Mission 2: Neubeginn

Starbase Mamori - Die Chronik
August 2005, Teil 2: Gesamtzüge: 68
Spielzeit: 1. Juli 2380, 9:00 - 9:20 Uhr

Kapitel 4: Herausforderungen

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--- 9:00 Uhr, SB Mamori, Quartier des Captains

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
> "Möchten Sie erst hier ausruhen, oder soll ich solange warten, bis
> Sie die Führung fortsetzen möchten?" fragte der OPS- Offizier.

Berenike öffnete ihr Quartier. Sie lächelte leicht.
"Ausruhen brauche ich mich nicht. Ich möchte die Führung gleich fort- setzen", sagte sie. Es ging ihr nur darum, ihr Gepäck abzusetzen und einen ersten Eindruck von dem Quartier zu gewinnen.

"In Ordnung", bestätigte der Andorianer und blieb steif, mit auf dem Rücken zusammengelegten Händen, stehen.

Berenike trat ein. Das 50 qm große Quartier bestand aus einem kleinen Bad, einem Schlafraum und einem Wohn-Arbeitsraum. Großzügige Fenster ließen den Blick auf die Sterne frei. Die Einrichtung wirkte behaglich, ließ aber keine Rückschlüsse auf persönliche Vorlieben eines früheren Bewohners zu. Falls Mamoris erster Captain je hier gewohnt hatte, so waren seine Sachen fortgebracht worden. Berenike war an das Fenster des Wohnraumes getreten. Terra müßte ungefähr in die Richtung liegen, in die sie schaute. Doch Terras Sonne war viel zu weit entfernt. Ihr schwaches Leuchten verlor sich vollständig in Raum und Zeit. Berenike seufzte leise. Sie löste sich vom Fenster und verließ ihr Quartier, um ihren Rundgang fortzusetzen. "Ensign Kaan, wir können gehen", sagte sie knapp.

"Gut. Auf Deck 3 sind nur weitere Quartiere. Wohin möchten Sie als nächstes? Deck 4, Krankenstation?" fragte er nach, während sie zurück zum Turbolift gingen.

Berenike nickte und betrat den Turbolift. "Wie viele Ärzte und Pfleger sind auf der Krankenstation im Dienst?" erkundigte sie sich.

"Krankenstation", befahl Wrad dem Lift. "Im Augenblick dürften es ein Arzt und eine Schwester sein." Schnell erreichten sie die Krankenstation, und der Andorianer ließ der Captain den Vortritt.

"Das ist wenig Personal. Reicht es?" fragte Berenike knapp. Sie wartete nicht ab, sondern betrat zusammen mit Wrad die Kranken- station. Sie sah sich um.

"Nun... zur ruhigen Zeiten mit wenig Personal schon, gerade mal so eben", erwiderte Wrad und blickte sich ebenfalls um. Er war überhaupt noch nie "ernsthaft" hier gewesen.

Berenike nickte nachdenklich. Bald erkannte sie, das Davey Tavington die diensthabende Ärztin sein mußte. "Ich bin Captain Berenike Fischer, ich grüße Sie. Doktor, die Kranken- station sieht zur Zeit ruhig aus. Wie weit sind Sie mit den Eingangs- untersuchungen des Personals. Sind diese Untersuchungen abgeschlossen?" fragte sie.

"Captain, Mister Kaan...", begrüßte Davey die beiden Kommandooffiziere, nachdem sie von ihrem Stuhl aufgestanden war. Etwas enttäuscht war sie schon, dass der Andorianer Fischer offenbar nur rumführte, und sie nichts zu tun hatte. 'Ob diese scheußlichen MHNs auch Langeweile empfinden?' fragte Tavington sich. "Mit Ausnahme der jüngsten Zugänge ist die Crew medizinisch erfasst, Captain", erklärte sie der Terranerin. "Sir, wenn Sie möchten, kann ich gleich eine Akte von Ihnen anlegen", bot Davey Berenike an.

Berenike dachte daran, wie lange eine solche Untersuchung dauern mochte. Nein, sie wollte nicht die erste Stunde an Bord mit persönlichen Angelegenheiten verbringen. Sie wollte ansprechbar und aktiv bleiben.

"Nein, für die Untersuchung ist später noch genug Zeit", antwortete sie. "Gibt es erwähnenswerte Besonderheiten in den medizinischen Akten der Crew?" fragte sie.

