Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
November 2005, Teil 1: Gesamt 61 Züge
Spielzeit: 1. Juli 2380, 9:50 - 10:25 Uhr

Kapitel 8: Unerwartet

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*** Geschäftsbericht von Krem, Ferengi Friseur- und Kosmetik-Salonbesitzer auf der SB Mamori ***
*** 'gesponsert von McMade' ***

An die ferengische Handelsvereinigung Ferenginar 'gesponsert von Slug-o-Cola'

Ja, wie Sie lesen können, bin ich gesund und munter auf der Starbase Mamori angekommen. Als erstes musste ich feststellen, dass ich hier von lauter Gooblatrupyob* umgeben bin. Oggie, Ulk und ich sind die ersten und einzigen Ferengis auf der Station. Es ist schon mal positiv zu erwähnen, das hier die Frinx* sauber sind.

Wir sind jetzt gute eine Stunde und dreißig Minuten auf der Raumstation und die Kasse hat bis jetzt nicht geklingelt. Keine Einnahmen zu verzeichnen, aber ich habe ein paar Kaufinteressenten für meine Antikwaren geweckt.

Während Oggie und Ulk mit dem Aufbau des Friseur- und Kosmetik-Salons beschäftigt sind, habe ich einen Auftrag vom Ersten Offizier erhalten. Ganz insgeheim. Wir sind ja unter Ferengis, aber der Erste Offizier scheint mir nicht der zu sein, für den er sich ausgibt.

Also alle Waffenhändler, jetzt mal aufgepasst. Er gab mir ein Padd, wo einzelne Komponenten aufgeführt waren... Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass alle Komponenten zusammen eine Bombe ergaben.

Was gibt es sonst noch von der Raumstation zu berichten? Alle hier auf der Station tun ihre Arbeit, oder auch nicht. Die meisten Leute arbeiten ohne Bezahlung und die Turbolifte sind kostenlos zu benutzen.

Wie es mir scheint, wird hier bald eher der Waffenmarkt blühen, als irgendwas anderes. Kaum waren drei Jäger der Sternenflotte unterwegs auf ihrer Erkundungstour, da hatten sie schon drei minorytanische Raumjäger und einen sarkassianischen Raumkreuzer aufgescheucht.

Ich halte mich immer noch an den guten alten Ferengi-Spruch: 'Wer rechtzeitig die Kurve kratzt, lebt gesund und wesendlich länger.' Sollte sich diese Raumstation auch so entwickeln wie die Station, auf der ich vorher war, dann werde ich sehr schnell meine Koffer packen.

Bevor ich es vergesse zu erwähnen. Letzte Woche wurde der 1000. McMade Drive-In eröffnet. Sollten Sie in der Nähe der Badlands sein, statten Sie doch mal den neuen McMadeladen einen Besuch ab. Noch bis Ende des Monats gibt es zwei Big RohrMacs zum Preis von einem, und für die lieben Kleinen gibt es eine Juniortüte mit zwei MarauderMo-Action- Figuren. 'Drive In The McMade - Der schnellste Madenverkäufer im Universum!'

Und nun zu meiner eigenen Werbung. Wenn Sie in der Nähe der Starbase Mamori sind, machen Sie einen Abstecher zu meinem Friseur- und Kosmetik-Salon. Sie werden es nicht bereuen, den freundlichsten Ort in der Galaxis besucht zu haben.

So, ich beende hier mal meinen Geschäftsbericht. Es wird langsam Zeit für mich Latinum zu verdienen.

Bis zum nächsten Geschäftsbericht, Ihr ehrlicher Krem --- *Gooblatrupyob = Aliens/Banknoten ohne Verstand *Frinx = Der Ferengi Frinx stellte den ersten vollautomatischen Ausscheidungsstoffentsorger her. Daher der Ausdruck: "Entschuldigung, ich muss mal zum Frinx." [Quelle: Mythen & Legenden der Ferengi]

*** Geschäftsbericht ENDE ***


--- 09:45 Uhr, Minory Prime, Oscheewas Zimmer

Doran Oscheewa frickelte mal wieder an seiner Abhöranlage herum, mit der er die gesamte unverschlüsselte Kommunikation über den Omega- Satteliten mitverfolgen konnte - und einen kleinen Teil der verschlüsselten bekam er auch geknackt. Schließlich hatte er wieder klaren Empfang auf dieser Frequenz.
> "Hauptprimat Legihr an Zentrum, Legihr an Zentrum..."
> "Zentrum hier, Oberprimat Dussa. Was gibt's?"
> "Melde optische Besonderheit auf Aquaara. Verdacht auf Flugobjekte.
> Erbitte Vergrößerung."
> "Aquaara vergrößern. Verstanden. Stand-by."

"HA!" stieß er einen leuten Freudenschrei aus und sprang auf die Füße. "Flugobjekte! Da sind sie ja!"

Im Gefängnis hatte er die Meldungen über die Kontaktaufnahme mit dieser extraminorischen "Föderation" immer interessiert verfolgt. Wahrscheinlich war das meiste davon erstunken und erlogen, wie immer bei diesen Pressegaunern. Aber es war wohl geplant, dass die eine Raumstation in Minory Primes Nähe errichteten. Das glaubte er ihnen nur zu gern. Wann es jedoch so weit sein würde, darüber wurden nie Angaben gemacht.

Seitdem hatte er auf die Ankunft der Fremden gewartet. Sie waren technisch offenbar hochentwickelt und politisch clever, dass sie das Vertrauen der Regierung hatten gewinnen können.

Ganz sicher war es bei denen besser als hier. Hier auf Minory Prime war sein Leben ohnehin verpfuscht. Nie hatte er eine feste Arbeit finden können. Immer nur Gelegenheitsjobs, mal hier, mal da, immer nur befristet. Nie genug Geld, kein festes Zuhause, keine Freunde - und natürlich auch keine feste Freundin. Ohne Job, ohne Haus, ohne Geld, wer war man da schon? Wie sollte er so jemals eine Freundin finden?

Schließlich hatte er Diebstähle begangen. Aber nicht mal für eine Verbrecherkarriere hatte er Talent, also war er erwischt worden. Geld für eine Kaution hatte er nicht. Verwandte, die für ihn einstanden, ebenfalls nicht. Mit seinem Vater wechselte er kein Wort mehr, und seine Mutter war gestorben, als er noch klein war.

Der Gefängnisaufenthalt hatte seine Chancen auch nicht gerade verbessert. Er war schon seit 4 Monaten wieder draußen, aber er hatte noch immer keinen Job finden können. Auf Minory rechnete er sich keinerlei Chancen mehr aus. Aber wo wollte er sonst hin? Nach Sarkass? Niemals! Aber seit er von der Föderation gehört hatte, wusste er es: Die Raumstation. Dort würde er ein neues Leben anfangen. Das war seine Chance.

Und nun waren sie da! Hoffte er zumindest. Aufgeregt rannte er in seinem kargen Zimmer hin und her. Was sollte er nun tun? Wie konnte er zu ihnen Kontakt aufnehmen? Wie sollte er auf die Raumstation gelangen? So weit hatte er bisher noch nie gedacht! Noch nie zu denken, zu hoffen, zu träumen gewagt...


--- 9:50 Uhr, Mamori, Büro des Couselors

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Gespannt musterte er Kimon. Ob der Counselor sein Akoholverbot
> aufheben würde?

"Nun, auch Sie sind ein Sternenflottenoffizier, wie mir scheint, und auch Sie sollten sich in den Gepflogenheiten der Sternenflotte auskennen. Trotzdem hat es offenbar einen Moment gegeben, in denen Ihnen die Erinnerung an derlei Dinge abhanden gekommen ist, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass Sie sonst nicht hier wären und es bereuten. Wir alle, die wir hier sind, sollten im Idealfall alle unsere kulturellen Eigenarten ablegen können und uns lediglich nach Sternenflottenprotokollen bewegen. Aber ich nehme an, dass Sie genauso gut wie ich wissen, wie es in der alltäglichen Realität damit steht - wir alle sind von unserer eigenen Kultur geprägte Individuen, die ihre Schwächen und Vorlieben haben. Ich weiß nicht allzu viel über die Gesellschaft der Andorianer; nur das, was man im Allgemeinen so hört, doch ich bin mir sicher, es gibt Aspekte, die sich von den Ansichten meiner Spezies deutlich unterscheiden."

