Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
Mai 2006, Teil 1: Gesamt 100 Züge
Spielzeit: 2. Juli 2380, morgens ab ca. 08:10 Uhr

Kapitel 20: Götter und Gene

------------------------------------------------------------------------

*** Bericht von Valerius Taspar ***

Wie soll ich meinen Bericht beginnen? Tja, darauf habe ich keine so rechte Antwort. Sie müssen nämlich wissen, dass ich mich erst seit gestern auf Mamori befinde. Und obwohl es erst einen Tag her ist, dass ich meinen Fuß in das Friseurgeschäft von Krem setzte, fühle ich mich auf dieser Raumstation fast heimisch.

Wie Sie vielleicht schon wissen, hat Mamori mit Captain Johnson eine gute Vertretung für die kränkelnde Captain Fischer gefunden. Er macht seinen Job anscheinend gut, aber da Johnson bis jetzt nur seine neue Offiziere hin und herquartiert, heißt das noch nicht wirklich viel. Er hat auch ein paar sehr verdächtig hierhergekommene Sternenflottenoffiziere aufgenommen. Ihr Erscheinen war in der Tat ein 'Knaller'. Aber darüber kann ich als Zivilist natürlich keine genaueren Angaben machen. Ich bin übrigens Valerius Taspar, und werde in Kürze mein Wellness-Studio hier aufmachen.

Bei dem kleinen Frühstück, welches ich zur Begrüßung im Replimat gegeben habe, waren einige Vertreter der Besatzung und auch Nichtsternenflottenpersonal anwesend. Leider hat nun die Pflicht bereits einige meiner Gäste fortgerufen. Auch die Ferengis haben sich bereits verabschiedet, wobei ich Ihnen sagen muss, dass ich das Gefühl habe, dieser Krem steckt irgendwo tief drinnen. Ich erinnere mich an die Blicke zwischen ihm und einem Ensign, der mit Johnson ankam. Dieser Ensign ist nicht von ungefähr ebenfalls Ferengi und kannte Krem genau. Aber die Zukunft wird das noch zeigen.

Was die Frauen auf der Starbase angeht......sie sind reizend, aber anstrengend. Und verschieden wie Tag und Nacht, aber wem sage ich das? Bei nächster Gelegenheit werde ich Ihnen Neuigkeiten von der holden Weiblichkeit berichten. Aber nun widme ich mich eben dieser in Gestalt der liebreizenden Ta'Una Tariki und Andschana, der Begleitung des Counselors Kimon.

Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ihr Valerius Taspar

*** Ende des Berichts ***


--- Romulanische Scout-Ships

65 Lichtjahre entfernt von der Starbase Mamori befanden sich zwei Romulanische Scout-Ships in einem Nebel der Mutara-Klasse, die sich dort vor einem Warbird der Norexan-Klasse versteckt hielten. Die beiden Romulanische Scout Ships gehörten einer radikalen romulanischen Gruppe, die sich 'Die Rebellen des Imperiums' nannten. Sie plünderten und mordeten aus Lust und Laune heraus. Sie ließen sich nichts vorschreiben, nicht mal vom Tal'Shiar. Sie taten, was sie für richtig hielten.

So hatten sie aus einer Laune heraus vor 4 Monaten auch ein schwach bewachtes Sternenflotten Nachschubdepot im Alpha-Quadranten überfallen, am Rande der Födertionsgrenze. Meist waren es nur schwach bewachte Einrichtungen, die sie überfielen, weil ihre Waffen-Systeme nicht auf dem neusten Stand waren. Erst vor ein paar Wochen wollten sie sich durch einen Ferengi namens Ulis neue Waffen besorgen, um dann auch größere Ziele anzusteuern. Aber die Transaktion wurde von einem Ferengi namens Krem vereitelt.

Der Kommandant der Rebellen befürchtete, dass dieser Ferengi nicht nur von der Transaktion wusste, sondern auch den geplanten Angriff auf die Konferenz auf Romulus. Um sicher zu sein, musste Krem aufgespürt und eliminiert werden. Was die Romulaner nicht wussten war, dass Krem aus reinem Zufall und Ungeschick die Transaktion hatte platzen lassen.


--- SB Mamori, Bereitschaftsraum des Captains

Nasmat hatte den Bereitschaftsraum verlassen, und der Captain widmete sich zweier Nachrichten, die in den letzten 5 Minuten hereingekommen waren. Die erste Nachricht kam von der USS Glory. Genauer gesagt von Commander Nobok, in der er dem Captain mitteilte: '...die Langstreckensenoren haben ein romulanischen Warbird der Norexan- Klasse (Decipher CCG-Karte 'Valdore') entdeckt. Voraus flogen zwei romulanische Raumschiffe der Talon-Klasse/Scout Ship (PC Game STAR TREK- ARMADA)...'

   -- SB Mamori, OPS

Der Captain betrat die OPS und ging als erstes zum diensthabenden OPS-Offizier. Mike gab ihm ein Padd mit einer Nachricht, die abgesendet werden sollte:

###
An: Botschafterin Serillia Tanaqua
Von: Captain Mike Johnsen, Starbase Mamori
Die Starbase Mamori wird selbstverständlich der Bitte der Botschafterin Serillia Tanaqua nachkommen. Ihre Delegation von Minory Prime wird auf der Starbase willkommen geheißen.
###

Mike wandte sich zu Talvert und Rem: "Meine Herren, eine Abordnung von Minory Prime ist unterwegs zur Starbase Mamori. Ich erwarte Sie, Commander Talvert, sowie Ensign Kimon und Ensign Qual in 10 Minuten im Konferenzraum zu einer schnellen Besprechung. Lt.Cmdr. Kuran, die USS Glory hat unterwegs nach Deep Space Five drei nicht getarnte romulanische Schiffe entdeckt. Einen Warbird der Norexan-Klasse und vermutlich zwei ihrer Scout-Ships, die vorausflogen. Die romulanischen Schiff hielten sich zuletzt drei Sektoren entfernt von hieraus auf. Also ungefähr 60 Lichtjahre. Sobald die romulanischen Schiffe in den Langstreckensenorbereich (12 Lichjahre) der Starbase kommen, geben Sie sofort Alarmstufe Gelb. Es gibt immernoch viele Romulaner, die uns feindlich gesonnen sind. Vor vier Monaten haben zwei zivile romulanische Scout-Ships ein Nachschubdepot der Sternenflotte geplündert."

"Aye, Sir", antwortete Suvan und drückte seinen Kommunikator. "Talvert an Kozure und Qual. Melden Sie sich in 10 Minuten im Konferenzraum." Dabei fiel ihm auf, dass Captain Johnsen laut der Akte des Counselors den Vornamen benutzt hatte. "Captain... der Ensign heißt Kozure", erinnerte er ihn leise.

Rem nahm Haltung an. "Jawohl, Sir", erwiderte er. "Soll ich die Peregrines in Einsatzbereitschaft versetzen?"

Mike sah Rem an und antwortete: "Es reicht, wenn Sie die Peregrin-Jäger bei Alarmstufe Gelb in Einsatzbereitschaft versetzen."

Erneut antwortete Rem mit "Jawohl, Sir." Er drehte sich zu seiner Konsole und begann sich einzuarbeiten. Überhaupt eine Konsole zu benutzen war für ihn neu, aber es lag in seinen Genen, schnell und viel zu lernen. Die Bedienelemente waren ähnlich, aber nicht gleich denen, die er auf der Tijuana gehabt hatte. In seiner pedantischen Art startete er einen Systemcheck der Defensiv- und Offensivsysteme. Auch die Energieverteilung ließ er anzeigen. Überall entdeckte er Stellen zum Rationalisieren. Eins nur hielt ihn davon ab, etwas zu ändern: Inwieweit dürfte er die Vergangenheit verändern? Er wusste, dass die fünf von der Tijuana die Zeitlinie kontaminiert hatten. Sie waren somit Geschichte, aber wie stark hatten sie die Geschichte verändert? Wie stark durfte und musste Rem sie verändern? Solange er sich nicht persöhnlich mit seinem altem Captain unterhalten hatte, würde er nichts aktiv verändern. Trotz der neuen Posten würde er die alten Strukturen respektieren und sie nur in Anwesenheit anderer übergehen. Der Jem'Hadar schickte an seine drei Kollegen jeweils eine private Nachricht. Er wollte ein Treffen arrangieren, um alle Fragen der Zeitbeeinflussung zu diskutieren.

Auch an die Krankenstation hatte er eine schriftliche Anfrage geschickt. Er bat um einen nächstmöglichen Termin für die Remodulations seines Äußeren. Inständig hoffte er, dass Misri noch am selben Tag für ihn Zeit finden würde.


--- SB Mamori, Gänge

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Soll ich ihm überhaupt was darüber erzählen?" fragte Qual. "Der
> Captain hat schon genug um die Ohren. Da kann er sicherlich auf
> meine Story gut und gern verzichten. Ach, was soll ich nur machen?"

Während die beiden den Korridor entlang wanderten, versuchte Kimon Quals Ausführungen zu folgen. Es wurde immer skurriler, je weiter sie kamen und je mehr der Ferengi an seiner Seite erzählte. Es war gar nicht so einfach, alle Zusammenhänge und Hinweise zu ordnen, geschweige denn nachvollziehen zu können. "Wenn ich Sie richtig verstehe, hat dieser Krem irgend etwas angestellt, um anschließend mit etwas Wichtigem hierher zu fliehen, das sich als gefährlich herausstellen würde, wenn jemand davon wüsste. Um offen zu sein, ergibt das für mich gar keinen Sinn. Er hat gestern versucht, mich vor einem... einem möglichen Zwischenfall zu warnen, aber dabei ging es um jemand anders. Wenn ich davon ausgehe, dass er damit eine Ablenkung versucht hat und jemand anders beschuldigte, um den Verdacht nicht auf sich zu lenken, falls dieser Zwischenfall eintritt, dann..." Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Ich bekomme allmählich den Eindruck, Ihre Spezies ist komplexer, als es im ersten Augenschein den Eindruck macht, Ensign Qual. Aber wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich den Captain über das unterrichten, was Sie wissen oder glauben zu wissen. Noch scheint ja nichts von den möglichen Gefahren eingetreten zu sein, von denen Sie sprachen. Und besser, Sie machen sich für eine kurze Zeit unbeliebt, als dass Sie ewig mit dem Gedanken leben, nichts getan zu haben, um die Gefahr abzuwenden."

Qual hatte vorher nicht gewusst, dass Krem noch tiefer in der Klemme steckte, bis Kimon das Verhalten von Krem schilderte. "Ja, Sie haben Recht", sagte Qual. "Das Verhalten von Krem, dass Sie schilderten, sagt mir, dass Krem mächtig was losgetreten hat. Krem versucht so viele Sicherheitsleute wie möglich aufzuscheuchen, die nicht nur die Starbase vor einer Gefahr beschützen sollen. Ein billiger Trick von einem Ferengi, der in Todesgefahr lebt."

Sie kamen an Krems Laden vorbei. "Krem hat sicherlich keinen Aufstand gemacht, als er erfuhr, dass sein Laden neben der Sicherheitszentrale liegt. Ein Ferengi-Geschäftsmann, dessen Leben nicht bedroht wäre, hätte sich mit Händen und Füßen gewehrt..."
> "Talvert an Kozure und Qual. Melden Sie sich in 10 Minuten im
> Konferenzraum", erscholl es aus beiden Kommunikatoren.

Qual bestätigte kurz den Komm-Ruf und sprach anschließend weiter: "Nicht nur unsere Spezies ist so komplex aufgebaut, wenn es ums Verbergen der Wahrheit geht. Die Romulaner und Cardassianer sind meist noch komplexer. Bei den Romulanern weiss man am Anfang nicht, was am Ende herauskommt. Ihr Verhalten verglich ein Captain mal mit Schach. Die Cardassianer lieben das Erzählen von Geschichten, und man fragt sich, welche Geschichte wahr oder welche Lüge ist. Gibt es bei Ihrer Kultur etwas Vergleichbares?"

Kimon und Qual betraten einen Turbolift.

Nachdem auch Kimon den Komm-Ruf bestätigt hatte und nichts von der Diskussion um seinen Namen mitbekam, folgte er Qual in den Turbolift. Ein irritiertes Lächeln glitt über die bronzenen Züge des Ta'Unas, als er die letzte Frage des Ferengi beantwortete. "Nun, sicher kann man eine ganze Kultur nicht mit einem Satz beurteilen, doch ich glaube nicht, dass die Ta'Una zu Geschichten oder Intrigen neigen. Ein erwachsener Mann, der nicht zu seinem Wort steht, ist schlicht undenkbar. Aber das ist höchstwahrscheinlich die logische Entwicklung in einer Gesellschaft, die größtenteils ohne schriftliche Verträge auskommt. Geschäfte und Vereinbarungen werden für gewöhnlich mit Gesten und bestimmten Zeremonien unter Zeugen geschlossen - abhängig von ihrer Wichtigkeit und Bedeutung für die Beteiligten. In unserer Geschichte gab es allerdings ein sehr düsteres Kapitel, als die großen Familien sich verbündeten und Privilegien forderten. Es kam zu Gewalttaten, Kämpfen und anderen... Kriegshandlungen. In dieser Zeit kam es vor, dass Friedenserklärungen und Eide gebrochen wurden. Doch seit dieser Zeit hat sich vieles geändert. Sie können sich darauf verlassen, dass ich Ihnen keine Geschichten erzähle. Oder mich von fremden Sicherheitskräften bewachen lasse, um meinen Verfolgern zu entkommen. Sie sollten dem Captain diese Sache wirklich unterbreiten, Ensign."