"Die gibt es in wenigen Fällen, Captain, ich bin nicht unterrichtet, inwiefern das der medizinischen Schweigepflicht unterliegt. Ich möchte Sie bitten, sich in der Angelegenheit an Doktor Buikater zu wenden", antwortete Davey etwas verlegen. Sie wusste, wie sie selbst auf so eine bürokratische Abfuhr reagieren würde, und dann musste sie so eine auch noch gegenüber dem Captain vorbringen. Zum Glück konnte man bei ihrer Hautfarbe schlecht erkennen, dass sich die Wangen verfärbten.

"Ich bin nicht an medizinischen Indiskretionen interessiert, sondern ausschließlich an Fakten, die für die Leitung der Station relevant sind. Ich werde mit der Chefärztin darüber reden", antwortete Berenike kühl. Sie nickte Davey Tavington zu und wandte sich zum Gehen.

"Wiedersehen, Doktor", verabschiedete sich Wrad von Davey mit einem Nicken und folgte Berenike die Tür hinaus.

"Hier gegenüber ist das Büro unseres neuen Counselors", erläuterte er kurz, "möchten Sie unsere Rettungskapseln besichtigen? Oder die Wissenschaft?"

Davey Tavington war der kühle Ton Captain Fischers nicht entgangen. Sie fühlte sich nicht besonders. Das war ihr erstes Zusammentreffen mit dem Captain gewesen, und nun hatte Davey ihr eine Auskunft verweigern müssen, was Fischer womöglich persönlich nahm. 'Was, wenn sie eine entsprechende Bemerkung gegenüber Doktor Buikater macht? Dann bin ich gleich auf der ganzen Station bei jedem unten durch' seufzte die Ärztin. Was sollte sie nur tun? Eine Entschuldigung verfassen?


--- 9:00 Uhr, SB Mamori, Promenadendeck

(Letzter Zug aus voriger Chronik:)
>... Wenn Sie wollen, begleiten Sie mich zu meinem Transportshuttle,
> und ich zeige Ihnen die Schatulle."

Ireihvae lächelte Krem zufrieden an. So wie man lächelt, wenn man handelseinig geworden ist, oder zumindest dazu bereit ist, handelseinig zu werden.
"Einverstanden. Gehen wir", antwortete sie.

Kimon trat aus dem Turbolift und ließ die Szenerie des neuen Decks auf sich wirken. Es war ihm auf den ersten Blick anzusehen, dass dieser Bereich der Freizeit und Entspannung angedacht war - er wirkte nicht ganz so förmlich wie der Turbolift und die Korridore zu den Quartieren, und hier und da unterstützten passende Farben das Ambiente. Ein netter Ort, um nach dem Feierabend noch ein wenig mit Freunden zu plaudern... Aber zur Zeit hatte er weder das eine noch das andere. Kimon seufzte. Nicht einmal Marek würde er in nächster Zeit sehen; er erfüllte längst wieder einen Auftrag in der Tiefe des Alls.

Kimon blieb plötzlich neben einem leeren Geschäft stehen, als er jemanden sah, den er kannte - Krem stand dort mit jemand anders zusammen. Der kleine Ferengi zögerte offenbar nicht, schnell neue Kunden für seinen Laden zu finden, denn er sprach gerade mit einer Frau, die Kimon noch nicht gesehen hatte. War es wirklich ein Kundengespräch? Kimon bezweifelte es, doch er konnte den Dialog der beiden von seiner Position aus nicht hören. Nach einem Moment wandte er sich wieder ab, um seinen Rundgang auf dem Deck fortzusetzen.

"Gut," sagte Krem und drehte sich um. In der Ferne sah er Kimon und rief: "AH! Mister Kimon. Einen Moment bitte!" Krem ging schnellen Schrittes auf ihn zu. "Ich bin unterwegs mit der netten Dame zu meinem Transportshuttle. Wenn Sie auch etwas Spezielles aus meiner Antiquitätensammlung kaufen möchten, dann können Sie uns begleiten. Ich mache Ihnen einen fairen Preis, wenn Sie für Ihre beiden netten Begleiterinnen etwas kaufen."

Kimon drehte sich verwundert um, als Krem ihn aufhielt. Er lachte, als der Ferengi ihm sein Anliegen erklärte. "Wie mir scheint, beschränkt sich Ihr Berufsleben nicht nur auf Haare und Kosmetik, Krem. Glauben Sie denn, in Ihrem Besitz befindet sich etwas, dass meine Begleiterinnen oder mich interessieren könnte? Und wer sagt Ihnen, dass ich bereit zu einem Handel bin?" Natürlich gab es Dinge, für die Andschana eine Schwäche hatte - oft schon war sie mit Tariki heimgekommen und hatte ihm neu erworbene Kleider, Spangen und Haarbänder vorgeführt. Auch wußte er, daß sie geschickt mit dem Schnitzmesser umging - viele der Schnitzereien, die die Möbel im Gasthaus seiner Eltern zierten, hatte sie eigenhändig hergestellt. Und wie fast immer klingelten einige der schmalen Armreifen an ihrem Handgelenk - zu jedem Blütenfest hatte sie einen neuen von ihm bekommen, seit sie bei ihm war. Doch darüber hinaus gab es nicht viel, das ihr Interesse erregen konnte, soweit er das beurteilen konnte.

