Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Juli 2006, Teil 2 und Anfang August: 96 Züge
Spielzeit: 2. Juli 2380, ca. 11:30 Uhr vormittags

Kapitel 25: Zusammenstösse

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*** 2. Juli 2380, 09:00 Uhr morgens ***


--- Raumschiff "IKS Tik Tah" auf dem Weg zur Starbase Mamori, mit einem gekaperten Föderations-Frachter im Schlepptau

Nun war die Freibeutermeute seit fast 1,5 Stunden in Richtung Mamori unterwegs.

"Eure Lordschaft - Bis jetzt haben wir noch kein Fleckchen gefunden, wo wir die Frachter-Crew abladen können. In einer Stunde kreuzen wir schon die Freibeuterroute Omega 8, wo wir den Frachter dann los werden wollten", äußerte sich Mentak.

"Zudem wartet ja noch mein Friseur auf mich", feixte Galep.

Nortan ließ seinen leeren Becher einfach fallen. "Galep - Nur die Ruhe, wir müssen ja noch einen Zahnarzt als Opfer für Dich suchen, oder?" scherzte er lauthals zurück.

Allgemeines Gelächter brach aus.

"Reul an Brücke - Ist bei Euch ein Orkan ausgebrochen? Hier unten wackeln schon die Wände von eurem Getöse da oben", fragte besorgt der Caitianer.

Erneut brach Gelächter auf der Brücke aus.

"Keine Angst, Reul, wir feixen nur mit Galep, wegen ihres Rondevouz auf der Sternenbasis", antwortete lachend Nortan.

"Wer will denn schon mit der hässlichen Galep ausgehen?" fragte Reul entsetzt. Er war ja nicht pingelig was das Aussehen anging, aber Galep sprengte bei ihm alle Schönheitsskalen und Monsterbilder.

Rogh haute vor Lachen auf seine Konsole, wobei sich da ein Schuss löste.

Mit einem Satz sprang der voraus fliegende Beutefrachter aus dem Kurs, so knapp ging der Schuss vorbei. "UPS", rutschte ihm grinsend als Entschuldigung raus.

"Habt ihr da hinten noch alle Tassen im Schrank? Ihr hättet uns beinahe getroffen!" moserte der kommandierende Offizier des gekaperten Frachters.

Nortan klärte seine Leute an Bord des Frachters lachend auf, woraufhin auch dort ein deftiges Gelächter ausbrach.

*** Gleicher Tag, 11:30 Uhr vormittags ***


--- Raumschiff "IKS Tik Tah", auf dem Weg zur Starbase Mamori

Vor etwa 20 Minuten hatte man sich vom Frachter getrennt mit dem Ziel, die Föderations-Crew auf dem Weg zur Freibeuter-Basis auszusetzen.

Galep hatte mittlerweile anmerken lassen, dass der Spaß wohl doch zu weit ging, woraufhin wieder Ruhe eingekehrt war.

Reul turnte im Maschinenraum rum und polierte seine Konsolen.

Mentak vertrat sich etwas die Beine und schaute im Maschinenraum vorbei. "Autsch - blöde Querstange! Mussten denn unbedingt diese Stangen sein, Reul? Andere Spezies an Bord haben sich doch auch komplett angepasst", schimpfte er, während er über seine wachsende Beule rieb.

Reul kam absichtlich auf Mentak zugeturnt. "Sind wir hier auf einem normalen Schiff? Nein - also kann ich meinen Arbeitsbereich für mich auch etwas effektiver gestalten, und da gehören nunmal auch meine Turnstangen dazu", wies er den Klingonen zurecht.

Mentak winkte nur ab und umging die nächste Stange, um auf die Hauptkonsole blicken zu können.

Reul kannte Mentak schon lange genug um zu wissen, dass der Klingone es nicht gar so ernst meinte, und ging deshalb ganz gesittet auf seinen zwei Pantherfüßen auf ihn zu.

"Ist wohl zu ruhig jetzt da oben, oder?" fragte Reul mit Anspielung auf Galeps Reaktion.

"Ja schon, ist ja aber auch typisch für das hässliche Weib. Erst damit anfangen, und wenn alle kräftig lachen und mitmachen ist sie eingeschnappt. Kein Wunder, hat die noch nie einen Kerl abbekommen, auch wenn sie das Gegenteil behauptet", meinte Mentak.

"Der Ferengie tut mir jetzt schon leid", feixte Reul.

"Dafür muss er aber nicht lange leiden", feixte Mentak in Anspielung ihres Sondergeschäftes mit. Reul und Mentak feixten ungestört noch eine Weile, ehe Mentak sich verabschiedete und durch das Schiff schlenderte.

Währenddessen schimpfte auf der Brücke Galep mit dem Gunner der IKS Tik Tah herum, dass es die hellste Freude war. Selbst vor der Brücke hörte man schon durch das geschlossene Schott das Geschimpfe der zahnlosen Cardassianerin.

Die anderen Brückenoffiziere hielten sich zurück, um nicht die Lage zum Eskalieren zu bringen.


--- Starbase Mamori, Promenadendeck, Laden "Fashion"

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Suvan Tavert antwortete der Botschafterin Serillia Tanaqua:
> "Möchten Sie ein Gästequartier an Bord der Station beziehen,
> oder einen Uplink zu Ihrer Yacht eingerichtet bekommen? Ich denke,
> Sie wollen keine Stunden im Info-Center der Station verbringen."
> Dieses Center war die Bibliothek der Schule.

"Ein Gästequartier?" überlegte Serillia lächelnd. "Vielleicht komme ich auf dieses Angebot zurück. Vorerst wäre mir ein Uplink zur Yacht angenehm. Und falls ich dann mal hier übernachte, werde ich sicher Stunden im Info-Center verbringen." Ihrem gut gelaunten Tonfall konnte ein Fremder wiederum kaum entnehmen, wie ernst es ihr mit dieser Äußerung war - nämlich durchaus sehr ernst.

Der Stoff, den sie befühlte, fühlte sich sehr angenehm an. Glatt und leicht wie eine Feder. Sie fuhr mit der Hand in die Bluse und prüfte, ob der Stoff womöglich durchscheinend war. Das war jedoch nicht der Fall. Durch das zart-bunte Blumenmuster hindurch war ihre Hand nicht zu erkennen. Entzückt lächelnd betrachtete sie die anderen Kleidungsstücke.

Ihr fragender Blick ging zu Desh an der Theke. "Sind dies hier Frauenkleider und dies Männerkleider?" wollte sie wissen. Es schien einen deutlichen Unterschied zwischen diesen beiden Kleidungsarten zu geben. "Oder tragen das beide Geschlechter?"

Fast hätte sie sich auf die Unterlippe gebissen, als ihr einfiel, dass sie vielleicht voreilige Schlüsse gezogen hatte. Unter 150 Rassen... "Oder gibt es in der Föderation mehr Geschlechter als männlich und weiblich?" fragte sie Talvert.

"Innerhalb der Föderation ganz bestimmt", erwiderte Talvert lächelnd. "Allerdings sind mir keine mehrgeschlechtlichen Crewmitglieder von Mamori gegenwärtig. Andorianer, wie Ensign Kaan, der OPS, von dem ich erzählte, sind zwar zweigeschlechtlich, bevorzugen aber eine sehr polygame Lebensführung, zum Beispiel. Wie gut Mister Kwadesh auf die anatomischen Schnittmuster von verschiedenen Spezies eingerichtet ist, kann er am besten selbst beantworten."

Es stimmte den Terraner/Vulkanier-Hybriden fröhlich, dass Serillia Tanaqua ernsthaft in Betracht zog, sich auf der Station niederzulassen. Suvan wertete das als kleinen Erfolg des Augenblickes.

Desh sah auf, als die Frau ihn wieder ansprach. Er ging auf einer imaginären Linie zu ihr. "Alles auf dieser Seite", er zeigte von sich aus nach rechts, "ist für Frauen und Mädchen, und alles auf der anderen Seite für Männer und Jungen." erklärte er ihr. "Sie haben sich da ein sehr schönes Stück ausgesucht. Es ist aus delarianischer Sternseide", fügte er an.

"Aha, danke sehr", lächelte Serillia den Verkäufer an. "Sie ist wunderschön. Ich denke, ich werde ein anderes Mal wiederkommen und mich dann hier in Ruhe umsehen." Wegen der "anatomischen Schnittmuster" machte sie sich jedenfalls keine Sorgen. Diese Bluse sah schon danach aus, als ob sie ihr passen könnte.

"Dann hat wohl die Mehrheit der Föderationsmitglieder zwei Geschlechter", schloss sie aus Suvans Äußerungen und der Aufteilung der Kleidungsstücke nach männlich und weiblich in diesem Laden. Sie nickte zufrieden. Das war wenigstens eine vertraute Konstante, mit der sie rechnen konnte. Vielleicht war das ohnehin der geschicktere Weg: Nach Gemeinsamkeiten zu suchen, nicht nach Unterschieden.

Serillia verabschiedete sich von Desh und nickte Kalos Ketara zu, dass sie den Laden nun wieder verlassen wollte.

"In Ordnung. Ich bin hier, wenn Sie mich suchen", erklärte Desh und ging wieder zu der Theke. Für ihn stand außer Frage, dass sie nicht wieder kommen würde. 'Ein ander Mal wiederkommen' war so eine nichts sagende Floskel.

"Und wie handhabt die Föderation die ganzen verschiedenen Währungen?" fiel ihr die nächste, im Zusammenhang mit Einkaufen sehr nahe liegende Frage ein, die sie an Suvan richtete.

   -- Promenadendeck, in Sichtweite vom Modeladen "Fashion"

Der Besitzer der "Wellness- und Fit-Oase" schleppte sich krumm und buckelig mit den sperrigen Liegen, die er mittels eines Antigravwagens in sein Etablissement zu karren versuchte. Da sie etwas fitzelig beim Zusammenbauen waren, hatte er auf einen erneutes Auseinandernehmen verzichtet und versuchte, sie im Ganzen vom Replimat bis zu seinem Geschäft zu bekommen.

Aber entweder hatte man ihm von der Technik einen zu kleinen Wagen gegeben, oder die Trümmer waren zu lang, jedenfalls stand ein gutes Drittel immer über, und da es 4 Stück waren, kippte bei jeder Kurve oder Zwischenstopp mindestens eine davon vorne, auf der Seite oder hinten runter.

Soeben war Valerius ENDLICH auf der Zielgerade zu seinem Geschäft angelangt und beschleunigte ein bisschen, um mal eine kleine Trinkpause einlegen zu können. Jetzt, wo er ganz alleine war und der Techniker erst nach 12 Uhr kommen würde.....

Dass er in seinem Eifer ein wenig zu sehr beschleunigt hatte, merkte er erst, als der Antigravwagen schon an seinem Eingang vorbeizog und Valerius' Hand entglitt. Aber den Göttern sein Dank stoppte der Wagen, als kein Kontakt mehr vorhanden war. Den Liegen obenauf war es egal, die flitzten hurtig weiter und glitzerten in der Deckenbeleuchtung, als zwei von ihnen in Richtung Swadeshs Modewelt dahinsegelten, und sich in Hoffnung auf Kundschaft die automatische Tür vor ihnen öffnete...

Vom lauten Knall und der sich öffnenden Tür aufgeschreckt, rannte Kalos auf die Liegestühle zu. Mit der Hand am Holster stand er breit in der Tür und sondierte die Umgebung. Ein schnaufender Mann hinter einem Antigravwagen starrte die Liegematten und den Minorytaner an. Kalos entspannte sich etwas, als er die Situation überblickte und keine Gefahr feststellen konnte.