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Turbolifts, und Kimon trat auf den Korridor hinaus.


--- SB Mamori, in einem anderen Turbolift

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Bevor ich mir Ihre Akte ansehe, Mr. Dervon... erzählen Sie mir doch
> über sich. Zum Beispiel, warum Sie so gern unterrichten möchten",
> sagte Sara.

"Ich möchte mit Kindern arbeiten, Ihnen zeigen, in was für einer fantastischen Galaxis sie leben, und die Grundvoraussetzungen schaffen, diese fantastische Galaxis zu erforschen", antwortete Crai und dachte vor allem an B'Elanna. "An Bord der Station kann ich Kinder auf das Universum neugierig machen. Das halte ich auch mit für einen Auftrag von Starfleet-Einrichtungen: Man ist transparent, man lässt alle Interessierten an der Arbeit teil- haben, das Universum zu erforschen und immer besser zu verstehen", klang der Hakanianer vielleicht ein bisschen zu schwärmerisch. Tatsächlich dachte er an eine Planetenstraße innerhalb einer kosmischen Staubwolke, die alle 4 Jahre von einem Quasar bestrahlt wurde, sodass der Staub die Gammastrahlung reflektierte und die Strahlungsteilchen die dünnen Atmosphären der Planetenstraße ionisierten. Der Effekt entsprach einer systemweiten Aurora Borealis. Nur befand sich diese einmalige Konstellation in den Magellanwolken. Dervon hatte sich hin und wieder ausgemalt, das Schauspiel mit seinen Kindern zu betrachten und sie auf diese Weise vom Weltall verzaubern zu lassen. Diese Absicht musste er vorerst zurückstellen.

Sara nickte milde lächelnd über Crais Begeisterung. Ihrer Meinung nach war Begeisterungsfähigkeit eine gute Voraussetzung für einen Wissenschaftler. Und, jetzt wo sie darüber nachdachte, sicher auch für einen Lehrer. "Und womit haben Sie sich bisher beruflich befasst?" hakte sie nach, in Unkenntnis der Umstände seiner "Strandung" auf Mamori.

Der Turbolift hielt auf Deck 12, und sie betraten das wissenschaftliche Hauptlabor.

"Ich bin... nach meinem Kenntnisstand... und gestützt auf meine Akte... Stellar- und Subraumphysiker", antwortete Crai unsicher. Diese Unsicherheit war keineswegs gespielt, da er nicht recht wusste, wieviel er Ginelli erzählen durfte, und wo er sich doof stellen musste. "Ich bin Amnesiepatient, Madam, ich weiß kaum wer ich bin oder an was für einem Projekt ich zuletzt gearbeitet habe", erklärte er Sara.

Die Wissenschaftlerin blieb abrupt stehen und blickte ihm stirnrunzelnd ins Gesicht."Amnesiepatient?! ... Oh... okay..."

Nachdem sie ihre Fassung wiedergefunden und einmal kurz einen Rundblick durch das unbekannte Labor geworfen hatte, winkte sie ihm: "Kommen Sie", und trat durch eine Tür - nur um sich in einem weiteren kleinen Labor wiederzufinden. "Ups.. hier nicht... wo ist denn der Besprechungsraum? Kommen Sie..." Sie drängte sich wieder an Dervon vorbei zurück in das Hauptlabor und öffnete die nächste Tür. "Ach... hier ist das Büro... Auch gut, das geht. Bitte setzen Sie sich. Also, dann fangen Sie mal bitte vorne an. Wie kommt es, dass Sie Ihr Gedächtnis verloren haben? Und, zu allererst: Ich gehe doch hoffentlich Recht in der Annahme, dass Sie sich in Behandlung befinden?"

Die Halbbetazoidin hatte auf der einen Seite des imposanten Schreib- tisches Platz genommen und bedeutete Crai per Geste, er möge sich ihr gegenüber setzen. Sie musterte ihn aufmerksam.

"Die jüngste Therapie schlug nicht an", berichtete Crai Dervon. "Ich habe keine Ahnung, wie meine Erinnerung blockiert oder ausgelöscht wurde. Wüsste ich es, hätte man mir vermutlich effektiv helfen können. So aber bin ich ein brauchbarer Wissenschaftsoffizier, denke ich, aber keine Persönlichkeit... wenigstens nicht, solange ich mir keine neue Existenz mit meiner Familie eingerichtet habe", führte er weiter aus.

Sara starrte ihn einen Moment verwundert an, bevor sie ihm antwortete. "Ich bezweifle nicht, dass Sie ein brauchbarer Wissenschaftsoffizier sein KÖNNEN. Ich bezweifle, dass Sie es im Moment sind, ohne Ihre Persönlichkeit, wie Sie es nennen. Und auf gar keinen Fall werden Sie ein guter Lehrer sein können, solange Sie Ihre Persönlichkeit nicht wiedergefunden haben. Immerhin, an Ihre Familie erinnern Sie sich. Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie nach Mamori gekommen sind?"

Gespannt lagen ihre Hände ineinander verschränkt vor ihr auf dem Schreibtisch, und sie musterte ihn ernst.

"Ich weiß, wie ich in einem Shuttle zu mir gekommen bin", antwortete Crai. "Kaum dass wir Mamori sahen, wurden wir an Bord gebeamt, und das Shuttle wurde zerstört." Er lehnte sich zurück und betrachtete Sara verletzt. "Sie verpassen meiner in der Entwicklung befindlichen neuen Persönlichkeit gerade das erste Trauma", lachte der Hakanianer. "Ich weiß, dass ich die Starfleet-Academy abgeschlossen habe, ich weiß wie dieser Abschluss zu bewerten ist. Ich habe weiterhin mein gesamtes Fachwissen. Ich weiß, dass ich eine Frau und eine Tochter habe, die bei mir in diesem Shuttle waren, und ich weiß was die beiden mir bedeuten. Alles, was mir fehlt, sind persönliche Erfahrungen. Daran wollen Sie meine ganze Kompetenz festmachen?"

Saras Miene spiegelte deutlich wieder, wie wenig komisch sie Crais Scherz fand - und wie wenig glaubwürdig seine Geschichte. Ihre schwarzen Augen blitzten ihn an. "Mr. Dervon, entweder Sie lügen mich an, oder Sie sind eine medizinische Sensation", sagte sie ihm direkt auf den Kopf zu. "Ich bin zwar keine Expertin für den Aufbau hakanianischer Hirne...", 'noch nicht', ergänzte sie innerlich, denn das würde sie nachholen, "...aber es wäre schon ein äußerst seltsamer Fall, wenn ausschließlich persönliche Erfahrungen fehlen - und zwar ausschließlich 'unwichtige', wenn ich Ihren Worten glauben soll - aber sowohl Ihr Fachwissen als auch Ihre soziale Kompetenz nicht beeinträchtigt wären. Die meisten Spezies weisen nämlich Ähnlichkeiten im Hirnaufbau auf. In der Regel sind die Nervenzellen stark miteinander vernetzt und relativ variabel in ihrer Funktionaliät, auch wenn sie trotzdem bevorzugte - aber nicht völlig alleinstehende - Areale für bestimmte Arten von Aufgaben bilden. Persönliche Erinnerungen liegen meist in einer relativ tiefen, innen liegenden Zone - Fachwissen hingegen eher im Neocortex, also außen. Wenn bei Ihnen also tatsächlich nur ein sehr abgegrenztes Hirnareal betroffen wäre, ohne dass darüber liegende Hirnareale beeinträchtigt sind, müsste das eine klar erkennbare medizinische Ursache haben - einen Tumor beispielsweise. Sie sagten, Ihre Therapie schlug fehl - ich bin sicher, eine solche einfache Erklärung Ihrer Symptomatik hätten Sie mir genannt, oder nicht?"

Sie legte nur eine kurze Atempause ein und betonte damit die Wirkung ihrer Worte, aber sie erwartete keine Antwort auf diese rethorische Frage, also lehnte sie sich vor und fuhr fort: "Wenn es also nur eine so beschränkte Erinnerung ist, die Sie verloren haben - also, wie Sie in das Shuttle gelangt sind - dann dürfte die Ursache dafür ein Trauma sein, Mr. Dervon. Und Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass Sie damit diensttauglich wären? Sogar für den Unterricht mit Kindern?"

"Ein Trauma oder einen Tumor kann ich als Ursache ausschließen, die hätte man diagnostiziert und eine Therapie eingeleitet", erwiderte Dervon ebenso gelassen wie sachlich. Er amüsierte sich innerlich über Ginelli, wie sie ihm zuhörte, wie sie seine Aussagen analysierte, wie sie sie miteinander und mit ihrem Wissen verglich. Die Sternenflotten- offiziere dieser Epoche waren immernoch Schwärmer, die in jedem neuen Sonnensystem damit rechneten, einem kleinen oder großen Wunder zu begegnen. Crai fand das sehr romantisch.

"Außerdem muss ich dazu sagen, dass ich einige Wissenslücken aus meiner Akte gefüllt habe, in die ich schon Einsicht hatte. Darin stand, unter anderem, dass meine PSI-Fähigkeiten von einer Region meines Gehirns ausgehen, die Paracortex heißt. Ich weiß nicht genau, wie die sich in die Topographie meines Gehirns einordnet, aber wenn sie mein Fachwissen bewahrt hat, haben wir es womöglich mit einer paranormalem Beeinflus- sung zu tun", stellte er eine trotzige, kleine Gegenthese auf.

Sara stützte ihre Ellenbogen auf, drückte die Fingerspitzen gegen- einander und lehnte ihre Lippen dagegen, während sie aufmerksam zuhörte und überlegte. "Sie sind sich nicht sicher über den Aufbau Ihres Gehirns?" hakte sie verwundert nach. "Wie soll ich dann sicher sein, dass nicht Ihr Fach- wissen beeinträchtigt ist? Mr. Dervon, Sie scheinen ein sehr unge- wöhnlicher Fall zu sein. Übrigens lässt sich ein Trauma nicht am Scanner ablesen. Haben Sie schon mit Mamoris Counselor gesprochen? Oder hat etwa der Arzt ein Trauma ausgeschlossen?"

Während sie das sagte, kam ihr eine Idee, und sie schickte ihm mental die Nachricht: 'Ihnen hängt etwas aus der Nase.'

Gespannt wartete sie seine Reaktion ab. Ihre Zweifel an seiner Diensttauglichkeit wurden immer größer, je mehr er versuchte, sie vom Gegenteil zu überzeugen - ein sehr ungewöhnliches Verhalten für einen Amnesiepatienten, wie sie fand. Die deutliche Leugnung war womöglich ein Hinweis auf die Tragweite des Traumas. Von einer paranormalen Beeinflussung auf Mamori konnte sie jedenfalls nichts spüren.


--- SB Mamori, Replimat

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Wrad," sagte Valarius etwas lauter, damit ihn der Mann überhaupt
> hörte. "Darf ich Ihnen Tariki vorstellen? Andschana kennen Sie ja
> schon." Er sprach etwas amüsiert, aber keineswegs zu heiter.

Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, manifestierte sich in Tariki, und sie konnte es nicht ignorieren. Es war ihr unangenehm, dass Valerius sich in seiner freundschaftlichen Art um sie kümmerte, doch vielleicht war es sein Charakter, vielleicht fühlte er sich verpflichtet, es allen angenehm zu machen. Dennoch blieb Tariki, wer sie war, und sie war vor allem jemand, der nicht im Mittelpunkt stehen wollte. Und so war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, als sie sich überwand, Valerius am Arm zu fassen. "Bitte. Bitte nicht. Ich bin... ich möchte nicht..."

Ihre Gedanken gerieten durcheinander, und ihr aufgeregtes Flüstern wurde wieder zu einem normalen Tonfall, wenn sie auch weiterhin leise sprach. "Es ist nur so, dass ich es nicht gewohnt bin. Nicht mir werden die Leute vorgestellt, das ist verkehrt. Es ist immer nur wichtig gewesen, dass die Leute wußten, wer ich bin. Und so finde ich es auch besser. Vorerst."

Hastig nahm sie sich etwas Brot von den Tellern vor ihr, brach ein Stück davon ab, zögerte mit dem Essen jedoch noch.