Krem lachte leicht auf und schlug Kimon zwei mal mit der flachen Hand auf Kimons Rücken. "Die zweiundzwanzigste Erwebsregel besagt: Ein weiser Ferengi spürt den Profit im Wind," sagte Krem und lachte kurz. "Krem hat bis jetzt in seiner Antiksammlung immer etwas für jemanden gehabt. Ihre beiden Frauen werden glücklich sein, wenn sie zum ersten Stationstag etwas von ihnen bekommen." Krem kniff ein Auge zu. "Glückliche Frauen wollen wir Männer doch immer sehen, oder? Kommen Sie mit und sehen sich einfach um. Ihre Frauen lieben sicherlich auch Stoffe. Ich hab da in einen Vakuumkasten einen sehr alten vulkanischen Stoff. Gerüchten zufolge soll dieser Stoff mal T'Pau gehört haben. Aus irgendeinen Grund verkaufte sie den Stoff wieder an einen fliegenden Händler. Nun, wollen Sie zumindest mal sehen, was die berühmte T'Pau mal besaß?"

Die vertraute Geste, mit der Krem ihm auf den Rücken schlug, befremdete Kimon. Nicht, daß sie ihm unwillkommen war, doch das war fernab von dem, was er von seinem Gegenüber erwartet hatte. Doch er fing sich schnell wieder und legte den Kopf schräg, als er Krem musterte. Offenbar hielt Krem sowohl Tariki als auch Andschana für seine Frauen - war bei den Ferengi etwa Polygamie üblich? Aber wie auch immer es sich damit verhielt, Krem nahm den Umstand zwar irrigerweise, jedoch selbstverständlich hin. "Nun, da Sie offensichtlich sehr bestrebt sind, mir Ihr Angebot vorzuführen, werde ich gern mit Ihnen kommen. Dann lassen Sie uns mal ansehen, was diese T'Pau alles in ihren Schränken verbarg." Schon hatte er sich von der Wand abgestoßen, an der er gelehnt hatte.

Kimon hatte sicherlich noch nicht die Zeichen, die Krem ausgesendet hatte, erkannt. Aber Kimon würde noch früh erfahren, das Krem nicht nur Frauen mochte. Der Kunde war neugierig geworden, war nun an der Angelschnur, und nun hieß es ihn einzuholen, um fetten Profit zumachen. Krem nahm Kimon kurz beiseite, fasste ihm am Arm und zog ihn etwas hinunter, so das er etwas in Kimons Ohr flüstern konnte. Leise, so dass Ireihvae nichts verstehen konnte, sagte Krem zu Kimon: "Sagen Sie mal, Mister Kimon. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass hier so viele Halbepersonen herumlaufen. Halbemenschen, Halbevulkanier, Halbe- bajoraner,Halbeklingonen, Halbeandorianer. Was sagen Sie als Counselor dazu?"

Ireihvae wunderte sich nur kurz, als Krem interessiert auf den hoch- gewachsenen Mann zuging, den Ireihvae noch nicht kannte. Er sprach ihn als 'Mr Kimon' an, doch das sagte Ireihvae zunächst nichts. Ob er ein reicher Kunde des Ferengie war? Sie verhielt sich diskret und blieb abwartend und beobachtend im Hintergrund. Wirklich neugierig wurde sie erst, als Krem zu flüstern begann. Umso mehr verhielt sie sich noch diskreter, beinahe unsichtbar. Sie wollte weder dem Ferengie noch dem unbekannten großen Fremden gegenüber zu viel Interesse zeigen.

'Kunden sollte man nicht warten lassen', dachte Krem, als Ireihvae in seinem Blickfeld kam. "Nun, Ihre Meinung ist ja auch nicht so wichtig", sagte Krem plötzlich wie aus der Pistole geschossen. "Gehen wir zu meinen Schiff." Krem winkte Ireihvae herbei.

