Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Oktober 2006, Teil 1: Gesamt 158 Züge
Spielzeit: 2. Juli 2380, ca. 16:30 Uhr

Kapitel 30: Das Ende vom Anfang

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Persönliches Computerlogbuch, Captain Mike Johnsen,
Kommandeur der U.S.S. Glory NCC-74701-A,
z.Z. Interimskommandeur auf der Starbase Mamori.
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Anstatt meinen Landurlaub auf Risa zu verbringen und in der Sonne zu aalen, bin ich hier auf der Starbase Mamori und muss mir das Gezanke zweier 'Streithähne' anhören. Botschafterin Sirillia Tanaqua von Minory Prime und der Erste Außensekretär Garretragh Quaipol von Sarkass, und dessen Anhänge, betraten heute zum ersten Mal die Starbase Mamori.

Es lief alles perfekt. Von der Führung auf dem Promenadendeck bis hin zum Dinner, wo man hätte erwarten können das etwas schieflaufen würde. Erst als es zum ersten Gespräch im Bereitschaftsraum kam, ging die angespannte Diskussion zwischen den Botschaftern Tanaqua und Quaipol los, und sie und konnten sich auch bis zur anschließenden Flugshow- vorführung nicht mehr einkriegen.

Verdammt, ich bin Raumschiffcaptain und kein Schreibtischpolitiker. Ich bin ein Captain - Holt mich hier raus!!!

*** Ende des Logbucheintrags ***


--- Starbase Mamori, auf der Plattform des Kuppelparks

[NRPG: Die diplomatischen Delegationen beobachten eine Flugshow]

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Majoran ist minorytanisches Territorium, nicht sarkassianisches,
> und so wird es auch immer bleiben, ganz egal, was Ihre Leute dort
> auch immer für einen Mist anstellen mögen", knurrte Serillia
> unwirsch zu Garretragh Quaipol, während sich ihr Blick den Peregrins
> zuwandte, die anscheinend direkt auf sie zujagten.

"Wenn unsere Verhandlungen erfolgreich sein sollen, müssen Sie die wirklichen Gegebenheiten als Basis nehmen, und nicht auf Ideologie basierende Besitzansprüche!" erwiderte Garretragh schneidend kalt. Man konnte ihm anhören, wie sehr er Tanaquas Glauben verachtete, für wie primitiv er diese Haltung hielt.

Durch die Kraftfelder beobachtete der Lafo-Sarkassianer die sich nahenden Schiffe. 'Oh, sie können also geradeaus fliegen', schmunzelte er und war gespannt, was man ihnen bieten würde.

'Hoffendlich kommen die beiden erst nächste Woche wieder auf die Starbase', bezog Captain Johnsens Gedanke auf Tanaqua und Garretragh. 'Dann, wenn ich weg bin.'

Er beobachtete die Flugmanöver der Jäger und ein weiterer Gedanke kam über ihn: 'Ich hoffe die Staffel zeigt ein Kurzprogramm. Meine Füße schlafen schon ein. Nur jetzt nicht einschlafen, Mike. Nur jetzt nicht einschlafen oder gähnen. Reiß dich zusammen. Kann ja nicht mehr lange dauern, dann lege ich mich für ein, zwei Stunden auf's Ohr.'


--- SB Mamori, Wissenschaft

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Sie können es nicht identifizieren?" hakte Sara mit hochgezogenen
> Augenbrauen bei Crai Dervon nach. Dieser Mann bestätigte gerade seine
> Dienstuntauglichkeit.
> "Und was würden Sie sagen, wenn ich es als kelvanisch identifiziere?
> Haben Sie schon jemals von Kelvanern gehört?"

"Ja, habe ich", erwiderte Crai und konnte den Wissensstand dieser Epoche nun etwas besser einordnen. "Allerdings möchte ich mich nicht ohne empirischen Datenvergleich festlegen, ich konnte bisher nur einen Blick auf ein Diagramm werfen. Die Kelvaner von vor hundert Jahren siedelten sich doch auf einem Planeten im Föderationsraum an, und wurden ohne Schiff zurückgelassen? Weitere Kelvaner würden noch Jahrzehnte brauchen, bis sie die Milchstraße erreichen würden. Wie käme einer auf die Raumstation? Können Sie alle anderen Erklärungen für die Existenz dieser Flüssigkeit ausschließen?"

Sara warf ihm einen durchdringenden Blick zu. "Wieso, bezweifeln Sie die Existenz dieser Flüssigkeit? Ensign, ein Schritt nach dem anderen: Zuerst sollten wir analysieren, um was für einen Stoff es sich handelt. Und dann können wir danach fragen, wie der überhaupt hergekommen ist. Wobei ich Ihnen zustimmme, dass seine Herkunft rätselhaft ist. Wenn es ein herkömmlicher Stoff wäre, hätte ich Sie gar nicht um Ihre Meinung gebeten. Aber bevor ich hier die Pferde scheu mache, möchte ich sicher sein, dass ich den Stoff richtig identifiziert habe. Also, bitte überprüfen Sie sorgfältig sowohl den Befund als auch die Methode. Wenn Sie Ideen dazu haben, dann raus damit bitte. In der Zwischenzeit werde ich schon mal nach kelvanischen Lebenszeichen auf Mamori scannen." Gespannt wartete sie Crais Reaktion ab.

"Die Kelvaner von 2268 waren doch Gestaltwandler. Es ist möglich, dass Ihre Scans keine zuverlässigen Ergebnisse liefern", wies der Hakanianer Sara auf ein weiteres Fakt hin. "Ich zweifel nicht die Existenz der Flüssigkeit an, ich bezweifle, dass sie extragalaktisch ist. Ich werde unsere astronomischen Analysen von Andromeda auf charakteristische Elemente untersuchen und diese mit der Probe vergleichen", teilte Crai Dervon Ginelli seine Absichten mit.

Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass auch wenn er eine Peak von einer charakteristischen Andromeda-Strahlung fand, dieses nicht in der Flüssigkeit sein würde. Aber das war ein Standardverfahren, und Dervon wollte nicht auffallen, bzw. wollte er nicht, dass man ihm anmerkte aus einer 500 Jahre entfernten Zukunft zu stammen.

"Tun Sie das", nickte Sara ein wenig abwesend, denn beim Stichwort "Andromeda" war ihr gerade etwas eingefallen: Gab es nicht an Bord eine Person aus dieser Region? Sie ließ sich vor einem anderen Terminal auf den Hocker sinken und dort eine Auflistung aller Spezies des Sternenflottenpersonals anzeigen. Unter den Marines wurde sie schließlich fündig: Viqi Alidar war eine Khashtay.

"Sie können ja mal checken, ob das auch auf Viqi Alidar zutrifft", teilte sie Crai Dervon mit. Und dann begann sie die internen Scanner auf Merkmale der Probe hin zu justieren.


--- SB Mamori, Kuppelpark, Wendeltreppe hoch zur Plattform

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Das hört sich interessant an. Und kompliziert", meinte Ehani
> schmunzelnd zu Kras Antschirch. "Doch nun lassen wir das Thema ruhen
> und wenden wir uns der Darbietung zu", meinte sie und hob den Blick
> zur Jägerstaffel.

"Wie Sie wollen", antwortete Antschirch pikiert und erstieg die Wendeltreppe vollends.

Oben war bereits die illustre Runde der Botschafter eingetroffen. Serilla und Quaipol waren hitzig in ein Wortgefecht vertieft, während Captain Johnson schon reichlich ermüdet aussah.

Kras kam näher, und als er hinzu kam hatte er die Wortfetzen 'Majoran' und 'Besitzansprüche' aufgeschnappt. Daher wehte der Wind, der alte Streitpunkt war wieder ins Gespräch gekommen.

Jovial begrüßte er die Leute, die er nun lediglich 2 Stunden nicht mehr gesehen hatte: "Es freut mich, Sie alle hier zu sehen", und schaute dann auch zu dem großen Ausblick auf den Weltraum.

Wie aus dem Nichts, als hätte Krem genau diesen Zeitpunkt abgepasst, kamen er und seine beiden Angestellten. "Da kann ich Ihnen nur beipflichten", sagte Krem freundlich. "Es ist eine Freude, Sie alle hier zu sehen."

Oggie und Ulk trugen jeweils einen Präsentkorb mit diversen Pflegemitteln und Parfümen.

"Keine Sorge, die Körbe wurden schon von den Herren hinter mir überprüft", deutete Krem auf die Stationssicherheitsleute.

"Darf ich Ihnen jeweils einen Präsentkorb überreichen?" fragte Krem höflich. "Im Präsentkorb befindet sich eine kleine Auswahl von Produkten, die ich hier auf der Starbase verkaufe. Und vergessen Sie bitte nicht: Krem kann alles besorgen. Ein 'geht nicht' gibt es bei mir nicht."

Oggie stellte sich vor Tanaqua und Ulk vor Garretragh.

"Ich finde keinen Gefallen an derlei Liebhabereien", meinte Garretragh Quaipol zu dem Ferengi. Das stimmte nicht ganz, ihm waren nur die drei exzentrischen Fremdweltler mit ihrer Anbiederei zuwider. Das eine oder andere im Sortiment eignete sich sicher hervorragend als Mitbringsel für seine Frau Ninpra oder seine Tochter Viviathre. "Das gilt allerdings nicht für alle Sarkassianer. Magro Antschirch, möchten Sie vielleicht das Angebot der Gentlemen in Augenschein nehmen?"

    -- Peregrine-Jäger, draußen vor dem Kuppelpark

Die Peregrine-Jäger hielten weiter auf den Kuppelpark zu. Kurz vor der ersten Kollisionswarnung drehten sie ab und spalteten sich auf: Vaughn und Gum flogen backbord, Kerrig, Buinés und an-Pinnu steuerbord.

Sie umrundeten die Station, und als sie sich an der dem Kuppelpark gegenüberliegenden Seite der Station trafen, aktivierte Vaughn die Schilde und den Hauptphaser ihrer "Zodiac". Die anderen Piloten taten es der Staffelkommandantin gleich.

Das nächste, was die Botschafter im Kuppelpark sahen, war das gleißende Licht von Typ-IX-Phasern, die sich in schneller Folge abwechselten, und dann jagten die Schiffe über sie hinweg: Die "Zodiac" vorneweg, gefolgt von Kerrig Saghis "Sompec" und dem Peregrine von an-Pinnu.

Die Halbbajoranerin und die Ilimari jagten die Idronianerin, wurden aber von Gum verfolgt. Nur konnte der Bolianer sie nicht wirklich daran hindern, Lieutenant Colonel Vaughn in Bedrängnis zu bringen, da Buinés ihn sich nicht auf die weiblichen Piloten einschießen ließ.


--- Frachter USS Atimar, unterwegs zur Starbase Mamori

Der Kapitän des Frachters rief Commander Vasu: "Wir orten Phaserfeuer bei der Raumstation."

"Ich komme zu Ihnen." Und so schnell wie er konnte machte sich Vasu auf zur Brücke des Frachters.

Als er dort eintraf, lächelte ihn der Kapitän des Frachters an: "Es sind nur die Jäger der Station, sie müssen eine Übung abhalten. Das Phaserfeuer würde nicht mal ausreichen eine Zigarette anzuzünden."

"Klingt interessant, das wollen wir uns doch mal ansehen. Zeigen Sie mir das Manöver doch mal bitte auf dem Schirm."

Einer der Brückencrew änderte die Anzeigen, und die Sensoren konzentrierten sich auf den Nahbereich um die Mamori.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Baustelle in einem leeren Laden

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Rasch putzte Vurtuss mit seinem Ärmel den Tropfen und die Nase ab.
> Nun war ihm klar, dass etwas nicht stimmte, Kelvaner schieden
> normalerweise keine Flüssigkeit ab.

Eifrig machte er sich wieder mit seinen Kollegen an die Arbeit - immerhin hatte er schon genug Zeit durch den Techniker verloren.

"Auf Jungs, weiter geht es. Wenn wir unser Pensum heute doch noch schaffen, geht die Feierabendrunde auf mein Spesenkonto", animierte er seine Kollegen.

Das Gegröhle und Gegrunze seiner Kollegen war ihm Antwort genug. Das vermeintlich undichte Rohr hatte er schon wieder vergessen.


--- SB Mamori, Wissenschaft

"Volltreffer", murmelte die Wissenschaftlerin Sara wenige Minuten später mit Blick auf ein Diagramm. Sie warf Crai einen besorgten Blick zu und tippte auf ihren Kommunikator: "Ginelli an Talvert. Sir, es sieht so aus, als hätten wir einen Kelvaner an Bord." Gespannt wartete sie auf Rückmeldung.

Crai Dervon unterdessen hatte nicht mehr feststellen können, dass Captain Viqi Alidar irgendwelche Eigenschaften hatte, die sie als Extragalaktikerin identifiziert hätten. Die Khashtay waren mit einem Generationenschiff unterwegs gewesen und die Marine-Captain gehörte vermutlich zu einer Generation, deren Ahnen sich schon zu lange in der Milchstraße aufgehalten hatten. Er machte eine entsprechende Meldung an Sara Ginelli.

   -- SB Mamori, Promenadendeck

Suvan Talvert hielt mit einer Hand den Eisbecher seiner Tochter fest, da S'thani ihn sonst beim Löffeln ihres Eises auf ihren Schoß geschoben hätte. Mit der anderen Hand tippte er auf seinen Kommunikator, der in dem stilisierten Pfeil untergebracht war, der das Abzeichen der Sternenflotte war. "Talvert an Ginelli: gratuliere. Sie haben meine Erlaubnis, ihn im Kuppelpark anzupflanzen und regelmäßig zu gießen", antwortete der Erste Offizier.

Aus dem Stegreif konnte er die Spezies der Kelvaner nicht einordnen, schließlich hatte es 2267 den ersten und letzten Kontakt mit diesen Wesen gegeben. Talvert hoffte, Ginelli verstand den Spaß. Er war einfach gut gelaunt, und das je mehr, je noch mehr S'thani Sahne und Schokoladensauce um ihren Mund verteilte. 'Hoffentlich hält die Sauerei, bis sie Kirah geküsst hat', wünschte der Halbterraner sich eine kleine Gemeinheit für seine Frau.

   -- SB Mamori, Wissenschaft

Sara stutzte einen Moment auf diese Antwort hin, dann grinste sie. Was war das? Ein vulkanischer Erster Offizier mit Humor? Kopfschüttelnd grinste sie Crai Dervon an, bevor sie schließlich antwortete: "Sir, ich schlage vor, Sie sehen sich dieses exotische Pflänzchen selbst an. Der Kelvaner ist laut meinen Anzeigen auf dem Promenadendeck. Ich gehe jetzt zu ihm. Vor über 100 Jahren hatte die damalige USS Enterprise einen sehr unerfreulichen Kontakt mit diesen Wesen... Die Situation könnte sehr gefährlich sein."

Sie beendete die Verbindung noch nicht, da sie noch eine Antwort abwartete, begab sich jedoch schon mal auf den Weg zum Turbolift. Anschließend würde sie die Sicherheit um eine Eskorte bitten.

   -- SB Mamori, Promenadendeck

"Talvert an Ginelli. Informieren Sie die Sicherheit und informieren Sie mich über jede Veränderung der Lage", erwiderte Suvan Talvert besorgt.

Eigentlich hätte er hier vor Ort bleiben müssen. Allerdings hatte die Sicherheit kein Strahlenschutzprotokoll ausgeführt, also hinterließ der Kelvaner keine im Mindestmaß gefährlichen Substanzen. Zudem musste Talvert S'thani von hier wegbringen.

