azara zu bekommen, aber sie schien noch sehr durch einander zu sein. "Das glaube ich Ihnen, aber jede Kleinigkeit könnte hilfreich sein, damit ich Sie beschützen kann."

Als Legan in das gleiche Horn blies wie zuvor Anderson, stieß Azara einen derben sarkassianischen Fluch aus. "Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht mehr weiß", erkklärte sie. "Wie sollen sie mich bitte vor der Famossa schützen?" fragte sie spöttisch.

Legan ging auf ihren Wutanfall nicht ein, er konnte die junge Frau sehr gut verstehen, sie hatte viel erleiden müssen. "Nun, zum einen werden Sie hier auf der Station bleiben, hier werden Sie sicher sein, sehr viel sicherer als auf Sarkass jedenfalls", meinte der Polizeichef geduldig. "Und bitte verzeihen Sie, wenn ich Sie so gedrängt habe, aber Sie sind die einzige Zeugin, da kann es gut sein, das Sie etwas gehört oder sogar gesehen haben, was Ihnen zwar unwichtig erscheint, es für uns allerdings gar nicht ist."

Azara wollte schon erwidern, dass ihr die Sicherheit der Station bisher auch nichts gebracht hatte, doch sie verkniff es sich. "Ich weiß aber nicht mehr", erklärte sie wieder.


--- Sarkass, Klinik, OP

Davey Tavington operierte weiter, einen Patienten nach dem anderen. Alle zehn Minuten meldete sich ihr Kommunikator artig bei Sola. Nach jeder OP machte sie kurze Pausen, ruhte sich aus, aß und trank ein bisschen. Ebenfalls meldete sich die Ärztin persönlich bei dem Marine, wenn sie kurz verschnaufte.

Mittlerweile hatte sie festgestellt, dass einige Patienten mit Verletzungen einer bestimmten Intensität nicht behandelt wurden, sondern nur Betäubungsmittel bekamen. Sie brauchte den Fasa-Arzt darauf nicht anzusprechen, sie wusste auch so, dass diese Patienten kaum gerettet werden konnten. Wenigstens galt das für die Mittel dieses Krankenhauses. Wären sie auf Mamori, würde Davey nur jeden dritten Patienten unbehandelt lassen von denen, die nun aussortiert waren.

   -- Sarkass, Klinik, Caféteria

Matti stellte fest, dass es nicht so einfach war wie gedacht, einen Plan in das Chaos zu bringen, zumal die Pfleger, die ihm helfen konnten, weniger geworden waren, da sich die anderen weiter um die Patienten in der Cafeteria kümmern mussten. Außerdem war gerade noch ein Krankentransport eingetroffen.

Aber immerhin hatten sie jetzt schon mal die ganzen leichten Fälle auf eine Seite des Raumes verlegt. Jetzt konnten sie sich daran machen, die schweren und die mittleren Fälle zu sortieren. Immerhin nahm langsam das Durcheinander ab.


--- Sarkass, Bomben-Anschlagsort

John kam langsam zu dem Tisch zurück, in jeder Hand einen Stuhl, die er rechts und links von sich trug. Harris bekam gerade noch die letzten Worte des Sarkassianers mit, setzte die Stühle möglichst leise ab, sagte aber erst einmal nichts weiter dazu.

Vasu hatte genug, er rief seine Leute zusammen um die Daten zu sichten. "Zum Daten sammeln benutzen wir sonst nur Sonden, das hier ist eine Ausnahme und eine Gelegenheit gewesen."

Als die ersten beim Tisch entraffen, versuchte er die Daten auszuwerten, dabei fragte er sich noch mehr, was er hier eigentlich sollte. "Haben wir alles, oder braucht einer noch etwas Zeit?"

Mit mäßiger Geschwindigkeit kam Shay angeschlurft. Sie hatte geahnt, dass sie hier nicht gross von Nutzen würde sein können und ihre Vermutung hatte sich bestätigt. Und zudem war irgendetwas auf diesem Planeten, was bei ihr eine Art Heuschnupfen auslöste. Sie musste ständig nießen, ihre Augen tränten und waren gerötet. Demensprechend entnervt ließ sich Shay auf einen Stuhl fallen.