Kimon rutschte auf seiner Sitzgelegenheit hin und her, bis er eine relativ bequeme Position gefunden hatte. Zu gern hätte er die Beine über die Armlehne gelegt, doch das würde die offizielle Note dieses Gesprächs nicht wirklich unterstreichen. "Und dennoch bin ich der Meinung, daß diese ganze Angelenheit recht empfindlich bestraft wurde. Selbst in Anbetracht der Tatsache, dass ein Ausschluss aus der Flotte Sie sehr viel härter hätte treffen können, doch letztendlich ist in meinen Augen nichts wirklich unentschuldbares geschehen, nachdem Ensign Kadahn sich offensichtlich noch sehr gut hat wehren können. Nun bin ich allerdings gerade mal zwei Stunden auf dieser Station, und bisher konnte ich mir nicht alle Zusammenhänge erschließen. Daher mache ich Ihnen folgenden Vorschlag: Ich werde mich mit Ensign Kadahn zusammensetzen und sie ebenfalls zu dieser Sache befragen, um einfach einen Eindruck von beiden betroffenen Seiten zu bekommen. Wenn es auch Ihre momentan auferlegten Einschränkungen vorerst nicht ändert, kann ich mir doch ein klareres Bild über die Gesamtsituation machen und Ihre Lage besser beurteilen."

Wrad nickte verständnisvoll. Leider musste er dem Counselor schon wieder Recht geben - hoffentlich wurde das nicht zur Gewohnheit. Er selbst hatte sich auch nicht wie ein Sternenflottenoffizier benommen. Und es war vernünftig vom Counselor, auch mit Marra'scha über den Vorfall zu sprechen, auch wenn das Wrad nicht gefiel. Und es war sehr wohltuend zu hören, dass Kimon die Bestrafung des Andorianers wohl durchaus als streng empfand. Das klang danach, dass nicht viele schwierige anstrengende "Umerziehungs-Sitzungen" oder ähnliche alptraumhaften Dinge zu befürchten waren. Vorausgesetzt, Marra'scha scheuchte ihn nicht zu sehr auf. "Das klingt gut", kommentierte er die Ausführungen des Counselors schließlich mit der Andeutung eines erleichterten Lächelns.

Kimon antwortete mit einem kurzen Nicken und musterte Wrad. Er wusste nicht ganz genau, was er von dem Andorianer halten sollte. Er hatte diese Frau geküsst, die genau das nicht gewollt hatte. Und nun saß er hier und bereute dies - aus eigenem Antrieb heraus oder weil ihm sein eigenes Volk und die Föderation im Nacken saßen? Kimon wusste, daß er kein Bedauern übrig gehabt hätte - offenbar war nichts passiert, das diese ganze Aufregung rechtfertigte; ein paar Kratzer und verletzter Stolz vielleicht. Wie viel anders war seine Jugend verlaufen! Als herausgekommen war, dass er sich nachts seit einiger Zeit mit Sirandi, einem der Zimmermädchen zurückgezogen hatte, hatte ihm sein Vater keinerlei Vorwürfe gemacht oder ihn gar bestraft. Nein, er hatte nur das getan, was jeder normale Vater für seinen Sohn getan hätte, und dafür gesorgt, dass Andschana ins Haus kam. Bedürfnisse mussten gestillt werden, bevor sie unkontrollierbar wurden...´

Kimon kehrte in die Gegenwart zurück. "Es mag sein, dass das nun nach einer recht indiskreten Frage klingt, doch leben Sie zur Zeit in einer partnerschaftlichen Beziehung? Ich meine hier, auf der Station, in Ihrer unmittelbarer Umgebung? Oder wartet in Ihrer Heimatwelt jemand auf Sie?"

Über Wrads Gesicht huschte ein Schmunzeln. Von einem Counselor erwartete er indiskrete Fragen. "Nein, ich habe keine festen Gefährten", beantwortete er die Frage, "auf meiner Heimatwelt ist meine Familie, aber keine Gefährten. Ich war schon seit etwa 10 Jahren nicht mehr dort. Aber - das hat mit Miss Kadahn nichts zu tun."

"Ich denke sehr wohl, dass es etwas damit zu tun haben könnte. Sie sagten, die Gewaltbereitschaft der Andorianer sei sprichwörtlich, und ich vermute, dass diese Emotionalität sich auch auf andere Bereiche Ihres Lebens auswirkt. Damit will ich nicht sagen, Sie seien in allen Lebenslagen potentiell gewalttätig, sondern schlicht... leiden- schaftlich. Und ich denke - ich weiß, dass daraus Bedürfnisse entstehen, die schwer zu kontrollieren sind, wenn sie zu lange unterdrückt werden. Ich wäre nicht dafür geschaffen, in ständiger Enthaltsamkeit zu leben, und ich denke, Sie ebenso wenig." Kimon richtete sich wieder gerade auf und stützte die Ellbogen auf dem Tisch auf. "Verstehen Sie? Ich vermute, Ihre derzeitige Lebensweise hat zu einer inneren Spannung geführt, die sich lösen musste. Irgendwann, irgendwie. Etwas hat dann Ihre Disziplin zu dem Zeitpunkt durchbrochen, als sie mit Ensign Kadahn allein waren. Vielleicht, weil sie attraktiv auf Sie wirkte; vielleicht, weil sie schlicht und einfach eine Frau ist."

Kimon kam es seltsam vor, Wrad sagen zu müssen, was in seinem Sternenflottendasein falsch lief - doch offenbar entfernten sich Mitarbeiter der Flotte so sehr von der natürlichen Lebensweise ihrer Spezies, dass die grundlegenden Dinge keine Beachtung mehr fanden.

"Ich verstehe vollkommen", grinste Wrad, "und das ist genau, was ich meinte mit: 'Das hat nichts mit Miss Kadahn zu tun'. Natürlich bin ich leidenschaftlich, und ich bin ganz sicher nicht für Enthaltsamkeit geschaffen. Aber erstens sagte ich, ich habe keine FESTEN Gefährten, ich sagte nicht, ich habe keinen Sex - ich habe welchen. Zweitens habe ich schon sehr viel längere 'Durststrecken' erlebt als die Zeit, unmittelbar bevor ich auf Miss Kadahn traf, und, aller Leidenschaft zum Trotz, deswegen habe ich noch nie jemanden 'angefallen'. Und drittens...", und nun wurde sein Gesicht sehr ernst, "Miss Kadahn wirkt zweifellos äußerst attraktiv auf mich. Aber nicht, weil sie schlicht und einfach eine Frau ist. Ihre Wirkung auf mich ist... völlig außergewöhnlich. Also für meine persönlichen Verhältnisse. Und wie ich in den letzten Wochen Gelegenheit festzustellen hatte, hängt ihre Wirkung auf mich in keinster Weise mit dem Grad meiner sexuellen Befriedigung zusammen. Leider. Es wäre schön, wenn es so einfach wäre."

Er blickte dem Counselor ernst ins Gesicht. "Ich bin 31 Jahre alt, und ich kenne meine Sexualität schon sehr gut. Natürlich lassen mich schöne Frauen nicht immer kalt. Aber ich würde NIE einer Frau gegen ihren Willen etwas antun. NIEMALS. Männern übrigens aucht nicht... ich bin, wie alle Andorianer, bisexuell. Und polygam. Aber Lust hin oder her, die hatte ich IMMER so weit im Griff."

Mit einem tiefen Seufzer senkte er den Blick. "Bis zu Miss Kadahn an jenem Abend. Der Arzt hat mir bescheinigt, dass mein Kontrollverlust mit dem Alkoholgenuss zusammenhängen könnte. Ich hatte an dem Tag 4 Gläser Riesling getrunken." Er blickte wieder auf, und seine Stimme wurde wieder fester, als er fortfuhr: "Aber ich habe in meinem Leben auch schon bedeutend mehr getrunken, auch in Gesellschaft schöner Frauen, und dennoch ist mir so etwas nie zuvor passiert. Und wird auch nie wieder. Ich versichere Ihnen, es lag auch NICHT am Alkohol."


--- 9.55 Uhr, Mamori Hangar, Ferengi-Shuttle

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> Das konnte auch bedeuten, dass der Ferengi die Liste gegen
> den Halbvulkanier verwandte und den nächst höchsten Offizier
> darüber informierte, dass der Erste Offizier der Starbase Mamori
> plane eine Bombe zu bauen.

"Danke, Sie hören wieder von mir", verabschiedete sich Suvan und begab sich zur Promenade.

Einem Ferengi-Geschäftsmann lag es in entferntesten Sinne seine Kundschaft zu verscheuchen. Aber nachdem Suvan Talvert ihm einen Auftrag erteilt hatte und die Raumstation in allerhöchster Gefahr schwebte - auch sein eigenes Leben - konnte Krem nicht anders, als Ireihvae Thlhom und Shay Jahari hinauszubitten. Wenn er jemals hier auf der Station Profit machen wollte, dann musste erst der Erste Offizier gestoppt werden. "Ich bitte Sie später noch mal wiederzukommen", bat der Ferengi höflich die beiden Frauen. "Besuchen Sie doch heute nachmittag meinen Salon. Ich werde dann nur für Sie persönlich da sein." Krem hatte nicht vergessen, was er den beiden Frauen verkaufen wollte: Nähgarn und Sonnencreme.