--- SB Mamori, OPS

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Kimon bedeutete seinen beiden Gästen, ihm zu folgen und stieg die
> Treppe hinauf.

Wrad sah den drei Protokollchefs lächelnd hinterher. Dann wandten sich seine Fühler Shay zu. Sie hatte zwischendurch kurz ihre Augen geschlossen, und damit bei Wrad Sorgen ausgelöst. Er trat dichter an sie heran, wohl wissend, dass er erst vor 24 Stunden empört gewesen war, als Shay sich genau hier auf der OPS zu persönlich nach seinem Befinden erkundigt hatte. Diese Erinnerung führte zu einem milden Lächeln um seine Mundwinkel, als er sei mit leiser Stimme fragte: "Ist alles in Ordnung mit Dir? Hast Du vielleicht Schmerzen?"

Shay sah erschrocken auf, als sie Wrads Stimme so dicht neben sich hörte. Auch sie erinnerte sich an den Vorfall auf der OPS vor wenigen Stunden. Ihr machte es im Moment nichts aus, dass Wrad sich nach ihr erkundigte. "Es geht mir gut. Na ja, es ist schon komisch, nur auf einem Auge sehen zu können. Meine Nerven sind das nicht mehr gewöhnt. Ich hoffe, Doc al Misri kriegt das Teil schnell wieder hin", erklärte sie.

Wrad nickte verständnisvoll. Gern hätte er sie zärtlich berührt, aber das war nun auf der OPS wirklich nicht angebracht. "Sicher kriegen die Ärzte das schnell wieder hin. Obwohl Dir die Augenklappe auch sehr gut steht." Er zwinkerte sie kurz an.

Shay reagierte lächelnd auf Wrads Kompliment die Augenklappe betreffend. "Danke, das ist nett, dass du das sagst", erklärte Shay.

Als die Fremden die Treppe zum Konferenzraum hinaufschritten, entspannte sich Sara wieder, was an ihrem Lächeln und auch an ihrer Körperhaltung erkennbar war. Sie gesellte sich zu Rem Kuran. "Das war eine gute Ansprache", lobte sie ihn, ungeachtet ihres niedrigeren Ranges. "Interessante Spezies, nicht wahr? Besonders dieser Kras von Sarkass."

Es sah so aus, als hätten sie noch viel Zeit für Smalltalk, während sich die Protokollchefs berieten und die Delegationen die Station besichtigten.

Rem Kuran sah den Protokollchefs noch einen Moment nach, bis er sich, ohne sich um das Kompliment zu kümmern, wieder Ginelli zuwandte. "Er scheint aus einer maritimen Umgebung zu kommen", vermutete er trocken. "Seine Haut war mit einem Ölfilm überzogen, und er hat Schwimmhäute zwischen den Fingern." Zwar hatte Rem die Hand nicht gereicht bekommen, jedoch hatte er daraufhin einen Blick auf die Finger von Kras geworfen. "Protokollchefin Shahin wirkt sehr entspannt. Sie scheint sich keine Sorgen um die Verhandlungen zu machen", sagte Rem und sah auf Ginelli herab.


--- SB Mamori OPS, Konferenzraum

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Er ist angemessener, als der letzte Raum", erklärte Ehani. "Ja,
> ausnahmsweise muss ich meinem sarkassianischen Kollegen einmal
> zustimmen", meinte sie.

Kras schlurfte zu der Bar und sah sie genau an. Er hob einige der Früchte, die dort in einem Korb lagen, auf und schnupperte daran. Leider rochen sie nicht so gut wie die Creme vonhin, aber das Meeresrauschen war eindeutig wundervoll. Eine Frucht hatte eine härtere Schale und war nicht so leicht zu erkennen. Die behielt er.

Dann drehte er sich zu den beiden anderen Protokollchefs um und sagte: "Gehen wir die Einzelheiten des Dinners durch, die Speisenreihenfolge und die Konversationsthemen beim Essen." Er lächelte Shahin an und ließ dabei die Kokosnuss in seiner Hand schaukeln. Sein Lächeln war diesmal besonders breit...

Ehani hatte sich gerade den Raum besehen, als sie Kras' Worte hörte. Ruckartig drehte sie sich zu ihm um. "Es gibt keine Konversation während des Essens", stellte sie klar. Sein breites Lächeln und diese Frucht, die er in den Händen hielt, machten ihr irgendwie Sorgen.

Antschirch zog seine an sich glatte Stirn kraus und zeigte Verwunderung. Dass er seine Informationen hinsichtlich der Esskulturen hatte, gab er nicht Preis. Er wäre ein schlechter Protokollchef, wenn er nun schon einen Kompromiss servierte. Es war von seiner Seite im Endeffekt dann sicher mehr als nur galant und völkerverbindend, wenn er dann einlenken würde. SOOOO machte man Politik. Zuerst nein agen, dann vielleicht, und erst wenn man die bessere Position bei Verhandlungen hatte, sagte man ja... oder auch nicht.

"Bei jedem anständigen... standesgemäßem Essen gibt es doch eine Konversation", meinte er unschuldig und blickte auch zu dem 6-fingrigen Protokollchef der Föderierten. Dann ließ er seine dreieckigen Zähne aufblitzen und biss kraftvoll in die Kokosnuss.


--- SB Mamori, am Rand des Promenadendecks

"Läuft die Kamera?"

"Klar doch. Das Bild ist gestochen scharf."

Auf dem Bildschirm eines kleinen Aufzeichnungsgerätes für 3D-Filme war ein junger Caitianer. Dieser vom Äußeren einer Katze sehr ähnliche junge Mann mit einem dichten schwarzen Fell machte noch ein par kurze Dehnübungen vor dem grünen Orioner mit der Kamera.

"Du konntest dir die Strecke merken?" fragte der Fellige.

"Blöd bin ich nicht, Ra!" erwiderte der Grüne.

Nach einem kurzen Räuspern und einem Glattstreichen des Kopffelles sprach der Caitianer, der auf den Rufnahmen Ra hörte, direkt in die Kamera: "Ra, der Panter. Raumstation Mamori, Deck 23. Parcours 1. Seht und staunt!"

Nach den letzten Worten hatte die Katze gewendet und rannte auf allen Vieren auf eine Wand zu. Der Orioner hatte noch keine Probleme zu folgen. Er war schnell und fast ebenso wendig wie sein Freund Ra. Die Wildkatze rannte mit ausgestreckten Krallen die Wand ein Stück hinauf, um mit einem Rückwärtssalto wieder auf dem Boden zu landen. Ohne Pause rannte er weiter. Eine Treppe, die sich verkantet an einer Brücke des Promenadendecks befand, nutze er nur, um sich an der Außenseite abzustoßen und im Flug nach dem Geländer der Brücke zu greifen. Mit einem Sprung über dieses Geländer stand er nun auf der Brücke, um über das nächste Geländer zu springen. Mit einer Hand hielt er sich an der Unterkante der Brücke fest und ließ seinen orionischen Freund unter ihm vorbei laufen. Ra selbst ließ sich dann fallen und rannte in atemberaubender Geschwindigkeit an dem Grünen vorbei.

Zwei nahe Wände im Abstand von einem Meter nutzte er zum Hinaufklettern auf eine weitere Brücke, deren Treppe er am Geländer hinunter rutschte. In entgegengesetzer Richtung ging es weiter mit Sprüngen über Blumenkästen, Bänke, Treppen, und Klettereien an den Fassade von Geschäften und den Promenadenfenstern. Mal auf zwei und mal auf vier Füßen bewegte sich Ra durch das Promenadendeck und verzierte seinen Tour mit Drehungen und Rollen.

Ein unerwartetes Hindernis stellte ein beladener Antigrav-Wagen dar.

An dessen Längsseite war ein Geländer, auf das die humanoide Katze sprang, aber so, dass Ra dem Wagen den Rücken kehrte. Mit einem Rückwärtessalto war er zum Entsetzen des Besitzers dieses Wagens darüber hinweg und baumelte mit einem Arm an dem O des Werbeschilds der "Wellness Oase". Nach einer kleinen Hangelei über die anderen Buchstaben rannte die Katze auf einen bulligen Mann in weißer Uniform zu. Ähnlich wie den Antigrav-Wagen umreiste er die staunende Gestalt einmal und verschwand hinter der nächsten Brücke. Nun hatte der Orioner Probleme, Ra zu verfolgen und ihn dabei im Bild zu behalten.

Noch starr vor Überraschung und Erstaunen über das, was eben geschehen war, blickte Kalos der Kreatur mit offenem Mund nach.

"Ach, das könnte hier noch öfter passieren", wollte Mike die Situation locker herunterspielen. "Die Starbase hat erst ein Drittel der Personen-Aufnahmekapazität erreicht. Erst wenn die Starbase an ihrer maximalen Bevölkerungszahl angekommen ist, dann erst wird es interessant auf der Starbase." - 'Ich hoffe ich bin dann nicht mehr hier.' - "Sie müssen unbedingt dann hier sein, wenn Sie die verschiedenen Kulturen studieren wollen."

Ensign Qual, auf der USS Glory war er ein Sicherheitsmann gewesen, ging zu Valerius und fragte: "Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Sir? Haben Sie sich verletzt, Sir? Wie konnte der Antigrav Ihnen entgleiten, Sir? War es ein technischer Defekt, Sir?" - 'Oder sind Sie nur zu doof damit umzugehen, Sir?'

   -- Promenadendeck, Laden "Fashion"

Serillia hatte zuerst erschrocken aufgeschrien, als die Liegen hereinkrachten. Dann ging sie rasch an die Seite, aus dem Weg, und beruhigte sich. Neugierig beobachtete sie, wie die verschiedenen Personen darauf reagierten. Kalos war gewohnt rasch zur Stelle. Er wurde ganz kurz von einem merkwürdigen Wesen mit beeindruckender Geschwindigkeit umkreist, dann zischte dieses Wesen wieder davon.

Auf Serillias Gesicht stahl sich ein leises Lächeln. Dies war sicher eine sehr junge Kreatur gewesen. Jedenfalls wirkte die Situation nicht sehr bedrohlich. Es waren offenbar Liegen, die durch die Tür "gesegelt" waren. Nichts weiter.

Desh kam erneut hinter seiner Theke hervor und begutachtete, was da in seinem Laden gelandet war. Glücklicherweise war nichts von seiner Einrichtung zu Bruch gegangen. Selbst die Tür war unversehrt. Erleichtert sah er sich nach dem Verursacher dieses Unglücks um.

Suvan Talvert erwiderte die Frage Tanaquas nach den Währungen mit einem Schmunzeln: "Es gibt keine Währungen innerhalb der Föderation. Die meisten Planeten der Milchstraße entwickeln kein Leben, aber dafür umso mehr Bodenschätze, das ist Ihnen sicher bewusst, Botschafterin. Daraus ergibt sich, dass auf jeden bewohnten Planeten im Durschnitt zehn Rohstofflieferanten fallen. Das bedeutet für die Wirtschaft der Föderation, dass wir einen Überfluss kontrolliert abbauen. Durch die Technologie der Molekular- Rekonfiguration können wir Bodenschätze hundertprozentig verwerten. Wir können jedem Bürger mehr Vesorgungsgüter liefern, als er braucht. Wir haben Reichtum entwertet, das hat gesellschaftlich dazu geführt, dass die meisten Föderationsbürger ein relativ anspruchsloses Leben führen, und unsere Ressourcen geschont werden. Handel findet nur mit globalen Kultur- und Luxusgütern statt, für die Verrechnungskonten geführt werden. Bei Handelsabschlüssen mit Völkern außerhalb der Föderation wird dieses Verrechnungskonto belastet und ein Ausgleich in der Währung des Partners hergestellt. Über ein paar juristische Regulierungen wird dieses Verrechnungskonto wieder von den Ressourcen der Föderation getragen."