Nur kurz nahm Andschana davon Notiz, dass Valerius sich mittlerweile zu Tariki gesetzt hatte und es offenbar für nötig hielt, sie und Wrad miteinander bekannt zu machen. Doch sie war viel zu eingenommen von ihrem Gegenüber, dass sie ihm kaum Zeit ließ, darauf einzugehen. Eigentlich war er bisher kein übler Gesprächspartner gewesen, doch mit seiner letzten Frage wurde er ihr unsympathisch. Warum waren Männer immer daran interessiert, Beziehungsfragen zu klären und dann auch noch im voraus falsche Annahmen zu treffen? Sie seufzte. Vielleicht wurde es allmählich Zeit, dass sie sich damit abfand. Immerhin hatte Wrad sie vorsichtig gefragt und rechnete offenbar damit, dass er sich auch irren konnte. Sie versuchte, diesen Gedanken während ihrer Antwort nicht zu verlieren. "Ich bin mir nicht sicher, wie Ehen auf Ihrer Welt definiert werden, doch nach den Gesetzen unserer Welt sind weder ich noch Tariki die Ehefrauen unseres Herrn. Wir... wir dienen ihm, jede auf ihre Weise."

Andschanas Seufzer auf seine Frage hin war Wrad nicht entgangen. Umso erleichterter war er über ihre freundliche und überraschende Antwort. Er war so gebannt, dass er Valerius' Vorstellung von Tariki nur ganz am Rande mitbekam, und deren Protest völlig überhörte. Nur kurz schenkte der Andorianer Tariki einen freundliches Nicken und ein "Sehr erfreut, Tariki, ich bin Wrad Kaan", bevor er sich wieder ganz Andschana zuwandte.

Endlich wusste er nun, welche der Ta'Una wie hiess! Das würde er sicher nicht mehr vergessen. "Auf Andor werden Ehen durch eine Hochzeit 'definiert', die ein offizielles Eheversprechen beinhaltet", erklärte er mit einem leisen Lächeln. Er verstand nicht zwar nicht genau, in welchem Verhältnis Andschana nun zu Kimon stand, aber es gefiel ihm, dass sie nicht seine Ehefrau war. Seine Neugier war geweckt, sowohl auf diese Frau, als auch auf ihre Kultur, die unter soziologischen Gesichtspunkten interessant zu sein versprach. "Wie in vielen Kulturen", fügte er noch hinzu. Aber um ihn herum standen alle auf, und seine Kollegen waren schon zur Arbeit gegangen. Gleich begann die Schicht, er musste dringend los...

"Andschana, ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten. Die Ta'Una klingen sehr interessant, über Ihre Bräuche würde ich gern mehr erfahren. Leider beginnt gleich mein Dienst. Ich hoffe sehr, dass wir unser Gespräch bei Gelegenheit fortführen können." Er machte Anstalten, sich zu erheben, und musterte sie mit einem gespannten Lächeln.

"Das ist auch meine Hoffnung. Ich habe mich sehr gut unterhalten und bin ebenfalls neugierig auf Ihre Kultur", lächelte Andschana bei ihrer Antwort. Sie erhob sich ebenfalls, doch verzichtete sie auf eine formelle Verabschiedung. Eine Verbeugung erschien ihr unangemessen, und sie war sich nicht sicher, ob Wrad es bei einem Händeschütteln belassen wollte. Und so blieb sie schlicht stehen, wo sie stand. "Haben Sie einen angenehmen Tag."

Anscheinend war Tariki echt sehr zurückhaltend, also genau das Gegenteil des lebenslustigen Valerius. Er wollte gerne neue Bekanntschaften machen, die mussten nicht unbedingt amourös sein, aber wenn ja, dann war er nicht absolut dagegen. Aber die Ta'Una war so zurückhaltend wie ein Mauerblümchen. Valerius tat sich sehr, sehr schwer mit ihr. Shay und die Ferengis waren schon fort, und eben sagte auch Wrad, dass er baldigst seinen Dienst antreten müsste.

So war das Leben, es war ja auch nur ein kleines Frühstück gewesen, und es hatte gereicht, ein paar Leute an Bord einander näher zu bringen. Andschana und Wrad bestätigten das.

Dass die Brünette die ganze Zeit über nur der Schatten von Kimon gewesen war, wurde Valerius durch ihre Aussage klar. Jedermann konnte sie kennen, aber sie musste keinen kennen. Er bereute, ihr gestern seine Hose zum Flicken gegeben zu haben. Das war eine neuerliche Kerbe in dem Leben und Wirken als Dienerin, und er hatte dazu beigetragen. Tariki würde ihn wahrscheinlich nie wirklich kennen wollen, das musste Taspar nun einsehen. Seit er sie gestern gesehen hatte und sich eingebildet hatte, in ihren Augen ein gewisses Interesse an Freundschaft oder mehr darin gelesen zu haben, war wahrscheinlich sein Hirngespinst gewesen. Mit etwa düsterem Ton antwortete er: "Anscheinend gibt es in unseren Lebensweisen sehr viele Unterschiede. Ich bin der festen Überzeugung, jeder sollte den anderen kennen. Aber ich möchte dich nicht zu etwas zwingen, dass dir unangenehm ist." Es war genau so gesprochen, dass es nur Tariki auf der einen Seite hören konnte. Irgendwie kam ihm in ihrem Verhalten vor, auch dass er nun hier bei ihr war, störe sie. Wenigstens hatte sie mal was vom Brot genommen. Ta'Una und Ferengis waren teilweise genügsame Gäste, die mit trocken Brot auskamen. Vielleicht hatte er aufs falsche Pferd gesetzt, um es so auszudrücken. Aber sie hatte wenigstens auch kurz seinen Arm angefasst, und das hatte gut getan. Ach, er wusste auch nicht, woran er bei ihr war.

"Bringen wir das Gespräch auf etwas anderes, bevor hier noch eine Trauerfeier draus wird. Wrad", er wandte sich an den Andorianer, "Da auch Sie nun bald zum Dienst müssen, bedanke ich mich für Ihr Kommen und hoffe, es hat Ihnen genügend Energie für Ihren Arbeitstag gegeben. Für den Anfang davon."

Valerius schaute mit lockerer Miene zu dem Mann und nahm sich dann eine der Orangen. "Können Sie vielleicht jonglieren? Ich übe das schon die ganze Zeit, aber ich schaffe das richtige Timing einfach nicht." Damit warf er Wrad eine Orange zu.

"Danke, das wünsche ich Ihnen auch", nickte Wrad Andschana zu, einen Moment unsicher im Stehen verharrend. Eigentlich wollte er ihre Hand schütteln zum Abschied, aber die Position ihrer Hände lud nicht dazu ein. Also beschränkte er sich auf dieses Nicken und wollte gerade eilig mit grossen Schritten den Replimat verlassen, als Valerius ihm die Orange zuwarf.

Der Andorianer vollführte einen Hechtsprung zur Seite, um die Frucht noch zu erwischen, haarscharf an Andschana vorbei. Zuerst entwischte sie ihm und näherte sich rasant dem Fussboden, aber dann gelang es ihm doch noch im letzten Moment, sie zu fangen, bevor sie den Boden berührte. Er lachte auf und erhob sich langsam und vorsichtig, um dabei weder den Tisch noch Andschana anzustossen. Anschließend trat er dicht an Valerius heran und drückte ihm die Orange wieder in die Hand, ihm tief in die Augen blickend. "Das habe ich noch nie probiert, aber ich will es gern versuchen", lächelte er vielsagend. "Das Frühstück war wundervoll, ich danke Ihnen." Er legte Valerius schwer die Hand auf die Schulter. "Leider habe ich es nun sehr eilig... Wir sehen uns."

Er wandte sich noch kurz zu beiden Ta'Una-Damen um. "Auf Wiedersehen", lächelte er erst Tariki und dann, verstärkt, Andschana zu und verließ eilig das Separee.

   -- SB Mamori, Promenadendeck

Auf dem Promenadendeck verfiel er in Trab. Es war verdammt spät, und er wollte doch unbedingt pünktlich sein... Glücklicherweise war der Turbolift gerade da. "OPS", befahl der Andorianer hastig.

   -- SB Mamori, Replimat

Tariki wusste nicht so recht, was sie von Valerius' Stimmungsumschwung halten sollte. Es passte so vieles nicht zusammen... lag es wirklich daran, dass ihre Kulturen so unterschiedlich waren oder Valerius einiges missverstanden hatte? Oder sie selbst? Sie war ratlos.

In diesem Moment wechselte die Orange gleich zweimal ihren Besitzer, und gemeinsam mit Andschana lachte Tariki auf. Als Wrad dann in Richtung Ausgang verschwand, ließ sich Andschana schwungvoll direkt neben Tariki nieder, so dass sich sie sich an ihr festhalten musste, um nicht von der Bank zu fallen. "Ach, ich hätte zu gern gesehen, wie er mit den Früchten jongliert", sagte sie fröhlich, "Wir haben schon so lang kein Mondfest mehr besuchen können. Die Feuertänzer aus Firanes! Was würde ich nicht darum geben, sie wieder einmal zu sehen!"

Tariki nickte lächelnd und ließ sich von der heiteren Stimmung der Jüngeren anstecken. Es war viel angenehmer, sich an die Feste ihrer Heimat zu erinnern, als sich Gedanken um kulturelle Unterschiede zu machen, speziell um Unterschiede zwischen Valerius und ihr. "Wir werden sie wiedersehen. Notfalls werden wir unser eigenes Mond- fest feiern."

"Du meinst, wenn es Dir jemals gelingen sollte, unseren und den geltenden Kalender in Einklang zu bringen, so dass Du die richtige Nacht für das Fest findest. Und einen Weg findest, die Feuertänzer hierher zu bringen. Oder eine eigene Gruppe Tänzer auf die Beine zu stellen."

Grinsend nickte Tariki ein weiteres Mal. "Genau dann, kleine Schwester."

Übermütig beugte sich Andschana zu Valerius hinüber. "Valerius, richten Sie sich darauf ein, ein fantastisches Fest Ta'Unas zu erleben - aber bis dahin werden Sie wahrscheinlich Ihre Enkel auf dem Schoß schaukeln."

Der Mann starrte auf die orange Frucht in seiner Hand und wandte sich dann der jungen Frau zu, lächelte die lebenslustige Andschana an: "Mondfest hört sich gut an. Auf Magna Roma gibt es ein traditionelles Fest zu Ehren der Göttin Selene, aber es wird nur mehr unter der Hand gefeiert, seit der Vielgötterei abgeschworen wurde. Offiziell..." Er grinste. Da dieses endlich ein Thema war, bei dem Tariki nicht so griesgrämig dreinblickte, fragte er: "Warum meine Enkel schaukeln? Ist der Ta'Una Kalender so kompliziert? Und was genau sind Feuertänzer?"

Er rollte die drei Orangen vor sich auf dem Tisch und stand schließlich auf, um jonglieren zu probieren. Wieder einmal gelang es ihm nur ca. 10 Sekunden, bis die erst der drei zu Boden fiel und unter die Bank zwischen den Mädchen rollte.

"Hoppla!" Eilig bückten sich beide Frauen nach der entwischten Orange und es war Andschana, die sie schließlich zu fassen bekam. Sie reichte sie lachend an Valerius zurück. "Nun, wenn Sie lang genug üben, sollten Sie bis zu unserem geplanten Fest als Jongleur auftreten können", lachte sie.

Tariki hatte sich ebenfalls wieder aufgerichtet und setzte die Antwort der Jüngeren fort: "So kompliziert ist er nicht, doch ich bin nicht sehr gut darin, unsere Tage in die Tage hier umzurechnen. Die Tage allein sind schon unterschiedlich lang und dann noch die verschiedenen Monate zu beachten... Und dann würde es noch dauern, Feuertänzer zu bekommen, aber sie gehören unbedingt dazu. Am Abend, wenn das Mondfest beginnt, werden Feuer entzündet, und eine Gruppe Tänzer führt einen Tanz mit Fackeln zwischen und über diesen Feuern auf. Und die Feuertänzer aus Firanes sind legendär; niemand vermag so todesmutige Sprünge über die brennenden Feuer auszuführen. Bevor wir eine solche Gruppe finden, wird viel, viel Zeit vergehen. Bis halt bereits ein Enkel auf Deinem Schoß sitzt."

"Erzählen Sie mir von Selene. Was waren ihre Aufgaben, und warum darf ihr Fest nicht mehr gefeiert werden? Wie kann man überaupt entscheiden, Götter und ihnen gewidmete Feste nicht mehr zuzulassen? Man darf Götter doch nicht einfach ignorieren!" fiel Andschana empört Tariki ins Wort.

Valerius nahm das Stück Obst mit einem Lächeln entgegen und fing wieder an, seine Künste zu trainieren. Weil er dabei auch noch auf Tarikis Frage eine ausholende Erwiderung zustande bingen wollte, kam er beim Jonglieren nicht über 2 Orangen hinaus und fing nun öfters von vorne an. Aber wenigstens lächelte die Ta'Una, wenn auch vielleicht über seine Ungeschicktheit.