"Ich weiß nicht, ob ich dafür später Zeit habe", meinte Shay, packte ihre Sachen zusammen und verließ das Schiff. Daraussen im Hangar wartete sie auf Ireihvae.

Ireihvae verglich die Werte der Bauteile, die in Krems Shuttle gefunden worden waren, mit den Spezifikationen der Bomben. Sie fand keine Ähnlichkeit. Es sah so aus, als ob beides nichts miteinander zu tun hatte. 'Es sieht so aus!' dachte sie: 'Vielleicht soll es so aussehen. Das sagt noch gar nichts!' Sie vertiefte ihre Untersuchung. Doch viel mehr hatte sie sich für das Gespräch zwischen Krem und Suvan interessiert. Suvan versuchte Materialien von einem Ferengie zu bekommen anstatt von der Sternenflotte? Materialien, die teilweise ganz einfach zu bekommen waren? Es wirkte wie eine Bestellung, wie eine Anforderung, aber nicht wie der Versuch um eine nette Kleinigkeit zu handeln. Sehr seltsam! Es war vor allem der Ton sowohl von Suvan als auch von Krem, der sie irritierte. Hier war etwas faul. Und dann benutzte Suvan sogar das Wort "Auftrag".

Ireihvaes geschärfte Sinne registrierten den Vorgang sorgfältig, während sie abgelenkt und vertieft in ihr PADD tat. So beschäftigt, als hätte sie kein Wort gehört.

Sie reagierte erst auf Krems Verabschiedung und lächelte ihn an: "Ich werde nach Feierabend wieder kommen", sagte sie schlicht. Es war nicht die Zeit für zu viele Worte. Sie folgte Shay in den Hangar.

"Lassen Sie uns in Ihr Labor gehen. Vielleicht finden wir dort mehr über diese Geräte heraus", meinte Shay und sah Ireihvae fragend an.

"Einverstanden." Ireihvae nickte. Sie ging neben Shay und schlug dabei den vertrauten Weg zu ihrem Labor ein. "Hier geht etwas vor. Wir müssen wachsam bleiben", sagte sie.

"Ja, ganz normal und astrein ist es bei weitem nicht", stimmte Shay der Romulanerin zu. "Warten wir erst einmal ab und beobachten aufmerksam das Treiben um uns herum. Angefangen bei diesem Ferengi. Krum oder wie der Kerl hieß", sagte sie.

Ireihvae lächelte unwillkürlich: "Krem ist gar nicht so übel. Er ist ein Ferengie. Man muss ihn schon als solchen zu nehmen wissen. Denn als Ferengie ist er wahrscheinlich in Ordnung. Sonderlich viel Erfahrung hat er nicht als Händler und sonderlich geschickt ist er auch nicht. Aber ich halte ihn für weitgehend harmlos und eigentlich ganz nett."


--- 09:55 Uhr, Minory-System, Minorytanische Aufklärer-Staffel

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Zodiac an Staffel. Die fremden Jäger haben ihre Schilde aktiviert",
> sagte Kirah. "Schilde aktivieren", kam dann ihr Befehl. Kirah hob die
> Brauen angesichts dieser Begrüßung und antwortete: "Hier sprich Lt.
> Colonel Vaughn von der Raumstation Mamori. Verzeihen Sie, wenn wir
> Sie erschreckt haben, doch wir wollten uns lediglich die umliegenden
> Systeme der Station näher ansehen."

"Welcher Station?" fragte Oberprimat Ketara ehrlich überrascht nach, was auf dem Monitor auch deutlich zu erkennen war. Langsam dämmerte ihm, was der Kanzler ihm hatte erklären wollen. 'Vielleicht sind es die angemeldeten Fremden von der Vereinten Föderation', hatte er gesagt, 'sie lassen sich hier nieder.' "Mamori? Wo ist die?"

Er begann hektisch in seiner Datenbank zu suchen. Warum, bei Calderus, war er nicht vollständig informiert?? "Sie brauchen jedenfalls unsere Genehmigung, um in unserem System herumzufliegen, Colonel. Melden Sie Ihren Flug das nächste Mal vorher an", murmelte er währenddessen unwirsch.

"Die Station Mamori befindet sich nur wenige Lichtjahre von unserer Position entfernt", erklärte Kirah bemüht freundlich. "Ja, das werde ich machen. Mir war nicht bewußt, dass dieser Flug einer Anmeldung bedurfte", meinte sie.

Ketara versetzte seiner Konsole einen unwilligen Faustschlag, als er keinerlei passenden Datenbankeintrag finden konnte. "Aber Sie wissen schon, wo Sie sich befinden, oder? Dies ist das Minory-System, und es ist bewohnt. Niemand fliegt hier durch ohne unsere Genehmigung. Wie sind die Koordinaten der Station? Zeigen Sie sie mir", befahl er knurrend.

Wenn er hier schon ohne jegliche Hintergrundinformation in den ersten Kontakt mit einer fremden Spezies geschickt wurde, wollte er wenigstens etwas davon haben und der erste sein, der diese Station zu Gesicht bekam. "Ich weiß sehr wohl, wo ich mich befinde. Ich bin keineswegs ein grüner Flugschüler mehr", erklärte Kirah mißmutig. "Ich sende Ihnen die Koordinaten der Station. Sie können gerne mit uns zurückfliegen", meinte Kirah zu Ketara. "Zodiac an Staffel. Wir fliegen heim und zeigen denen mal unser Zuhause", sagte sie und drehte die Zodiac in Richtung Mamori.

Verblüfft starrte Ketara die Koordinaten an. Die Station war sozusagen ganz in der Nähe von Stroia! "Ketara an Blau 2 und 3: Wir folgen denen und sehen uns ihre Raumstation mal an", befahl er grimmig, und dann öffnete er einen Kanal zum Oberkommando. Da waren ganz sicher ein paar Erklärungen fällig...

"In Ordnung. Folgen Sie uns", erklärte Kirah. Die Peregrines beschleunigten auf Warp und steuerten Mamori an. In wenigen Minuten würden sie dort sein.

Die drei minorytanischen Aufklärer legten eine elegante Wende hin und folgten den fremden Schiffen.


--- 10:00 Uhr, Mamori Hangar, Ferengi-Shuttle

Kaum waren Ireihvae Thlhom und Shay Jahari aus dem Shuttle, da wurde auch schon das Schott geschlossen.

Oggie, der raus wollte, wurde von seinem Chef gestoppt: "Du kannst Pause machen, Oggie."

Er dachte, dass er nicht richtig hörte. Sein Chef sagte zu ihm, er solle Pause machen? Irritiert sagte Oggie: "Pau - se?" Oggie konnte nicht glauben, was er gehört hatte, und fragte nach: "Was muss ich tun?"

"Nichts... setz dich", antwortete Krem, der sich auf eine Kiste gesetzt hatte. Mit einen Handzeichen bedeutete er, dass Oggie neben ihm Platz nehmen sollte.

Oggie setzte sich neben seinen Chef und sah ihn fragend von der Seite an. Krem sah nach vorne. Sein Gesicht sah aus, als hätte er schlechte Nachrichten bekommen, als wäre auf Ferenginar eine weibliche Nagus geworden.

"Hier, lies", sagte Krem und gab ihm das PADD, das er von Talvert bekommen hatte.

Oggie war nicht annähernd helle im Kopf wie Ulk. "Mh? Soll ich das besorgen?" fragte Oggie vorsichtig.

Krem drehte langsam sein Kopf zu Oggie. "Wenn du den Rest deines Lebens in Sternenflotten-Arrest verbringen willst, kannst du es gerne machen."

Blitzschnell sah Oggie auf das PADD und suchte nach etwas, was er übersehen hatte.

Krem schüttelte seinen Kopf. Er erlöste ihn von der Suche und sagte ihm die Lösung: "Du brauchst nicht suchen. Das alles ergibt eine Bombe."

"Bombe?!" sah Oggie Krem geschockt an.

"Ich würde es noch lauter verkünden", sagte Krem ruhig und hielt sich sein rechtes Ohr. Da die Tür verschlossen war, konnte niemand Oggie hören. "Ja, eine Bombe. - Ich habe vom Ersten Offizier der Mamori den Auftrag erhalten herauszufinden, wer diese Komponenten verkauft."

