Mission 3: Attacke der Freibeuter

Starbase Mamori - Die Chronik
April 2007, Teil 2: Gesamt 87 Züge
Spielzeit: 3. Juli 2380, ca. 8:30 Uhr
Sternzeit: 57.506,4

Kapitel 43: Offiziere, Piraten und rennende Katzen

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--- SB Mamori, Sicherheitszentrale

[Letzter Zug aus voriger Chronik:]
> "Sir", trat Qual vor Anderson. "Darf ich der Befragung der Piraten
> bis zum Beginn der Sicherheitsübung beiwohnen?"
>
> "Dagegen habe ich nichts einzuwenden", sagte Anderson.
> "Ok, Ensign, nehmen Sie Wong mit. Ich werden zwischendurch
> nachschauen, wie es läuft", entließ er Coneja und Wong zu ihrer
> Aufgabe.
> "Der Rest, abrücken zum Holodeck."

Estrella Coneja lud die spärlichen Daten über die Gefangenen auf einen Monitor und zeigte sie Qual und Lee Wong. Die übrigen Sicherheitler taten wie geheißen und rückten ab.

"Und, wisst Ihr noch etwas über einen von denen?" fragte Estrella ihre Kollegen. "Lee, weißt Du noch etwas über den Andorianer, den Du gestern hier angeschleppt hast? Und Qual, haben Sie vielleicht etwas auf dem Promenadendeck von denen gesehen?"

"Petty Officer Coneja", betonte Qual den Rang Conejas, weil sie ihn nicht mit dem Offiziersrang ansprach. "Ich habe auf dem Promenadendeck nur einen Klingonen und eine Cardassianerin gesehen. Meinen Bericht finden Sie im Logbuch."

"Ja, Sir", unterdrückte Estrella einen leisen Seufzer - das war nicht die Hilfe, die sie erhofft hatte.

Lee Wong blätterte derweil durch die Infos. "Ja, diesen Andorianer hat gestern der Klingonenchef mit auf sein Schiff geschleust - und später ausgeliefert. Er hat ein Crewmitglied misshandelt. Viqi Alidar, soweit ich weiß."

Estrella nickte schluckend und holte aus dem Waffenschrank einen Phaser. "Ensign Qual, sollen wir mit dem Klingonen anfangen? War es dieser oder dieser hier?" Sie deutete auf die Bilder auf dem PADD. "Mein Vorschlag wäre, dass Sie außerhalb der Zelle bleiben, mit gezücktem Phaser - nur für alle Fälle, während Lee und ich unbewaffnet in die Zelle gehen und sie befragen." Mit einem fragenden Blick hielt sie Qual die Waffe hin. Lee nickte und wartete auf Quals Reaktion.

Qual brauchte nicht auf dem PADD zu schauen. Er wusste, dass der Klingone, der in Begleitung der Cardassianerin gewesen war, nicht in der Zelle saß. "Weder noch", antwortete er und auf ihren Vorschlag reagierte Qual: "Ich habe nichts dagegen, dass Sie die Gefangenen befragen. Aber das machen Sie besser nicht in der Zelle, Petty Officer, sondern außerhalb bei aktiviertem Kraftfeld. Ich möchte nicht, dass noch eine weitere Person als Geisel genommen wird."


--- SB Mamori, Quartier Bhang

"Simbutinbutich? Was für ne Sprache soll das sein?" fragte Ra, während er das kleine 2D-Männchen vom linken Bildrand auf die Figur von Bhang jagte.

"Ich glaub japanisch, aber der Typ nuschelt so", erklärte Bhang und ließ seine Figur Blitze schleudern, sodass Ra's bis auf die Knochen aufblitzte und sogleich von einem "K.O." verdeckt wurde.

Zähne knirschend warf der schwarze Panther zum wiederholten Mal den Controller hin. "Ke'n wunder, dass du so gut bist. Das Vieh sieht ja auch so aus wie du: grün, klein und nur wesentlich hübscher als du!"

"Blanker Neid!" erwiderte der Orioner und erhob sich vom Boden. "Sag, was wollen wir heute machen? Schon eine Planung?"

"Japp, das gleiche wie gestern." "Also wie immer." "Japp, Weltherrschaft." "Weltherrschaft.", bestätigt Bhang wie fast jeden Tag und griff noch seine Kamera, bevor beide das Quartier verließen.


--- SB Mamori, Quartier Sheena Machho

Nicht zu fassen, warum konnte sie bloß nicht mehr schlafen? Es war viiiieeeel zu früh um aufzustehen, aber warum musste dieses verdammte Bett so unbequem sein? Unglaublich, und das auf einer hochmodernen niegelnagelneuen Raumstation, da sollte man doch meinen, dass es hier komfortabel zuging...

Entnervt rappelte Sheena sich hoch und tapste müde ins Bad, fein säuberlich den Gedanken vermeidend, dass sie an neuen Orten nie gut schlafen konnte - so lange, bis sie sich eingelebt hatte. Das konnte schließlich nicht sein, was für ein Quatsch.

Eine kurze Schalldusche später musterte sie den Inhalt ihres frisch einräumten Kleiderschrankes - ein Schrank voll nichts anzuziehen, wie immer. Sie griff nach einer pink-schwarz-grau-karierten Bermuda und kombinierte dazu ein bauchfreies schwarzes T-Shirt mit einem wilden Totenkopf. Ihr entzückend glitzerndes Bauchnabelpiercing brachte das gut zur Geltung, und auch ein Stückchen des Schlangen-Tatoos, das sich um einen seitlichen Trillpunkte-Strang ringelte, war zu erkennen. Dazu kombinierte sie die gleichen bequemen Treter wie gestern und stiefelte los. Erstmal Frühstück fassen im Replimat.


--- IKS Tik Tah, Friseurzimmer

[Letzter Zug aus voriger Chronik:]
> Galep verging das Scherzen - der Gnom hatte einen wunden Punkt
> getroffen.
> "Pass auf was Du das sagst, Gnom - sonst brauchst Du einen
> Knochenflicker UND einen Schönheitsklempner!" drohte sie ihm und
> schlug ihm dabei knallhart in den Unterleib.
> Mit einem Seitenblick zu Nortan sorgte sie für Handlungsfreiheit.

"Au", jammerte Qual darauf und sah Nortan an. "Darf die das? Mich schlagen?"

Nortan gab Galep in dem Fall sehr viel Handlungsspielraum. Krem war ja ein Gefangener und ein Ferengi dazu. "Da Sie es gemacht hat und ich es nicht verhindert habe, darf Sie das auch", bestätigte Nortan.

Unter seinen Sohlen spürte er, dass Mentak das Schiff weiter beschleunigen ließ. 'Bald werden wir hoffentlich zu unserem restlichen Latinum kommen - das Ganze dauert schon wieder zu lange', dachte er sich so.

Zwei Doofe, ein Gedanke. Krem dauerte der Aufenthalte auf dem Piraten- schiff schon viel zu lange. Er legte auch gleich bei Galeps Haaren los. "Ihre Haarspitzen haben Spliss und sind so dick wie Nudeln", sagte Krem zu Galep, als er den ersten Schnitt an ihre Haare machte. "Sie sollten Ihre Haare öfter mit Kamille und Eigelb waschen. Das macht Ihre Haare geschmeidig. Ist das Ihre natürliche Haarfarbe oder waren Sie mal als Kind irgendwo mit dem Kopf stecken geblieben?"

Galep funkelte den Ferengi über den Spiegel böse an. "Ich pflege wöchentlich mein Haar mit frisch gefiltertem Blut oder Maschinenöl!" beschwerte sie sich. Galep mochte zwar zahnlos und schon etwas ergraut sein, aber ungepflegt Sah sie eigentlich nie so richtig aus. Dass Teile ihres Haares bei diversen Kämpfen verloren gingen war für sie selbstverständlich.

Nortan schaute dem Schauspiel genüsslich zu, Galep würde schon dem Ferengi die Zunge kürzen, wenn er zu frech würde. Gedanken machte er sich eher darüber, dass man die Handelspartner noch nicht geortet hatte oder sie sich gemeldet hatten. Aus der Langeweile heraus instruierte er Mentak, dass das Schiff auf vollen Warp gehen sollte, damit man die Koordinaten noch vor der nächsten Mahlzeit erreichen würde.