"Wollen wir jetzt Mommi beim Fliegen zusehen?" gab er seiner Tochter einen Vorwand, die Promenade zu verlassen. Das Mädchen war Feuer und Flamme dafür und ließ sich kaum von seinem Vater den Schnüss vom Mund abwischen. Suvan musste keine Ruhe vortäuschen, da S'thani eilig loszog und er sich bemühte ihr zu folgen.

   -- SB Mamori, Wissenschaft

"Aye, Sir", bestätigte Sara und beendete die Verbindung. "Danke, Mr. Dervon", nickte sie dem beurlaubten Wissenschaftler zu und verschwand aus dem Labor, mit einem Scanner in der Hand.

   -- Turbolift 2

"Ginelli an Sicherheit: Ich brauche eine Eskorte. 2-3 Personen. Es ist ein Kelvaner auf dem Promenadendeck."

'Waffen nützen auch nicht viel', schoss ihr währenddessen durch den Kopf. Sie hatte extra noch mal die wenigen Informationen über Kelvaner gelesen. Wenn der feindlich gesonnen war, war Mamori praktisch machtlos. Ihr Herz klopfte bis in den Hals. 'Aber bisher hat er nichts getan. Was will er und wie kommt er her?' fragte sie sich weiter.

   -- SB Mamori, Sicherheit

"Wong hier. Aye, Ma'am, wo soll ich sie hinschicken?" fragte Lee Wong, gerade von seinem Rundgang zurückgekehrt. Auf dem Promenadendeck war dieses Wesen? Wo denn, es war ihm gar nichts aufgefallen?

   -- Turbolift 2

Sara musterte das kleine Schild in der Liftkapsel. "Turbolift 2", antwortete sie.

"Sind unterwegs", erklang die Antwort aus ihrem Kommunikator.

Der Lift hielt, und Sara wollte gerade aussteigen, als ihr auffiel, dass sie noch nicht auf dem Promenadendeck angekommen war. Stattdessen sah sie sich zwei Sicherheitlern gegenüber, die sich zu ihr in den Lift gesellten. 'Deck 16' zeigte die Anzeige an.

"Ma'am", grüsste Salavatore Patroni Sara höflich und wandte sich dann wieder Betty McDougall zu: "Und was ist dann passiert?"

"Promenadendeck", wies Betty den Lift an. "Captain Kirk und seiner Mannschaft ist es gelungen, die Kelvaner davon zu überzeugen, dass sie durch ihre Erfahrungen "zu menschlich" geworden sind, um auf Kelva noch als normale Kelvaner akzeptiert zu werden. Seitdem haben sie sich, soweit ich weiß, irgendwo in unserer Galaxie eine Heimatwelt geschaffen", erzählte Betty weiter.

Sara hörte gespannt zu. "Sie sind die beiden Sicherheitler? Meine Eskorte?" nutzte sie eine kleine Atempause von Betty aus. "Ich bin Lt. Ginelli. Wir werden uns jetzt den Kelvaner ansehen. Wie ich sehe, sind Sie bereits über sie informiert?"

Die beiden Sicherheitler sahen erst erstaunt Sara, dann sich gegenseitig an, und stafften dann beide ihre Haltung. "Ähm - unsere Informationen sind sehr begrenzt, Ma'am. Haben Sie aktuellere Informationen über diese Spezies?" fing Patroni sich als erster.


--- SB Mamori, Quartier Bhang

Ohne Klopfen oder Klingeln betrat Ra das Quartier von Bhang, der trotz lauter Musik und Konzentration auf einen Monitor die Präsenz des Caitianes wahrnahm.

Mit Schwung stieß sich Bhang vom Tisch ab und rollte auf einem Stuhl auf Ra zu. "Wo warst?! Was hat so lange gedauert!?" warf er der Grinsekatze vor, denn Ausreden wollte der Grünling nicht hören.

Mit einem schlichten: "Fang" warf Ra die Kamera hinüber und sprang rücklinks auf die Couch, vor der ein großflächiger Monitor Aufnahmen von anderen Traceuren zeigte. Mit einem Bein über der Lehne, einer Hand in der Hose und dem Blick auf den Monitor gerichtet sprach er laut, im Kampf mit der Musik, mit seinem grünen Freund. "Die Pointe ist das Beste an meinem Film. Nur ein wenig verwackelt."

"Kranker Bastard." Beleidigungen waren nicht nur unter diesen männlichen Jugendlichen eine gängige Kommunikationsform.

Mit einem Lachen kommentierte Ra Bhangs Ernsthaftigkeit in der Stimme. Der Orioner wollte endlich seinen Film schneiden und vom 'Arsch des Weltalls' aus mit anderen Traceuren Kontakt aufnehmen, und diese Wildkatze dachte nur an einen kleinen voyeristischen Spaß.


--- SB Mamori, Kuppelpark, Plattform

Kras ließ sich das nicht zweimal sagen. Nachdem er mit ringendem Atem die erste Vorführung der Staffel beobachtet hatte, warf er einen Blick auf den Präsentkorb von Krem. Die juckende Backe hatte er dennoch nicht vergessen und nahm sich vor, etwas vorsichtiger zu sein. Viellleicht würde er einen Allergietest vorher durchführen lassen. Oder?

"Mr. Krem", fragte er interessiert und hielt einen kleinen Flakon hoch. "Wurden Ihre Produkte auf schädliche Zusatzstoffe gestestet, oder sind sie selbst produziert?" Er zog seine flache Stirn kraus.

Serillia wandte ihren Blick von der Fliegerei-Vorführung ab und musterte erst Oggie und dann den Präsentkorb. Die Flieger interessierten sie nicht sonderlich, wie alles an militärischer Technik, im Gegensatz zu Quaipol, vermutete sie. Die Kosmetika in dem Korb hingegen sahen durchaus attraktiv und fremdartig aus. Sie war sich sicher, dass sie auf Minory Prime dafür viele Interessenten finden würde.

"Oh, ein Geschenk?" fragte sie mit einem entzückten Lächeln den Ferengi vor ihr. Sie würde einen solchen Korb natürlich nur in dem Fall mitnehmen. Obwohl sie die Art der Anbietung durchaus als unangenehm aggressiv und störend empfand. Sie war entschlossen, diese Unterbrechung so kurz wie irgend möglich zu halten.

"Das ist selbstverständlich ein Geschenk", antwortete Krem zuerst Serillia und anschließend beantwortete er die Frage von Kras: "Die Produkte stammen alle von unterschiedlichen Herstellern, und alle Produkte sind in der Föderation zugelassen. Natürlich sollten Personen, die allergisch auf Seife oder Creme reagieren...", - 'zum Beispiel Klingonen' - "... vorsichtig mit den Produkten umgehen und erst mal nicht viel Seife oder Creme auf der Haut auftragen. Sollten Sie Probleme mit einem gewissen Produkt haben, dann kaufen Sie beim nächsten Mal halt ein anderes. Krem hat reichlich Auswahl."

Mike drehte seinen Kopf in Richtung der Ferengis und sagte: "Mister Krem. Haben Sie nicht noch etwas anderes zu tun? Können Sie es sich leisten Ihr Geschäft so lange geschlossen zu halten?"

Erbost sah Krem den Captain an und antwortete: "Ich habe schon verstanden, Captain. Sie können es mir auch direkt sagen, wenn ich nicht willkommen bin."

Krem machte einen Diener vor allen und verließ mit Ulk und Oggie den Kuppelpark.

Serillia bedankte sich höflich bei Krem, sah ihm kurz nach und reichte das Geschenkkörbchen dann mit einem Schmunzeln an Ehani weiter, die mittlerweile auch eingetroffen war. Dann wandte sie sich wieder der Flugshow zu.

Die 3er-Peregrin-Gruppe hatte die 2er-Gruppe mittlerweile "besiegt". Nun formierten sie sich in ein wenig Entfernung in einer Reihe.

   -- Peregrin-Jäger

"Zodiac an Hannibal: Gum, führen Sie Ihr Lieblingsmanöver vor", befahl Kirah.

"Aye, Ma'am", bestätigte Gum. Er preschte mit seinem Jäger auf Mamori zu und drehte sich dabei mehrfach um die eigene Achse. Kurz vor der Kuppel zog er die "Hannibal" abrupt hoch, vollführte einen halben Rückwärtssalto und flog dann auf dem Kopf in die Reihe zurück.

   -- SB Mamori, Kuppelpark, Plattform

Kimon war seinen beiden Kollegen die Treppe hinauf gefolgt und sann über die Ausführungen Antschirchs nach. Was mochte ein solch ritualisiertes Verhalten für einen Nutzen haben? Offenbar den völligen geistigen und körperlichen Einklang zweier Partner, die an dem Akt beteiligt waren. Doch wo blieb da noch Platz für Überraschungen, Spontanität, wenn man ohnehin wusste, was dem anderen gefiel? Und wie konnte man sich sicher sein, dass es über die Jahre so blieb? Fragen, die ihn brennend interessierten, doch der Rahmen war nicht angemessen. Vielleicht ergab sich später noch eine Gelegenheit.

Und so gesellte er sich zu den anderen, verfolgte amüsiert die Geschenkaktion der Ferengi und betrachtete dann die Flieger, die über der Kuppel ihre Bahnen zogen. Ihn interessierte diese Show nicht sonderlich - nein, 'interessiert' war nicht das richtige Wort. 'Beängstigt' traf es eher, denn so fühlte er sich daran erinnert, wie unsicher sein derzeitiger Aufenthaltsort war - es reichte eine kleine Lücke in der dünnen Umhüllung, schon würde diese Oase zu einem sehr ungastlichen und sehr kalten Ort, der keinem Leben eine Chance bot. Natürlich gab es zahlreiche Sicherheits- einrichtungen an Bord, so dass schon vieles passieren musste, bis all die vorhandenen Leben wirklich gefährdet wurden, doch das beruhigte ihn kaum. Dennoch war er weit davon entfernt, so etwas offen zuzugeben.

   -- Peregrin-Jäger

Kirah, die als letzte ihre spekatulärsten Manöver vorgeführt hatte, kehrte zur wartenden Reihe der übrigen Peregrins zurück. "Gut gemacht, Leute. Das dürfte reichen für heute. Pfeilformation wieder einnehmen, zurück in den Hangar. Genau umgekehrte Reihenfolge wie beim Start", befahl sie ihren Piloten.

Kerrig Saghi, Davaron Buinés und Tovijna Nori án-Pinnu hatten zum Abschluss den "Roten Morgennebel" aufgeführt. In einer engen Linie waren sie auf den Kuppelpark zugeschossen, und ohne den Abstand zu verringern hatten sie sehr knapp vor der Kuppel aus der Formation geschert und mit unterschiedlichen Vektoren die Kuppel umrundet. Dabei hatten sie den Wasserstoff aus den Bussard-Kollektoren entlassen, der in der Nähe der Station von den diversen Lichtquellen angestrahlt wurde und sie rötlich reflektierte.

Nun, wo Kerrig sich anschickte wieder zu landen, machte sich ihr Missfallen an der Übung deutlich spürbar. Sie hatte zwar gewonnen, aber nur in einem Drei-zu-zwei-Verhältnis, noch dazu sehr knapp. Sie hatte gespürt, dass Colonel Vaughn eine überlegene Pilotin war. Das wollte Kerrig Saghi so schnell wie möglich ändern.


--- SB Mamori, Promenadendeck - Aussichtsdeck

Auf dem Aussichtsdeck hatten Suvan und S'thani die Jagd der Peregrins verfolgt, sowie die halbe Kolvord-Protuberanz, die Kerrigs Gruppe imitiert hatte.

S'thani war ganz begeistert von den schnellen Manövern und den Effekten der niedrig justierten Phaser. Allerdings hatte sie auch zu jedem Jäger "Mommi" gesagt.

Durch Passanten war Kalos auf die Flugshow aufmerksam geworden. Sie standen an den großflächigen Fenstern und unterhielten sich angeregt. Erst dachte Kalos an einen Angriff als er die Flieger sah, dann aber bemerkte er die Kommentare des Stationspersonals. Nun, da ein Team anscheindend gewonnen hatte, lösten sich die Trauben um die Fenster auf.

Auch Kalos ging nun wieder über das Promenadendeck. Die Händler- vereinigung hatte der Minorytaner nun vollkommen verdrängt, und so schlich er ziellos die Promenade entlang.

Neben kleineren Gaststätten, welche noch im Bau waren, fiel dem Minorytaner ein kleiner Laden auf, welcher sich durch eine laute rhythmische Lärmquelle auszeichnete. Neben dem tiefen Bass drang noch ein unverständliches Stimmengewirr hervor, welches etwas wie "Ratamahattaratamahattaratamahattaratamahatta" von sich gab. Es war interessant genug um es sich genauer anzusehen.

   -- Plattenladen "RAMONA"

'RAMONA' verkündete das Schild über dem Eingang in an Keilschrift erinnernde Buchstaben. In den Laden hallte die Musik wesentlich lauter und grenzte fast an die Lärmschutzgrenze.

Eine humanoide Gestallt mit einer blonden Irokesen-Frisur hockte vor einer offenen Schaltplatte und einem Gewirr von Kabeln. Mit einigen Werkzeugen versuchte er einige Leitungen abzuklemmen und Kabel neu zu verbinden, bis ein greller blauer Lichtblitz die Musik verstummen und den Irokesen auf seinen Hintern fallen ließ.

"Scheiße!" schrie er schmerzverzerrt und steckte sich seine schmerzenden Finger kurzzeitig in den Mund. "Sheena, du solltest den scheiß Strom abstellen!" fluchte und war überrascht in das Gesicht eines Minorytaners zu sehen, anstatt in das von Sheena.

Nach einigen Sekunden fing sich der Irokese wieder und grüßte den ersten Kunden in seinem Geschäft. "Hallo", sagte er knapp. "Zwar haben wir noch nicht offiziell eröffnet, aber Sie können sich schon mal ansehen was in den Regalen steht. Strom zum Anhören gibt's momentan nicht. Sie wissen sicherlich warum."

Kalos war immernoch etwas perplex und musste sich noch etwas an den Tatowierungen, pinken Flecken und den Metallringen im Gesicht des äußerst interessant frisierten Trills sattsehen. "Was ist das für ein Laden?" fragte Kalos naiv, der die Situation wegen der Reizüberflutung noch nicht verarbeiten konnte.

Jetzt begriff auch der Trill, was ihm da begegnete. Er kannte diese Spezies nicht, und vielleicht kannte diese Spezies keine Musik oder stellte sich etwas anderes darunter vor. Ihm war in seinem Leben schon vieles untergekommen. "Tut mir. Wie unhöflich von mir. Man nennt mich Floyd. Und das ist mein Plattenladen", erklärte Floyd mit einer ausladenden Geste. "Bei mir gibt es Musik und alles was damit zu tun hat."

Mit hochgezogener Augenbraue fügte er fragend an: "Sie wissen doch was Musik ist?"

"Sicherlich weiß der junge Herr, was Musik ist", sagte Krem freundlich, der hinter Kalos stand.

Krem wollte nichts von Kalos, sondern dem Plattenladenbesitzer etwas verkaufen. Der Ferengi besaß einige Antiquitäten, darunter auch ein altes Grammophon und eine HiFi-Anlage von der Erde und diverse Schallplatten.

Riesige Ohren, spitze Zähne und geldgeil, so kannte Floyd die Ferengi, aber dass sie jetzt auch noch aus dem Nichts auftauchten war ihm neu.

Auch Kalos war von dem Ferengi überrascht worden. 'Diese merkwürdigen Gestalten schon wieder', dachte er abschätzig und nahm einen Schritt Abstand. "Und ich weiß was Musik ist", erklärte der Oberprimat. "Mir war bloß nicht das Format bekannt, in welchem es hier verkauft wird", rechtfertigte er sich und griff eine beliebige Kassete aus dem Regal. Ein sehr schlichtes Cover in grellem Gelb mit schwarzer Schrift und einer Negativform des vermeintlichen Namens der Band.