"Na und? Da ist doch nichts schlimmes bei", sprach Oggie naiv.

Krem rollte die Augen, weil Oggie so was von kurzsichtig im Kopf war. "Oggie. Die Sachen da auf der Liste... Jeder Sternenflotten-Kadett kann herausfinden, wo man diese Sachen besorgen kann. Jetzt frage ich dich, warum er ausgerechnet einem Ferengi diesen Auftrag gibt?"

Oggie zuckte die Schultern.

"Hätte ich mal nicht gefragt", stöhnte Krem und versuchte zu erklären. "Entweder will er uns testen, wie weit unsere Verbindungen reichen, oder der Kerl will eine Bombe bauen. Da er vor seinen Untergebenen so heimlich tat, schätze ich, dass er eine Bombe bauen möchte."

Oggie schluckte. Jetzt wurde ihm bewusst, dass sie in der Klemme saßen. "Das bedeutet..."

"Ja, das bedeutet es. Helfen wir ihn, fliegt uns alles um die Ohren... Apropos fliegen. - Warum hattest du auf die Bauteile gestarrt? Die am Boden lagen. Die Bauteile, die vom Antrieb ausgebaut wurden."

Oggie sah Krem nervös und panisch zu gleich an. "Ja, ja, ich gebe es zu... ich war das... ich hatte die Bauteile am Antrieb eingebaut... aber ich wusste es nicht... ich schwöre!"

"WAS?!" sprang Krem wütend auf. "Du warst das? Du Idiot! Du hättest uns beinahe alle umgebracht! Wie bist du nur auf diese bekloppte Idee gekommen, das da einzubauen?"

"BRACTOR!!!!" jammerte Oggie. "Er sagte, wir wären damit schneller..."

"JA! Schneller in der Heiligen Schatzkammer!" brüllte Krem und haute Oggie mit der flachen Hand auf dessen Glatze.

Krem ging nach vorne, stellte sich zwischen den beiden Pilotensitze und stützte sich mit einer Hand an der Rückenlehne ab. Minutenlang sah er geistesabwesend nach draußen und flüsterte leise immer wieder den gleichen Namen: "Bractor."

Bractor war der Grund, warum Krem sehr schnell die letzte Raumstation verlassen hatte. Unabsichtlich hatte Krem damals ein lukratives Schmuggelgeschäft von Bractor vereitelt. Es ging um einen Gewinn von 10.000 Barren goldgepresstem Latinum. 10.000 Barren. Krem war schuld, dass Bractor 10.000 Barren nicht bekam.

"Es ist schon mal gut, dass die Bauteile kein Erkennungszeichen einer Kultur tragen", sagte Krem, während er weiter überlegte.

Oggie schlich reumütig neben Krem und sagte verlegen: "Er sagte, dass die Bauteile von den Breen, Klingonen und von den Romulanern stammen."

"Während unsere leblosen Körper steifgefroren herumliegen, hätte er nur noch meine Koffer, meine Antikwaren und mein Shuttle an sich zu nehmen brauchen", sagte Krem und überlegte weiter. "Raffiniert. Er hätte sich gerächt, und gleichzeitig wäre ein Teil seines Verlustes gedeckt gewesen. Unterschätze nie einen raffinierten Ferengi. - Wie kann ich es ihm heimzahlen?"

Krem sah auf die Navigationsanzeigen. Zwei planetare Systeme waren zu sehen. "Ich bin schlauer als Bractor. Meine Rache ist Latinum. Viel Latinum, Oggie. Ich werde Bractor seinen Verlust zehnfach ersetzten... nein hundertfach ersetzen. Der Große Nagus wird mir die Füße küssen, und Bractor wird sich hüten mich zu töten."

Wie immer, wenn Oggie was nicht verstand, sah er irritiert aus. Diesmal stand zudem noch ein sehr großes Fragezeichen auf seiner Stirn.

"Du wirst wie immer die Klappe halten Oggie", sagte Krem zum immer mehr verwirrten Oggie.

"Klar", bestätigte Oggie. "Ich werde wie immer nichts sagen und viel hören. Auch wenn ich nicht weiß, was ich nicht sagen soll und was ich hören soll."

"Perfekt!" Krem schnippte die Finger und lächelte. "An die Arbeit, Oggie. Heute werden wir reich." - 'oder sterben.'

"Echt?" strahlte Oggie über beide Backen. Auch weil Krem nicht mehr auf ihn böse war.

Krem legte sein Arm um Oggies Schulter und ging mit ihm zur Mitte des Shuttles. "Du kannst nichts dafür, dass du blöd bist. Bractor ist halt schlauer als du. Wärst du schlauer als Bractor, hättest du mein Shuttle nicht betreten, gewartet bis ich tot bin und dann meinen Frisör-Salon geerbt."


--- 10:00 Uhr, Minory Prime, Sportplatz

Wie jeden Morgen wurden die Punchball-Profis der 'Minory SuperStars' vom Coach auf das Sportfeld vor dem Superdome-Station getrieben. Die körperliche Ertüchtigung gehörte nun mal zu jeder Profi-Sportart. Das Motto von Coach Labbek lautete: Ohne Schweiß, kein Sieg.

"Na macht schon, ihr lahmen Tanten", trieb der Coach seine Spieler an, die auf einer 50x50 Meter Wiese im Kreis liefen. "Wir müssen heute unbedingt gegen 'Manty RedGlove' gewinnen, um noch eine Chance auf die Finaleteilnahme zubekommen. Gewinnen wir nicht, dann wars das für diese Saison. Dann könnt ihr Mämmen nach Hause zu Mamma und Pappa fahren und euch ausheulen. Na los, laufen sagte ich und nicht den Rasen streicheln. UND DA WO KEIN SCHNEE LIEGT, DA KANN MAN SCHNELLER LAUFEN!" Zufrieden mit der Laufleistung seiner Jungs, steckte der Coach sich eine fette Zigarre an.


--- 10:00 Uhr, Mamori OPS

Einen Moment starrte Max sprachlos auf seinen Monitor, dann öffnete er einen Kommkanal zum Captain: "Riese an Fischer, Ma'am, die Peregrin-Jäger kehren zurück - in Begleitung von 3 unbekannten Schiffen."

"Verbinden Sie mich mit der Staffelführung", entschied Berenike. Sie war nicht so ruhig, wie sie klang. Etwas war schief gegangen mit der Staffel, und sie musste sehr schnell erfahren, was es war und wer die fremden Schiffe flog, und... mit welcher Absicht!


--- 10:00 Uhr, Mamori, Büro des Counselors

"Zusammenfassend können Sie also eigentlich nur sagen, dass das Bedürfnis, Ensign Kadahn zu küssen, keinen erklärbaren oder offensichtlichen Grund hatte. Sie schließen latente sexuelle Spannung aus und auch den Alkohol, den sie an dem Abend tranken, sind scheinbar zufrieden mit dem Privatleben, das Sie führen und ich nehme auch an, dass keinerlei weitere Drogen im Spiel waren, wenn Sie durch einen Arzt untersucht worden sind. Fest steht lediglich, dass Sie in diesem einen Moment die Kontrolle über Ihr Verhalten verloren haben." Erneut wechselte Kimon seine Sitzposition und ließ sich in die Lehne sinken. Die Hände verschränkte er ineinander, um sie davon abzuhalten, sich mit etwas Nebensächlichem zu beschäftigen. "Ich fürchte, dass es wenig hilfreich ist, weiterhin darüber zu philosophieren, warum es zu was kam. Ich würde daher zunächst gern die Gelegenheit haben, mit Ensign Kadahn selbst über diesen Zwischenfall zu sprechen. Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn ich eventuell Teile des Inhaltes unseres Gespräches Ensign Kadahn gegenüber sinngemäß wiedergebe?"

"Natürlich nicht. Ich glaube kaum, dass für sie etwas Neues dabei ist", erwiderte Wrad großzügig mit einer lässigen Handbewegung. Er lehnte sich etwas vor: "Aber ich muss noch etwas richtig stellen. Es war keine latente sexuelle Spannung, es war extrem hochgradige völlig offensichtliche sexuelle Spannung meinerseits. Insofern ist das Bedürfnis sie zu küssen durchaus erklärbar. Und diese Lust wurde nicht durch Enthaltsamkeit, Alkohol oder Drogen hervorgerufen, sondern durch Miss Kadahn. Wohlgemerkt, ohne ihr Zutun, sie hat nicht mal mit mir geflirtet oder so etwas. Trotzdem hat sie diese Wirkung leider immer auf mich", machte er noch mal deutlich.