Talvert war der Botschafterin dankbar für die Frage. Sie hatte ihm Gelegenheit geboten, auf die Finanzkraft der Föderation hinzuweisen, und darauf, mit so gut wie jeder Ressource Handel treiben zu können. Das musste entsprechende Abschlüsse der Minorytaner mit der Föderation ausgesprochen attraktiv machen.

"Sie leben relativ anspruchslos?" wiederholte Serillia erstaunt und blickte sich um. Was verstand Suvan denn so unter anspruchslos? "Nur ein Verrechnungskonto? Soll das heißen, Sie werden für Ihre Arbeit nicht bezahlt? Und ganz konkret, wenn SIE in diesem Laden einkaufen würden - da Sie beide Födertationsmitglieder sind, brauchen Sie nichts zu bezahlen?" Die Diplomatin konnte sich beim besten Willen nicht recht vorstellen, wie so eine Wirtschaft funktionieren sollte. Woher bekam der Verkäufer seine Ware? Geschenkt?

"Wir zahlen mit einer Belastung des Verrechnungskontos, und dieses Konto ist unendlich gedeckt", erklärte Suvan Talvert. "Wenn ich hier einkaufen würde, bräuchte ich tatsächlich nicht zu bezahlen", meinte der Halbvulkanier. Wo die Botschafterin das erwähnte, blickte er endlich auf die Auslagen. Das eine oder andere Teil war ganz sicher etwas für S'thani. Suvans Blick fiel auf einen einteiligen Spielanzug in braunrot mit hellen Streifen, in dem seine Tochter richtig süß aussehen würde.

   -- Promenadendeck, vor dem Laden "Fashion"

"So eine Zügelosigkeit ist bei Ihnen Alltag?" sagte Ketara überhastet. Seinen Ausspruch bereute er sofort und hoffte, es nicht zu laut gesagt zu haben. Er tat einen Schritt in Richtung Qual, um seinem Ausspruch eine Richtung zu geben, die weniger folgenreich wäre als die des Captains.

Beinahe hatte Valerius die schwarze Katze am Knöchel gepackt, als sie über seine Liegen hüpfte und dann sogar wie Tarzan an dem Schild baumelte. "Na bravo...." Das Schild war nur hinaufgesteckt gewesen, und die obere Befestigungsklammer war nahe am Herausrutschen. Der Kater hatte Glück gehabt, dass er nicht mitsamt dem Schild runtergesegelt war.

Ein Feststellungsmechanismus an der oberen Liege war auch leicht verbogen worden. Als der Ferengi, den Valerius sofort wiedererkannte, so unmittelbar auf ihn zumarschiert kam, konnte er sich ein erbostes "Bei dem verdammten Wagen scheint das Gaspedal nicht richtig zu reagieren", nicht verkneifen. "Und schauen Sie sich das Schild an, der Wahnsinnige da vorne verwechselt das Promenadendeck anscheinend mit einem Spielplatz...", grummelte Taspar weiter in Richtung Qual, und zeigte mit einer Hand in Richtung der entschwindenden Burschen in grün und schwarz.

'Wieso ignoriert mich der Assistent des Captain und kümmerte sich um die verunglückten Liegen?' fragte sich Garretragh Quaipol. Oder war der Ferengi eher ein Leibwächter und musste sich nun vorrangig um den Vorfall kümmern und klären, ob ein Sicherheitsbruch vorlag? "Captain...?" forderte Garretragh nun wieder geduldig Captain Johnsen auf, seine Frage zu beantworten.

Desh packte in der Zwischenzeit mit an, die Liegen wieder auf den Antigravwagen zu hieven.

Ensign Qual wollte ein PADD aus der Hosentasche holen und bemerkte, dass er keins hatte, um den Unfall zu protokollieren. Jetzt fiel es ihm wieder ein: Er war nicht mehr bei der Sicherheit.

"Ensign Qual", rief der Captain. "Der Botschafter hat Ihnen eine Frage gestellt." Zu Garrethrag gewandt fuhr er fort: "Ensign Quals Ausbildungs- schwerpunkt auf der Sternenflotten-Akademie lag in der Sicherheit. Der Ensign wollte bestimmt nicht unhöflich sein. Er hat nur aus Instinkt und aus Reflex reagiert."

Zu Ketara sagte Mike schließlich: "Zügellosigkeit ist bei uns zwar Alltag, aber nicht straffrei. Daher auch das beherzte 'Eingreifen' von Ensign Qual, um die Sache schnell aufzuklären. Aus solche Kleinigkeiten können sich schnell Krawalle unter den verschiedenen Kulturen entwickeln. Jede Kultur hat eine andere Auffassung von Benehmen und Gerechtigkeit. Die Sicherheits- Abteilung ist auf einer Starbase sozusagen der Puffer zwischen den Kulturen."

Qual stellte sich in Achtungstellung neben den Captain. Der junge Ferengi wartete respektvoll noch mit der Beantwortung von Garrethrags Frage. Es konnte sein, dass Garretragh oder Ketara auf die Worte des Captains etwas erwidern wollten.

Quaipol, der sarkassianische Botschafter, meinte geduldig zu Ensign Qual: "Ich höre, Sir."

"Sir", sagte Qual und stand noch strammer. "Sir, die Ferengi haben das Kaufverhalten der Reisenden genauestens analysiert. Auf Raumstationen werden von den Reisenden Vergnügungs- und Erholungs- Einrichtungen bevorzugt, Sir. Die Ferengi sind ein traditionsreiches Handelsvolk und treiben schon seit Jahrhunderten erfolgreich mit allen Völker im Alpha- und Beta-Quadranten Handel. Selbst mit dem Dominion im Gamma-Quadranten besteht noch ein gültiger Tulabeeren- Handelsvertrag. Sie wollen Ihre Wirtschaft ankurbeln? Dann schließen Sie am Besten einen Handelsvertrag mit der Ferengi-Allianz ab." Ohne es zu wissen, hatte Qual gerade Krem glücklich gemacht.

"Ensign Qual", musste der Captain den jungen Ferengi bremsen. Ein Ferengi war wie ein Piranha. Witterte ein Piranha Blut, schlugen sie gleich zu.

"Ja, Sir?" fragte Qual, der nicht wusste, was der Captain von ihm wollte. Rasch kam er selbst drauf: "Ach so, ja, Sir." Qual sah den Botschafter an. "Sir, die Föderation schließt auch Handelsvertäge ab..."

"Ensign Qual, das ist nicht das, was ich meinte", sagte der Captain. "Der Botschafter möchte sicherlich keiner Werbeveranstaltung beiwohnen."

Qual sah wieder den Botschafter an. "Sir, Verzeichung, Sir."

"Wie interessant, also ist die Sternenbasis ein interstellarer Verkehrsmagnet, der noch nicht von lokalen Händlern erschlossen wurde. Ich bin sicher, viele Reisende, die auf Mamori Zwischenstation machen, begeistern sich für sarkassianische Produkte", stimmte Garrethrag Quaipol ein wenig im Quals Schwärmerei mit ein. Allerdings fragte der Erste Außensekretär dann nach dem Umkehrschluss: "Wie kommt es, dass niemand außer Mister Swadesh Sarkass und Minory als neuen Absatzmarkt gewinnen will?"


--- Starbase Mamori, Kimons Quartier

"Und ich sage Dir, niemand muss dafür sorgen, dass mich jemand ansieht! Niemand. Auch Du... ganz besonders Du nicht." Tariki stand inmitten des gemeinsamen Schlafraumes, die Hände in die Hüften gestemmt und bedachte Andschana mit einem wütenden Blick.

Diese ließ sich doch nicht davon entmutigen, denn dazu kannte sie die Ältere zu lang - sie schaffte es nie, ihre Unsicherheit zu zeigen und verbarg sie viel zu gern hinter dieser Schroffheit. "Schwester, liebe Schwester...", begann sie in einem sanften Tonfall, "Nie wollte ich jemanden zwingen, Dich anzusehen. Natürlich ist es allein an Dir, Deine Freunde zu wählen. Doch wir sind nicht länger auf Ta'Una, Du musst Dich den Sitten hier anpassen."

"Anpassung? Andschana, wir sind Ta'Una! Die Welt, die sich bislang niemandem - nicht der Föderation und keiner anderen Welt - unterworfen hat, weil wir noch immer Stolz besitzen. Ich bin eine Ta'Una und ich werde damit nicht brechen. Du magst Deine Wurzeln kappen, doch ich bleibe, was und wer ich bin."

Andschana senkte betrübt den Kopf. "Das sollst Du auch, verstehst Du nicht? Du sollst weiterhin die sein, die Du bist - mag sein, daß Herr Valerius genau das an Dir mag - doch er ist ein Fremdweltler! Sieh doch, er kann nicht wissen, was sich gehört und was nicht, und er kann nicht wissen, wie viel Wert wir auf die richtige Etikette legen. Wie soll er es denn sonst erfahren, wenn nicht von uns? Glaubst Du, unser Herr sucht ihn auf und fragt ihn, ob er nicht das Bedürfnis hat, seine Dienerin zu treffen? Bei allen Göttern, Tariki, wenn Herr Valerius die Regeln einhalten soll, muss er sie kennen!"

Tariki seufzte tief und ließ sich auf der Bettkante nieder. "Aber verstehst Du denn nicht, dass ich mir so... so erniedrigt vorkomme, wenn Du ihm erklärst, wie er mich... mir nahe zu kommen hat? Er ist seit langem der erste, der über meinen Status hinweg sieht und keinen Zweifel hat, ob er sich mit unserem Herrn arrangieren kann. Und da kommst Du daher und ich fühle mich wie eine Ware, über deren Verhandlung Du ihn aufklären musst. Ich will nicht, daß er ein Buch in der Hand hält mit dem Titel 'Drei Wege zu Andschana'. Ich möchte... ich... Ach!" Sie erhob sich wieder von der Bettkante, zog ihren Mantel aus und durchquerte den Raum mit wenigen unruhigen Schritten. "Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich möchte. Aber es wäre schön zu sehen, wie Herr Valerius den richtigen Weg allein findet. Vielleicht, weil... weil niemand sich seit so langer Zeit um mich bemüht hat. Die Kommilitonen unseres Herrn auf der Akademie haben mich nicht einmal angesehen - ich hätte ihnen allen Mutter und Großmutter sein können. Und darüber hinaus... nun, es fand sich niemand anders. Die Männer der Menschen sind so anders. Sie entscheiden darüber, ob sie eine Beziehung wünschen, wann immer es ihnen einfällt. Und selbst dann muss es keine Entscheidung sein."

"Nun weißt Du, warum ich leichten Herzens auf Ta'Una verzichten kann, Schwester. Du trägst es in Dir, ein so großes Stück, dass es für mehr als uns beide reicht. Und das bist Du, Tariki, doch ich bin ich. Lass mir die Freiheit, den Dingen einen Stoß in die richtige Richtung zu geben und ich verspreche Dir, dass es für uns beide leichter sein wird."

Ein Lächeln huschte über die Züge der Älteren. Sie atmete auf, als sie Andschana wieder anblickte. "Du hast recht, kleine Schwester, Ta'Una lebt in mir, als wären wir nie fortgegangen. Allein das ist mir vertraut geblieben und ich könnte es nicht ertragen, verlöre ich auch noch dies."