Kimon wirkte eher amüsiert als verärgert, als er auf den Ferengi heruntersah. Seine Gedanken schienen ziemlich flexibel zu sein - oder hatte er sich im zweiten Nachdenken überlegt, daß seine Frage vielleicht zu persönlich war? Was auch immer es damit auf sich hatte, Kimon kam jedenfalls nicht auf die Idee, Krem könnte ganz andere Interessen an ihm haben als einen Dialog. Natürlich kannten auch die Ta'Una gleich- geschlechtliche Beziehungen, doch beschränkten sich solche Konstellationen meist auf Frauen - sich als Mann einem männlichen Partner zuzuwenden, galt eher als Charakterschwäche, degradierte man sich durch solche Vorlieben doch bestenfalls selbst zu einer Frau. Und so übersah Kimon die Zeichen, die Krem ihm zu übermitteln versuchte, und interpretierte sie als die eines engagierten Händlers. "Keine Angst, mit der Frage werden Sie mit Sicherheit nicht indiskret", lächelte er, "Natürlich weiß ich, daß sich aus einer hybriden Herkunft gewisse Probleme entwickeln können - Mißtrauen, fehlende Identität, Vorurteile, Schwierigkeiten bei der Partnersuche... Aber wenn Sie mich persönlich fragen, ist das ein eindeutiger Vorstoß in der Völkerverständigung." Das Lächeln mutierte zu seinem breiten Grinsen, als er fortsetzte: "Wir wüßten doch gar nicht, mit welch angenehmer Exotik wir unser Leben bereichern können, wenn wir es nicht einmal wagten, uns auf andere Spezies einzulassen." Neugierig sah er noch einmal zu Ireihvae hinüber, als Krem sie heranwinkte. Wenn Krem seine Kunden immer so spontan ansprach, wie er das mit Kimon getan hatte, konnte sie aus vielen Gründen auf ihn warten - ob sie ebenfalls überredet worden war oder eher spezielle Interessen hatte?

"Wir Ferengis waren schon immer an Völkerverständigungen interessiert," sagte Krem zu Kimon, während sie Ireihvae immer näherkamen. "Wir sind ein Volk, das auch gewisse Risiken eingeht, um das Leben angenehmer zu gestalten." Krem hatte das Thema gewechselt und redete jetzt über 'Keine Risiken, keine hohe Profite'. "Ich schätze sehr die Vielfalt der Kulturen und die unterschiedlichen Ansichten. Es ist immer wieder eine neue Herausforderung neue Kunden zu beglücken. Es ist nur schwierig, wenn man auf Personen trifft, die Mischlinge sind. Solche Leute sind schwer einzuschätzen, welche Bedürfnisse sie benötigen. Klingonen sind anders als Romulaner. Nicht wahr?" fragte Krem Ireihvae, um eine Bestätigung zu bekommen.

Ireihvae schloss sich den beiden Männern an. Ihre Haltung verriet, dass sie Krem zu seinem Schiff folgen würde. Sie lächelte Kimon zu und antwortete beiden lachend: "Und ob Romulaner anders als Klingonen sind! Sie werden mit der Vielfalt rechnen müssen, mit dem Unerwarteten. Es stimmt, es gibt auffällig viele Hybriden an Bord. Mir kommt das nur gelegen. Dort, wo fast jeder ein Exot ist, ist jeder Einzelne 'normal' und gehört dazu."

"Habe ich das jetzt richtig verstanden?" fragte Krem. "Ihnen kommt das gelegen, das viele Hybriden an Bord sind? Sind Sie auch Counselor wie Mister Kimon? Studieren Sie auch andersartige Lebensformen und sagen ihren klingonisch vulkanischen Patienten: Ihr klingonischer Teil wird Sie nicht ermorden, weil das unlogisch wäre seinem eigenen Körper Schaden zu zufügen, nur weil der andere Teil keinen Blutwein trinken möchte?" Krem winkte ab. "Allein der Gedanke selbst ein Hybrid zu sein macht mich schwindlig. Was isst eigentlich ein klingonisch-vulkanischer Hybrid? Verstehen Sie was ich meine? Ein Kaufmann kann Hybriden schwer einschätzen, wenn er nicht weiß welcher Kulturteil des Kunden maßgebend dessen Leben bestimmt. Will man ihm Fleisch verkaufen, dreht der Vulkan/Klingone durch und hält einem ein Messer unter die Nase und sagt ich esse nur Spargel. Oder umgekehrt. Verkauft man ihm Spargel, will der Fleisch haben."