Der Andorianer lehnte sich wieder zurück und trank noch etwas von seinem Mokka. "Aber Sie haben natürlich völlig Recht damit, dass es sinnlos ist, über die Ursache zu philosophieren. Ich bin Wissenschaftler, Counselor. Ich suche nach der Ursache. Bisher habe ich sie noch nicht gefunden, aber ich werde weitersuchen."

Entschlossen stellte er die Tasse wieder auf die Untertasse und fixierte Kimons Gesicht. "Wissen Sie, ich werde nicht gern gegen meinen Willen durch Lust um den Verstand gebracht, während ich gerade KEINEN Sex habe."

"Wenn Sie mich fragen, kann das durchaus eine sehr faszinierende Erfahrung sein", erwiderte Kimon und grinste. Kurz zögerte er, als er überlegte, ob er Wrad in seiner Verwechslung korrigieren sollte, dass Kimon mit 'latenter sexueller Spannung' etwas völlig anderes gemeint hatte, aber dann ließ er es doch sein. Es war nicht wichtig. "Aber ich nehme an, innerhalb der offiziellen Dienstzeit ist ein... eine solche Ablenkung weder erwünscht noch angebracht", fuhr er stattdessen wieder ernst geworden fort, "Deshalb schlage ich vor, wir begeben uns beide an die Arbeit. Sie auf Ihrem Posten, und ich werde versuchen, noch heute mit Ensign Kadahn zu sprechen. Sollte ich in der Hinsicht Erfolg haben, sehen wir uns morgen wieder - oder eher, wenn es etwas Dringendes geben sollte." Kimon erhob sich.

Über Wrads Gesicht huschte kurz ein irritiertes Grinsen, als Kimon so cool auf seine Beschreibung konterte. Der Mann machte ihm Spass! Konnte es sein, dass der Counselor die ganze Angelegenheit nicht sonderlich ernst nahm? Unerwartet sympathisch! Der Andorianer begann, Kimon mit ganz neuen Augen zu betrachten. Es würde offenbar interessant werden, ihn näher kennenzulernen. "Klingt gut", nickte er schließlich und erhob sich. Seine ganze Aufregung von vorhin war verflogen und wurde von überraschend guter Stimmung abgelöst. "Danke, Counselor. Morgen um wieviel Uhr? Sofern es nichts Dringenderes geben sollte?"

"Das kann ich noch nicht sagen. Ich werde versuchen, Ensign Kadahn so bald wie möglich zu erreichen, doch ich kann nicht sagen, wann das sein wird. Deshalb werde ich mich morgen bei Ihnen melden."

Kimon hoffte eigentlich, dass Marra'scha nicht sofort Zeit für ihn erübrigen konnte. Nach der ganzen Unterhaltung über Lust und sexuelle Spannung war in ihm der Wunsch gekeimt, kurz in seinem Quartier vorbeisehen zu können. Andschanas zauberhafte Hände würden nicht lange brauchen, um die Auffruhr in ihm zu beruhigen... Er streckte Wrad in einer menschlichen Geste die Hand hin. Wenn dies auch nicht auf Ta'Una so Brauch war, so hatte er es sich während seiner Zeit auf der Erde angewöhnt, und mittlerweile empfand er es nicht mal mehr als seltsam.

"Gut, dann bis morgen", lächelte Wrad und schüttelte Kimons Hand. Er sah ihm in die Augen und fragte sich, wie es Kimon wohl mit Marra'scha ergehen würde. Womöglich reagierte er ebenso auf sie wie Wrad selbst? Hoffentlich würde er es erfahren.

Gut gelaunt verließ er das Büro des Counsellors und kehrte zur OPS zurück.


--- 10.05 Uhr, Mamori Promenadendeck

Im Sicherheitsbüro auf der Promenade stellte Talvert eine Verbindung zum Sektorenkommando her. Man war weit draußen, also war das der Commander des nächsten Raumdocks. Suvan kontaktierte nun nicht direkt den Commander, sondern den OPS der Station schriftlich, und verlangte nach allen Quellen für die Bombenmaterialien. Jetzt, so hoffte der Halbvulkanier, hatte er die meisten Materialquellen abgedeckt.


--- 10:05 Uhr, Mamori Wissenschaftslabor

"Ich kann mit Ferengie nichts anfangen. Sie nerven mich viel eher. Einer der Gründe, warum ich Ingenieur geworden bin. Ein Außerirdischer verirrt sich selten in den Maschinenraum", erklärte Shay und betrat nach Ireihvae deren Labor.

Ireihvae zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Sie sind doch selbst eine Außerirdische, eine Nicht-Terranerin. Genau wie ich. Und sie mögen keine Nicht-Terraner?"

Als Romulanerin hatte sie Verständnis für xenophobisches Verhalten. Was sie jedoch nicht verstand war, warum die Haliianer sich im Maschinenraum verbarg vor Wesen, die nicht vom Planeten Erde stammten. Um so neugieriger war sie auf die Antwort. Gab es einen Aspekt in der menschlichen Natur, den Ireihvae übersehen hatte?

"Ich mag vieles und viele nicht", antwortete Shay. "Mit Menschen komme ich im allgemeinen gut klar, bis sie erfahren wo ich herkomme und dass ich telepathisch veranlagt bin. Aber mit einigen anderen Rassen, darunter Ferengie und Klingonen habe ich so meine Probleme. Aber sagen Sie das bitte nicht dieser Fischer", bat Shay Ireihvae.


--- 10:05 Uhr, vor Starbase Mamori, Minorytanischer Aufklärer

"Na gut, Erlaubnis gewährt", knirschte der Sturmator durch die Kommverbindung. Die Aufklärerstaffel bestand hartnäckig darauf, die Raumstation in Augenschein zu nehmen. "Nähern Sie sich langsam, lassen Sie die Waffen deaktiviert, und verhalten Sie sich friedlich. Wir wollen keinen Konflikt provozieren", befahl er. "Ja, Herr", bestätigte Ketara. "Und kehren Sie schnellstmöglich zurück. Kein Andocken, keine Besichtigungstour. Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass nicht Sie für den ersten Kontakt zuständig sind. Gucken und zurückkehren. Verstanden?" "Bestätigt." "Bringen Sie ein paar aufschlussreiche Bildchen mit", grinste Leondos Klasikjos.

Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen in der Leitung, als Ketara die Raumstation zum ersten Mal vor sich sah.

"Oberprimat, sind Sie noch da?" erkundigte sich Leondros besorgt. "Ja, Herr", antwortete Ketara schließlich überwältigt, "Sie sieht sehr beeindruckend aus. Ja, ich bringe Material mit. Ketara Ende."

"Das ist Mamori", meinte Kirah nicht ohne einen Hauch von Stolz in der Stimme. "Wollen Sie sich die Station einmal genauer ansehen? Ich denke, ein Rundgang wäre sehr interessant für Sie", bot sie Ketara an.

"Sonnenklar wäre das interessant", erwiderte der Minorytaner verblüfft, "Leider habe ich Befehl zurückzukehren. Wir müssen das auf ein anderes Mal verschieben." Er befahl seinen Staffelmitgliedern, die Station einmal zu umrunden und zu scannen, und sie legten sofort damit los.

"Das ist schade. Vielleicht ein andermal", meinte Kirah und behielt mit ihrer Staffel die minorytanischen Jäger im Auge.

   -- Peregrin-Jäger "Sompec"

Kerrig Saghi flankierte die Minorytaner zusammen mit Alidar Viqi, während Colonel Vaughn voraus flog. Die Klingobajoranerin hatte gemischte Gefühle über den Ausgang des Treffens mit den Minorytanern. Als klingonische Kriegerin hätte sie sehr gerne gegen die minorytanischen Piloten gekämpft und ihnen gezeigt, was es bedeutete eine Gegnerin wie sie herauszufordern. Andererseits war sie froh, dass es offenbar nicht in der Vorsehung der Propheten lag, einen Konflikt zwischen Mamori und den Minorytanern heraufzubeschwören, wo gerade die ersten Kontakte geknüpft worden waren. Da die Propheten über Saghis Reise auf dem Fluss des Blutes wachten, war sie zuversichtlich sich bei anderer Gelegenheit beweisen zu können. Vielleicht sogar schon eher als ihr lieb war, wenn man den Kreuzer der Sarkassianer im Hinterkopf behielt, der das System angeflogen hatte. Sie behielt das sarkassianische Schiff in der Erfassung der Langstrecken- Scanner.

   -- Mamori OPS

"Aye, Ma'am", bestätigte Max und betätigte eilig die entsprechenden Tasten. "Verbindung zu Colonel Vaughn steht, Captain."

"Captain Fischer an Colonel Vaughn. Erstatten Sie Bericht über die Schiffe in der Begeleitung der Peregrin-Staffel", sagte Berenike knapp. Es mochte nicht die richtige Gelegenheit sein für überflüssige Worte.