"Sieht so aus, als ob ich selbst mit dem Jonglieren-Lernen warten müsste, bis ich Opa bin", meinte er und fing schon wieder eine fehl geworfene Frucht auf. Erneut warf er die erste Orange in einem Halbkreis nach rechts. "Da springe ich doch schon eher über ein Feuer... oder todesmutig in eines hinein." Er lachte und musste schon wieder von vorne anfangen.

"Auf Magna Roma herrschte lange Zeit ein Vielgottglauben. Götter gab es für alles und jedes. Jedes Tier und jeder Beruf hatte seinen eigenen Schutzgott, dem geopfert werden musste, um ihn günstig zu stimmen."

Valerius blickte nach oben zu den Orangen, die wie kleine Sonnenscheiben ihre Bögen zogen. "Anscheinend kennt ihr beide das von eurem Planeten. Auf Magna Roma entwickelte sich aber ein anderer Glauben, langsam und im Verborgenen. Zuerst waren es wenige, aber allmählich bekam der neue Glauben immer mehr Anhänger, so wie auf Terra."

Nun blickte er auf die beiden Frauen und hielt die Früchte in der Hand, um sich besser zu konzentrieren. "Nachdem mein Planet den Kontakt zur Föderation aufgenommen hatte, konnte sich dieser Glauben an nur einen Gott durchsetzen, und die alten Götter gerieten in Vergessenheit. Jedoch nicht die Feste zu ihren Ehren", er kam näher zu Tariki und senkte seine Stimme gespielt verschwörerisch, "und immer noch wird auch Selene zu Ehren ein Mondfest im Frühling abgehalten, zum Zeitpunkt des ersten Vollmondes nach Frühlingsbeginn. Fackeln spielen dabei auch eine Rolle, und Tänzer und Tänzerinnen." Er lächelte Andschana an: "Und andere Feste werden auch unter der Hand gefeiert, manchmal in neuem 'Gewand', um zum Eingottglauben zu passen. Es sind aber nach wie vor alte Rituale."

Andschanas Augenbrauen waren ein ganzes Stück nach oben gewandert, während Valerius von Magna Romas Götterwelt erzählte. "Nun, offenbar ist unser eigener Glauben ein anderer. Unsere Götter und Göttinnen sind für uns Führer unseres Lebenswegs. Die menoris bestimmen für jeden neu geborenen Ta'Una seinen Gott oder seine Göttin, und je nachdem steht ihm ein leichtes oder schweres Leben bevor. Es ist sehr unterschiedlich, wie wir damit umgehen - einige verlassen sich in jeder Entscheidung auf die Führung ihres Gottes, andere suchen fast nie Rat bei ihm. Gemeinsam ist uns aber unsere Überzeugung, dass es Kräfte gibt, die unseren Lebensweg bestimmen, und durch die Gestalt der Götter geben wir ihnen Persönlichkeite und Namen. Es gibt allerdings keine öffent- lichen Feste oder Opferungen, um sie gnädig zu stimmen - wie jemand seinem Gott oder seiner Göttin begegnet, ist jedem selbst überlassen."

Tariki hatte die Zeit genutzt, um sich ebenfalls drei Früchte heraus- zusuchen und machte sich nun daran, Valerius' Versuche zu imitieren. Sie hatte noch nie jongliert, doch so schwierig sah das eigentlich gar nicht aus. Man musste doch nur darauf achten, auf der einen Seite die Frucht hochzuwerfen und rechtzeitig mit der zweiten Hand eine andere zu fangen. Doch es sollte sich komplizierter herausstellen, als es aussah; meist scheiterte sie bereits daran, die zuerst geworfene Frucht wieder aufzufangen, ohne hinzusehen. Parallel zu ihren Versuchen setzte sie Andschanas Antwort fort: "Wir halten unseren Glauben für den einzig richtigen. Wenn die Menschen einen anderen haben, dann akzeptieren wir das, aber ich sähe keinen Grund, zu einem anderen Glauben überzutreten. Damit würden wir Jahrtausende missachten, in denen sich unser Glaube bewährt hat. Nie hat mir meine Göttin einen Anlaß gegeben, mich von ihr abzuwenden, und ich denke, nicht einmal dann, wenn sich Ta'Una zu einer Mitgliedschaft in der Föderation entschließen würde, würde ich mich vom Glauben der Menschen überzeugen lassen. Warum? Ihr Gott ist für sie und ihre Welt zuständig und hat mit Ta'Una gar nichts zu tun."

Wieder verlor sie eine der Früchte, doch diesmal landete sie nicht in ihrem Schoß, sondern lenkte ihre Bahn in Andschanas Richtung, die sie geistesgegenwärtig auffing.

Valerius musste lachen. Endlich hatte Tariki Eigeninitiative gezeigt und wirkte nun beim Reden über den Glauben auf ihrer Heimatwelt und ihren Jonglierversuchen weitaus glücklicher als je zuvor. Er würde nun einfach sämtliche Versuche sie anzubaggern einfach beenden und sie nur mehr als 'Freundin' zu gewinnen versuchen. Obwohl ihm die brünette Frau sehr gefiel und ihn auf einer Ebene ansprach, die sehr weit von allem Freundschaftlichem entfernt war.

"Es war auf Magna Roman ja nicht so, dass der Übertritt zum Monotheismus auf einmal passierte. Es entwickelte sich über den Zeitraum von 150 Jahren. Die ersten Gläubigen verehrten die Sonne als einzig wahren Gott, und allmählich lösten sich die Nachfolger dieser ersten Christen von der Sonne als Bildnis für Gott. Ich selbst bin mit dieser Religion aufge- wachsen und kenne die Götter nur mehr aus der Schule und dem Geschichtsunterricht. Aber da die Föderation ihren Mitgliedern in keinster Weise Vorschriften über den Glauben macht, wird sich für eure Welt niemals eine zwingender Grund ergeben, den Göttern abzuschwören."

Er sah Andschana an, die das Obst gefangen hatte: "Ta'Unas Götter sind also fast so etwas wie Astrologie, im weitesten Sinn, oder?"

Valerius stand nun ebenfalls wieder auf, von Tariki angespornt, und warf seine Orangen ein Stück höher. Diesmal, er hielt die Luft an, schaffte er es sogar volle 10 Sekunden, die Ersatzbälle in Reih und Glied durch die Luft zu werfen. Konzentriert auf das Jonglieren selbst, wanderte er ein paar Schritte nach vorne und kam dabei Tariki näher. Schließlich verließ eine Orange die optimale Bahn, und Valerius fing sie rasch. Er stand direkt vor der Ta'Una und musste sich daran erinnern, sie nicht mehr als nötig anzusehen.


--- SB Mamori, Holo-Suiten, San Francisco, Strand

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Ma'am, kommen Sie ruhig her. Haben Sie schon etwas zu Trinken?" rief
> Kerrig Jirrida zu.

"Ich bin zwar keine Pilotin, aber ich will mich nicht ausgrenzen", zwinkerte Davey Vaughn zu und betrachtete nachdenklich den Bauch der Idronianerin. Konnte sie sich vorstellen, auch einmal ein Kind zu bekommen? 'Eher nicht... wenigstens nicht am Anfang meiner Starfleet-Laufbahn', befand Tavington, aber im selben Moment dachte sie daran, dass sich diese Entscheidung von selbst treffen würde, dass das Schicksal mit der Ärztin in diesem Fall womöglich nicht einer Meinung war. Ein netter Sicherheitscrewman und ein vergessenes Hypo reichten, und schon hatte man eine ganze Menge Verantwortung. 'Eine Menge Verantwortung, die der Colonel freiwillig auf sich genommen hat', bewunderte Tavington Kirahs Entscheidung, ein Kind zu bekommen. Dann blickte sie sich wieder etwas um und genoss die Atmosphäre der Party. Sie blickte Kerrig in die Augen und stieß mit ihr an: "Auf die nächsten Ihrer Jahre!"

"Nein, ich habe nichts zu trinken", antwortete Jirri und trat näher an die kleine Gruppe heran. B´Elanna zappelte auf ihrem Arm und wollte runter in den warmen Sand. Doch Jirri hielt ihre Tochter auf dem Arm fest und versuchte sie zu beruhigen und abzulenken.

Hier schaltete das Programm auf ganz wunderbare Weise und ließ einen Spieler des Parrises Squares-Teams an die Halbromulanerin herantreten. "Nur nicht dehydrieren in der Hitze, Süße", meinte der mit einem Tablett ausgestattete Holokadett und reichte el Tharanir einen alkoholfreien Cocktail. "Hat deine Knirpsin noch einen Wunsch?" fragte das Hologramm.

"Lieutenant Kerrig Saghi, Tochter von B'Enar", stellte die Pilotin sich vor. "Wenn Sie sich umziehen möchten, nehme ich Ihnen Ihr Baby einen Moment ab", bot sie an.

Allmählich begann Kirah sich in dieser Umgebung und in ihrem Bikini zu entspannen. "Auf das uns interessante Jahre auf Mamori bevorstehen", sprach Kirah ihren Toast aus und stieß mit den anderen an. "Ist etwas, Doktor?" fragte Kirah besorgt, als ihr Tavingtons Blick ihren Bauch betreffend auffiel.

"Doch, doch, Ma'am, alles in Ordnung", meinte Davey rasch. "Wenigstens mit Ihnen und Ihrem Baby." Apropos, die zweite Klingonin hatte auch eines auf dem Arm. Tavington fand es niedlich, wie es auf dem Arm seiner Mutter kämpfte. So sehr sie Vaughn bewunderte ein Kind zu bekommen, so sicher war sie sich, in ihrem aktuellen Lebensabschnitt mit einem Wildfang wie dem Klingonen- mädchen überfordert zu sein. "Doktor Davey Tavington", stellte sie sich el Tharanir vor.

"Gott sei Dank", entfuhr es Kirah erleichtert. "Jedenfalls ist der Kleine jetzt schon recht aktiv", fügte sie an.

"Jirrida el Tharanir", stellte Jirri sich Tavington vor. "Tochter von Korris", fügte sie an Kerrig gewandt hinzu. "Danke", meinte sie zu dem Hologramm und nahm das Getränk entgegen. "Meine Tochter möchte liebend gerne den Boden erforschen", erklärte sie, und ihr Tonfall machte deutlich, dass Jirri von dieser Idee nicht sonderlich angetan war. "Nein, danke. Im Moment fühle ich mich ganz wohl so", meinte Jirri.

"Dann hoffe ich, Sie sind Ingenieurin", flaxte Saghi auf die Uniform bezogen. "Sicherheitler wirken immer so autoritär, und das ist diesem Programm nicht angemessen." Nachdenklich betrachtete sie das Baby. "Der Sand ist holographisch. Sobald Ihr Kind die Suite verlässt, kann er nicht mal mehr in den Kleidern kratzen", meinte sie, dann fiel ihr ein, dass Babys Dinge gerne erforschten, indem sie probierten sie zu essen. Allerdings konnte sich das Kind auch nicht an holographischem Sand verschlucken, er würde sich auflösen, sobald er im Mund der kleinen Klingonin verschwand.

Kerrig fragte sich, ob sie als Baby auch so ausgesehen hatte, ob ihr bloßer Anblick ausgereicht hatte Zuneigung zu entwickeln. Schließlich war sie auf dem besetzten Bajor groß geworden, und dort waren Foto- apparate jeglicher Art Dinge, um die sich Bajoraner nicht mal im Schlaf kümmerten, weil andere Dinge viel wichtiger waren und meistens mit dem Überleben der Familie zusammen hingen. Selbst wenn es Bildaufnahmen, Tonaufnahmen oder alte Kleidungsstücke von Saghis Kindheit gegeben hatte, so waren diese spätestens dann verbrannt, als die Cardassianer von Bajor abgezogen waren und Land verwüstet hatten, Farmen angezündet hatten und die Bewohner erschossen hatten. Zu diesen Farmern gehörten auch Kerrig Frigo und B'Enar, Tochter von D'Imara.

Kerrig hatte sich mit besonderem Eifer auf eine Campus-Party begeben, als sie Ende des Jahres 2375 erfuhr, dass der Abgesandte der Propheten Gul Dukat getötet hatte. Es mochte viele spirituelle Interpretationen dafür geben, doch für Kerrig Saghi bedeutete es eine Segnung für Rache an den Cardassianern. Sofern es mit ihrem Dienst bei den Marines der Föderation vereinbar war, würde sie diese Rache nehmen, und gemäß klingonischer Kulthandlungen ihren Feinden das Herz aus der Brust reißen und es vor ihren sterbenden Augen verspeisen. Das stand für sie schon lange fest, sie wurde davon nicht mehr emotional aufgewühlt.

Allerdings wollte sie die Feier nicht mit trüben Gedanken runterziehen. Man durfte über Rache nicht den Spass am Leben vergessen. Rache brachte der Seele zwar Frieden, aber keinen Spass.