"Das ist ein wahres Schmuckstück. Ende der 1970er, Erde. Sind noch immer sehr bekannt", erläuterte der Ladenbesitzer, der selbst gern diese Musik hörte. "Sehr laut, anarchistisch. Sie gehörten zu einer Gegenströhmung zur damaligen Politik ihres Landes. Aber ich glaube nicht, dass das Musik nach Ihrem Geschmack ist."

Die Uniform und das breite Kreuz ließen den Ladenbesitzer von einem Militär ausgehen, und diese waren zumeist recht konservativ. Eine junge Band voller Anarchisten würde ihm bestimmt nicht zusagen.

Sich dem Minorytaner und dem Ferengi nähernd sprach Floyd weiter: "Wenn Sie einen Moment in sich gehen und überlegen, was Sie für Musik suchen, kann ich Ihnen weiterhelfen, aber ich glaube nicht, dass ich es im Moment greifbar habe. Das meiste ist noch verpackt in irgendwelchen Lagerräumen."

Mit einem Kopfdrehen war er nun Krem zugewandt. "Und was wollen Sie? War meine Musik zu laut?"

"Etwas ja", gab der Ferengi eine ehrliche Antwort. "Ferengi-Ohren sind leider etwas empfindlich. Ich werde veranlassen, dass die Wände meines Laden einen Schallschutz bekommen. Das wäre die beste Lösung. Aber ich bin nicht wegen der zu lauten Musik gekommen. Ich habe da ein altes Grammophon und eine HiFi-Anlage aus dem 20. Jahrhundert der Erde und diverse Schallplatten. Nun, mir sagen die Künstlernamen nichts. Auf den Hüllen stehen Namen wie Königin, Rollende Steine, AD/AC, Küß und Elvis. Können Sie damit etwas anfangen?"

Dem musikbewanderten Trill schoss ein Grinsen ins Gesicht. "Sehr interessant", kommentierte er und war nur etwas amüsiert über die Entstellung der Namen, aber viel mehr über einen anderen Fakt. "Queen, Rolling Stones, AC/DC, Kiss und Elvis sind zwar nette Künstler, aber die waren zu berühmt! Die hatten Welthits auf ihrem Planeten und von denen kriegt man in jeder antiken Sammlung was zu sehen - sogar in meiner."

Eine herbe Abfuhr, die Floyd da konstruierte. Die Behauptung, die er aufstellte, war zwar richtig und ihm fehlten auch noch einige Platten der besagten Bands, aber so konnte man mit einem Unwissenden den Preis drücken. "Mich würden davon nur einige Platten interessieren, zumal ich einfach mal behaupte, dass Sie keine Ahnung haben, ob der Zustand der Platten noch in Ordnung ist."

Floyd hatte schon oft genug Ferengi Musik abgeschwatzt und hatte gelernt wie man feilscht. "Sie haben noch keine vollständige Inventarliste mit Bildern, oder?"

"Nein", antwortete Krem. "Ich hatte noch keine Zeit gefunden eine Liste anzufertigen. Die Platten waren in einer uralten vulkanischen Kiste aus der Zeit von Surak. Die Kiste bin ich losgeworden, nur nicht diese Platten. Nun, wenn Sie meinen nur einen Teil gebrauchen zu können, kann ich die anderen wertlosen Platten zerschreddern und einschmelzen lassen. Aus dem so gewonnen Öl kann man noch so einiges machen", überlegte Krem und sagte anschließend so nebenbei: "Das wäre um die Platten aber sehr schade. Die Künstler wären sehr traurig, wenn diese erfahren würden, was man aus ihrer Kunst gemacht hat. Wirklich schade. Nun ja, ich bin Ferengi und nur an Profit interessiert. Was würden Sie zum Beispiel für eine Original 'Königin-Platte' bezahlen? Oder für eine Rosa Floyd-Platte? Sagen wir mal, alle Platten wären ohne Gebrauchsspuren."

Was würde ein Plattensammler sagen, wenn jemand sagt, er würde alte Platten einschmelzen? Einige Plattensammler würden sicherlich diesem Jemand den Hals umdrehen. Das musste Krem riskieren, um noch einen anständigen Profit aus dem Plattenverkauf zu schlagen.

Floyds Augen waren immer größer geworden. Fast 400 Jahre alte Vinylplatten schreddern? Für den musikbegeisterten Trill ein Verbrechen.

Nach einem Moment der sprachlosen Verarbeitung dieser Dreistigkeit ergriff Floyd das Wort. "Also vernichten müssen Sie die Platten nicht gleich!" machte er energisch klar. "Nur weil Sie für mich nicht interessant sind, sind sie nicht wertlos. Andere würden sicherlich einiges dafür springen lassen." Unterstüzend mit einer Handbewegung wollte der Trill dem Ferengi die Idee der Ölgewinnung austreiben. "Für so häufig gepresste Vinylplatten gibt es ab einem bis maximal zwei Streifen Latinum. Das hängt von dem Käufer und vor allem auch von dem Zustand der Platten ab. Und nebenbei: Nur original-verschweißte Vinyls sind ohne Gebrauchsspuren, da die Plattenspieler mit Nadeln über das Vinyl fuhren und so die Daten auslasen. Jede Scheibe, die benutzt wurde, weist Gebrauchsspuren auf."

Die Unwissenheit des Ferengis war für Floyd sowohl positiv als auch negativ. Bei Krems Wissensstand konnte man ihm im Moment fast alles erzählen. Einige dreiste Behauptungen konnten zwar schnell widerlegt werden, jedoch würde Krem zu keinem Fachmann der Musikbranche werden. Das war Floyds Vorteil. Der Nachteil war der gleiche. Dieser Ferengi wollte tatsächlich Vinyls aus dem 20ten Jahrhundert einschmelzen.

Jedoch gab es neben der Verhandlung über den Preis noch ein ganz anderes Problem: Floyd hatte kein Geld. Alles und sogar noch mehr was er besaß, hatte er in den Laden gesteckt.

Geschickt wollte er eine feste Zusage zum Kauf und vor allem seine Zahlungsfähigkeit umgehen. "Ich kann Ihnen aber in jedem Fall bei den Schallplatten weiterhelfen. Ich habe gute Kontakte und könnte die eine oder andere Schallplatte für Sie gewinnbringend verkaufen", bot Floyd mit einer Betonung auf 'gewinnbringend' an. "Gegen eine Maklergebühr - versteht sich."

Krem überlegte kurz und rechnete im Kopf nach, was an Profit am Ende herauskommen musste, damit die Schallplatten nicht ein öliges Ende nahmen. "Sie verlangen nur eine Maklergebühr?" hakte Krem kurz nach und rechnete weiter. "Gut, ich bin einverstanden. Ich überlasse Ihnen die Platten. Für jede Platte, die Sie verkaufen, erhalten Sie 10 Prozent."

Das waren die üblichen Maklergründgebühren auf Ferenginar. Ein Ferengi-Händler hätte von Krem noch diverse Gebühren verlangt, wie Lagergebühren, Verwaltungsgebühren, Gebühren, um die Gebühren zu bearbeiten u.s.w.

Hinter einem bis oben hin mit Kisten vollbepackten Antigrav schob sich Sheena in den Plattenladen und buffte damit Kalos Ketara an. "Aus dem Weg, Kleiner!" rief sie hinter dem Stapel hervorlugend und starrte verblüfft in das unbekannte Gesicht eines uniformierten Typs. "Oh", trat sie vollends zur Seite und musterte den Mann betreten.

Er war so was von überhaupt nicht klein... Er hatte Flecken und einen V-förmigen Stirnwulst, was war das denn? Nach einem Klingonen-Trill- Hybriden sah er nicht aus, mal abgesehen davon, dass diese Paarung extrem selten war...

"Hi, ich bin Sheena. Hat es wehgetan? Wollte ich nicht, hab Dich nur nicht gesehen..." Verlegen strich sie sich durch ihre langen leuchtend blauen Zöpfe. Ihr gesamtes Kopfhaar hing in exakt 111 geflochtenen Zöpfen herab, die ihr dauernd ins Gesicht fielen, so dass sie permandent darin herumstrich - oder aber sie zu einem dicken Zopf zusammenband. Sie trug eine wadenlange, über und über mit Taschen versehene Hose, sehr praktisch und abgenutzt wirkende "Wanderstiefel" und ein weißes... Unterhemd? So trug sie dieses ärmellose Stückchen Stoff zumindest. Dieses eher schlichte Outfit hatte sie durch eine beeindrucke Auswahl an klimpernden Schmuckstücken aufgepeppt.

Kalos erwiderte das Starren, denn so ein blauhaariges und mit klimpernden Kleinigkeiten behangenes Wesen hatte er noch nie gesehen. Die Flecken waren zwar ähnlich denen des Ladenbesitzers, jedoch konnte Kalos nicht sagen, ob sie von der selben Spezies waren. Das Auftreten Sheenas war recht überhastet und ungewöhnlich.

"Nein, Sie haben mich nicht verletzt", erwiderte Kalos, der zwar auf Höflichkeit Wert legte, aber es vor allem von anderen Spezies nicht erwarten konnte. Deswegen und wegen des interessanten Äußeren Sheenas blieb er interessiert und stellte sich freundlich vor. "Ich bin Kalos Ketara, Oberprimat der Botschaft von Minory."

Mit einer kleinen Box in der Hand verbeugte er sich leicht. Diese Box war auch der Grund, warum er den großen Antigravwagen nicht hatte kommen sehen. Er hatte versucht zu erkennen, wozu diese Box gut war und wie man den Inhalt wiedergeben konnte. [NRPG: Nehmen wir an, die Box ist ein modernes Speichermedium umhüllt vom Cover und Booklett.]

Floyd konnte und wollte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. "10 Prozent?" sagte er mit einem höhnischen Grinsen. Ein Kopfschütteln begleitete Floyds Ablehnung. "10 Prozent sind ein Witz. Wenn ich dem Verkauf für Sie übernheme, bekommen Sie mindestens 30 Prozent mehr raus. Bei manchen Einzelstücken vielleicht sogar fast das Doppelte!", prophezeite der Trill großspurig, um seinem Angebot die nötige Voraussetzung zu schaffen. "Unter 25 Prozent können Sie mich nicht abspeisen."

"Mh", überlegte Krem. "Wenn ich die Schlattplatten einschmelze, könnte ich aus dem gewonnenen Öl mehr Profit machen. Altes Erdenöl ist stark gefragt, weil es kein Öl mehr auf der Erde gibt. Zu mindest keines mehr, was tief aus dem Boden gewonnen wird. 30 Prozent sagen Sie? Das muss ich mir stark überlegen."

Mit einem Kopfschütteln beurteilte Floyd die Entscheidung von Krem. "Sie überschätzen den Wert von Öl. Es gibt nichts, was man noch damit antreiben könnte. Schallplatten halten länger als Benzin im Otto-Motor, und sind somit von größerem Nutzen und Wert." Nach einer Pause fuhr er achselzuckend fort: "Ihre Entscheidung, aber bevor Sie sich entschieden haben, würde ich mir gerne Ihre Sammlung noch einmal ansehen."


--- SB Mamori, Kuppelpark, Plattform

Im Kuppelpark brachte Serillia ihren Kopf wieder in eine bequemere Position. Beinahe hätte sie eine Genickstarre bekommen vom ständigen Nach-oben-sehen. Sie nickte dem Captain freundlich zu und begann zu applaudieren. "Sehr beeindruckend, Ihre Flieger", lobte sie.

"In der Tat...", pflichtete Garretragh Quaipol bei. Die Tra und die Kol waren zwar ebenso tollkühne Piloten und Kapitäne, doch die Jäger und Schiffe waren noch nicht so ausgereift wie die der Sternenflotte. Andruckabsorber und Strukturelle Integritätsfelder ließen einige Manöver von der Art, wie sie eben dargeboten worden waren, einfach nicht zu. Er fiel in Tanaquas Applaus mit ein. Wären die Tra noch hier gewesen, er hätte sie gebeten respektvoll zu salutieren. Seine Absichten, ein militärisches Beistandsabkommen mit der Föderation zu schließen, hatten sich während der Flugshow verstärkt.

Captain Johnsen verzichtete auf einen Applaus, aber auf ein Lob an die Piloten würde er später nicht verzichten. "Das war nur eine kleine Demonstration über die Flugeigenschaften der Peregrin-Jäger", sagte Mike zu den Botschaftern. "Wie ich an Ihrem Applaus sehe, hat es Ihnen gefallen und ich hoffe Ihnen hat nicht nur die Flugshow gefallen, sondern auch alles andere am heutigen Tage." - 'Ich rede ja schon fast wie ein Ferengi.' - "Berichten Sie Ihren Regierungen vom heutigen Tage und allem, was Sie auf der Starbase gesehen und gehört haben. Die Föderation wird alles dafür tun, damit zukünftig Ihr gegenseitiger Konflikt nur noch mit den Worten beginnt: Es war einmal ein Konflikt..." - 'Wow, hab ich das gesagt?'

"Ich darf doch annehmen, dass die Föderation sich ebenfalls darum bemühen wird, dass weder ein sarkassianischer noch ein minorytanischer Erzähler fortfahren wird: '... Wir erlangten Frieden im Tausch für Freiheit und Selbstachtung'", erwiderte Garretragh Quaipol. Der Erste Außensekretär verkündete: "Ich möchte an Bord meiner Yacht zurückkehren und mit meiner Regierung Kontakt aufnehmen. Darf sich die Besatzung frei auf der Station bewegen?"

Serillias Miene versteifte sich auf Quaipols Beitrag hin, in dem Bemühen, ein abschätziges Augenverdrehen zu vermeiden. Sie war sich sicher, dass der Föderation an Freiheit und Selbstachtung aller Völker gelegen war. Und ebenso sicher darüber, dass sich ihre Besatzung frei auf der Station hatte bewegen dürfen, wie sie es auch getan hatte. Die Frage schien ihr reichlich spät zu kommen.

"Im Namen aller Minorytaner danke ich Ihnen für Ihre Bemühungen und Ihre Gastfreundschaft. Ich werde viel Positives über die Föderation und Starbase Mamori zu berichten haben, und wir werden in Kürze unsere Botschaft hier eröffnen."

Mit einem dezenten Nicken bedeutete sie Ehani, dass es Zeit war zu gehen. Wo war eigentlich Kalos Ketara? Vermutlich würde er sie am Schiff erwarten. Die minorytanische Botschafterin wandte sich zum Gehen zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren - zum Promenadendeck.

"Mister Kimon", forderte Mike den Counselor auf. "Würden Sie bitte die Botschafter zum Hangar führen." Zu Garretragh Quaipol sagte der Captain: "Ihre Leute dürfen sich selbstverständlich im Rahmen des Erlaubten auf der Starbase Mamori frei bewegen."

Kras hieß die schroffe Art seinen ersten Außensekretärs sehr willkommen. Garretagh wusste, wie man die Interessen Sarkass' am besten vertrat. Die Minorytaner mit ihren seltsamen Weibchen, offen für alles und das sofort...; was sollte da eine rein männliche Delegation viel Positives für sich rausholen bei dem Captain? Wenn alle Sternenflottenhumanoiden so eingleisig fuhren wie Kras bei Kimon rausbekommen hatte, war da sowieso der Ofen aus. Also gut, dass er sich nicht Hals über Kopf in ein 'was wäre wenn' Abenteuer gestürzt hatte, sondern bei den altüberbrachten Traditionen angehalten hatte. Schon bei dem Essen nicht zu diskutieren war zuviel Freundlichkeit für Sarkass gewesen.