   -- Peregrin-Jäger "Zodiac"

Kirah seuftze. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Fischer sich gemeldet hätte. Doch Kirha hätte gerne noch drauf verzichtet. "Hier Vaughn. Wir haben ein nahes System zum Ziel gehabt und vergessen anzuklopfen. Die drei Jäger stammen von den Minorytanern und wollen sich davon übezeugen, dass es Mamori wirklich gibt, und sich die Station von außen ansehen", erklärte Kirah und bereitete sich auf das Donnerwetter von Fischer vor.


--- 10:05 Uhr, Minory Prime, Sportplatz

Drei Personen in feinster Kleidung näherten sich Coach Labbek. Sie waren eleganter gekleidet als der Coach. Sein Trainingsanzug war viel zu klein für seinen dicken Bauch und auf der Jacke sah man Bierflecke.

"Morgen Coach", grüßte der 'Minory SuperStars'-Clubbesitzer. Neben ihn stellten sich der Team-Manager, derjenige der für die Taktik im Spiel verantwortlich war, und der Geschäftsführer des Stadions.

"Morgen", brummte der Coach, so nach dem Motto: Was willst Du denn hier?

Der Clubbesitzer verfolgte eine Minute lang schweigend das Training der Spieler und fragte dann den Coach: "Müssen die Spieler so viel laufen? In zwei Stunden haben wir ein Spiel zu bestreiten."

'WIR?' dachte Coach Labbek. Wie er das Wort hasste, wenn es eine Person sagte, die gar nicht auf dem Feld mitspielte. 'Wir? Du bestimmt nicht. Du wirst wie immer auf der Tribüne sitzen und kostbare Speisen essen.' "Wer ist hier der Coach?!" fuhr der Coach den Clubbesitzer an. Er begriff schnell, dass er eine Spur zu weit gegangen war und antwortete mit rauher und kräftiger Stimme: "Die Jungs werden fit sein." Er winkte zum Co-Trainer und rief zu ihm: "Genug. Bring sie auf das Spielfeld ins Station. Sie sollen da weiter trainieren."

Der Co-Trainer nickte und lief mit den Spielern zum Stadioneingang. Der Clubbesitzer beobachte kurz wieder die Spieler und sagte dann zum Coach: "Wir dürfen heute nicht verlieren..."

"Ich weiß", brummte der Coach und ging seinen Spieler hinterher. Er ließ die drei ohne ein weitere Wort zu verschwenden links liegen.

Der Clubbesitzer wartete bis der Coach außer Reichweite war und schimpfte leise: "Am liebsten würde ich ihn feuern!"

Der Team-Manager besänftigte den Clubbesitzer: "Wir können ihn nicht feuern. Die Fans würden uns das übelnehmen. Und denken Sie an die Sport-Presse. Wollen Sie, dass sie schreiben: 'Minory SuperStars'- Clubbesitzer feuert Lebende Legende Labbek!"

"Schöne lebende Legende," sagte der Clubbesitzer sarkastisch. "Eine Legende, die säuft und stinkt wie ein Schnapsladen." Der Team-Manager hatte recht. Sie mussten ihn aus politischen Gründen noch bis zum Ende der Saison ertragen. "Ich will in zwei Monaten in den Senat gewählt werden. Das funktioniert nur, wenn die Hauptstadt Minory Primes dieses Jahr Meister wird. Noch ein Desaster wie im letzten Jahr, wo eine Kleinstadt die Meisterschaft gewann, können wir uns nicht noch mal leisten. Stellen Sie heute mittag das Team taktisch gut auf. Auch Ihre Karriere in der Politik ist bei einer Niederlage gefährdet. Das Volk wählt nur Gewinner."


--- 10:10 Uhr, Mamori Hangar, Ferengi-Shuttle

Während Krem eine Nachricht an den derzeitigen Großen Nagus auf Ferenginar schrieb und Oggie das tat, was er in der letzten Stunde auch getan hatte, wurde es Zeit zu erklären, wer Bractor überhaupt war: Bractor gehörte zu der kleinen Gruppe von Ferengis, die auch über Leichen Profit machen. Bractor war Schmuggler, Söldner und die Rechte Hand, und Vetter, vom mächtigen Ferengi Ulis, der ein Geschäftsimperium auf einer megariesigen interkulturellen Raumstation aufgebaut hatte.

Krem war im Vergleich zu Ulis und Bractor nur ein kleiner Fisch im Ferengi-Teich. Er brauchte noch große Fürsprecher, um die ganz großen Profite zu machen. Profite, die weit über 100.000 Barren gingen.

Die verschlüsselte und auf ferengischer Geschäftsgeheimsprache verfasste Nachricht war von Krems Transportshuttle abgesandt. Nun wartete Krem auf die Antwort vom Großen Nagus. Wegen der großen Reichweite konnte das ein paar Stunden dauern. Voller Vorfreude rieb er sich die Hände und zählte das viele Latinum, was er bald in den Händen hielte. 'Nun kommt der Erste Offizier dran', dachte Krem und schmiedete einen Plan.


--- 10:10 Uhr, Minory Prime, Superdome-Stadion

*Zisch* Coach Labbek öffnete eine 0,5 Liter Bierdose, führte sie zum Mund und trank sie in einem Zug aus. "Röps", schallte es durch die noch leere 100.000 Besucher fassende Superdome-Arena. Der Coach zerdrückte die Bierdose mit einer Hand und warf sie über seine Schulter. Hinter ihm ging ein Spieler vorbei und bekam die Büchse am Kopf geknallt. *Plöck* Der Spieler verdrehte seine Augen und fiel senkrecht zu Boden. Labbek sah sich um und knurrte den Spieler an: "Aufstehen, du faule Ratte. Geschlafen wird jetzt nicht. Jetzt wird trainiert. Auf's Spielfeld mit dir. *Röps* Schönes Wetter heute." Er sah hoch zu der geschlossenen weißen Stadion-Decke. "Die Sonne scheint." Was er sah, war ein Deckenscheinwerfer. "Und die Vögel zwitschern." Das war der Widerhall seines Röpsers.

Das war Coach Labbek. Man sollte nicht glauben, dass alle Coachs so waren wie er. Nein, nein. Coach Labbek war schließlich eine lebende Punchball-Legende. Kein anderer Spieler hatte so viele Meistertitel gewonnen wie er. Als Spieler gewann er 14 mal die Punchball- Meisterschaft und als Trainer 6 mal, wurde 9 mal hintereinander zum Spieler des Jahres gewählt. Eine Bronze-Statue von ihm stand in der Hall-of-Fame. Coach Labbek hasste es, von Politiker und Würdenträger herumgereicht zu werden, wieder Händeschütteln und Autogramme geben zu müssen. Deswegen betrank er sich lieber, denn dann wurde er wenigstens in Ruhe gelassen.

Als der Werfer einen laschen Wurf machte, torkelte Labbek knurrend zum Wurfhügel, nahm dem Werfer den Ball aus der Hand und brummte: "Jetzt zeige ich dir mal, wie man richtig wirft." Mit voller Wucht warf der Coach präzise in den Fanghandschuh des 20 Meter entfernten Fängers. Der Wurf von Labbek war so stark, dass es den Fänger rückwärts umhaute. "Schwächling", schnaufte Labbek und torkelte zurück.

An Coach Labbek liefen zwei Sanitäter vorbei. Sie rannten zum Werfer, den der Coach mit seinen Wurf aus den Schuhen geworfen hatte.

Labbek sah hinunter zur Auswechselbank und sah, wie wiederum zwei Sanitäter sich um den bewusstlosen Spieler, der die Bierdose vom Coach abbekommen hatte, kümmerten.

Das Spiel hatte noch nicht mal angefangen, und es waren jetzt schon zwei verletzte Spieler zu beklagen.

"Weichlinge", brummte der Coach und drehte den Sanis den Rücken zu. Er öffnete eine weitere Bierdose. *Zisch* Wieder leerte er die Dose in einem Zug und warf sie anschließend über seine Schulter. Der Sanitäter sah rechtzeitig die Bierdose und duckte sich.

Der Team-Manager kam aus der Umkleidekabine. Er sah, wie sich der Sanitäter bückte und dann, wie eine leere Bierbüchse auf ihm zu kam. Es wurde dunkel um den Team-Manager. Der Sanitäter, der sich gebückt hatte, rief eilig Verstärkung herbei.