'Maschinenöl', dachte sich Krem sein Teil. 'Dementsprechend sieht das Haar auch aus.' "Um auf meinen Vorschlag von vorhin zurückzukommen", sprach Krem Nortan an, während er Galeps Skalp bearbeitete. "Wie ich schon erwähnte, sind wir hier in einem politisch unstabilen Raumsektor. Die Sarkassianer und Minorytaner bekriegen sich schon seit Jahrzehnten, wenn nicht schon seit Jahrhunderten. Waffengeschäfte sind hier sehr profitabel. Und ich kenne da zufällig jemanden, der Waffen in ausreichenden Mengen besorgen kann. Nur das Dilemma ist, er hat kein Raumschiff mit Tarnvorrichtung und würde ungern von der Sternenflotte erwischt werden. Da kommen Sie ins Spiel. Sie mit Ihrem D7-Kreuzer mit Tarnvorrichtung. Mit so einer guten Tarnvorrichtung, wo selbst ein HighTech-Sternenflotten- Scanner keine Chance hat Ihr Schiff aufzuspüren. Was halten Sie von meiner Idee? Sie ist kostenlos. Ich verlange nur, dass ich mit diesem Waffenhändler verhandeln darf und dass ich keine weiteren Erniedrigungen von Ihnen ertragen muss." Krem drückte Galeps Kopf nach unten, um ihr die Nackenhaare zu kürzen.

Nortan wusste, dass der Ferengie noch etwas auf der Zunge liegen hatte, das er früher oder später ausspucken musste. "Das dachte ich mir schon anhand des Funkverkehres und der neu errichteten Station der Föderation. Sichere Waffentransporte klingen immer gut, solange der Preis zu unseren Gunsten ausfällt", äußerte er sich gesprächsbereit.

"Da können Sie sich schon mal große Hoffnungen machen", war Krem überzeugt. "Ohne Ihr Schiff mit Tarnvorrichtung ist es schwerer Waffen zu schmuggeln. Bei der Verhandlung werde ich mit 80 Prozent Gewinnbeteiligung für Sie beginnen. - Soll ich die Haare noch mehr kürzen?" fragte er Galep, sah aber zu Nortan.

Galep hielt sich im Moment zurück mit ihren Sprüchen, da der Ferengi endlich was Interessantes sprach und nach der Schlappe auf Mamori konnten sie profitable Geschäfte gut gebrauchen, auch wegen der Moral.

Zudem war sie ganz zufrieden mit dem, was der Ferengi aus ihren zerfransten Haaren machte. Er hatte sogar das Blut einer Echsenspezies heraus bekommen, das sich fast wie Säure in das Haar gebrannt hatte. "Ein wenig könnte man es noch kürzen - wie sieht das mit Tönen aus, damit das Kriegsgrau auch noch verschwindet?" wollte sie wissen.

Nortan war mit sich zufrieden, nun wurde der Ferengi wirklich hoch interessant. Was für ein Glück, dass sie ihn als Geisel genommen hatten und nicht wie geplant vor Ort ermordet hatten. "Erzähl mehr, Friseur - so langsam wird es wirklich interessant. In welchen Geschäftsdimensionen würden wir uns denn bewegen?" forderte er Krem zum Weitersprechen auf.

Aus Sicherheitsgründen ließ er alles visuell und akustisch aufzeichnen, um Beweise in der Hand zu haben, falls der Ferengi anfing zu bescheißen.

Krem ließ Nortan mit weiteren Details zum Geschäft etwas zappeln, um dessen Interesse weiter zu steigern. "Was halten Sie von einem Haar, das seine Farbe ständig ändert?" fragte Krem Galep.

Galep fand immer mehr Gefallen an der Arbeit des Ferengi. "Soviel Schnickschnack lenkt nur vom Wesentlichen ab. Einfach schwarz färben und diabolisch rote Schattierungen rein", erklärte sie ganz lapidar.

Zu Nortan meinte Krem: "Kommt darauf an, wie viele und welche Waffen benötigt werden und was der Abnehmer der Waffen bereit ist dafür zu bezahlen. Es kann sich in der Größenordnung von 5.000 Barren Latinum bewegen, umgerechnet etwa 100 Millionen Federation-Credits, und das nur für eine Lieferung. Sie kennen sicherlich den Marktwert für Quantentorpedos und Tri-Cobalttorpedos. Die bekommen Sie nicht an jeder Ecke der Galaxis. Es sei denn Sie entern einen Sternenflotten-Kreuzer oder haben so Ihre gewissen Beziehungen zu verschiedenen Organisationen."

Das Geschäftliche war für Galep im Moment nur drittrangig bis die Zahlen ins Spiel kamen. Da fing sie an mit ihrem Anteil Neuanschaffungen zu planen, vor allem was die Kampfmontur anging, die neuen Haare sollten schließlich in Szene gesetzt werden. Dass Galep dem Ferengi noch keinen Finger abgeschnitten hatte zeugte für Nortan dafür, dass Sie mit der Arbeit zufrieden war.

Der Ferengi brachte die Details häppchenweise ins Spiel und war der Meinung, er könne seine Lordschaft Nortan so unter Kontrolle halten. Nortan ließ den kleingeistigen Gnom in seinem Glauben und hörte weiter aufmerksam zu. "Das wäre nicht der erste Kreuzer, der von uns Besuch bekäme", meinte er nur dazu.


--- SB Mamori, Promenadendeck

Ganz gemächlich wie normale Menschen gingen die beiden Halbstarken über das Promenadendeck, und betrachteten die sich immer mehr füllenden Schaufenster. "Da vorne der Friseur hat zu. Wahrscheinlich mit der Klinge mal abgerutscht und der Kunde hat sich beschwert", scherzte Ra und drehte sich gerade einem weiblichen Hintern hinterher.

"Sag mal, du liest keine Zeitung, oder?" fragte Bhang, mal wieder als Klugscheißer.

Gewohnt gereizt und bissig antwortete Ra bewusst viel zu laut für so einen Satz: "Nee, ich hack mich nicht immer in den Bordcomputer und spionier den bordinternen Nachrichtenverkehr aus!"

"Leiser du, Arsch. Da ist gestern einer gestorben."

"Meinst du ich hab den aufgeweckt?"

"Nein, ehrlich. Von Piraten abgestochen. Der Kerl war keinen Tag auf der Station, da wird er schon abgemurkst.", berichtete der zu gut informierte Orioner. Natürlich war sein "Nachrichtensender" wesentlich umfangreicher als das Memoboard der Station.

Ra war überrascht. "Piraten. So richtig echte mit Augenklappe?" "Ja und, nem Papagei auf der Schulter, samt Holzbein." "Weißt du warum so viele Piraten Hakenhände hatten?" "Nee. Warum?" "Vom Händeschütteln mit anderen Hakenhänden", scherzte Ra unsensibel wie immer, während sie immer weiter gingen und an einer Bank stehen blieben.

Anstatt sich zu setzen, machten sich beide daran möglichst lässig herum zu lungern und sich gleichzeitig ein wenig zu dehnen.

   -- SB Mamori Promenadendeck, Plattenladen RAMONA

"Als wenn ich es nicht gestern gesagt hätte", sagte der Trill zu sich selbst, als er hinter der Musikbox hervorsah. "Jetzt lungern wirklich schon die Jugendlichen vor dem Laden rum und wir haben noch nicht einmal geöffnet."

Erneut kribbelten die Fingerspitzen wegen einer Entladung. Fluchend leckte sich der Trill die heißen Finger. Warum musste er auch immer veraltete Technik anbringen wollen? Einen echten Plattenspieler! Jukebox nannte man es, und betrieben wurde es mit Geldstücken. Floyd hatte diese mit Neonröhren besetzten Automaten aber schon längst auf Dauerbetrieb umgestellt. Und entgegen der Erwartung war das Gerät nicht einmal hundert Jahre alt. Trotzdem schön und nicht häufig, aber auch nicht selten, sonst würde es nicht den Laden verschönern.