"Ist ein sicheres Gespür für die Bedürfnisse von Kunden nicht essentiell für einen Geschäftsmann wie Sie, Krem?" Kimon schmunzelte. Die Ausführungen des Ferengi klangen ihm zu absurd, als dass er sie glaubte. Wer würde schon seinen Friseur erstechen wollen, nur weil er ihm nebenberuflich Lebensmittel besorgte? "Ich selbst bin zwar kein Hybrid, aber so dramatisch sehe ich Ihren Kundenkreis nicht. Viele Hybriden haben ihre eigenen Eltern erlebt, die aus verschiedenen Kulturkreisen kamen, und die meisten werden für sich entweder einen Kompromiß zwischen diesen Kulturen gefunden oder sich auf eine Seite ihrer Herkunft eingelassen haben. Ihr vulkanisch-klingonisches Beispiel wird in dem Fall mit Sicherheit wissen, was Sie für ihn tun können. Ansonsten dürfen Sie ihm gern einen Besuch bei mir empfehlen."

Krem ließ Ireihvae und Kimon als erstes den Turbolift betreten. "Das werde ich bestimmt tun", ging Krem auf die Empfehlung von Kimon ein. "Sie glauben mir gar nicht, welchen ungewöhnlichen Lebensformen ich schon begegnet bin. Auf der letzten Raumstation auf der ich war, hat sich ein Ferengi-Psychologe eine goldene Latinumnase verdient." Krem sah auf das Anzeigendisplay der Liftkabine. "Ja, ein Ferengi muß ein Geschäftsgespür besitzen, um nicht in der Gosse zu landen oder schlimmer, um nicht einen Dolch zwischen seine Rippen zubekommen. - Einerseits bin ich froh, dass sich mein Geschäft direkt neben der Sicherheit befindet."

Ireihvae lachte Krem freundlich zu. Es blitze schelmisch in ihren Augen, und es war schwer zu sagen, ob sie scherzte, oder ihre Worte ein Körnchen Wahrheit enthielten: "Offen gesagt glaube ich nicht, dass ein Kunde Sie umbringt, nur weil Sie seine Vorlieben nicht im Voraus erraten ... höchstens wenn Sie seine Wünsche mißachten oder versuchen ihn zu betrügen. Was mich betrifft, ich werde Sie nur töten, falls Sie meine Haare ruinieren." Sie zwinkerte auch Kimon zu. Sie spielte ein Spiel. Nebenher hatte sie etwas erfahren, was sie schon vor Minuten hatte wissen wollen: Kimon war also ein Counselor! Der neue von Mamori.

"Offen gesagt glaube ich nicht, dass Sie mich umbringen werden", erwiderte Krem lächelnd. "Wer wird Ihre ruinierte Haare kostenlos, und mit einen Gutschein zur Wiedergutmachung, korrigieren?" Er sah kurz nachdenklich zur Kabinendecke. "Der Nausikaaner wollte keinen Gutschein, der wollte mich gleich... aber das ist ein anderes Thema. Oggie war schließlich Schuld an diesem kleinen Desaster. Er hatte die Kunden- karteikarte verwechselt. Ein guter Ferengi-Geschäftsmann kennt seine Kunden schon bevor sie seinen Laden zum ersten Mal betreten..." Krem sah Kimon und Ireihvae nacheinander an. "Ich fand, blonde Haare standen ihm sehr gut."


--- 9.10 Uhr, SB Mamori, Sicherheit

"Ich dich nicht in eine Arrestzelle kriegen? Nichts leichter als das, für die Stationssicherheit...", betonte Suvan selbstgefällig und warf einen Blick auf seinen Desktop. Dort bekam er die Nachricht von der OPS über Krems Shuttle. "Apropos Sicherheit", meinte der Halbvulkanier alarmiert. "Der Waffentest wird ausfallen müssen", meinte Talvert und überlegte, ob er zuerst Shay Jahari oder Krem kontaktierte. "Ich muss zur OPS." entschied er sich für die Ingenieurin. Der Halbvulkanier küsste die Idronianerin auf die Wange und meinte: "Ich freue mich auf heute Abend." Sich von Vaughn verabschiedend verließ er die Sicherheit und machte sich auf den Weg zur OPS.

´Träum ruhig weiter. Ich geh dann mal zur KS,´ dachte Kirah und verließ das Sicherheitsbüro in Richtung Krankenstation.

-- 9:15 Uhr, SB Mamori, Krankenstation

"Hallo, Doktor. Ich hoffe, Sie können mir helfen", wandte sich Kirah an Tavington.

'Yeah, die erste Patientin!' dachte Davey und wurde doch ein bisschen aufgeregt. Der Moment war besonders. "Ich grüße Sie, Colonel", meinte sie zur Idronianerin."Wie kann ich Ihnen denn helfen?" fragte Tavington.