"Nun, dann bleibt uns nicht mehr viel Zeit, um Deinen Streiter auf seinen Kampf vorzubereiten, nicht wahr? Komm, wir kriegen schon raus, wie wir das in die Tat umsetzen können."


--- SB Mamori, Promenadendeck

Valerius schnappte sich also seine beiden Liegen, das Metall war an der Unterseite etwas aufgescheuert, dort wo sie über das Deck geschrammt waren. Da ihm sonst keiner helfen wollte, sondern das Gespräch sich in eine Diskussion über Kaufsstrategien und Zustände bei den Ferengi drehte, hievte er sie auf den Antigrav-Wagen und verabschiedete sich.

Einer war Botschafter von den Knaben, Valerius sagte sehr höflich deswegen: "Ich wünsche den Herrschaften noch einen erfolgreichen Tag", und dann fuhr er sehr langsam die paar Meter zurück zu seinem Geschäft.

Seufzend packte Desh die letzte Liege auf den Antigravwagen, bevor er kurz zu der Botschafterin und Commander Talvert hinüber sah.

Kalos hatte sich mittlerweile wieder an der Seite seiner Botschafterin eingefunden und lauschte den Erklärungen des Captains. Die Zahlungsmodalitäten schienen ihm etwas absurd, aber er war in keiner Position, um die Sternenflotte zu bewerten. Er konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe als Leibwache der Botschafterin und behielt argwöhnisch die Sarkassianer im Auge.

Mike, der Captain, wollte gerade Quaipol eine Antwort darauf geben, als von der Ferne ein: "Juhu" erschallte. Er hatte mit Absicht nicht vorab öffentlich verlauten lassen, dass Botschafter von Sarkass und Minory unterwegs waren, dann wäre genau das schon auf dem Hangar passiert.

Es war Krem, der lächelnd näher kam und freundlich winkte.

"Hallöchen", begrüßte Krem die Sarkass- und Minory-Gäste. "Willkommen auf der Starbase Mamori. Mein Name ist Krem. Ich bin nicht nur der ansässige Frisör, sondern ich bin auch bevollmächtigt, Handelsverträge abzuschließen. Die Ferengi-Allianz würde gerne mit Ihren Völkern ins Geschäft kommen. Sobald Sie sich von der Sternenflotte gelangweilt fühlen, dann kommen Sie doch einfach zu mir. In meinen bescheidenen Salon." Krem zeigte in Richtung seines Geschäftes, wo Ulk und Oggie, der freundlich winkte, standen.

Amüsiert blickte Quaipol seine beiden Tra-Soldaten an. Bei dem Wort 'Friseur' dachten sie vermutlich an ein neues Fell-Styling. Auch einer der Angestellten Krems schien die Trapassarks mit profitlüsternem Blick anzustarren. "Danke, Mister Krem, für ihr freundliches Angebot, auf das Sarkass bei Gelegenheit zurückkommen wird. Nur hat die Sternenflotte der Föderation im Moment eine Starbase in der Nähe unseres Sonnensystems installiert, die Ferengi-Allianz jedoch nicht. Sarkass zieht es vor, seine Aufmerksamkeit dem einflussreicheren Partner zu überlassen", erklärte Garrethrag. Den Teufel würde er tun und diesem kleinwüchsigen, scheußlich gekleideten Fellgerber Kontakte mit Sarkass ermöglichen. Der Lafo- Sarkassianer war in erster Linie an militärischer Kooperation interessiert, und niemand hatte diese Ferengi als Krieger oder Soldaten beschrieben. Garrethrag Quaipol fragte Captain Johnsen und Lieutenant Commander Talvert: "Was planen Sie uns als nächstes zu zeigen, Sirs?"

"Wie gesagt...", konnte Krem noch sagen, bevor er vom Captain unterbrochen wurde.

"Mister Krem. Bitte. Der Botschafter von Sarkass wird sich sicherlich zu passenden Gelegenheit an Sie wenden." 'Spätestens dann, wenn sie erfahren, dass einige Ferengi auch illegale Waffenhandel betreiben', dachte Mike. 'Bitte, dann wenn ich nicht mehr auf der Starbase bin.' Der Captain antwortete dem Botschafter anschließend: "Nun Botschafter. Für die Erholung stehen unserem Sternenflotten-Personal Holodecks zur Verfügung. Verzeihen Sie meine Unwissenheit. Kennen Sie... ähm Holodecks?"

Krem nahm gleich die nächste Gelegenheit wahr, um an einen Geschäfts- abschluß zu kommen. Die Botschafterin von Minoras würde sicherlich nicht Nein sagen zu einer Führung durch seine kleine Parfümerieauslage. Während der Captain mit dem anderen Botschafter redete, sprach Krem sie an: "Botschafterin. Ich besitze Parfüm von andere Welten. Düfte, die Ihre hübsche und zierliche Nase noch nie gerochen hat. Darf ich Ihnen ein paar Produkte in meiner Parfümerie zeigen?"

"Ich glaube nicht, dass die Botschafterin Zeit für einen Besuch in Ihrem Laden hat", sagte Kalos bestimmend und drängte sich erneut in ein Gespräch ein. Nicht nur, dass diese Ferengi äußerst abstoßend aussahen, so schienen sie ihm immer suspekter. Irgendetwas schien immer in ihren großen unförmigen Köpfen zu brodeln. Selbst Kalos merkte schnell, dass insbesondere dieses Exemplar mit dem Namen Krem von einem tief verankerten Verlangen angetrieben wurde. Auch die Art, wie er mit seinen scharfen kleinen Zähnen grinste, ließ Kalos aufmerksamer werden. Ihm war klar, dass etwas mit diesem Krem nicht stimmte. Und damit war er eine Person, die man von der Botschafterin fern halten musste.

Suvan mochte keine Ferengi. Sie waren skrupellose, profitgierige Aasgeier. Sie übervorteilten, betrogen und bestahlen ihre Geschäftspartner, sie betrieben Waffenhandel und Menschenhandel, sie trieben durch Börsenmanipulation die Währungen einzelner Welten in den Ruin, sie kannten kein soziales Engagement, und nach ihrer Auffassung von Richtig und Falsch war das alles rechtmäßig, solange die Kasse stimmte. In der Regel wirkte das Auftreten von Ferengi unter Föderationsbürgern wegen dieses großen Unterschieds von gesellschaftlichen Werten daher als so grotesk, dass man sie eher als amüsant denn als abstoßend wahrnahm. Das änderte nichts daran, dass Ferengi keine netten Leute waren, und so etwas wie einen ehrlichen Ferengi-Geschäftsmann gab es einfach nicht. Daher war Suvan Talvert dem Leibwächter der Botschafterin sehr dankbar, dass er Krem von Botschafterin Tanaqua fernhalten wollte. Da Krem ein ziviler Bewohner der Station war, konnte Suvan als Erster Offizier zwar beide Augen und einen Tricorder auf ihn richten, aber er konnte ihn nicht vor den Kopf stoßen. "Captain, darf ich vorschlagen wir setzen die Tour fort?" wollte Talvert Johnsen dazu bewegen, das Promenadendeck zu verlassen.

Serillia deutete Kalos gegenüber ein zufriedenen Nicken an und wandte sich dann an Krem: "Ihr Angebot ist attraktiv, vielen Dank. Bei anderer Gelegenheit komme ich gern darauf zurück."

Offenbar schien sich ihre Besichtungszeit hier sich schon dem Ende zu nähern. Zu ihrem eigenen Erstaunen stellte die Diplomatin fest, dass sie das bedauerte und sich gern noch länger auf dem Promenadendeck umgesehen hätte. Aber natürlich ging es hier nicht um ihren Willen. Sie nahm sie jedoch fest vor, bei Gelegenheit Mamori einen privaten Besuch abzustatten.


--- SB Mamori, Peregrine-Hangar

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Das mag sein, doch Hologramme haben auch ihre Vorteile", sagte Viqi.
> 'Man kann sie nicht verletzen und nicht von ihnen schwanger werden',
> dachte sie grinsend, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Kerrig
> Saghi zuwandte.

"Wenn man nur Spielzeug will, mag das richtig sein...", sinnierte Saghi. Man konnte Hologramme wunderbar verprügeln, zerhacken, zerschneiden, erschießen und ihre Körper nach und nach auseinanderreißen, ohne dass sie oder sonst jemand sich beschwerte. Genauso konnte man mit Hologrammen Sex haben, ohne dass sie an Kondition nachließen. Allerdings wurden Hologramme davon keine echten Personen.

"Wenn man keine andere Wahl hat auch", ergänzte Viqi. 'Wenn es sonst schwer ist einen passenden Partner zu finden, der mit den Krallen kein Problem hat, ist ein Hologramm schon eine passable Lösung', dachte die Khashthay.

"Gibt es keine anderen Khasthay auf der Station?" fragte Saghi verwundert. Selbst wenn sich die Wahl Alidars auf Khasthay-Männer beschränkte - wenigstens die sollten kein Problem mit Viqis natürlichen Waffen haben - musste es eine Auswahl geben, die groß genug für die Captain war, auch wenn sie extrem promiskuitiv sein sollte.

"Nein, soweit ich weiß nicht. Mir sind keine anderen meiner Art hier auf der Station bekannt", erklärte Viqi mit betrübtem Ton.

"Und gibt es keine... anderen kompatiblen Spezies an Bord?" fragte Kerrig ungläubig. Suvan hatte es gegenüber Botschafterin Tanaqua erwähnt: Die Föderation bestand aus über 150 Mitgliedern, und da sollte es niemanden für Viqi Alidar geben? Sie dachte an die Caitianer oder die Narkani.

Viqi überlegte einen Moment, bevor sie Kerrig antwortete. "Nein, soweit ich weiß, sind keine derartigen Wesen an Bord dieser Station. Doch da täglich neue Leute ankommen, kann sich dieser Status natürlich jederzeit ändern", erklärte Viqi nüchtern.

"Wäre das ein Grund sich die Station nochmal anzusehen?" witterte Kerrig Saghi eine Gelegenheit, den Hangar zu verlassen. Dafür, dass kein Flugeinsatz unmittelbar anstand, hielt sie sich hier viel zu oft auf, fand sie. 'Gibt es für die Marines eigentlich Aufgaben auf der Station?' fragte Kerrig sich. Solche mussten spätestens anfallen, wenn man sich um umliegende Forschungsschiffe und Kolonien kümmern musste.

"Mit Sicherheit wäre das ein Grund", antwortete Viqi. "Kommen Sie, gehen wir. Wenn Vaughn uns braucht, sind wir schnell genug wieder hier", meinte sie.

Froh aus dem Hangar zu kommen, folgte Saghi ihrer Vorgesetzten. "Wo wollen Sie denn hin? Auf's Promenadendeck? Als ich das letzte Mal dort war, gab es nur den Replimaten."

"Ja, ich denke, wir sollten auf dem Promenadendeck anfangen", meinte Viqi und steuerte auf einen Turbolift zu. Allzu große Hoffnung machte sie sich sowieso nicht. Sie hegte Zweifel, ob jemand an Bord war, dem ihre Krallen nichts ausmachen würden.


--- Raumschiff IKS Tik Tah, viele Lichtjahre entfernt von Mamori

   -- Kombüse der IKS Tik Tah

In der Kombüse auf dem D7-Schlachtkreuzers köchelten unter der Beobachtung eines Chinesen einige Töpfe vor sich hin. Ein Klingone versuchte zu naschen, aber Hob Sing war mit der Kelle in der Hand schneller und schlug diese auf die Hand des Klingonen.