"Captain Johnsen, was gehört zu dem angesprochenen Erlaubten auf Ihrer Starbase? Könnten wir einen Kodex dafür haben? Sarkass möchte auf keinen Fall eine Verletzung des Rahmens riskieren." Kras' Blick streifte kurz Kimon und Shahin und kam dann zum Captain zurück.

Mike überlegte kurz und gab Kras eine Antwort: "Sie haben zu allen Nicht-Sicherheits- und technischen Einrichtungen der Starbase freien Zugang, es sei denn, diese Nicht-Sicherheits- und technischen Einrichtungen unterliegen Beschränkungen. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie ein Deck oder einen Stationssektor betreten dürfen, dann fragen Sie eine der Wandkonsolen, die Ihnen jede, na ja, fast jede Frage beantworten. An den Wandkonsolen erfahren Sie auch, welche Einrichtungen für bestimmte Personengruppen gesperrt sind." 'So, jetzt will ich ins Bett. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich da rede.'

Kimon entging Antschirchs Andeutung durchaus nicht, doch er ließ sie unkommentiert und beschränkte sich darauf, innerlich amüsiert zu sein. Sollte der Sarkassianer doch seine Keuschheit aufrecht erhalten und monatelang die Richtige vorbereiten... wenn ihm das genügte, würde Kimon sich um die restlichen Gelegenheiten kümmern.

Kimon wartete noch ab, bis Captain Johnsen mit seinen Ausführungen fertig war. Er klang ein wenig zerstreut, was Kimon schon früher an diesem Tag aufgefallen war. Streß, Überarbeitung? Er wusste es nicht zu sagen, aber hier war auch nicht der richtige Moment, um den Captain danach zu fragen. Daher warf er einen Blick in die Runde. "Dann möchte ich Sie bitten, mir zu folgen. Auf dem Weg werde ich Ihnen die Funktionsweise der bereits erwähnten Wandkonsolen erklären, dann können Sie sich jederzeit frei auf der Station bewegen, ohne sich zu verlaufen."

Er verließ den Kuppelpark und wartete darauf, bis ihm alle gefolgt waren.

Ehani hatte die Unterhaltung der letzten Minuten aufmerksam verfolgt. Nun nahm sie schräg hinter Tanaqua ihre Position ein und folgte so Kimon.


--- Frachter USS Atimar

Vasu genoss die Vorführung, die ihm die Jäger boten. So was war selten geworden, Großkampfschiffe hatten solch kleine Jäger nur noch aus Gewohnheit an Bord. "Schade, dass wir nur die Sensorbilder haben. Es währe ein Augenschmaus es real zu sehen. - Wir sind ja bald da, ich bin dann wieder in meiner Kabine und packe."

Damit verließ Vasu die Brücke des Frachters.


--- SB Mamori, Hangar

Kirah ließ ihre "Zodiac" sanft aufsetzen und fuhr die Systeme langsam herunter, während sie den Helm absetzte und sich unter den Arm klemmte. Mit einem erleichterten Seufzer kletterte sie aus ihrem Jäger und sprang hinunter auf den Hangarboden.

"Das war sehr gute Arbeit", lobte Kirah ihre Piloten, bevor sie den Hangar verließ.

"Computer, wo befindet sich Commander Talvert?" fragte Kirah.

"Commander Talvert befindet sich auf dem Aussichtsdeck", kam die Antwort, und Kirah machte sich auf den Weg.


--- SB Mamori, OPS

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Hm, könnte es sein, dass er sich versprochen hat, oder dass es eine
> Störung der Frequenz gab?" fragte Shay. "Ich denke, er meint
> Ersatz... Ersatz, oh Gott, dann wird das der neue Boss", entfuhr es
> Shay überrascht.
>
> Wrad warf ihr einen erstaunten Blick zu. "Der neue Boss?? Wieso, was
> ist denn mit Suvan?"
> Auf die Idee, dass der Commander den Captain ersetzen sollte, kam er
> gar nicht. "Nichts ist mit Commander Talvert, aber welchen Grund
> sollte es geben, ihn zu ersetzten?" fragte Shay. "Ich vermute, Vasu
> ist dienstälter und wird somit Talverts Chef", erklärte sie.

Max Riese betrat die OPS mit - für seine Verhältnisse - großen Schritten. "Entschuldigung, Sir", murmelte er kleinlaut zu Wrad. Er war etwas spät dran mit seiner Ablösung.

"Schon gut", nickte Wrad, der jetzt, nachdem die Flugshow vorbei war, gerade in der Datenbank nachgeschlagen hatte. Sie hatten die Flugkünste der Peregrins auf dem Hauptschirm verfolgt, und Wrad war durchaus beeindruckter als er zugab.

"Entsatz", las er nun vor, laut genug, dass auch Shay ihn hören konnte, "da ist es ja. Oh. Eine Truppe zur Befreiung aus einer Zwangslage oder Einkesselung... Oha. Wusstest Du, dass Mamori in einer Zwangslage steckt?" Das Grinsen, mit dem er Shay ansah, verriet, dass er die Frage nicht wirklich ernst meinte.

Max grinste mit und sah zu, dass er die Ablösung möglichst rasch über die Bühne bekam, damit der Andorianer von der OPS verschwand. "Gibt es etwas Neues?" fragte er daher dazwischen.

Wrad wandte sich ihm zu. "Ja, durchaus. Die USS Amazonas ist auf dem Rückweg, sie heizt mit Warp 8 und müsste bald hier sein. Und der Frachter USS Atimar dockt ebenfalls bald an, und..."

In dem Moment fiel Wrad ein, dass der Captain vielleicht nun Zeit hatte für seine Nachrichten, nachdem die Peregrins ja wieder gelandet waren. Kurz entschlossen tippte er auf seinen Kommunikator: "OPS an Captain Johnsen. Sir, ich soll Ihnen melden, dass der Entsatz da ist. Und Sie haben eine Nachricht von Admiral Weller."

   -- SB Mamori, Kuppelpark

'Gott sei Dank', hätte Mike beinahme zu Wrad gesagt. "Ich komme auf die OPS, Captain Johnsen Ende."

Der Captain verließ eilig den Kuppelpark und suchte die nächste Turboliftkabine auf, die ihn schnell zur Ops brachte.


--- Freibeuter-Kreuzer IKS Tik Tah, unterwegs nach Mamori

(Zug aus voriger Chronik:)
> Auf der Brücke blieb Hob Sing neben der Eingangstür stehen, um
> niemanden den Weg zu versperren.
> "Ich hoffe es seinen ein Schiff mit Lebensmittel", sagte Hob Sing
> im Hintergrund. "Ich betone auf Leben."
> Er überprüfte ob sein Beil auch scharf genug war. "Und wenn es geht,
> bitte schnell Enteln, weil das Essen ist feltig. Essen sonst
> davonlaufen, wenn es lange auf dem Tisch walten muss."

Galep schmunzelte, als sie den Asiaten mit seinem Hackebeil auftauchen sah. "Wenn das so ist, torpedieren wir die 2 Schiffe mal schnell und nach dem Essen sammeln wir alles verwertbare ein", machte sie den nicht so ernst gemeinten Vorschlag.

(Zug aus voriger Chronik:)
> "Es wird wohl Zeit für die Taufe von Projekt Phoenix", meinte
> Nortan grinsend zu Galep.
>
> Galep schaute ihn ratlos an - sie verstand nur Bahnhof.
>
> Mit großem Spaß hieb er auf seinen Kommandoschalter.
> "Alarmstufe Schwarz - Führungsoffiziere auf die Brücke!" ließ er
> verlauten.
> Augenblicklich wurde es fast finster an Bord, und ein einzelner
> Glockenschlag erfüllte in regelmäßigen Abständen das Schiff.
> Zeitgleich wechselte das Schiff in den Tarnmodus.

Galep zuckte kurz zusammen, irgendwie kam sie sich vor wie bei der eigenen Beerdigung. "Eure Lordschaft - was hat das zu bedeuten?" fragte sie ehrfurchtsvoll Nortan.

   -- IKS Tik Tah, Gänge

Auf dem Weg zur Brücke bemerkte Mentak gewisse Veränderungen auf Deck 12. "Waren da nicht vorher massive Wände und Kraftfelder, wegen der Quarantäne-Station?" fragte er sich verwundert.

Als er die Brücke betrat hörte er gerade noch, wie Galep ehrfurchtsvoll etwas fragte.

   -- IKS Tik Tah, Brücke

"Eure Lordschaft, was soll der Gruselfilm?" fragte Mentak Nortan.

Nortan genoss es förmlich einen Trumpf im Ärmel zu haben. Mittlerweile waren die anderen auch eingetroffen.

"Computer - Standardlicht auf der Brücke", befahl Nortan, und schon wurde es wieder hell. "Ganz revolutionär und einfach!" begann Nortan seine Erklärung. "Projekt Phoenix ist eine Entwicklung, die in den letzten Monaten an Bord fertig gestellt wurde. An Bord befinden sich Teile einer Spezialkonstruktion von Raumschiff. Das Schiff bietet Platz für 30 Mann und besitzt eine beeindruckende Kampfkraft. Aber statt einer Tarnvorrichtung besitzt es eine Holomatrix, die mit spezieller Lichttechnik das Schiff rein optisch verändern kann. Die technische Verwandlung muss der Computer durch Falschsignale erledigen", umriss er die Neuigkeit.

Nortan genoss es weiterhin, in verblüffte und zugleich ratlose Gesichter zu sehen. "Noch einfacher - das Schiff im Schiff kann sich verschiedene Klamotten anziehen als Ersatz für die Tarnung. Somit kann das Schiffchen jetzt wie ein Borgwürfel aussehen und Augenblicke später wie ein Ferengie-Marauder oder ein Föderations-Schiff. Da der Energieverschleiß hoch ist, sollte die Technik nur als kurzfristige Täuschung angewandt werden. Das erlaubt uns unerkannt Beutezüge zu machen, ohne mit dem großen Schiff anwesend zu sein", erklärte er noch banaler.

"Mit der Spezialkonstruktion holen wir uns zumindest eines der beiden Föderations-Schiffe, ohne selber im Vorfeld aufzufallen. Solange sich ein Föderations-Schiff den beiden Schiffen nähert, werden ihre Schilde unten bleiben, was wir für das Enterkommando ausnutzen", fuhr er mit der Erläuterung fort.

"Phoenix aus der Asche", gab Hob Sing im Hintergund einen Kommentar ab. "Del Satz elgibt ilgendwie auch einen Sinn, wenn ich mil die Einlichtung des D7-Kleuzel ansehe. Phoenix ist abel ein Vogel, das sehr auffällt. Stelnenflottenschiffe welden sichellich wissen, welche andele Stelnenflottenschiffe sich in diesem Sektol aufhalten odel zur Starbase fliegen wollen. Ein weiteles und unangemeldetes Stelnenflottenschiff wild sichellich hier dlaußen mehl auffallen als im Födelationsraum. Ich finde Idee nicht gut. Zu viel auffallen wil welden. Phoenix sehl schnell wiedel Asche sein, wenn ein kleinel Fehlel gemacht wild. Nein, nein, Hob Sing das nicht gut finden."

Nortan belächelte das Beil von Hob Sing. "Gemäß der Sage ist Phoenix ein Vogel, aber soviel Ästhetik hat das Schiffchen nicht. Es sieht eher wie ein Kasten aus, aber der Inhalt ist mörderisch. Man könnte sagen Pandorras Box kommt da einem entgegen, man weiß nie was aus dem Innern auf einen zukommt", erklärte Nortan breit grinsend.

"Hob Sing bessel gehen wiedel in die Kombüse", sagte der kleine Chinese. "Hob Sing das nicht mitansehen können." Kopfschüttelnd verließ er die Brücke. "Nein, nein, Hob Sing das nicht gut heißen."

Nortan sah verblüfft Galep und Mentak an, welche ihn genauso ansahen.

Als Hob Sing die Brücke verlassen hatte, brach ein kleines lockeres Gelächter aus. "Hob Sing gehört definitiv auf dieses Schiff und zu uns!" stellten sie einig fest.

Mentak verstand so langsam was das Ganze sollte. "Ganz so einfach wird das aber auch nicht werden. Laut meinem technischen Verstand müssen wir während der Tarnphase auf die Schutzschilde verzichten, da es zu optischen Irritationen käme und der Energieverbrauch zu hoch wäre", erläuterte er mit besorgtem Gesicht.

Bei näherem Betrachten verlor die Spezialkonstruktion einiges von ihren Lobpreisungen.

Reul, der sich bis dahin still im Hintergrund gehalten hatte, nickte zustimmend. Ehe er auch noch was dazu sagen konnte sprach der Chef schon wieder.

Nortan merkte, dass die Euphorie bei weitem nicht so groß war wie erwartet. "Das ist richtig, Mentak! Aber einen Kompromiss muss man immer eingehen. Unseren Spezialisten ist es ja auch noch immer nicht gelungen unsere Tarnvorrichtung so zu modifizieren, dass wir auch getarnt feuern können", erwiderte er.

"Ich schlage vor, Enterteam 1 unter Ashanas Leitung soll den ersten Einsatz fliegen", schlug Nortan vor, um endlich voran zu kommen.

"Moment mal!" meldete Reul sich diesmal zu Wort. "Den Klingonen ist bis jetzt auch nur EIN Prototyp gelungen, der getarnt feuern konnte. Leider ist das Schiff mitsamt den Bauplänen von der U.S.S. Enterprise A und der U.S.S. Excelsior zerstört worden. Seit diesem Putschversuch wurde das Projekt nie wieder gestartet. Somit haben unsere Techniker und Wissenschaftler überhaupt keinen Anhaltspunkt, wie das funktionieren könnte", beschwerte sich der Caitianer, als ob er für alle Techniker im Syndikat zuständig sei.

Nortan war etwas erstaunt, dass sogar der eher ruhige Reul sich so vehement äusserte. "Langsam - hier will keiner jemandem einen Vorwurf machen", versuchte er die Gemüter wieder zu beruhigen. "Computer - Alarm beenden!" befahl er.

Einen Augenblick später wurde es wieder hell an Bord und die Glockenschläge verstummten, während das Schiff sich wieder enttarnte.

Nortan spürte, dass die Sonderdecks wieder getarnt wurden. "Vielleicht ist die Zeit und die Situation noch nicht reif für das Projekt Phönix! Lassen wir diesmal unsere Beute entkommen und konzentrieren wir uns weiterhin auf unsere Mission auf der Föderations- Station Mamori", lenkte er das Thema in andere Bahnen.


--- Runabout USS Amazonas, auf dem Weg zur Starbase Mamori

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Im Hintergrund klimperte das MHN immer noch auf dem holografischen
> Klavier herum.
> 'Hauptsache die Reise ist schnell vorbei', dachte Ensign Qual und
> hielt sich die Ohren zu. Die Klänge eines Saloon-Klaviers waren
> nichts für Ferengi-Ohren.

"Wunderbar", murmelte Viqi vor sich hin. Sie würde Quals Gesicht geniessen, wenn er eine Käferplatte essen musste. Mit einigen Schaltungen gelang es der Khashtay, die Geschwindigkeit noch auf Warp 8,3 zu steigern, aber damit war wirklich das Limit erreicht worden.


--- SB Mamori, Korridore

Die Delegationen folgten Kimon den Weg zurück zum Hangar.

Serillia lächelte entzückt über die Wandkonsolen. Die waren wirklich einfach zu bedienen und enthielten so viele interessante Informationen!