"Aufregende Jahre, Colonel?" griff sie den Toast von Vaughn wieder auf. "Wenn wir jede Woche ein Ereignis vom Umfang des Vortex von gestern haben, werden die Jahre unglaublich werden", schwärmte Saghi und blickte wieder auf B'Elanna, deren Namen sie nicht wusste. "Miss el Tharanir... wie heißt Ihr Kind?" fragte die Halbbajoranerin.

"In einem früheren Leben vielleicht", meinte Jirri gezwungen lächelnd. Wie gut, dass Kerrig nicht ahnte, wie nah sie der Wahrheit gekommen war. "In Wirklichkeit bin ich Bedenken. Nennen Sie es einfach über- vorsichtig", versuchte Jirri eine Art Rechtfertigung. "Aber vielleicht haben Sie Recht. Es kann ihr des Sandes wegen nicht viel passieren. Ich habe nur die Befürchtung, sie aus den Augen zu verlieren, denn für ihr Alter ist sie recht fix im Krabbeln", seufzte Jirri schließlich. "Sie heißt B´Elanna. B´Elanna Dervon", beantwortete sie Kerrigs Frage.

"Sie spüren Ihren Sohn? Haben Sie Beschwerden?" fragte Davey die Idronianerin. Wieder blickte sie auf den Bauch Kirah Vaughns. Vielleicht war schon zu sehen, wie das Kind gegen die Bauchdecke trat, und eine kleine Beule hervorragte. Allerdings schalt sie sich im nächsten Moment: 'Ach Unsinn, dafür ist es viel zu früh!'

Mit denselben Gedanken wie Kerrig fragte Tavington el Tharanir: "Es ist eine Holo-Suite, was soll Ihrem Kind passieren? Wieso möchten Sie nicht, dass es spielt? Ich bin Ärztin, und wenn Ihre Süße von wegen ihrer Gesundheit nicht in den Sand darf, interessiert mich das schon." Dann fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatte. "Doktor Davey Tavington", holte sie das nach.

"Nein, ich habe keine Beschwerden. Und ja, ich spüre seine Tritte. Zwar sind sie noch sehr zart, doch ich spüre sie eindeutig", erklärte Kirah. "Na, besser so spannend wie in der letzten Zeit, als wenn gar nichts passiert und wir uns die Zeit mit Routineflügen totschlagen müssen", meinte sie zu Kerrig.

"Sie ist ein süßes Mädchen", befand Saghi, "und nach Ihren Worten sehr lebhaft." Sie konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen, als B'Elanna sich von Jirrida wegdrückte. Es war zu niedlich, wie sie versuchte, sich mit den Beinchen freizustrampeln und sich von der Halbromulanerin wegzudrücken. "B'Elanna Dervon? Sie ist auch ein Mischlingskind?" fragte Kerrig nach dem Namen. Dann erläuterte sie das 'auch': "Meine Mutter war Klingonin, mein Vater Bajoraner."

"Oh ja, sie ist sehr lebhaft. Vor allem, wenn sie ihren Willen nicht bekommt. Wie gerade", erklärte Jirri. Schließlich gab sie seufzend nach und setzte B´Elanna auf den Boden zu ihren Füssen, wo das Mädchen fürs erste damit zufrieden war, den Sand zu untersuchen und zu Haufen aufzuschichten. "Ja, ihr Vater ist Hakanianer", erklärte Jirri. "Mein Vater war Romulaner", fügte sie an.

"Dann ist Ihr Kind halbe Hakanianerin, zu einem Viertel Romulanerin und zu einem Viertel Klingon? Wie exotisch! Sie ist ein ganz besonderes Mädchen", bekundete Davey professionelles Interesse an der kleinen Dervon. Nur fand sie es trotzdem langweilig, um ein Baby herumzustehen und ihm beim Burgen bauen zuzugucken. "Wir können uns sonnen, mit den Holo-Kadetten spielen, schwimmen, essen oder noch was trinken. Ich bin für sonnen", schlug sie vor.

El Tharanirs Einwand verstand sie mittlerweile. Nicht, dass die Holo- Suite so groß gewesen wäre, aber bei dem laufenen Programm mit den vielen generierten Personen reichte es, zwei Meter von B'Elanna entfernt zu sein, und man konnte sie lange suchen.

"Ja, das ist sie. Diese Mischung werden Sie so schnell nicht wieder finden", meinte Jirri schmunzelnd und betrachtete ihre Tochter versonnen. "Sonnen hört sich nicht schlecht an", stimmte Jirri zu.

Skeptisch blickte Saghi an el Tharanir und an Tavington rauf und runter. Beide waren dunkelhäutig, und wollten sich sonnen? - Gut, man konnte auch einfach so genießen von Hitze gestreichelt zu werden, aber noch mehr Farbe war wahrscheinlich nicht drin. Kerrig musste kichern. 'Ob eine von beiden gleich das Oberteil auszieht und sich das Höschen in den Po zieht?' spekulierte sie. Jirridas Blick auf ihre Tochter folgend meinte die Halbklingonin: "Wenn nur ihr Viertel klingonischer Herkunft von Kahless Geist beseelt wird reicht das, um Kriegerin zu werden. Dann müssen sich ihre anderen Erbanlagen vorsehen."

Anstatt noch einen Scherz zu machen hielt sie inne. Genau das war es, was sie bei dem abgebrochenen Sparring mit Wrad Kaan so aufgeregt hatte! Er hatte ihr eine Waffe aufnötigen wollen, irgendetwas um einen vermeintlichen Kräfteausgleich herzustellen. Er hatte ihr damit abgesprochen´Kahless Geist zu besitzen. Die Seele eines Kriegers interessierte sich nicht für Gewicht, Schnellkraft, Hubkraft und dergleichen. Der Andorianer hatte sich allein nach schlichter Biometrie gerichtet, er war niemand, der die Dynamik eines Kampfes, das Wirken von Kahless verstehen konnte. Sie mochte gegen Klingonen, Jem'Hadar, Brikar und Borg mit bloßen Händen kämpfen, es war nicht von Belang ob das Kräfteverhältnis ausgeglichen war, solange Saghi beseelt war. Diese Präsenz von Kahless Geist hatte Kaan ihr unwissentlich aberkannt, und auch Kerrig hatte das Kind nicht beim Namen nennen können. Nur diese extreme Abwertung hatte sie erkannt, und entsprechend heftig reagiert. 'Ich werde es ihm erklären', nahm sie sich vor. 'Und dann werde ich ihn töten', flaxte sie mit grimmigem Spott.

"Ich gehe zum Beach Volleyball", teilte sie mit und stellte sich bei der Parrises Squares- Mannschaft auf.

Der süßes Kadett namens Jim räumte die Aufschlagposition für die Halbbajoranerin und gab ihr den Ball. "Du kennst das Spiel? Du siehst nicht aus, als wärst du von der Erde", fragte er. "Ich bin von Bajor", antwortete Kerrig.

"Das klingt exotisch, es passt zu dir", flirtete das Hologramm. Es kuschelte sich von hinten an die Klingobajoranerin und führte ihre Arme, sodass sie einen Aufschlag von unten andeuteten. "Wenn der Ball von oben kommt", erklärte er, "darfst du ihn nur mit den Fingerspitzen antippen. Er darf nicht den Boden berühren und nicht gefangen werden."

Die Holo-Suiten waren super! Von Jim ging ein herber, recht anziehender Geruch aus. Seine Haut war warm, seine an ihren Rücken geschmiegte Brust breit und fest. Und er wusste ganz genau, wie er flirtete und dabei kaum ein Wort sagte.

"Und wenn der Ball von unten kommt?" fragte Kerrig scheinheilig. Sie wusste natürlich wie man Volleyball spielte, aber sie fand die Annäherungsversuche des Hologramms richtig süß.

Jim umarmte sie und führte ihre Arme zusammen. "Dann spielst du ihn mit den Handgelenken. Das nennt man 'Baggern'", antwortete die Projektion.

Bei dem Wort 'Baggern' musste Saghi einfach losprusten, vor allem weil sie nicht wusste, ob das Wortspiel beabsichtigt war oder nicht. Jim jedenfalls grinste non-chalant.

"Selbst das Viertel Klingone reicht aus, um sehr viel Rabbatz zu schlagen", meinte Jirri lachend und beobachtete dann, wie Kerrig beim Beach-Volleyball mitmachte.

Davey ließ sich eine Sonnenbrille replizieren und legte sich rücklings auf ein freies Handtuch. Entspannt streckte sie Arme und Beine weit von sich und tankte holografische Sonne. 'Perfekt dazu wären ein Drink und ein Mann...', dachte sie. Den Drink könnte sie sich holen, aber im Moment war sie zu faul wieder aufzustehen.

Saghi führte ihren Aufschlag aus. Der Ball flog über das Netz, wurde im hinteren Feld von einem Gegenspieler angenommen, es gab eine Vorlage am Netz, und Jim blockte den Ball.

Wieder ging er auf Seiten der Gegenspieler zu Boden, eine Schwedin warf sich in den Sand und konnte ihn wieder nach oben spielen, eine Team- kameradin stand bereit und schmetterte den Ball in das Feld der Parrises Squares-Kadetten.

Saghi sprang, schlug den Ball aus dem hinteren Feld einfach wieder über das Netz, und kollidierte mit Jim. Das Hologramm verlängerte Kerrigs Schwung, sodass sie auf Jim zu liegen kam. "Entschuldigung...", meinte sie leise und blickte ihm verstohlen in die Augen. "War mir ein Vergnügen", erwiderte er.

Saghi stand auf und half dem Hologramm. Ihren Ball hatte sie ins Aus geschlagen, also hatte die andere Mannschaft Aufschlag. Kirah, Jirri und Viqi rief Saghi zu: "Spielen Sie doch mit!"

"Lieber nicht", riefen el Tharanir und Vaughn gleichzeitig, wobei eine auf ihren Bauch und die andere auf B´Elanna zeigte.

"Dann nehmen Sie doch neben mir Platz", seufzte Davey wohlig und wand sich unter der warmen Holo-Sonne, einen kleinen Schluck ihres kühlen Drinks genießend.

Kirah ließ sich das nicht zweimal sagen und machte es sich im warmen Sand gemütlich. Wie lange war es her, dass sie Sand auf der nackten Haut gespürt hatte? Zu lange, beschied sie und genoss das Gefühl.

Jirri ließ sich etwas zögernd in den Sand nieder. Zuvor setzte sie B´Elanna unter großem Protest des Mädchens, welchen Jirri mit ein paar wohl gezielten klingonischen Worten unterband, in die Nähe der drei Frauen.

"Gerne", meinte Viqi dagegen und stand auf. Geschmeidig ging sie zu dem Spielfeld. "Ich habe allerdings keine Ahnung von dem Spiel", gestand sie.

"Haben Sie stubenhockend die Academy verbracht?" fragte Saghi ungläubig. Frech grinsend meinte sie: "Ich denke, Jim wird es Ihnen mit Vergnügen zeigen."

Wie auf Kommando wechselten das Hologramm und ein Gegenspieler das Feld, und Jim erklärte und zeigte Alidar genauso säuselnd wie zuvor Saghi Volleyball. Bei der Khashtay ging er sogar so weit ein Kompliment zu machen: "Du hast einen so weichen Flaum..."

"Nachdem ich aus Versehen bei meinem ersten Spielversuch einen Ball zerstört habe, hat man mir deutlich gemacht, dass meine Beteiligung nicht mehr erwünscht war", erklärte Viqi und zeigte Kerrig ihre Krallen an den Fingern. Viqi wusste zuerst gar nicht, wie sie auf das Verhalten des Hologramms reagieren sollte, doch dann sagte sie sich, dass es doch nur ein Holgramm war und ging auf dessen Flirtversuche ein. "Nicht dass du mich mit einem Kuscheltier verwechselst", meinte sie grinsend.

"Kuschelst du denn nicht gerne? Und ich spüre geradezu, dass du auch animalische Züge hast", erwiderte Jim, während Kerrig verlegen auf die Krallen der Khashtay blickte. Sie hatte sogar während eines Übungs- kampfes Handschuhe getragen, damit sie nicht darauf achten musste, aus Versehen tödliche Angriffe auszuführen. 'Daran hätte ich denken müssen.' schalt sie sich.

"Natürlich kuschel ich gerne. Wer tut das nicht?" meinte Viqi mit Schlafzimmerstimme. "Bei meinen Vorfahren wäre es verwunderlich, wenn ich keine animalischen Züge hätte. Immerhin waren einige davon Katzen", erklärte sie nicht ohne Stolz.

Jim drückte Viqi den holografischen und daher krallensicheren Volleyball in die Pranken und forderte sie auf: "Schlägst du auf?"

"Wenn du meinst", gab sie gut gelaunt zurück, und der Schalk funkelte aus ihren Augen. Mit einer ungeahnten Eleganz und jeder Menge Kraft schlug Viqi den Ball über das Netz.

Ein Mädchen schmiss sich in den Sand, in dem Versuch den Ball noch zu erwischen, doch der schlug mit einem dumpfen Geräusch in den Sand ein.