--- SB Mamori Promenadendeck, Replimat

Petty Officer 1st Class Chanvi Paerha saß im Replimaten und genoss einen Eisbecher. Gestern war ein sehr arbeitsintensiver Tag gewesen. Erst der Wirt vom 'Hot Spot' mit seinem Schlaganfall, dann der Erste Offizier mit seiner unheimlichen Neuroinfektion, die fortschrittlichste Medizin wohl über Jahre nicht erkannt hatte. 'Es gibt halt immernoch viel zu lernen', meinte die Andorianerin optimistisch. Sie fand es tröstlich, dass für jedes gelöste Rätsel des Universums zwei andere Phänomene aufzutauchen schienen, auf die sich neugierige Forscher stürzen konnten. Das war das Wunderbare am Universum, man konnte sich bemühen soviel man wollte, man würde es nie in seiner Gesamtheit begreifen, nie beherrschen können, so wie man Materie mit Transportern manipulieren konnte. 'Es sei denn man wird ein Q. Wo hört wohl deren Wissen auf? Am Ursprung aller Materie?' fragte sich Paerha mit einem mulmigen Gefühl.

Irgendwie war sie froh im Replimat mit einem Strohhalm in einem Eisbecher zu sitzen, und nicht darauf achten zu müssen, dass keine Galaxien kollodierten. 'Alberne, esoterische Science Fiction.' tadelte sie sich.

   -- SB Mamori, Promenadendeck

Die beiden exotischen Jungs, ein Orioner und ein Caitianer, waren nicht zu übersehen. "n' Morgen", grüsste Sheena sie im Vorübergehen, als sie gewahr wurde, dass die beiden vor dem Plattenladen herumlungerte. "Wartet Ihr darauf, dass wir öffnen?"

"Öffnen?" frage Bhang, der nur die Beine und den Ansatz der Bermudas sah. "Ich dachte, das ist erst heute Abend?"

Ein Mensch wie Bhang, der nie ohne Musik aus dem Haus ging, suchte das 'Schwarze Brett' der Station ständig nach musikalischen Neuheiten ab. Ein 'Plattenladen' war da ein wie ein 36er im interferengischen Lotto und unübersehbar. Aber noch bevor der Grüne seine Überinformiertheit ausnutzen konnte um die eindeutig weiblichen Beine genauer zu untersuchen, drückte eine schwarze pelzige Hand gegen die Brust des Grünlings und drängte den Rest des glatten schwarzen Felles in den Vordergrund.

"Warten? Nur auf Gelegenheiten!" grinsten die scharfen Eckzähne. "Und offen sein, ist doch was feines. Was machst du denn für mich und meinen Kumpel auf?" fragte Ra so scharf wie seine Eckzähne.

Der Caitianer war wesentlich schneller als der Orioner gewesen und mit seinen Blicken bereits von der Mitte nach oben, nach unten, wieder nach weiter oben, dann ganz nach unten und schließlich ganz oben an der Nasenspitze gelandet. Ra erinnerte sich an ein Buch, dass ihm - wie alle anderen Bücher auch - aufgetragen wurde zu lesen, und an das was auf den wenigen und wenig gelesenen Seiten stand. Innerlich rezitierte er, was er um ehrlich zu sein jedes mal tat, wenn er eine Frau ansprach. 'Und er sah, dass es gut war.' Etwas exotisch, aber wilder als ein Tier konnte sie nicht sein.

Sheena schmunzelte und musterte ihrerseits den schwarz behaarten Jüngling. Ihr Blick blieb an seinen Eckzähnen hängen. "Den Plattenladen", erwiderte sie kurz und nickte mit ihrem Kopf in Richtung des Schaufensters. Erwartungsvoll lächelte sie ihm zu.

"Plattenladen? Da hohl ich doch gleich mein Gramorphon raus."

"Grammophon.", berichtigte Bhang von hinten in unmerklicher Lautstärke.

"Du bist die Besitzerin dieses Ladens? Jung, dynamisch, erfolreich! Genauso wie ich!"
Wenn Ra einmal diesen Satz sagte, folgte immer dasselbe Geprahle. "Vor dir steht der schnellste, ja der Rekordhalter, des Parkour de Cimentiére de Pére Lachaise und des La Défense!" sagte Ra stolz und selbstverliebt. Seine Brust wölbte sich geradezu nach vorne. "Eigentlich sollte ich ein goldenes Fell haben, so gut bin ich!"

Ohne Ton hatte Bhang seinem Freund nachgesprochen. Das mit dem goldenen Fell fand Bhang einfach nur zu peinlich. Und vor jemanden zu protzen, der sicherlich kein Wort verstand, baute darauf auf, dass dieser beeindruckt tat und staunte über etwas, was er nicht verstand. Zu oft hatte das geklappt, aber eine Frau, die in Boxershorts und Springern, mit Tattoos und Piercings aus dem Haus ging, würde sich nicht so leicht beeindrucken lassen.

"Schon mal so einem Star wie mir begegnet?" fragte Ra, der immer noch stereotyp wie ein angeborenes Beuteschema, strahlend und prahlend vor Sheena stand.

Sheenas Grinsen wandelte sich in ein Kichern und schließlich lachte sie aus vollem Halse. "Der Star in was?" lachte sie. "Soll das heißen, man muss Dich kennen? Nun, wenn Du ein Star-Musiker wärst, dann würde ich Dich kennen. Worin bist Du Rekordhalter? Ist das ein Sport? Ein Spiel oder was?"

Sie hörte auf zu lachen, musterte Ra aber immer noch amüsiert. Ein solches Eigenlob hatte sie noch nie gehört, in vollem Brustton der Überzeugung. Er sollte ein goldenes Fell haben? Nun, dafür musste er erst mal was vorführen. Mal gucken, ob das in irgendeiner Art und Weise beeindruckend war. Gefahr ihn anzuhimmeln lief sie jedenfalls nicht. Zum einen war er dafür viel zu jung - jünger als sie selbst! Zum anderen war das noch nie ihr Ding gewesen, selbst nicht bei den größten Musikstars. Dem einen oder anderen war sie auch schon live, hinter der Kulissen, persönlich begegnet. Und alle hatten sich als ganz normale Personen herausgestellt - genau, wie sie erwartet hatte. Also da war sie ganz locker, da hätte Alonsee Allen persönlich auftauchen können - sie würde ihn betrachten und behandeln wie jeden anderen auch.

Kurz streifte ihr Blick nun auch den jungen Orioner, der sich so vernünftig zurückhaltend verhielt. Immerhin hatte der schon mal was von Grammophonen gehört.

Auffordernd verschränkte sie die Arme vor der Brust und forderte Ra auf: "Na, dann zeig doch mal was Du kannst", und grinste.

"Sport?! SPIEL?!" sagte Ra mit empörter fast wütender Stimme. "Was soll hier ein 'Spiel' sein? Eine Einstellung. Eine Lebensart. Eine Lebensaufgabe! Ein Weg der Erleuchtung!"

Der schwarze Kater drehte sich weg, murmelte etwas und sah dann Bhang an.

Dieser erwiderte ohne wörtlich gefragt zu werden. "Nein! Nicht das schon wieder!"

"Doch Bhang, nur dieses eine mal."

"Das ist es immer!!" Und trotzdem ging Bhang einige Schritte und beugte vorn über.

Ra nahm einen kurzen Anlauf, setzte seinen rechten Fuß mit einem großen Schritt auf den Rücken seines grünen Freundes und sprang katapultiert an das Geländer der zweiten Etage. Nur den Bruchteil einer Sekunde berührten dabei die Füße das Geländer um etwas Schwung zu sammeln, sodass sie über dem Kopf als Ende eines gestreckten Handstandes standen und ebenso gestreckt den Körper des Caitiners auf den Boden der zweiten Etage gleiten ließ und somit aus dem Blickfeld seiner bodenständigen Betrachter. Kaum genügend Zeit um sich wieder aufzurappeln später, sprang Ra mit angewinkelten Beinen rotierend um seine in die Horizontale gebrachte Körperachse über das Geländer und kreisend auf den Boden zu. Zweieinhalb Drehungen später hockte Ra mit gespreizten Beinen, einer Hand am Boden und einer vom Körper weggestreckt. Er sah auf, fragend. "Und, genügend gesehen?"

Überrascht verfolgte Sheena den schwarzen Kater mit Blicken, so gut sie konnte. "Cool", sagte sie schließlich, als er geendet hatte, und klatsche. "Also Artisten". Bhang fasste sie mit unter diese Bezeichnung, so wie er Ra geholfen hatte, tat er das nicht zum ersten Mal. Sie grinste frech, davon ausgehend, dass Ra auch diese Bezeichnung nicht gefallen würde.