"He!" wurde der Klingone sauer.

"Gegessen wild im Speiselaum", sagte der Chinese. "Und Essen ist noch nicht feltig." Hob Sing wusste, dass er mit den Untergebenen des Lords so grob umgehen konnte, denn Hob Sing war der beste Koch weit und breit, und er konnte die Lieblingsspeise des Lords so gut kochen wie kein anderer. Dass er das konnte war seine Lebensversicherung.

Vor 6 Monaten war das private Erdenschiff, auf dem er als Koch gearbeitet hatte, von der IKS Tik Tah geentert worden. Alle Schiffskameraden und der Besitzer des Schiffes waren gleich wieder als Sklaven verkauft worden. Nur Hob Sing nicht.

Mittlerweile hatte sich Hob Sing an das Leben auf dem Piratenschiff gewöhnt und würde seinen Arbeitsplatz auch nicht mehr tauschen wollen. Hier machte das Kochen viel mehr Spaß. Die Küche der Chinesen war der Küche der Klingonen nicht so unähnlich. Man konnte vom Tierkörper alles verwerten: Von den Augen bis hin zu den Krallen.

"Was ist das?" fragte der Klingone.

"Schädelgeschmoltes mit Inneleien", antwortete Hob Sing. "Dazu wild flischer Lacht (Racht = Schlangenwürmer) selvielt. Ich weiß, dass ihl Klingonen keinen halbtoten Lacht mögt. Diesel hiel zuckt noch."

-- IKS Tik Tah, Brücke

Nortan wurde das Gezänke zuviel, aber unterbinden wollte er es auch nicht. Somit verließ er die Brücke mit unbekanntem Ziel.

Erst als er so durch das Schiff schlenderte kam ihm der Gedanke, dass er schon lange nicht mehr die Kombüse inspiziert hatte. Gedanke gefasst und schon in Angriff genommen suchte er besagte Kombüse auf.

   -- IKS Tik Tah, Kombüse

"Schlitzauge - das ist eine Inspektion!" knurrte er statt einer Begrüßung.

Der Klingone machte eine Ehrenbezeichnung und verließ schnell die Kombüse.

Der kleine Chinese verbeugte sich vor Nortan und sagte: "Oh gloßel Meistel, oh gloßel Loldschaft, es ist mil wie immel eine gloße Ehle, Sie in meinel Kombüse willkommen zu heißen." Hob Sing ging verbeugt zu einen Topf. "Leckel, leckel", sagte er, während er den Deckel vom Topf abnahm. "Ihl Lieblingsessen. Nausikaanische Honignattel in Feuelsoße. Mmmmmmmh, wie es duftet. Liechen Sie mal, eule Loldschaft. Die Nattel ist wie immel zubeleitet."

Nortan konnte dem Schlitzauge an die Gurgel gehen mit seinem Sprachfehler. Noltan war schließlich in der Heimat auf Nausikaa nur ein alter schäbiger Bettler. Zumindest erhielten alle gescheiterten Nausikaaner, die auf der Straße lebten, diesen Namen.

Das gute Essen und die gnadenlose Unterwerfung hielten ihn bis jetzt davon ab. Nortan beugte sich zu dem Topf hin und roch. "Wenn die Honignattern so schmecken, wie sie riechen, hast Du Dich mal wieder selbst übertroffen", kommentierte er mit leuchtenden Augen.

Bei der Gesichtsanatomie der Nausikaaner musste man lange warten und die Anatomie genau studieren, um einen lachenden Mund zu finden. "Deine Kombüse hat aber auch schon besser ausgesehen", reklamierte er nach einem kurzen Blick unter den Tisch.

Hob Sing verbeugte sich vor Nortan zwei Mal und erwiderte: "Oh großel Meistel. Das ist chinesische Oldnung. Konfuzius sagen: Oldnung ist nur fül Leute, die zu faul sind zu suchen. Hi hi hi hi hi hi hi hi... und Hob Sing niemals nie faul sein. Und Hob Sings Vorfahlen auch niemals nie faul gewesen sein. Wil haben gloße chinesische Mauel elbaut und im wilden Amelika Eisenbahnschienen vellegt."

Nortan riss seinen Mund weit auf um tief Luft zu holen. "Um keine Ausrede verlegen, auch wenn ich nicht verstehe, was die dreckigen Töpfe unter dem Tisch mit chinesischer Ordnung zu tun haben sollen", meinte er resignierend.

   -- IKS Tik Tah, Korridor

Der junge Andorianer Krals "tigerte" unwirsch durch die engen Gänge der Tik Tah. Er hatte Hunger - und das war gar nicht förderlich für seine Laune. Aber andererseits, was war schon förderlich für seine Laune? Im Augenblick fiel ihm nichts ein. Kein Lichtblick in Sicht. Er langweilte sich schlicht zu Tode. Wenn nicht bald etwas passierte, würde er mal wieder einen Streit vom Zaun brechen, nur um sich ein bisschen zu prügeln und mal wieder etwas Action zu erleben. Vielleicht knöpfte er sich mal Mentak vor. Dieser Klingone erschien ihm ohnehin viel zu selbstbewusst. Eingebildet. Der bildete sich wohl ein, hier etwas zu sagen zu haben... Aber er, Krals, würde ihm schon zeigen, wer hier etwas zu sagen hatte - und wer nicht...

In Tagträume verwickelt, fand Krals "die Kralle" sich plötzlich vor der Kombüse wieder, und das Grinsen, das sich daraufhin auf seinem Gesicht ausbreitete, war diesmal, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten, kein fieses. Ohne weitere Umstände trat er ein.

   -- IKS Tik Tah, Kombüse

"Hopsing, was gibts zu Futtern? Ich hab Hunger", platze Krals los, bevor er Nortan gewahr wurde. Augenblicklich wurde er stiller und augenscheinlich "höflicher", sofern man bei einem undisplizinierten, brutalem Piraten von Höflichkeit sprechen konnte. "Hallo Boss", begrüsste er den Nausikaaner ehrerbietig.

Nortan hörte die Kombüsentür krachen und konnte sich in etwa schon denken, wer da gekommen sein könnte. "Das konnte ja fast nur 'Die Kralle' sein, was da angepoltert kommt. Fehlender Respekt wie eh und je - haben die 2 Wochen Putzdienst denn überhaupt nichts bewirkt?" fragte er mehr sich selbst als die Anwesenden.

Nortan war zwar 'DER BOSS', aber diese Betitelung hielt er trotzdem für unter seiner Würde. Jeder hielt sich an die angemessene Ehrerbietung, was den Titel anging, nur der Andorianer Krals hatte stets ein Problem damit.

Ashana lief schon in Erwartung einer baldigen Mahlzeit das Wasser im Maul zusammen, und so trat sie durch die Kombüsentüre ein und übersah doch glatt den noch in der Nähe stehenden Krals. Gerade wollte sich Ashana entschuldigen, doch dann erkannte sie Krals. "Mal wieder festgewachsen oder stehste immer im Eingang rum?" knurrte sie den jungen Andorianer an. Aus den Augenwinkeln und auch am Geruch nahm die Anticanerin Nortan wahr. "Tach Chef", grüßte sie ihn respektvoll. Dann sah sie wieder Krals an.

Krals Miene verfinsterte sich. Die war frech, die kleine Anticanerin. Und sie störte. "Ich war zuerst da", schnautze er sie an, "Hau ab." Dann richtete er seinen Blick wieder auf Hob Sing, von dem er noch eine Antwort erwartete. Genauer gesagt, richtete er seine Augen auf Hob Sing. Seine Fühler hingegen blieben auf Ashana gerichtet und "befühlerten" sie von Kopf bis Fuss. Dazu streckte er sie ein klein wenig aus seinem in die Höhe gestylten weißen Haarbüschel heraus. Ihr Kopf war zwar ausgesprochen hässlich, nach Meinung des jungen Andorianers, aber ihr Körper... holla die Eisfee...

"Nein, ernsthaft, warst du zuerst hier?" fragte Ashana ungläubig. Dabei grinste sie und entblößte ihre Reißzähne. "Du weißt doch, was es mich schert, dass du zuerst hier warst, Krällchen", zog sie Krals mit seiner mehr als mickrigen Krallenimitation auf. Ashana kratzte sich mit der Kralle einer ihrer drei Finger demonstrativ am Kinn, um Krals mal eine echte Kralle zu zeigen.

Hob Sing war zwar Krals eine Antwort schuldig, aber es gebietete sein Anstand, und es war auch ungehörig dem Chef ins Wort zu fallen, dass Nortan zuerst zu Kral und Ashana sprach. Anschließend, wenn Krals noch lebte, würde Hob Sing dessen Frage beantworten. Geduldig wartete der Chinese.

Nortan sah, dass die üblichen beiden mal wieder Streit miteinander anfingen. "SCHLUß JETZT! Ihr beiden müsstet eigentlich noch von der Kaperung des Frachters genug ausgelastet sein. Essen gibt es in 1 Stunde in der Messe für alle, und nicht früher und hier in der Kombüse", wies er die beiden äusserst streng zurecht.

Mentak hatte ihn ja schon vertraulich darauf hingewiesen, dass die beiden immer wieder und immer mehr aneinander gerieten. Nortan nahm sich vor, das Ganze noch ein wenig zu beobachten und im Notfall rechtzeitig einen der beiden nach Hause zu schicken, auf ihren geheimen Stützpunkt.

KRÄLLCHEN? KRÄLLCHEN!! Sie hatte ihn tatsächlich Krällchen genannt! Krals kochte vor Wut, und der Blick, den er der Anticanerin zuwarf, wirkte als könne er damit töten. Genau in dem Moment mischte sich der Boss ein. Verdammt! Die einzige Reaktion, die auf diese Beleidigung folgen MUSSTE - das Einprügeln von ein paar Benimmregeln in Ashana - würde der Boss nicht gutheißen! So ein Mist! Hin- und hergerissen zwischen Rachegelüsten und Buckeln vor dem Boss starrte Krals eine Sekunde lang mit offenem Mund von Ashana zu Nortan. Er wusste genau, dass er jetzt 'Ja, Eure Lordschaft' zu sagen und dann zu verschwinden hatte, aber diese Worte wollten ihm beim besten Willen nicht über die Lippen kommen.

Schließlich klappte er seinen Mund wieder zu, nickte seinem Boss stumm zu und verließ wutentbrannt die Kombüse. Nur mit äußerster Mühe konnte er vermeiden, dabei der Tür einen wuchtigen Faustschlag zu verpassen.

Ashana sah es mit Vergnügen, wir sehr das "Krällchen" an Krals nagte. Ungerührt erwiderte sie den Blick des Andorianers. Da musste schon wer anders kommen, damit Ashana Angst verspürte. Sie blickte Krals nach, als dieser die Kombüse verließ. Irgendwie hatte Ashana das Gefühl, dass er es nicht dabei belassen würde. "Verstanden, Chef", meinte sie zu Nortan, deutete eine leichte Verbeugung an und ging in Richtung Türe.

Nortan sah Hob Sing an. "Manchmal wundere ich mich echt, wie dieser Sauhaufen überhaupt noch funktioniert", meinte er zu Hob Sing. Suchend schaute er sich um. "Wo hast Du denn schon wieder den Schnaps hin - Schlitzauge?" fragte er Hob Sing.