"Ein sehr gutes Informationssystem. Ich danke Ihnen für diese hilfreichen Erklärungen, Herr Kimon", lautete ihr Kommentar an Kimon nach dessen Erläuterungen. Ihrer Gestik war zu entnehmen, dass sie bereit war, den restlichen Weg zum Hangar fortzusetzen. So beeindruckend sie die Station und die Föderation auch fand, es war ihrer Meinung nach an der Zeit, nach Hause zurückzukehren. Sie hatte bereits enorm viel zu berichten, das alles erstmal verarbeitet und politisch durchdacht werden musste und dem Kanzler und dem Senat zu präsentieren war...

Kimon deutete eine Verbeugung an und setzte dann den geplanten Weg fort. Er konnte nicht verhindern, Serillia mit einem Seitenblick zu mustern. Sie wirkte wie zuvor, nichts hatte sich in ihrer Haltung oder ihrem Tonfall geändert. War ihr entgangen, zu welchem Zweck ihre Protokollchefin den kleinen Ausflug genutzt hatte? Nicht, dass Kimon Angst vor einer möglichen Missbilligung hatte, doch irgendeine Reaktion darauf hätte ihn interessiert. Wo war Ehani eigentlich geblieben? Er überblickte die Gruppe kurz und fand sie schließlich gar nicht mal so weit hinter sich. Doch sich jetzt zu ihr zurückfallen zu lassen, wäre wahrscheinlich zu unverschämt... Und so führte er die Gruppe weiter durch die Korridore, bis sie am Hangar angekommen waren.

Schweigend folgte Ehani Serillia und damit Kimon den Weg zum Hangar. Endlich würde es wieder nach Hause gehen. Nicht, dass Ehani den Ausflug nicht genossen hätte. Bei diese Gedanken musste sie fast kichern, konnte es sich aber im letzten Moment noch verkneifen.

Garretragh Quaipol war nur noch bei der Gruppe, weil Captain Johnsen extra seinen Protokollchef gebeten hatte die Delegationen zum Hangar zurückzubringen. So blieb er bei den Minorytanern und beobachtete sie stumm. Gut, der Erste Außensekretär mochte die religiös bornierte Botschafterin nicht, aber der Grund wieso er lieber alleine so schnell wie möglich in seine Yacht gelangen wollte war, dass er endlich mit dem Prumkai in Kontakt treten wollte, um das weitere Vorgehen die Verhandlungen betreffend abzuklären. Solange die Minorytaner religiös begründete Ansprüche stellten, sah Garretragh keinen Weg den geringsten Kompromiss zu erzielen.


--- SB Mamori, OPS

"Hast Du hier noch was zu tun? Oder begleitest Du mich ins 'Hot Spot'?" lächelte Wrad Shay an.

"Nein, hier bin ich fertig", meinte Shay grinsend. "Ich begleite dich sehr gern", fügte sie noch an.

Auf der OPS angekommen, trat Captain Johnsen eilig an Wrads Konsole und fragte: "Wo ist die Nachricht von Admiral Weller?"

"Ich habe sie in Ihren Raum weitergeleitet, Sir", antwortete Wrad über Max' Kopf hinweg, der dem Captain nur respektvoll zunickte. "Der Entsatz wurde von der USS Atimar geneldet, die in Kürze hier eintreffen wird. Auch die Amazonas ist bald wieder da", flocht er noch kurz ein.

"Gut, ich bin im Bereitschaftsraum", sagte Mike fast geistesabwesend und ging schnell in den Bereitschaftsraum. 'Wo sollte ich auch sonst hingehen? Wo sollte die Nachricht vom Admiral auch anders sein? Mike, du bist überarbeitet.'

"Gut", lächelte Wrad Shay an, nachdem sich die Tür zischend hinter Captain Johnsen geschlossen hatte. Er deutete auf seine Uniformjacke. "Ich zieh mich nur grad um. Soll ich Dich in 15 Minuten abholen?"

"Nun haut schon ab", zwinkerte Max den beiden frech zu und wandte sich dann wieder rasch seiner Konsole zu, ein wenig erschrocken über seinen eigenen Mut.

Der Andorianer lachte nur auf und ging auf den Turbolift zu, Shay erwartungsvoll anblickend.

"In Ordnung. Dann werd ich mal was anderes als diese Uniform überwerfen. Bis gleich", meinte Shay lächelnd, als sich ihre Wege trennten und Shay den Weg in ihr Quartier fortsetzte.

   -- SB Mamori OPS, Bereitschaftsraum des Captains

Im Bereitschaftsraum angekommen, aktivierte Mike ohne Umwege den Schreibtischcomputer. Er drehte den Monitor so, dass er im Stehen die Nachricht von Admiral Weller ablesen konnte.

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Von: Admiral Weller
An: Captain Johnsen

Captain, es wird Sie freuen zu hören, dass ich einen Nachfolger für den Posten des Kommandanten von Starbase Mamori finden konnte. Es ist Commander Vasu. Akte anbei. Er ist bereits unterwegs zu Ihnen, mit dem Frachter USS Atimar. Er sollte heute noch eintreffen.

Ich hoffe, Ihr diplomatischer Kontakt zu den beiden ortsansässigen Völkern ist glatt gelaufen. Ich erwarte dann Ihren Bericht. Genießen Sie anschließend Ihren Urlaub.

Gruß gez. Admiral Weller
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Mike öffnete die Akte von Commander Vasu. "Commander Anwar bin Almahdi bin Kahil Vasu", las er laut und machte auch gleich die Akte wieder zu. Ihm war es egal wer die Starbase übernahm. Es hätte von ihm aus auch ein blinder Aenar von Andoria oder auch zwei Binäre von Binar sein können. Die Hauptsache war, er wurde bald abgelöst.

   -- SB Mamori, OPS

Der Captain ging wieder auf die OPS und sagte zum diensthabenden OPS-Offizier: "Nachricht an die U.S.S. Amazonas. Dringlichkeits-Stufe Eins. Sie sollen sich ohne Umwege zur Starbase Mamori begeben. Ich gebe die Erlaubnis, das Runabout auf Maximum Warp zu beschleunigen. Das wird Alan zwar nicht gefallen, aber das muss er ja nicht erfahren. Und eine Nachricht an den Frachter U.S.S. Atimar. Dringlichkeits-Stufe Eins. Brauchen dringend Ihre Fracht. Sehr dringend. Beide Nachrichten unterzeichnet mit Captain Mike Johnsen, Starbase Mamori."

"Aye, Sir", ließ Max seine Finger über die Tasten huschen. Die Nachrichten waren schnell verfasst und abgeschickt.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Laden-Baustelle

Vurtuss und seine Kollegen kamen nun gut voran mit ihrer Arbeit . "Jungs - das sieht wirklich nach einer Spendierrunde aus", verkündete er zuversichtlich.

Das Gegröhle seiner Kollegen signalisierte, dass sie einer Meinung mit ihm waren. "Wir nehmen Dich aber nur mit wenn Du ordentlich geduscht hast. Du müffelst ja schlimmer als eine Horde Klingonen", meinte sein direkter Nebenmann und rümpfte dabei die Nase.

Vurtuss war das noch gar nicht aufgefallen, da er eh keinen Geruchssinn in dem Sinne hatte. Die Rezeptoren in seiner Nase waren stark verkümmert und das, seit er zurückdenken konnte. "Oh - selbstverständlich! Ich lasse Euch doch nicht mit meiner Kreditkarte alleine in das Casino", beteuerte er.

Vurtuss schaute nun, dass er seinen Kollegen nicht zu sehr auf die Pelle rücken musste.

   -- Anderswo auf dem Promenadendeck

Nachdem der Turbolift Kirah auf dem richtigen Deck abgesetzt hatte, hatte sie den Bereich erreicht, der allgemein als Aussichtsdeck bezeichnet wurde. Sie konnte Suvan und S´thani an den großen Fenstern erkennen.

"Na, ihr beiden. Hat euch die Show gefallen?" fragte Kirah und blickte neugierig von Suvan zu S´thani.

"Runter!" drängelte S'thani, sobald sie ihre Mutter ausgemacht hatte. Sie kämpfte so kräftig, dass Suvan Mühe hatte zu verhindern, dass sie herunter fiel. Sobald ihre kleinen Füße den Boden berührten stürmte sie auf Kirah zu. "Mommi! Hoch!" jubelte sie ihr zu.

"Ihr habt ein paar scharfe Kurven geflogen", antwortete Suvan Talvert ehrlich beeindruckt. 'Genauso wie die unter deiner Uniform', stichelte er anzüglich. Im nächsten Augenblick machte sich aber wieder die Sorge um Sara Ginellis Entdeckung in seinem Bewusstsein breit. "Kann S'thani eine Zeit lang bei dir bleiben? Es gibt eine ungeklärte Anomalie auf dem Promenadendeck. Lieutenant Ginelli will einen Kelvaner gefunden haben, ein Mitglied einer sehr fortschrittlichen Spezies. Der Kelvaner hat sich nicht zu erkennen gegeben, wir wissen nicht ob er feindliche Absichten hat", erklärte er Vaughn.

"Kein Problem. Ich hab erst mal Pause. Mach du deine Arbeit", meinte Kirah lächelnd. 'Sollte das eben etwa eine Anspielung sein?' fragte sie ihren Mann.

Damit begab Suvan sich wieder zurück zur Promenade.

"Na, was sollen wir jetzt machen? Hast du Lust, dir Mommies Jäger anzusehen?" fragte Kirah ihre Tochter.

"Unn tann fliegen?" fragte die kleine Halbidronianerin mit leuchtenden Augen. Ungeduldig zupfte sie an Kirah Vaughns Hosenbein und quängelte: "Hoch, Mommi..."

"Nein, mit dem Jäger können wir zwei leider nicht fliegen. Aber vielleicht mit einem Shuttle heute abend?" fragte sie ihre Tochter, nachdem sie diese auf den Arm genommen hatte. "Uff, du bist aber ganz schön schwer geworden", neckte Kirah S´thani und krabbelte diese am Bauchspeck, während sie zum Turbolift ging.

S'thani warf den Kopf zurück und kreischte vergnügt, als ihre Mutter sie kitzelte. "Mit einem Sattel pfliegen", sang sie vor sich hin und drückte Kirah einen dicken Schmatzer auf die Wange.

Kirah brauchte einen Moment, um S´thanis 'Sattel' mit dem Wort Shuttle in Verbindung zu bringen. "Schauen wir mal. Vielleicht machen wir drei heute abend einen kleinen Rundflug", erklärte Kirah und trat in den Turbolift.

"Peregrin-Hangar", befahl sie, und der Lift setzte sich in Bewegung.


--- Frachter USS Atimar, unterwegs zur Starbase Mamori

Auf der kleinen Brücke des Frachters fing der Funker auf einmal an zu kichern. Als ihn der diensthabende Pilot fragend ansah: "Du, wie nennt man einen Kapitän ohne Kommando? -kurze Pause- Fracht. Jedenfalls auf der Mamori."

Beide lachten, und der Funker informierte 'die Fracht': "Kapitän Vasu, wir haben eine Nachricht von Mamori für Sie. Man heißt Sie willkommen."


--- SB Mamori, Hangar

Die Delegationsgruppe betrate den Hangar. Überrascht musste Serillia feststellen, dass Kalos Ketara nicht wie erwartet vor der minorytanischen Yacht auf sie wartete. Stattdessen stand der Kapitän lässig vor der Yacht. Als er die Delegation bemerkte, nahm er eilig Haltung an.

"Frau Ehani, wo ist Herr Ketara?" fragte Serillia ihre Protokollchefin verwundert und blieb unentschlossen stehen, Kimon einen entschuldigenden Blick zuwerfend.

Ehani blickte Tanaqua überrascht an. Zum einen hatte die Botschafterin sie gerade mit ihrem Vornamen angeredet, was noch nie passiert war, und zum zweiten überraschte Ehani deren Frage. "Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß wo sich Ketara aufhält", gestand Ehani.

Serillias Gesicht färbte sich eine Nuance dunkler, und ihre Augen blitzten. Sollte das etwa bedeuten, dass sie ihren Bodyguard verloren hatten? Ausgerechnet ihr Beschützer war ihnen abhanden gekommen? Konnte es eine peinlichere Situation geben?

Kein Wunder, dass sie erregt genug war, um Ehani Shahin versehentlich mit dem falschen Namen anzusprechen. Streng musterte sie den strammstehenden Kapitän, der sich nicht rührte. Also konnte Ketara auch nicht bereits an Bord der Yacht sein - das hätte der Kapitän in diesem Moment ganz sicher erwähnt. Zum ersten Mal am heutigen Tag war Serillia einen Moment ratlos.

Ehani machte Tanaquas Gesichtsfarbe die Peinlichkeit dieser Situation bewusst. Ehani fasste einen Entschluss und ging zu Kimon. "Wir haben ein kleines Problem. Unsere Eskorte ist uns leider abhanden gekommen. Gibt es eine Möglichkeit, den Aufenthaltsort von Kalos Ketara möglichst unauffällig zu erfahren? Es wäre von großer Notwendigkeit, dass die Sarkassianer davon nichts mitbekommen", wandte sie sich vertrauensvoll leise sprechend an Kimon.

Kimon hatte gar nicht darauf geachtet, wie viele Leute von den ursprünglichen Delegationen übrig geblieben waren und - um so ehrlich zu sein - hatte er seine Augen auch meist woanders gehabt, um sich spontan an alle erinnern zu können. Wie also sollte er ein Delegationsmitglied auf der großen Station suchen, wenn er nur ungefähr dessen Aussehen kannte und der keinen Kommunikator trug, mit dessen Hilfe man ihn hätte lokalisieren können? Noch dazu so, dass es unauffällig vonstatten ging und die Sarkassianer nichts mitbekamen? Ein Ausruf kam aus diesem Grund nicht in Frage. Die Möglichkeit, nach allen Personen ohne Kommunikator und ohne Subdermaltranslator zu suchen, fiel bei den zahlreichen Zivilisten auf der Station ebenfalls aus. Sollte sich der Gesuchte auf dem Promenadendeck befinden, konnte man gleich selbst loslaufen und ihn suchen. Blieb eigentlich nur noch die Möglichkeit, eine Vergleichssuche nach minorytanischen Lebenszeichen durchführen zu lassen und dann so lange zu suchen, bis man dem Betreffenden über den Weg lief.

"Ich werde tun, was ich kann. Könnt Ihr zumindest grob einschätzen, wohin er gegangen sein könnte? Nur um den Suchbereich von vornherein schon einmal einschränken zu können."

Was wiperten diese Minorytaner schon wieder herum? Kras versuchte etwas zu hören, aber es war zu leise. Und auch ihre Delegation war etwas geringer als zuvor...

Das war es. Sowohl die Wache der Minorytaner als auch ihre eigenen Tra-Wachen waren nicht dabei! Nun war es an Kras, etwas ins Ohr seines Obersten zu flüstern. "Ähem, erlauchter und Erhabener... die Wachen sind nicht da."

Wenn Garretagh nicht sowieso, so wie es ihm gebührte, an erster Stelle gegangen wäre, wäre ihm das sicherlich aufgefallen, dass die beiden "Bigfoots" nicht da waren.

"Wir hatten sie schließlich beim Bankett entlassen, und erst nach einer Unterhaltung mit dem Prumkai weiß ich, ob wir die Station schon verlassen. Bis wir dieses Gerspräch nicht abgeschlossen haben, hat die Besatzung die Möglichkeit sich auf der Station zu vergnügen", erwiderte Garretragh gelassen. Dass die minorytanischen Diplomaten über etwas ungehalten waren mochte damit zusammenhängen, dass sie bald starten wollten.

"Gehen wir, verehrter Magro. Wir brauchen uns nicht an der Hektik unserer Rivalen zu weiden", meinte Quaipol weltmännisch und ging, ja stolzierte beinahe zu sarkassianischen Yacht, wo er in der Zugangsrampe verschwand.