Ra war außer sich, während Bhang sich wieder seiner leichten Aufwärmung zu wendete. "Artisten!? Glaubst du, dass ist ein Zirkus?" fragte Ra, der sich mittlerweile wieder auftürmte.

Bhang erbrachte nun seinen ersten vollständigen Satz mit der klaren Absicht, trotzdem nicht aufzufallen. "Stimmt. Den Kerl hab ich im Zoo gefunden"

Sheena grinste amüsiert.

Ra drehte sich um und zeigte seinem Kumpel den 'Finger'. "Eine echt große Hilfe, Brokkoli. Die Frau verarscht uns und du haust noch einen drauf. Echt klasse, Alter."

Sheena war schon fast aus den kurzlebigen Gedanken von Ra verbannt, aber solange er noch sauer auf sie war, musste er die Sache noch klarstellen. "Also zum letzten Mal. Wir sind Traceure. Wir gehen wohin wir wollen und wie wir wollen. Immer gerade durch und immer zu Fuß. Und wissen Sie was, ich geh jetzt da lang." Der gestreckte pelzige Arm deutete knapp an Sheenas Gesicht vorbei, zum äußeren Rand des Promenadendecks.

"Lass Dich nicht aufhalten", murmelte Sheena schmunzelnd.

Als Ra davon stampfte, folgte Bhang leise und langsam. Im Vorbeigehen an Sheena sagte er noch.: "Tut mir leid, aber ich hatte heut' vergessen sein Katzenklo zu reinigen."

Der Orioner wollte sich gut stellen mit der Chefin, denn schließlich hatte er vor, heute Abend zur offiziellen Eröffnung des Plattenlanden "RAMONA" zu erscheinen.

Die Trill lachte auf und winkte ihm grüßend zu. Dann wandte sie sich zum Replimat. Zurück zum ursprünglichen Plan - Frühstück fassen.


--- SB Mamori, OPS

[Letzter Zug aus voriger Chronik:]
> "Ja... danke... Mister Kuran...", antwortete Suvan etwas irritiert über die
> Wortwahl des Taktischen Offiziers. "Ich bin wieder gesund, und habe meine Erkrankung
> auch nicht übertragen", erklärte Talvert dem Jem'Hadar. Er nickte zur Tür zu
> Commander Vasus Büro und fragte Rem: "Ist der Commander dort drin?"

"Ja", antwortete Rem knapp. Die Sonden hatten immer noch nichts gefunden. Dafür kamen Danksagungen von den beiden Nachbarplaneten. Diplomatische Standardsätze, die an den Kommandanten weitergeleitet wurden und mit Standardsätzen beantwortet werden würden. Beide Planeten luden außerdem die Botschafter ein, was verständlicherweise von beiden kalkuliert und als Beliebtheitstest ausgenutzt wurde. Rem war froh sich nicht um dieses Problem kümmern zu müssen. Diplomatie war keine Stärke des kalten, wortkargen Jem'Hadar.

Neben den diplomatischen Nachrichten waren gehäufte Anfragen eines planetaren Senders gekommen. Ein Nabo Nabit wollte ein Interview mit dem Kommandaten Vasu. Sie wollten Auskunft über die für die Planeten unerklärbaren Phänomene unweit der Station und über die Übergriffe der grobschlächtigen Sarkassianer. Rem ignorierte auch die zehnte Anfrage und übermittelte nicht einmal eine Notiz an Vasu.

"Danke, Commander Kuran", erwiderte Suvan Talvert dem Jem'Hadar. Dann begab er sich ein paar Minuten in Commander Vasus Büro und besprach das Tagesgeschäft mit dem Stationskommandanten.

Da die Taktik die Kommunikation übernommen hatte, schob Wrad eine ruhige Kugel an der OPS. Auch die Unterhaltung zwischen Suvan Talvert und Rem war nicht sonderlich interessant.

Da fiel ihm ein, dass er gestern nicht dazu gekommen war, in seiner üblichen Weise die Passagierliste des letzten Schiffes zu überfliegen. Des letzten Föderationsschiffes, vor dem klingonischen Nervtöter...

Kurzerhand rief er sich den Überblick auf seinen Monitor, sortiert nach Rassen. Eigentlich wollte er wie immer gelangweilt nach unten scrollen, aber halt - war da ein Andorianer gewesen? Sein Herz stockte einen Moment, als er rasch zurückscrollte. Tatsächlich, ein Andorianer! Mit leicht offenem Mund starrte er auf den Bildschirm. Eine Andorianerin! Das erste Mal, seit er auf Mamori war, würde er auf eine Artgenossin treffen!

Einen kurzer "Klick" später musterte er neugierig die öffentlichen Daten der Sternenflottlerin. Chanvi Paerha... ein Mädchen eigentlich, blutjung. Bei Fesoan, 20 Jahre, kaum älter als sein kleiner Bruder Kalem, der ein wahrer Kindskopf war! Krankenschwester war sie, und wirklich hübsch, ohne Frage.

Er lächelte unwillkürlich und wünschte sich augenblicklich den Feierabend herbei, um sie auf einen Drink ins "Hot Spot" einzuladen. Einen Drink, ein andorianisches Ale am liebsten! Ach, wie sehr er diesen Drink vermisste, und überhaupt, mal etwas Alkoholisches trinken! Viel zu lange war es her. Wochen schon, seit diesem grauenvollen Vorfall mit Marra'scha nach dem Wein, den er mit Dana genossen hatte... Gedankenverloren starrte er auf seinen Bildschirm und hing Erinnerungen nach.


--- SB Mamori, Krankenstation

"Sie können Miss Jahari jetzt in den Aufwachraum bringen", wies Dr. Nasmat al Misri den Pfleger Shrek an, nachdem sie den letzten Test des neuen Augenimplantats beendet hatte.

Die Operation war gut verlaufen. Es war auch nicht weiter kompliziert, ein bereits vorhandenes Augenimplantat durch ein neues zu ersetzen - ganz im Gegensatz zu einer Erst-Implantation. Zufrieden nickte die Ärztin dem Pfleger zu und ging sich wieder umkleiden.

Langsam dämmerte Shay aus der Betäubung wieder heraus. Instinktiv schlug sie beide Augen auf, stöhnte sofort schmerzvoll auf und schloss die Augen sofort wieder. Das neue Implantat! Das hatte sie ganz vergessen. Vorsichtig öffnete Shay erst einmal nur das gesunde Auge.

"Hallo Miss Jahari", begrüsste Shrek die erwachende Patientin mit einem Lächeln, das den Terillianer zwar auch nicht attraktiver aussehen ließ, aber von Herzen kam. "Haben Sie Schmerzen?"

Er betrachtete die Daten, die das Biobett anzeigte, konnte jedoch nichts Beunruhigendes entdecken. "Die Operation ist gut verlaufen. Sie ist gerade vorbei", erklärte er weiter.

"Kopfschmerzen, Schwindel. Das Übliche. Aber der Doc hat mich schon davor gewarnt, dass das passieren kann. Ich hatte nur nicht mehr an die OP gedacht und beide Augen geöffnet. Das war, gelinde gesagt, ein Schock", meinte Shay. "Wie lange muss ich noch hier bleiben?" fragte sie.

"Bis Sie wieder mit beiden Augen gucken können", erwiderte der Pfleger fröhlich. "Gegen die Kopfschmerzen und den Schwindel kann ich Ihnen nachher etwas geben. Aber erst, wenn es nicht von allein besser wird und die Ärztin Sie noch mal untersucht hat."

"Was sie jetzt tut", fiel Dr. al Misri ein, als sie zur Tür hereinkam. "Na, Sie sind ja schnell wieder wach. Es ist alles gut verlaufen. Wie fühlen Sie sich denn?" fragte sie mitfühlend und nahm die blinzelnde Shay in Augenschein.

"Beschissen, aber es ist nicht so schlimm wie nach der OP, bei der ich mein erstes Implantat erhielt", antwortete Shay. Immer wieder versuchte Shay das operierte Auge zu öffnen, bis sie es schließlich halb offen halten konnte. "Die Farben sind so anders. Es ist grell und unscharf", murmelte sie.