"Indem Sie meine Kopfschmerzen vertreiben", erklärte Kirah. "Ich habe sie in letzter Zeit häufiger, genauer gesagt, seit der Beinahe- Todeserfahrung meines Mannes. Es muss da keinen Zusammenhang geben. Vielleicht hängt es auch mit der Schwangerschaft zusammen", meinte Kirah.

"Dann ist der Vater Commander Talvert", stellte Davey fest, als sie sich an den spektakulärsten Fall seit ihrer Ankunft auf Mamori erinnerte. "Setzen Sie sich bitte", lud sie Kirah ein und deutete auf ein Bio-Bett. Sie nahm einen Trikorder, entnahm den Scanner, und führte ihn langsam um Vaughns Silhouette.

"Ja, ist er", stimmte Kirah Davey zu. Gehorsam nahm Kirah platz und sah gespannt zu, wie Davey den Scanner über sie führte. "Und?" fragte Kirah nervös.

"Sie bekommen einen Jungen!" rief Davey, für ihre Rolle als Ärztin vielleicht zu enthusiastisch. Sie freute sich eben mit Vaughn darüber. "Was Ihre Schmerzen angeht... hätte ich gerne gewusst, ob Sie sich in letzter Zeit auf exotischen Planeten aufgehalten haben, oder viel mit fremden Spezies zutun hatten? Ich denke, Sie haben sich einen Virus eingefangen", berichtete Tavington und verglich ihre Scans mit der medizinischen Datenbank.

"Ja, das weiß ich", antwortete Kirah. "In den letzten zwei Monaten war ich auf keinem Planeten mehr. Fremde Spezies, hm, da fallen mir eigentlich nur die Romulaner ein", meinte Kirah und schauderte, als sie an dieses Kapitel auf der Reputation zurückdachte. "Was hat dieser Virus für Konsequenzen für mich? Unter anderem dienstlich?" fragte Kirah.

"Ach quatsch!" wiegelte Tavington ab und bereitete ein Hypo- Spray vor. "In der Datenbank habe ich Ihren Virus nicht gefunden, ich verabreiche Ihnen ein Breitbandmittel, in einer Dosierung, die für Ihr Baby ungefährlich ist. Wenn es morgen nicht besser ist oder andere Symptome auftreten, besuchen Sie mich wieder", wies Davey die Idronianerin an und drückte den Injektor gegen ihren Hals. "Haben Sie schon einen Namen, wenn ich fragen darf?" erkundigte sie sich.

"Andere Symptome? Hat das Auswirkungen auf meine Flugtauglichkeit?" fragte Kirah und sah Davey aus zusammengekniffenen Augen an. "Commander Talvert schlug 'Mark' vor, als Anlehnung an unseren letzten Kommandanten beim MC, doch ich kann mich damit noch nicht so recht anfreunden. Jedenfalls ist in dieser Angelegenheit noch nicht das letzte Wort gesprochen", erklärte Kirah.

"Nein, es hat keine Auswirkungen auf Ihre Diensttauglichkeit", erwiderte Tavington. "Colonel Vaughn, Sie haben einen Virus, nicht die rigellianische Pest", tadelte sie. Etwas zu laut dachte die Ärztin: "Mein Bruder heißt 'Julian', wenn Sie schon einen terranischen Namen in Betracht ziehen."

"Ist ja schon gut. Ich habe nur nicht vor, mir meinen Flug heute durch irgend etwas zu versauen. Dafür ist es zu lange her", erklärte Kirah und sah Davey etwas konsterniert an. "Commander Talvert zieht terranische Namen in Betracht, doch die Diskussion ist noch nicht zuende", meinte Kirah, und ein entschlossenes Funkeln trat in ihre Augen.

"Also kommen für Sie keine terranischen Namen in Betracht?" stellte Davey fest. "Ihre Flugtauglichkeit wird nicht beeinträchtigt, und Ihrem Sohn geht es ebenso wunderbar. Auch wenn sein einziges Hobby bis jetzt Zellteilung ist", entließ sie die Idronianerin praktisch. "Haben Sie sich schon einen Namen überlegt, wenn Sie den Vorschlag ihres Mannes nicht mögen?"

"Das habe ich nicht gesagt, nur halte ich nicht viel von Mark", stellte Kirah richtig. "In der Zeit, wo ich dachte, dass mein Mann tot ist, hatte ich mir eigentlich schon einen Namen für das Kind ausgesucht. Ich wollte ihn Neral Suvan nennen. Aber jetzt...", sagte sie.

"...jetzt ist Neral doch immer noch ein schöner Name", stellte Davey fest. Im nächsten Moment biss sie sich schon auf die Zunge. Ihr Mann lebte, vermutlich empfand Vaughn den Namen jetzt als Verrat an ihrer Beziehung, oder etwas in der Art. "Nun, Sie finden schon einen hübschen Namen, der Ihnen und Commander Talvert, und nicht zuletzt Ihrem Sohn gefällt", beschwichtigte sie vielleicht etwas hastig.