"Wunderbar, gleich nochmal!" jubelte Jim, zusammen mit den übrigen Mannschaftsmitgliedern. Das Mädchen rappelte sich auf, warf Viqi den Ball zu und klopfte sich flüchtig den Sand ab. Saghi war gespannt, wo Alidar nun hinschlagen würde. Egal wo, die Halbklingonin würde da sein.


--- Minorytanische Botschafter-Yacht, auf dem Weg zur Starbase Mamori

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Ehani spürte, wie ihr ein warmer Schauer den Rücken hinab lief und
> musste sich zwingen, nach außen hin ihre Ruhe zu bewahren. In ihrem
> Inneren tobte dagegen ein wahrer Orkan.

"Mit mir in Ihrer Nähe brachen Sie sich vor nichts zu fürchten." Als Kalos diese Worte aussprach, war es um ihn geschehen. Ehani hatte ihn mit ihrer Körpersprache und der zaghaften Mimik aus der Reserve gelockt. Auch das leichte Zucken, das sie durchzog, wirkte auf Kalos mindestens genauso stark wie auf sie. Eine weitere Frage zur Mission oder etwas ähnlich belanglosem wäre nur unnötige Verzögerungstaktik, die Kalos mittlerweile aufgegeben hatte. Da er vorher nur in der Defensive war, ermahnte ihn sein Stolz nun, das Ruder in die Hand zu nehmen. Kalos sah Ehani für einige Sekunden in die Augen. "Sie sind viel zu schön, um so oft so weit von Minory entfernt zu sein", sagte er, mit einem Arm auf der Lehne des Sofas und sich leicht nach vorne beugend. "Minory verliert an Glanz, wenn Sie nicht da sind."

Zwar kannte Kalos sie erst seit kurzem und ihm war noch nie aufgefallen, wenn sie den Planeten verlassen hatte, aber von nun an würde er sich an Ehani erinnern, wenn er ein Raumschiff der Botschaft sah.

"Das beruhigt mich jetzt ungemein", erklärte Ehani leise und blickte gebannt in Kalos' Augen. Sehr deutlich spürte sie seinen Arm auf der Sofalehne. Es ging eine dermaßen starke Anziehung von ihm aus, dass sich Ehanis Haare im Nacken aufrichteten. "Sie schmeicheln mir. Aber mein Job bringt es nun mal so mit sich, dass ich des öfteren den Planeten verlassen muss", meinte sie, doch mit ihren Gedanken war Ehani keineswegs bei ihrem Job. Kalos Präsenz nahm den ganzen Raum ihrer Aufmerksamkeit ein. Ehani rückte ein kleines Stück näher an ihn heran, beugte sich ebenfalls etwas vor und meinte leise: "Das wäre doch schade um Minory. Vielleicht sollte ich meinen Glanz immer mit Minory teilen."

Ihr Tonfall machte deutlich, dass es ihr hier weniger um den Planeten ging und sie Kalos mit Minory in ihren Sätzen gleichsetzte.

"Das fände ich fantastisch", hauchte er und näherte sich langsam ihrem Gesicht. "Mir gefällt Ihre Nähe", flüsterte er, so nah war er ihr.

Bewusst blieb er beim 'Sie'. Es wahrte den Schein der Professionalität und verstärkte gleichzeitig die knisternde Spannung, die in der Luft lag. Noch einen kurzen Moment verzögerte er, um dann endlich Ehani zu küssen.

"Ich auch", meinte Ehani leise, nicht den Blickkontakt mit Kalos unterbrechend. "Ich genieße ihre Gegenwart ebenfalls sehr, Kalos", hauchte sie und benutzte zum ersten Mal, wenn auch unbewusst, seinen Vornamen. Fast zitterte Ehani vor Aufregung und Vorfreude darauf, dass Kalos sie gleich küssen würde, und als es dann endlich so weit war, rieselte es Ehani warm den Rücken hinunter. Einen Kuss dieser Art hatte Ehani noch nie erlebt. Sicher, sie war früher schon des öfteren geküsst worden, doch nie hatte ein Kuss so vor Spannung und Leidenschaft förmlich gesprüht. Instinktiv legte Ehani einen Arm um Kalos' Nacken und streichelte seinen Haaransatz im Nacken, während sie den Kuss erwiderte und genoss.

Kalos drückte sich näher an sie und hielt ebenfalls ihren Hals mit seiner Linken. Er spürte, wie die Erregung von Ehania auf ihn überging und ließ seine Rechte langsam über die Außenseite ihres Oberschenkels gleiten. Je intensiver der Kuss wurde, desto näher kamen sich die beiden. An der Stelle, wo noch vor kurzem seine Hand geruht hatte, begann er ihren Hals zuküssen.

Ehani überlief eine Gänsehaut, als Kalos über ihren Oberschenken strich. Schon zu lange war es her, dass ein Mann sie so berührt hatte. Um so mehr genoss Ehani Kalos' Berührungen. Als sie seine Lippen auf ihrem Hals spürte, legte Ehani ihren Kopf zurück und seufzte wohlig auf. Schließlich nahm Ehani ihren rechten Arm von der Sofalehne und strich langsam über die, zu ihrem Bedauern bekleidete, Brust von Kalos.

---SB Mamroi, Krankenstation

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Shay rematerialisierte direkt auf einem der Biobetten. Ihr stand der
> Schweiß auf der Stirn.

Al Misri schrak leicht zusammen, als die Schwester an die Scheibe klopfte und dann den Kopf zur Tür hereinsteckte. "Ma'am, da hat sich gerade jemand auf einem Biobett materialisiert. Vermutlich ein Notfall."

Die Ärztin sprang auf und eilte hinüber. Im Gehen klappte sie ihr Scanner-Display auf und begann bereits zu scannen, während sie sich ihrer Patientin näherte: "Was fehlt Ihnen?" fragte sie.

Shay musste sich arg zusammenreißen, um der Ärztin Antwort zu geben. "Starke Kopfschmerzen, extremer Schwindel, Funktionstörungen des Implantats, Übelkeit", zählte Shay auf.

Die Ärztin nickte geschäftig. Laut dem Scanner lag ein Anstieg der Neuralarionen im Seenerv vor, was bei den meisten Spezies darauf hin- deutete, dass das stereoskopische Sehen im lateralen Bereich beeinträchtigt war. 'Trifft das auch auf Jahari zu?' fragte sich die Ärztin.

"Ihr Implantat scheint der Grund zu sein", murmelte Nasmat, halb zu sich selbst. Dann schaute sie auf: "Ich deaktiviere es erst einmal. Sooo, ja. Die Schmerzen und der Schwindel dürften in den nächsten Momenten nachlassen. Allerdings wird es eine Weile dauern, bis ich herausgefunden habe, wo der Defekt liegt. Dabei könnten Sie mir helfen, indem Sie mir die Spezifikationen und das Baujahr des Implantats mitteilen." Diese Daten hätte al Misri zwar auch in der medizinischen Akte der Ingenieurin (NRPG: Ingenieuse?) nachschlagen können, aber sie wusste, dass es wichtig war, die Patientin in den Heilungsprozess zu integrieren, insbesondere bei Augenleiden, da dabei oft unbewusste Ängste auftreten konnten.

"Ich habe es fast befürchtet. Bisher hat es kaum Ärger gemacht... Gott sei Dank ist die Arbeit im Hangar schon gut voran gegangen", murmelte Shay. Langsam, kaum wahrnehmbar ließen der Schmerz und der Schwindel nach, und Shay brauchte nicht mehr die Stirn vor Anstrengung zu runzeln. "Es ist jetzt 8 Jahre alt. Es deckt das ganze sichtbare Spektrum ab, Infrarot (Wärme- und Nachtsicht), und bei vielen Materialien kann ich die darunter liegenden Schichten wahrnehmen", erklärte sie.

"Acht Jahre...", Nasmat kontrollierte nun doch die Details im Computer nach. "Implantat des D-Typs, vierte Generation. Modularer Aufbau."

Die Ärztin überlegte, was zu tun sei: "Es gibt zwei Möglichkeiten. Wenn wir Glück haben, liegt der Fehler im Außenmodul und lässt sich über eine technische Diagnose finden. Dazu bräuchte ich allerdings technische Hilfe - entweder Ihre, oder die einer ihrer Leute. Ansonsten repliziere ich Ihnen ein neues Implantat, das sie statt des alten einsetzen. Diese Lösung wäre allerdings umständlicher: Dafür ist ein etwa halbstündiger Eingriff notwendig, und Ihre Nerven müssen sich umstellen, so dass Sie sich Ihre Wahrnehmung über die nächsten zwei bis drei Wochen angewöhnen müssen. Sie wissen bestimmt vom letzten Mal, dass dies nicht angenehm ist."

"Auch einäugig kann ich ihnen dabei helfen", erklärte Shay. "Das erste wäre natürlich einfacher. Aber andererseits hätte ich bei der anderen Sache ein moderneres Implantat. Auch wenn dies alles andere als angenehm ist, gibt es doch bestimmt mittlerweile einige Neuerungen auf diesem Gebiet", meinte sie und blickte al Misri fragend an. "Inwieweit wäre ich dann in meiner Arbeit eingeschränkt?" fragte sie.

"Beim einäugigen Sehen wie beim Eingewöhnen haben Sie auf ihrem nicht funktionierenden Auge einen blinden Fleck, bis alles wieder okay ist. Das dreidimensionale Sehen ist eingeschränkt. Gelegentlich kommt es zu Schwindelanfällen: Sie sollten also nicht Klettern oder bei Zero-G arbeiten. Ansonsten treten häufig noch Kopfschmerzen auf, die aber kein Problem sein sollten." Al Misri gestikulierte mit dem Hypospray, um ihre Worte zu unter- streichen. "Was ein moderneres Implantat mit zusätzlichen Funktionen angeht, so empfehle ich Ihnen, die Dateien auf dem Stationscomputer zu durch- forsten - Stichwort Brachio-Occulo-Implantate. Allerdings haben Sie schon einen recht fortschrittlichen Typ. Möglicherweise müssten Sie eine Genehmigung des Captains beantragen - und das ist ganz schön aufwändig. Andererseits: Verbesserter Blendschutz und präzisere IR-Sensoren sind in Ihrem Job sicher hilfreich."

"Also kann ich trotzdem weiterarbeiten?" hakte Shay nach. "Versuchen wir erst einmal mein bisheriges Implantat wieder flott zu kriegen, und dann sehen wir weiter. Eine Genehmigung des Capains kann ich immernoch zu einem späteren Zeitpunkt beantragen. Es sei denn, es würde eine medizinische Notwendigkeit bestehen, ein ganz neues Modell zu beantragen", meinte sie und blickte al Misri abwartend an.

"Weiterarbeiten können Sie auf jeden Fall. Das Implantat lassen Sie aber am Besten hier." Über ihren Kommunikator rief die Ärztin Pfleger James O'Toole herbei, der die Scanner für eine genauere Untersuchung vorbereiten sollte.

"Allerdings gibt es da noch eine Kleinigkeit, die es Ihnen erleichtern sollte, erst einmal der Reizüberflutung zu entgehen. War auf der Erde im 16. Jahrhundert unter Piraten sehr gefragt."

Die Ärztin ging zum Computer: "Repliziere Augenklappe für Jahari, Auge mit Implantat, schwarz."

Der Computer fragte: "Bitte spezifizieren Sie das Material, aus dem die Augenklappe gefertigt sein soll: Rindsleder, Samt, Krokodilleder- imitat, Targ-Fell, welianische Federn, irdianischen Kunstlack, ando- rianische Wurmpelle, vulkanische..."

Noch während der Schiffscomputer, der offenbar wieder einmal von irgendeinem Scherzkeks manipuliert worden war, weitere Materialien auflistete, sah Nasmat ihre Patientin halb mitleidig, halb belustigt an, gespannt, was sie wählen würde.

"In Ordnung. Wenn nicht noch jemand in unseren Hangar kracht, dürfte auch nichts Schwerwiegendes anliegen", erklärte Shay schmunzelnd. "Samt hört sich doch gut an", traf Shay ihre Wahl.


--- Planet Minory Prime, Minoras, MPFK-Hauptstadtstudio

Nomo Namhin, der Sportmoderator von MPFK-1, nahm schnell die Watte aus seinen Ohren und machte sich bereit für eine Eil-Meldung. Die Kamera wechselte zu Nomo Namhin, und er begann gleich die Top- Meldung aus dem Sport vorzulesen: "Entschuldigung Tatmura Taktak, dass wir dich so schnell unterbrechen müssen. Aber das müssen wir den Sport-Fans unbedingt mitteilen. Der 'Klodik Nugats'-Clubbesitzer verkauft die Mannschaft und das Nugat-Stadion für einen symbolischen Verkaufspreis von einem Majas. Der Clubbesitzer sagte selbst: 'Nur ein Volltrottel oder ein bekloppter Sarkasser würde die Mannschaft samt Stadion kaufen wollen.' Und ich sage: Er hat Recht. Wer will eine Mannschaft kaufen, die in der letzten Saison nur ein Spiel gewonnen hat, und ein Stadion, das längst fällig ist für eine Komplettrenovierung? Daher starten wir eine Sonderaktion. Wer von euch einen bekloppten NICHT-Minorytaner findet, der die 'Klodik Nugats' kauft, bekommt von unserem Sender zwei VIP-Dauerkarten für die nächste Saison, und zusätzlich gibt es 200 Majas Taschengeld pro Spieltag. Also Sport-Fans, sucht den 'Trottel des Jahres', und ihr werdet belohnt. Ein Tipp von mir: Sagt niemanden die reine Wahrheit über den Zustand der 'Klodik Nugats'-Mannschaft. Wenn doch, habt ihr schon verloren. Ich gebe nun wieder zurück an die charmante und liebenswerte und unüberhörbare Tatmura Taktak."