"Tatsächlich?" fragte die Ärztin überrascht nach und griff nach dem externen Bedienteil für das Implantat. "Ich dachte, ich hätte die Standardeinstellung aktiviert. Entschuldigen Sie bitte." Sie betätigte einen Knopf. "Ist es jetzt besser? Selbstverständlich ist das Farbempfinden subjektiv. Sie können es hier auf Ihr persönliches Empfinden einstellen, ebenso wie die Schärfe", zeigte sie Shay die entsprechenden Regler auf dem Bedienteil.

Shay blinzelte angestrengt. "Ja, Doc, es ist besser", meinte sie und nahm das Bedienteil in die Hand. Nachdem sie noch etwas an den Reglern rumhantiert hatte, war Shay zufrieden.

"Gut", lächelte die junge Ärztin. "Wie ist es jetzt mit Schwindel und Schmerzen? Brauchen Sie etwas dagegen? Es kann in den nächsten 3 Wochen immer mal dazu kommen, das kennen Sie ja schon. Das kann gut behandelt werden."

"Das lässt sich aushalten im Moment. Wenn es schlimmer werden sollte, dann komme ich vorbei", meinte Shay. "Muss ich noch hier bleiben oder kann ich an die Arbeit gehen?" fragte sie.

"Und ab mit Ihnen", zwinkerte Nasmat al Misri munter. "Melden Sie sich, wenn etwas ist."

"Danke, Doc", meinte Shay und verließ mit einem Lächeln auf den Lippen die KS.

Draußen auf dem Gang justierte sie noch einige Feineinstellungen an ihrem Implantat, bevor sie das Bedienteil in einer Tasche ihrer Uniform verstaute. Shay beschloss sich auf die OPS zu begeben, um dort an der technischen Konsole ihren Arbeitstag zu beginnen, und stieg in den nächsten Turbolift.

   -- SB Mamori Krankenstation, Ambulanz

Kirah träumte einen wunderschönen Traum. Ein Traum vom typischen Familienidyll. Doch plötzlich schob sich eine dunkle Wolke über die Idylle und Kirah kam nur ein Gedanke: 'Wo ist Suvan?'

Mit einem Ruck setzte sie sich auf. "Suvan?" rief sie fragend. Ohne es zu merken rief sie ihn auch mental. Plötzlich fiel Kirah auf, wo sie sich befand, auf der Krankenstation, und jetzt drang auch das dumpfe Pochen in ihrem Kopf zu ihr durch.


--- SB Mamori, OPS

Als der Erste Offizier wieder aus dem Büro trat, erfasste ihn ein Schwindelanfall und sein Name wurde ihm auf vertraute Weise sehr intensiv einsuggeriert.
'Schön, dass du wieder wach bist. Habe ich dich oder Andrej verletzt?' dachte Suvan gut gelaunt darüber, dass er seit gestern endlich wieder Kontakt mit seiner Frau hatte. Er schüttelte kurz energisch den Kopf und begab sich dann an den zentralen Tisch. Von hier aus nahm er eine Standardnachricht auf, die er Minory Prime und Sarkass schicken wollte. Er stellte sich gerade hin und verkündete sachlich: "Föderations-Starbase Mamori ruft die Regierungen von Minory Prime und Sarkass. Wir möchten vor einem Schiff warnen, dessen Besatzung wegen Piraterie gesucht wird. Spezifikationen des Schiffes folgen. Falls Sie schon Kontakt zu den Piraten hatten oder Informationen über den wahrscheinlichen Aufenthaltsort besitzen, möchten wir Sie bitten uns dies mitzuteilen. Vielen Dank für Ihre Mithilfe. Mamori Ende."

   -- SB Mamori, Krankenstation, Ambulanz

Kirah lauschte kurz in sich hinein, bevor sie Suvan antwortete. 'Nein, uns geht es gut. Glaube ich. Aber ohne Untersuchung werden die mich eh nicht hier raus lassen', antwortete sie ihm.

   -- SB Mamori, OPS

'Freut mich zu hören. Ich kann es kaum erwarten dich zu sehen', meinte Suvan Talvert telepathisch zu Kirah und lächelte.

Nachdem Talvert wieder gegangen war, schloss Vasu seine Arbeit im Büro für heute ab. Er hatte genug herum gesessen und so ging er auf die OPS. "Wie ist der Status der Station? Was machen die Reparaturen nach unserem unerwarteten Besuch?"

"Laufen", erwiderte Wrad von der OPS aus, "und sind zu ca. 90% abgeschlossen. Die Andockschleuse ist gleich fertig, Reparaturen auf dem Promenadendeck laufen gerade an."

   -- SB Mamori, Krankenstation, Ambulanz

Inzwischen sah sich Kirah nach jemandem um, der ihr ihre Annahme würde bestätigen können.

Vom Bio-Bett war Davey Tavington benachrichtigt worden, dass die Patientin wieder wach war. Sie lächelte Kirah Vaughn an und fragte: "Haben sie ausgeschlafen?"

Vom beistehenden Instrumententischchen nahm die Ärztin einen Tricorder. Diesem entnahm sie einen Scanner und führte ihn entlang der Körpersilhouette der Idronianerin. "Sie wurden durch den intensiven telepathischen Kontakt mit ihrem komatösen Mann überwältigt. Ihre Neurochemie hat sich normalisiert. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Tag, Misses Vaughn."

Die unausgesprochene Frage nach dem Wohlbefinden ihres Baby beantwortete Davey: "Es gibt keine schädlichen Ablagerungen von PSI-Transmittern im Fötus, was ein bekanntes Schwangerschaftsrisiko bei Vulkanierinnen ist."

"Gut, danke Doktor", antwortete Kirah freundlich und rutschte von dem Bio-Bett runter. "Wiedersehen", meinte sie noch bevor sie die KS verließ. 'Soll ich etwa hoch zur OPS kommen, oder wie meinst du das?' fragte Kirah ihren Mann.

   -- SB Mamori, Gänge

Auf dem Gang wusste sie nicht wohin sie sich wenden sollte. Erst einmal wollte sie Suvans Antwort abwarten.

   -- SB Mamori, OPS

'Mich würde das sehr freuen, aber ich habe kein dienstliches Thema für dich', meinte Suvan Talvert tatsächlich etwas enttäuscht.

Als Commander Vasu an die OPS-Besatzung herantrat ergänzte er den Bericht von Wrad Kaan: "Ich habe gerade eine Warnung an Minory Prime und Sarkass geschickt, wegen der Klingonen, Sir."

"Gut gemacht, stellen Sie alles Beweismaterial, das der Computer gesammelt hat über die Piraten zusammen. Bilder, Sprachaufnahmen und Signaturen, einfach alles. Ich brauche das, um meinem Bericht über den Überfall abzuschließen und die Anklageschrift vorzubereiten. Wenn es Probleme bei den Reparaturen gibt, geben Sie mir Bescheid. Ich vertrete mir mal die Beine und mach mal einen kleinen Rundgang durch die Station."

Damit ging Vasu zum Turbolift und rief sich eine Kabine. Dabei sah er sich noch einmal um, ob jemand noch etwas für ihn hatte.

"Aye, Sir", bestätigte Wrad und begann damit, die Computer-Logs von gestern nach Aufzeichnungen über die "Gäste" zu durchzusuchen.

Vasu betrat den Turbolift und wählte Deck 16 als Zielort. Er war doch neugierig auf die Gefangenen, außerdem sollten sie sich doch nicht benachteiligt oder gar vergessen fühlen.

   -- SB Mamori, Gänge

'Schaade. Na, dann dusch ich eben rasch alleine in unserem Quartier', meinte Kirah und schickte ein paar Bilder hinterher, bei denen Suvan bestimmt würde schlucken müssen.

   -- SB Mamori, OPS

Auf der OPS sah sich Shay kurz um, nickte den Anwesenden grüßend zu, warf Wrad ein zaghaftes Lächeln zu und ging dann zur technischen Konsole.

"Guten Morgen", begrüßte Wrad sie förmlich, aber mit warmer Stimme und einem leisen Lächeln auf den Lippen.

Dann wandte er sich wieder seinen Anzeigen zu. Er hatte gerade die spärlichen Akten der Gefangenen vor sich auf dem Schirm, um nach Anhaltspunkten für ihre Spuren zu suchen. Interessiert musterte er den jungen Andorianer Krals. Jetzt waren sie schon drei Andorianer auf Mamori, innerhalb von einem halben Tag. 'So schnell kann das gehen', schoss ihm gut gelaunt durch den Kopf.