Labbek interessierte es absolut nicht, was hinter ihm passierte. Er sah seinen tollen Spielern beim Training zu. Er wünschte sich, er wäre noch jung und hätte noch die Wurfkraft von früher. Heute war er eine Lebende Legende. Das Volk liebte Sieger. Egal was Labbek machte, die Fans verziehen ihm alles. Er war schließlich eine Lebende Legende. Eine Sport-Ikone.


--- 10:10 Uhr, Promenadendeck, Salon Krem

Ulk saß auf eine Kiste und ließ seine Beine baumeln. Er wartete seit einer geraumen Zeit auf Oggie und starb bald vor lauter Langeweile. Wenn er wenigstes etwas verkaufen könnte, dachte Ulk, aber leider kam niemand, und er konnte auch nicht den Laden verlassen. An Krems Koffer sich zu vergreifen hatte er auch die Lust verloren.

"Mann, ist mir langweilig", jammerte der junge Ferengi vor sich hin, und wie ein guter Ferengi dachte er nach, wie er diesen Tag noch zu einem profitablen Tag beenden konnte.

Als ihre Bereitschaft in der Krankenstation zu Ende gegangen war, hatte Davey etwas gegessen und dann das Promenadendeck aufgesucht. Viel war noch nicht los, es gab die Sicherheit mit einem höflichen, aber irgendwie distanzierten - typisch distanzierten - vulkanischen Ersten Offizier darin. Dann war da noch eine Vulkanierin... eine Emotionstherapeutin, wie sie sich selbst nannte, und ein kleiner angemieteter Saal, in dem ein Pastor von der Erde saß, und auch für sich alleine Andachten und Exegesen hielt. Es war ja niemand da, der sich seinen Vortrag hätte anhören können. Nun, die Ärztin hätte es tun können, doch sie wollte sich entspannen, und sich nicht auf transzendente Philosophie konzentrieren müssen.

Schließlich war da noch der Haar- und Kosmetiksalon des Ferengi. Eine interessante Einrichtung, die auch schon einige Angebote ausgestellt hatte. Zwar rechnete sie damit, in irgend einer Form überfallen zu werden, aber Tavington war zu neugierig auf den Salon, und auch auf die Betreiber. Davey trat in das Geschäft ein und musterte neugierig die ausgestellten Kosmetika.

Gerade hatte Ulk noch gedacht, dass Oggie sich endlich mal beeilen sollte, und nun dachte er anders: 'Ich hoffe, der braucht noch eine Weile.' Der kleine Ferengi hüpfte vor Freude die Kiste hinunter und machte vor der Frau einen Diener. "Willkommen in Krem's Salon", begrüßte Ulk höflich Davey Tavington. "Mein Name ist Ulk. Ich entschuldige mich, dass noch nicht alles ausgepackt ist. Mein Kollege bringt noch die Regale und Schränke." 'Hoffe ich,' dachte kurz Ulk und lächelte. Oggie hatte die Kisten in der falsche Reihenfolge gebracht. Nun standen ein paar Parfüm-Fläschchen provisorisch auf den Kisten und ein paar im Schaufenster. "Haben Sie einen besonderen Wunsch, verehrte Dame? Vielleicht Parfüm? Flieder-Duft?"


--- 10:10 Uhr, Minory-Aufklärer Blau 2,

"Wir tun nichts, wir scannen nur", eröffnete Hauptprimat Delona plötzlich die Kommunikation mit dem Peregrin-Jäger dicht hinter ihm. Auf dem Schirm war sein freches Grinsen gut zu erkennen, und er musterte gespannt seinen Gesprächspartner.

   -- Peregrin-Jäger Eryri Gwyn

"Ganz ruhig, Kerrig. Es wäre leichtsinnig von den Minorytanern, etwas anderes zu tun als zu scannen, und unvernünftig von uns ihnen etwas zu unterstellen. Das steht uns nicht zu. Das müssen Colonel Vaughn, Captain Fischer und euer Chef", mischte sich Viqi in das Gespräch ein und blickte auf den Bildschirm, der sowohl Kerrigs als auch Delonas Gesicht zeigte.


--- 10.10 Uhr, Asteroid Stroia

"Sir, die Minorytaner haben die Jäger zu einer Raumstation begleitet, die nahe ihrer Position errichtet wurde", hatte man Garrethrag gemeldet. Nun, dass eine Föderation der Vereinten Planeten eine Station errichtet hatte, war für ihn kein Geheimnis gewesen. Nur dass sie ihren Kontakt zu den Minorytanern intensiviert hatten. Quaipol hatte den Tra- Kommandanten des Kreuzers angewiesen weiter zu beobachten.

Erst wenn die Minorytaner an Bord der Station gehen sollten, sollte der Kommandant sich vom Stations-Commander erklären lassen, was der innige Kontakt mit Gegnern der Sarkassianer sollte. Bis jetzt war das nicht geschehen... - also beobachteten die Tra weiter.


--- 10:10 Uhr, Minory Prime, Yokoy-Arena

Auf einem anderen Kontinent Minory Primes ging langsam die Sonne unter. In einer Stadt fand ein Punchball-Spiel statt, und ein Radio-Reporter meldete sich 'Live' aus der Arena: "Einen guten Abend, meine Zuhörer und Zuhörerinnen wünscht Ihnen wie immer Nomo Namhin von MPRK-12 Live aus der Yokoy-Arena. Heute abend spielen 'Yokoy WhiteWings' gegen 'Klodik Nugats'. Anders als bei der 'Nord-Liga/West-Division', wo die 'Minory SuperStars' im heutigen Mittagsspiel noch Chancen haben, in das Finale der 'Nord-Liga-Meisterschaft' zu gelangen, geht es hier heute abend im Abendspiel in der 'Nord-Liga/Ost-Division' um nichts mehr. Die 'Yokoy WhiteWings' stehen seit langen als Finalist fest, und die 'Klodik Nugats' sind, wie vor der Saison nicht anders erwartet, Letzter der 'Nord-Liga/Ost-Division'-Tabelle..."


--- 10:15 Uhr, Minory Prime, Oscheewas Zimmer

In einem Zug leerte Doran seinen dunklen Würztee und starrte auf den Monitor mit den Ergebnissen seiner Recherche. Die Botschaft war wohl am ehesten die Kontaktadresse, wenn man auswandern wollte. Eine andere Behörde konnte er beim besten Willen nicht finden. Minorytaner wanderten eben nicht aus. Zumindest keine, von denen er jemals gehört hatte. Und schon gar nicht dorthin, wo er vorhatte hinzuziehen. Die Botschaft war die Basis für die ganzen Diplomaten, die zuständig waren für den Kontakt mit anderen Sektoren. Mit Sarkass. Und zukünftig doch sicher auch für den Kontakt mit der Föderation.

Unsicher machte er sich daran, eine Nachricht zu verfassen. Schon allein der Titel war eine Herausforderung. Wie nannte man das, war er vorhatte? "Auswanderungsantrag", schrieb er schließlich zögernd. Er bezog sich auf die wenigen Informationen, die er den Artikeln entnommen hatte, und bat um die Genehmigung zur Übersiedlung auf die zukünftige Raumstation der Föderation, sobald die bewohnbar war.

Mit klopfendem Herzen und einem entschlossenen Tastendruck schickte er die Nachricht ab.


--- 10:15 Uhr, Minory Prime, Superdome-Stadion, Umkleidekabine

Die Sanitäter hatten den Team-Manager zurück in die Umkleidekabine getragen und ihn auf einen Stuhl gesetzt, weil er doch noch aktive verbale Lebenszeichen von sich gab.

Als der 'Minory SuperStars'-Clubbesitzer über den Zwischenfall informiert wurde, kam dieser eilig herbeigelaufen. Nichts war schlimmer, als beim Spiel kein Team-Manager zu haben. "Was ist mit ihm?" fragte der Clubbesitzer aufgebracht.

Die Sanitäter traten beiseite und einer antwortete: "Sehen Sie selbst."

Auf der Stirn des Team-Managers war ein roter Dosenabdruck zu sehen, und er lächelte schräg. Sein derzeitiger Wortschatz bestand aus: "Dingdong dongding."

"Ich bring' ihn um", sagte der Clubbesitzer. "Es ist mir egal, dass er eine Lebende Legende ist."

Der Stadiongeschäftsführer hielt ihn am Arm auf: "Das können Sie nicht tun. Die Leute kommen auch wegen ihm hier her. Seit Labbek hier Coach ist, habe ich jedes Spiel ein ausverkauftes Stadion."

Der Clubbesitzer sah den Geschäftsführer scharf an und sagte: "Und ich hab' bald eine Mannschaft, die im Koma liegt, wenn das so weiter geht."