   -- IKS Tik Tah, vor der Kombüse

Unmittelbar hinter der Tür war Krals einen Schritt zur Seite getreten und lauerte nun darauf, dass Ashana ihm heraus folgte. Sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, würde sie ihre gerechte Strafe von ihm empfangen.

Als die Türe aufging, juckte es in Ashanas Nase und schrie förmlich 'Krällchen in der Nähe'. Scheinbar ungerührt trat Ashana durch die Türe, wie immer, um dann rasch einen Schritt nach links zu machen.

Die zwei Sekunden, die vergingen, bis sich die Kombüsentür hinter Ashana geschlossen hatte, war Krals' Gehirn am arbeiten gewesen. Die Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben, und ein unbeteiligter Beobachter hätte das Quietschen der Tür ebensogut diesem Denkprozess zuordnen können. Krals die Kralle hatte eine unangenehme Entscheidung treffen müssen: Nämlich Ashana nicht sofort die Kniescheibe zu zertrümmern, weil der Boss sonst ihre Schmerzensschreie hören würde. Er musste seine Prügelei verschieben - nichts hasste er mehr!

Aber seine Entscheidung fiel gerade noch rechtzeitig. Ashana trat zur Seite, und Krals schob sich betont langsam seinen Schlagring über vier Finger seiner rechten Hand. Der Fingernagel an seinem kleinen Finger war viel zu lang und spitz, und ihn mit zur Faust ballen zu können. Krals war sehr stolz auf diese Kralle und pflegte sie ebenso sorgfältig wie sein Image. Um mit der Faust dennoch ordentlich Schlagkraft zu entwickeln, trug er schon seit langem seinen schweren Lieblings- Schlagring immer in seiner Hosentasche bei sich.

"Ich warte im Boxring auf Dich, Du alte Schlampe. Ich werde Dir meinen Namen einprügeln. Das heisst, falls Du Dich traust", fauchte er, die Fühler gestreckt auf Ashanas Kopf gerichtet, und machte sich hoch aufgerichtet und breitschultrig auf den Weg dorthin. Direkt an der Anticanerin vorbei, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Er fürchtete keinen Übergriff von ihr. Im Gegenteil, falls sie nun zuschlagen sollte, hatte er einen guten Grund, zurückzuschlagen. Nichtmal der Boss würde etwas dagegen sagen, wenn Krals sind wehrte, wenn jemand anderes eine Prügelei anfing.


--- Starbase Mamori, irgendein Quartier

"Hast sein Gesicht gesehen!?" "Ich hoffe du hast es drauf." "Türlich, Ra, ich vergess ja auch nicht die Linsenabdeckung zu entfernen." "Ach halt's Maul! Du hast dich da eh nur auf die Fresse gelegt!" "Aber das mit den zwei Shuttels war geil!"

Unter Gelächter setzten sich der Caitianer und der Orioner auf die Couch, vor der in etwa einem Meter Entfernung ein kleiner Würfel stand. Der Orioner, der eigentlich Derebohn Ma hieß, aber nur Bhang gerufen wurde, schloss ein Kabel an die Kamera an. Kurz darauf flackerte eine Holoprojektion vor den Beiden. Aus anfänglichen Bildstörungen entstand eine klare Aufnahme.

'Wir müssen uns eine neue Kamera kaufen, wenn wir berühmt werden wollen', dachte sich Ra, der eigentlich R(e)'rum mit Vornahmen hieß. Typischerweiße hatte er seinen Namen erst ein Jahr nach seiner Geburt erhalten. Wegen seines Bewegungsdranges und Unbändigkeit erhielt er den Buchstaben R, den er auch in seinem Künstlernamen weiterführte.

Nach einer mit Gelächter gefüllten ersten Wiedergabe der Aufnahmen hohlte Bhang zwei eisgekühlte Getränkedosen aus dem Replikator. Eine warf er Ra zu, die andere trank er selbst. Es folgte eine kritische Auseinandersetzung mit dem Holomaterial. "Die Wand hätte ich schneller anlaufen müssen", kommentierte Ra selbstkritisch.

"Für den Anfang nicht schlecht, zumal das mit dem Glubschauge echt krass war", sagte Bhang. Er war auch ein Traceur, aber an Ras überragendes Talent, welches auch mit seiner Physis zusammenhing, kam er nicht ran. Er war etwas langsamer, aber hatte ebenso schnelle Reflexe wie sein behaarter Freund. Dafür konnte er aber den Rückwärstsalto mit Drehung, was Ra fast immer misslang.

"Der Schnitt kann noch warten", erklärte Bhang. "Mir ist da eine gute Idee für meinen Parcours gekommen. Lass uns nochmal über das Promenadendeck gehen."

   -- SB Mamori, Promenadendeck

Bevor er sein Quartier verlassen hatte, hatte sich Bhang noch ein winziges zylinderförmiges Gerät gegriffen. Er steckte es sich ins Ohr und es begann Musik zu spielen. Wie jeder Orioner liebte er es zu tanzen und liebte deshalb auch die Musik. Immer wenn er sich einen neuen Parcours ausdachte, hörte er ein bestimmtes Lied und versuchte seine Bewegungen und die Hindernisse passend zur Musik zu choregraphieren. Wenn er dann die Aufnahmen mit der Musik unterlegte, wirkte es fantastisch, besser als ein Musikvideo.

Aber nicht immer legte er so viel Wert auf die Auschoregraphierung der Strecke. Ra und Bhang wollten mit den beiden Holo-Filmen ihren Ruf bessern. Sie würden die Aufnahmen in dem ganzen Quadranten verbreiten wollen. Erst an Freunde, Bekannte und eine kleinere Parcours- Tauschbörse, und dann würden sich die Aufnahmen von alleine vervielfältigen und jedem Parcours-Interessenten zugänglich werden. Aus diesem Grund versuchten die beiden, so viel Show wie möglich in ihre Aufnahmen zu kriegen. Einige Traceure sahen es zwar nicht gern, aber die Sparte der Trickser hatte sich mittlerweile fest in der Szene etabliert. Aber es den beiden war wichtig, nicht als Trickser abgestempelt zu werden. So ein Video war immer gut, um Aufmerksamkeit zu erlangen, aber nicht was man unter der Parcours-Philosophie verstand. Deshalb gingen sie bei den Tricks nicht an ihre Belastungsgrenzen. Sie nahmen keine schweren oder gar noch nie versuchte Sprünge. Als die beiden den Startpunkt Bhangs Parcours erreichten, sagte Bhang: "Spiele Parcours 1". Es war dem Knopf im Ohr bestimmt.

Sobald die Musik startete, rannte er los. Einige kleinere Hindernisse, wie Bänke oder Schilder übersprang er, andere größere, wie Wände und Treppen umlief er langsamer und verfolgte mit dem geistigen Auge, wie er sie überwinden wollte.

Unvermittelt blieb er stehen, sodass Ra, der ihm stetig folgte, ihn fast umgerannt hätte.

"Was ist?" fragte Ra.

Bhang sah schräg nach oben und deutete mit dem Finger auf etwas. Der Anblick gab für den normalen Betrachter keinen Sinn, aber in den Augen des Traceurs war es eine Augenweide. Eine Bank, ein Baum, ein Geländer, eine Leiter, ein Vorsprung einer Jeffreys-Röhre und ein gespanntes Seil, das an einem Geländer endete. "Da muss ich mir noch was plazieren", sagte Bhang nachdenklich.

Ra verstand was er meinte und hatte mit einem anderen Problem zu kämpfen. "Das zu filmen wird eine Tortur", sagte er und folgte Bhang.

-- SB Mamori, in einer anderen Ecke des Promenadendecks

Vurtuss gehörte zu einem kleinen Trupp von Monteuren, die auf dem Promenadendeck die nötigen Umbauarbeiten machten für die kommenden Läden und Bars.

Von den Gästen hatte man ja einiges gehört, aber der kleine Mann kam natürlich mal wieder nicht in den Genuss, selbige auch mal zu sehen. Vurtuss der Chrkrianer rühmte sich damit, die Gäste zumindest von hinten mal kurz gesehen zu haben. "Die hatten so seltsame Gewänder zum Teil an, mit so was würde ich mich nie in der Öffentlichkeit zeigen", meinte er, während er mit seinen Kollegen eine Wand versetzte, um einen größeren Innenraum zu schaffen.

"Was willst Du auch in der Öffentlichkeit? Der kleine Mann hat nur zu arbeiten und zuhause die Sitzmöbel warm zu halten", machten sich seine Kollegen mal wieder über ihn lustig.

Vurtuss war darüber aber nicht böse, dafür kannte man sich zu lange, um so was ernst zu nehmen. "Eines Tages werde ich auch zu den Leuten gehören, die in der Öffentlichkeit rumgeführt werden!" behauptete er, wie jedes Mal, wenn dieses Thema anlag.

Die anderen grinsten nur und winkten ab. "Jaja - träum weiter, kleiner Mann", spöttelten sie.

Vurtuss war es sehr ernst damit, und darum ärgerte er sich auch wieder darüber, dass die anderen ihn deswegen ab und an verspotteten. Eines Tages, so wusste er, würde er seinen Kollegen zeigen, dass er Recht behalten hatte.

Nachdem Desh doch noch geholfen hatte, die klapprigen Gestelle auf den Antigrav-Schlitten zu laden, war Valerius tatsächlich zu seinem Geschäft zurückgefahren.

Während er den Schlitten durch das Eingangstor schob, fiel ihm eine Gruppe Techniker auf, die einige Metter weiter eine heftige Unterhaltung führten. Darunter war auch ein kleines dünnes Männchen.

Valerius nahm das jedenfalls an, so genau war das nicht zu sagen. Es war schrecklich behaart im Gesicht, und daraus schloss Taspar, dass es eben ein männliches Exemplar war. Da es auch das erforderliche Komm-Abzeichen trug, konnte man wenigstens vorn und hinten unterscheiden. Sowas fiel unter lauter 08/15-Technikern einfach ins Auge. In die Gruppe hinein rief er: "Wurde jemand von Ihnen zu meinem Laden abberufen?"

Shay hatte ihm ja versprochen, heute noch einen Techniker zu schicken. Der müsste dann auch noch das Schild fixieren, bevor die zwei wahnsinnigen Flitzer es noch einmal als Turngerät missbrauchten.

Vurtuss wollte gerade noch was sagen, als einer der Besitzer bei der Gruppe anhielt. "Was für ein Laden, und was sollte da gemacht werden?" fragte er, während er sich den grünen Vollbart glatt strich.

Sollte es nur eine Kleinigkeit sein, würde er ja noch pünktlich Mittag machen können und sich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Anzug schälen können für ein paar Minuten.

"Miss Jahari wollte einen Techniker zum Aufbau einiger Geräte vorbeischicken." Valerius sah fasziniert zu, wie der grünlich bewachsene Zwerg seinen Bart strich. So klein und mickrig er auch war, er hatte zumindest geantwortet, wohingegen die anderen Humanoiden einfach blasiert woandershin sahen oder ihre Maniküre betrachteten. Im Gesicht waren zwei dunkle Punkte zu sehen... drei... vier... acht... oder so, das mussten die Augen sein. Augen?

"Die Wellness-Oase hier gehört mir", sagte der große Mann zögerlich. Valerius deutete nach oben auf das Schild und auf das Geschäft hinter sich. Als er einen Blick hinauf warf, bemerkte er, dass das Schild vibrierte. Außerdem war ein Knirschen zu hören. Rasch trat Valerius einen Schritt weiter fort von dem Bereich unter dem Schild. Den Wagen hatte er schon hineingeschoben.