Shay wurde richtig warm ums Herz, als sie Wrads Stimme hörte. Vielleicht interpretierte sie zuviel hinein, doch für Shay hörte sich seine Betonung so an, als hätte er sie auch etwas vermisst. Mit einem Schmunzeln im Gesicht ging Shay an die Arbeit.

"Guten Morgen, Commander", begrüßte Suvan Talvert die Ingenieurin. Seine Stimme hörte sich dabei noch etwas trocken an, durch die Bilder, die Kirah ihm suggeriert hatte. Da sie altmodisch mit Wasser und Seife duschen würde fragte er seine Frau: 'Bist du sicher, dass du keine Hilfe beim Einseifen brauchst?'

Nun ging er wieder einmal Daten durch, als ihm wieder einmal noch etwas einfiel. 'Oh wei, bist du sicher wieder gesund, wo dir dein Job nur nach und nach einfällt?' hielt er kritisierende Zwiesprache. Dann fragte er den OPS: "Mister Kaan, gibt es schon Haftbefehle für die Tik Tah von der Föderation, oder muss Captain Anderson welche erteilen?"

Wrad sah etwas verwirrt von der Anzeige hoch und überlegte. Haftbefehle für die Tik Tah? Für die Gefangenen gab es welche, und die Tik Tah wurde nun offiziell gesucht... war es das, was er meinte? "Äh... Sir? ...für die Gefangenen liegen Haftbefehle vor, Sir", erwiderte er.

"Nur für unsere Gefangenen? Was ist mit der entkommenen Crew?" fragte Suvan Talvert. Immerhin war jeder an Bord der Tik Tah an den Aktionen beteiligt, die vom Schiff ausgingen. Somit betraf sie pauschal eine Teilschuld, da sie den Bordbetrieb aufrecht erhielten, während die Tik Tah die Station angegriffen hatte.

"Ähm... Q'onos hat gemeldet, dass die 'Tik Tah' keinerlei Zugehörigkeit zum klingonischen Reich hat. Vereinzelt liegen Haftbefehle vor, aber wir haben keine genauen Informationen über alle Crewmitglieder", wandte sich Wrad Kaan, unsicher über die Rechtslage. "Es ist davon auszugehen, dass es Piraten sind. Die 'Tik Tah' wird jetzt offiziell wegen Entführung von Krem gesucht."

"In Ordnung, Mister Kaan", antwortete Suvan Talvert. "Sobald man die Tik Tah-Besatzung verhaftet hat, bin ich gespannt auf Logbücher und Flugdaten. Wer weiß, was die noch in diesem Sektor angestellt haben."

Die allgemeine Suchaufforderung betraf den Verdacht der Piraterie, die exakte Anzeige lautete auf Entführung, Betrug und Angriff auf eine Starfleet-Station. Schließlich hatten sie sich als Schiff des Klingonischen Reiches ausgegeben und Mamori gerammt.

"Ich auch", nickte Wrad zustimmend, während er die visuellen Aufzeichnungen von Mamori von gestern Abend mit den Bildern und Biodaten der Gefangenen abglich. "Eine lange Liste wäre ihnen zuzutrauen."

   -- SB Mamori, Gänge

'Och, ich hätte nichts gegen eine Einseifhilfe. Und gegen Rückenschrubben würde ich mich auch nicht wehren', gab Kirah grinsend zurück. Schließlich betrat sie den Turbolift und fuhr zu ihrem Quartier.


--- SB Mamori, Quartier Kimon

Kimon schlug die Augen auf und fragte sich, wo er war. Das kleine, schmucklose Zimmer kam ihm unbekannt vor - bis sein Blick auf seine Uniform fiel, die als unordentlicher Haufen einen Stuhl dekorierte. Die Mamori!

Träge erinnerte er sich an den gestrigen Abend, der die Verantwortung dafür trug, dass er oben und unten sortieren musste. Der Abend war recht lang geraten, bis sich Valerius zurückgezogen hatte. Es war Kimon nicht entgangen, dass er mit Shay verschwunden war - und ebenso wenig Tariki. Natürlich hatte sie kein Wort darüber verloren, doch ihr Blick war schwer falsch zu deuten gewesen. Kein überflüssiger Satz war über ihre Lippen gekommen, bis sie schlafen gegangen war. Doch so sehr es Kimon leid für seine Dienerin tat, hatte er gestern nichts daran ändern können. Shays Bemühen um Valerius war deutlich genug und der Betreffende selbst hatte nicht den Eindruck gemacht, alternativ dazu über seine zukünftige Beziehung zu Tariki zu diskutieren.

Kimon setzte sich auf und seufzte. Vielleicht sollte er wirklich mal die Regeln brechen - hier, wo sie ohnehin niemand kannte - und Valerius aufsuchen, bevor dieser sich dazu entschloss. Und wenn sie nur die Grenzen dessen klärten, was die Zukunft bringen konnte. Tariki musste irgendwann erfahren, woran sie war und es war besser, sie erfuhr es bald.

Gähnend erhob Kimon sich und warf einen Blick ins Nebenzimmer. Tariki war bereits wach, kniete vor ihrem kleinen Schrein und war in eine stumme Zwiesprache vertieft. Kimon wollte nicht spekulieren, worum es ihr ging und verschwand im Bad. Dort lag schon ein kleiner Stapel frischer Kleidung für ihn bereit.


--- SB Mamori, Zellentrakt

Estrellas Augenbrauen wanderten erstaunt in die Höhe. Gefangenenbefragung, ohne ihnen gegenüberzusitzen? Vom Korridor aus, wo alle anderen Gefangenen direkt mithören konnten? "N... Natürlich nicht, Sir", erwiderte sie verwirrt, bezogen auf die Vermeidung von Geiselnahmen, aber dagegen hatte sie schließlich auch Sicherungsmaßnahmen überlegt.

Also schön, Qual hatte den höheren Rang und sie ihren Befehl. Sie würde es einfach probieren und sehen was geschah. "Okay, fangen wir mit diesem hier an: Torgh", deutete sie auf das entsprechende Bild und nahm ein Audio-Aufzeichnungsgerät mit.

Die Sicherheitler betraten den Gefangenentrakt. Augenblicklich wurde es dort geradezu totenstill. Estrella und Lee traten dicht an das Kraftfeld von Torghs Zelle heran und beäugten ihn. Der Klingone lag auf der Pritsche und starrte finster und stumm zurück.

Krals, der Andorinaner in der Zelle nebenan, erhob sich von der Liege und trat dicht an sein Kraftfeld heran. Draufhin taten es Krux und Kratok ihm gleich. Die ganzen Gefangenen musterten die Sternenflottenoffiziere. Als Torgh das auffiel, erhob er sich ebenfalls, trat dicht an Estrella Coneja heran und blickte auf sie herab. Er war gut einen Kopf größer als die Terranerin.

Als Qual den Klingonen Torgh sah, fragte er sich ob das Haftfoto von Torgh so mies war, oder ob ein Klingone in der Zelle fehlte. Letzteres war nicht der Fall. Oggie hatte gestern Qual noch eine mehr oder weniger passende Beschreibung von dem Klingonen gegeben, der Krem in den Turbolift gezerrt hatte. Da es nur zwei Klingonen in den Zellen gab, konnte es nur Kratok gewesen sein.

Qual wollte sich zurückhalten, aber er konnte es nicht. Ihm juckte eine Frage: "Warum entführt ein ausgewachsener Klingone einen armseligen Ferengi? Sicherlich nicht aus Profit, oder? Wenn ja, dann wäre ein Klingone nicht viel besser als ein korrupter Ferengi." Er sah Kratok an.

Estrella drehte sich überrascht zu Qual um und sah, dass er mit dem Klingonen in der Zelle nebenan sprach. Also richtete sie ihren Blick auf diesen und wartete gespannt dessen Reaktion ab. Lee trat einen Schritt zurück, um bessere Sicht zu haben.

Sie mussten nicht lange warten. Bei der Beleidigung durch Qual blitzten Kratoks Augen empört auf. "Wer entführt hier wen? Ich bin entführt! Was soll ich hier?"