Kimon blickte von einem zum anderen Teilnehmer und entschied, dass sich der anbahnende Konflikt mehr oder weniger gelegt hatte. Also kehrte er ins Bistro zurück, wo er sich umgehend auf die Suche nach ein paar heilen Bechern machte.

Der Laden war hoffnungslos verdreckt; außer ein paar ungenauen Konturen konnte er unter der allgegenwärtigen Staub- und Schuttschicht nichts erkennen. Deshalb nahm er zwischendurch einen Lappen auf - es mochte auch ein Handtuch oder etwas anderes in der Art gewesen sein - und wischte den Schmutz so gut es ging beiseite. Es half nicht viel, aber bald hielt er hustend, aber triumphierend einen Becher in die Höhe. "Ich glaube, ich habe da etwas nützliches."

Mit einem Ärmel wischte er sich über das Gesicht und hoffte, so besser in der staubdurchtränkten Luft atmen zu können. Trotz aller Schwierigkeiten musste er lächeln - was würde Tariki sagen, wenn sie ihn hier so sehen könnte? Jetzt schon schmutzig, staubwischend und Dreck durchwühlend?

Marjan hatte inzwischen den Herd soweit es ging vom Dreck befreit und auf seine Tauglichkeit hin geprüft. Eine der Flammen funktionierte noch und würde vollkommen ausreichen um Wasser zu erhitzen, das setzte er jetzt in einem großen Topf auf die Platte und drehte sich bei Kimons Worten nach dem Mann um. "Fein!" meinte er, schon wieder etwas klarer im Kopf. "Und sehen Sie hier", mit diesen Worten hielt er triumphierend die Teedose in die Höhe und brachte sogar ein Lächeln zu Stande. "Ich glaube, nun steht dem Tee nichts mehr im Wege."

"Na, das bringt uns doch schon mal weiter." Kimon hatte das Gefühl, ausschließlich Staub zu atmen, als er sich noch einmal auf die Suche machte und weitere Becher fand. Einigen fehlten die Henkel oder das Dekor war abgesprungen, doch letztendlich fand er eine ausreichende Zahl verwendbarer Tassen. Unbeholfen machte er sich daran, sie mit Wasser zu reinigen - für solche Arbeiten war er bisher nun wirklich nie zuständig gewesen. Er brachte sie erst einmal auf einem ebenfalls frisch gesäuberten Brett unter - es war nicht erkennbar, ob es mal als Tablett, Schneidbrett oder Deko gedient hatte - und sah sich nach weiteren Zutaten um. "Zucker! Der Captain nimmt seinen Tee gesüßt zu sich, soweit ich das weiß. Haben Sie ein Süßungsmittel hier, das dem Tee zugesetzt werden kann? Viel Süßungsmittel?"

Wer war es eigentlich letzte Woche gewesen, der Vasus Tee als "weniger Tee als vielmehr eine gesättigte Lösung" bezeichnet hatte? Kimon grübelte.

Marjan hatte die Teedose geöffnet und schüttete nun einen Teil des Inhaltes in das sprundelnd kochende Wasser, den Topf zog er danach vom Feuer. "Süßungsmittel?" fragte er dann nach und wandte sich zu Kimon, seine Stirn war dabei leicht gerunzelt. "Früher", meinte er dann, "stand ein Schälchen auf dem Regal, das Sie gerade als Tablett nutzen", erklärte er mit einem betrübtem Lächeln.

Er sah sich um, entdeckte einige Scherben der kleinen Schale unter einen Häufchen Schutt, bückte sich und zog sie hervor. "Wir werden darauf leider verzichten müssen", sagte er leise und warf die Scherbe wütend beiseite.

Marjan schluckte, hatte plötzlich einen Kloß im Hals, so viel war hier geschehen, dann drehte er sich rasch wieder dem Topf zu, versuchte den Schmerz zu vertreiben. Die Fremden brauchten es nicht sehen, es ging sie nichts an.