Serillia gewann ihre Fassung zurück, und die Tatsache, dass die Sarkassianer ihnen keine weitere Beachtung schenkten und stattdessen in ihrem Schiff verschwanden, trug zu ihrer Beruhigung bei. Sie registrierte die Hilfsbereitschaft von Kimon, der jedoch relativ hilflos wirkte, als ihr endlich etwas einfiel: "Der Pieper! Er muss doch seinen Pieper dabei haben!"

Schließlich war er ihr Leibwächter. Wäre die Diplomatin in Lebensgefahr gewesen, wäre ihr diese Art der Benachrichtigung sicher früher eingefallen. Serillia griff in eine kleine Tasche ihres Kleides und löste Ketaras Alarmruf aus. "Danke sehr, Herr Kimon, Frau Shahin, ich bin sicher, er wird sich gleich hier melden", erklärte sie erleichtert.

Kimon antwortete mit einem angedeuteten Nicken. Eigentlich gab es hier nichts mehr für ihn zu tun. Die Delegationen waren überwiegend wieder bei ihren Schiffen und wussten, wie sie sich auf der Station zurecht fanden. Es war bedauerlich, dass sie so bald wieder abreisen würden. Er hätte gern das ein oder andere von Ehani erfahren und vor allem einige Details weiter vertieft, doch das musste warten. Hier und jetzt war mit Sicherheit nicht der richtige Zeitpunkt dazu - selbst wenn Ehani so offen war, sagte das nichts über die Ansichten ihrer Vorgesetzten aus.

Wie es wohl Andschana und Tariki mittlerweile ergangen war? Nach dem Erlebnis um diesen Valerius waren sie besorgniserregend neugierig darauf gewesen, die Station zu erkunden. Nun, solange sie nicht mit den seltsamen Ferengi hier an Bord zusammenstießen, konnte ja nicht allzu viel passieren... Er beschloss dennoch, so bald wie möglich im Quartier vorbeizuschauen. Bis dahin allerdings blieb ihm vorerst, weiterhin die Delegationen zu betreuen. Und - um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden - Ehani nicht aus den Augen zu lassen.

   -- SB Mamori, Peregrin-Hangar

Als sie den Hangar erreicht hatten, flogen Kirah die Haare ihrer Tochter um die Ohren, so heftig fuhr die mit dem Kopf herum, um sich an dem neuen Ort umzusehen. Die Halle war so groß und leer, und die schnittigen Schiffe standen bereit, als könnte man gleich mit ihnen losfliegen.

"Ohhhh", staunte S'thani ehrfürchtig. Von den Dimensionen des Hangars noch ein wenig eingeschüchtert schmiegte sie sich an ihre Mutter und küsste sie nochmals: "Pfliegen is szön!"

Kirah legte lachend den Kopf nach hinten, um den Haaren ihrer Tochter zu entgehen. Langsam setzte die Idronianerin den Weg zwischen den Jägern hindurch fort, bis sie zu ihrem Schiff kamen. "Siehst du die Zeichen dort oben, in rot und gelb? Das ist Mommis Schiff", erklärte Kirah und deutete auf den Schriftzug Zodiac, der in Flammenschrift unterhalb des Cockpits stand.

S'thani hatte noch keinen Blick für die Ästhetik eines Schiffes, oder seine Eleganz, oder seine Stromlinienform. Allerdings gefielen ihr die bunten Farben des Schriftzuges "Zodiac". Sie streckte ihr kleines Ärmchen danach aus und wollte die farbigen Buchstaben anfassen. "Zodac", wiederholte sie langsam, als müsste sie nach jedem Buchstaben einzeln suchen und sich besonders bemühen, den entsprechenden Laut mit den Lippen, der Zunge und den Stimmbändern zu bildern.

"Zodiac, genau. So heißt Mommis Schiff", erklärte Kirah ihrer Tochter. Sie zeigte ihr auch die Schiffe der anderen Mitglieder ihrer Staffel. "So, und was möchtest du nun sehen?" fragte sie S´thani.


--- SB Mamori, in einem einsamen Eckchen auf dem Promenadendeck

Sa'tak Noy, einer der Tra-Wachen der sarkassianischen Delegation, hatte genug gesehen. Er lehnte lässig an der Wand eines noch leeren Ladens und tippte auf seinem flachen Handy herum. Dieser Besuch war außerordentlich aufschlussreich gewesen. Der Szak würde sehr erfreut sein über seinen Bericht.

Währenddessen flanierte sein Kollege Pa'tum Dri interessiert die belebtere Passage entlang. Vor dem Schaufenster der "Oase" blieb er stehen und blickte neugierig hinein. Ob es ihm gestattet war, diesen Laden zu betreten?


--- SB Mamori, Promenadendeck, Plattenladen "Ramona"

"Gut", lächelte Sheena erleichtert. Nur kurz streifte ihr Blick dabei Krem, mit dem ihr Zwillingsbruder bereits am verhandeln war, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Kalos zu. "Willkommen. Kann ich Dir helfen? Hast Du Interesse an den Trillernden Socken?" fragte sie im Hinblick auf die Schachtel in seinen Händen.

"Eigentlich nicht", antwortete Kalos wahrheitsgemäß. Er kannte die Musik nicht, nur das Cover hatte ihn aufgrund der Farbigkeit angesprochen. Seine eigenen Musikwünsche waren schwer zuformulieren. Wie beschrieb man etwas mit Instrumenten, die keiner kannte? Unter Volksmusik verstand man auf seinem Planeten auch schon die verschiedenste Dinge, durch lokale und temporale Verschiedenheit. Wie also sollte er es einer fremden Person eines fremden Volkes erklären?

"Eigentlich habe ich keine Ahnung was ich suche", gab er zu. "Ich würde mir gerne verschiedenste Musikrichtungen anhören, aber ich glaube der andere..." Kalos stockte einen Moment und suchte den Namen, da er in dem Moment etwas vom Aussehen abgelenkt war. "...Floyd...", fragte er fast und fuhr fort: "...hatte einige Probleme mit der Technik."

Ein Fingerzeig auf die fehlende Abdeckung, die heraushängenden Kabel und das verstreute Werkzeug untermauerten seine Vermutung.

Gerade in diesem Moment klingelte, vibrierte und leuchtete ein kleiner Pager in Kalos' Hosentasche. Überrascht griff er hektisch in seine Tasche und holte das nervtötende Rerät heraus. Es war Tanaquas Notsignal.

Hastig, aber bedacht doch noch sanft zu sein, ergriff Kalos Sheenas Arm und führte sie mit den Worten "Bitte kommen Sie mit nach draußen!" vor die Tür des Ladens RAMONA.

Vor dem Panel neben der Eingangstür machte er halt. Energisch und sehr eilig fragte er die mitgerissene Sheena: "Von meiner Position aus: Was ist in Peilung 35,2, 78° auf knapp hundert Meter Entfernung? Und wie komme ich da am schnellsten hin?"

Sheena starrte ihn mit großen Augen verwundert an. Nicht, dass sie es schlimm fand, von ihm am Arm gepackt und nach draußen gebracht zu werden, aber woher sollte sie das denn wissen? "Keine Ahnung wo das ist. Guck doch einfach im Terminal nach. Guck, da."

Sie zeigte ihm ein Wandterminal in der Nähe. Dann fiel ihr ein, wie wenig er sich auskannte, er war offentlich ein Fremder... Also ging sie zu dem Wandschirm und tippte auf den Anzeigen herum.

"Siehst Du, das ist das Promenadendeck. Hier sind wir. Und irgendwo kann man auch Koordinaten eingeben... wo ist das nochmal... warte mal... ach, hier. Guck! Gib sie ein, dann zeigt er an, wo das ist."

Sie zuckte erschrocken zusammen und schnappte nach Luft, als plötzlich eine Art Eisbär dicht neben ihr um die Ecke bog. Sie starrte dem Wesen hinterher.

'Eingeben?' Ketara erkannte nicht einmal die Eingabeflächen. Wie sollte er es eintippen? Und konnte dieser Computer überhaupt etwas mit Winkeln und Entfernung anfangen?

Kalos stand zwei Sekunden ratlos vor der Schaltfläche und entschloss sich doch zu schätzen. Mit der Fingerspanne schätzte er die Entfernung und die Höhe ab. Es schien ungefähr an der Decke des Hangardecks zu sein, was zwar nicht möglich war, aber Ketara schließen ließ, dass er mindestens auf das Hangardeck musste.

Mit einem in die völlig falsche Richtung gesprochenen "Danke" rannte Kalos zum nächsten Turbolift.

Schmunzelnd sah Sheena ihm hinterher. "Bitte", murmelte sie in dem Bewusstsein, dass er sie sowieso nicht mehr hören konnte, und kehrte lächelnd in den Plattenladen zurück.

Floyd verhandelte noch mit dem Ferengi. Erfahrungsgemäß konnte das dauern. Mit einem leichten Seufzer hob sie die oberste Kiste vom Antigrav, stellte sie auf dem Tresen ab und begann sie auszupacken.

"Selbstverständlich können Sie sich die Platten anschauen", sagte Krem, der im Hinterkopf schon über Plan B nachdachte: 'Gesichtsmasken-Öl, Speise-Öl...' "Wann haben Sie Zeit?" fragte Krem.

Floyd brauchte eigentlich nur auf den Stapel und die losen Kabel hinter sich zeigen. "Wie Sie sehen habe ich noch einiges zu tun", sagte er mit einem Hauch Selbstmitleid. "Vor morgen wird das sicherlich nichts werden. Vielleicht auch erst übermorgen."

"Gut, sagen wir übermorgen", sagte Krem. "Ich habe auch noch einiges zu tun. - Ach ja, bevor ich es vergesse. Sie kommen doch heute abend zu meinen Vorträgen. Es geht um die Gründung einer Händlervereinigung hier auf der Starbase. - Wie ich sehe haben Sie schon Ärger." Krem deutete auf die losen Kabel. "Verweigert Ihnen die Starbase-Führung passende Stromanschlüsse oder liefert sie Ihnen falsche Stromstärke? Ich bin kein Technik-Fachmann. Benötigen Ihre Anlagen 320 Watt oder waren es Volt?"

"Etwas von allem", erwiderte Floyd, die Technikdetails unterdrückend. "Ich brauche verschiedene Anschlüsse, da ich neben der Musik auch zum Teil antike Abspielgeräte verkaufe. Da muss noch einiges angepasst werden, und die Techniker der Station sind lieber mit ihren Butterbroten beschäftig als mit Anfragen von Ladenbesitzern. Und von Ihrem Treffen habe ich schon gehört. Meine Schwester oder ich werden sicherlich vorbei kommen."

Krem holte ein PADD aus der Jackeninnentasche und sah darauf. "Oh, ist es schon so spät", sagte der Ferengi. "Gut, ich werde Sie und Ihre Schwester erwarten. Wünsche Ihnen bis dahin gute Geschäfte und reichlich Profit."

Mit den letzten Worten verließ Krem eilig den Plattenladen. Er mußte heute mal ausnahmsweise seinen Laden früher schließen und bis zur Versammlung den Kassensturz gemacht haben.


--- Promenadendeck, Laden "Die Oase"

Der Inhaber das Ladens, Valerius Taspar, war dabei das letzte der Geräte zu justieren und die Massage- und Saunakabinen noch einmal zu inspizieren. Anschließend ging er zur Getränkebar im vorderen Eingangsbereich und erhaschte den Anblick eines weißen Pelzmonsters, das in seinen Laden stierte.

Obwohl er eigentlich an einiges gewohnt war, überraschte ihn der Anblick des Riesengorillas doch etwas. Ein paar Kleidungsstücke überzeugten zwar, dass er einer denkenden Rasse angehörte und kein entsprungener Primat war, aber trotzdem riss Valerius seine Augen auf.

Nach einer Schrecksekunde bleckte er seine Zähne zu einem Lächeln, aber nicht sehr überzeugend. Normalerweise sahen Kunden anders aus...

Auch Pa'tum Dris Schnauze zog sich zu einem Lächeln auseinander, als er bemerkte, dass er Valerius mindestens Respekt, wenn nicht gar Furcht einflösste. Das ermutigte ihn, diesen Laden zu betreten, von dem nicht so recht wusste, was er denn so anbot.

"Roár", grüsste er den Inhaber höflich mit einem leichten Kopfnicken. "Was für Waren bieten Sie denn an?"

Jetzt kam der sogar noch herein... Valerius fing an, die Getränkebar zu reinigen und versuchte sich noch klar zu werden, ob der Röhrer ein Gruß oder ein Appetitschrei gewesen war. Vertrauend auf die Zivilisation und das allgemeine gute Benehmen der sternfahrenden Rassen ignorierte er es.

"Schönen Abend, mein.. Herr. (Die Pause war wirklich nur sehr kurz gewesen. Was immer ES war, es war sicherlich ein Mann oder ein sehr viriles Exemplar von Zwitter.) Eigentlich biete ich nichts zu kaufen an, sondern verschiedene Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung, und hauptsächlich Dampfbäder und..... Massagen."

Diese Pause war schon ein bisschen länger gewesen. Was, wenn der Gorilla eine Massage haben wollte...

Beim Wort "Massagen" verzerrte wieder ein Grinsen die Schnauze des Tra-Sarkassianers. Er blickte sich im Laden um, auf der Suche nach den entsprechenden sexy Mädchen für diese Dienstleistung. Leider zeigte sich keine.

Also musterte er Valerius. Er hatte von körperlicher Ertüchtigung gesprochen... Sein abschätzender Blick wanderte den ganzen Körper des Ladeninhabers entlang. Valerius war nicht gerade klein und anscheinend gut in Form. Wenn er schnell war, konnte er durchaus sehr gefährlich sein. "Training? Was für Training bieten Sie denn? Sind Sie ein Kämpfer?" fragte Pa'tum Dri nicht uninteressiert.

In diesem Moment glotzte von draußen ein weiterer Tra-Sarkassianer durch das Schaufenster. Er stutzte kurz, als er seinen Kollegen erkannte, und betrat den Laden.

"Roár", grüsste Sa'tak Noy den Ladeninhaber mit einem kurzen Nicken und wandte sich dann an Pa'tum: "Komm, wir müssen gehen. Der Außensekretär und der Magro sind nicht mehr im Park. Ich habe nachgesehen. Bestimmt erwarten sie uns am Schiff. Beeil Dich."

"Tra", nickte Pa'tum und warf Valerius einen bedauernden Blick zu. "Ich will wiederkommen", stellte er in Aussicht. Dann verließen beide Sarkassianer rasch den Laden.

Das war ja noch mal glatt gegangen. Sparring mit King Kong war nicht unbedingt das, was sich Valerius als Ertüchtigung vorstellte. Der Blick des weißen Pelzwesens war fast schon kampfgeil gewesen...

Alles, was sich Valerius in den paar Sekunden zusammengesucht hatte um es herauszubringen, war jetzt unwichtig. Leise schickte er den beiden großen Wachen ein: "Sie sind jederzeit willkommen" nach, war aber echt erleichtert, dass sie gehen mussten.

Er warf den Putzlappen in das Waschbecken und ließ sich ein großes Erfrischungsgetränk ein, das er in einem Zug leerte.


--- SB Mamori, Turbolift 1

Kalos sagte, wie er es sich von den Sternenflottenleuten abgesehen hatte, sein Ziel an: "Hangardeck, aber zügig!"

Unbeeindruckt bewegte sich der Lift in gewohnter Geschwindigkeit auf das Hangardeck zu. Ungeduldig von einem Bein auf das andere schwankend, beobachtete Kalos die Anzeige seines 'Piepers'.

Gerade in dem Moment, als die Höhenanzeige auf Null sprang, öffneten sich auch die Türen.