"Ich finde diesen Namen auch jetzt noch schön, doch ich bezweifle, dass mein Mann genauso denkt", meinte Kirah nachdenklich. "Es wird zwar wohl eine längere hitzige Diskussion geben, doch wir werden uns bestimmt einigen können", erklärte Kirah grinsend.


--- 9.15 Uhr, SB Mamori, OPS

Auf der OPS begab sich Suvan Talvert zu Commander Jahari. "Commander, haben Sie einen Moment Zeit für mich?" fragte er die Haliianerin.

"Hm? Wer stört?" brummelte Shay, immer noch in der Konsole steckend. Als sie den Kopf rausstreckte, erkannte sie den Störenfried. "Commander Talvert, Sie stören bei nichts Wichtigem. Was kann ich für Sie tun?" fragte Shay, stand auf und wischte sich die Hände ab.

Suvan rief auf einer funktionierenden Station den Bericht zu Krems Shuttle auf. "Erlaubt es der Zustand der Station, dass Sie das Schiff untersuchen? Ziehen Sie bei Bedarf die Sicherheit und die Wissenschaft heran. Damit Sie ungestört arbeiten können, informiere ich Mister Krem", plante Talvert.

"Sicher. Die Hauptanlagen sind alle in Betrieb. Im Moment werden nur die sekundären Systeme endgültig fertig gestellt", erklärte Shay. "Wenn's möglich wäre, würde ich gerne Miss Thlhom dabei haben. Vorsorglich sozusagen", meinte sie und sah Talvert an.

"Okay", sagte Suvan einfach. Jahari war Lieutenant Commander, zudem Chefingenieurin. Sie hatte sich mit dem Ersten Offizier abgesprochen, also sprach nichts dagegen sich Thlhom zu krallen. Talvert überlegte sich, die Haliianerin auf den Waffentest anzusprechen, den er plante, aber er hielt es für besser, wenn sie bei der Untersuchung des Shuttles den Kopf frei hatte. Also drückte der Halbvulkanier auf seinen Kommunikator und sprach: "OPS an Mister Krem. Treffen Sie ein Untersuchungsteam bitte, in der Shuttle-Rampe bei Ihrem Schiff. Es geht um die Beobachtung, die man an Bord der Glory gemacht hat."

"Gut", meinte Shay nur, und nahm ihre Werkzeuge hoch. "Jahari an Thlhom. Kommen Sie bitte zu Mr. Krems Shuttle. Ich hätte gern Ihre Unterstützung bei der Untersuchung", sagte Shay. "Dann mach' ich mich mal auf den Weg", sagte sie und ging zum Lift.


--- 9.15 Uhr, SB Mamori, Trainingshalle

In der Trainingshalle betrat Saghi die Matten und begann mit Dehnübungen. Die Klingobajoranerin atmete gleichmäßig, tief und ruhig. Sie führte die klassischen Bewegungen aus dem klingonischen Mokbara aus, erst ohne das Mek'leth, dann damit.

Viqi beobachtete Kerrigs Bewegungen genau. Sie selbst beschränkte sich auf ein paar katzenhafte Bewegungen und nahm dann ihr Nirr´tak zur Hand. Viqi ließ die drei Klingen auf jeder Seite ausfahren und begab sich in Position. "Sind Sie soweit?" fragte Viqi Kerrig.

"Ich schon..." erwiderte Kerrig und betrachtete die Khashthay zweifelnd. "Wie wollen Sie gegen mich bestehen, wenn Sie sich Ihres Körpers nicht bewusst machen?"fragte sie. Allerdings musste Alidar wissen, was sie tat, Saghi war nicht ihre Amme. So stellte sie sich ihr gegenüber und nahm eine Angriffshaltung ein.

"Oh, ich bin mir meines Körper durchaus bewußt", sagte Viqi, und ein diabolisch wirkendes Grinsen zeigte ihre spitzen Zähne. Viqi warf einen Blick auf die mit Handschuhen versehen Krallen und richtete dann ihren Blick auf Kerrig. Aufmerksam betrachtete Viqi die Haltung ihrer Gegnerin und näherte sich ihr lauernd.