   -- SB Mamori, Sicherheitszentrale

Vasu orientierte sich und ging dann zur Sicherheitsabteilung. An der Tür zögerte er nicht, sondern beeilte sich einzutreten. Er liebte es seine Untergebenen zu überraschen. Sein Blick schweifte durch den Eingangsbereich, irgend einen der Diensthabenden fragte er: "Wo finde ich Captain Anderson?"

Der junge Crewman machte große Augen. "Auf dem Holodeck, Sir", erwiderte er nach dem ersten Schreck, "er hat eine Sicherheitsübung dort angesetzt, Sir." Dann schwieg er verwundert und wartete ab.

"Eine Sicherheitsübung? Er will sich wohl aufwärmen für die Vernehmungen, hoffe ich. Nicht dass er sich abreagieren muss, nach diesem Überfall. Aber das werde ich mir wohl später ansehen. Aber erst, was machen unsere Gefangenen?"

Vasu ging in Richtung Zellen und ein Wachmann sprang ihn an...

Lee hörte die Stimmen nebenan und warf einen Blick in den Eingangsbereich. "Commander Vasu", sagte er laut genug, dass es auch Estrellas und Quals Aufmerksamkeit auf sich zog, und trat dann vollends in die Zentrale ein. Er nahm Haltung an. "Petty Officer Lee Wong, Sir!"

"Danke, Sie können sich rühren. Was machen unsere Gefangenen?"

Vasu ging langsam die Zellen ab und inspizierte sie. Er vergewisserte sich, dass die Gefangenen nicht nur nach den Regeln der Gastfreundschaft behandelt würden, sondern vor allem, dass die Türen auch schön verriegelt waren - bildlich gesprochen.. Dabei sah er sich die Gefangenen auch jeweils kurz an, ohne mit ihnen zu sprechen. Er erwartete nicht, dass sie etwas erzählen würden. Jedenfalls nicht die Wahrheit, warum das alles geschehen war.

"Wir sollten den Bordarzt mal einen Blick auf sie werfen lassen. Nicht dass wir einen 'verlieren'", sagte er nach der Inspektion zu dem Energie geladenen Petty Officer Wong.

"Ja, Sir", bestätigte Lee Wong eifrig und aktivierte seinen Kommunikator: "Wong an Dr. al Misri. Ma'am, der Kommandant wünscht eine medizinische Unterschung der Gefangenen."

"Wer?" fragte al Misri überrascht nach. "Ach so, der Captain. Gefangene? In Ordnung, ich schicke gleich jemanden runter. Aber der braucht eine Sicherheitseskorte."

"Ja, Ma'am, Sicherheit ist vor Ort", erwiderte Lee Wong zufrieden und beendete die Verbindung.

"Sehr gut, man soll uns ja keine Unhöflichkeit vorwerfen. Aber lassen Sie sie nicht mit denen alleine." Vasu deutet auf die "Tiere" in den Käfigen. "Halten Sie mich auf dem Laufenden, was die Ärztin gefunden hat. - So, gibt es hier sonst etwas? Irgend welche Probleme?"

Vasu sah die Anwesenden fragend an. Wären es die üblichen Techniker, die er bisher verwaltet hatte, würden jetzt die Wünsche nach mehr Spielzeug kommen. Also war er jetzt gespannt, was kommen würde.

"Laut Zeugenaussage waren Sie an der Entführung des Friseurs Krem beteiligt", führte Qual das Verhör mit dem Klingonen weiter. "Warum wurde Mister Krem entführt? Warum ist ein Ferengi-Friseur so wertvoll für ein Piraten-Schiff? Bestimmt nicht um dessen Besatzung die Haare zu schneiden."

Kratok verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg demonstrativ. Aber er sah etwas nachdenklich aus. Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum sie diesen Ferengi-Friseur entführen sollten. Seine Lordschaft Nortan weihte ihn nie in irgendwelche Pläne eine. Das hatte er auch nicht nötig. Kratok war ja selbst erstaunt gewesen, als Nortan bei Krems Anblick zu ihm gesagt hatte, dass sie hätten was sie wollten. Das war alles, was er wusste.

Im Zellentrakt breitete sich Totenstille aus.

Ashana drückte sich fast die Nase am Kraftfeld platt, um die Typen vor Torghs Zelle zu beobachten und zu sehen, wie sie sich an dem Klingonen die Zähne ausbissen. "Ey, ihr könnt euch euren Atem sparen. Er wird euch nichts sagen", bellte sie zähnefletschend.

Eigentlich hatte Qual nichts anderes erwartet. Die Gefangenen würde alles andere als kooperativ sein. "Petty Officer Coneja", sagte Qual streng. "Diesen Gefangenen Sicherheitshandschellen anlegen und in den Verhörraum 1 bringen." Er zog seine Waffe und richtete diese auf Kratok.

Vasu trat symbolisch in den Hintergrund und gab so zu verstehen, dass er damit einverstanden war. Er war gespannt was sich ergeben würde und vielleicht würden sie bald Antworten bekommen.

"Aye", nickte Estrella und bemühte sich dabei um eine möglichst kräftige Stimme und auch sonst um einen entschlossenen Eindruck. Sie nickte Lee Wong zu, der das Kraftfeld deaktivierte, während sie ihre Handschellen zückte.

Angesichts der Übermacht und der auf ihn gerichteten Waffe blieb Kratok keine Wahl, als sich fesseln zu lassen, aber seinem Blick konnte man ansehen, was er davon hielt.

"Kommen Sie", schob Estrella den Klingonen vor sich her, "hier entlang".

"Ihr werdet sowieso nichts erfahren", brummte Kratok dann doch und versuchte sich und seinen Mitgefangenen dadurch Mut zu machen.

   -- SB Mamori, Sicherheitszentrale, Verhörraum 1

Der Raum war klein, kahl und fensterlos. Seine Einrichtung bestand aus einem Tisch und 2 Stühlen.

"Setzen!" befahl Estrella energisch und schubste den gefesselten Klingonen auf den einen Stuhl. Gleichzeitig warf sie Qual einen fragenden Blick zu, ob er mit der Befragung fortfahren wollte.

Kratok setzte sich stumm und versuchte gelangweilt auszusehen.


--- SB Mamori, Krankenstation

"Gefangene... was wir alles haben", murmelte die junge Ärztin vor sich hin und sah sich nach Dr. Tavington um.

Sie fand sie nebenan. "Dr. Tavington, wir haben Gefangene, die ärztlich untersucht werden sollen. Sie werden eine Eskorte zu Ihrer Sicherheit vorfinden."

"Ich bekomme eine Eskorte? Bin ich verhaftet?" fragte die noch jüngere Ärztin als al Misri. Schließlich waren Gefangene normalerweise hinter Kraft- feldern, und diese wurden nie geöffnet, wenn kein bewaffneter Sicherheits- posten anwesend war. Wieso also betonte Nasmat al Misri die Eskorte? Mit gemischten Gefühlen besorgte Davey Tavington sich eine Instrumenten- tasche. Bevor sie sich zur Sicherheit aufmachte fragte Tavington ihre Chef- ärztin: "Hat einer der Gefangenen schon Symptome gezeigt, oder woher kommt die Anweisung?"

Nasmat bemühte sich, gleichmütig freundlich zu bleiben, und unterdrückte ein Augenrollen. "Laut Mr. Wong kommt die Anweisung vom Kommandanten persönlich. Von Symptomen hat er nichts gesagt. Halten Sie mich auf dem Laufenden", erwiderte sie ernst und nickte Davey auffordernd zu.


--- SB Mamori, Quartier Dervon/ El'Tharanir

Sanft lächelte Crai, als er den kleinen Löffel auf den kleinen Mund des Mädchens im Hochsitz zuführte. Nur wollte B'Elanna weder still sitzen, noch hörte sie auf zu schnattern.

"Wawawawa", brabbelte sie vor sich hin.

Crai Dervon machte es seiner Tochter nach, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie kicherte ihn an. Der Hakanianer schaffte es den Löffel mit Brei in ihren Mund zu bekommen. Nun war es fraglich, ob B'Elanna das Essen behielt.


--- SB Mamori, Krankenstation, Intensivstation

Eine ganze Weile hatte Sara stumm dagestanden und besorgt und hilflos die "Überreste" von Vurtuss betrachtet. Er war kaum noch wiederzuerkennen, wirkte zusammengesunken und zerknittert und war nicht bei Bewusstsein.