   -- SB Mamori, Hangar

Serillia blickte von Kimon zu Ehani. Dann nickte sie leicht vor sich hin. "Nun gut", wandte sie sich nun wieder an den Föderations-Protokollchef, "dann verabschiede ich mich schon mal für den Anfang von Ihnen, Herr Kimon. Es war mir eine Ehre mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Mein Kompliment an Ihre Organisation. Ich freue mich darauf, zukünftig mit Ihnen zu kooperieren. Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen."

Mit einem leisen Lächeln um die Mundwinkel nickte sie Ehani zu: "Ich gehe dann schon mal ins Schiff. Schicken Sie Herrn Ketara rein, sobald er hier ist. Wir wollen zügig starten."

Damit wollte sie die beiden jugendlichen Turteltauben allein lassen. Sie wandte sich zum Gehen.

In Rekordzeit rannte Kalos in die vom Pieper angezeigten Richtung.

Vor der letzten Kurve zog er seine Gardepistole und kam nur einen Meter vor der Botschafterin mit aufgerissenen Augen zum Stehen. Wild blickte er sich um. "Was ist passiert", hauchte seine Stimme in einem tiefen Luftzug.

Serillia schmunzelte, als ihr Leibwächter so heranstürmte. "Es geht mir gut", beruhigte sie ihn. "Wir haben Sie nur vermisst. Wir wollen starten und wussten nicht, wie wir sie sonst finden sollten."

Ihre Stimme klag klar und deutlich. Sie enthielt nicht wirklich eine Rüge, obwohl ihre Miene sehr ernst blieb. "Kommen Sie", schloss sie ab und betrat nun endgültig die Botschafteryacht, direkt nach dem Kapitän.

Mit wachsenden Augen und einer Veränderung seiner Haltung von angspannt zu fassungslos stand nun Katara neben Ehani. 'Kurz-Lang-Lang.', dachte er. 'Kurz-Lang-Lang ist der Code für Sammeln. Gab es denn keine Einweisung zu dem Gerät?'

Kalos steckte die Waffe weg, strich sich über die Stirn und wandte sich zu Kimon. "Eine beeindruckende Station. Ich bedanke mich für die Freiheiten, die Sie uns gewährten. Auf Wiedersehen." Nach einem militärischen Gruß machte Kalos kehrt und betrat die Yacht.

Sa'tak und Pa'tum traten aus dem Lift und bewunderten erneut den Hangar. Diese Einrichtung war wirklich sehr beeindruckend. Sie ignorierten die kleine Gruppe der Minorytaner und strebten direkt auf die sarkassianische Botschafteryacht zu.

Die Tür war offen. Der Magro und der Erste Aussensekretär waren nicht zu sehen. "Vielleicht sind sie schon drin!" mutmaßte Satak und vergrößerte seine ohnehin schon beeindruckende Schrittweite. "Rasch!" trieb er Pa'tum zur Eile an.

Schnell verschwanden die beiden Wachen im sarkassianischen Schiff.

Ehani blickte Ketara kurz hinterher, bevor sie sich wieder Kimon zuwandte. "Das war's dann also. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder", meinte Ehani und wusste nicht, wie sie sich von Kimon verabschieden sollte. Umarmen erschien ihr zu intim und nur Händeschütteln zu wenig. Also wartete sie ab, was Kimon machen würde.

Nachdem sich Serillia verabschiedet hatte, nahm er nur am Rande wahr, wie Kalos überstürzt das Schiff bestieg. "Ich bestehe darauf, dass wir uns wiedersehen. Bei der Gelegenheit werden wir dann unsere Bekanntschaft vertiefen können", antwortete er und gab sich keine Mühe, den mehrdeutigen Unterton zu unterdrücken.

Im Gegensatz zu Ehani überlegte er nicht, wie intim oder unverbindlich die Art seiner Verabschiedung war. Und so drückte er sie mit einem Arm an sich, schloss die Augen und sog noch einmal ihren Duft tief ein, bevor er sie wieder frei ließ. "Mögen die Elemente mit Dir sein, damit Du wohlbehalten Deine Welt erreichst", lächelte er zum Abschluss.

"Wir werden sehen, ob die Zeit es uns gestatten wird, uns wiederzusehen", meinte Ehani lächelnd. Es war zwar nur ein Abenteuer gewesen, doch ein Teil von ihr würde Kimon vermissen. "Vertiefen? Dann muss ich ja auf jeden Fall wiederkommen. Vielleicht im nächsten Urlaub", meinte sie verführerisch und strich ihm mit einem Finger sanft über den Nacken. "Mögen deine Götter gut auf dich acht geben", meinte sie und ging zur Yacht.

Ehani drehte sich nicht mehr um, sondern ging direkt ins Schiff und nahm auf ihrem Sitz Platz.

Kimon sah Ehani nach, bis sie im Schiff verschwunden war. Eigentlich war seine Aufgabe hiermit erledigt... Sein Blick schweifte durch den Hangar über die beiden Schiffe der Delegation. Beide machten den Eindruck nicht mehr lange hier zu verweilen, und so ging der offzielle Besuch der Minorytaner und Sarkassianer seinem Ende entgegen.

Kimon drehte sich um und verließ den Hangar langsam. Er wollte noch einmal zurück in den Konferenzraum, um dort nach dem Rechten zu sehen und notfalls beim Abbau der Dekoration zu helfen. Außerdem musste er noch einmal Captain Johnsen aufsuchen, um mit ihm über das vergangene Treffen zu sprechen, doch das war nicht zu dringend. Erst einmal also zurück in Richtung OPS.

--- Hangar, Sarkassianische Diplomaten-Yacht

"Ich möchte mit meiner persönlichen Einschätzung schließen, Magistrat", wandte Garretragh Quaipol sind an den Lafo-Stellvertreter des Hohen Magistrats, des Regierungschefs der Völkerunion Sarkass'. "Die Fremden legen Wert darauf, dass wir ihre Anwesenheit in Form der Raumstation nach wie vor begrüßen. Sie sollten bereits die Daten für die Botschaftsunterkünfte auf der Station gesendet haben. Über die Absichten und Motive der Föderation habe ich keine Erkenntnisse gewonnen. Wenn sie den lokalen Raumsektor für sich erschließen wollen, dann in einem langwierigen Prozess, da sie sich bis jetzt mit der Installation der Raumbasis begnügt haben und Forschungsflüge bisher ausgeblieben sind. Das mag allerdings damit zu tun haben, dass einer der ersten Flüge in minorytanisches Gebiet geführt hat. Wir könnten unsere Beziehungen zur Föderation festigen, wenn wir ihnen einen Lotsen für die uns bekannte Raumausdehnung zur Verfügung stellen. Ich möchte empfehlen den Kontakt zur Föderation vorsichtig zu vertiefen, wenigstens bis wir wissen, was sie hier will. Von dieser Erkenntnis sollten alle weiteren Beziehungen zur Föderation abhängen."

Der andere Lafo nickte: "Das sehe ich nach ihrem vorläufigen, mündlichen Bericht genauso. Ich erwarte die schriftliche Fassung, die ich dem Prumkai und dem Hohen Magistraten vorlegen kann. Bis zu Ihrer Ankunft wird mein Stab die Arbeit an einer Strategie für den Umgang mit der Föderation begonnen haben. Ich wünsche, dass Sie sich nach Ihrer Ankunft daran beteiligen, Erster Außensekretär."

"Jawohl, Magistrat", erwiderte Garretragh.

"Gute Heimreise", wünschte der Politiker und schloss die Verbindung.

Umgehend öffnete Quaipol einen Kanal zur Brücke und erteilte dem Kapitän Anweisungen: "Ich bedaure, doch die Anweisungen des Prumkai lassen einen Landgang nicht zu und erfordern unsere sofortige Abreise nach Sarkass. Veranlassen Sie die Vorbereitungen und starten Sie nach eigenem Ermessen, Kapitän."


--- SB Mamori, Promenadendeck, am Turbolift 2

"Hoffen wir, dass dieser Kelvaner friedlich gesonnen ist...", fuhr Sara mit den wenigen Informationen fort, die sie hatte, wurde aber durch den Halt des Lifts und das Öffnen der Türen abgelenkt. Nun waren sie tatsächlich auf dem Promenadendeck angekommen.

"Wir haben bisher nur eine seltsame Flüssigkeit entdeckt, die mir kelvanisch zu sein scheint. Schauen wir mal nach, ob es sich tatsächlich um einen Kelvaner handelt", erläutete sie, während die drei die Liftkapsel verließen und sich umsahen.

Sara fixierte ihren Scanner. "Hier entlang", bedeutete sie den Sicherheitlern.

Im Zentrum des Promenadendecks angekommen aktivierte Talvert seinen Kommunikator: "Computer: wo befindet sich Lieutenant Ginelli?"

Der Erste Offizier von Mamori ging davon aus, dass sich die Wissenschaftlerin mittlerweile mit dem Kelvaner beschäftigte. Entweder Ginelli oder die Sicherheit.

"Lieutenant Ginelli ist auf dem Promenadendeck", erwiderte die ruhige Computerstimme, während sich gleichzeitig Talverts Kommunikator aktivierte: "Ginelli an Commander Talvert: Wir sind nun auf dem Promenadendeck und unterwegs."

Sara deaktivierte ihren Kommunikator, da sie Talvert unmittelbar vor sich erkannte."Sir", grüsste sie ihn nickend.

"Lieutenant, Chief, Crewman...", erwiderte Suvan ernst. In Patroni musste es ähnlich aussehen wie in ihm selbst. Schließlich hatte der Sicherheitsoffizier auch Kinder an Bord. Als er feststellte, dass er nicht mal einen Tricorder dabei hatte, um den Kelvaner aufzuspüren, ärgerte Talvert sich kurz über sich selbst. So musste er Sara Ginelli wie einen Spürhund auf ihn ansetzen.

"Bringen Sie uns zu dem Wesen, Miss Ginelli", bat er die Wissenschaftlerin.

"Aye, Sir", nickte Sara nervös und senkte ihren Blick wieder auf das Gerät in ihrer Hand. "Hier entlang."

   -- Promenadendeck, Salon Krem

Wohl in angemessenem Abstand zu dem Zeitpunkt, zu dem Krem mit Floyd und Sheena verhandelte, fand sich Kinoi am Salon des Ferengi ein, zur offenen Runde über eine Händlervereinigung.

Die Vulkanierin trug - wie meistens - einen figurbetonenden Einteiler in einer hellen Farbe. 2271 hätte man sie mit einem Wissenschaftler oder einem Arzt der Sternenflotte verwechseln können. Sie war gespannt, welche Absichten Krem mit seiner Händlervereinigung hatte - und egal wie die aussahen, ein Händlervereinigung war ein politisches Instrument. Ob die Stationsleitung davon wusste? Ob ein Kommandooffizier ebenfalls eingeladen war?

Oggie und Ulk waren alleine im Laden. Kein Krem, nicht mal ein Kunde, bevor Kinoi auftauchte.

Ulks Kinnlade ging nach unten und seine Augen zogen die Vulkanierin förmlich aus. Sabber lief dem jungen Ferengi am Mundwinkel herunter. So ein Fahrgestell hatte er noch nie gesehen.

Oggie rannte fast ein Haarwaschbecken um. Auch der ältere Ferengi konnte seine Augen nicht mehr von Kinoi lassen.

Im Chor fragten beide: "Was kann ich für Sie tun, Mam'ma?"

Kinoi verschränkte die Arme hinter dem Rücken und machte einen Schritt auf die Ferengi zu. "Ich erhielt eine Einladung von Mister Krem", antwortete die Vulkanierin. "Genau wie jeder andere ansässige Händler oder Dienst- leister. Mister Krem möchte über die Gründung einer Händlervereinigung beratschlagen, laut dieser Einladung."

Ihr war natürlich klar, dass sie Ulk und Oggie noch keine Antwort gegeben hatte, daher fragte sie: "Gibt es bereits ein Excerpt zu dem Vortrag, den Mister Krem halten wird? Wo findet das Treffen statt?"

"Exzerpt?" fragte sich Oggie, der dieses Wort noch nie gehört hatte. Er ging davon aus, dass es sich um eine neue Frisur oder um ein neues Parfüm handeln musste. "Bestimmt haben wir dieses neue Exzerpt, sonst würde Krem keinen Vortrag darüber halten", sagte Oggie.

"Meister Krem hat einen Raum angemietet. Die Raum-Nummer steht auf dem Flugblatt", antwortete Ulk höflich der Dame. "Darf ich Ihnen dieses Excerpt heraussuchen?"

"Wieso du?" fing Oggie fast an zu jammern. "Ich bin hier der Parfüm- Experte. Außerdem bin ich der Chef im Laden, wenn Krem nicht da ist. Geh und putz' den Boden. Da liegen noch Haare vom letzten Kunden."

Ulk blieb hinter der Kasse stehen und rührte keinen Finger.

Oggie lächelte die Vulkanierin an und sagte zu ihr: "Ich werde Ihnen das neue Exzerpt präsentieren, noch vor der Veranstaltung. Noch vor allen anderen, die eingeladen wurden. Ich komme gleich wieder."

Oggie verschwand in Krems Büro.

"Da kann er lange suchen. Wenn Krem mal etwas Neues vor uns versteckt hält, dann findet es nur einer: Ich", gab Ulk einen lustlosen Kommentar ab. "Möchten Sie etwas trinken? Einen Vulkan-Kaffee?"

"Parfum?" fragte Kinoi und zog eine Augenbraue hoch. "Ich möchte eine Übersicht über die Themen, über die Mister Krem mit den anderen Händlern und Dienstleistern reden möchte", erklärte die Vulkanierin. "Danke, Mister Ulk. Soll ich Sie für den Kaffee begleiten, oder bringen Sie ihn in den Vortragsraum?" fragte die Therapeutin.

"Möchten Sie jetzt schon zum Vortragsraum?" wunderte sich Ulk. Er hatte was von 20 Uhr Stationszeit gelesen. "Und die Themen, die Mister Krem mit den anderen Händler reden möchte. Es geht um eine Händlervereinigung."

"Ich möchte bereits in den Vortragsraum, Mister Ulk", erwiderte Kinoi sanft. "Mir ist bewusst, dass es um eine Händlervereinigung geht. Gibt es ein Handout, auf dem notiert ist, wie Mister Krem sich die Organisationsform vorstellt, und in welchen Angelegenheiten die Vereinigung aktiv werden kann, ohne gegen die Bedingungen zu verstoßen, zu denen wir an Bord der Station unsere Geschäfte führen können, oder ohne in Konflikt mit der Stationsleitung zu treten?" fragte die Vulkanierin.

"Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen", antwortete Ulk. "Mister Krem hat keinerlei Dings hinterlassen. Und in den Vortragsraum kann ich Sie auch noch nicht lassen. Erst ab 19:45 Uhr. Vorher darf niemand den Raum betreten. Es wird diesbezüglich noch Ärger geben, weil ein paar Personen heute vormittag unberechtigt den Raum betreten haben. Ich glaube es fiel der Name Kimon. Wie gesagt, erst ab 19:45 Uhr."

Oggie kam aus Krems Büro gestolpert: "Ich weiß, dass wir dieses Exprise irgendwo haben." Er lief quer durch den Frisörladen und verschwand inm Kosmetikladenteil.

   -- Anderswo auf dem Promenadendeck

Sara schritt voran, den Blick auf den Scanner geheftet. Ihr war schlecht vor lauter Aufregung. Möglicherweise würden sie alle nicht mehr lange leben... 'Aber er ist bis jetzt friedlich', versuchte sie sich relativ erfolglos selbst zu beruhigen.