--- SB Mamori, OPS

Fast auf die Sekunde pünktlich trat Wrad aus dem Turbolift und begab sich rasch an seine Konsole. Der neue Captain sprach gerade mit dem einen Geretteten von gestern, dem riesigen Menschen, der sich nun an der TAK zu schaffen machte. Erstaunt wanderten Wrads Fühler zu dieser Szene. 'Was wird das denn jetzt?' fragte er sich perplex, während er mit einem höflichen Nicken in die Runde grüsste: "Guten Morgen."

Der neue trug auch eine Uniform. Er war ein neues Mannschaftsmitglied? Seine Gedanken wurden jedoch schnell von den Neuigkeiten abgelenkt, als er den OPS der Nachtschicht ablöste. Es hatte heute morgen bereits Kontakt mit den Minorytanern gegeben. Deren Botschafterin war auf dem Weg hierher. Auch von den Sarkassianern lag eine Anmeldung vor. Das würde sicher ein aufregender Tag werden.


--- SB Mamori, Gänge

"Das werde ich ganz bestimmt", sagte Qual und folgte Kimon auf den Korridor. Irgendwo in der Nähe der OPS vermutlich? Qual blieb stehen und sah nach links und rechts. Drehte sich zum Turbolift. "Halt! Das ist erst Deck 16." Qual begriff aber schnell, warum die Liftkabine in der Liftröhre 8 nur bis Deck 16 fuhr. "Ach so ja, wir müssen umstiegen in Lift-Röhre 2, um direkt auf die OPS zugelangen."

Zur OPS gelangte man entweder nur über den Turbolift oder über Wartungsschächte. Qual ging zum nächsten Turboliftschacht und drückte auf eine Taste. Dann drehte er sich zu Kimon. "Ich hoffe, Sie haben noch nichts von Krems Antikkrempel gekauft. Krem meint, er hätte Ahnung von Antikensachen. Er weiß ja nicht mal, was er da verkauft. Er glaubt fest daran, dass er nur wertvollen Sachen hat. Zum Beispiel, er hatte mal einen vulkanischen weißen Stoff in einer Vakuumkiste gekauft. Wissen Sie was passiert, wenn der Stoff an die Luft kommt? Ich sag es Ihnen: Binnen 12 Stunden löst sich das Material in seine Bestandteile auf. Ich hoffe die Frau, die diesen Stoff mal kauft, braucht länger als 12 Stunden, um ein Kleid daraus zu machen. Wenn nicht, wird ihr neues Kleid am Körper nach und nach zerbröseln."

Die Tür zum Turbolift ging auf und Qual ging in die Kabine.

Kimon war recht schnell klar, um welchen Stoff es ging, und dass er ihn sogar schon in der Hand gehalten hatte. Es musste sich um das Paket handeln, das sich noch immer neben der Quartiertür befand. Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen bei der Vorstellung, wie sich das Kleidungsstück, das Tariki daraus gefertigt hätte, in Luft auflöste. Eigentlich eine recht reizende Vorstellung... Er folgte Qual in die nächste Turboliftkabine; dankbar dafür, daß sich der Ferengi offenbar trotz einiger Irritation besser auskannte als er selbst. "Danke für die Warnung", grinste er nur. Es dauerte nicht lang, bis sich die Turbolifttüren wieder öffneten und schon standen die beiden direkt auf der OPS. Teilweise kannte er die Leute, die sich hier aufhielten. Nach einem kurzen Blick ließ er Qual den Vortritt.

   -- Mamori OPS

Qual ging direkt zum Captain und meldete ihre Anwesenheit: "Ensign Kimon und Ensign Qual melden sich wie befohlen, Sir."

Mike sah Kimon an und korrigierte Qual: "Ensign Kozure müßte es richtig lauten, Ensign Qual. Wenn ich bitten darf, meine Herren, gehen wir hoch zum Konferenzraum."

Mike ging voraus, die Treppenstufen hinauf, um auf die obere Ebene von Deck 1 zu gelangen.

Qual sah irritiert hoch zu Kimon und sagte zu ihm: "Wie? In Ihrer Akte steht bei Name Kimon, Rang Ensign und bei Geburtsort Provinz Kozure. Sagen Sie jetzt nicht, wegen Ihres Beinamens gehört Ihnen eine ganze Provinz? Sind Sie ein Adliger? Oder so was wie ein Lord? Aber Ihre Eltern haben doch nur ein Gasthaus? Wow, gehen die Geschäfte bei Ihnen so gut, dass man zum Lord aufsteigen kann? Was für ein Geschäft muss man auf Ihrer Heimatwelt betreiben, um Nagus zu werden?"

"Sie werden etwas überlesen haben, Ensign", wunderte sich Suvan und rief an seiner Station die Akte des Counselors auf. "'Kozure' steht gleich hinter 'Kimon' unter 'Name'."

Der Halbvulkanier blickte zu Wrad Kaan, der sich über Rem Kurans Anwesenheit zu wundern schien. Vielleicht sollte Talvert eine Informatiosnachricht über LCARS verschicken,wenigstens an die Abteilungsleiter. Vorerst erklärte er nur dem Andorianer: "Darf ich vorstellen: Lieutenant Commander Rem Tal'a'Ib Kuran, Offizier für Strategische Operationen in diesem Sektor und Zweiter Offizier von Starbase Mamori. Commander, Sie haben es mit Ensign Wrad Kaan, unserem OPS zu tun."

Überrascht nahm Wrad Haltung an und grüsste kurz militärisch. "Sir." Seine Fühler richteten sich auf den großen Mann. Hatte er sich geirrt, und der war gar nicht unter den Geretteten gewesen? Er musste wohl nach Mamori versetzt worden sein, wenn er sofort Taktischer Offizier wurde...

Rem nickte dezent. "Ich bin erfreut Sie kennen zu lernen", sagte er mehr als Floskel. Nebenbei liefen an seiner Konsole noch einige Programme. Und der Jem'Hadar überlegte sich, dass Kaan morgen vielleicht denselben Kollegen nur mit anderem Aussehen haben könnte. Die Nachricht wäre perfekt. Wie ein Lauffeuer würde es sich verbreiten, dass ein Jem'Hadar aussah wie ein Mensch und nun an der TAK der Mamori stand. Sollte er es heute den beiden Kollegen mitteilen oder auf die Reaktion warten, wenn er wieder Schuppen im Gesicht hatte? Schnell kam er von der Idee ab, es ihnen jetzt zu sagen. Er würde zu viel Zeit verlieren.

Kimon war gerade dabei, gemeinsam mit Qual dem neuen Captain zu folgen, als sie noch einmal von Suvan angesprochen wurden. Gerade noch hielt er sein Seufzen zurück. Bürokraten! Kaum war etwas nicht so, wie es üblicherweise war, kam es zu Verwirrungen. Er wandte sich noch einmal zu der gesamten Mannschaft auf der OPS um und legte sich seine Worte sorgfältig zurecht. "Auf meiner Welt ist es üblich, lediglich einen Namen zu tragen. Ta'Una kennt keine Familiennamen, und anders als bei den Klingonen üblich, tragen unsere Häuser lediglich Zeichen, aber keine Namen. Deshalb lautet der einzige Name, den ich besitze, Kimon. Sollte jemand dennoch das Bedürfnis haben, dem skurrilen Beispiel der Sternenflotten-Akademie zu folgen, gebe ich mich im Ernstfall auch mit dem Namen Kozure zufrieden, wenn er auch mit mir und meiner Person und meiner Familie sehr wenig zu tun hat."

Er drehte sich wieder zu Qual um und lächelte ihn an. "Ich muss Sie leider enttäuschen, doch um ein Lord zu werden, muss ein Adelssystem vorhanden sein, doch das suchen Sie auf Ta'Una vergebens. Es gibt die Regentenfamilie, doch soweit ich mich erinnern kann, ist das Amt des Regenten schon eine sehr lange Zeit in direkter Erblinie weitergegeben worden."

'Was? Das hat er stehen lassen?' fragte Suvan sich ungläubig. Sobald Kimon beim Captain fertig war, würde Talvert das klären, und die Akte des Counselors korrigieren. Es gab so viele Spezies, die nur einen Namen führten, bei denen konnte Starfleet doch nicht einfach einen dazu erfinden. 'Vermutlich hat er seine Region sofort genannt, als er nach dem Namen gefragt wurde', vermutete der Halbvulkanier.

   -- SB Mamori, Konferenzraum

Mike betrat den Konferenzraum und legte am Kopfende des Konferenztisches zwei PADDs ab. Anschließend aktivierte er eine Wandkonsole und rief Daten über die Minorytaner auf.

   -- SB Mamori, OPS obere Ebene

Qual, gefolgt von Kimon, war noch unterwegs hinauf zum Konferenzraum. Der Ferengi sah das große Platzangebot auf der oberen OPS-Ebene. Hier konnte man eine super Party veranstalten, dachte er sich und kam auf das letzte Thema zurück. "So wie Sie erzählen, muss Ihre Heimatwelt Ta'Una genauso langweilig sein wie Vulkan im Sommer. Öde. Macht Ihr Volk wenigstes richtigen Profit? Gibt es auf Ihrer Heimatwelt auch Partys, wo sie mal die Sau rauslassen? Es muss ja nicht gleich zugehen wie bei einer klingonischen Party." Qual überlegte kurz. "Wobei eine klingonische Party mal interessant wäre."

Kimon lachte auf. "Ensign, wenn die Ferengi wirklich als einziges Ziel im Leben den Profit haben, dann wäre es auf meiner Welt für sie wirklich sehr, sehr langweilig. Natürlich braucht es Geld, um zu überleben - die Gäste unseres Hauses bekommen weder das Bett noch ihre Mahlzeiten als Geschenk angeboten. Doch um wirklich viel Profit anzuhäufen, ist das Leben viel zu vielfältig. Ich benötigte allein die Einnahmen eines halben Monats, um mich zur Erde bringen zu lassen und mich dort niederlassen zu können. Und da wären noch Andschana und Tariki... wenn sie auch keinen Lohn bekommen, müssen Sie doch genauso wie ich essen, sich kleiden und mehr, und sie arbeiten nicht, um ihren eigenen Profit zu machen. Und Partys, nun... einmal im Jahr, zum Ende der Regenzeit, gibt es traditionell ein Fest. Jede Menge Mari, Tänze bis in den Morgen... die jungen lieben dieses Fest, weil dann jeder... Unterschied nicht mehr zählt. Ob gebunden oder nicht, jeder ist frei, nach seinem Gutdünken zu feiern."

Kurz überlegte er, ob er seine Erklärungen noch weiter ausführen sollte, doch dann hielt er sich zurück. Dies war weder ein angebrachter Ort, noch eine angebrachte Situation dafür. Gemeinsam betraten sie den Konferenzraum, in dem Captain Johnsen schon angekommen war.

   -- SB Mamori, Konferenzraum

Der Captain drehte sich um und bat Kimon und Qual sich zu setzten. Mike blieb an der Wandkonsole stehen. Als die beiden saßen, sagte er zu ihnen: "Ich mache es mal kurz und schmerzlos. Ensign Kozure, als Sternen- flotten-Counselor werden Sie ständig mit den Eigenarten verschiedener Kulturen konfrontiert. Daher ernenne ich sie hiermit zum Protokollchef der Starbase Mamori. Da Sie Ihren Beruf als Counselor weiterhin ausüben werden, bekommen Sie Unterstützung von Ensign Qual. Ensign Qual, ziehen Sie bei der nächsten Gelegenheit die goldene Uniform aus und Sie streifen sich die rote Uniform über."

Qual nickte und sah anschließend Kimon an.

Kimon widerstand der Versuchung, den Captain bei der erneuten Nennung des falschen Namens zu korrigieren; einzig das scharfe Einatmen - für Captain Johnsen vermutlich unhörbar - wies darauf hin. Was dann noch folgte, war ziemlich unerwartet. Er blickte kurz zwischen Mike und Qual hin und her und räusperte sich dann kurz.

"Wenn mir die Frage erlaubt ist, Captain...", begann er so devot, wie er es für angemessen hielt, "Wo genau habe ich mein Einsatzgebiet zu suchen? Haben Sie eine bestimmte Aufgabe im Sinn, oder fülle ich eine ohnehin dagewesene Lücke?"