'Was für eine interessante Verteidigung', wunderte sich Kerrig Saghi über das Anschleichen Alidar Viqis. Da sie keine Veranlassung hatte, ihre geplante Taktik zu ändern, machte die Klingobajoranerin einen Satz auf die Khashthay zu und drang mit ihrem Mek'leth auf sie ein. Sie machte kaum mehr als einen Hieb mit dem Schwert, bevor sie sich Viqi wieder aus einer anderen Richtung näherte, wobei die Pilotin bemüht war, schneller ihre Angriffsrichtung zu ändern, als ihre Gegnerin darauf reagieren konnte.

Viqi stieß ein zorniges Fauchen aus, da sie leichte Anlauf- schwierigkeiten hatte, Kerrigs Stil nachzuvollziehen und ihm zu folgen. Es dauerte eine Zeit, bis Viqi mit Kerrigs Stil klar kam. Dann ging sie zum Angriff über und deckte die Klingobajoranerin mit einer wahren Flut von Schlägen ein. Behände änderte Viqi die Richtung und dran erneut auf Kerrig ein, wobei sich ihre Schläge vom Schulterbereich bis zu den Füssen erstreckten.

Saghi knurrte grimmig, als sie von Viqi in die Verteidigung gezwungen wurde. Der Kanonade von Schlägen, Tritten und Schwerthieben konnte sie kaum standhalten, sodass die Halbbajoranerin mehr ausweichen musste, als dass sie blocken konnte. Kerrig verlor immer mehr an Boden, sie musste Alidar aus ihrem Angriffs- muster bringen. Saghi wich dem nächsten Messerhieb aus, indem sie nach hinten sprang. Sie ließ sich hintenüber flach auf den Boden nieder und brachte die Khashthay mit einer Schere zu Fall. Nur war sie schon im nächsten Moment über der Halbklingonin und hielt ihr das Messer an die Kehle. Unwillig selbst gegen eine Nicht-Klingonin verloren zu haben knurrte Kerrig. Sie überlegte, ob sie weiter kämpfen sollte, doch würden sie nicht trainieren, wäre sie jetzt tot. Kerrig wusste das, ein Weiterkämpfen wäre ohne Ehre.

Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck und doch etwas schwerer atmend steckte Viqi ihr Messer weg, stand auf und hielt Kerrig die Hand hin, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. "Es war ein guter Kampf. Sie sind sehr talentiert. Wenn Sie möchten, können wir regelmäßig trainieren", schlug Viqi vor.

"Das Angebot möchte ich erwidern, Lieutenant", antwortete Saghi und stand alleine auf. Nicht etwa, weil sie Viqi ihren Sieg missgönnte, nur war es eine Schmähung, einem besiegten Gegner auch noch aufhelfen zu wollen, ihm sein letztes bisschen Können abzusprechen. Das war eines der Dinge, die viele Nichtklingonen nicht wussten, von daher nahm Kerrig es Alidar auch nicht übel. "Das nächste Mal weiß ich, mich mit Ihnen nicht auf einen Bodenkampf einzulassen. Ich glaube nicht, dass wir alles voneinander gesehen haben", meinte die Pilotin.

Mit einem merkwürdigen Blick sah Viqi Kerrig an, als diese die dargebotene Hand ignorierte. Bei ihrem Volk galt das als grobe Beleidigung, doch Kerrig konnte davon keine Ahnung haben. So zog Viqi ihre Hand zurück. "Und Ihnen werde ich kein Messer mehr in die Hand geben", meinte Viqi grinsend. Sie bückte sich und zog die Lederscheide wieder über ihr Nip´Tak. "Es ist schwer, im Training alles von jemandem zu sehen. Wirklich alles bekommt man erst im Angesicht des Todes zu sehen", sagte die Khashthay mit seltsam leeren Blick.

Irritiert blickte Saghi ihre Vorgesetzte an. "Wollen Sie mich herausfordern, Miss Alidar?" fragte sie ungläubig.

Viqi sah Kerrig an. Dann fing sie an zu lachen. "Sie nehmen das alles zu ernst, Lieutenant", meinte sie lachend. "Aber Sie können es meinetwegen als Herausforderung ansehen und versuchen, mich im nächsten Training zu schlagen", schlug Viqi begütigend vor.

"Wie Sie wünschen, Lieutenant", antwortete Saghi trocken. "Nur lachen Klingonen nicht, wenn man über den Tod spricht, sondern wenn man ihn verursacht." Irgendwie verlangte es Kerrig das Thema zu wechseln. "Wo kann man auf der Station etwas trinken?" erkundigte sie sich.

Mit ruhigen Gesichtszügen sah Viqi Kerrig einen Moment ruhig an. "Ich verstehe", sagte sie, doch man konnte erkennen, dass dem keinesfalls so war. "Das Casino bietet sich dafür an", antwortete die Khashthay.