Vurtuss' Augen blitzten auf. "Schon erledigt - dafür sind Techniker zuständig, aber keine Montage- Leute, die nur die Drecksarbeit machen dürfen", antwortete er und fragte sich, warum der andere ihn so intensiv betrachtete. "Die Räume haben wir 2 Tage vor Ihrer Ankunft fertig gestellt. Die technischen Anlagen hat der Elektro-Trupp gemacht", meinte er und verzog sein Gesicht leicht bei der Erwähnung der 'richtigen' Techniker.

   -- In noch einer anderen Ecke des Promenadendecks

Nach Minuten im Turbolift hatten Viqi Alidar und Kerrig Saghi wieder das Promenadendeck betreten. Es sah schon etwas belebter aus, als beim letzten Besuch der Halbbajoranerin.

Der Captain und der Erste Offizier - wie Saghi neuerdings wusste, war dieser auch der Vater von Colonel Vaughns Baby - hielten sich bei einer Personengruppe auf, bei der eine Frau und ein Mann wie die Piloten aussahen, denen die Marine-Piloten heute morgen begegnet waren. Kerrig dachte mit Schaudern an ihren kurzen Wortwechsel mit einem der minorytanischen Piloten zurück. 'Hoffentlich sind die nicht alle so...', dachte sie nur.

Zwei andere Wesen sahen aus wie Yetis... zwar trugen sie Uniformen... - oder Uniformpanzer, so genau war das nicht zu erkennen, ohne sie anzustarren - aber die Gesichter und die Hände waren mit weißem Fell bedeckt. Der Fünfte sah entfernt aus wie ein enthaarter Angehöriger derselben Spezies, und seine Schnauze war nicht ganz so ausgebildet.

Neben den Besuchern gab es nun auch zwei neue Geschäfte: Eine bajoranische Boutíque und eine erste Kneipe hatten eröffnet. Zielsicher ging Kerrig Saghi auf das Modegeschäft zu. Trinken konnte man immernoch später.

Auch Viqi musterte die Fremden mit neugierigen Blicken, bevor sie Kerrig zum Modegeschäft folgte. "Suchst du etwas Bestimmtes?" fragte Viqi die Klingobajoranerin neugierig. In diesem Moment fiel ihr auf, dass ein recht attraktiver Bajoraner das Geschäft leitete. "Sieh mal, wär das nicht einer für dich?" fragte Viqi und wies Kerrig verstohlen auf Desh hin.

Saghi blickte auf und erkannte einen Bajoraner. Seine Statur war drahtig, seine kleinen Augen wirkten wie die eines Hundes. Das hatte schon etwas Niedliches. Nur musste sie Viqi gegenüber trotzdem ablehnen: "Er ist kein Klingone. Wenn ich mit ihm fertig bin, ist er erstmal reif für die Krankenstation."

"Wer ist denn jetzt auf bestimmte Partner fixiert, hm?" neckte Alidar Kerrig. "Hm, schnucklig sieht er schon aus, aber ich muss leider auch passen", sagte sie seufzend.


--- Starbase Mamori, Konferenzraum

Es war schwer gewesen, die Sitten der Sarkassianer und der Minorytaner unter einen Hut zu bringen, oder wie ein sarkassianisches Sprichwort sagte, in ein Boot. Schlußendlich hatte jeder der Protokollchefs ein klein wenig nachgegeben, was man nicht zuletzt dem wirklich eisernen Willen Kimons zurechnen musste, der die beiden Streitparteien immer wieder zueinander brachte.

Kras Antschirch, der noch an den Resten seiner Kokosnuss kaute, von der er sogar die Schale gründlich zermalmte, legte diese beiseite und beide Hände auf den Tisch. Seine Schwimmhäute spannten sich zwischen den Fingern. Er lächelte Ehani an, die irritierend sehen musste, dass zwischen seinen Vorderzähnen zahlreiche Fasern der Kokosschale steckten.

"Sarkass zeigt Minory Prime nur zu gern sein Wohlwollen, und wir werden der angebotenen Speisenfolge zustimmen. Auch dem Vorschlag, die Konversation lediglich zwischen den Gängen zu führen."

Kras warf einen Blick auf die Liste der kleinen Speisegänge - 7 an der Zahl - sicher, dass das Essen der Gänge nur eine kurze Zeit brauchen würde. "Ich danke Ihnen, Kimon, für die Auswahl der Gerichte." Er nahm wieder die Nuss und drehte sich von dem kleinen Stehtischchen auf die Seite.

Kimon seufzte erleichtert und strich sich eine einzelne Haarsträhne hinter sein Ohr. Es war nicht einfach gewesen, die so unterschiedlichen Bedürfnisse der beiden zu beachten und sie hier und da zu bewegen, Kompromisse einzugehen. Er hatte sich während der gesamten Diskussion nicht wohl gefühlt - mit Gästen zu diskutieren, Dinge gegen ihren Willen durchzusetzen und den Druck im Nacken zu spüren, in kürzester Zeit etwas Brauchbares auf die Beine zu stellen, all das hatte auf ihm gelastet und er hatte in jeder Minute gehofft, bald das Ende zu erreichen.

Doch nun war es geschafft und es blieben nur noch Kleinigkeiten zu tun übrig. Kimon informierte sich über Cocktail-Rezepte und Früchte, die allen beteiligten Spezies zuträglich waren und hatte in einigen Fällen Ausnahmen gemacht, die durch Anmerkungen in den Rezepten kenntlich gemacht worden waren - wer immer hier Getränke mixte, war sofort darüber informiert, wenn eine Zutat nicht kompatibel mit einer Spezies war.

Darüber hinaus hatte er mit seinen Kollegen dafür gesorgt, dass die meisten der hohen Stühle und Tische verschwunden und bis auf wenige in der Nähe der Strandbar durch eine ausreichend große Tafel ersetzt worden waren. Besteck und Gläser zierten diesen Tisch ebenso wie einige dezente Dekorationen, die vor allem aus Naturmaterialien wie Sand, Muscheln, Schneckenhäusern, trockenen Gräsern, Steinen und Binsenkörbchen bestanden, um die Strandatmosphäre aufzugreifen. Das Lichtniveau war heruntergeregelt worden und gab gemeinsam mit den Farben an den Wänden einen karibischen Sonnenuntergang wieder.

Noch einmal ließ der Ta'Una seinen Blick über die Szenerie schweifen. Die Feuer fehlten... und die Tänzer. Seufzend dachte er an sein letztes Fest am Ufer des großen Arlina-Sees zurück. Gesänge, die die Nacht durchschnitten, sich mit den Geräuschen der Nacht und dem Knistern der Feuer vermischten; der sich im Wasser spiegelnde Mond... Er hatte den Namen des Mädchens vergessen, mit dem er getanzt hatte - was vielleicht auch an zuviel Kiran liegen mochte - doch ihrer Haut hatte ein schwindelerregend süßer Duft angehaftet, den er bis heute nicht vergessen hatte. Doch Schluß mit der Sehnsucht nach Vergangenem! Heute würde es keine Feuer geben - er würde allein dafür dankbar sein, wenn er das Treffen der beiden Parteien unfallfrei über die Bühne bringen konnte.

Kimon wandte sich an Shahin und Antschirch und bemerkte amüsiert, wie sehr letzterem die Kokosnuß gemundet haben musste. Mit einer angedeuteten Verbeugung, die rechte Hand auf die Brust gelegt, antwortete Kimon: "Ich danke Ihnen ebenfalls für die interessante Erfahrung, die mir diese Gelegenheit geboten hat, und Ihrer beide Entgegenkommen. Lassen Sie uns hoffen, daß dies hier seinem Zweck dienlich sein wird." Mit einer Geste, die den ganzen Raum umfaßte, wies er auf die zurückliegende Arbeit hin.

Der Sarkassianer wischte sich über das breite Maul, konnte man boshaft sagen, und lächelte dann die hübsche Minorytanerin an. "Wie sehen Sie diesen Anfang, Miss Shahin? Ist das ein Beginn einer neuen Ära in der Beziehung von Sarkass und Minory Prime?"

Er ließ seinen Blick über das strandähnliche Ambiente schweifen und fühlte sich sofort heimisch. Wären nun ein paar Bewerbe im Langstreckentauchen oder Synchronschwimmen abgelaufen, wäre es für den Kol kein Wunder gewesen. So aber hielt er für einen Augenblick noch sein Interesse voll und ganz auf der Protokolladjudantin und ließ sich dann dazu hinreißen, mit seinen Fingern durch den Sand in einer der neuen Schalen zu fahren.

"Nun, warten wir einmal ab, wie es sich im weiteren Verlauf entwickelt. Doch dieser Beginn ist sehr vielversprechend", antwortete Ehani diplomatisch.

Kimon lächelte ob der vorsichtigen Antwort. Auch er war eher zurückhaltend - die Vorbereitungen waren ganz gut verlaufen, doch wer konnte schon sagen, wie der Rest des Treffens heute verlaufen würde? Obwohl er es bedauern würde, wenn die Parteien im Streit auseinander gingen und damit auch die Gelegenheit, die bisherigen Unterhaltungen mit Shahin zu vertiefen. In den zurückliegenden Diskussionen hatte er den Eindruck gewonnen, auf ein nur schwer gezügeltes Temperament gestoßen zu sein, dessen Tiefe er nur zu gern ausloten würde. Es war nur schade, dass er noch keinen Platz gefunden hatte, an dem er sich mit jemandem wie ihr zurückziehen konnte. Natürlich gab es sein Quartier, doch das war für den Anfang viel zu privat. Und so suchte er für solche Gelegenheiten immer einen Platz, der nicht oft besucht wurde und dennoch eine gewisse Öffentlichkeit vorgab. Doch dafür war er noch nicht lang genug an Bord. Genug der Überlegungen!

Kimon aktivierte seinen Kommunikator: "Kimon an Captain Johnsen. Unsere Vorbereitungen sind soweit abgeschlossen. Gibt es noch etwas zu tun?"

   -- SB Mamori, Promenadendeck

"Nein, vorerst nicht, Ensign Kimon", antwortete der Captain. "Die Delegationen werden in Kürze bei Ihnen eintreffen." Da fiel ihm ein: "Ist die Vorstellung der Stabsoffiziere noch im Protokoll? Wenn ja, sagen Sie mir bitte wo und informieren Sie auch die Stabsoffiziere, dass wir dorthin unterwegs sind."

   -- Mamori Konferenzraum

Ehani streifte wie zufällig durch den Raum und kam ganz in Kimons Nähe. "Gibt es hier auf der Station vielleicht so etwas wie eine Aussichtsplattform, von der aus man in Ruhe den Ausblick geniessen kann?" fragte sie Kimon so, dass Antschirch Schwierigkeiten haben würde, die Worte zu verstehen.

Der olle Antschirch war zwar kein Lippenleser und hatte auch nicht Ohren wie ein Luchs, aber ganz blind war er nicht, und merkte er natürlich, dass Shahin etwas zu dem Vertreter der Föderierten sagte. Und sofort war er neugierig, was das denn war. Sicher, sicher... zuerst hatte die Frau über den Neubeginn positiv gewispert, aber was dann, sozusagen 'privat' abging, war auch nicht ganz uninteressant.

Mit seltsamen tänzelnden Schritten, die wie eine Persiflage des Hochzeitstanzes der Kraniche wirkten, kam er näher und verstand zwar nichts, aber tat vielwissend, als sich der Captain über Kimons Kommunikator meldete: "Das finde ich erstrebenswert."