An die Minorytaner und die Sarkassianer dachte er gar nicht - bisher hatte sein Job nichts mit diesen beiden Welten zu tun gehabt, und so blieben seine Gedanken auf die Station beschränkt. Aber das passte doch gar nicht mit einem Potokollchef zusammen... oder doch?


--- Raumschiff OsKar VI., Brücke

Da war noch das Os-Raumschiff, das sich immer noch in der Nähe der Starbase Mamori befand. Der Besitzer dieses Schrotthaufens schlief tief und fest in seiner Koje, während sein Raumschiff sich selbständig machte und wieder langsam der Starbase näherte.

Ein schriller Weckton ließ den Os aufschrecken. Knurrig und wütend stand der Os Kar auf und ging zur Hauptbrückenkonsole. "Os Kar an diese scheußliche Starbase," rief Kar die OPS der Starbase Mamori via Bildübertragung. Die OPS sah ein griesgrämigen Os mit weißer Zipfelmütze auf'm Kopf. "He ihr, was soll das? Warum habt ihr mich geweckt?! Kann ein Os nicht mal 30 Stunden schlafen? Wo ich jetzt mal wach bin, kann ich ja Ihre Raumstation besuchen. Ich brauche alte ranzige Nahrungsmittel, bevor ich weiterziehe."

   -- SB Mamori, OPS

Der Ruf riss Wrad aus seinen Gedanken über den neuen Taktiker. Er hatte zu arbeiten. Schmunzelnd betrachtete er das zipfelbemützte Wesen auf dem Monitor. "Mamori OPS hier. Negativ, Mr. Os, Sie haben keine Landeerlaubnis. Ich wiederhole: KEINE Landeerlaubnis", erwiderte er ernst, angedenk der "Gruselgeschichten", die Max über die Landung und den Abflug des Os- Schiffes im Logbuch vermerkt hatte. "Es wäre möglich, Nahrungsmittel an Bord zu beamen. Schicken Sie mir eine Liste, was Sie benötigen; Ich werde sehen, was ich tun kann." Gespannt musterte er den grünhaarigen Griesgram.


--- SB Mamori, Promenadendeck, Laden "Fashion"

Pha Kwa Swadesh sah sich in seinem neuen Laden um. Der Halbbajoraner war sehr zufrieden mit sich. Er hatte seinen Laden alleine dekoriert und eine gesunde Mischung zwischen Damen-, Kinder- und Herrenmode hinbekommen. In einer weiteren Ecke des Ladens hatte er eine Mischung von Acessoires für sie und ihn untergebracht.

Mit einem beschwingten Pfeifen ging er zur Eingangstüre des Laden, schaltete diese für den Kundenverkehr frei und gab die Fenster für den Durchblick frei. Auf dem Weg zurück zu seinem kleinen Tresen mit der Kasse und einer kleinen Erfrischungsecke kam Pha Kwa an einem der zahlreichen Spiegel vorbei. Gedankenverloren wollte er über seinen Schnurrbart streichen, doch diesen hatte er vor ein paar Tagen als Zeichen des Neuanfangs abrasiert, und so strichen seine Finger lediglich über einen Dreitage- bart.

Er setzte sich hinter seine Theke und wartete bei einer Tasse bajoranischen Tees auf die ersten Kunden.

   -- Promenadendeck, Salon Krem

Krem's Salon hatte schon gestern eröffnet, aber der heutige Tag war der erste richtige Tag, der viel Latinum in die Kasse bringen sollte. Oggie und Ulk standen bereit für die ersten Kunden des neuen Tages.

Der erste Kunde ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein Unteroffizier der Sternenflotte, dem die Haare geschnitten werden sollten. Der Meister persönlich kümmerte sich darum. Oggie schickte er los, Kaffee für den Unteroffizier zu holen, und Ulk wies er an Musik anzumachen.

Ulk tippte ein paar Tasten auf der Kassen-Konsole, und es erschallte entspannende Klavier-Musik aus den Lautsprechern.


--- Planet Minory Prime, Minoras, MPFK-Hauptstadtstudio

Die kräftig gebaute Tatmura Taktak erschien wieder im Bild und begann gleich, ihre Meldung laut vorzulesen: "SEX-SKANDAL IM SENAT BRINGT DIE WAHRHEIT ANS TAGESLICHT! Ein Praktikant (männlich/23) hat jetzt offen zugegeben, etwas mit der 50 Jahre älteren Senatorin Makwa gehabt zu haben. Pfui sag ich nur, Makwa. Pfui! All die Jahre hat Senatorin Makwa behauptet, sie wäre erst Mitte Fünfzig."

Schnell wurde wieder Nomo Namhin eingebeldet. "Entschuldigung Tatmura, wir haben Coach Labbek Live vor der Kamera. Ich gebe zu meinem Kollegen Nabo Nabit, der sich im Moment vor Coach Labbeks Villa befindet. Nabo Nabit, hörst du mich...? Ich sehe, die Leitung´steht noch nicht... dann machen wir erst mal weiter mit Werbung."

Statt Werbung zu zeigen, wurden die aktuelle Punchball-Liga-Tabellen eingeblendet.

###
- Aktuelle MLP-Liga-Tabellen:

Sp = Spiele absolviert ; G = Gewonnene Spiele ; V = Verlorene Spiele

'Nord-Liga/
West-Division'         Sp  G   V   MS  OO  MR  BB  MC  YW  NC  SM  JS  KN
1.'Minory SuperStars'  53  40  13  --- 2/3 4/2 5/1 5/1 3/3 4/2 5/1 6/0 6/0
2.'Olmock Oils'        53  40  13  3/2 --- 3/3 5/1 6/0 2/4 5/1 5/1 5/1 6/0
3.'Manty RedGlove'     54  40  14  2/4 3/3 --- 6/0 6/0 3/3 4/2 4/2 6/0 6/0
4.'Beevary Bären'      54  18  36  1/5 1/5 0/6 --- 4/2 0/6 1/5 2/4 3/3 6/0
5.'Minoras Capitals'   54  11  43  1/5 0/6 0/6 2/4 --- 0/6 0/6 1/5 2/4 5/1

'Nord-Liga/ Ost-Division' Sp G V 1.'Yokoy WhiteWings' 54 46 8 3/3 4/2 3/3 6/0 6/0 --- 6/0 6/0 6/0 6/0 2.'Nunavik Calderus' 54 33 21 2/4 1/5 2/4 5/1 6/0 0/6 --- 6/0 5/1 6/0 3.'Sotoy MoonMajorans' 54 23 31 1/5 1/5 2/4 4/2 5/1 0/6 0/6 --- 4/2 6/0 4.'Jalma SunMinor' 54 17 37 0/6 1/5 0/6 3/3 4/2 0/6 1/5 2/4 --- 6/0 5.'Klodik Nugats' 54 1 53 0/6 0/6 0/6 0/6 1/5 0/6 0/6 0/6 0/6 ---

'Süd-Liga/ West-Division' Sp G V PS MAk SU MAd AMe ZL MJ AMo GS UU 1.'Pauvrete Soniq' 54 37 17 --- 2/4 3/3 6/0 5/1 3/3 4/2 4/2 5/1 5/1 2.'Militär Akademie' 54 35 19 4/2 --- 4/2 5/1 6/0 1/5 3/3 3/3 4/2 5/1 3.'Santalegh Uni' 54 30 24 3/3 2/4 --- 4/2 4/2 1/5 1/5 4/2 5/1 6/0 4.'Moria Adlers' 54 14 40 0/6 1/5 2/4 --- 3/3 2/4 1/5 2/4 1/5 2/4 5.'Andros Metros' 54 12 42 1/5 0/6 2/4 3/3 --- 0/6 1/5 1/5 2/4 2/4

'Süd-Liga/ Ost-Division' Sp G V 1.'Zydnay Lekmy' 54 41 13 3/3 5/1 5/1 4/2 6/0 --- 3/3 4/2 5/1 6/0 2.'Malakula Jokus' 54 40 14 2/4 3/3 5/1 5/1 5/1 3/3 --- 5/1 6/0 6/0 3.'Aquila Moks' 54 27 27 2/4 3/3 2/4 4/2 5/1 2/4 1/5 --- 4/2 4/2 4.'Gongdor Sturmators' 54 20 34 1/5 2/4 1/5 5/1 4/2 1/5 0/6 2/4 --- 4/2 5.'Urukbuktu Uruks' 54 14 40 1/5 1/5 0/6 4/2 4/2 0/6 0/6 2/4 2/4 ---

   -- Sport-Kurznachrichten:

Städte, die sich für die nächste Punchball-Saison angemeldet haben: 'Anfalla' ; 'Bellfalla' ; 'Cambordia'
###


--- Minorytanische Botschafter-Yacht, Aufenthaltsraum

Kalos hatte Ehani mitlerweile in die Ecke des Sofas gedrängt und lag fast auf ihr. Ihre Hände glitten über die Körper des jeweils anderen. Der Fernseher sagte zwar die Punchball-Ergebnisse durch, aber sie ereichten nicht mehr die beiden festumschlungenen Minorytaner. Der Raum hätte in Flammen stehen könnnen, Ehani und Kalos hätten es nicht gemerkt, da sie nur den Körper des anderen sahen, hörten und spürten.

Schweißperlen liefen Kalos über die Nasenspitze. Die Nähe, die Erregung und die umständliche Uniform ließen ihn heißlaufen. Er atmete schwerer und im selben Takt wie Ehani.

Ehani gefiel es nur zu gut, Kalos' Gewicht auf sich zu spüren, und so räkelte sie sich wohlig unter ihm. Sie spürte deutlich seine Erregung, welche gegen ihren Schritt drückte. Voller Ungeduld und mit Hast öffnete Ehani die Knöpfe von Kalos´ Uniformjacke. Plötzlich hielt sie inne und blickte Kalos mit vor Leidenschaft dunklen Augen an.

"Komm mit in mein Kabine", raunte sie ihm leise zu. 'Hier könnte uns jederzeit die Botschafterin ertappen', dachte sie und blickte Kalos bittend an.


--- Sarkassianische Botschafter-Yacht, auf dem Weg zur Starbase Mamori

Nach ein paar Stunden der Vorbereitung und der Muße blickte Garrethrag auf eine Uhr und ließ sich vom Cockpit die Position des Schiffes durchgeben. Da man nur noch knapp eine Stunde bis zur Föderationsbasis brauchen würde, erkundigte er sich bei seinem Protokollchef: "Quaipol an Antschirch. Weiß die Föderation, dass wir unterwegs sind?"

Der Magro schreckte hoch bei der Frage durch den Premierminister, die durch das Kommunikationssystem schnarrte. Er war eingenickt, da er die vergangene Nacht sehr schlecht geruht hatte. "Äh...ich..." Er schüttelte seinen massigen Schädel, um ihn klar zu bekommen, und fuhr sich mit den flossenartigen Händen über die Augen. "Natürlich wurde Mamori von unserem Kommen unterrichtet", sagte er Quaipol und fing an zu schwitzen.

Kaum war die Verbindung unterbrochen, sandte der Protokollchef die längst überfällige Subraumnachricht an die Raumstation, um das Kommen der Sarkassianischen Delegation anzukündigen. Er hatte die Meldung schon kurz nach dem Abflug verfasst, und war dann einfach weggesunken. Wenn das sein Vorgesetzter erführe, die Konsequenzen wollte sich Antschirch gar nicht vorstellen...

Als er nun auf den Absendebutton drückte, sah er, dass er die zuvor verfasste Nachricht doch schon abgeschickt haben musste. Aber wahrscheinlich nicht absichtlich, sondern eher mit dem Kopf, als er auf der Tastatur ein Nickerchen gehalten hatte. Kras' Gesicht wurde grau, hin- und hergerissen vor Freude und Aufregung, und ein Megastein fiel ihm vom Herzen. Er hatte den Premier nicht enttäuscht. Selbst im Schlaf erledigte er die aufgetragenen Arbeiten. Ja, es würde alles gut gehen, so wie seine Frau Prien es voraus gesagt hatte...

Trotzdem wurde ihm schlecht....wenn es nun anders gekommen wäre? Der Magro beendete das Programm und ging in den Waschraum, um sich zu übergeben.


--- SB Mamori, Laden "Fashion"

Nun gut. Es schien, als würden die ersten Kunden auf sich warten lassen. Damit hatte Pha Kwa auch gerechnet. Es überraschte ihn nicht.

Um sich die Zeit zu vertreiben, verließ er seinen Platz an der Theke und begann damit seine Schaufenster zu dekorieren. In den beiden großen Fenstern, rechts und links neben der Eingangstüre, standen jeweils zwei altertümliche Schaufensterpuppen. Diese Puppen begann Pha Kwa nun mit diversen Stücken aus seinem Sortiment zu bekleiden. Je zwei männliche und zwei weibliche. Zu den zwei erwachsenen Puppen pro Fenster stellte er jeweils noch eine Kinderpuppe.

************************************************************************