Dann hatte er sich wieder gefangen, nahm einen Becher und benutzte ihn als Schöpfkelle, um den Tee in die Becher zu füllen. Dass einige Teekrümel in ihm herum schwammen, nun, damit würden die Fremden eben leben müssen. Hier war gerade eine Katastrophe geschehen, sie konnten keine Wunder erwarten.

Vasu besah sich die Daten seines Trupps auf SEINEM PADD, ein Netzwerk hatte auch was Gutes. Man konnte faul rumsitzen. "Wie es aussieht, haben wir alles?" Vasu sah sich nah seinem Tee um.

Jarreth wirkte etwas verwirrt, sah Vasu fragend an. "Verzeihen Sie, bitte, was genau werden Sie mit den Daten denn nun anfangen können? Ich hatte gehofft, Sie würden uns hier mit Ihren Leuten noch bei der Bergung der...", Jarreth schluckte, sprach dann aber tapfer weiter, "... der Toten helfen?"

Harris schwieg, er hatte keine weiteren Befehle von Vasu erhalten, und sich ungefragt einmischen würde bei dem Commander keinen guten Eindruck erwecken.

"Der Tod ist etwas sehr Kulturelles, ich denke es ist besser, wenn sie konventionell geborgen werden. Aber wenn Sie es wünschen, können wir auch versuchen sie direkt aus den Trümmern heraus beamen. Aber ich gebe zu bedenken, dass das als sehr unpersönlich gewertet werden könnte. - Was die Daten betrifft. Vielleicht gelingt es uns, einen Bombendetektor für den verwendeten Typ zu entwickeln. Aber Sie können sich ja bestimmt denken, was die Terroristen dann tun werden."

Jarreth überlegte eine Weile, ließ sich die die Worte des Offiziers durch den Kopf gehen. An allem, was der gesagt hatte, war durchaus etwas Wahres. Er atmetet tief durch. "Was unsere Toten anbelangt, da stimme ich Ihnen zu. Es ist besser, sie auf unsere Art zu bergen, was aber den Bombendetektor angeht, nun, das sehe ich dann doch etwas anders." Jarreth machte eine kurze Pause, sah sich rasch nach dem Wirt um, von dem war aber noch keine Spur zu erkennen. Dann ergriff er erneut das Wort. "Wenn Sie uns da helfen könnten, wäre es für eine Weile eine sehr große Hilfe. Denn dass es nur eine begrenzte Zeit sein wird, das versteht sich von selbst. Schließlich sind diese Subjekte nicht dumm, sie werden sich etwas anderes überlegen, da gibt keine zwei Meinungen."

Vasu legte das PADD zur Seite und wandte sich nun ganz Jarreth zu. "Wir bräuchten noch Ihre Daten, dass würde vieles erleichtern. Halt alles, über die Terroristen. Ihre bisherige Vorgehensweise, Art und Funktionsweise der bisher verwendeten Bomben. Na halt alles, was sich so im Laufe der Jahre an Spuren ansammelt."

Dass Marjan nicht einfach über die kaputte Schale hinweg ging, blieb Kimon keinesfalls verborgen. Zu plötzlich wandte er sich davon ab, zu deutlich war seine Geste, wie er die Scherbe wegwarf, der Unterton in der Stimme tat sein Übriges. Er bückte sich, hob eine der Scherben wieder auf und wischte sie notdürftig sauber. "Nun, dann muss der Captain seinen Tee eben ungesüßt trinken. Er wird es ertragen. Es ist eine Eigenart der Leute in der Föderation, Schwierigkeiten zu meistern und optimistisch zu bleiben. Auch, wenn es aussichtslos scheint. Man hat Ihrer Welt Hilfen zugesichert. Ich bin sicher, dass ich erleben werde, wie dieses Bistro aus dem Schutt wieder aufersteht."

Damit nahm er sein Tablett auf und trug es vorsichtig nach draußen, um den Tee unter den versammelten Leuten zu verteilen.