Auch Salvatore und Betty machten einen verkniffenen Eindruck. Sie folgten stillschweigend. Ihre Phaser waren zwar an ihren Gürteln - aber sie hielten sie nicht gezückt, zum einen, um die Passanten nicht zu beunruhigen, und zum anderen in dem Bewusstsein, dass diese Waffen vermutlich sowieso nicht viel nützen würden.

Es war nicht weit bis zum dem Raum, aus dem Baustellengeräusche drangen. "Hier drin", vermeldete Sara leise und blickte Talvert fragend an. In ihren großen schwarzen Augen stand ihre Furcht zu lesen.

   -- Promenadendeck, leerer Laden

Vurtuss war der erste, der mitbekam, dass eine Gruppe sich der Baustelle näherte. "Liebe Kollegen - die Unmanieren bitte kurz einstellen. Es kommen gleich neugierige Passanten vorbei", ermahnte er halbherzig seine Kollegen.

Irgendeiner konnte sich aber demonstrativ nicht beherrschen und ließ ein großes Bäuerlein verlauten. Prompt ging ein Gekicher durch den Trupp.

Vurtuss war manchmal etwas neidisch, da er solche Laute nicht produzieren konnte. Er wusste zwar, dass solche Geräusche in der Öffentlichkeit unfein waren, aber trotzdem, so unter Kollegen gehörte das wohl ab und an dazu.

'In Jefferies-Röhren hört dich niemand rülpsen - kein Wunder, dass diesen Flegeln der Benimm abhanden kommt, wenn die kein Tageslicht sehen!' nahm Suvan trotz der kritischen Lage um den Kelvaner Anstoß an den schlechten Manieren der Monteure.

"Welcher ist es?" fragte der Erste Offizier Sara Ginelli. Talvert ging die Monteure der Reihe nach mit den Blicken durch, ob sich einer von ihnen etwas anmerken ließ.

Als die Gruppe die Monteure erreichte, kehrte Stille ein.

"Ach Du Sch... der Commander", wurde durch die Reihe getuschelt, während alle automatisch in den vorderen Bereich traten. "Die suchen jemand... der wohl bei uns sein soll...", wurde weiter getuschelt.

Vurtuss war dem Commander nur einmal begegnet, als er noch relativ neu auf der Station gewesen war.

Auch Sara betrat den Raum, flankiert von den beiden Sicherheitlern. Auch sie musterte die Monteure und blickte dann wieder auf ihren Scanner. Anschließend fixierte sie Vurtuss deutlich länger. Ihr Magen fühlte sich an, als hätte er einen Boxhieb abbekommen. Wie sollte sie ihn nur identifizieren? Wie sollte sie ihn ansprechen? Was, wenn genau das ihn verärgern würde?

"Eine.. ähm... rrei-ne...", piepste Sara und räusperte sich verlegen. Mit ein wenig tieferer Stimme fuhr sie fort: "Routinekontrolle. - Bitte weisen Sie sich aus." Dabei ging ihr Blick von einem Monteur zum nächsten. Vurtuss war reinen Gewissens, und somit konnte er dem Blick bedenkenlos stand halten.

Prompt ging das wilde Gesuche nach der ID Karte bei den Monteuren los. Alle bis auf einen kleinen schlanken Bolianer konnten ihre ID Karte vorweisen.

"Bitte holen Sie Ihre ID-Karte", sagte Sara zu dem Bolianer.

Der Bolianer nickte eifrig und eilte los.

Salvatore und Betty schalteten gut und kontrollierten gewissenhaft die Karten der übrigen Monteure. "In Ordnung", sagten sie einem nach dem anderen, "Sie können weitermachen."

"Warten Sie!" hielt Suvan den Bolianer auf. "Computer. Identifiziere den anwesenden bolianischen Ingenieur", versuchte Talvert den Anschein einer Routinekontrolle zu wahren, obwohl es keine Routine sein konnte, wenn der Erste Offizier und die Wissenschaftschefin zusätzlich zu den Sicherheitswachen dabei waren.

Der Computer wies den Bolianer mit Namen und Tätigkeitsfeld aus, erwähnte Commander Jahari obligatorisch als Abteilungsleiterin.

Der Bolianer legte eine Vollbremsung ein und blieb auf dem Gang stehen.

Nachdem der Computer ihn identifiziert hatte und Talvert wohl zufrieden war, begab er sich zurück zu seinen Kollegen die sich immer noch fragten, was das Ganze sollte.

Suvan nickte und blickte Vurtuss erwartungsvoll an, nachdem Ginelli ihn zur näheren Befragung auserkoren hatte. Hoffentlich machten die Sicherheitler keine unbedachten Bewegungen zu den Griffen ihrer Phaser, er verließ sich auf deren Professionalität.

Sara blieb vor Vurtuss stehen und musterte intensiv dessen Ausweis:

***
Name: Vurtuss
Tätigkeit: ziviler Mitarbeiter
Bereich: Monteur mech. Innenausbau
Auf Mamori gemeldet seit: 30.06.2380
Kennzeichen: 1,60m groß, gelbe Haut mit dunklen Flecken, grüne Haare
Alter: unbekannt
***

"Mr. Vurtuss, wie alt sind Sie?" fragte sie mit dem Versuch einer freundlichen Stimme. Ihr Herz pochte dabei so laut, dass sie meinte, alle Anwesenden müssten es hören.

Vurtuss spürte eine gewisse Unruhe bei Sara, ließ sich aber davon nicht anstecken. "Ma'am - das kann ich Ihnen leider nicht genau sagen, da ich keine Eltern mehr habe und die Geburtsurkunde verloren ging mit dem gesamtem Schiff, auf dem ich wohl geboren wurde. Nach Einschätzung der Stationsärzte und meiner persöhnlichen Einschätzung dürfte mein Alter bei 80 Jahren liegen", antwortete er ohne Bedenken.

Sara nickte und überlegte einen Augenblick, wie sie nun weiter vorgehen sollte, als sich ihr die Gelegenheit erschloss, wie sie sich dem Punkt nähern konnte: "Für einen Terraner wäre das schon ein fortgeschrittenes Alter, und für Ihre Spezies? Welcher Spezies gehören Sie denn an?"

Die Sicherheitler waren mittlerweile fertig mit der Kontrolle der Kollegen. Alle standen herum und hörten zu. Die Wissenschaftlerin überlegte fieberhaft, unter welchem fadescheinigen Vorwand sie Vurtuss von hier wegbringen konnte. Und vor allem, wohin?

"Gute Frage. Da ich seit dem Verlust meiner Eltern keinen Kontakt zu anderen meiner Spezies habe, kann ich die Altersspanne nur abschätzen. Demnach ist mein Alter wohl noch in der Mitte meiner Lebensspanne. Mein Volk nennt sich Kelvaner und lebt wohl ziemlich isoliert von den anderen Völkern", erklärte er ganz ruhig, als würde er ein Buch beschreiben.

Die anderen Monteure hörten interessiert zu, da sie ja auch kaum was von Vurtuss wussten. Als der Name Kelvaner fiel schien irgendwas bei manch einem von ihnen "Klick" zu machen, ohne zu wissen was.

Sara wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, dass Vurtuss seine Rasse so beiläufig zu erkennen gab: War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

'Bitte bitte ein gutes Zeichen', betete sie innerlich, während sie nickend überlegte und schließlich erwiderte: "Gut. Ähm... das trifft sich gut, denn ich suche gerade einen Kelvaner. Würden Sie mir bitte folgen? Es wird sicher nicht lange dauern."

Ihr Herz legte noch einen Zahn beim Pochen zu, während sie auf seine Antwort wartete.

Vurtuss spürte, dass seine Aussage für die Anwesenden mehr war als für ihn. 'Was haben die nur alle auf einmal?' fragte er sich im Stillen und schaute sich dabei um. "Sie suchen einen Kelvaner? Warum? Warum dann gerade ich? Ich bin nur ein kleiner Monteur", antwortete er, ohne Anstalten zum Mitgehen zu machen.

"Sie sind der einzige Kelvaner an Bord, Mr. Vurtuss. Ich habe etwas entdeckt, von dem ich glaube, dass es kelvanisch ist, und möchte Sie bitten, mir bei der Identifikation zu helfen", erklärte Sara aufgeregt und dachte dabei an die Probe der Flüssigkeit. Sie warf Talvert einen hilfesuchenden Blick zu.

Vurtuss verstand die Welt nicht mehr. "Wie gesagt, ich bin nur ein kleiner Monteur. Sie suchen so was wie einen Wissenschaftler oder Biologen, mit diesen Fachgebieten kenne ich mich aber nicht aus", versuchte er Ginelli von ihrem vermeintlichen Fehler abzubringen.

"Nein, Mister Vurtuss, es ist viel einfacher", erklärte Suvan dem Kelvaner. "Wir vermuten nur, dass der Fund kelvanisch ist. Wir hoffen, dass Sie ihn wiedererkennen. Würden Sie ihn sich ansehen?" fragte der Halbvulkanier. So langsam wünschste sich Talvert, er hätte ausdrücklich nach David Cane verlangt. Der Sicherheitschef hatte bestimmt Erfahrung darin Zielpersonen von belebten Plätzen zu isolieren, ohne dass diese misstrauisch wurden. Nun war es zu spät dazu, ohne Misstrauen bei Vurtuss zu wecken. Allerdings mochte auch Cane damit überfordert sein, denn etwas passte bei Vurtuss nicht: Wieso waren bei ihm nicht alle Alarmtöne losgegangen, als Ginelli den Namen seiner Spezies genannt hatte? Wieso trat er mit körperlicher Maske, aber offenkundiger Identität auf?

'IST er überhaupt Kelvaner?' kam Suvan Talvert eine Idee. Er musste die Krankenstation darauf ansetzen, ob man Kelvaner medizinisch identifizieren konnte. .


--- SB Mamori, Quartier Shay Jahari

Dort schälte Shay sich aus ihrer Uniform, gönnte sich eine kurze Schalldusche und schlüpfte dann in ein blassgelbes Kleid mit bauschigen Ärmeln. Sogar etwas Mascara trug sie auf ihre Wimpern auf, und etwas glänzenden Lippgloss auf die Lippen. So weit fertig wartete sie auf Wrad.


--- Runabout USS Amazonas, auf dem Weg zur Starbase Mamori

"Wir werden Mamori in schätzungsweise einer halben Stunde erreichen. Das andere Schiff trifft laut Computer 5 Minuten nach uns ein", erklärte Viqi und versuchte noch etwas Geschwindigkeit aus der Amazonas herauszukitzeln. Doch sie flogen schon mit Maximum Warp, und schneller ging einfach nicht.


--- SB Mamori, OPS

"Die Nachrichten sind raus", hatte Max den Captain informiert, und kurze Zeit später berichtete er: "Die Amazonas beschleunigt auf Maximum Warp. - Sir, die minorytanische Yacht bittet um Starterlaubnis. - Und die sarkassianische auch."

Immer noch etwas nervös wenn sie die OPS betrat, schritt Jirri aus dem Turbolift auf die OPS. Ihre Nervosität war unlogisch. Keiner aus dieser Zeit konnte mit ihrem Wissen mithalten und doch hatte Jirri Angst, sich einmal zu verplappern und unabsichtlich Preis zu geben, woher sie wirklich kamen. Sie atmete tief durch und verdrängte weitere Gedanken in diese Richtung in den Hintergrund.

"Hallo, Mr. Riese", grüßte Jirri den Mann und ging zu ihrer Station.

"Starterlaubnis gewährt, Mr. Riese", sagte Mike und drehte sich dann zu Jirri. "Ensign Jirrida el Tharanir. Auch ein Captain möchte hin und wieder gegrüßt werden, wenn er sich auf der OPS befindet."

Mike lächelte und drückte ein Auge zu. "Gibt es etwas in diesem Raumsektor, das die U.S.S. Amazonas und die U.S.S. Atimar aufhalten könnte, Ensign? Die wichtige Fracht auf der 'Atimar' darf unter keinen Umständen aufgehalten werden."

Max hatte Jirrida mit großen Augen zugenickt. Was für eine ungewöhnliche Frau... eine Klingonin mit spitzen Ohren! Was hatten sie hier nur für merkwürdige neue Taktiker, einen Jem'Hadar und diese Frau...

"Jawohl", bestätigte er den Befehl des Captains und erteilte den diplomatischen Yachten Starterlaubnis.

Jirri erstarrte. So etwas war ihr noch nie passiert. Na ja, in der letzten Zeit war ihr Mann ihr Captain gewesen, aber nun war sie wieder einmal Ensign und musste liebenswürdig zu den hohen Herren sein. Ein gereiztes Knurren konnte Jirri gerade noch unterdrücken. "Verzeihung, Captain. Ich habe Sie glatt übersehen. Es wird nicht wieder vorkommen, Sir", entschuldigte Jirri sich, bevor sie anfing, ihre Station zu bearbeiten und ihre ganze Wut an der Konsole ausließ.

"Moment... ja, da ist etwas. Ein alter klingonischer D-7 Kreuzer", meinte Jirri. "Aber, er sendet keinen klingonischen ID aus", fügte sie an.


--- SB Mamori, Hangar

"Wir haben Starterlaubnis", meldete der minorytanische Käpitän der Botschafterin. Ganz langsam und vorsichtig manövrierte das kleine Schiff aus dem Hangar und nahm Kurs auf Minory Prime.


--- Klingonischer D-7 Kreuzer IKS Tik Tah

Mentak hatte sich wieder an seinen Platz gestellt, nachdem die Einsatzbesprechung geplatzt war. Mittlerweile waren sie nahe genug an der Station dran, um Aktivitäten direkt vor Ort auch fest stellen zu können.

"Eure Lordschaft - von der Station startet ein unbekanntes Raumschiff! Vermutlich gehört es der hiesigen Zivilisation", erstattete er Bericht.

Ehe Nortan sich äussern konnte meldete sich Galep zu Wort. "Nortan - Wir sind soeben gescannt worden. Es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen, darum aktiviere ich jetzt den alten klingonischen ID Transponder", informierte sie das Oberhaupt der Freibeuter.

Nortan ließ sich die Daten auf seine Konsole geben. Er wollte gerade Mentak Anweisungen erteilen als Galep ihm ins Wort fiel. "Ausgezeichnet Galep - Schön, dass es immer noch fähige Leute hier an Bord gibt", lobte er Galep. "Mentak - Die Bioschleier aktivieren. Die müssen ja nicht gleich merken, dass auser Klingonen noch andere Rassen an Bord sind", instruierte er den Klingonen. "Computer: Taktischer Alarm. Enterteam 1 und 2 bereit halten für Spionageeinsatz - weitere Anweisungen folgen", gab er für das gesamte Schiff geltend durch.


--- SB Mamori, OPS

"Ein D-7 Kreuzer?" Der Captain hatte schon lange keinen D-7 mehr gesehen. "Der letzten D-7 Kreuzer, den ich zu Gesicht bekam, war während des Dominion-Krieges, und zwar als Museumsschiff im Raumfahrt-Museum auf Romulus. Das Klingonische Reich besitzt auch nicht mehr allzuviele davon. Wer auch immer der Besitzer von diesem Kreuzer ist, der muss lange suchen nach guten und nichtreplizierten Ersatzteilen. - Beobachten Sie diesen D-7 Kreuzer genau. In welche Richtung fliegt er?"

"Ja, Sir, ein D-7 Kreuzer", bestätigte Jirri. "Das Schiff hat seinen Transponder aktiviert und sendet nun einen klingonischen ID. Es hält Kurs auf Mamori, Sir", erklärte Jirri.

Auf dem Hauptschirm war zu sehen, wie die sarkassianische Diplomatenyacht kurz nach der minorytanischen den Hangar verließ und Kurs auf ihren Heimatplaneten nahm. Die Pfade der beiden kleinen Schiffe verliefen in exakt entgegengesetzten Richtungen. ************************************************************************