Schuldbewusst fragte sie sich, ob sie gestern während ihres Gesprächs oder vielleicht während des Essens zu seinem Zustand beigetragen hatte. Aber schließlich schob sie die Verantwortung von sich. Vurtuss war ein erwachsener Mann und lebte schon eine ganze Weile - er sollte wissen, was gut für ihn war und was nicht.

Trotzdem, ihre Hilflosigkeit war bedrückend. Wenn sie bloß mehr über Kelvaner wüssten...


--- SB Mamori, Lounge 'Hot Spot'

Meyer legte die eine oder andere Haarsträhne zurecht, als er sein Werk betrachtete. Er hatte alle Stühle und Tische zurechtgerückt, die Tischdekorationen erneuert, wo sie schon zu welken begann und schließlich mit der unvermeidlichen Gläserpolitur begonnen. Sein Boss war zu dieser Zeit noch nicht aufgetaucht, doch zu Meyers unendlicher Erleichterung hatte er sich heute wenigstens nach seinem gestrigen Krankenstationsbesuch angekündigt. Noch so einen chaotischen Tag überlebte Meyer nicht, davon war er überzeugt. Es war zwar ein ganz nettes Gefühl gewesen - der Laden und die damit verbundene Verantwortung hatten für die Zeit ganz allein ihm gehört - dennoch war es soviel Stress gewesen, dass er sich um seinen Teint Sorgen gemacht hatte.

Er ließ noch einen Blick durch den Raum schweifen, doch noch zeigte sich in dieser frühen Stunde kein Gast. Und so legte er das Politurtuch zur Seite, huschte in den Waschraum und versank dort konzentriert in seine Gesamteinsicht, um sich in dieser stillen Zwiesprache auf den Tag einzustimmen. Er rückte seine Jacke zurecht, wischte ein paar imaginäre Fusseln weg, inspizierte die sorgfältig manikürten Fingernägel und grinste sich selbst aufmunternd sein Zahnpastalächeln zu. So konnte er sich dem Publikum zumuten.

Zufrieden kehrte er zu seinem Platz an der Theke zurück und tat weiterhin beschäftigt, während er sorgfältig darauf achtete, ob Francois zurückkehrte.

Und tatsächlich: da kam Francois Lecomté durch die Türe des 'Hot Spot'.

Gekleidet in tadellosem Anzug, das Haar glatt gebürstet wie alle Tage. Lecomtés Erkennungswert lag bei 100 Prozent. Das Hinken und Wanken, das er gestern aufgrund des leichten Schlaganfalles gezeigt hatte, war verschwunden und er war wieder der alte. Der Alte?!

Man konnte ihn kaum wieder erkennen, da er heute einen durchaus freundlichen Blick aufgesetzt hatte. Er legte auch nicht seinen sonst üblichen Stakkatoschritt vor, sondern sein Tempo konnte durchaus als gemütliches Schlendern bezeichnet werden. Wann je hatte man Francois gemütlich schlendern gesehen, wo doch sonst seine Beinchen rotierten, da er Müßigkeit nicht ausstehen konnte.

"Ach...Meyer...ist es heute nicht wunderschön?" jubelte er seinem Kellner entgegen und breitete die Arme in einer allumfassenden Geste aus. Wie er so in Richtung Tresen ging, konnte er durchaus vorhaben, sich Meyer einfach in die Arme werfen zu wollen.

Francois Schnurrbärtchen zitterte leicht und seine Augen waren ekstatisch glänzend wie bei einem Kind, das sich auf Weihnachten freut. "Ach... mein guter Meyer... und Sie sehen heute wieder wie aus dem Ei gepellt aus."


--- Planet Sarkass, Ort Mraquai, ein bescheidenes Zimmer in einem großen Mietwohnungsblock

Erleichtert lehnte sich Sa'tak Noy auf seinem Stuhl zurück. Soeben hatte er die Reaktion auf seinen Bericht über die Starbase Mamori erhalten - man war soweit zufrieden mit seiner Leistung. Bratk sei Dank, nun konnte er sich endlich wieder entspannen. Womöglich rückte er nun ein wenig in der Hierarchie auf und erfuhr auch mehr über die Hintergründe seiner Aufträge.

Er hatte darüber Bericht erstattet, was ihm alles am Stand der Technik, an der Besatzung, am gegenseitigen Umgang aufgefallen war. Für den kurzen Besuch und die wenigen Orte, die er zu Gesicht bekommen hatte, war sein Eindruck in der Tat bemerkenswert treffend: Die Föderation war ein sehr fortschrittlicher Mischmasch der verschiedensten Völker von sehr unterschiedlichem Aussehen, mit einem technischen Niveau, das augenscheinlich dem sarkassianischen Entwicklungsstand weit voraus war. Unter den vielen verschiedenen Bewohnern waren auch beeindruckende Exemplare, die durchaus würdige Gegener darstellen konnten, und der gegenseitige Umgang untereinander erschien bemerkenswert "freundlich" - freundlicher Tonfall statt rauher Befehle, keine klare Befehlskette, keine deutlichen Unterwerfungsgesten, viele Erklärungen. Eigentlich machte diese Kultur einen ausgesprochen schwachen, unterlegenen Eindruck - aber andererseits hatte alles bemerkenswert reibungslos funktioniert. Woher diese Effizienz stammte, war Sa'tak unerklärlich, jedoch hatte er sie nicht unerwähnt gelassen.


--- Asteroid Stroia, Sarkassianische Botschaft

Leise brummte das Wraquigo eine swingähnliche Melodie vor sich hin als Garretragh Quaipol darauf spielte. Triole, Zäsur, Taktwechsel meisterte der Lafo-Sarkassianer, das war kaum eine Schwierigkeit. Dann kam der gefürchtete Resonanzwechsel, er musste genau den Takt und die Notenwerte einhalten, und mit den Ventilen die Seiten abwechselnd aus verschiedenen Richtungen anblasen. Gelang ihm das Timing nicht würden die Seiten stillstehen und es würde ihm wieder nicht gelingen, das Stück richtig zu spielen. Mit dem Atem stieß Garretragh die Seiten an, seine Finger drückten die Ventile, die er extra vor dem Stück geölt hatte... und dann waren die ersten Konterresonanzen zu hören. Quaipol jubelte innerlich, ließ die Musik auf sich einwirken.

Der Rest der Passage spielte sich wie von selbst. Fröhlich, passend zum Swingcharakter, spielte er das Stück zu Ende und legte danach das Wraquigo in seinen Koffer. "Heute ist ein schöner Tag." meinte er über den kleinen Erfolg.

Gut gelaunt begab sich der Erste Außensekretär hinter seinen Schreibtisch und ging die Tagesnachrichten durch.


--- Planet Sarkass, Hauptstadt Asef, Geheimes Famossa-Quartier

"Informier den Kapa", befahl Tolias der blutjungen Fasa Natissa, die das Vertrauen des obersten Famossis genoss, und reichte ihr einen Speicherchip. Der Chip enthielt die Aufzeichnung eines fremden Schiffes, das ein auf Saxon stationierter Raumüberwacher entdeckt hatte.

Persönliche Kontakte waren eine von vielen Möglichkeiten, wichtige Nachrichten unauffällig weiterzuleiten. Schließlich wurden sie immer überwacht. Es gelang der Famossa bislang einfach nicht, die komplette Wachlegion auf ihre Seite zu ziehen.


--- Planet Sarkass, Versteck des Kapa

Einige Zeit später war die Nachricht beim Famossa-Boss angekommen. Sein Technik-Experte bestätigte die Echtheit der Aufzeichnung und konnte das große fremde Schiff ebenfalls nicht identifizieren.

"Minorytanisch ist es jedenfalls nicht", erklärte er, "und es scheint sich nicht zu bewegen. Vielleicht warten sie auf jemanden. Auffällig ist der große Abstand zur Starbase Mamori. Vielleicht wollen sie von denen nicht gesehen werden."

Der Kapa überlegte. "Weiter beobachten", befahl er. "Wenn es sich weiter nicht rührt, Kontakt aufnehmen. Unauffällig freundlich natürlich. Wir bieten Hilfe an. Lass Ju'kuub das machen."

"Ja, Kapa", antwortete der Technik-Experte ehrerbietig und veranlasste das Notwendige.
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