Während er die Tassen abstellte, wandte er sich an Vasu. "Ich muss leider sagen, dass derzeit kein Zucker verfügbar ist." Und leiser fügte er hinzu: "Wie ist der Stand der Dinge? Haben Sie Informationen sammeln können?"

"Kein Zucker? Schade, aber es wird auch so gehen. Auch wenn Sie mir mal eben schnell welchen aus dem Shuttle hätten holen können." Vasu grinste dabei breit. "Was die Daten angeht, ist die Ausbeute bisher wie erwartet. Ich warte noch auf die Daten der hiesigen Behörden, um mehr sagen zu können."


--- Sarkass, Klinik, Caféteria

Nach längerem Hin und Her hatte sich das System der Sarkassianer als doch nicht so chaotisch herausgestellt, wie es im ersten Augenblick auf Sola gewirkt hatte. Außerdem war kurz nach Eintreffen der neuen Verletzten auch eine größere Gruppe Helfer eingetroffen. Sola nahm an, dass es sich dabei um sarkassianisches Militär handeln musste oder irgendeine Art Katastrophendienst, denn sie trugen alle einheitliche Uniformen.

Also besann sich Sola wieder auf sein altes Fachgebiet und zog ein PADD aus der Hosentasche und suchte sich einen der Verletzten heraus. Der Mann war ihm vorhin schon aufgefallen. Dieser hatte eine Art Uniform angehabt.

Schließlich fand er den Mann, der beide Hände in dicken Verbänden hatte. "Guten Tag, dürfte ich Ihnen einige Fragen stellen? Wie heißen Sie und was haben Sie für einen Beruf, wenn ich Sie das fragen darf?"

"Ich... mein Name ist Senidoff... ich bin Ingenieur am Space Port...", stammelte der Sarkassianer erschöpft. Er konnte Matti Sola vom Aussehen der Spezies und der Uniform nicht zuordnen, aber das war Senidoff in seiner Situation reichlich egal.

"Angenehm, Sie kennen zu lernen, Mr. Senidoff! Als erstes wünsche ich Ihnen gute Besserung! An was können Sie sich noch erinnern? Waren Sie bei der Arbeit, auf dem Weg zur Arbeit oder kamen Sie von der Arbeit, als sich die Explosion ereignete?" Matti ging es langsam an. Er wollte den Mann nicht überfordern.

"Danke, Sir", meinte Senidoff zum Genesungswunsch. Die Frage beantwortete er grübelnd: "Ich... ich habe Pause gemacht..." Er saß zwar schon ein paar Stunden hier und wartete auf seine weitere Behandlung, aber nichtsdestotrotz war er Senidoff noch etwas durcheinander.

"Danke, Mr. Senidoff! Können Sie sich an irgendetwas Ungewöhnliches - bevor Sie in die Pause gegangen sind - erinnern? Möchten Sie eventuell etwas trinken?"

"Nein, nein... ich möchte nichts... danke", murmelte Sendioff grübelnd. "Da war... da war ein Neuer... er hat an einem Bogen- Scanner gearbeitet...", sprach er seine erinnerten Beobachtungen aus, wie sie ihm einfielen. Bogen-Scanner waren am Raumhafen aufgestellt um nach Substanzen zu suchen, die auf Flügen für Passagiere verboten waren. "Und da war eine echt abscheuliche Tra, mit sauber getrimmten Pelz..", erinnerte er sich abschweifend und schüttelte sich vor Ekel, da "sauber getrimmt" die pure Ironie war.

Matti zog die Augenbraue hoch. Ihm war der ironische Unterton nicht entgangen; aber er ging nicht weiter darauf ein. "Was hat der Neue an dem Bogen-Scanner denn für Arbeiten erledigt, hat er ihn gewartet oder sonst irgend etwas damit gemacht, das ungewöhnlich war?" Matti kam da ein Verdacht. Was wäre, wenn die Bombenleger sich als Wartungstechniker ausgegeben hatten?
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