--- 10:15 Uhr, Minory Prime, Superdome-Stadion

Die ersten Fans trafen im Stadion ein. Zwei Kinder im Alter von 10 Jahren liefen eilig die Ränge herunter. Sie trugen die rote Fankleidung der 'Manty RedGlove'. Auch wenn Labbek zum anderen 'Lager' gehörte, wollten sie unbedingt von der Lebenden Legende, Coach Labbek, ein Autogramm auf ihre Punchbälle haben.

"Coach Labbek", riefen beide Jungen gleichzeitig. "Bitte, ein Autogramm!"

'Kinder', dachte Labbek. Für Kinder tat er alles. Sie waren die Zukunft. Kinder durfte man nicht enttäuschen. Er holte aus der Hosentasche ein Mundspray und tilgte seine Fahne im Mund und sprühte sich links und rechts unter die Achseln ein. Mit roter Erde beseitigte er die Bierflecken auf seinem Trainingsanzug und versuchte, ohne zu torkeln auf die Kinder zuzugehen. "Na Jungs", grüßte er die beiden. "Ihr seid 'Manty RedGlove'-Fans."

"Aber ein noch größerer Fan von ihnen, Coach Labbek," sagte einer der Jungen voller Stolz.

Ohne große Worte zu verlieren, gab Labbek beiden ein Autogramm und ging dann wieder zurück.

Auf halbem Weg zurück auf seinen angestammten Stehplatz drehte sich Labbek zu den Jungs um und stoppte sie: "Moment mal, ihr beiden."

Ein Snack-Verkäufer füllte gerade seinen Bauchladen mit Leckereien auf. Labbek rief zu ihm: "He! Du! Gib den beiden Jungs auf meine Kosten je eine 'Kalte Katze'."

Der Snack-Verkäufer winkte ab und erwiderte ehrfürchtig: "Nein, nein, Coach Labbek. Von Ihnen verlange ich kein Geld." Er nahm aus seinem Bauchladen zwei Päckchen 'Kalte Katze', reichte es den beiden Jungen und verlangte kein Geld von ihnen. "Hier, lasst es euch schmecken."

Die beiden Jungen bedankten sich höflich, besonders bei: "Vielen Dank, Coach Labbek."


--- 10:15 Uhr, Minory Prime, Botschaft, Büro von Shahin

"Miss Shahin. Hier kam gerade eine Nachricht rein. Die sollten Sie sich ansehen", teilte ein aufgeregter Botschaftsangehöriger Ehani Shahin mit. "Schicken Sie es mir hoch", befahl sie und las sich Sekunden später die Botschaft durch.

Ehani beschloss, dies der Senatorin Tanaqua vorzulegen, damit diese über das weitere Vorgehen entscheiden konnte. Ehani druckte die Mitteilung aus und begab sich zum Büro der Senatorin. "Senatorin, darf ich Sie kurz stören? Hier ist etwas, dass Sie sich ansehen sollten", betrat Ehani das Büro.


--- 10:20 Uhr, Minory Prime, Superdome-Stadion

Kaum stand Coach Labbek wieder an seinem Stammplatz, dem Ort wo er immer das Training der Spieler verfolgte, kamen 10 Personen auf ihn zu. Er erkannte an deren Kleidung, dass es sich um die Bürgermeister von Minoras und Manty City und deren Stadträte handelte. Der Coach zog seine Kappe tiefer ins Gesicht und massierte sich die Nase. "Das kann nicht wahr sein", brummte er leise für sich.

Als die Gruppe vor dem Coach stand, grüßte der Bürgermeister von Minoras: "Guten Morgen, Coach Labbek. Darf ich Ihnen den neuen Bürgermeister von Manty City vorstellen."

"Tach", grüßte der Coach schlicht zurück und versuchte sich ein Lächeln abzuringen.

"Ich bin ein großer Bewunderer von Ihnen, Coach Labbek", sagte der Bürgermeister von Manty City voller Ehrerbietung.

Der Coach erwidert nichts darauf. Kurze Stille herrschte, bis der Coach die Stille unterbrach und sagte: "Schönes Wetter heute. Es wird nicht regnen."

Verwirrt sah der Stadtrat nach oben zur geschlossene Hallendecke und stimmte dann dem Coach mit heftigen Kopfnicken zu. "Wir wollen Sie nicht weiter von Ihrer Arbeit abhalten", sagte der Bürgermeister von Minory Prime. Die Gruppe verbeugte sich zum Abschied leicht und wanderte zufrieden, einmal den Coach Labbek von nahem zu Sehen bekommen zu haben, wieder ab.

Der Coach ging zwei Stufen hinunter zur Auswechselbank, öffnete eine Box und nahm eine Bierdose heraus. "Zisch", machte es, und er leerte die Dose wie immer auf die gleiche Art und Weise. Er zerdrückte die Bierdose und warf sie... *ätsch* ...nicht jemanden an den Kopf, sondern in einen Blechmülleimer. Es schepperte so laut, dass sich eine ältere Stadtratsperson dermaßen erschreckte, dass er einen Herzinfarkt bekam. Eilig liefen zwei Sanitäter zu ihm. Sie hatten wahrlich wieder einmal einen anstrengenden Tag vor sich, und das Spiel hatte noch nicht mal angefangen.


--- 10:25 Uhr, Minory Prime, Superdome-Stadion, Umkleidekabine

Der 'Minory SuperStars'-Clubbesitzer hätte fast in die Tischkante gebissen, als man ihm mitgeteilt hatte, dass ein Stadtrat aus Manty City ins Krankenhaus eingeliefert wurde, und wie es dazukam.

   -- Superdome-Stadion

"NEIN, NEIN", brüllte der Coach über das Spielfeld. Er ging zum Schlagmal, wo ein Spieler vergeblich versucht hatte, einen Ball mit seinem Handschuhschläger ins Spielfeld zu schlagen. "Du mußt dich auf den ankommenden Ball konzentrieren. - Gib mir mal deinen Handschuh- schläger her. Ich zeig dir, wie man das macht."

Der Handschuh bestand aus Tierleder. In der Innenfläche des Handschuhs war ein 20 cm langes 5 cm breites und 3 cm dickes Stückholz eingenäht. Labbek streifte sich den Handschuh über seine Finger und stellte sich in Position. "Na los, jetzt wirf mal wie ein richtiger Mann", rief der Coach zum Werfer, den er vorhin gezeigt hatte, was ein 'Schnellerball' ist.

Der Werfer nahm Maß und gab dem Ball so viel Geschwindigkeit auf den Weg zum Schlagmal mit, wie es seine Kraft zuließ.

Hinterm Schlagmal saß mittlerweile ein neuer Fänger in der Hocke und erwartete den ankommenden Ball. Aber Labbek traf den Ball und schickte ihn auf eine weite Reise quer über das Spielfeld und darüber hinaus.

Die 2000 Zuschauer, die schon früher kamen, um das Training der Mannschaft zu verfolgen, raunten, als Labbek den Ball bis zur anderen Seite des Stadions geschlagen hatte, und der Ball ein Loch in einem Werbeplakat hinterlassen hatte. Die nett lächelnde Frau auf dem Plakat hatte jetzt ein Nasenloch mehr.

   -- Superdome-Stadion, Stadion-Restaurant

Im Stadion-Restaurant aßen noch ein paar Leute gemütlich zum Frühstück, bevor sie sich aufmachten das Spiel anzusehen. Die Gäste diskutierten wie immer über Politik und über das bevorstehende Spiel. Zwei Kellner waren mit Tische abräumen beschäftigt, einer wartete bis ein Gast ihn rief, und einer kam gerade mit einem Tablett mit Deckel aus der Küche.

Es ging alles sehr schnell. Plötzlich krachte und schepperte es. Holz zerbrach und bruchsicheres Glas zersplitterte. Der Keller hatte gerade noch ein Tablett auf der Hand gehabt. Jetzt stand er wie angewurzelt da und sein Tablett lag nun drei Meter hinter ihm. Eine Frau, die ein hohe Perücke getragen hatte, saß jetzt skalpiert am Essenstisch und schrie wie eine Furie.

Suppe war nur lecker, wenn sie im Mund verschwand. Die Suppe, die sich gerade noch auf dem Teller befunden hatte, war jetzt im Umkreis von zwei Metern verteilt, und im Teller lag nun ein Punchball mit Haaren.

Der Gast, über und über mit Suppe bekleckert, sah wütend zum Kellner und rief: "Kellner. In meine Suppe sind Haare. Ich will sofort eine neue Suppe." Den Ball putzte er mit einer Serviette sauber und steckte ihn schnell in die Jackentasche. Wann bekam man schon einen Ball von Coach Labbek auf diese Art und Weise geschenkt? Diese Story würde er in Zukunft noch seinen Enkelkindern voller Stolz erzählen.

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