Kimon war spontan danach, dem Captain zu sagen, das Offiziere benachrichten könne er zum Ausgleich dem Ferengi an seiner Seite überlassen, doch das hätte mehr Ärger als notwendig bedeutet. Und so atmete er tief durch, bevor er antwortete: "Es war vorgesehen, die Offiziere zu einem Empfang zusammenkommen zu lassen, doch bin ich mir nicht sicher, ob dies noch immer so ist. Ich kümmere mich darum und rufe die Betreffenden im Empfangsraum zusammen, wenn es Ihnen recht ist, Captain."

Sein Blick streifte Shahin bedauernd. Er wusste nicht so genau, wie er Antschirchs Bemerkung interpretieren sollte und worauf sie sich nun wirklich bezog - auf Shahin, die auffällig dicht bei ihm stand oder auf den Comruf des Captains? Er beschloß, dass letzteres der Grund für Antschirchs Bemerkung gewesen war. "Nun, bisher wurde mir die Gelegenheit noch nicht gegeben, eine solche Plattform zu finden. Doch wenn die Zeit es erlaubt und Sie lang genug bleiben, werde ich mir gern noch einmal die Deckpläne anschauen, um eine zu finden."

Ihm fiel auf, dass den Dossiers über Minorytaner und Sarkassianer ein wichtiges Kapitel fehlte. Das äußere Erscheinungbild, die üblichen Sitten und Traditionen bei einem Essen, die politischen Verhältnisse, an all das war gedacht worden. Doch ließen die Ausführungen nicht erkennen, wie private Beziehungen geführt wurden. Herrschte Monogamie vor? Gab es Kennzeichnungen, an denen man Bindungen erkennen konnte? Musste man sich in bestimmter Art und Weise verhalten, wenn man gebundenen Frauen gegenüber stand? Und wie standen sie überhaupt zu privaten Beziehungen mit Fremdweltlern? Shahin hatte bisher nicht gewirkt, als hätte er sich ihr gegenüber falsch verhalten - doch bedeutete dies, dass es keine Regelungen gab oder dass sie bisher ungebunden war? Nun, er würde es wohl nur herausfinden, wenn er sie fragte und ob er das tat, machte er von ihrer Antwort abhängig.

"Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar. Dafür allein würde es sich schon lohnen, den Aufenthalt hier zu verlängern", meinte Ehani freundlich zu Kimon. Dieser Mann faszinierte sie immer mehr. Ein weiteres Mal war Ehani froh, sich bis jetzt noch nicht fest gebunden zu haben, sondern immer noch frei über ihr Verhalten bestimmen zu können.

Kimon schenkte Eshani ein bedauerndes Lächeln. Ließ ihr Unterton nicht eine Hoffnung erkennen, die er spontan teilte? Er würde sehen... Sein Interesse jedenfalls war geweckt. Doch es gab noch einiges zu tun, bevor er dem nachgehen konnte, und Antschirch machte deutlich, dass auch er noch anwesend war.

   -- Promenadendeck

"Ensign Kimon, tun Sie das. Captain Ende", beendete Mike das Komm-Gespräch und antwortete gleich darauf Talvert: "Wir gehen jetzt zur OPS." Die Antwort bekam auch der Sicherheitsoffizier mit und konnte mit dieser Information seine Leute zwischen Promenadendeck und OPS postieren.

"Nun, darf ich Sie bitten, mir zu folgen", hob der Captain einen Arm. "Wir werden nun Ihnen das Herz der Starbase zeigen ..." - 'Corrs, mein Chefingenieur auf der USS Glory, würde jetzt sagen: Das Herz eines Schiffes ist der Maschinenraum. Aber das muss ja nicht jeder wissen.' - "... die OPS. Wenn Sie noch Fragen haben zum Thema Promenadendeck, dann nur zu."

Mike ging langsam zum nächsten Turbolift, denn die OPS und der Weg dorthin mussten noch von der Sicherheit gesichert werden und das Personal auf der OPS (untere und obere Ebene) informiert werden, dass der Besuch kam.

"Ich kann Ihnen versichern, dass Minory Prime Interesse an Handelsbeziehungen zur Föderation hat, und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns gegenseitig interessante Güter zu bieten haben", zog Serillia gegenüber Captain Johnsen und Suvan Talvert ein erstes Fazit. Sie sprach mit ruhiger, sicherer Stimme und einem freundlichen Gesichtsausdruck. "Und zweifellos ist dieses Promenadendeck ein attraktiver Ort, den sicher viele Minorytaner gern besuchen würden. Und bestimmt wird es minorytanische Kaufleute oder Dienstleister geben, die Interesse an einer Niederlassung hier auf Mamori hätten."

Mit einem leicht gespannten Lächeln wartete sie auf eine Reaktion, d.h. eigentlich auf eine Bestätigung, dass die Föderation enge Handelsbeziehungen mit Minory Prime aufzubauen wünschte. Schließlich musste die ganze Besatzung dieser Raumstation versorgt werden! Da bot sich Minory Prime doch glatt als Nahversorger an. Und natürlich galt es dabei, Sarkass weitgehend auszustechen.

Die ganze Gruppe schlenderte in gemächlichem Tempo das Promenadendeck bis zum nächsten Turbolift entlang.

"Ich sehe hier ebenfalls viele Gelegenheiten zu investieren... vor allem, wenn Ihre zivilen Pläne soweit gereift sind, dass Sarkass über Mamori Kontakt zu Föderationskolonien bekommen kann. Vielleicht bin ich etwas voreilig, aber wir würden uns freuen, Ihnen bei der Unterstützung und beim Schutz von Neusiedlungen zur Seite zu stehen", betonte Quaipol das Willkommen der Föderation in diesem Sektor und brachte dezent ein, dass man auf Sarkass auch an ein militärisches Bündnis dachte.

"Mit Vertretern Ihrer beiden Spezies an Bord wird Mamori nicht mehr so fremd in diesem Sektor wirken", deutete Suvan an, dass man keine der buhlenden Parteien bevorzugen würde.

   -- SB Mamori, Konferenzraum

Ehani spürte deutlich ein gewisses Interesse von diesem Kimon, ihre Person betreffend. 'Mal abwarten, was noch so passiert oder sich ergibt', dachte Ehani nicht ohne eine gewissen Vorfreude.

Jetzt, wo Kras Antschirch wieder Anschluss gefunden hatte, verschränkte er seine Hände vor dem Bauch und sah zufrieden aus den Fenstern des Konferenzraumes. "Hier ist der Ausblick aber auch nicht schlecht", sagte er zu Kimon und Ehani Shahin. Dann hob er eine Hand und kreiste mit dem Zeigefinger über die Sichtscheiben: "Können Sie hier auch ....den Ausblick verändern, so wie in dem Tagungsraum vorhin? Ist das ein Projektionssystem?"

Kimon folgte den Gesten Antschirchs mit Blicken und antwortete ihm: "Nein, was Sie dort sehen, ist allein das All, wie es sich uns hinter diesen Wänden präsentiert. Würden wir uns bewegen, würde sich das Bild stetig ändern; die Sterne anfangen, sich zu bewegen und sicher würde auch Ihre Heimatwelt zu erkennen sein. Möglichkeiten zur Präsentation gibt es an der gegenüberliegenden Wand."

Er überlegte parallel dazu, ob die Aufforderungen an die Offiziere besser schriftlich gingen oder ob er sie doch besser persönlich übermitteln sollte. Wenn er es über den Kommunikator tat, würde er jeden einzeln ansprechen und auch jedesmal dasselbe zu sagen haben. Was aber, wenn er es schriftlich schickte und einer der Betreffenden gerade mit etwas anderem beschäftigt war? Er schüttelte den letzten Gedanken ab - was hätten seine Gäste über ihn gedacht, wenn sie von einem Dienstmädchen empfangen worden wären?

Und so machte er sich daran, die betreffenden Offiziere zu kontakten. Alle - Kirah, Rem, Shay, Nasmat und Sara - sprach er einzeln an und teilte ihnen mit: "Die Delegationen von Minory und Sarkass werden in Kürze im Empfangsraum erwartet. Ich erwarte Sie dort umgehend, um die Delegationen angemessen zu begrüßen. Kimon Ende."

Da war es wieder... offiziell wurde er noch immer als Ensign Kozure geführt - egal, sollten sie sich schon einmal daran gewöhnen, dass er sich weigerte, den Namen einer Provinz zu tragen.

-- SB Mamori, Büro Kirah Vaughn

Kirah seufzte, als sie Kimons Nachricht hörte. "Hier Vaughn. Bin auf dem Weg", sagte Kirah. Zum Glück gab es in ihrem Büro einen Replikator, so dass sich die Idronianerin schnell eine Galauniform der Marines replizierte.

Kurze Zeit später strich sie diese Uniform über ihrem kleinen Bäuchlein glatt, welches sie nicht ganz verbergen konnte, und machte sich auf den Weg zum Empfangsraum.

   -- SB Mamori, Krankenstation

"Aye", bestätigte Dr. Nasmat al Misri den Kommruf von Kimon. Sie strich ihre Galauniform glatt und zupfte vor dem Spiegel des Waschraums noch einmal sorgfältig ihr Kopftuch zurecht.

Dann übergab sie die Krankenstation mit wenigen Worten an Dr. Davey Tavington.


--- SB Mamori, OPS

Kirah grüßte die Anwesenden und ging weiter zum Konferenzraum. Da sie nicht sicher war, wie es nun weiterging, betrat sie den Raum einfach und ging zu Ensign Kimon.

Da Shay schon auf der OPS war, sah sie einfach Rem und Ginelli an. "Sollen wir mal?" fragte sie und deutete auf den Konferenzraum.

"Und ob wir sollen", nickte Sara und bewegte sich in Richtung der Treppe, die zum Konferenzraum hinauf führte. "Ich frage mich nur, warum dort oben? Warum begrüssen wir sie nicht hier auf der OPS? Ob wir wohl zum Bankett bleiben sollen?" Fragend blickte sie Shay an, wobei sie unwillkürlich wieder deren Augenklappe musterte. "Ein echter Hingucker", schmunzelte sie entschuldigend.

"Hallo", grüsste die Ärztin freundlich lächelnd in die Runde und folgte dem kleinen Grüppchen von galauniformierten Offizieren die Treppe hinauf.

Wrad murmelte Shay, Rem und Sara munter ein "Viel Vergnügen" hinterher. Als Dr. al Misri die OPS betrat, nickte er ihr freundlich lächelnd zu. Sie war ihm ja bereits heute morgen auf Valerius' Frühstück begegnet.

Lächelnd würde er nun als einziger die Stellung auf der OPS halten. Es würde voraussichlich nicht für lange sein, und selbst wenn, eigentlich fand er eine leere OPS sehr angenehm. Im Augenblick war sowieso nicht viel zu tun. Natürlich ging genau in diesem Moment ein Kommruf ein - wie immer, wenn man sich gerade auf ein paar ruhige Minuten einrichtet.

"Mamori OPS hier", lächelte er freundlich in die Kamera. Auf dem Monitor verschwand das UFP-Logo und machte einem ernst dreinblickenden Admiral Platz. "Guten Tag, Sir", begrüsste der OPS-Offizier ihn höflich.

"Ensign", nickte Admiral Weller ebenso höflich. "Geben Sie mir den Captain."

"Captain Johnsen ist gerade in diplomatischen Verhandlungen. Er kommt gleich auf die OPS, Sir", erwiderte Wrad, und seine sich aufrichtenden Fühler verrieten aufkeimende Besorgnis.

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